Die Liberalia dieses Jahres waren beiweitem nicht so freudeverheißend wie im letzten Jahr: In der Nacht hatte es geregnet und als die Römer am Morgen aus ihren Fenstern blickten, entdeckten sie Wolken am sonst so strahlenden Himmel Roms.
Dennoch bereiteten die trotzigsten und härtesten der Feier-Römer ein Straßenfest vor, das dem Anlass des Tages gerecht wurde. In der Subura, wie auf dem Esquilin wurden auf den Straßen Kohlenöfen aufgestellt, um die Honigkuchen zu opfern. Ebenso erhoben sich an diesem Morgen in allen Teilen der Stadt Jünglinge zum letzten Male als Knaben. Zahlreiche Mütter mäkelten heute an den Tuniken ihrer Söhne, da sie für diesen besonderen Tag besonders anständig gekleidet sein sollten, während sie ererbte Togen von der Wäscheleine holten, wo sie gestern noch einmal ausgelüftet worden waren.
Zugleich bereiteten sich aber auch andere auf das heutige Fest vor: Junge Männer, die vor wenigen Jahren exakt an diesem Tag ihre Bulla abgelegt hatten, holten ihre Weinvorräte hervor, um diesen Jahrestag gebührend zu feiern.
Und schließlich holten überall in Rom Bäckereien frische Honigkuchen aus den Öfen. Manch einer unter den Bäckers-Knaben stibitzte sich noch ein warmes Gebäck, ehe der Rest von alten Frauen abgeholt und zu Ehren des Liber und der Libera auf den tragbaren Öfen in den Straßen verbrannt werden würden.