[Trans Tiberim] Eine kleine Taverne

  • Lacedaemonius hatte hier übernachtet als er gestern zu Hause ausgezogen war. Nun hatte er diese Spelunke als Wohnsitz angegeben und den Wirt gebeten, ihn noch ein paar Tage hier übernachten zu lassen. Dieses Überreden hatte ihn seine letzten Ersparnisse gekostet und jetzt war er mehr als vorher von den Vigilen und ihrer Zusage abhängig.
    Das hatte er natürlich nicht gesagt, als er bei dem Optio im Officium gesessen hatte.


    Nun wartete er also auf die Zu- oder Absage der Vigiles.

  • Er hatte den ganzen Tag in der Taverne mitgeholfen, um eine weitere Nacht aufschub zu bekommen. Sonst würde er womöglich rausfliegen bevor die Antwort der Vigiles hier eintreffen würde. Lange würde der Wirt das nicht mehr mitmachen, aber Lacedaemonius hoffte auch, dass er nicht mehr lange hier bleiben müsste.


    Vielleicht suchte die Classis ja noch fähige Leute, die war seinen Informationen nach in Misenum, mal sehen. Als Botenjunge war er zu alt, als Schreiber schrieb er nicht gut genug und seine Rechenkünste waren auch eher mäßig, ihm blieben nicht viele Alternativen...

  • Es regnete mal wieder, die Wolken schienen sich gerade vor Trauer nur so auszuheulen, und das natürlich wieder wenn Manius einen Botengang zu erledigen hatte ... konnte sowas nicht passieren wenn er schlief oder an Tagen an denen er drinnen arbeitete? hmm es lies sich ja doch nicht ändern ...


    Als er die Taverne erreichte klopfte er an die Tür und wartete bis ihm geöffnet wurde ...


    Grachus hasste die Arbeit in der Taverne bei seinem Onkel, seine Eltern hatten ihn hier wiedermal abgeladen auf ihrem Weg nach Venetia und nun bekam sein Onkel wieder Gelegenheit ihn wie einen Sklaven umherzuscheuchen. Auch an diesem Abend war Grachus schon wieder müde und konnte kaum noch stehen während er den Fußboden der Taverne fegte, sofern man das bei dem großen Anteil von Wein und Erbrochenem auf dem Fußboden noch fegen nennen konnte. Draußen war ein mieses Sauwetter deswegen war der Laden auch um diese Zeit noch gut besucht, also für eine billige Absteige ... ;)
    Und in eben diesem Moment klopfte es an der Tür, Grachus ging hin stieg auf den Schemel der hinter der Tür stand und spähte durch die kleine Lucke nach draußen. Auf der Straße stand ein Soldat der Vigile. Blitzschnell sprang der Junge vom Schemel und rief seinem Onkel zu : "Vigile!" schon wurden eifrig Fässer versteckt und Wassereimer hinter der Thecke bereitgestellt, schließlig konnte man es sich nicht leisten deswegen eine Strafgebühr zahlen zu müssen.
    Grachus lies den Vigil herein und begrüßte ihn freundlich: "Salve! Wein oder Lupa?


    Manius hatte nun schon geschlagene 10 Minuten gewartet als ihm endlich geöffnet wurde, doch kaum hatte er seinen ersten Schritt in die Taverne getan wurde ihm schon seine erste Bestellung abverlangt, was Manius zum einen leicht erröten ließ und zum anderen zu folgender Antwort bewegte: "Weder noch Junge! Ich bin hier auf geheiß des römischen Imperiums und soll ein Dokument an den Peregrinius Lacedaemonius Dapyx überreichen!"
    Das laute durchatmen des Wirtes konnten wahrscheinlich selbst seine Kunden noch hören und das obwohl diese zwar direckt vor ihm saßen aber, aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und der damit einhergehenden Alkolisierung, weiter Entfernt waren als der nüchterne Vigil der sich angesichts des Fußbodens gerade wünschte geschlossenes Schuhwerk zu tragen ...


    Grachus nickte eifrig und nahm den Brief entgegen, "Ja ja in Ordnung ich geb ihm den Brief! Danke!" kaum das er seinen Satz zuendegesprochen hatte begann Grachus den SOldaten langsam wieder "hinauszubegleiten" ...


