Parentalia nach dem Tode des Kaisers

  • Am Mittag der Iden des Februar sollte das große Opfer, das die Parentalia, jene uralten Feiertage zu Ehren der göttlichen Ahnen einleitete, beginnen. Der Platz vor dem Tempel der Vesta, in dem das heilige Herdfeuer bewahrt wurde, war von den Amatae des Vestakultes gereinigt worden und reichlich mit Veilchen und Girlanden geschmückt worden.


    Die Ziegen, die heute den Ahnen (und nicht zuletzt dem jüngst verstorbenen Kaiser Iulianus) geopfert werden sollten, standen unter der strengen Aufsicht eines Minister in der Ecke und drängten sich angesichts der vielen Menschen eng zusammen.


    Die neu erwählte Virgo Vestalis Maxima Pomponia Pia, eine recht alte Vestalis Aeterna aus nobilitärem Hause, erschien gemeinsam mit ihren Vestalinnen. Langsam schritt die Schwesternschaft aus dem Atrium Vestae und bildete schließlich einen Halbkreis vor dem Tempel, sodass ein Foculus das Zentrum des Kreises bildete.




  • Dem Anlaß und den düsteren und unsicheren Umständen, die dieses Fest begleiten, entsprechend im Trauergewand, jedoch nicht in Volltrauer, sondern in etwa auf Dreiviertelmast, finde ich mich vor dem Rundtempel der Göttin ein.


    Meine Vorfahren, allein voran meine Mutter, meinen Vater, aber auch M. Flavius Constantius, meinen Großvater - und meinen Urgroßvater Aulus Flavius Atticus gilt es für mich zu Ehren.


    Dem Anlaß und den düsteren und unsicheren Umständen, die dieses Fest begleiten, ist das Wetter in keinster Weise gefolgt. Die Veilchen und der Girlandenschmuck verstärken den frühlingshaften Charakter des Tages, ein wenig frisch das Klima und ein wenig kühl der Wind, aber warm die Stimmung im Herzen, die die Sonnenstrahlen hervorruft.


    Gerade der Gegensatz läßt das Bedrückende dem Glorreichen weichen, gedenken wir doch unserer ruhmreichen Vorfahren, Männer voller Tugend und Tatkraft, kaiserliche wie patrizische oder auch plebeische, denn schwere Zeiten binden alle zusammen.

  • Auch der Praetor Urbanus erschien selbstverständlich auf dem Forum, um das Opfer der Virgo Vestalis Maxima zu verfolgen. Wie zu den Saturnalia trug er auch heute keine Toga Praetexta und keinen Patrizier-Halbmond am Schuh. Er hatte sich für seine teure, schwarze Toga entschieden und am Morgen sorgsam den Bart auf einen Viertel Digitus stutzen lassen, denn der Kaiser war tot und besonders zu den Parentalia war natürlich Staatstrauer passend.

  • Auch Ursus hatte sich vor dem Tempel der Vesta eingefunden, um an dem Opfer teilzunehmen. Er trug eine dunkle Toga und schlichte Kleidung, wie es für den Anlaß und vor allem auch so kurz nach dem Tod des Kaisers angemessen war. Doch nicht nur dem Kaiser gedachte er in diesen Tagen. Sondern vor allem seinen Eltern und natürlich auch den anderen Ahnen der Familie. Später würde er dann auch noch das Grab seiner Eltern aufsuchen.


    Aufmerksam blickte der junge Aurelier zu den Vestalinnen. Gleich würde das Opfer beginnen und er wollte sich nicht auch nur die winzigste Kleinigkeit der heiligen Handlung entgehen lassen.

  • Der erste große öffentliche Auftritt der neuen Virgo Vestalis Maxima und die Bedeutung der Parentalia so kurz nach dem Tod des Kaisers waren für Macer gleich zwei Gründe, sich zeitig zu dieser Veranstaltung einzufinden. Er hatte bisher noch gar nicht mitbekommen, wer nun als oberste Vestalin die Verantwortung tragen würde und wenn er ehrlich war, wusste er für einen Senator wohl vergleichweise wenig darüber, wie diese Rolle überhaupt besetzt wurde, wenn der Pontifex Maximus nicht anwesend und nun soger verstorben war. Andererseits hatte der Cultus Deorum ja eine lange Tradition und es war gut zu wissen, dass dort Leute am Werk waren, die genau wussten was zu machen ist, um keinen Festtag ungebührlich zu versäumen.

