[Ravenna] Prima ante portas

  • Licinus alutierte, machte auf der Stelle kehrt und verließ das Zelt wieder.


    Hoffentlich würde er das Examen bestehen. Wie das wohl vor sich ging, fragte er sich. Da fiel ihm ein, dass Imperisosus erzählt hatte, er habe es schon abgelegt und so fragte Licnus sich nach dem Quartier der Einheit seines alten Freundes durch, vorher holte er aber noch eine kanne Wein, dann klopfte an die Tür des centurios:


    *klopf, klopf*

  • Avitus deutete dem Scriba an, eine weitere Schriftrolle zu holen. Dann diktierte er.
    "An den centurio legionis Servius Artorius Reatinus, legio II Germanica Fidelis Constans bei Mogontiacum, Germania Superior"
    setzte er an, nahm einen Schluck Wein und fuhr fort.
    "Sei gegrüßt Vetter..."
    diktierte Avitus, stand dabei auf und ging mit auf dem Rücken verschränkten Armen hin und her.

    An den Centurio Legionis Servius Artorius Reatinus
    Legio II Germanica Fidelis Constans
    Mogontiacum, Germania Superior


    Sei gegrüßt Vetter.


    Vorab lass dir Grüße von deinem Bruder, Imperiosus, ausrichten. Du wirst dich freuen, zu erfahren, dass er zum Centurio befördert wurde.


    Lass dir danken, Vetter, dass du mir umgehend geschrieben hast, nachdem dir das Ableben meines Sohnes, Severus bekannt wurde. Deine Worte des Mitgefühls und Betroffenheit werde ich dir nicht vergessen. Ich muss jedoch eine Bitte an dich tragen, Vetter. Zum einen die Bitte, mir zu versichern, dass Severus eine standesgemäße Bestattung zuteil wurde. Zum anderen die Bitte, alles zu tun, aufdass seine sterblichen Überreste nach Rom überstellt werden. Ausserdem seine Rüstung und Waffen, sowie sonstigen Habseligkeiten. Um Kosten mache dir keine Gedanken. Ich verlasse mich in dieser Angelegenheit auf dich.


    Severus war mein Sohn, Vetter. Ihm gebührte es, eines Tages in meine Fußstapfen zu treten. Er sollte mein Erbe werden. Dies haben die Götter verhindert. Nicht nehmen können sie mir jedoch die Möglichkeit, statt meines Sohnes andere Artorier zu fördern. Du und dein Bruder Imperiosus, beide Centurionen, seid meine nächsten Verwandten. Was wäre angemessener, als auch beide auf eurem langen und mühsamen Weg zu unterstützen, jetzt, wo ich meinem Sohn keine Unterstützung geben kann und er warten muss, bis wir uns auf der anderen Seite wiedersehen.


    Imperiosus habe ich einen Teil meiner bescheidenen Ländereien nahe Mantua übereignet. Nicht viel, aber ausreichend, um beim nächsten Census nicht unberücksichtigt zu werden. Dir möchte ich dasselbe anbieten. Ich biete dir hiermit an, Vetter, dir einen Teil meiner Ländereien zu übereignen. Ohne Kosten versteht sich. Gelegen sind sie bei Mantua. Falls du dich der Provinz Germania mittlerweile mehr verbunden fühlst, als Italia und deine Wutzeln dort siehst, liegt es selbstverständlich an dir, die Ländereien in Italia zu veräußern und neue in Germania zu erwerben.


    Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen, Vetter. Ich erwarte deine Antwort sowohl die Überstellung der sterblichen Überreste meines Sohnes und seiner Habseligkeiten betreffend, als auch die Angelegenheit mit den Ländereien betreffend, baldmöglichst.


    Vale bene


    Lucius Artorius Avitus
    Praefectus Castrorum
    -
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    [Blockierte Grafik: http://img380.imageshack.us/img380/6898/legiqx9.png]


    RAVENNA ANTE DIEM V ID MAR DCCCLVIII A.U.C. (11.3.2008/105 n.Chr.)

    Nachdem der Brief fertig diktiert und geschrieben, versiegelt und verpackt war, schickte Avitus den Scriba mit dem Schreiben zu IULIUS LICINUS, mit der Maßgabe, diesem aufzutragen, den Brief in Rom dem Cursus Publicus zu übergeben, damit er zugestellt würde.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Licinus alutierte, machte auf der Stelle kehrt und verließ das Zelt wieder.


    Hoffentlich würde er das Examen bestehen. Wie das wohl vor sich ging, fragte er sich. Da fiel ihm ein, dass Imperisosus erzählt hatte, er habe es schon abgelegt und so fragte Licnus sich nach dem Quartier der Einheit seines alten Freundes durch, vorher holte er aber noch eine kanne Wein, dann klopfte an die Tür des centurios:


    *klopf, klopf*


    Imperiosus war gerade dabei, die letzte Acta zu lesen, denn die hatte er zwar schon lange dabei gehabt, aber bisher keine Zeit gefudnen, sie zu lesen. Tiberius war regelrecht vertieft darin, als es plötzlich an dieTüre klopfte. Sicherlich war es einer seiner Milites, die ihn um Ausgang oder sonstiges bitten würde.


    " Herein "


    schrie er laut und war immer mit der Acta beschäftigt. Als er sich nun umdrehte und Licinus sah, schaute er etwas verwundert, denn was könnte er von ihm wollen ?


    " Ja Optio ? "
    Der Artorier sprach ihn zuerst mit seinem Rang an, da er nicht wusste, ob er Privat oder Dienstlich bei ihm war.

  • Titus
    --------------------------------


    Von dem Riesen war nur noch ein weiteres Grummeln zu vernehmen, er war immer noch schlecht gelaunt und dieser Zustand würde sich auch nicht ändern. So bahnte er ihnen den Weg, nutzte dabei seine Masse aus, und wenn das nicht genügte, zögerte er auch nicht, mal jemanden kräftig zu schupsen.