    Manius nickte nur auf die Worte des Jungen und gab ihm die Schriftrolle in die Hand, als er sich allerdings umdrehte um noch etwas dazu zu sagen sah er nur noch wie vor seiner Nase die Tür zuviel. So stand er nun da der arme, nasse Vigil mit erhobenem Zeigefinger und offenem Mund und fragte sich insgeheim ob er auch jemals so dreist gewesen war ...


    Befehl


    Lacedaemonius Dapyx
    Melde dich unverzüglich in der Castra Vigilum bezüglich eines Vorsprechens beim Praefectus Castrorum Caius Octavius Cato!


    gez. Drusus Helvetius Parsus
    Optio Tabellarii


  • Sim-Off:

    Ich schmeiß mich weg, sehr geil! :app: :dafuer:


    Lacedaemonius war gerade mit dem "aufsammeln" von Weinresten beschäftigt, als ihm der Wirt einen Brief übergab. Er las ihn sorgfältig, jubilierte innerlich und ging dann los, um sich regenfeste Kleidung anzulegen. Dann begab er sich umgehend zur Castra der Vigiles, denn so war der Befehl ja verfasst.

  • Die Nacht legte sich gerade über die Dächer der ewigen Stadt, als Sicanus und seine Schwester – nach längerem Suchen – endlich die kleine Taverne erreichten, von welcher ihnen ihr Freund aus Sicilia berichtet hatte.


    Als die Geschwister vor dem Eingangsportal der Taverne standen, blickten sich beide unsicher an. Die Taverne war weit weniger einladend, als sie der Freund aus Sicilia beschrieben hatte. Für einen Augenblick dachte Sicanus gar, dass sie geschlossen sei, doch dann wankte ein Mann aus der Tür und sank - volltrunken - neben dem Eingangsportal zu Boden…er schien eingeschlafen zu sein.


    Na ja, es ist ja nur für ein oder zwei Nächte… - dachte sich Sicanus.


    Die Geschwister atmeten tief durch und traten gemeinsam ein. Die Taverne war klein und eng. Das Licht war gedämpft und es lag ein merkwürdiger – kaum definierbarer – Geruch in der Luft.


    Sicanus verhandelte kurz mit dem Wirt, doch nachdem Sicanus eine Sesterze auf den Tisch gelegt hatte, gestatte der Wirt ihnen schließlich die Nacht im Hinterzimmer zu verbringen.


    Dort angekommen, bat Sicanus seiner Schwester die kleine Pritsche an. Er selbst breitete ein Laken auf dem Boden aus und legte sich hin. Das Zimmer war unbequem, kalt und definitv überteuert. Aber was sollten sie tun? Sie waren neu in Roma und kannten hier niemanden. Und wie sagte doch schon seine Mutter:


    „iucundi acti labores“ – „angenehm sind überstandene Mühen“


    Hoffen wir es, dachte sich Sicanus, denn zu irgend etwas mussten die ganzen Strapazen, die ihnen Zeus auferlegt hatte, ja schließlich gut sein…


    Über diesen Gedanken schlief Sicanus ein. Es war keine angenehme Nacht und so kalt wie das Zimmer, so kalt waren auch seine Träume...

  • Sicanus und Eurydice weilten nun bereits seit einigen Tagen in Roma. Seit ihrer Ankunft verbrachten sie die Tage in einer kleinen, kaum ansehnlichen Taverne jenseits des Tiber.


    Sicanus hatte kaum noch Hoffnung, dass der Bote aus dem Palast erscheinen würde. Wie auch, als der Miles ihn nach seiner Unterkunft fragte, konnte er kaum mehr als den Stadtteil nennen. Kannte er doch damals weder den Namen der Taverne, noch den Namen der Straße, in welcher sich die Taverne befand. Hatte er doch selbst die Taverne letztlich nur durch beharrliches Fragen gefunden.


    Sicanus war hin- und hergerissen. Zwar hatte man ihn angewiesen zu warten aber mit jedem Tag schrumpften die kläglichen Ersparnisse der Geschwister. Wenn Sicanus nicht bald eine Anstellung finden würde, würden seine Schwester und er ihr Obdach verlieren. Dies durfte, dies konnte Sicanus nicht geschehen lassen.


    Und als wären diese Sorgen nicht schon groß genug, schien es so, als ob Eurydice erkrankt sei. So nah am Tiber gelegen, war die Luft der Taverne – tags wie nachts – feucht und kalt. Die Wände ihres provisorischen Heims färbten sich teils schwarz, teils grün – und dies bestimmt nicht, weil der Wirt die Wände hat streichen lassen…


    Sicanus wusste, dass diese Umgebung nicht gut für Eurydice war. Er wusste, würde er noch länger warten, so könnte Eurydice womöglich ernsthaft erkranken.