  • Der Herold der Vestalinnen trat hervor und eindringlich erklang sein Ruf über das Forum.


    "Favete linguis!"


    Das fröhliche Gemurmel, das zwischen manchen aufeinandertreffenden Bekannten und Freunden entstanden war, erstarb und Pomponia Pia trat hervor. Mit eisigem Blick musterte sie die erste Reihe der Zuschauer, dann trat sie an den Foculus heran.


    Die Opferdiener zogen die drei Ziegen in den Kreis. Zwei folgten behäbig, die dritte jedoch musste mit sanfter Gewalt herbeigebracht werden. Die vergoldeten Hörner funkelten dennoch beachtlich in der matten Februar-Sonne.


    Langsam umschritt die Virgo Vestalis Maxima die drei Tiere, ihre gesenkten Augen auf das Finden jedes noch so kleinen Makels fixiert. Doch offensichtlich war nichts zu finden, denn sie nickte fast unmerklich den Dienern zu und diese zogen sich mit den Tieren zurück.


    Die Obervestalin jedoch begann mit dem Voropfer. Da sie den Manen opferte, gab es keine Statue. Stattdessen wurden die Opfer einfach vor dem Tempel präsentiert.
    Doch zuerst wurde ein wenig Weihrauch auf dem Foculus verbrannt, sodass sich der angenehme Duft über das Forum verbreitete (beziehungsweise über die ersten Reihen).


    "O divi parentes, Manes Augustorum! Wie ihr die Res Publica schützt und begünstigt seit alters her, so bitte ich euch durch dieses wie durch all jene jährlichen Opfer von Getreide für die Zukunft um Euren Schutz."


    Sie nahm eine goldene Schale, in der Getreidekörner aufbewahrt wurden, und hielt sie hoch. Dann wandte sie sich um und stellte sie auf einen kleinen, tragbaren Altar.


    "O divi parentes, Manes Augustorum! Wie ihr die Res Publica schützt und begünstigt seit alters her, so bitte ich euch durch dieses wie durch all jene jährlichen Opfer von Salz für die Zukunft um Euren Schutz."


    Nun ließ sie sich eine zweite Schale mit feinem, weißen Salz reichen. Erneut widerholte sich das Ritual und stellte sie neben das Korn. Auch ein Stück Brot, das mit Wein getränkt wurde, fand so seinen Platz auf dem Tisch.


    Zuletzt ließ sich Pomponia Pia die Hände waschen, dann war sie bereit für das blutige Opfer.




  • Ticinius hatte sich, bekleidet mit einer dunklen Toga, vor dem Tempel der Vesta eingefunden, um am Opfer teilzunehmen. Dies war der Anfang der Parentalia, und diese Zeit nutzten alle, um ihrer verstorbenen Vorfahren zu bedenken.


    Schon am Morgen hatte Ticinius den Manen in der Casa Salz und Wein aufgestellt, damit sie milde gestimmt werden und keine bösen Träume schicken. Am Nachmittag hatte er vor, zum Familiengrab der Matinier zu gehen und dort mit dem Ahnen zu speisen.


    Als das Opfer begann und der Herold schweigen gebot, beobachtete er aufmerksam die Ziegen, die die Opferdiener in den Kreis zogen. Es waren prächtige Tiere, und er war sicher, dass die Manen diese Opfer annehmen würden. Doch zuerst kam das Voropfer, und als dieses beendet war, beobachtete er aufmerksam die Virgo Vestalis Maxima, die nun auch das blutige Opfer vollziehen würde.

    statim sapiunt, statim sciunt omnia, neminem verentur, imitantur neminem atque ipsi sibi exempla sunt