    Und so dauerte es nicht lange und er stiess die Tür zu einem Haus auf, welches für den Legaten bereitstand. Es war ein kleines Haus, doch es verfügte wie jedes Römisches Haus über ein zugegeben kleines Attrium. Und genau dahin führte Titus die junge Frau, dahin, wo sich schon einige Sklaven aus dem Gefolge des Legaten eingefunden hatte.


    "Warte hier, der Legatus kommt bald,.. " grummelte Titus.

  • Es war laut. Es stank. Es war brechend voll.


    Titus spaltete die Menschenmenge aus Händlern, Soldaten, Neugierigen, Raffgierigen, Bettelkindern und Familien.
    Arvinia folgte ihm mit Ilias und Minos im Gefolge. Sie passten auf das der kleine Durchgang den Titus mit seinem kräftigen Körperbau geschaffen hatte, nicht direkt wieder zusammenfällt und die junge Frau erdrückt wird.


    Er führte die drei schließlich zu einem Haus und führte sie in dessen Atrium.
    Ein paar Menschen, vermutlich Sklaven hatten sich schon im Atrium versammelt.
    Nachdem Titus ihr gesagt hatte, dass der Legat bald kommen würde und sie hier warten solle sagte sie "Danke für deine Mühe Titus" sie lächelte ihn dabei freundlich an und drehte sich dann zu Ilias und Minos.
    "Wenn wir in Rom sind, werde ich euch vermutlich nach Hause schicken, es reicht wenn ich unser gutes altes Landgut verlassen muss, ihr habt dort euer zu Hause. Aber ich werde euch schrecklich vermissen" die beiden hatten sie schon in ihren frühen Jahren begleitet und waren in ihrem Leben ein wichtiger Bestandteil.


    Sie entgegneten ihr "Wie du wünschst Herrin" fast Synchron. Ilias fügte noch hinzu "Pass auf dich auf Herrin, Roma ist ein raues Pflaster wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist." Ilias wusste wovon er sprach, schließlich stand er vor Jahren beim Skalvenmarkt als Angebot aus, bevor Arvinias Vater ihn auf einem Besuch in Rom kaufte und mit nach Sizilien nahm.
    Minos fügte anbei "Vergesst nicht zu schreiben, der dominus wäre sicherlich enttäuscht, wenn ihr ihn vergessen würdet domina."


    Sie lächelte die beiden an "Macht euch keine Sorgen, ich bin schließlich kein Wiegenkind mehr. Passt auch gut auf euch auf."


    Es war alles so aufregend.



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  • In zahllosen Strängen verwob sich Hannibals Leben. Oft mit verwirrenden Ausgang, der auch den nicht gerade jungen Sklaven immer wieder überraschte, wie er selber bekundete. Hierzu ein kleiner Ausschnitt:
    “Manchmal stelle ich mir mein Leben als ein kompliziert gesponnenes Netz einer Spinne vor. Zahllose filigrane und undurchsichtige Fäden verbinden sich zu einem komplex geometrischen Muster, das augenscheinlich ein chaotisches Netzwerk darstellt, dann wiederum jedoch immer wieder kehrende Muster zeigt. An jenem Tage in Ravenna fiel das Licht der Sonne auf einen solchen Faden. Als ob noch die Tautropfen des Morgens an dem Gespinst hingen, derart leuchtete es auf und zeigte auf einen Pfad, der ein Bestandteil von meinem Leben war und nun doch vorbei. Dennoch war das Spinnennetz stets um mich herum, schließlich konnte ich mein Leben nicht wie eine Schmetterlingsraupe im Frühling in Form eines alten Kokons von mir abstreifen. Wenn ich mich bewegte, erzitterte es und wogte um mich herum. Und es überraschte mich stets von neuem zu sehen, welche Fäden in den Jahren überdauerten und welche sich im Laufe der Zeit verloren. Dachte ich in diesem Augenblick darüber nach? Nein, eigentlich nicht!“

    - Auszug aus den Schriften eines Sklaven, sie werden dem Sklaven Hannibal zugeordnet! Frei übersetzt von Dr. Dr. h.c P. F. Puvogel!


    Viel profanere Angelegenheiten beschäftigten den Sklaven nämlich. Das Betrachten der Waden von Faustus, die sich unter der Soldatentunika zeigten, unverhüllt, unverdeckt und unzweifelhaft stramm. Fesch!, dachte Hannibal. Als sich das Sonnenlicht auf den jungen Gesichtszügen von Faustus abzeichnete, konnte Hannibal deutlich sehen, dass der Krieg auch an Faustus nicht vorbei gegangen war. Feine Linien waren auf seinem Gesicht zu sehen. Spuren von Waffen wohl. Aber sie gaben Faustus etwas markantes in dem doch mehr weichen und wohlgestalteten Antlitz. Das Kompliment aus Faustus' Munde ließ Hannibal ganz bestimmt nicht kalt. Denn seien wir mal ehrlich, Hannibal war durchaus ein eitles Stück. Selbst wenn seine Koketterie manchmal sehr bizarre Formen annehmen konnte, man denke an jenen Zwischenfall in einem Balneum für Sklaven in der Villa Flavia, so legte Hannibal sehr viel Wert darauf, gepflegt zu erscheinen, egal ob blond gelockt und in Blumenmustern gekleidet oder dann doch mit seinen Naturhaaren und braunen Rehaugen. :] Der Dünkel von Hannibal war gepflegt und balsamiert worden. Selbst nur mit zwei kleinen Wörtern, aber für den Moment ausreichend. Die Antwort von Faustus an seinen Herrn, Aristides, kommentierte Hannibal mit einem stummen Nicken. Für die Wahrheit war Aristides nicht bereit, befand Hannibal und ließ das Thema somit unter den Tisch fallen.