    Also fasste Sicanus den Entschluss die kaiserliche Torwache erneut aufzusuchen. Doch vorher würde er noch ein ausgedehntes Bad nehmen und sich auf dem Markt, von den letzten Ersparnissen, eine neue Tunika kaufen. Es war riskant die letzten Sesterzen für Kleider auszugeben. Aber Sicanus hatte keine Wahl. Der faulige Geruch hatte sich bereits in den Kleidern festgesetzt. Und so konnte er unmöglich vorsprechen.


    Sicanus nahm das letzte Geld und verließ die Taverne in Richtung Tiber…

  • Nachdem Sicanus den Palatinus verlassen und den Tiber überquert hatte, kehrte er wieder in der kleinen Taverne ein. Eurydice hatte ihn bereits erwartet und ein spärliches Mahl aus Brot, Olivenöl und Wasser vorbereitet. Sicanus berichtete Eurydice von den Geschehnissen auf dem Palatinus und dem großzügigen Angebot des Marcus Aelius Callidus. Eurydice dankte Zeus für diese Wendung, endlich könnten sie diese Taverne verlassen und ihr neues Leben in Roma beginnen.


    In der folgenden Nacht gingen Sicanus viele Dinge durch den Kopf, zu viele. Als der Morgen graute und es Zeit war aufzubrechen, hatte Sicanus kaum geschlafen. Doch erstaunlicherweise war er nicht müde. Bevor er in Richtung Palatinus aufbrach, nahm er noch ein gründliches Bad – auch wenn der Wirt ihm das wieder extra berechnen würde. Die domus Aeliana machte auf Sicanus einen überaus gepflegten und vornehmen Eindruck, das schloss selbst die Sklaven ein. Man würde wohl kaum Verständnis aufbringen, wenn Sicanus diese Pflege vermissen ließe.


    Wenig später brach Sicanus in Richtung Palatinus auf. Nicht mehr lang und Helios würde in seinem Sonnenwagen emporsteigen. Sicanus beeilte sich, denn er wollte die domus Aeliana erreichen bevor Helios den Tag erhellte.

  • Matthias erreichte müde und mit wunden Füßen die Taverne. Vor den Toren Roms war ihm schon die Größe der Stadt aufgefallen. Aber in der Stadt stellt sich heraus, das sie weitaus größer war als bisher angenommen. Und dann der Krach. Als er über das Forum gegangen war, hatte er gesehen und vor allem gehört wie sich zwei Redner gegenseitig zu übertönen versuchten. Um was es dabei ging, hatte er nicht mitbekommen, da auch um ihn herum die Leute heftig diskutierten. Er war froh endlich eine Taverne gefunden zu haben, die nicht so überlaufen war. Er frage den Wirt nach Essen und einem Zimmer. Beides bekam er. Nach dem Essen zog sich Matthias in das Zimmer zurück. Da er ziemlich müde war, schlief er auch bald ein.

  • Nach einer erholsamen Nacht erwachte Matthias und frühstückte. Er fragte sich, wo er mit der Suche nach der christlichen Gemeinde beginnen sollte. Vielleicht sollte er es wie in Alexandrien machen. Er malte auif einen Stück Papier einen Fisch und zeigte es dann dem Wirt mit den Worten:


    "Kennst du das?"


    Der Wirt antwortete: "Ich habe das schon mal gesehen, leider weiß ich nicht mehr wo, aber meine Frau weiß vielleicht mehr."


    Er rief seine Frau, die das Papier betrachtet und Matthias und ihren Mann in einen Nebenraum führte. Dort sagte sie:


    "Lieber Mann, du weiß ganz genau, um was es sich handelt. Aber Du hast zu viel Angst, deshalb gehst du auch nie zu den Gottesdiensten. Der Priester aber hat gesagt, nur wer sich zu Jesus bekennt, zu dem bekennt sich Jesus auch vor seinem Vater." Sie wandte sich an Matthias: "Dies ist das Zeichen, mit dem wir Christen uns zu erkennen geben - also bist du Christ?"


    Ich entgegnete: "Ja, ich bin Christ und ich suche die christliche Gemeinde und ihr Oberhaupt."


    Die Wirtin blickte zu ihrem Mann, der mit den Schultern zuckte und in die Gaststube ging. Sie sagte: "Woher kommst Du?"


