• Merulas Befürchtung, sie würden sich als praktisch Fremde nicht viel zu sagen haben, erwies sich als unbegründet. Tatsächlich erweckte Axilla vielmehr den Anschein, als habe sie durchaus Interesse an dem, was ihr ein paar Jahre älterer Verwandte so machte. Mehrmals versuchte er vergeblich, zu einer Erwiderung auf eine ihrer zahlreichen Fragen anzusetzen, doch erst ihre eigene Verlegenheit ließ sie in ihrem Redefluss innehalten.
    "Ja, etwas zu trinken wäre nicht schlecht. An dieses Klima muss man sich erst gewöhnen."
    Er musste sich kurz sammeln, bevor er den Versuch machte, auf ihre Fragen schlüssige Antworten zu geben:
    "Also, der Reihe nach: Ich bin vor wenigen Tagen nach einer unkomplizierten Überfahrt in Alexandria angekommen. Ist wohl reiner Zufall, dass gerade hier ein Posten als Stationarius frei wurde. Aelius Archias? Also gestern war er zumindest noch in der Stadt. Er ist jetzt Praefectus des CP in Aegypten, sozusagen mein Vorgesetzter."


    Der Iunier musste wiederum einen Moment innehalten, um sich ins Gedächtnis zu rufen, was seine Cousine von ihm noch hatte wissen wollen.
    "Was Misenum und meine Tätigkeit im Cultus Deorum angeht. Das habe ich hinter mir gelassen. Auf die Dauer wurde mir das Leben fernab der großen Städte zu langweilig. Ich hoffe mal, hier in Alexandria wird mehr geboten?" fragte Merula, obwohl er diesbezüglich allein wegen der Anwesenheit zahlreicher Bildungseinrichtungen keine Sorgen verspürte.
    "Immerhin: Meine Pferde und den Großteil meiner bescheidenen Bibliothek habe ich fürs erste in Misenum zurücklassen müssen. Das sind wohl die einzigen Dinge, die ich vermissen werde.


    Und warum ich mich nicht gleich gemeldet habe? Na ja, es ging alles recht schnell und unseren Vetter Silanus, der ja laut deinem Brief der Besitzer dieses Hauses ist, kenne ich gar nicht persönlich. Meinst du, er und Urgulania wären damit einverstanden, wenn ich mich hier bei euch in der Domus über einen längeren Zeitraum hinweg aufhalten würde?"

  • Ein kleiner Blick genügte, und schon setzte sich einer der Sklaven, die wie Schatten am Rand des Raumes standen, in Bewegung, um das gewünschte zu bringen.
    Gebannt lauschte Axilla ihrem Vetter. Pferde hatte er also, und eine Bibliothek! Nun, Bücher hatten sie hier auch ein paar, aber sie würde das nicht unbedingt eine Bibliothek nennen. Vor allem nicht, nachdem sie so viele Stunden in der des Museions verbracht hatte, um zu lesen und zu lernen. Wobei mit der größten Büchersammlung der bekannten Welt wohl sowieso nichts mithalten konnte, was Vielfalt und Größe anging.
    “Oh, ja, wir haben hier einiges. Erst zu Neujahr waren hier Spiele. Die Griechen sind ja ganz verrückt bei den athletischen Dingen. Oh, und einen Wettbewerb für Dichter und Musiker gab es da auch.
    Sonst... ich weiß ja nicht, was dich so interessiert? Man kann sich schon vieles anschauen, und vieles machen. Jetzt ist es ja auch wieder ruhig in der Stadt, so dass alles wieder so friedlich ist wie vor dieser unsäglichen Geschichte in Rhakotis.“

