• Scipio schmunzelte. War das gerade eine versteckte Drohung was bei einer Untersuchung durch die kaiserliche Kanzlei auf den Tisch kommen könnte? War das der Ernst dieser Iunierin oder hatte er sich gerade verhört?


    "Eine Untersuchung durch die kaiserliche Kanzlei lass getrost meine Sorge sein. Und lass dir einen guten Rat geben, du willst sicher keine Untersuchung durch die Kanzlei, denn eines kann ich dir garantieren: Sollte es dazu kommen und die Polis glauben sich profilieren zu müssen so würden wir doch am längeren Hebel sitzen. Was glaubst du wessen Aussagen mehr Gewicht hätten, die eines hoch dekorierten Praefectus Legionis und eines ehemaligen Praetorianers der nun Statthalter dieser Provinz ist oder jene einiger Griechen? Zudem solltest du meine Beziehungen nach Rom in der kaiserlichen Kanzlei nicht unterschätzen."


    Es war doch von Vorteil einen Verwandten in einer hohen Position in Rom sitzen zu haben auch wenn sich Scipio nicht unbedingt sicher war das ihn Balbus auch unterstützen würde, zu dunkel war ihre Vergangenheit.


    "Aber ich bin zuversichtlich das es gar nicht erst dazu kommen muss. Ich denke wir können die Angelegenheit hier und ohne die Kanzlei regeln und dies in einem Maße das niemand Schaden nimmt. Ich möchte dich nur bitten deine Mitamtsinhaber auf eine Zusammenarbeit mit der römischen Verwaltung und der Legion einzuschwören und dafür zu sorgen das alle kooperieren, auch die Stadtwachen. Dann können wir diese unschöne Geschichte schnell aus der Welt schaffen und alles vergessen."

  • Ich hatte es noch nie nötig gehabt jemandem versteckt zu drohen, denn in aller Regel war es viel hilfreicher dies ganz offen zu tun, und genau so hatte ich auch dies gemeint.
    Die Aussage einer Römerin, die von einem Praefectus Legionis damit bedroht wurde, dass er sie an ein Kreuz schlagen würde, dürfte durchaus ein gewisses Gewicht haben. Ein solcher Verstoß gegen die althergebrachten Gesetze Roms können auch noch so guten Beziehungen nicht ungeschehen machen.
    sagte ich und für einen Moment entschwand das Lächeln aus meinem Gesicht, erschien jedoch kurz darauf wieder.
    Verletzt bei den Untersuchungen die Rechte der Polis nicht und es wird jeder kooperieren.

  • Archias wollte sie besuchen? Mit dem hatte Axilla ja überhaupt nicht gerechnet. Überhaupt, sie hatte den Aelier schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. So ziemlich seit der Einladung zu der irgendwannmal stattfindenden Hochzeit zwischen ihm und Seiana nicht mehr. Es war doch nicht passiert? Oder hatte sie etwas gemacht, weshalb er sie ausladen wollte? Nein, so gemein war Archias sicher nicht, Axilla schüttelte diesen Gedanken ganz schnell ab.


    Sie schickte also Leucos los, er solle den Gast doch gleich reinbitten. Dieser wiederum scheuchte Levi durch die Gegend, er solle die Eingangstreppe putzen und schlurfte los in Richtung Eingang. Sie selbst blieb im Atrium und schickte schonmal einen anderen Sklaven, vielleicht etwas zu trinken zu holen. Und dann wartete sie neugierig auf ihren Gast.

  • Caius war sich vollauf bewusst, dass er Axilla mit seinem Besuch überraschte. Es überraschte ihn ja selbst. Also, nicht dass er sie besuchte, sondern dass er sie erst jetzt besuchte. Und als er nun das Haus betrat und an den üblichen römisch-ägyptischen Einrichtungsgegenständen eines solchen Haushaltes entlang ging, schämte er sich schon ein wenig dafür. Er seufzte leise und steuerte auf Axilla zu, die sich ganz in der Nähe befand.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte er eingangs und hob die Hände abwehrend vor den Körper, grinste dabei aber.
    »Ist viel zu lange her, dass wir uns gesehen haben. Und das nehme ich vollkommen auf meine Kappe. Trotzdem schön, dich wiederzusehen!« Und da umarmte der Aelius die Iunia ganz unverfroren.
    »Wie geht es dir, meine Muse?« fragte er und setzte sich einfach so hin. Das nahm er sich raus, aber deswegen war er ja auch Caius Archias. 8)