    Matthias erklärte ihr, daß er aus Alexandria komme und vom dortigen Oberhaupt der Gemeinde ein Empfehlungsschreiben für den Vorsteher der hiesigen Gemeinde, Evaristus, habe.


    Die Frau bat Matthias auf seinem Zimmer zu warten, sie wolle sich erkundigen, ob Evaristus oder jemand von den Leiter der Gemeinde in Rom sein. Sie eilte hinaus und Matthias ging auf sein Zimmer.

  • Matthias wartete seit Stunden im Zimmer, aber die Frau des Wirt kehrte nicht zurück. Schließlich wollte er zum Wirt und ihn frage wo seine Frau bleibe. Aber der Wirt war auch nicht zu finden. Matthias war verärgert und schimpfte in sich hinein. Was sollte er nun machen. Vor allem: Wo sollte er nach der christlichen Gemeinde suchen. Rom war groß und konnte man anderen vertrauen? Wenn er den Falschen fragte, konnte er möglicherweise zum Märtyrer werden. Und dazu fühlte er sich nicht berufen. Tja, was nun?

  • Zitat

    Original von Matthias
    Matthias wartete seit Stunden im Zimmer, aber die Frau des Wirt kehrte nicht zurück. Schließlich wollte er zum Wirt und ihn frage wo seine Frau bleibe. Aber der Wirt war auch nicht zu finden. Matthias war verärgert und schimpfte in sich hinein. Was sollte er nun machen. Vor allem: Wo sollte er nach der christlichen Gemeinde suchen. Rom war groß und konnte man anderen vertrauen? Wenn er den Falschen fragte, konnte er möglicherweise zum Märtyrer werden. Und dazu fühlte er sich nicht berufen. Tja, was nun?




    Sim-Off:

    [SIZE=7]Offiiell weiß ich ja nicht wo die Christliche Gemeinde ist. [/SIZE]

  • Sim-Off:

    schon gut, schon gut!! -.^;)


    Erst nach einer ziemlich langen Zeit kam die Frau des Wirtes wieder zurück.
    Sie entschuldigte sich wortreich für die Verspätung und schob einen Jungen von etwa 14 Jahren ins Zimmer. Der sollte den Gast zur Christengemeinde führen. Marcus, so hiess er, riet Matthias sein Gepäck mitzunehmen und obwohl es schon Abend war, brachen sie auf. Mit dem fremden Mann im Schlepptau schlängelte Marcus sich durch die engen Gassen Roms und breitere, aber völlig überfüllte Strassen. Bald schon würde die Dunkelheit kommen und diese Strassen würden nicht mehr sicher sein. Die vielen Fussgänger würden dann in ihre Häuser zurückkehren, die Stadt blieb den Räubern und Betrunkenen, den Huren und Bettlern.
    Während er sich geschickt durch die Menge bewegte und der Mann hinter ihm Mühe hatte mitzuhalten, erzählte Marcus ihm in gedämpftem Ton von der Lage in Roms Gemeinde.
    "Evaristus, der Leiter der Gemeinde, erkrankte vor einigen Monaten und kann nur selten die Gemeinde sehen. Aber heute Abend ist eine grössere Versammlung geplant. Sie fängt gleich an, ich werde dich dorthin führen und am Ende findest Du sicher jemanden bei dem du unterkommen kannst. Oder Du gibst Deine Empfehlung ab oder so. Gleich sind wir da!"

  • Dragonum erreichte die Taverne kurz bevor die Sonne ihren Zenit überschritt und ihren Weg gen Westen fortsetzte. Er war jediglich in Begleitung zweier gewöhnlicher Vigile, die auch nur leicht bewaffnet waren, schließlich wollte man nicht unnötig Aufmerksamkeit erregen ...


    Als die drei Soldaten die Tür der Taverne erreichten, klopfte Dragonum selbst und bedeutete den beiden Vigilen sich im Hintergrund zu halten ...

  • Die kleine Taberna inmitten des Trans Tiberims, die schon viele Wirte gesehen hatte, verfügte über einen Schankraum im Erdgeschoss. Im ersten Stock der Insula wurden einige einfach eingerichtete Zimmer vermietet. Meist kamen Fremde hier für ein paar Tage unter, bevor sie weiterzogen.
    Simon, der jetzige Wirt, war ein geachtetes Mitglied der jüdischen Gemeinde, die sich in diesem Teil Roms angesiedelt hatte, auch wenn er sich von Berufswegen mit vielen Ungläubigen abgeben musste. Aber von irgendetwas musste man ja leben.