    Dass ihr Vetter von dieser Sache womöglich gar nichts gehört haben mochte, bedachte Axilla beim Reden gar nicht. Für sie war das schon wieder ein alter Hut und damit eher weniger interessant, außerdem wusste in Alexandria das jeder. Also dachte sie nicht weiter darüber nach und plapperte fröhlich weiter.
    “Oh, Silanus ist nicht hier. Er ist Präfekt der Ala in Germania. Hatte ich dir das nicht geschrieben?“ Axilla überlegte. Sie rieb mit ihrem Zeigefinger in Denkerpose einmal unter ihrem Kinn entlang und schien wirklich angestrengt darüber nachzudenken, was sie Merula denn vor mehreren Monaten geschrieben hatte. “Hmmm, ich weiß nicht mehr. Ich hab so viele Briefe in letzter Zeit geschrieben. Auch an unseren neuen Verwandten, Brutus. Den, den Silanus aufgenommen hat.“
    Sie schaute ihn kurz an, ein Anzeichen suchend, ob er davon schon wusste oder ob sie ihm jetzt eben etwas neues erzählt hatte. Manchmal drangen Neuigkeiten nicht zu allen vor, wobei Axilla eigentlich das Gefühl hatte, dass sie sowieso IMMER die letzte war, die etwas erfuhr.
    “Aber Urgulania wird sich ganz sicher freuen. Und natürlich bleibst du hier! Es kann ja nicht angehen, dass mein engster, lebender Verwandter im Gasthaus schlafen muss. Nein, ich lass dir gleich ein Zimmer einrichten!“

  • "Unter all den großartigen Tempeln und Bildungseinrichtungen werde ich mich sicher wohlfühlen. Einem Römer ist doch deren Zugang hoffentlich nicht untersagt, oder? Es war nämlich im Zusammenhang mit Alexandria vor einiger Zeit von einigen Tumulten die Rede", entgegnete er, ohne Genaueres über die 'unsägliche Geschichte in Rhakotis' zu wissen.


    Merula meinte sich zudem erinnern zu können, dass sie in ihrem Brief Silanus neue Tätigkeit erwähnt hatte. Ganz sicher war er sich jedoch auch nicht. Für Angelegenheiten, die sich um miltärische Vorgänge und die Vergabe von Posten und Ämtern drehten, hatte der neue Stationarius noch nie ernsthaftes Interesse aufbringen können. Von dem neuen Familienmitglied - da war er sich jedoch sicher - hörte er nun zum ersten Mal.
    "Brutus?! Diesen Namen hat lange kein Iunier mehr getragen. Willst du damit sagen, dass Silanus diesen Mann adoptiert hat? Ist er eigentlich verheiratet; Silanus meine ich?" Ein Hauch von Missfallen schwang in seiner Stimme mit. Der sich aber wiederum schnell verflüchtigte, als Axilla auf die Unterkunft zu sprechen kam:
    "Das ist wirklich sehr nett von dir. Ich werde ein umgänglicher und pflegeleichter Gast sein. Das verspreche ich euch."


    Nachdem er kurz über ihre letzte Bemerkung bezüglich ihrer Verwandtheit hatte nachdenken müssen, entgegnete er ein wenig betrübt und mehr an sich selbst gerichtet: "Die Lebenserwartung von uns Iuniern ist wirklich nicht besonders hoch. Die Götter werden sich doch wohl nicht von uns abgewendet haben?!"

  • Auf seine erste Frage schüttelte Axilla lächelnd den Kopf.
    “Achwas, die Griechen freuen sich sogar, wenn man sich dafür interessiert. Manchmal glaube ich, sie denken, wir würden den ganzen lieben langen Tag nur Krieg führen und hätten keinen Sinn für Kultur. Da sind sie schon ein bisschen komisch, aber wenn man sie erstmal kennengelernt hat, sind sie eigentlich sehr nett.“
    Axilla würde nie ein schlechtes Wort über Nikolaos verlieren. Am Anfang fand sie ihn mit seiner Schminke und seiner Art etwas übertrieben, aber mittlerweile mochte sie ihn wirklich sehr gern.
    “Du solltest dir beim Gymnasiarchos – da arbeite ich übrigens! Hab ich dir das geschrieben, dass ich da Scriba bin? Der Gymnasiarchos ist eines der wichtigsten Ämter der Stadt und... ich schweife ab. Also, du solltest dir dort auch die Proxenie eintragen lassen, wenn du länger bleiben willst.
    Wusstest du, dass Alexandria gar nicht zum Imperium dazugehört? Also, nicht so richtig zumindest. Die ganze Stadt, alles hier, gehört einzig und allein dem Kaiser. Und deshalb darf sich die Stadt auch selbst verwalten, und eigene Gesetze machen. Die römischen Gesetze gelten hier zwar natürlich auch, aber für Nicht-Römer gibt es auch andere. Das ist lustig, oder? Und nach einem von diesen Gesetzen kann man sich quasi als Bürger von Alexandria einschreiben lassen, wenn man römischer Bürger ist, damit man hier die gleichen Rechte hat wie im Imperium. Ziemlich verdrehte Sache, aber... hier ist vieles etwas verdreht.“