    Bereits als die beiden Legionssoldaten irgend etwas von einem Sparsus austauschten, wer auch immer das war, hob Hannibal die Hand und deutete der Schankmaid noch einen Becher zu ihrem Tisch zu tragen. Mit Gestik auf seinen Becher deutend und dann auf den becherlosen Faustus. Die Maid verstand und drehte sich behäbig um und einen weiteren Becher aus den Holzregalen herunter holend. Natürlich war auch Hannibal das Gemurmel seines Herrn nicht ganz entgangen. Ein zweites Mal hatte Faustus ihn überrascht, denn laut dem Gemurmel seines Herrn wollte ihn dieser Sparsus wohl als Optio vorschlagen. Hannibal entsann sich daran, das jener Rang gleich unter dem Centurio rangierte. Die Maid kam heran und knallte den Becher ähnlich freudlos vor Faustus auf den Tisch. Hannibal hob die Hand und die Karaffe. Erneut suchte sich der Wein in einem makellosen Halbkreis den Weg in einen leeren Becher. Mit der anderen Hand schob Hannibal die Schale mit Essen zu Faustus rüber. Er hatte sowieso keinen Hunger, im Gegensatz zu Faustus. Erst als Hannibal nach seinem Becher griff und ihn an seinen Mund führte, bemerkte er die erstaunliche Wiederholung von früher. Schon in der Subura hatte Hannibal dem damals noch als Flosculus bekannten Faustus Essen oder mal ein paar Münzen zu geschoben. Ein Schmunzeln glitt über Hannibals Gesichtszüge. Er trank einen Schluck, ohne den Blick von Faustus abzuwenden.


    Nachdenklich war Hannibal durchaus, denn selbst wenn er ab und an ein wenig Zeit mit Faustus verbracht hatte, zu jenen sehr wirren Tagen in der Subura, kannte er den jungen Mann nicht wirklich sonderlich gut."Ich habe mich sehr über Deine Briefe gefreut, Faustus!", meinte Hannibal über den Becher hinweg und stellte ihn auf den Tisch. Hannibal war durchaus in einer Zwickmühle, das, was er sagen wollte, würde er nicht in einer Taberna offen sprechen, aber das, was er sagen konnte, befand er als zu banal und uninteressant. "Dann hast Du jetzt also fest vor, Karriere beim Militär zu machen?", fragte Hannibal scheinbar neutral. Dennoch zeigte sich immer noch der Glanz in seinen Augen und die Doppeldeutigkeit. Karriere im Militär würde bedeuten, dass Faustus wohl in Mantua oder gar noch weiter weg seinen Dienst verrichten musste. Was Hannibal natürlich durchaus etwas schade fand. Bei einem derartig feschen Soldaten mit solchen strammen Waden und athletischen Körperbau. 8)

  • Weder Faustus noch Hannibal schenkte Marcus mehr seine Aufmerksamkeit, denn er las den Brief, jetzt deutlich leiser, noch einmal durch, um sich zu vergewißern, daß dort auch das stand, was er gerade gelesen hatte. Denn Marcus war es nicht das erste Mal paßiert, daß er ganze Sätze beim Lesen übersehen hatte oder einfach nur Worte. Nein, nein, bei Mars und Iuppiter, Sparsus wollte tatsächlich versetzt werden. Marcus seufzte schwer und resigniert, er hatte in Sparsus einen sehr guten optio gefunden und es schmerzte ihn, einen solchen guten Mann zu verlieren. Gerade wollte er den Kopf anheben, um Serapio einen Auftrag zu erteilen als sich unsichere Schritte näherten, Naevius, der mit dem Korb in den Armen heran getreten kam und jenen Korb auf einen Stuhl stellte, es fauchte und grummelte daraus hervor.


    „Du kannst gleich stehen bleiben, Naevius! Ich habe einen kleinen Auftrag für Dich!“
    „Jawohl, centurio! Was für Einen?“
    „Laufe bitte noch mal zurück zu optio Iulius und sage ihm, daß ich ihn stante pede...heißt das so?...hier in der taberna erwarte!“



    Etwas enttäuscht, denn Naevius hatte einen weniger langweiligen Auftrag erwartet, nickte der Schreiber, er ließ den Korb mit dem kleinen Löwen zurück und eilte hinaus. Der Korbdeckel ruckelte hin und her, dann fiel er wie ein schweres Blatt herunter und rollte unter den Tisch. Heraus blickte ein goldgelber Kopf, der einer Katze nicht unähnlich war, nur gleich als die gefährlichere Variante erkannt werden konnte, aber erst, wenn das Tier ausgewachsen war. Groß und dunkel waren die Augen des Löwenjungen, der vielleicht drei Wochen alt war und nicht größer als die Katze des Griesgramoptio des Rekrutierungsbüros, auf dem Kopf trug der Löwe einen karottenroten kleinen Mähnenkamm, die Barthaare des Tieres erzitterten und der Löwe fauchte und grollte – was mehr urig, als bedrohlich klang. Seine Pfoten krallte der Löwe in den Rand des Korbes und spähte in die Runde von Männern, bereit sich jedem Feind entgegen zu stellen oder eine neue Umgebung zu erkunden.


    An anderer Stelle, Teil II:
    Erneut trabte Naevius bis zu Sparsus, es hatte dieses Mal etwas länger gedauert, bis er den optio gefunden hatte; ein zweites Mal salutierte Naevius brav und gewißenhaft vor seinem anderen Vorgesetzten. Naevius hoffte, daß das der letzte Botengang für heute war und er vielleicht doch noch in der taberna ebenfalls einen Happen Essen konnte, dieser Eintopf, den der Zenturio dort gelöffelt hatte, war ihm wohlgefällig in die Nase gestiegen.


