Lang warf die Sonne die Schatten auf den Boden, die der villa, die der Bäume, der Menschen, denn schon strebte die Himmelsscheibe dem Horizont entgegen, um hinter der Erdenscheibe – oder Kugel, je nach philosophischer Auffaßung! - zu versinken. In jenen Abendstunden näherten sich zwei Männer, mit denen wohl kaum jemand so schnell in der villa rechnen würde, sofern jemand in der villa an jenem Abend überhaupt anwesend war, dem Anwesen. Auf einem Wagen hatten sich die beiden Männer – Hannibal und Marcus – dem Stadttor genähert, denn Marcus gehörte – der Verletzung wegen – zu den Männern, die von ihrem Legat, dankenswerterweise, für die Zeit, bis sie etwas erholter waren von den Wunden, Urlaub bekommen hatten. So hatte sein Sklave, die treue Seele Hannibal, ihm einen Wagen besorgt. Nach einem Tag Aufenthalt bei seinem Onkel in Ravenna war Marcus schließlich aufgebrochen. Schon als er die Hügel der Stadt ausgemacht hatte, pochte sein Herz kräftig, sein Gesicht war - trotz der Schmerzen! - von tiefer Freude gekennzeichnet. Leider hatten sie den Wagen an der Mauer zurück laßen und nun in einem langen und sehr anstrengenden Marsch durch die Stadt irren müßen. Aber auch das hatte ein Ende und das Ziel, die villa Flavia, war nun endlich in Sicht. Marcus – durchaus erschöpft und müde von dem Humpeln mit den Krücken – lachte leise auf als er die Mauern aufragen sah, die er doch wenig bewohnt hatte, aber die dennoch in seinem Herzen sein Heim war. Schneller holte Marcus aus und brachte auch noch den letzten Weg hinter sich. Die Formalien an der Tür waren schnell erledigt, denn der ianitor erkannte Marcus nach einigen Blicken, mit denen er Marcus mißtrauisch beäugte, durchaus. So humpelte Marcus bereits in das atrium. Rosig wurden die Seerosen in dem Wasserbecken beleuchtet, von der roten Abendsonne. Marcus ließ sich auf eine Steinbank herunter sinken und stöhnte leise. Eine Krücke fiel ihm aus der Hand und polternd auf den Steinboden. Mit einer Hand – nämlich der, die nun frei war – winkte Marcus einer der Sklaven heran, die gerade durch das atrium eilten.
„Sieh doch bitte nach, ob Gracchus im Haus ist. Oder sonst ein Flavier...und ganz besonders meinen Sohn!“
Dann ließ Marcus sich erschöpft gegen eine Säule herunter sinken und lehnte sich mit dem Rücken gegen den kühlen Stein. Immer noch war er hohlwangig, blaß und sah kränklich aus. Zudem war sein Bein stark bandagiert und mit Stöcken fixiert. Unter seiner Tunika trug er auch noch einen dicken Verband, der jedoch von dem roten Stoff überdeckt wurde. Seine Rüstung trug er nicht, ebenso keine Waffen und nur eine einfache paenula. Erschöpft und ohne auf die Umgebung zu achten, harrte Marcus der Dinge, die kommen würden. Mehr, ob noch Mitglieder seiner Familie im Hause weilten. Langsam begann sein Geist davon zu schweben und Marcus schlief, an der Säule gelehnt, innerhalb weniger Herzschläge bereits ein.