  • Archias hob beim Eintreten gleich beschwichtigend die Hände, und Axilla blieb etwas verwirrt sthen. Eigentlich wollte sie ihn wie immer lächelnd begrüßen, aber seine Geste ließ sie innehalten. Dass er sich dann entschuldigte, brachte sie schließlich aus dem Konzept, und nach der Umarmung shcließlich war die Verwirrung komplett. Ein bisschen perplex stand die junge Iunia erstmal da und versuchte zu rekapitulieren, was los war.
    Sie war weit entfernt davon, irgendwie gekränkt zu sein. Überhaupt war das ein Wesenszug, der ihr vollkommen abgängig zu sein schien, denn sie grollte zwar manchmal schnell und heftig, aber wirklich nachtragend war sie noch nie gewesen. Außer bei Terentius Cyprianus, aber wohl selbst dem würde sie seine Bemerkung vergeben, wenn er sich bei ihr entschuldigen würde. Was er nicht würde, aber das war ja was anderes.
    Axilla merkte, wie sie sich selbst in ihren Gedanken noch mehr verstrickte, und so stand sie einen Augenblick nur etwas perplex da, ehe sie, als wäre absolut nichts gewesen, fröhlich sich zu Archias setzte, locker ein Bein angezogen und die Fußsohle auf das Sitzpolster gestellt, vom einen Ohr bis zum anderen lächelnd. Sie freute sich wirklich, dass er sie besuchen kam.
    “Ich bin doch keine Muse. Eine kleine, verspielte Nymphe vielleicht“, scherzte sie leicht, ehe ihr wirklich etwas einfiel, das sie ihm erzählen konnte. Die Erkenntnis durchzuckte sie regelrecht, als sie ihm ganz aufgeregt zu erzählen begann.
    “Ich freu mich ja so, dich zu sehen! Ich bin grade ganz aufgeregt. Senator Decimus Livianus hat mich nach Rom eingeladen. Und der Gesandte aus Rom, also Pompeius Imperiosus, hat gemeint, ich darf mit ihm mitfahren, damit ich die Einladung annehmen kann. Also nach Rom. Ist das nicht aufregend?“
    Erst einen Moment später kam ihr zu Bewusstsein, dass sie sich von Archias ja dann noch gar nicht verabschiedet hatte. Auch wenn sie ja wiederkommen wollte und noch gar nicht weg war, aber dass sie das vollkommen vergessen hätte. Ertappt schaute sie kurz schuldbewusst zu ihm. “Äh, ich wollte dich da sowieso dann noch besuchen kommen. Also, bevor ich fahre... also, cih komme ja wieder, nur ein paar Wochen, aber.. ich wollte schon noch bescheid sagen. Nicht das du denkst, ich hätte dich vergessen!“ Was sie hatte, weshalb sie jetzt auch dreinschaute wie eine Vierjährige, die mit der Hand in der Keksdose von der Köchin erwischt wurde.
    “Und, und... ähm, was gibt es bei dir?“ versuchte sie schnell abzulenken.

  • Verwirrung komplett. Caius grinste breit, als er sah, dass Axilla sich wohl ein wenig überfordert fühlte in diesem Moment.
    »Blödsinn. Natürlich bis du eine Muse, auch wenn du denkst, du wärst es nicht. Können Nymphen überhaupt dichten? Weil...Musen sind ja quasi der Inbegriff der Dichtkunst«, erwiderte er grübelnd. Natürlich stellte er das etwas überspitzt dar, aber das Gedicht war damals eben ein wirklicher Knüller gewesen.


    Axilla schien sich aber eh relativ schnell wieder zu fangen. Jedenfalls plapperte sie ganz plötzlich über die Maßen aufgeregt drauflos, so dass Caius Mühe hatte, ihr gescheit zu folgen. Dementsprechend angestrengt sah er sie daher an.
    »Äh, also... Du willst mit Decimus Livianus zu einem pompeischen Senator fahren und dich bei einem Gesandten verabschieden?« Caius blinzelte irritiert und ließ Axillas Worte noch einmal langsamer Revue passieren.
    »Moment. Zu Decimus Livianus? Mit einem Pompeius? nach Rom? Lustig«, fasste er dann richtiger zusammen und grinste.


    »Tja, also... Weißt du, warum ich hier bin? Ich wollte mich eigentlich auch schon mal verabschieden. Ich werde nämlich auch aus Alexandrien fortgehen, vorerst zumindest.« Caius grinste Axilla an.
    »Ich bin mir nur noch nicht sicher wohin. Und wann genau. Aber ich denke, dass es nicht mehr so lange dauern wird, ich warte eigentlich nur noch auf einen Brief von Quarto. Und je nach dem was er schreibt, wird es wohl Germanien oder Rom werden. Eh, Germanien zum Bärenjagen oder Rom zum Arbeiten. Sozusagen. Und deswegen bin ich hier, weil ich eben nicht in ein paar Wochen wiederkomme... Nicht dass du denkst, ich hätte dich vergessen. Aber sag mal, was hast du denn mit Decimus Livianus zu schaffen?« fragte Caius, dem in diesem Moment einfiel, dass das ja ein Verwandter von Seiana war. Puh, zum Glück unterstand sie keiner patria potestas mehr. Wenn er an das Gespräch damals mit ihrem Onkel Meridius dachte, wurde ihm heute nich ganz anders. Von dem hatte man auch nichts mehr gehört...


    »Och, sonst geht es mir ganz gut... Dein Verwandter Merula ist ein netter Kerl, mit dem lässt es sich gut arbeiten.«

  • “Ach, so toll war das jetzt auch nicht...“ meinte Axilla errötend bei dem Kompliment mit dem Gedicht und kratzte sich verlegen am Arm. Sie hatte es gar nicht so gut gefunden, und jetzt so im Nachhinein war sie richtig peinlich berührt, dafür auch noch ein Kompliment zu bekommen. Sie war es einfach nicht gewohnt, dass jemand mal etwas, das sie machte, gut fand. Schon gar nicht so, sie mit einer Muse zu vergleichen.