  • "Dir wird nichts passieren", hatte er den ganzen Weg über geflüstert, seit sie die Gärten hinter sich gelassen hatten, sie mit sich gezogen oder ihr hin und wieder eine Hand in den Rücken gelegt und sie durch die Gassen geschoben. Denn wenn er ihr helfen wollte, durfte er auf ihre Angst keine Rücksicht nehmen, so schwer ihm das auch fiel. Er hatte sich von Sibels Worten nicht beirren lassen, ständig hatten seine Augen dennoch die Gegend nach verdächtigen Gestalten abgesucht, damit ihm auch wirklich nichts entging.


    Dank der Hilfe der jungen Frau und Freundin Sibels fanden die beiden die angeblich sichere Taberna etwas abseits des Stadtzentrums. Avianus ließ für die nächsten Tage vorerst genügend Sesterzen beim Wirt, sodass sich Sibel zumindest darum keine Sorgen zu machen brauchte, und Notfalls würde er bei einem Besuch bei Sibel Geld nachlegen, sollte Seneca noch mehr Zeit benötigen.
    Kurzerhand wurden sie noch in das kleine Zimmer geführt, dann waren sie wieder allein. Erst jetzt ließ er Sibels Hand los, setzte sich erschöpft auf das Bett und starrte für einige Sekunden Löcher in die viel zu nahen Wände. Inzwischen spürte er jede Stunde, die er noch länger auf den Beinen war.
    "Ich werde den Wirt nachher noch bitten, eine Kleinigkeit zu essen zu bringen. Du bist hast bestimmt Hunger", sagte er und rieb sich Schulter und Nacken. Er schloss kurz die Augen und sah wieder zu ihr auf. "Seneca meinte du könntest vielleicht bei Bekannten unterkommen. Ich bin nicht sicher, wie lange es dauern wird, bis er genaueres weiß. Bis dahin wirst du hier bleiben müssen." Ein kleines Zimmer mit einem noch viel kleineren Fenster und ein Bett. Wenn sie nett fragte, würde man ihr morgens vielleicht noch eine Schale Wasser bringen, um sich das Gesicht zu waschen. Er wünschte, er könnte ihr mehr bieten, mehr für sie tun oder ihr zumindest mit Sicherheit sagen, dass es bald besser sein würde. Sein entschuldigender Blick, bat Sibel um Nachsicht und möglicherweise sogar ein wenig um Dankbarkeit, selbst ihm wenn das für den Moment doch etwas viel erwartet zu sein schien. Doch zumindest war sie für die nächste Zeit sicher und brauchte Nachts nicht draußen zu frieren. Diese Gedanken beruhigten ihn schließlich so sehr, dass er jede Meinung, die sie davon haben könnte, verkraften würde.

  • Avianus und Beroe hatten Rachels Anweisungen befolgt und hatten nach kurzer Suche die kleine Taberna im Trans Tiberim gefunden. Sie hatten wirklich Glück, denn der Wirt hatte noch ein Zimmer frei. Normalerweise nächtigten hier nur ausländische Reisende, meist auch Glaubensbrüder des Wirtes. Zwischenzeitlich hatte man sogar gemunkelt, der Wirt würde sogar den Anhängern dieser neumodischen und für ihre Gefährlichkeit in Verruf gekommenen Sekte, den Christianern, Unterschlupf bieten. Daher war es nicht verwunderlich, dass der Wirt das ungleiche Paar anfangs etwas skeptisch beäugte, doch nachdem der junge Mann, der seinem Äusseren nach zu den Prätorianern gehörte, gleich für ein paar Tage die Miete im Voraus gezahlt hatte, störte er sich nicht mehr an dem wirren Aussehen der Frau in seiner Begleitung.


    Das Zimmer, in welches er die beiden geführt hatte, war nicht gerade groß gewesen. Das Mobiliar war sehr spärlich und hatte bereits weitaus bessere Tage gesehen. Ein kleines Fenster ließ am Tage wenigstens ein paar Sonnenstrahlen herein. Zumindest war es sauber, so konnte man zumindest nach dem ersten Blick schließen.