    Optio, der Zenturio hat mich geschickt. Er will dich umgehend in der taberna sprechen, in der er momentan die Kräfte sammelt! Die hüpfenden Nereiden!“

  • Eine Schale mit wohlduftendem Eintopf schob sich vor mich, roter Wein plätscherte in einem eleganten Bogen in meinen Becher... Dies alles kam mir vor wie der Gipfel der Zivilisation. Überhaupt, wie war es schön wieder mal auf einem Stuhl an einem Tisch zu sitzen, beim Essen! Der pure Luxus.
    "Danke sehr! Aber hast Du denn keinen Hunger?"
    Ich griff schon nach dem Löffel - der Instinkt schnell zuzugreifen, wenn es etwas gab, war mir wirklich ins Blut übergegangen - ohne mir noch ein höfliches Zögern abzuringen. Der Eintopf roch wirklich gut. Ich führte den ersten Bissen zum Mund, stockte allerdings auf halbem Wege. Das war ein echtes Déjà vu! Hannibal schmunzelte so verschmitzt, hinter seinem Becher, und ich grinste verschwörerisch zurück, fast schon erwartend, dass im nächsten Moment ein Kalb von einem Hund herbeispringen und den Wein vom Tisch wedeln würde...
    Dieses Unglück blieb aber zum Glück aus, und ich konnte ungestört weiter essen, was ich auch mit gutem Appetit tat. Hannibal liess mich nicht aus den Augen. Was für Augen! Dieses tiefe Braun, golden wenn ein Sonnenstrahl sich darin fing. Ich spürte seinen Blick geradezu körperlich, oh ja, und hätte mir gerade nichts mehr gewünscht als ein wenig mit ihm alleine zu sein. Mit dem Handrücken wischte ich mir den Mund ab, trank einen tiefen Zug aus dem Becher, und erwiderte den Blick brauner Augen ebenso unverwandt und unter leicht gesenkten Wimpern, mit meinen blauen. Schwer, wirklich schwer, jetzt irgendwie unverfängliche Konversation zu machen. Aber notwendig. Der Centurio sollte doch nichts mitkriegen, auch wenn er von dem Brief, in den er sich wieder vertieft hatte, schon ziemlich abgelenkt schien. Verdammt, warum musste Sparsus bloss auf so eine Idee kommen!


    Über meine Briefe hatte Hannibal sich also gefreut... Gefreut. Ich nickte einfach. Hm... sagte er das jetzt nur damit es harmlos klang, oder... Immerhin hatte ich ihm im Überschwang, (und in der Angst vielleicht niemals wieder zurückzukommen - und die sichere Entfernung spielte bestimmt auch eine Rolle) ihm ein paar Dinge gesagt, die ich sonst ganz sicher für mich behalten hätte. Wenn ich so recht darüber nachdachte, hatte ich ihm mein Herz praktisch auf einem Silbertablett serviert. Ob das, rein strategisch gesehen, so klug gewesen war?
    Schön kühl bleiben jetzt, sagte ich mir streng, Ruhig Blut, ein bisschen poetische Übertreibung ist doch immer drin, er soll bloss nicht glauben dass er mich in der Hand hat!
    "Mhm, ja, kann man schon so sagen. Das Militär hat sozusagen meinen Ehrgeiz geweckt", gab ich im Plauderton zur Antwort, lehnte mich zurück, und legte lässig einen Arm über die nächste Stuhllehne. Ein weiterer Schluck Wein fand den Weg meine Kehle hinab, dann leckte ich mir beiläufig aufreizend die letzten Tropfen von den Lippen.
    "Und immerhin hab ich den Feldzug überlebt, obwohl mir anfangs von verschiedenen Seiten ein schneller Tod prophezeit wurde. Ich nehme das einfach mal als ein Zeichen", meinte ich leichthin, wieder fröhlich grinsend dabei. Ja der Krieg, was für ein witziges Thema... irgendwie konnte ich bloss entweder oberflächlich darüber spassen, oder in Trauer verfallen, oder beides auf einmal, normal darüber reden ging gar nicht.
    "Wie gehts Dir so? Kommst Du gerade aus Rom?"
    Harmlose Fragen, genau richtig.
    "Wie steht es eigentlich in der Stadt, gibt es Unruhen, oder Leute die den Thron an sich zu reissen versucht haben? Und was sagt man so über uns, die Prima, ich meine, sind wir Helden" - ich verzog ansatzweise das Gesicht, um meine ironische Distanz kundzutun - "oder will man uns dezimieren weil wir ohne Kaiser zurückkommen?"
    Das alles interessierte mich natürlich gewaltig. Aber gerade doch längst nicht so sehr, wie die Frage, ob ich Hannibal heute noch küssen würde oder nicht.


    Ich beugte mich runter, kratzte mich an einem Mückenstich an der Wade, und löste dabei getarnt einen Riemen an meinen Caligae. Mit einem Schielen zum Centurio vergewisserte ich mich dass seine Aufmerksamkeit gerade nicht auf "unter dem Tisch" fixiert war, dann streifte ich die Sandale ab, und tastete mich mit dem nackten Fuss langsam vor, während ich gelassen weiterass, und natürlich zuhörte.
    Kontakt! Neckisch tippte ich gegen Hannibals Knöchel, fuhr dann, langsam aber dreist, an seiner Wade hinauf. (Mit der Fusspitze, nicht mit der Sohle, denn da hatte ich eine bestimmt fingerdicke Hornschicht) Aber was war das? Ich stutzte. Um den Bart war es ja schon schade! Und jetzt schien es mir gar, als habe er sich auch noch die Beine enthaaren lassen, wie manche vornehme Leute das zu tun pflegen. Ganz glatt waren die. Das fühlte sich bei ihm so fremd an, irgendwie fast..... weiblich! 8o
    Ein Fauchen erklang - ein Fauchen? - und auf einmal trat Naevius auf den Plan. Er blickte gierig auf meinen Eintopf, aber sein Erscheinen war ein Glück, sonst hätte bestimmt ich wieder rennen müssen, um den Auftrag des Centurios auszuführen. Und ich wollte gerade ganz unbedingt hierbleiben.
    Aus dem Korb erhob sich, wie die Schlange aus dem Korb des Beschwörers, das Köpfchen eines kleinen sandfarbenen, und ziemlich rundohrigen Kätzchens. Ich hatte gar nicht gewusst dass der Centurio ein Katzenliebhaber war! Es schien ein weitverbreiteter Spleen in der Prima zu sein.
    "Na Du!", säuselte ich, hingerissen von den Knopfaugen und dem flauschigen Fell, und näherte meine Hand dem Tierchen, aber vorsichtig um es nicht zu erschrecken und um keine gewischt zu bekommen, "Du bist ja eine niedliche Mietzekatze! - Gibt das Gesellschaft für Drusilla, Centurio?"

  • Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus


    Nachdem er so freundlich hereingebeten worden war grüßte Licinus zuerst einmal formell.


    "Salve centurio Artorius, bitte um Erlaubnis einen alten Freund besuchen zu dürfen." antwortete er leicht spöttisch und streckte dem Artorier die Kanne vinum entgegen. "Ich hoffe du hast ein bisschen Zeit."

  • Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus


    Nachdem Licinus von Imperiosus zurückgekommen war kam ein Bote des anderen Artoriers mit einem Papyrus in der Hand.
    Licinus nahm den Brief entgegen und bat den scriba dem praefectus auszurichten, dass er den Brief überbringen würde.
    Anschließend legte er ihn zu dem Empfehlungsschreiben und legte sich zu Bett.

  • Es wurde Abend. Die Sterne funkelten am Himmel, die Soldaten zogen sich murrend in die engen Unterkünfte zurück, und ich kam gerade von der ersten Wachkontrolle. Ich lenkte meine Schritte zur Unterkunft des Praefectus Artorius Avitus, denn ich hatte da noch etwas auf dem Herzen. Durch einen Spalt drang Licht, das war schon mal gut.
    Mehr als nein sagen kann er nicht, dachte ich mir, rückte mein Cingulum zurecht, zog die Tunika glatt, fuhr mir mit den Fingern durch die Haare und atmete einmal ganz tief ein. Auf, Faustus!
    Gerade verliess ein Scriba die Unterkunft, ich kreuzte seinen Weg; dann wandte ich mich an die Wachen vor dem Eingang.
    "Salvete, guten Abend. Tesserarius Decimus Serapio. Ich würde gerne kurz beim Praefectus vorsprechen."

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus


    Nachdem Licinus Imperiosus begrüßt hatte und um die Erlaubnis bat, einen alten Freund zu besuchen, konnte Tiberius ein leichtes grinsen nicht unterdrücken.


    " Wie heißt denn der Soldat ? Bestimmt hat der heute Nachtwache... "


    Dann fing er an zu lachen, dachte an die vielen Nachtwachen die sie zusammen hatten und deutete Marcus an, dass er sich setzen konnte. Sofort kam ein Sklave an, der ihnen zwei Becher hinstellte, damit sie den Vinum auch geniessen konnten.


    " Für dich habe ich doch immer Zeit. Wie geht es dir Marcus ? "


    Nun viel es ihm auf, dass er zum erstenmal, nach einer sehr sehr langen Zeit seinen Freund fragte, wie es ihm überhaupt ging. Es wusste garnicht mehr, wann er dies zum letztenmal gemacht hatte.
    Der Sklave nahm die Kanne Wein und befüllte die Becher, die er kurz zuvor hingestellt hatte. Imperiosus nahm seinen Becher und nahm einen Schluck. Zum Glück war der Wein nicht mit Wasser verdünnt.

  • Sparsus war gerade dabei sein Essen zuzubereiten, als der Laufbursche des Centurio wieder angetrabt kam. Vor dem ahtte ma nauch keine Ruhe, aber Sparsus konnte sich schon denken worum es ging.


    "Gut, ich werde sofort hingehen.


    Du wirst inzwischen auf diese Meute Wahnsinniger hier aufpassen. Erlaubt sind 10 Meter Entfernung vom Lagerhaus und keinen Schritt mehr. Bricht jemand diese Regel nimmst du diesen Stab und schlägst ihn 5 mal für jeden Schritt, den er sich mehr entfernt hat."


    sagte Sparsus und reichte Naevius seinen Optiostab. Somit erhöhrte das Schicksal Naeviu's Wunsch nach einer aufregenderen Aufgabe. :D
    Dann drehte er sich zum Rest der Centurie um.


    "Das hier ist Naevius. Ich muss kurz weg, und er passt derweilen auf euch auf. Ihr werdet ihn behandeln, als wenn er ein Optio wäre - nur freundlicher. Also benehmt euch und geht nicht so spät ins Bett. "


    Sparsus machte sich auf und begab sich zu der Taberna und sah sich nach dem Centurio und Serapo um. Serapio füßelte gerade mit einem Skalven herum und der Centurio saß in aller Ruhe vor einem Becher Wein. Er sah schon weitaus gesünder aus, wie als er ihn das letzte mal gesehen hatte. Er schlängelte sich durch die Taverne und gab Serapio einen Klaps auf den Hinterkopf.


    "Schuhe anziehen, du bist im Dienst Faustus."


    Dann wandte er scih dem Centurio zu und salutierte militärisch korrekt.


    "Centurio, du hast nach mir rufen lassen. "


    Sparsus schaute sich kurz auf dem Tisch um. Warmer Eitopf und kühler Wein. Kein Wunder das Serapio so lange auf sich warten ließ. Und bei dem Skalven tippte Sparsus mal auf eben jenen, von dem Serapio ihm am Charboras erzählt hatte. Na wenigstens einer hatte seinen Spaß. Naja und vielleicht Naevius.