    Axilla strahlte ihren Cousin einfach nur glücklich an. Es wäre so schön, wenn er etwas bleiben würde. Auch wenn sie bald nach Rom fahren würde, aber das war ja nur, um die Einladung von Senator Decimus Livianus anzunehmen, und dann würde sie ja wieder zurückkommen. Wäre ja ärgerlich, wenn er kam, und sie dann ging, und er wieder ging, wenn sie zurückkäme.
    “Und soweit ich weiß, hat er ihn nicht adoptiert, sondern einfach nur so in die Gens aufgenommen. Er hatte wohl Bürgerrecht bekommen und bekam das angeboten von Silanus.
    Ich weiß auch nicht... ich hätte mir auch einen anderen Namen genommen, wenn ich mir einen hätte aussuchen können. Auch wenn der erste Iunius Brutus Recht daran getan hat, den etruskerkönig zu erschlagen, als der zweite dasselbe bei Iulius Caesar gemacht hat, war das wohl nicht ganz so... edel... Ich weiß nicht, ob ich dieses Erbe durch den Namen noch unterstreichen müsste...“

    Axilla war da auch nicht wirklich glücklich darüber. Aber nun hieß ihr neuer Verwandter halt so, das ließ sich wohl ohnehin nicht mehr ändern.


    Bei seinen letzten Worten allerdings schmunzelte Axilla, auch wenn es eigentlich eine ernste Angelegenheit wäre.
    “Du bist wohl doch noch Priester, was?“, meinte sie neckend.
    Sie selbst glaubte zwar durchaus an die Existenz der Götter, allerdings glaubte sie nicht, dass diese irgendwas einmal für einen Menschen taten, egal, wie sehr jener darum bitten mochte. Folglich konnten sie sich auch nicht von jemandem wirklich abwenden.
    Und zum anderen wollte sie zu dem Thema Tod auch nicht wirklich etwas sagen. Das war ein Thema, das ihr Gemüt meistens doch mehr bedrückte, als sie zugeben wollte, und daher blieb sie lieber scherzhaft fröhlich.

  • Auch wenn Merula um die Bedeutung eines Gymnasions in einer griechischen Polis wusste, fiel es ihm doch schwer, bei einem Amt, das die Bezeichnung Gymnasiarchos trug, an eine besonders einflussreiche Position zu denken. Es bedurfte wohl doch noch einiges an Eingewöhnungszeit, bis er die Besonderheiten alexandrinischer Gebräuche und Rechtsordnungen, wie sie ihm von Axilla soeben geschildert wurden, verstehen würde.
    Seine Cousine hatte sich dem äußeren Anschein nach bestens mit den lokalen Gepflogenheiten arrangiert, was in Merula die Zuversicht weckte, es ihr gleichzutun. "Es scheint dir hier wirklich zu gefallen", quittierte er ihre fröhliche, einnehmende Art schmunzelnd. "Was ist mit der römischen Bevölkerungsschicht hier? Pflegt ihr auch Umgang mit ihr?" Zwar war den Mitgliedern senatorischer Familien der aufenthalt in Ägypten untersagt, aber Römer traf man nach allgemeiner Erfahrung überall im Reiche in großer Zahl.