    Aber zum Glück war ja auch gleich für Ablenkung gesorgt und das Thema kam auf Rom. Als Axilla hörte, dass Archias auch verreisen würde, und wohl nicht wiederkommen würde, war sie sich unschlüssig, ob sie sich freuen sollte oder eher doch nicht. Natürlich freute sie sich für ihn, denn das war ja sicher gut, wenn er nach Rom versetzt würde. Germania war wohl nicht so prestigeträchtig. Aber Rom sicher doch, und die Möglichkeit dazu war etwas, worauf sie als Freundin hoffen sollte und konnte. Aber... dann würde sie ihn nicht mehr wiedersehen, und das machte sie schon traurig. Auch wenn sie sich die letzten Wochen wenig gesehen hatten, mochte sie ihn ja trotzdem gern.
    Zum Glück lenkte er ihre Gedanken erstmal auf etwas anderes.
    “Decimus Livianus? Um, das ist ein wenig komisch, wenn ich so drüber nachdenke. Also, mein Vetter Silanus, du erinnerst dich? Also, er war bei dem Senator vor zig Jahren mal Scriba und später Klient. Und dann wurde der Senator ja von den Parthern entführt, aber wurde wieder befreit, und dabei kam der wohl auch heimlich durch Alexandria. Ich hab ihn nicht gesehen, aber das stand in der Acta.
    Und auf jeden Fall hat Silanus nun aus Germania geschrieben, wir sollten doch zum Dank den Göttern opfern, weil Livianus gerettet wurde. Aber ich dachte, das bringt ihm doch gar nicht, wenn ich hier den Göttern opfere, das bekommt er doch gar nicht mit in Rom. Und da hab ich ihm einfach einen Brief geschrieben und ihm gratuliert.
    Und... ähm...“
    Das war ihr jetzt ein wenig peinlich, weil eigentlich hätte sie sie dem Senator nicht nur nicht mit einem Brief auf den Nerv fallen sollen, sondern sich wenn schon, dann ganz gesittet benehmen sollen. Aber Archias hatte schließlich gefragt, wie es zu der Einladung gekommen war. “ähm, also.. ich hab halt gemeint, dass er ruhig hätte hier vorbeikommen können, wo er doch schonmal in Alexandria war. Ich weiß ja, dass Senatoren nicht hierher dürfen, aber er war ja schon da, da hätte er doch auch vorbeikommen können, oder nicht?
    Hmmm, auf jeden Fall hat er mir tatsächlich zurückgeschrieben und gemeint, da er mich ja in Alexandria nicht kennen gelernt hat, würde er mich nach Rom einladen, damit wir uns kennenlernen.“


    Verschmitzt schaute Axilla auf und lächelte dabei. Wenn man sie nicht näher kannte, konnte man fast meinen, dieses zufällige Chaos, was sie verströmte, wäre Absicht und Teil eines Planes, der ihr scheinbar nun auch schon die Einladung nach Rom gebracht hatte. Auch wenn die traurige Wahrheit war, dass sie schlicht und ergreifend nicht nachdachte, bevor sie etwas machte, und dabei beinahe unverschämtes Glück hatte.


    “Und ja, Merula ist nett. Wusstest du, dass er in Mantua Priester war, hat er das erzählt? Oder von seinen Schriften? Er versucht sich grade im Schreiben.“
    Axilla wollte ihren Vetter nicht verpetzen, sie fand diese Züge von ihm eher liebenswert und wollte sie daher mit ihrem Freund teilen.


    “Also, falls du nach Rom versetzt wirst, dann kann ich dich ja auch mal besuchen kommen. Also, wenn du nichts dagegen hast“, meinte sie auch dieses Mal, ohne groß darüber nachzudenken. Erst eine Sekunde später wurde ihr wieder bewusst, wo die Aelier denn in Rom wohnten.
    “Oh, und, also, wenn ich das überhaupt darf, weil, ich kann ja nicht einfach so dahinspazieren, oder? Ich will da ja aber keine Umstände machen und...“
    Axilla fing wieder an, ihre Hände zum sprechen dazuzunehmen, was ihren Versuch, ihre leichtfertige Frage irgendwie zu relativieren, zu einer fast akrobatischen Einlage machte.
    “Aber vielleicht ist es ja auch Germania, und das wäre dann doch weit weg...“

  • Es ist für die meisten Männer ohnehin so manches Mal schwer, einer Frau zu folgen, daher mag man es Caius nachsehen, dass er ein wenig verwirrt dreinschaute, während Axilla davon erzählte, wie es zu der Einladung gekommen war. Er gab sich jedoch große Mühe, und am Ende hatte er sogar verstanden, wie Axilla nun nach Rom kommen sollte. Allerdings war ihm schleierhaft, wieso ein Senator eine junge Dame einfach einlud, quasi nur so. Ob der Decimus explizit auf eine Anstandsdame hingewiesen hatte? Caius hatte da so seine Zweifel. Andererseits kannte er den ehemaligen Legaten gar nicht. Aber das Tamtam, das seine Rückkehr bedeutet hatte, und die Werbetrommel, die die Acta dabei gerührt hatte, waren schon irgendwie seltsam. Naja.


    »Klingt irgendwie, als hättest du da ein Pasch im Würfeln gehabt. Pass bloß auf, die meisten Senatoren sind ja nicht mehr die Jüngsten. Hinterher will der dich wegheiraten oder sowas, einfach weil ihm deine Kurven so gut gefallen und dein Verwandter sein Klient ist. Da kann er ja schlecht nein sagen, nicht? Am besten nimmst du eine ganze Horde Sklaven zum Aufpassen mit. Und sag Seiana mal hallo, wenn du in Rom bist und deinen Senator besuchst.« Caius machte kurz ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Er vermisste Seiana ziemlich. Auf ihre Art war sie genauso verplant wie Axilla, und obendrein noch ziemlich schräg.


    »Aber weißt du, eigentlich schreibt man ja nicht einfach so einem Senator, oder?« überlegte Caius dann laut. Er selbst hatte zumindest nie einfach so einem geschrieben. Na gut, von Quarto einmal abgesehen. Hatte er sonst einem geschrieben? Nicht dass er wüsste. Und ihm hatte auch niemand geschrieben. Nicht einmal Quarto bisher. Caius seufzte.