  • Verneinend schüttelte Hannibal den Kopf. Hunger hatte er keinen, denn eigentlich hatte er bereits zu Mittag gegessen. Als er den letzten Bissen mit Wein herunter gespült hatte, waren Menschen in die Taberna am Forum gestürmt und hatten von den Segeln am Horizont berichtet. Der römischen Flotte, die sich dem Hafen näherte und viele tausend Männer nach Italien brachte. Da hatte Hannibal, wie viele Andere auch, die Taberna verlassen und sich bis zum Hafen durch geschlagen. Und nun saß er hier. Unverhofft, kam oft und die Überraschung sowieso. Hannibals verschmitztes Lächeln verschwand nicht. Blieb sogar in seinen braunen Augen haften, die jede Regung in dem jugendlichen Gesicht von Faustus Serapio ausmachte. Und das Mienenspiel auf dem wohlgestalteten Antlitz war lebhaft und reichlich vorhanden. Er hatte viel zu beobachten und zu betrachten. Hannibal lehnte sich nach vorne und stützte beide Ellbogen auf dem Tisch ab. Die Hände ineinander verschränkt lehnte er sein Kinn auf den Rücken seiner Hand, an die Knöchel selbiger gestützt. Faustus schien ihm ein wenig enttäuscht zu sein. Über etwas, was er gesagt hatte? Doch es war nicht der rechte Augenblick, dieser Vermutung auf den Zahn zu fühlen. Hannibal sah kurz zu seinem Herrn, aber der hatte ganz offensichtlich keinen Blick für sie Beide übrig. Umso besser, befand er und widmete sich nun gänzlich wieder Faustus. Ganz langsam hob Hannibal seinen rechten Mundwinkel, dabei immer mehr den zweideutigen Ausdruck offenbarend. Insbesondere als er das anzügliche Gestenspiel von Faustus betrachtete, die Haltung auf dem Stuhl und das Berühren eines einzelnen, störrischen Weintropfen auf den Lippen, der sich der Zunge erst verweigern wollte.


    Unverfängliche Konversation begann, die Karriere, der Krieg, der Tod des Kaisers, Hannibal neigte den Kopf etwas zur Seite und stellte sich den jungen Mann als Centurio vor, vielleicht sogar eines Tages als Legat? Wie würde wohl Faustus in zwanzig Jahren aussehen? Bestimmt ein stattlicher Mann, dem das Leben auch noch die letzten weichen Züge genommen hatte. Die mehr kindlich und Jungenhaft noch wirkten. Dann würde nur noch ein schöner Mann übrig bleiben, einer, der wohl vielen Frauen die Köpfe verdrehen konnte. Womöglich hatte Faustus dann sogar ein Eheweib und drei Kinder. Über derart traute Familienaussichten wollte Hannibal jedoch seinen Kopf nicht zerbrechen. Denn in zwanzig Jahren würde ihm wahrscheinlich schon alle Haare ausgefallen sein. Er würde krumm und buckelig laufen, sich über die Jugend von heute beschweren und die angeblich goldenen alten Zeiten hoch leben lassen. Wie das ein Matrose an einem Nachbartisch gerade lauthals mit seinen Kameraden machte. Es war nur die Frage, ob Hannibal dann noch ein Sklave sein würde oder ob sich sein Herr bis dahin mal erbarmt hatte. Hannibal, der wusste, dass er darum die Jahre ausnutzen musste, in denen er nicht grau und alt war, beugte sich etwas nach vorne. Nur eine Nuance. "Dann scheinst Du nicht nur von den Göttern geschützt zu sein, sondern auch ein Liebling..." Von interessierten Männern, wie Hannibal es war, zu sein? Hannibal pausierte einen Moment kunstvoll und seine Augenbrauen zuckte kurz. "...von Fortuna zu sein. Mal treibt sie es schlimm mit einen, aber um die Widrigkeiten dann doch noch eines Tages mit Glück zu belohnen!"


    ' Ein Auf und Ab ist es' oder 'Könnte besser gehen!' war sicherlich keine geeignete Antwort, aber so flüchtete Hannibal in die übliche Antwort auf solche Fragen. "Ganz gut!", meinte er schlicht. Selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Er nickte, denn er war tatsächlich vor einigen Tagen von Rom nach Ravenna aufgebrochen. Der Kaiser...der Kaiser! Natürlich war der tote Mann in aller Munde! Hannibal, der gerade gleichgültig über den Tod des Kaisers mit der Schulter zuckte, spürte in jenem Augenblick die Berührung an seiner Wade. Seine Augen senkten sich einen Augenblick lang, doch es war eindeutig kein Zufall. Die Berührung wanderte ein Stück hinauf. Und überraschte Hannibal damit. Forsch und selbstbewusst war Faustus geworden. Auch etwas, was Hannibal zwar stutzig machte, aber nicht missfiel, im Gegenteil. "Die Menschen sind erschüttert vom Tod des Kaisers, aber sie stehen hinter ihren Soldaten. Ich habe keine Stimme vernommen, die gegen euch Soldaten gesprochen hat.", hakte Hannibal damit das unverfängliche Thema ab, um das Glatteis von Andeutungen und versteckten Botschaften zu betreten. "Es gibt sogar ganz bestimmte Helden, die in Rom erwartet werden. Einen ganz bestimmten Held..." Den Hannibal mit seinen Augen nicht losließ. "Der noch gefeiert werden sollte." Lasziv war das Lächeln, das den Worten folgte. Mit einem Seitenblick auf seinen Herrn wechselte Hannibal in ein altes, archaisches, klassisches Griechisch, das sein Herr ganz sicherlich nicht verstehen würde. "Faustus, schöner Faustus, unerbittlich sind die Helden im Kriege, eisern gegen die Versuchungen, aber heillos ausgeliefert ist selbst der größte Held dem Cupido!" Hannibal lächelte verschlagen, denn das sollte erst der Auftakt werden. Aber wie, oh ihr Musen, kann schon ein Mann mit solchen Worten warm werden, wenn er gestört wurde? Der Schreiber unterbrach Hannibal als er gerade seinen Mund öffnen wollte. Hannibal lehnte sich zurück, lächelte stumm und wartete bis der Störenfried von dannen gezogen war. Aber der Moment, den Hannibal nutzen wollte, war verflogen.