    Ihr leicht spöttisches Schmunzeln entging ihm nicht: "Mach dich nur lustig! Aber wenn du erst einmal mein hohes Alter erreicht haben wirst, ..." entgegnete der 23-jährige, ohne den Satz zu Ende zu führen.
    "Nein, im Ernst: Ich teile mit so manchem den gesunden, leicht distanzierten Umgang mit der Götterwelt. Doch es schadt sicher nicht, sich auch mit der hiesigen ein wenig zu beschäftigen. Ich denke, ich werde mich in den kommenden Tagen diesbezüglich ein wenig in der Stadt umsehen." Tempelbauten hatten immer schon sein Interesse geweckt. Vermutlich der Hauptgrund, der ihn vor einigen Jahren in den Dienst des CD getrieben hatte.

  • Ob es Axilla hier gefiel oder nicht, darüber hatte sie noch nie so wirklich nachgedacht. Aber jetzt, wo Merula es erwähnte, stockte sie kurz und überlegte, ob er vielleicht wirklich recht hatte. Gefiel es ihr hier?
    “Manchmal, ja“ meinte sie schließlich fast ungewohnt sachlich, ohne es genauer auszuführen. Sie hatte sich an das Leben hier gewöhnt, an das Bunte, Laute, an die Vielfalt und Leichtigkeit des Lebens, die hier nur zu gerne zur Schau gestellt wurde. Es war ein guter Ort, wenn man vergessen wollte und sich in der Vielfalt der Welt verlieren. Aber dieses Gefühl, zuhause zu sein, dass sie aus ihrer Kindheit kannte, das hatte sie nicht.
    Als er dann von der römischen Bevölkerungsschicht anfing, war schließlich der Schalk gänzlich aus Axillas Augen erst einmal verschwunden. Das war nicht unbedingt ein leichtes Thema, und bestimmt auch nicht so, wie er es sich sicher wünschen würde.
    “Also, das mit der römischen Bevölkerung hier ist... schwierig.
    … Setzen wir uns doch“

    Axilla deutete auf die bequeme Sitzgruppe die hier im Tablinum stand und zu der nun auch einer der Sklaven den gewünschten Saft mit zwei kunstvollen Gläsern brachte. Axilla setzte sich in einen der bequem gepolsterten Sessel und kaute etwas nervös auf der Unterlippe herum, während sie die richtigen Worte suchte.
    “Also, es ist so... hier gibt es ja recht wenige Römer. Die meisten sind Soldaten bei der Legion in Nikopolis. So richtig römische Familien gibt es eher wenige.
    Also, ich versteh mich recht gut mit Aelius Archias und hab auch seine Verlobte kennengelernt, Decima... verdammt, mein Namensgedächtnis... Seiana oder Serrana oder so ähnlich.
    Aber mit dem Präfekten der Legion, Terentius Cyprianus haben wir... naja, keinen so guten Stand. Urgulania ist ja in der Stadtverwaltung, und der Terentier meint, die müsse sich der Legion ganz unterwerfen, wegen dem römischen Imperium und der Überlegenheit der römischen Sitten. Aber... naja, die Griechen hier sind... anders. Also, sie sind sehr stolz auf ihre Unabhängigkeit und ihre Kultur, und... also, es gab deswegen Streit und... einige Unruhen wegen ein paar Manövern...
    Auf jeden Fall ging es soweit, dass Terentius Cyprianus sich dazu hat hinreißen lassen, der Stadtverwaltung zu drohen, dass er jeden ans Kreuz nageln würde, wenn es zu einem Aufstand käme, oder so ähnlich. Urgulania hat es mir nicht ganz genau erzählt, ich glaube, sie wollte mich da nicht zu sehr beunruhigen...“

    Axilla kam beim Reden immer mehr ins Stocken und schaute mehr und mehr in der Gegend herum. Es war ihr etwas unangenehm, das alles so zu berichten, vor allem, da sie selbst es ja nur aus zweiter Hand hatte und weder mit dem Terentier gesprochen hatte, noch den Brief gesehen hatte. Ihre Abneigung gegen den Präfekten beruhte eher auf der Begegnung auf einem Gartenfest, wo er sie mit einem Pferd, das zugeritten werden müsste, verglichen hatte.
    “Auf jeden Fall glaubt Urgulania, dass der Präfekt nicht davor zurückschrecken würde, auch anderen Iuniern etwas anzutun, um sie zu treffen. Und tja, seitdem darf ich nur noch in Begleitung in die Stadt.“
    Ein Umstand, der Axilla doch langsam aber sicher ziemlich nervte. Früher war sie viel allein unterwegs gewesen, war über den Markt gebummelt oder hatte sich die Sehenswürdigkeiten angeschaut. Jetzt durfte sie noch nicht einmal ohne Eskorte zur Arbeit, was sie doch sehr ärgerte.