    »Hm? Oh, tatsächlich? Dann scheint die Begabung und das Interesse dafür ja in der Familie zu liegen, was?« gab er zurück und grinste schelmisch. Eigentlich wollte er Axilla damit nur wieder etwas sticheln, damit sie rot werden würde.
    »Nein, dass er mal Priester war, wusste ich nicht. Aber ist sicher nicht schlecht. Nur für mich wär das nichts. Ich hab keine Lust, den ganzen Tag in so einer seltsamen Kutte herumzulaufen«, stellte er klar und zuckte mit den Schultern.


    »Versetzt?« Im ersten Moment wusste Caius gar nicht, was Axilla damit sagen wollte. Dann aber fiel es ihm ein und er schüttelte den Kopf.
    »Achso, nein. Also, ich werde höchstwahrscheinlich bei der Post aufhören. Ich hab den Legaten nicht um Versetzung gebeten. Weißt du, ich bin ja zum Ritter ernannt worden, und da möchte ich jetzt etwas weiterkommen. Deswegen habe ich Quarto geschrieben, du weißt ja, der Bruder des Kaisers, und ihn gebeten, nach einem geeigneten Amt für mich Ausschau zu halten. Mal sehen, ob und wann das klappt. Je nach dem wie schnell, wäre ich sonst erst nach Germanien gezogen. Ich wollte schon immer mal einen Bär jagen, weißt du? Macht sich bestimmt gut, so ein Fell unter nem Kohlebecken oder an der Wand. Aber Seiana st nicht so begeistert davon... Deswegen überlege ich, ob ich das nicht lasse und gleich nach Rom gehe. Nur wenn ich da nichts zu tun habe, wär das auch Mumpitz«, erklärte er ihr und zuckte mit den Schultern. Auf ihre Frage hin musste er grinsen.
    »Was? Natürlich kommst du mich dann besuchen. Uns«, verbesserte er sich.
    »Zur Hochzeit kommst du ja eh. Und dann bleibst du einfach etwas länger da. Deinen Senator wird das sicher auch freuen«, stichelte er und grinste breit.

  • An die Möglichkeit, irgendwer könnte sie in Rom heiraten wollen, hatte Axilla noch überhaupt gar nicht gedacht. Und der Gedanke, ein Senator könnte sie heiraten wollen, war noch viel absonderlicher für Axilla, die erstmal dastand wie ein Lämmchen bei Gewitter und Archias so anschaute, dass man ihr beim Denken zuschauen konnte. Sie überlegte nochmal, was der Senator genau geschrieben hatte, aber das hatte nicht auch nur leicht danach geklungen, als würde er sie sich wegen sowas anschauen wollen. Und überhaupt, wer würde sie schon heiraten wollen? Aus politischem Kalkül vielleicht, aber die Iunii waren nun nicht in solchen Positionen, dass da eine solche Planung groß in Aussicht stand. Selbst Urgulania war ja noch unverheiratet!
    “Ähm, meinst du wirklich?“ stammelte sie also etwas überfordert und war froh, dass Archias gleich weiterredete. Auch wenn es ein Tadel wegen des Briefes war.


    “Ja, ich weiß mit dem Brief. Ich hab nicht darüber nachgedacht, und als ich dran gedacht habe, da war er schon auf halbem Weg nach Rom unterwegs. Und, ich meine... das Glück begünstigt ja die Mutigen“ – oder diejenigen, die vor lauter jugendlichem Übereifer einfach nicht über Konsequenzen ihrer Handlungen nachdachten – “und .. naja, eigentlich ist das doch was Gutes, oder?“
    Archias hatte sie mit seinem Hinweis aufs Heiraten wirklich aus dem Konzept gebracht.


    Dass er weniger versetzt wurde, sondern vielmehr aufstieg, begriff Axilla erst, als Archias es ihr auch so erklärte. Dass der Bruder des Imperators Quarto hieß, hatte sie sicher schon irgendwannmal gehört oder gelesen, aber wieder vergessen, so dass sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Überhaupt war es ein wenig seltsam, wenn sie überlegte, dass sie mit einem Verwandten des Kaisers sprach. Für sie war das irgendwie trotzdem einfach nur Archias.
    Daher freute es sie besonders, als er sie dann richtig einlud, und sie sich nicht nur selbst eingeladen hatte.


    “Das ist nicht nett, mich so aufzuziehen“, meinte sie gespielt schmollend, was aber durch ihr Lächeln nicht auch nur ansatzweise ernst wirken konnte. “Ich glaube, der fällt vor Schock vom Stuhl, wenn ich ihn mit der ägyptischen Leichtigkeit konfrontiere und wird froh sein, wenn ich wieder gehe.“ Auch wenn es als Scherz und lachend gesagt war, mit reichlich Selbstironie, so ganz von der Hand konnte es Axilla nicht weisen. Sie war schon etwas unbedarft und hatte nicht nur einmal deshalb von Urgulania einen mehr oder auch weniger dezenten Hinweis bekommen, sie solle mehr auf ihre dignitas achten.
    “Aber dann hoffe ich, dass du nach Rom kommst. Ich würde es auch nicht so toll finden, wenn du von einem Bär in Germania noch angefallen wirst. Wer lobt mich denn dann für meine nicht vorhandene Dichtkunst?“

  • Caius meinte fast, die kleinen Schräubchen und Rädchen hinter Axillas Stirn rattern zu sehen, während sie nachdachte. Allerdings schien sie nicht sonderlich davon überzeugt zu sein, dass sich überhaupt jemand für sie interessieren könnte.
    »Na nun aber«, tat Caius entrüstet und drückte den Rücken durch.
    »Wenn ich nicht schon fast unter der Haube wäre, könnte da selbst ich nicht nein sagen. Schau dich mal an! Und du bist humorvoll und, äh, kannst dichten und sowas. Wer würde ds nicht zuschlagen wollen? Und gerade so ein verkalkter Senator wie der Decimus ist sicher auch wild auf Frischfleisch. Ich meine, stell dir doch mal vor, der war eine halbe Ewigkeit bei den Parthern eingesperrt...« Caius schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    »Du musst eben einfach vorsichtig sein. Ja?«
    Das Glück begünstigte die Mutigen? Ha, Caius dachte immer, dass der Spruch 'Das Glück is mit die Dummen' hieß. Vermutlich war das aber ein Fehlglaube, also sagte er besser nichts dazu. Und Axilla war ja auch eigentlich nicht dumm. Etwas voreilig vielleicht, aber das war ja an sich noch nicht schlimm.


