Es war ein ausgesprochen frostiger Tag, viel zu kalt für diese Jahreszeit. In den Strassen bewegten die Menschen sich zügig, eingehüllt in die Wintersachen, die sie wieder aus den Truhen geholt hatten, und letzte Nacht hatte ich heftig gefroren im Zelt, in unserem Lager auf dem Marsfeld.
Kurz nach der Mittagszeit war es, als Licinus und ich, rüstungs- und waffenlos, den Tempel des Mars Ultor erreichten. Der Centurio hatte uns glücklicherweise doch noch mal in Freiheit entlassen, als wir ihm erklärt hatten dass wir unseren religiösen Pflichten nachkommen wollten. Auf dem Viehmarkt hatten wir uns ein Opfertier besorgt. Anlässlich all der Schrecken die wir durchgestanden und vor allem überlebt hatten, sollte es schon ein blutiges Opfer sein. Wir hatten uns für einen jungen Schafbock entschieden, vom dem wir hofften, dass er nach Mars' Geschmack wäre. Er hatte wirklich schönes, rotbraunes Fell, sehnige Glieder, kleine nach hinten gebogene Hörnchen und ungetrübte gelbe Augen, die uns scheel anblickten, als wir ihn an einem Strick hinter uns her zogen. Auch mit Wein, Weihrauch und Opferkeksen hatten wir uns ausgerüstet.
"Ist schon seltsam", teilte ich Licinus nachdenklich mit was mich so bewegte, während wir die breiten weissen Stufen zu dem Tempel hinaufschritten, "genau hier an diesem Ort hab ich mich endgültig entschieden sub aquila zu gehen." Ich blickte hinauf zum Dach des Tempels, zu dem prachtvollen Fries, und zu dem Giebel, hinter dem damals so eindrucksvoll die Sonne aufgegangen war. "Und jetzt komm ich mir vor wie'n völlig anderer Mensch..."
Jedenfalls in vieler Hinsicht.
Das Böcklein erklomm hinter uns die Treppenstufen, setzte flink die Hufe, und ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es schon schade war, so einem geschmeidigen Geschöpf die Kehle aufzuschlitzen. Aber wahrscheinlich musste es um ein Opfer ja auch schade sein, damit es ein gutes Opfer war. Zwischen den Säulen hindurch kamen wir zu der grossen Pforte. In einem der Wasserbecken dort reinigte ich mir die Hände, und tat dann ein paar Schritt hinein in den gewaltigen Innenraum, der erfüllt war vom Geruch des Weihrauchs, und vom Schein der Öllampen. Ich verspürte Ehrfurcht, als ich wieder die grosse Statue des Kriegers und Rächers erblickte. Bei einem blutigen Opfer war ich mir nicht so sicher ob wir es alleine ganz richtig hinkriegen würden, deshalb sah ich mich erst mal nach einem Opferdiener um, oder einem Priester, der uns dabei helfen könnte.
Mag uns jemand zur Seite stehen?