Ein kleiner Erkundungsspaziergang

  • Flava überlegt kurz und deutete dann in eine Richtung.
    „Ich würde einfach mal sagen dort entlang.“
    Sie hatte sich noch einen Umhang gegen die Frühlingskälte umgelegt und stand nun draußen neben Marsus und blickte sich neugierig nach links und nach rechts um. Hier kannte sie sich noch einigermaßen aus, aber die Richtung, in die sie nun gedeutet hatte, hatte sie noch nie eingeschlagen, oder zumindest nicht besonders weit.
    „Dort war ich glaub ich noch nicht!“, meinte sie erklärend und lächelte Witjon an.

  • "Wie du wünschst."


    Sie schlenderten also los in die angedeutete Richtung und kamen bald an eine etwas größere Straße, auf der reger Betrieb herrschte. Witjon versuchte sich zu orientieren und merkte dann, dass sie ganz in der Nähe des Theaters waren.


    "Schonmal ein Theater gesehen?" fragte er Flava und deutete auf das große, halbrunde Gebäude, das in einiger Entfernung vor ihnen aufragte.

  • „Als ich kleiner war, war ich mal in einer Vorstellung, zumindest hat mir das meine Tante erzählt, ich selbst kann mich kaum mehr daran erinnern.“, erwiderte Flava und spähte in die Richtung, in welche Witjon zeigte.
    „Ist es das?“, fragte sie neugierig, das Gebäude war beeindruckend groß. Kein Wunder, wenn es die Stadt hier als Zuschauer haben sollte.
    „Weißt du, ob es momentan Vorstellungen gibt?“ Drusus hatte ja gesagt, dass momentan da recht wenig los war... Sie hoffte, dass er sich irrte, oder zumindest bald wieder etwas los sein würde.

  • Witjon war ein wenig verblüfft. Er war schon öfter mal im Theater gewesen, hauptsächlich in CCAA.


    "Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie vielfältig da momentan das Angebot an Vorstellungen ist. Wir können ja mal nachsehen."

  • „Ja, gerne!“, ging Flava gleich auf Wijons Vorschlag ein, zog gleichzeitig den Mantel etwas fester um sich, weil der Wind ihn aufgebläht hatte, und steuerte auf das Theater zu.
    „Welche Vorstellungen hast du denn schon gesehen? Und welche kannst du mir empfehlen?“, fragte Flava neugierig weiter.

  • Witjon merkte, wie Flava ihren Mantel enger zog. Es wurde windiger und ein wenig ungemütlicher.


    "Ich kann mich nicht mehr an alle Vorstellungen erinnern...vor kurzem war ich in einem Auszug aus der Geschichte des Prometheus. Desweiteren..."


    Er musste einen Moment überlegen.


    "Kennst du die Sage von Deadalus und Icarus? Die war besonders spannend."

  • „War das nicht die Geschichte, wo der Sohn unbedingt zur Sonne fliegen wollte? Es am Ende auch schaffte und verbrannte?“, fragte Flava etwas unsicher, ob es wirklich das war, nach. Sie beobachtete, wie das Theater noch etwas größer wurde, während sie näher kamen.
    „Ich hab einiges gelesen, aber ich hab ja auf dem Land gelebt, da gibt es kein Theater...“

  • "Ja genau. Deadalus hatte für die beiden Flügel aus Wachs und Federn gebaut, damit sie von der Insel eines Königs...ich habe seinen Namen vergessen...fliehen konnten. Doch Icarus flog zu nahe an die Sonne heran, so dass seine Flügel sich auflösten und so viel er ins Meer und ertrank. Eigentlich ziemlich traurig."


    Witjon grinste breit. Sie waren nun am Theater angekommen und er schaute auf eine Aushängetafel an der Kasse.


    Heutige Vorstellungen




    Hora Quarta - Orpheus et Euridice




    Hora Septima - Scipio: Ein Monolog


    Witjon schaute auf den Stand der Sonne, um die Uhrzeit zu bestimmen und bemerkte, wie langsam dunklere Wolken herbeizogen. Er seufzte ein wenig genervt und schätzte dann:


    "Orpheus und Euridice müsste schon zur Hälfte rum sein. Von der anderen Vorstellung habe ich noch nie etwas gehört."


    Er lächelte kurz und fragte dann:


    "Wollen wir trotzdem rein gehen?"

  • „Orpheus und Euridice hätte mich schon gereizt, aber wenn das schon halb um ist, dann geh ich doch lieber wann anders, wenn ich es komplett sehen kann.“


    Auch Flava sah nach oben und erkannte die dunkeln Wolken sofort als Regenbringer.


    „Ich denke es wird bald zu regnen anfangen... Erkunden wir lieber noch ein bisschen die Stadt und verschieben einfach den Theaterbesuch auf wann anders. Vielleicht können wir dann ja auch Valentina davon überzeugen mitzukommen. Dann kommt sie mal raus!“


    Flava lächelte Witjon an, und fragte sich zugleich was er von dem Vorschlag hielt. Da fiel ihr eine Frage wieder ein, die sie ihm schon vorhin hatte stellen wollen.


    „Warum war Valentina eigentlich so begeistert davon, dass du ein Duccier bist? Seid ihr was besonderes?“, sie lächelte verlegen, als sie ihre eigene Wortwahl hörte. „Entschuldige die einfältige Ausdrucksweise.“

  • Regen...ja danach sah es wohl aus. Witjon dachte einen moment lang nach.


    "Du hast wohl recht, lass uns weiter gehen."


    Sie gingen nun weiter in Richtung Stadtzentrum. Auf Flavas Frage hin zog er skeptischerweise eine Augenbraue hoch und antwortete belustigt:


    "Wir Duccier etwas besonderes? Nunja, unsere Familie hat hier in Germania praktisch überall ihre Finger im Spiel, aber ich kann mir Valentinas Begeisterung ehrlich gesagt nicht erklären."