    »Ach, gib es zu, insgeheim magst du das doch«, witzelte Caius nun, als Axilla sich halb im Ernst beschwerte. Dabei grinste er von Ohr zu Ohr.
    »Kann gut sein. Aber wenn er umkippt, hat er sicher einen Stall von Sklaven, die ihn und seine kostbare toga zurück auf den Stuhl schubsen.« Caius bleckte grinsend die Zähne, als er sich einen wild strampelnden Senator vorstellte, den zehn Sklaven vor dem Umkippen retteten.
    »Warte das einfach ab. Ich bin gespannt...«
    Vielleicht bedeutete das für Axilla ja einen Aufstieg sondergleichen. Dann wäre sie schneller als er, was ihn zwar nicht im Geringsten wurmte, sich aber doch irgendwie seltsam anfühlen würde. Nun ja, noch war es ja nicht so weit.


    »Ich? Angefallen?« Caius tat beleidigt.
    »Hör mal, ich kann vielleicht nicht so hochtrabend daherreden wie die Politiker, aber ich werde sicherlich mit einem germanischen Bären fertig.« Er schnaubte gespielt empört.
    »Siehst du, allein mein Stolz verlangt es nun eigentlich, dass ich doch nach Germanien fahre und dir ein Bärenfell besorge. Damit du mir glaubst.« Ein skeptischer Blick in Axillas Richtung folgte.
    »Hast du überhaupt schon mal so einen germanischen Bären gesehen? Die sind riesig. Stinken aus dem Maul. Und haben soooolche Zähne.« Er machte eine entsprechend übertrieben Größenangabe mit beiden Händen.
    »Und wenn man da nicht aufpasst..... fressen die dich Womit er Axilla eigentlich recht unschicklich in die Seite piekte und zu kitzeln begann.

  • Als Archias die Parther erwähnte, schaute Axilla einen Moment fast vorwurfsvoll. Aber nur fast, denn von den Sätzen davor war sie noch viel zu sehr damit beschäftigt, verlegen zu lächeln. Zwar sagte er das bestimmt nur so, dass er sie heiraten würde, wenn er nicht schon fast vergeben wäre, aber natürlich schmeichelte das Axilla doch sehr. Doch dann klang er mit einem Mal ernst, als er meinte, dass sie auf sich aufpassen sollte, und Axilla wurde auch ein wenig ernster – was bei ihr hieß, sie strahlte nur noch wie die Sonne und nicht mehr wie ein Honigkuchenpferd und legte dabei den Kopf leicht schief.
    “Ich werd Leander mitnehmen, und die Iunii haben in Rom ja auch eine eigene Casa, wo ich wohnen werde. Ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpasse.“ Das Versprechen ging Axilla so leicht wie alles andere von den Lippen, auch wenn sie das durchaus ernst meinte. Sie hatte ja wirklich vor, nie wieder so einen Blödsinn zu machen, wie sie ihn in ihrem jungen Leben schon angestellt hatte. Auch wenn sie immer wieder unter Beweis stellte, dass das nicht viel mehr als ein guter Vorsatz war.


    Als er dann aber das Bild vom Senator auf dem Boden in ihren Gedanken zeichnete, musste Axilla doch leicht prusten, als sie ein lautes Lachen unterdrückte. Oh, das war gemein. Sie kannte den Senator ja gar nicht, und hatte nun das Bild eines fetten, alten Mannes vor sich, der vor lauter Toga gar nicht mehr aufstehen konnte und wild wedelnd auf dem Boden lag, damit die Sklaven ihm aufhalfen.


    Ihr Kichern hielt auch noch an, als Archias sich über den Einwand mit dem Bären gespielt muckierte und sich groß machte. Ob sie schon einmal einen Bären gesehen hatte? Axilla schüttelte wie ein Kind den Kopf und grinste dabei übers ganze Gesicht, sah mit großen Augen zu dem Aelier. Und als dann seine Kitzelattacke kam, quietschte und lachte sie so laut auf, dass zwei Sklaven erschreckt um die Ecke sahen, ob der Herrin auch nichts passiert sei.
    Aber Axilla lachte nur, wand sich instinktiv leicht weg, weil sie kitzelig war, und ging zum Gegenangriff über. Ihre Händen fanden die Lücken zwischen den seinen und kitzelten frech und ohne darüber nachzudenken einfach zurück. Immerhin war Angriff die beste Verteidigung. Und weil Axilla kleiner als Archias war, stand sie auch halb auf und beugte sich zu ihm, damit sie ihn überhaupt erwischte. Alles natürlich begleitet vom hellen Lachen, das die armen Sklaven sehr ratlos im Hintergrund stehen ließ.

  • Caius nickte bloß. Er konnte seiner Freundin (im Freundinnensinne) ohnehin nicht vorschreiben, was sie tun und lassen sollte. Er konnte lediglich hoffen, dass sie keinen Blödsinn veranstaltete, und das war bei Axilla schon ein heiteres Unterfangen. Vielleicht waren die beiden auch deshalb so kompatibel miteinander, überlegte er.