  • Zitat

    Original von Cnaeus Flavius Lucanus


    An diesem Tage hatte auch Gracchus sich eingefunden, dem Beginn der parentalia beizuwohnen, denn trotz aller Geschehnisse waren es gerade jene kultischen Zeremonien und Feste, welche dem Jahr ihre feste, unumstößliche Struktur gaben, dem Leben eine voraussehbare, verlässliche Beständigkeit und dem Einzelnen die Stabilität der Kontinuität. Auf dem Weg zu den vorderen Reihen hin - wo er als Pontifex und Senator hin gehörte - hätte Gracchus beinah seinen Neffen Lucanus übersehen, beinah jedoch nur, so dass er schließlich zu ihm trat und leise zuraunte - leise, da die Vorbereitung zum Opfer schon in vollem Gange waren und jeden Augenblick es seinen Beginn würde nehmen.
    "Komm mit nach vorne, Lucanus."
    Wortlos schob er seinen Neffen durch die schmale Gasse, für welche die beiden Sklaven vor ihnen Sorge trugen, so weit, dass sie förmlich jede der sechs Locken der Virgo Vestalis Maxima einzeln konnten sehen. Gerade rechtzeitig war die Ankunft, da eben der Herold zum Schweigen aufforderte. Als Pontifex wusste Gracchus natürlich um die Ernennung der Pomponia Pia, doch ihr Anblick als virgo vestalis maxima ließ trotz allem das Herz ihm schwer werden. Jahrelang hatte dort seine Schwester gestanden, jahrelang hatte mit Stolz und Ehrfurcht er zu ihr aufgeblickt, da Agrippina tatsächlich die einzige ihres Zweiges gewesen war, welche der Familie zur Ehre hatte gereicht und dies letztlich wohl immer würde bleiben. Ihre Eltern hatten dem Imperium sie überantwortet, ihr Leben lang hatte sie ihre Existenz dem Wohle des Staates gewidmet - doch was hatte der Staat ihr zurückgegeben? Seine Pflicht hatte er vernachlässigt, zugelassen, dass auf niederträchtigste Art und Weise dem Leben sie entrissen worden war, und noch immer gab es keine Spur von dem Täter, noch immer gab es keinen Anhaltspunkt über den Hintergrund der Tat - eine Tatsache, welche längst nicht mehr nur deplorabel, sondern eine Schande war. All dies wallte durch Gracchus' Gedanken im Anblick der virgo vestalis maxima, welche gleich seiner Schwester ihr Leben dem Wohle des Imperium hatte gewidmet. Sie alle waren austauschbar, ebenso, wie auch der Kaiser dies würde sein.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Komm mit nach vorne, Lucanus," höre ich an meinem Ohr und zwei sanfte Hände fassen mich zwischen Brustkorb und Becken und schieben mich wiederstandslos 'nach vorne'. Nicht kameradschaftlich-derb, sondern vertraut-sanft, als würde meine Mutter ... ich fühle plötzlich ihre Gegenwart, oder ist es nur Einbildung, ihre ... Zärtlichkeit?


    Onkel Gracchus dirigiert mich in die vorderste Reihe, ein wenig peinlich ist es mir, was tue ich hier eigentlich?


    Die virgo Vestalis maxima ist wunderschön. Eine Inkarnation der Schönheit, der Reinheit und Wahrhaftigkeit, so kommt sie mir vor. Ist sie ein Mensch? Oder eine Göttin, die Menschengestalt angenommen hat? Ihre Worte perlen von ihren Lippen, ihre Bewegungen gebieten den Mächten der Welt, wie selbstverständlich, in ihr kumuliert der Kosmos in diesem Augenblick. Ich bin glücklich, froh um die Nähe meines Onkels, froh um das Jetzt.


    'Mutter! Kannst Du mich sehen?'



    [SIZE=7]edit:/ Tipp-Ex[/SIZE]

  • Die den Regeln der Vestalinnen entsprechend ungeschminkte, über vierzigjährige Pomponia Pia ließ sich nun die Opfertiere vorzeigen. Mit Mola Salsa weihte sie die Ziegen den Manen des Staates und der Kaiser, dann ließ sie sich von einer Mitschwester das reich verzierte Culter reichen.


    Langsam zog sie es jeder der drei Ziegen über den Rücken, vom Kopf bis hin zum Schwanze. Erst so waren die Tiere rituell gereinigt und entkleidet.