    “Und mit dem Praefectus Aegypti ist das auch so eine Sache... seine Frau mag uns nicht besonders. Also, ihr Mann schaut wohl gerne mal einer hübschen Frau hinterher, und... kanntest du Varilla? Also, sie ist ja abgereist, bevor ich angekommen bin, aber sie war wohl sehr hübsch und die beiden haben sich wohl einen Augenblick länger angeschaut, als es Germanica Aelia gepasst hat... und deshalb haben wir da nun auch nicht so viel Kontakt... Und sonst gibt es ja fast nur Soldaten hier.“

  • Nach dem zu urteilen, was Axilla so über das Geschehen in der Stadt erzählte, musste man hier sehr vorsichtig sein mit dem, was man in Alexandria tat oder sagte. Allzu leicht schien man in die Fallstricke lokaler politischer Streitereien hineinzugeraten.
    "Hört sich kompliziert an." bekundete Merula seine Ansicht zu dem Thema und nippte kurz an seinem Glas. "Aber als einfacher Stationarius habe ich wohl das Glück, mit solch unschönen Angelegenheiten nur in geringem Maße konfrontiert zu werden."
    Sollte er doch einmal mit den genannten Leuten und Problemen zu tun haben, würde er diese einfach auf seinen Vorgesetzten Archias verweisen.
    "Varilia! Du meinst die Tochter von Gracchus und Tertia?! Ja, sie hat früher schon so manchem Mann die Sinne vernebelt." Er erinnerte sich an die lebensfrohe Verwandte, die Nachricht von ihrem Tod hatte ihn sehr betroffen gemacht.
    Etwas abrupt wechselte er dann das Thema: "Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du selbst auch sehr an der Literatur interessiert. Würdest du mir diesbezüglich einen kleinen Gefallen tun? Es würde auch nur wenig deiner sicherlich knapp bemessenen Freizeit beanspruchen."


    Sim-Off:

    Wenn Axilla nach Rom reisen will, lass dich fei von mir nicht aufhalten! ;)

  • Axilla dachte kurz darüber nach, ob es denn wirklich so kompliziert war. Für sie war das alles ganz einfach und einleuchtend, aber sie hatte ja auch miterlebt, wie diese ganzen Konstellationen gewachsen waren. Außerdem verursachte sie selbst so viel Chaos, dass sie sich im größten Durcheinander wohl ganz wohl fühlte. Und hier in Ägypten musste man sich an ein bisschen Durcheinander trotz des gemächlichen Lebens wohl gewöhnen. Manchmal gefiel Axilla die Vorstellung, das Leben hier verlief in kreisförmigen Bewegungen, während es im Rest des Imperiums doch sehr geradlinig verlief.
    Naja, aber sie hatte eigentlich nicht wirklich die Muse für so philosophische Gedanken, außerdem lenkte Merula sie auch gleich wieder ab, indem er nach Varilia fragte. Axilla versuchte ihre Unwissenheit über die genauen Verwandschaftsverhältnisse hinter einem großen Schluck aus ihrem Becher zu verstecken und nickte einfach ein wenig achselzuckend. Sie hatte keinen Schimmer, von wem Varilia genau abstammte, sie wusste nur, dass die aus einer anderen Linie stammte und mit ihr selbst nur die Ururgroßeltern gemein hatte.