    Viel Zeit zum Überlegen hatte er allerdings nicht, da Axilla kurzerhand zum Gegenangriff ansetzte und damit den überraschten Caius vollkommen unvorbereitet traf. Er gluckste irritiert. Und brach dann in schallendes Gelächter aus. Nicht aber, weil er kitzelig war.
    »Wohohohoaa, du willst mich kitzeln? Einen Titan? Da hat dir noch niemand die Leviten gelesen, was?« Er grinste breit und verstärkte seine Kitzelbemühungen noch ein wenig, um dann abrupt aufzuhören (ehe Axilla ins impluvium fiel). Abwehrend hob er die Hände.
    »Ah, nein, schon gut, ich gebe auf!« gab er lachend kleinbei. Als er wieder etwas zu Atem gekommen war, seufzte er tief.
    »Jetzt könnte ich einen Schluck Wein vertragen... Hör mal, das darfst du aber mit deinem Senator nicht machen. Der könnte vor Schreck einen Herzschlag bekommen.« Caius überlegte einen Moment.
    »Wann willst du eigentlich los?«

  • Hah! Er lachte aus vollem Hals! Wusste sie doch, dass Angriff die richtige Entscheidung war. Und er gab auch gleich auf, so dass Axilla ihn nur noch einmal freundschaftlich leicht piekste und sich dann vor Lachen außer Atem direkt neben ihn setzte.
    “Hm, ich hab gewonnen? Dann schuldest du mir einen Siegertribut. Hmm, was könnte ich von einem Titanen denn verlangen?“
    Sie sah ihn gleichermaßen schelmisch wie forsch an. Natürlich würde sie nicht wirklich etwas fordern, aber ein wenig necken wollte sie ihn noch. Axilla mochte Archias wirklcih gerne, daher fühlte sie sich im Moment frei und ungebunden und redete einfach, was ihr in den Sinn kam.


    Sie winkte einem der Sklaven zu und ihre Lippen formten stumm das Wort 'Wein', begleitet von einem bittenden Blick und einem Lächeln, woraufhin der Sklave sofort losging, um gewünschtes zu besorgen.
    “Oh, ich denke, Ende dieser Woche. Pompeius Imperiosus wollte noch seine Untersuchung hier fertig machen und mir dann einen Boten schicken, wenn das Schiff da ist. Dann brauch ich noch etwa 2 Tage, und dann geht’s los.“ Irgendwo zwischen aufgeregt und nervös zuckte Axilla mit den Schultern.


    Der Sklave kam mit einem Krug und zwei Bechern und schenkte ein, ehe Axilla noch abwinken konnte. Sie vertrug Wein ziemlich schlecht, er stieg ihr fast schon zu Kopf, bevor sie ihn richtig geschluckt hatte. Aber wenn sie nur ganz leicht daran nippte würde das heute ausnahmsweise schonmal gehen. Sie reichte also Archias einen Becher und hielt den zweiten selber in der Hand und drehte ihn leicht, ohne daraus zu trinken.
    “Und bis wann erwartest du Antwort von deinem... Vetter?“ Die Verwandtschaft riet Axilla einfach ins Blaue hinein, was an ihrer Stimme auch deutlich zu hören war.

  • Caius grinste besiegt zurück und zuckte dann mit den Schultern.
    »Tja, also, im Grunde kannst du dir deine Pämie aussuchen, Sterbliche«, erwiderte er. Vielleicht würde sie ja einen Kuss haben wollen. An den konnte sie sich dann erinnern, wenn ihr Senator vom Stuhl kippte. Bei dem Gedanken musste er kichern. Er wurde gerade rechtzeitig wieder ernst, als Axilla den Sklaven auf die Suche nach etwas Wein geschickt hatte und sich ihm wieder zuwandte.


    »So früh schon«, stellte er fest.
    »Dann bist du ja sozusagen im Aufbruchsstress. Ich hoffe, ich störe dich nicht. Also bist du in rund zwei Wochen in Rom.« Caius nickte. Er wusste nicht, wie lange er brauchen würde, bis er wo anders sein würde als in Alexandrien. Er nahm Axilla den Becher ab und leerte ihn gleich mal zur Hälfte. Wenn er an etwas Geschmack gefunden hatte, dann war es der ägyptische Wein. Die würzten den hier ganz anders als in Italien. Und selbst in den römischen mischten die Ägypter Palmwein hinein. Wenn man richtig echten Italiener oder Spanier haben wollte, musste man den sich vom Händler seines Vertrauens importieren lassen. Dann war auch kein Palmwein drin. Aber gerade den mochte Caius inzwischen recht gern.


    »Kann ich nicht sagen. Ich hoffe, dass er mir baldestmöglich antwortet. Ich muss dann ja auch ein paar Dinge regeln.« Er dachte an diverse Briefe und die Überfahrt, wohin sie auch gehen mochte.
    »Quarto ist nicht mein Vetter. Er ist sowas wie... Wie ein Großonkelcousin. Nein, im Ernst, mein Vater ist über zig Ecken mit ihm verwandt. Ich sage einfach Quarto zu ihm. Das erleichtert vieles. Aber wo wir schon dabei sind, wie stehst denn du zu Merula?« Caius' Augen taxierten Axilla über den Becherrand hinweg.