    "O divi parentes, Manes Augustorum!
    Wie ihr die Res Publica schützt, den Lenkern des Staates Weisheit schenkt, wie ihr seid Menschengedenken das römische Volk der Quiriten, eure Söhne und Töchter begünstigt,
    so bitten wir, wie wir durch das Opfer von Getreide, Salz, Brot und Wein gut gebeten haben, auch durch das Opfer dieser makellosen Ziegen um unser Wohl und euren Schutz für das Werdendende, aufdass wir die Bitten im folgenden Jahr erneut an Euch richten können, verbunden mit dem gleichen Opfer."


    Nun folgte ein kurzes Trankopfer, ehe die drei Opferdiener die Ziegen packten und ihre Messer blank zogen. Die Tiere blökten kläglich, doch unbarmherzig hielten die jungen Männer sie in eisernem Griff und der mittlere hob die Augen zur Virgo Vestalis Maxima.


    "Agone?"


    "Age!"


    befahl Pomponia Pia und hoffte damit, ihrem Cognomen, der ihre Frömmigkeit unterstrich, gerecht zu werden.


    Fast gleichzeitig stießen die drei Messer in die Kehlen der Ziegen und so erschlafften auch alle drei Tiere nahezu in der gleichen Sekunde und hauchten ihr Leben aus. Rasch fingen weitere Helfer das Blut der Tiere auf, doch die drei Opfermetzger ließen ihre Opfer fallen und begannen damit, sie noch auf dem Tempelplatz auszuweiden. Schleimig wirkende Innereien wurden in wunderbar goldene Schalen gelegt, sodass das Blut aus ihnen herausströmte und einer Suppe gleich in der Schale schwappte.


    Nun war der Augenblick des Haruspex gekommen. Vorsichtig nahm er die erste Schale entgegen, hob etwas heraus, das ein Kenner als Herz identifizieren würde, kontrollierte es, legte es zurück und griff zur Leber, dem wohl aussagekräftigsten Organ...




  • Auch Meridius hatte sich eingefunden. Und das mit gemischten Gefühlen, die ihn die ganze Zermonie über beschäftigten. Zum einen drehten sich diese Gefühle um den Tod des Kaisers. Weswegen man sich hier auch eingefunden hatte. Dann war da der Tod seines Sohnes, welcher ebenfalls noch nicht lange her war und über dessen Schmerz Meridius noch nicht hinweggekommen war. Und zu guter letzt erinnerte ihn die Vestalin an seine Schwester Decima Tertia. Auch diese war Vestalin gewesen und dann jung verstorben. Mitten im Leben war Meridius also vom Tode umfangen. Der Tod war allgegenwärtig und vermutlich starben am heutigen Tage auch in Parthien wieder unzählige Soldaten. Lebte Livianus noch? Auch das konnte niemand sagen.


    Meridius seufzte kaum hörbar leise auf.
    Solche Tage konnten einem den Rest geben.

  • Pomponia Pias Blick ruhte auf dem Haruspex, der extra persönlich vom Haruspex Primus für dieses Opfer eingeteilt worden war. Doch dieser schien auch nach ausführlicher Überprüfung der Vitalia keine Ungewöhnlichkeiten feststellen zu können.


    Daher blickte er zur Virgo Vestalis Maxima und nickte langsam, woraufhin diese ihren Blick zum Himmel hob und laut


    "Litatio!"


    ausrief. Damit begannen die Opferhelfer, die Ziegen zu zerlegen und Pomponia Pia sich zu ärgern, dass es heute Ziegenfleisch geben würde. Sie hasste Ziegen!


    Die Leute hingegen konnten nun nach Hause gehen und ihr Picknick auf den Gräbern vorbereiten. Oder auch nur ein häusliches Opfer abhalten.




