• Die Liberalia dieses Jahres waren beiweitem nicht so freudeverheißend wie im letzten Jahr: In der Nacht hatte es geregnet und als die Römer am Morgen aus ihren Fenstern blickten, entdeckten sie Wolken am sonst so strahlenden Himmel Roms.


    Dennoch bereiteten die trotzigsten und härtesten der Feier-Römer ein Straßenfest vor, das dem Anlass des Tages gerecht wurde. In der Subura, wie auf dem Esquilin wurden auf den Straßen Kohlenöfen aufgestellt, um die Honigkuchen zu opfern. Ebenso erhoben sich an diesem Morgen in allen Teilen der Stadt Jünglinge zum letzten Male als Knaben. Zahlreiche Mütter mäkelten heute an den Tuniken ihrer Söhne, da sie für diesen besonderen Tag besonders anständig gekleidet sein sollten, während sie ererbte Togen von der Wäscheleine holten, wo sie gestern noch einmal ausgelüftet worden waren.


    Zugleich bereiteten sich aber auch andere auf das heutige Fest vor: Junge Männer, die vor wenigen Jahren exakt an diesem Tag ihre Bulla abgelegt hatten, holten ihre Weinvorräte hervor, um diesen Jahrestag gebührend zu feiern.


    Und schließlich holten überall in Rom Bäckereien frische Honigkuchen aus den Öfen. Manch einer unter den Bäckers-Knaben stibitzte sich noch ein warmes Gebäck, ehe der Rest von alten Frauen abgeholt und zu Ehren des Liber und der Libera auf den tragbaren Öfen in den Straßen verbrannt werden würden.

  • Macer hatte weder nahe Verwandte noch junge Klienten, die an diesem Festtag von den Zeremonien rund um das erstmalige Anlegen der Toga betroffen waren, so dass er den Tag ruhig anging. Nachdem auch der letzte Klient seinen morgentlichen Besuch beendet hatte, verweilte Macer erst noch einen Augenblick am Hausaltar, um vor der Marsstatuette dem Kriegsgott zu gedenken, dem dieser Tag schließlich auch heilig war. Erst dann begab er sich auf die Straße, um auf dem Weg zu seinem Büro in der Basilica auch einen Hongikuchen zu kaufen und opfern zu lassen, damit der Segen der Götter auf den jungen Männern liegen würde, die heute feierten.

  • Als Menschen wie Purgitius Macer hinaus auf die Straßen kamen, herrschte dort bereits buntes Treiben. An manchen Stellen waren Tische und Bänke auf die Straßen gestellt worden, sodass ein Durchkommen noch schwieriger als sonst möglich war.


    Während die einen auf ihren tragbaren Öfen noch lukanische Würste brieten, standen bei anderen alte Frauen, deren Häupter mit Efeu bekränzt waren, und priesen lautstark ihre Ware an.


    "Libae*, zuckersüße Libae! Für das Wachstum eurer Kinder! Süße Libae!"


    Tatsächlich blieb manche Mutter stehen und gab den alten Frauen ein paar Asse für die Kuchen. Sogleich übernahmen diese dann das Ritual, das notwendig war.


    "O Liber, Freund des Weines, Herr des Wachstums! Nimm diese süßen Zeichen unserer Ergebenheit an, damit der Sohn dieser keuschen Matrona wachse und zum Mann reife!"


    Unterdessen ging es an den Grill-Öfen nicht ganz so rituell zu. Während der Vater an demselben stand, drängte sich die übrige Familie um einen Holztisch, den man mitten in den Weg gestellt hatte. Dies wiederum sorgte für Ärger mit Passanten, die sich nun an den Tischen vorbeidrängen mussten und nicht selten irgendetwas umwarfen. Das Chaos auf Roms Straßen war perfekt!


    Sim-Off:

    * = Honigkuchen, die in den Öfen geopfert werden

  • Zitat

    Original von Narrator Italiae
    "Libae*, zuckersüße Libae! Für das Wachstum eurer Kinder! Süße Libae!"


    Auch Meridius hatte sich heute in die Stadt begeben, da er noch ein Gespräch mit einem nahe stehenden Senator aus der dritten Reihe führen wollte. Senatoren gab es eine Vielzahl und wollte man nicht an Einfluss verlieren, musste man sich schon um sie bemühen. Die galt insbesondere für die "unbedeutenderen" dieser Spezies.


    'Zuckersüße Libae für das Wachstum eurer Kinder!' sprach ihn dann unmittelbar an. Zwar war Optatus noch zu klein, um überhaupt zu verstehen, um was es ging, doch kam es auf den Kuchen gar nicht selber an. Es war der Kauf, welcher entscheidend war. Oder besser gesagt, das Ritual und der beschworene Segen der Götter.


    Meridius trat also an einen Stand, zog ein paar Münzen hervor und kaufte einen ganzen Korb voll dieser Kuchen, welche wenig später in wohlwollenden Rauch aufgingen. Die alte Frau an dem Stand war damit beschäftigt, für alle Kinder und Jugendlichen der Verwandtschaft des Senators Opfer zu bringen ... ;)

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