  • Axilla winkte leger ab. “Ach, so stressig finde ich das jetzt gar nicht. Ich brauch ja nicht viel. Ich nehm eigentlich nur 2 Truhen mit. Eine mit Kleidern und... eine andere.“ Nämlich die, in der immernoch Rüstung und Schwert ihres Vaters verwahrt wurden. Von der konnte und wollte sie sich nicht trennen, auch nicht für nur ein paar Wochen. “Möbel und das alles ist ja in Rom, da brauch ich ja nichts. Gut, Leander braucht auch noch ein bisschen war, aber sonst... das ist ja schnell gepackt“ Wieder ein fröhliches Schulterzucken und ein leichtes Nippen am Wein. Auch wenn dieser verdünnt war, Axilla merkte doch, dass sie langsam machen sollte.


    “Ich und Merula? Er ist mein Cousin. Also, so richtig Cousin. Er ist der Sohn vom jüngeren Bruder meines Vaters, also von Iunius Decula. Ich hab auch noch eine Cousine, die auch in Rom wohnt, also eine richtige Cousine. Aber die hab ich noch nie getroffen.“ Und Namen wusste Axilla auch keinen, eben weil sie sie noch nie getroffen oder gesehen hatte. Daher lenkte sie lieber schnell ab, indem sie noch einen Schluck – diesmal einen größeren – trank.


    So direkt neben Archias schaute Axilla ihn sich einmal genauer an. Decima Seiana konnte sich wirklich glücklich schätzen, einen gutaussehenden und witzigen Verlobten zu haben. Auch wenn Axilla die wirkliche Tiefe dieses Gefühls fehlte, war sie fast ein klein wenig eifersüchtig, aber nur fast. Für wirkliche Eifersucht fehlte ihr das Gefühl des Besitzanspruches, außerdem war sie dafür zu sprunghaft.
    Aber vielleicht war es das, was ihre Gedanken wieder auf den Tribut brachte. Das, oder der Wein, der bei ihr sehr schnell anschlug, hauptsächlich deshalb, da sie heute wie die meisten Tage noch nichts gegessen hatte. Auf jeden Fall grinste sie ihn mehr als nur schelmisch an.
    “So, du Titan. Ich glaub immernoch, ich bin eher eine Nymphe denn eine Muse. Einen goldenen Apfel hast du nicht zufällig?“
    Immerhin bewachte einer der berühmteren Titanen, nämlich Atlas, den Baum mit den goldenen Äpfeln. Axilla grinste frech und legte den Kopf leicht schief.
    “Wenn nicht, dann nehm ich wohl auch einen Kuss.“ Und noch immer grinsend hielt sie ihm die Wange hin. Ganz unverfroren wollte sie schließlich auch nicht wirken, und schon das war verboten genug. Vor allem, das Archias ja verlobt und sie zur Hochzeit eingeladen war. Auch wenn Axilla leichtsinnig war,sie hatte ja doch ein wenigstens rudimentäres Anstandsgefühl.

  • Eine Truhe mit Kleidern und noch eine. Caius grinste. Warum konnte die Frau nicht einfach sagen, dass sie zwei Truhen Klamotten mitnahm. Musste wohl so ein Frauending sein. So zuckte er nur mit den Schultern, sagte aber nichts dazu. Würde er ja eh nicht verstehen, sagte er sich. Und wenn er ihr nicht auf den Wecker fiel, war das umso besser. Dann konnte er noch ein Weilchen bleiben.


    »Naja, das wird sich dann ja demnächst ändern, nehme ich an? Ich meine, wenn du schon in Rom bist, kannst du sie auch gleich besuchen. Sofern du ihr nicht eh über den Weg läufst«, stellte er fest und zuckte mit den Schultern. Täuschte er sich, oder überzog da allmählich eine zarte Rötung Axillas Gesicht? Ob ihr etwas peinlich war? Der Wein konnte es ja unmöglich sein, sie hatte ja nicht mal die Hälfte getrunken bisher. Ei, da sah sie irgendwie süß aus. Caius trank schnell einen Schluck und guckte danach in seinen Becher. Zumindest, bis Axilla seine Gedanken las. Ab da sah er sie nämlich an, wie ein Lamm bei Donner.


    Kurz darauf klopfte er sich grinsend seine Tunika ab. Dann machte er ein bedauerndes Gesicht.
    »Oh, nein. Tut mir leid. Den letzten hab ich eben auf dem Weg hierher gegessen, damit mein Magen nicht laut rumpelt, wenn ich schon eine Muse besuche«, gab er zurück und grinste.
    »Muss dann wohl der Kuss herhalten.« Er seufzte theatralisch und beugte sich zu Axilla. Und küsste sie ganz unverfroren und kurzerhand auf den Mund. 8)

  • Ja, wahrscheinlich lief Axilla ihrer Cousine über den Weg. Sie wusste zwar nichts genaues, aber sie nahm einfach mal an, dass diese auch in der Casa Iunia wohnen würde. Von daher war es nicht unwahrscheinlich, dass sie einander etwas näher kennenlernen würden.


    Aber diesen Gedanken konnte Axilla nicht wirklich weiterspinnen. Ihre Gedanken waren auf leichtsinnige Art und Weise gewandert, und nun kam als Konsequenz etwas heraus, dass nicht mehr diese spaßige Leichtigkeit hatte wie gerade eben noch in ihren Gedanken. Zumindest nicht für Axilla.
    Archias drehte leicht ihren Kopf und küsste sie auf den Mund. Im ersten Moment erstarrte Axilla völlig mit weit geöffneten Augen und im Bruchteil einer Sekunde schoss ihr durch den Kopf, was sie nur wieder angerichtet hatte. Aber dann, keine zwei rasend schnelle Herzschläge später, änderte sich das Gefühl. Der Schock verflog, und zurück blieb das Gefühl seiner Lippen auf ihren.
    Auch wenn Axilla keinen Alkohol vertrug und die Wärme auf ihren Wangen gefühlt hatte, sie konnte sich nicht damit herausreden, sie sei betrunken. Genug angeheitert, um mutiger und vorschneller zu sein, aber bestimmt noch zurechnungsfähig, sofern dieses Wort bei ihr überhaupt Verwendung finden konnte. Und so konnte sie auch niemandem die Schuld zuschieben, als sich ihre Augen schlossen, ihr Kopf sich noch etwas weiter neigte und sie den Kuss mit nur schwer unterdrückter Sehnsucht erwiderte.