  • Andächtig - wie der Onkel mit dem Neffen - standen die beiden Flavier - der Onkel mit dem Neffen - vor dem Opfergeschehen und erwarteten in ihre eigenen Gedanken versunken das Ergebnis der Divination. Jenes fiel, wie kaum anders zu erwarten, positiv aus, denn so nicht gerade der Haruspex ungustiös faulige Organe aus dem Tier würde ziehen, so stand bei einem solchen Opfer, an welchem viele einfache Bürger Anteil nahmen, stets zu erwarten, dass die vitalia wurden schön gelesen, so sie dies nicht ohnehin waren. Erleichtert, so als wüssten sie dies nicht, strömten die Zuschauer nachfolgend von Dannen, um ihren eigenen Anteil an der Verehrung der Verstorbenen zu leisten. Gracchus drehte sich zu seinem Neffen Lucanus und legte seine Hand ihm auf die Schulter.
    "Möchtest du mich zum flavischen Grabmal vor der Stadt begleiten? Auch wenn deine nächsten Anverwandten in Hispania bestattet wurden, so fanden dort einige Mitglieder deiner Familie ihre letzte Ruhe."
    Zu viele indes, welche noch nicht allzu lange dort bestattet waren.
    "Und wie die Götter, so binden auch die di parentes ohnehin sich nicht an einen Ort."
    Favorablerweise war dies eben so, andernfalls hätte Gracchus niemals Ruhe gefunden ob dessen, dass seine geliebte Base samt seines Zwillings irgendwo am Grunde des Meeres wäre auf Ewig gefangen.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Macer war froh, dass dieses Opfer angenommen wurde. Zu schlecht waren seine Erfahrungen mit misslungenen Opfern und Bußen für mangelnde Opfer in der letzten Zeit gewesen. Auf Ärger mit den Vorfahren konnte er da dankend verzichten. So aber konnte er den Tag mit unbeschwertem Gedenken verbringen, sofern es so etwas gab. Seine Familie war nicht groß und die Zahl der zu ehrenden Vorfahren überschaubar, zumal sie ihre Gräber alle nicht in Rom hatten. So begab sich Macer wieder zurück nach Hause an den heimischen Altar, um dort den privaten Teil der Parentalia zu begehen.

  • Götter, denen man blutige Opfer darbringt, müssen ruhelose und hartherzige Götter sein. Klirrendes Gerät, blöckende, muhende, stampfende und ängstlich zitternde Tiere, sofern nicht mit Kräutern in eine künstliche Halbwirklichkeit versetzt, das Dampfen der Innereien, die klebrige Süße des warmen Blutes, Knorpel, Fettgewebe, Sehnen, Organe Fleisch - und doch entdecke ich immer mehr Frieden und Ruhe in den sanften Bewegungen, den ruhig dahinplätschernden Gesängen, dem Hauchen der Flöten. Wenigstens heute. Große Opfer sind oft durchreglementierte Schlachtfeste, es werden Befehle geschnarrt, Stiefel knallen, Messer sirren, Trompeten schmettern und krächzen.


    Doch hier berührt uns die Stille der Unendlichkeit. Ganz selbstverständlich, als sei es das natürlichste der Welt, daß der Wind aufhört zu wehen, die Sonne am Himmel stillsteht, jede Bewegung aufhört. Frieden. Ist jetzt der Frieden mit unseren Göttern wieder hergestellt? Ist der Lauf der Dinge angehalten worden und wie ein großes Räderwerk setzt es sich nun langsam wieder in Bewegung, als hätte es nie aufgehört, Zahn um Zahn, Rad um Rad zu funktionieren?


    "DAs wäre mir lieb. Ja, Onkel, laß' uns gehen." Stille. Ein sanftes Säuseln des Windes erhebt sich, die Menschen bewegen sich langsam und bedächtig, kein Lachen, kein sorgenvolles Seufzen, nur stille Heiterkeit und nachdenkliche Andacht.

  • Schweigend nebeneinander verließen auch Neffe und Onkel Flavius den Ort des Opfers, zu Fuß, denn obgleich der Tag sich von frühlingshaft, angenehmer Seite zeigte, so fürchtete doch Gracchus an diesen Tagen der parentalia die Anwesenheit der Verstorbenen, nicht gütiger, wohlgesonnener Anverwandter, sondern rachsüchtiger Geister, von welchen nicht wenige ebenso anverwandt waren, und scheute darob die stille Abgeschiedenheit der Sänfte, welche er sonstig im Trubel der Stadt bevorzugte, um das Gemüt von den sanften Strahlen der mild scheinenden Sonne erhellen zu lassen. Am flavischen Amphitheatrum vorbei folgten sie der Straße aus Rom hinaus zum flavischen Familiengrab.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!