    Dann erst reagierte er auf Flavas Entschuldigung und tat sie mit einer Handbewegung ab:


    "Macht nichts, wir sind hier ja nicht in der Schola Germaniae." ;)

  • „Deine Familie ist also sehr einflussreich... hm, doch, damit könnte ich mir die Begeisterung zumindest ansatzweise erklären. Immerhin sind wir nur ziemlich einfache Leute hier und wenn dann einer aus der Führenden Familie der Provinz plötzlich auftaucht...“


    Flava zuckte mit den Schultern, weil sie doch nicht so genau weiter wusste und grinste ebenfalls amüsiert.


    „Nein, in der Schola sind wir zum Glück nicht!“, lachte sie.


    „Weißt du denn, wo wir jetzt ungefähr hingehen?“

  • "Na, ich weiss nicht ob meine Familie die führende in der Provinz ist..." meinte Witjon nur und starrte einen Moment lang in den grauen Himmel.


    Dann ging er auf Flavas Frage ein:


    "Wir gehen gerade aufs Forum zu, dort gibt es am meisten zu sehen. Die Curia, die Regia, die Thermae...naja den Markt kennst du ja bereits ganz gut.


    ...Achso und der Tempelbezirk liegt direkt hier links."


    Er deutete auf ein Grundstück, das den Tempel des Mars beherbergte und schön bepflanzt war.

  • „Ja, den Markt kenne ich!“, bestätigte Flava schmunzelnd und blickte dann in die gewiesenen Richtungen. Es war immer recht nützlich zu wissen, wo die Regia oder die Tempel waren.


    „Wo kann ich denn meine Briefe abschicken?“, fragte sie auch gleich eine der wohl wichtigsten Fragen. Immerhin wollte ihre Tante unbedingt geschrieben bekommen. Und Valerian wollte Flava auch schreiben, wenn er sich nicht bald meldete.

  • "Briefe gibts du in der Regia ab. Der Praefectus Vehiculorum ist für den Cursus Publicus zuständig, dort müsste auch irgendwo die Annahmestelle für Briefe sein. Ich kenne mich da nicht soo genau aus."


    Er grinste etwas verschmitzt und verschränkte nun seine Arme hinter seinem Kopf. So lief er geradeaus weiter auf das Forum zu und seufzte lautstark. Witjons Blick richtete sich auf die vielen Händler, die schon begannen ihre Stände abzubauen, weil sie die Gewitterwolken fürchteten.


    "Sieh dir diese Weicheier an, die haben Angst vor ein wenig Regenwasser."

  • „Naja, ich freu mich auch nicht wirklich darüber!“, erwiderte Flava grinsend, folgte jedoch Witjon weiter und sah den Händlern beim abbauen zu. „Aber du hast recht, sie sind etwas schnell beim Abbauen, vermutlich lassen sie jetzt ihre Sklaven oder ihre Söhne auf die abgedeckten Stände aufpassen und setzen sich selbst in die Taverne!“, stellte Flava einfach mal die freche Behauptung auf und blinzelte Witjon amüsiert zu.

  • Witjon grinste zurück und schaute noch einmal in den Himmel. Es sah schön aus, wie der Wind die Wolken vor sich her schob und dabei die Sonne unregelmäßig verdeckte.


    "Die armen Sklaven, die können ja nichts dafür! Die Söhne sind selbst schuld." sagte er mit gespielter Empörung.


    Wenige Sekunden später fiel auch schon der erste Tropfen vom Himmel, der Witjon genau auf die Nase traf.


    "Hmm, na gut lass uns wieder in Richtung Casa gehen." grummelte er und machte kehrt.

  • Flava grinste breit über Witjon Worte, als dieser ihren Gedanken weiter spann. Jaja, die armen Söhne, die hatten es schon nicht leicht, dachte sie sich und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, während sie weiter dem Abbauen der Stände zusah.


    Flava verstand zunächst nicht, wieso Witjon auf einmal zurück zur Casa wollte, da bekam auch sie einen Regentropfen ab. Sie folgte ihm lachend und konnte nicht anders als ein bisschen zu frotzeln: „Wer hat grad noch mal wen Weicheier genannt, weil sie vor dem Regen flohen?“ Sie grinste Witjon frech an, zog sich aber schon mal die Kapuze ihres Mantels über den Kopf.

  • Diese Freche Göre dachte Witjon bei sich und grinste zurück.


    "Wir können auch gerne noch etwas länger draußen bleiben, ich dachte nur ich nehme etwas Rücksicht auf die verweichlichte Römerin an meiner Seite."


    Es niselte nun und man hörte etwas weiter entfernt bereits Donnergrollen. Der Wind wehte ihnen die Tropfen ins Gesicht und es wurde fast schon ungemütlich. Witjon lächelte. Er mochte dieses Wetter irgendwie.

  • Flava drehte sich nach dem Donner um und zog überrascht die Augenbrauen hoch. Jetzt auch noch ein Gewitter? Sie zog sich den Mantel etwas fester ums ich und schüttelte den Kopf.


    „Die verweichlichte Römerin an deiner Seite ist nicht aus Zucker! Ich glaub, wenn du so weiter machst, dann nimmt sie die Herausforderung draußen zu bleiben noch an!“


    Sie funkelte ihn amüsiert an, und hoffte zugleich dass Witjon nicht darauf einging.

  • "Du möchtest also noch etwas länger spazieren gehen?"


    Witjon war plötzlich todernst und blieb ruckartig stehen. Dann musste er jedoch lachen und ging weiter.


    "Nein, das nehme ich dir nicht ab."

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