  • Caius hätte ja mit allem gerechnet. Damit, dass Axilla ihn regelrecht webschubsen würde, zum Beispiel. Oder damit, dass sie ihn anstarren und sonst nichts weiter tun würde. Dass sie ihn beleidigte oder sich wie eine Wildkatze aufführen würde. Erwartet hatte er, dass sie vielleicht lachen und es überspielen würde. Damit hätte er noch umgehen können. Aber damit, dass sie ihn zurückküsste hatte er werder gerechnet, noch konnte er damit umgehen.


    Also, zumindest hinterher. In besagtem Moment nämlich ging er aufs Ganze. Und jetzt rächte sich die Zurückhaltung wieder einmal, die er bei Seiana an den Tag hatte legen müssen. Ertrinkend und lauthals um Hilfe brüllend ging allmählich sein Verstand in einer Flutwelle von Testosteron unter. Das ging so weit, dass er Axilla sogar noch ein wenig näher an sich heran zog, sofern sie ihn lassen würde. Mit Liebe hatte das nichts zu tun. Aber die Sehnsucht, die Axilla empfand, die hielt jetzt auch Caius in ihrem Griff. Wäre Katander anwesend, wäre das wohl nicht passiert. Doch der saß gerade in der Küche und hielt ein Schwätzchen mit den iunischen Sklaven. Zumindest mit denen, die nicht gerade gaffend im atrium standen und Caius und Axilla beim Knutschen zusahen. Und es wirkte fast so, als wollte keiner von beiden mehr aufhören.


    :D

  • Axilla ließ sich von Archias nicht nur näher heranziehen. Als sie den sanften Druck in ihrem Rücken fühlte, als er sie umarmte und näher an sich zog, schmiegte sie sich an ihn, verließ ihre sitzende Position und rutschte mehr und mehr zu ihm, bis sie schließlich rittlings auf seinem Schoß saß und sich beim Küssen an ihn kuschelte.
    Das letzte bisschen Verstand hatte schon vor einigen Herzschlägen endgültig aufgegeben und beschlossen, in Ferien zu fahren und erst wiederzukommen, wenn es eine Chance gegen den Rest des Chaos hatte, mit dem er zufällig einen Körper teilte. Im Moment herrschte bei Axilla nur ein tierisches Begehren nach einem Mann. Es war so lange her, seit sie dieses Gefühl gehabt hatte, Haut auf Haut, Atem auf Atem, und sie hatte bis eben vergessen, wie sehr sie es vermisst hatte. Das hier hatte nichts mit Liebe oder Romantik zu tun, und ein Teil von Axilla wusste das auch und schaffte es sogar, sowas wie schlechtes Gewissen deswegen zu empfinden. Aber der weitaus größere Teil zeigte nur zu deutlich, dass sie wirklich nicht ans Aufhören dachte.


    Die armen Sklaven unterdessen schauten einander an und wussten gar nicht so recht, was sie machen sollten. Sollten sie nachschenken? Vielleicht einen Fächer holen und sanft Luft zuwedeln? Oder am besten lautlos und leise den Rückzug antreten? Sie schauten sich beide einen Moment lang, bis der Becher von Axilla auf dem Marmorboden ein leicht klapperndes Geräusch machte, da diese ihre Hände dazu brauchte, sanft über Archias' Brust nun zu fahren. Einer von ihnen bückte sich nur schnell nach dem Becher, und dann traten beide den dezenten Rückzug erst einmal an.

  • Caius war eigentlich kein Mensch, der beabsichtigt einen anderen Menschen hinterging. Naja, zumindest keinen, den er mochte. Was er sich bei dieser Aktion hier dachte, war auch recht schnell erklärt: Nichts. Irgendwie wusste er auch gar nicht so recht, wie ihm geschah. Jedenfalls befand sich Axilla urplötzlich auf Caius' Schoß. Mitten im atrium. Irgendetwas klapperte und im Zuge dessen weichte etwas Nasses Caius' Tunika am rechten Bein ein wenig ein, aber das merkte er kaum. Sein Verstand hatte den Kampf gegen die tosenden Fluten inzwischen aufgegeben und war abgesoffen. Später (bei Ebbe) würde er sich dafür umso heftiger melden, aber erstmal war Flut angesagt.


    Er hielt Axilla inzwischen umklammert und hatte keine Kontrolle mehr über seine Hände. Es war, als würde er daneben stehen und zuschauen, wie er Axilla vernaschte. Dabei hatte er doch eigentlich nur Auf Wiedersehen sagen wollen... Jedenfalls war es ihm unmöglich, sein Hirn zu reaktivieren. Und ohne Blut ging das ohnehin nicht, und das wurde gerade anderenorts dringender gebraucht. Gerade, als er von Axillas Ohrläppchen wieder auftauchte und sie wie opiumverklärt anschaute, nuschelte er etwas von einem anderen Ort und davon, dass Axilla zum Anbeißen war. Caius (der kleine) tat dabei auf unmissverständliche Weise kund, was er damit meinte.


    8)

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