    Endlich konnte sich Beroe von dem klammen Umhang befreien, der ihr in den letzten Stunden Schutz vor Regen, Wind und Kälte geboten hatte. Damit er trocknen konnte, legte sie ihn über den Stuhl, der bei einem kleinen Tischchen stand. Sie war so erleichtert, dass sie nun hier, an diesem sicheren Ort war. Zwar hatte Avianus ihr auf dem Weg hierher immer gut zugesprochen, doch hatte ihre Angst stets überwogen.
    Nun war er hier bei ihr, saß auf dem Bett und starrte ins Leere. Er sah müde und erschöpft aus. Die ganze Zeit über hatte sie sich keinerlei Gedanken darüber gemacht, wie es wohl ihm ergangen war, nachdem sie am Abend zuvor auseinander gegangen waren. Was in der Nacht zuvor geschehen war, nagte an ihnen beiden. Beroe hatte es das Herz gebrochen, als sie ihn dazu aufgefordert hatte, ihr das Amulett zurückzugeben, obwohl er doch so viel auf sich genommen hatte.


    Schließlich begann er, ihr von dem Arrangement zu erzählen, das er mit seinem Verwandten getroffen hatte. Beroe setzte sich neben ihn, und dachte darüber nach, was er ihr gerade eröffnet hatte. Natürlich warf dies wieder neue Fragen auf und die Skeptik, mit der sie ihm bereits bei ihrer Begegnung am heutigen Abend entgegengetreten war, meldete sich, wenn auch in abgeschwächter Form, wieder zurück. „Bei Bekannten? Einfach so?“ Über diese scheinbare Selbstlosigkeit war sie sehr erstaunt, schließlich kannte dieser Verwandte sie doch gar nicht. Es musste doch noch einen Haken an dieser Sache geben, der sich ihr aber einfach nicht erschließen wollte. Ein solch hohes Maß an Vertrauen eines völlig Fremden war sie einfach nicht gewohnt.


    „Aulus…“ begann sie nach einer Weile unvermittelt. „Es tut mir so furchtbar leid.“ Sie hatte sich nun ganz zu ihm gewandt und schaute direkt in seine müden Augen. „Dass, was gestern Abend war... Ich habe dich in Gefahr gebracht. Wenn dir etwas geschehen wäre, hätte ich mir das niemals verzeihen können! Deshalb wollte ich, dass du mich einfach vergisst.“ Sie nahm seine Hand, die sie so sicher hierher in Sicherheit geführt hatte, küsste und liebkoste sie. „Du hast so viel für mich getan. Wie soll ich dir nur dafür danken? Da draußen in den Gärten… ich hatte alle Hoffnung verloren. Bitte verzeih mir, dass ich an dir zweifeln konnte.“

  • Endlich konnte Sibel ihren Mantel loswerden, sich neben ihn setzen und ein wenig Ruhe finden. Und natürlich stellte sie ihm sogleich wieder Fragen, doch wie hätte der Iunius etwas anderes erwarten können, wenn er ihr jegliche Information stets nur in Brocken vorwarf. Und sie sprach außerdem etwas an, an dessen Klärung ohnehin kein Weg vorbeiführte.
    "Du wirst wahrscheinlich als Köchin aushelfen", antwortete Avianus erst ein wenig zögerlich, da er absolut nicht beurteilen konnte, wie sie darauf reagieren würde. "Und ich werde die Verantwortung für das übernehmen müssen, was du tust. Ich bürge für dich, Sibel, verstehst du das?" Also nein, nicht einfach so. Für seine Sibel, die sich nur allzu gerne in Schwierigkeiten brachte, ausgerechnet für sie würde er seinen Ruf riskieren. Alleine sein Vertrauen ihr gegenüber machte das Risiko für ihn überschaubar. Und auch sie würde sich wahrscheinlich mit den Bedingungen arrangieren können.