    Zudem machte ein fauchendes Tier auf sich aufmerksam. Hannibal sah zu dem Korb und wölbte seine Augenbraue in die Höhe. Was sollte denn das bedeuten?, dachte Hannibal. Ein Löwe? Ein vager Verdacht äußerte sich bei ihm. Er schüttelte den Kopf und kam zu der Überlegung, dass es sich um ein Präsent für Gracchus handeln musste, schließlich war dieser gerade zum Aedil gewählt worden und die Spiele standen bald an...was mit einem derart kleinen Löwen wohl kaum imposant genug war. Fragend sah Hannibal zu seinem Herrn. "Oh...vorsicht!", murmelte Hannibal schnell als Faustus seine Hand zu dem Tier hin streckte. "Der beißt bestimmt!" Hannibal ergriff resigniert den Becher, die Taberna war eindeutig ein schlechter Ort für solche Gespräche, die er beginnen wollte. Er trank einen Schluck Wein und sah auf als ein weiterer Soldat sich zu ihrer Runde gesellte. Mit der Resignation abgeschlossen und sich mit der Situation abfindend, betrachtete Hannibal den Neuankömmling neugierig. Schließlich schien er recht vertraut mit Faustus zu sein. Und er schien der besagte Optio zu sein.

  • Licinus musste bei der Begrüßung lachen. Sein Freund hatte schon Recht, wie oft hatten sie gemeinsam Nachts auf dem vallum gestanden und Wache gehalten? Und wie oft hatten sie dabei alle möglichen und unmöglichen Situationen erlebt?


    "Tja, wie geht es mir?" entgegnete Licinus und dacht kurz nach, während er den Wein einschenkte


    "Ich denke doch gut, ich habe diesen, meinen ersten, Krieg überlebt, noch dazuohne zum Krüppel zu werden. Im Gegenteil, ich bin sogar die Karriereleiter ein ganzes Stück nach oben gerutscht. Nicht so wie du natürlich ;).
    Aber ich bin sehr froh wieder in der Heimat zu sein, und vor allem diese schreckliche Schiffsreise hinter mir zu haben.


    Und bei dir? Wie geht es dir?"



    Sim-Off:

    Wi-Sim

  • Morgens, halb zehn in Italia...


    Die Cornicen erklangen, riefen zum Sammeln. Die Abteilung, die dem Caesar die sterblichen Übrereste des Kaisers überbringen würde, war weg und mit ihr der Legatus. Da es keinen senatorischen Tribun gab - den Götter sei Dank - musste Avitus die Legion nach Mantua führen. Wahrlich kein weiter weg, aber dennoch. Der Artorier war bereits seit einiger Zeit wach, hatte sein Personal längst damit beauftragt, seine Sachen zu packen. An den Melder gab er den Befehl
    "Marschbereitschaft herstellen"
    woraufhin dieser zu den Cornicen eilte. Bald darauf ertönten die entsprechenden Rufe.


    Geduldig wartete Avitus ab, bis die ersten Centurien abmarschbereit waren und losmarschiert sind, allen voran die des Primipilus. Diesmal jedoch ohne den Adler. Avitus hatte ein ungutes Gefühl, wenn der Adler bei einer kleinen Vexillatio war, und sei sie auch auf sicherem Boden. Vermutlich eine Nachwirkung der Ereignisse bei Edessa. Wäre doch absurd, den Adler jetzt zu verlieren. Nach und nach marschierten die Centurien ab, unter dem strengen Blick des Primipilaris. Nur einige Tage Marsch lagen vor ihnen und hier in Italia wollte Avitus es der abgekämpften Legion ersparen, täglich Marschlager zu errichten. Dafür konnten sie länger marschieren.

  • Naevius bekam ganz große Augen als ihm Sparsus den optiostab reichte, andächtig ergriff der Schreiber das Insignium der Macht, mit dem er zwar nicht wirklich Soldaten bestrafen durfte, aber der Befehl von Sparsus war klar gewesen. Naevius lächelte glücklich und salutierte noch zackiger und noch eifriger als zuvor. Ein:
    „Jawohl,optio!“
    , brachte Naevius noch hervor, dann hielt er einfach das neue Spielzeug in seinen Händen. Wie gut sich der Stab doch anfühlte, so glatt, so mächtig. Als Sparsus die Worte an die Zenturie richtete, schien Naevius auch ganze zwei Zoll zu wachsen und hielt den Stab fest in seiner rechten Hand, dabei die Augen auf die Männer, wovon manche mit Erheiterung den Schreiber betrachteten, der – wenn die Soldaten gutmütig waren – als Kauz bezeichnet wurde. Aber Naevius war schon immer ein eifriger Mann gewesen, selbst wenn er die eine oder andere Marotte hatte. Und am Liebsten tummelte sich Naevius unter den Männern und versuchte so einer wie sie zu sein, selbst wenn er kein Kämpfer war. Doch nun blieb er stehen und spähte auf die unsichtbare Linie, die Sparsus um das Quartier gezogen hatte, angespannt wie ein Wachhund observierte er die Soldaten.


    „Tius, Cafo, das sind elf Schritte. Zurück, zurück. Brav!“


    Naevius strahlte glücklich, die Männer hörten tatsächlich auf ihn. Erstaunt musterte er den optiostab in seiner Hand, was so ein kleines Ding doch ausmachte!