    “Was brauchst du denn?“ fragte Axilla neugierig, als er sie um einen Gefallen bat. Sie konnte sich allerdings nichts vorstellen, was sie für ihn auf literarischer Ebene tun könnte. Briefe schreiben konnte er ja selber, und seit ihrem Gedicht für Aelius Archias hatte sie sich auch an sowas nicht mehr versucht. Aber vielleicht wollte er sich ja nur ein Buch leihen? Axilla war auf jedenfall neugierig und schaute ihren Cousin offenherzig an.


    Sim-Off:

    Keine Sorge, meine Mitfahrgelegenheit ist auch noch nicht so weit, um nach Rom zu gehen.

  • Scheinbar hatte er ihr Interesse erweckt. Seine Befürchtung, sich ihrem womöglich negativ ausfallenden Urteil auszusetzen, schwand.
    "Es ist nämlich so", begann Merula umständlich zu erklären.
    "Ich übe mich seit einiger Zeit in meiner Freizeit in einer aktiven Rolle als Geschichtsschreiber. In erster Linie natürlich für mich selbst, es macht mir einfach Spaß, jedoch: Ein wenig Rückmeldung von außen wäre für meine weitere Arbeit förderlich."
    Er kramte die Schriftrollen hervor, die er bis zu diesem Zeitpunkt verborgen gehalten hatte, und hielt sie Axilla hin.
    "Würdest du sie lesen und mir deine Einschätzung übermitteln?"
    Der Großteil seiner bisherigen Freunde und Bekannten konnten kein Interesse für derartige Tätigkeiten aufbringen, weswegen er es nun also bei seiner Cousine versuchte.

  • Instinktiv nahm Axilla die Schriftrollen erstmal an, als Merula sie ihr überreichte. Allerdings schaute sie dann doch ein wenig ratlos darüber. Auch wenn Axilla viel las und auch einiges wusste, war sie doch nicht in allen Dingen so firm, als dass sie wirklich über alles in der Geschichte Bescheid wusste. Im Großen und Ganzen wies ihr Namens- und Zahlengedächtnis herrlich große Lücken auf, sobald es um Politik ging, schlichtweg, weil sie das eher langweilig fand. Und so schaute sie jetzt ein wenig verloren auf die Schriftrollen und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
    “Ähm... meinst,, ich bin dafür geeignet? Sollte sich das nicht lieber ein Gelehrter oder so anschauen? Ich meine... wovon schreibst du da eigentlich?“
    Neugierig öffnete sie die erste Rolle und überflog ein paar Zeilen. Dass sie nicht wirklich Ahnung hatte, wovon sie da las, konnte man ihr wohl relativ unschwer am fragenden Gesichtsausdruck ablesen.
    “Ähm, ich könnte höchstens was zum Stil sagen, aber... also, ob das alles richtig ist, was du da schreibst, das weiß ich nicht.“ Und so groß war ihre Freizeit nun auch wieder nicht, als dass sie das nachrecherchieren wollte. Sie mochte zwar die Bibliothek, aber eher die Ecke, wo die Schriftrollen der Dichter und Philosophen aufbewahrt wurden.



    Sim-Off:

    Entschuldige die lange Wartezeit. Motivationslöcher sind manchmal einfach überwältigend.

  • Merula, der es ganz und gar nicht beabsichtigt hatte, Axilla unter Druck zu setzen, lächelte entschuldigend. "Nein, so meinte ich das auch nicht. Aber vermutlich hast du recht; ich sollte jemanden anderen damit konfrontieren. Vielleicht jemanden, den ich nicht so gut leiden kann."
    Er leerte sein Glas mit einem großen Schluck und machte Anstalten, aufzubrechen:
    "So, ich muss jetzt leider zu meinem Arbeitsplatz zurück. Nicht, dass die dort noch einen schlechten Eindruck von mir erhalten. Vielen Dank nochmals für die freundliche Aufnahme von dir." Aus dem geplanten kurzen Antrittsbesuch bei seinen Verwandten war ein längerer Aufenthalt geworden, was die Eile erklärte, von der der Iunier auf einmal ergriffen zu sein schien.


    Sim-Off:

    Hab auch gerade wenig Zeit (und noch weniger Lust) zu schreiben.

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