    Nach einer ganzen Weile ergriff sie erneut das Wort und schüttete unverhofft ihre Gedanken und Gefühle über ihm aus, während sie seine Hand nahm, sie küsste, und er konnte erst nur schweigend zurückblicken, bis sie geendet hatte.
    "Ich wollte dir helfen. Der Brief war doch meine Idee und ich habe dich immer dazu gedrängt, ihn im Ernstfall zu benutzen. Nichts wäre deine Schuld gewesen." Soviel wollte er vorerst klarstellen. Und sie hätte an dem Abend noch so auf ihn einreden können, vermutlich hätte es ihn von nichts abgehalten. Was ihn allerdings viel mehr schmerzte, war ihr ständiger Glaube, er könnte sie jemals einfach vergessen, dabei könnte er doch höchstens über sie hinwegkommen. Eine ganz andere Sache war außerdem, ob er sie denn vergessen wollte. Noch nie hatte er für eine Frau auf dieselbe Art und Weise empfunden, wie für Sibel.
    "Ich könnte dich nie vergessen, Sibel. Ich könnte dich höchstens gehen lassen, wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist. Deshalb mache ich das alles, weil ich dich liebe, nicht weil ich eine Gegenleistung erwarte…" Er verstummte und schloss die Finger seiner Hand um ihre. Sibel verlor viel zu oft die Hoffnung, und am Ende musste er immer genug für sie beide aufbringen. Und was würde passieren, wenn Seneca bei den Decimi keinen Platz für sie fand? Er bezweifelte, dass sie ihm noch einmal Zeit geben würde, eine Lösung zu suchen. Er bezweifelte sogar, dass sie ihm jemals voll und ganz vertraut hatte. Hätte sie wirklich daran geglaubt, dass er ihr gegen Silanus helfen würde und könnte, hätte sie dann gezögert, ihm zu erzählen, was er wissen musste? Viel zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf, und seine Müdigkeit machte es ihm beinahe unmöglich, sie zu ordnen. Am besten wäre es wohl, wenn er sich erst ausschlief, um wieder klar denken zu können, doch Sibel wollte reden.
    "Ich weiß, dir muss das schwer fallen. Aber kannst du zumindest versuchen, mir wirklich zu vertrauen?", fragte er ernst. Sie wünschte sich ein Ja von ihm, dass er über alles am Vorabend gesagte einfach hinwegsah. Aber sie würde warten müssen, denn ihre Worte, mit denen sie so viel Schaden in ihm angerichtet hatte, musste er im Grunde noch immer sacken lassen.

  • „Als Köchin also.“ Beroe nickte bedächtig. Und Avianus würde für ihr Tun bürgen. Allein diese Tatsache bereitete ihr schon Bauchschmerzen. Schon in ihrer Zeit als Sklavin hatte sie nicht besonders mit ihren Kochkünsten glänzen können. Wie würde es also jetzt sein? Sie war bereits schon wieder kurz davor, ihm eine Absage zu erteilen, im letzten Moment aber riss sie sich zusammen. Wenn man will, kann man alles, hatte einmal eine alte Sklavin zu ihr gesagt und sie selbst hatte es sich schon einmal bewiesen, dass etwas Wahres an diesem Spruch war.
    „Ich werde mein Bestes geben, das verspreche ich dir,“ antwortete sie ihm schließlich. Beroe würde also alles Mögliche dafür tun, damit er wegen ihr keine Schwierigkeiten bekam. Sie würde lernen und hart dafür arbeiten, damit das so blieb.


    Als sie nun endlich damit begonnen hatte, das auszusprechen, was sie schon den ganzen langen Tag über bewegt hatte, klang dies alles fast wie eine Rechtfertigung. Genauso wie sie es damals als Sklavin gewohnt war. Für alles, was nicht dem entsprach, wie man es von ihr erwartete, hatte sie sich rechtfertigen müssen und hatte dabei immer auf Verständnis gehofft, um schlimmeren zu entgehen. So etwas konnte man nicht einfach von heute auf morgen ablegen. Avianus hingegen antwortete ihr das, was er ihr schon so oft gesagt hatte und wohl immer wieder wiederholen musste, solange sie zusammen waren. Was er aber nun von ihr verlangte, war wohl das Schwierigste überhaupt. Einem anderen Menschen voll und ganz vertrauen, ganz gleich was geschah. Dem letzen, dem sie in ihrer kindlichen Naivität voll und ganz vertraut hatte, war einer jener Männer ,die sie damals nach dem Schiffbruch am Strand gefunden hatte und ihr versprach, sie zu ihrer Tante nach Rhodos zu bringen. Stattdessen war sie auf einem Sklavenmarkt in Misenum gelandet.
    Wenn sie nun Avianus dieses Vertrauen entgegenbringen wollte, dann war dies weitaus mehr, als einfach nur ‚ja, ich versuch´s‘ zu sagen. Es war die Überwindung eines Traumas, welches sie seit damals fest im Griff hatte.
    „Du hast recht, es fällt mir sehr schwer,“ entgegnete sie nach einer Weile. „Aber nicht deswegen, weil ich dir nicht glaube, was du sagst. Es ist nur… seit meiner Kindheit gab es niemand mehr, der etwas um meinetwegen tat, weil ich ihm etwas bedeute. Die, denen ich vertraute, haben mich im wahrsten Sinne des Wortes verkauft. Aber dann kamst du. Und du sagst mir immer wieder, dass du mich liebst und dass du alles nur wegen mir tust, weil ich wichtig für dich bin. Glaube mir, Aulus ich würde dir nur zu gerne sagen, dass ich dir voll und ganz vertrauen kann, denn auch ich liebe dich mehr als mein Leben und du wirst auch immer hier drinnen in meinem Herzen sein, ganz gleich was geschieht.“ Sie zog seine Hand näher zu sich heran und hoffte, er könnte ihre Beweggründe verstehen. Für ihn, der immer auf der Sonnenseite des Lebens gestanden hatte, war es wahrscheinlich auch schwierig, sich in sie hineinzuversetzen. Sie würden wohl beide noch viel Zeit brauchen.
    „Aber ich will dich nicht anlügen, denn das hast du nicht verdient. Ich mochte dich nur bitten, mir zu glauben, dass ich es versuchen will.“