    Und nun in der taberna:
    Der kleine Löwe schien wohl ganz und gar nicht Gefallen daran zu finden, gleich getätschelt zu werden, denn als sich der – womöglich einfach auch nur lockende – Finger näherte, krallte sich der kleine Löwe an dem Korb fest und versuchte mit seinen kleinen Zähnen nach dem Finger zu schnappen, dabei grollte er höchst putzig und dünn, so daß Marcus leise vor sich hin gluckste und mit seinem Kinn auf den Löwen deutete.
    „Drusilla? Du meinst doch nicht etwa die Katze von der Schreckschraube aus dem Rekrutierungsbüro?“
    Marcus schnaubte verächtlich, er hatte einige Wochen unter diesem Knilch leiden müßen, als Marcus noch für das Rekrutierungsbüro eingeteilt worden war, ehe der Legat ein Einsehen mit ihm und wieder auf den campus gestellt hatte.
    „An dem wird Drusilla schnell ihre Freude verlieren, spätestens, wenn er ausgewachsen ist und versucht, sie zu freßen.“
    Mit dem Brief fuchtelte Marcus über dem Löwenjungen, der auch gleich danach zu schnappen versuchte.
    „Das ist ein Löwe für meinen Sohn!“


    Ein Funke Mißtrauen machte sich doch bei Marcus breit, denn langsam wurden auch ihm die Blicke, die die Beiden da austauschten, etwas sehr suspekt. Zudem fand er es nicht ergötzlich, wenn Hannibal griechische Worte von sich gab und ihn damit vorführte, er konnte ja schlecht zugeben, nichts davon verstanden zu haben. Marcus brummte unwillig, aber schon war Sparsus heran. Marcus nickte und legte den Brief, den ihm Sparsus geschickt hatte, auf den Tisch. Mit der anderen Hand deutete Marcus auf einen freien Stuhl.


    Optio, salve. Das habe ich. Nimm' doch bitte Platz!“
    , begann Marcus und winkte die Frau heran, die sie schon bedient hatte.
    „Hast Du Hunger, optio?“
    Die junge Frau an der Theke schien alle Zeit der Welt zu haben, denn erst langsam machte sie sich auf, zu ihrem Tisch zu kommen.
    „Du möchtest also nach Germania versetzt werden? Hast Du Dir das gut überlegt, optio?“

  • "Danke Herr."


    sagte Sparsus und setzte sich mit an den Tisch, neben Aristides und gegenüber Hannibal


    " Nein danke Herr, für mich nichts. Ich habe die Aufsicht der Truppe deinem Schreiber überlassen und möchte ihn nicht länger als nötig damit belasten."

    Sollte heißen, das er nicht vor hatte, hier lange zu bleiben, außer es ließ sich nicht vermeiden. Sparsus spürte in letzter zeit wie sehr in die Truppe belastete und befürchtete, dass wenn er zurück kam, er einen Lupaner anstatt einer Baracke vorfand.
    Sparsus sah ebenfalls zu den beiden Glücklichen hinüber. Das Aristides und er sie hier störten sah man ihnen an. Aber machen konnte man da nicht viel.
    Der Centurio fakkelte nciht lange herum, was Sparsus gelegen kam und stellte gleich eben jene befürchtete Frage. Ob er sich seine Versetzung auch gut überlegt hatte? Sparsus atmete tief durch. Wie erklärte er das, denn offensichtlich schien der Centurio eine Begründung zu erwarten. Aber wie sollte er ihm erklären, das er neben jedem Gesicht seiner Kameraden, die Gesichter der Gefallenen sah? Und das Tag für Tag, Augenblick für Augenblick. Als er zur Prima ging, wollte er etwas Bewegen, dabei helfen Ordnung in das Chaos zu bringen. Aber mit keiner Silbe hatte er daran gedacht, dabei soviele Kameraden - Freunde - zu verlieren.


    "Ja Herr, das habe ich. Und glaube mir, es ist mir nicht leicht gefallen diese Entscheidung zu treffen. Ich habe lange überlegt."


    Sparsus fingerte währenddessen an dem Loch in seiner linken Hand herum, was nur langsam heilte (wahrscheinlcih aus eben jenem Grund). Er wollte keinesfalls den Eindruck vermitteln, dass er aus der Prima fliehen wollte, auch wollte er nicht, dass der Centurio dachte, es läge gar an ihm. Beide Vermutungen wären falsch. Doch Sparsus hoffte, das sein Centurio besser über ihn dachte, als das er solche Vermutungen anstellen würde.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus


    Als Marcus ihm die gleiche Frage stellte, brauchte er nicht lange nachdenken.


    " Tja, weißt du. Mir geht es soweit gut. Sicherlich habe ich sehr viele Stufen auf meiner Karriereleiter hochgestiegen, aber dann denke ich wieder an die vielen Römer... Nein, Waffenbrüder die wir verloren haben. Damit meine ich nicht nur die X. sondern auch die vielen die in unserer Einheit dienten. "


    Dann wurde die Stimme von Imperiosus etwas betrübter.


    " Dann der Tod unseres Freundes Iunius Lucullus. Doch das schlimmste, was einem wiederfahren kann ist, wenn man den Krieg überlebt, aber keiner da ist, der einen Empfängt. Weiß du, als wir noch nicht in Durus Europos waren, bekam ich einen Brief, dass ich Erbe werde, da meine Schwester gestorben ist. Als wir am Hafen waren und Tags darauf abreisen wollten, besuchte ich meinen Vetter, der mir sagte, dass sein Sohn ebenfalls gestorben sei. Was mit meinem Bruder ist, weiß ich nicht, denn er war bei meiner Schwester. Du siehst... der Krieg verlangte viele Opfer, doch die schlimmsten für mich geschahen in meiner Familie. "


    Der Artorier nahm einen Schluck Wein, wollte eigentlich garnicht erst von seiner Familie anfangen, doch da Licinus fragte, wie es ihm ginge, bekam er auch eine Antwort. Wie konnte es einem Mann gehen, der viele aus seiner Familie verloren hatte, die ihm wichtig waren, sei es durch den Tod oder auch nur, dass sie verschwunden waren.


    " Zum Glück hatte der Krieg auch etwas gutes,... mein Sohn hat mir geschrieben* anscheinend hat er mir verziehen. "


    Sim-Off:

    * Wurde so jetzt nicht direkt ausgespielt

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