  • "Ich weiß", sagte er leise. Wäre er sich nicht sicher gewesen, dass er sich in dieser Hinsicht auf Sibel verlassen konnte, hätte er es sich länger überlegt, Senecas Bedingungen zuzustimmen. Sie würde ihr Bestes geben, daran bestand kein Zweifel. Oder zumindest zwang er sich dazu, keine Zweifel in seinem Inneren aufkeimen zu lassen. Schlicht und ergreifend, weil es zurzeit den einzigen Weg darstellte, der Sibel und ihm noch offenstand.


    Nachdem er ihr dann erklärt hatte, was für ihn fast schon zu einer Standard-Antwort auf alles geworden war, was sie in ihrer ständig wiederkehrenden Verzweiflung von sich gab, kam genau die Antwort, die er erwartet hatte, von der er jedoch gehofft hatte, sie nie hören zu müssen. Sie bestätigte ihn in seinem Glauben. Obwohl er es geahnt hatte, jetzt da sie es laut aussprach, es damit Realität werden ließ, fühlte es sich nur wie ein weiterer Keil an, der zwischen sie getrieben wurde. Dieses Mal von ihrer Vergangenheit, von der Sibel sich wahrscheinlich nie würde befreien können. Er hatte von dem Tag an gewagt ihr zu vertrauen, an dem sie ihm zum ersten Mal das Amulett überreicht hatte, in jeglicher Hinsicht. Er hatte ihr gesagt, er würde sie laufen lassen, wenn sie sich von Schwierigkeiten fernhielt, hatte ihr vertraut, dass sie ihre Treffen in den Gärten vor Silanus geheim halten würde, und selbst jetzt wagte er, die Verantwortung für sie zu übernehmen. Doch nach allem, was er für sie aufs Spiel gesetzt hatte und noch immer riskieren wollte, konnte sie ihm nicht dasselbe Vertrauen entgegenbringen. Was der Grund dafür war und dass sie ihm sagte, wie sehr sie ihn liebte, konnte nicht verhindern, dass ihre Worte schmerzten. Am Ende musste es ihm reichen, derjenige zu sein, dem sie am meisten vertraute. Die Zeit daran etwas zu ändern, blieb ihnen vermutlich nicht.
    "Ich glaube dir, aber was soll ich denn machen, Sibel?", sagte er nur, ließ seine eine Hand bei ihr und hielt ihre noch immer umschlossen. In der anderen vergrub er, den Ellbogen auf ein Knie gestützt, das Gesicht. Er hatte als erster von versuchen geredet, doch war es nicht mehr eine Phrase gewesen? Natürlich hätte er lieber gehört, dass sie ihm voll und ganz vertrauen wollte. Versuchen. Was sollte er damit anfangen. Natürlich glaubte er ihr, aber das brachte ihn nicht weiter. Denn er tat für sie doch bereits alles, was er konnte.
    "Vielleicht machen wir uns einfach zu viele Gedanken", murmelte er nach einer Weile und sah wieder auf. "Silanus ist weg, ich werde nicht zulassen, dass er dir noch einmal etwas antut und hier bist du vorerst sicher. Vielleicht gibt es demnächst sogar einen Ort wo du bleiben kannst und wo du es besser hast." Er zwang sich wieder zu einem leichten Lächeln. "So wie es jetzt ist, ist es gut."

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