Tempel des Mars Ultor - Zwei zurück von der Front

  • Es war ein ausgesprochen frostiger Tag, viel zu kalt für diese Jahreszeit. In den Strassen bewegten die Menschen sich zügig, eingehüllt in die Wintersachen, die sie wieder aus den Truhen geholt hatten, und letzte Nacht hatte ich heftig gefroren im Zelt, in unserem Lager auf dem Marsfeld.
    Kurz nach der Mittagszeit war es, als Licinus und ich, rüstungs- und waffenlos, den Tempel des Mars Ultor erreichten. Der Centurio hatte uns glücklicherweise doch noch mal in Freiheit entlassen, als wir ihm erklärt hatten dass wir unseren religiösen Pflichten nachkommen wollten. Auf dem Viehmarkt hatten wir uns ein Opfertier besorgt. Anlässlich all der Schrecken die wir durchgestanden und vor allem überlebt hatten, sollte es schon ein blutiges Opfer sein. Wir hatten uns für einen jungen Schafbock entschieden, vom dem wir hofften, dass er nach Mars' Geschmack wäre. Er hatte wirklich schönes, rotbraunes Fell, sehnige Glieder, kleine nach hinten gebogene Hörnchen und ungetrübte gelbe Augen, die uns scheel anblickten, als wir ihn an einem Strick hinter uns her zogen. Auch mit Wein, Weihrauch und Opferkeksen hatten wir uns ausgerüstet.
    "Ist schon seltsam", teilte ich Licinus nachdenklich mit was mich so bewegte, während wir die breiten weissen Stufen zu dem Tempel hinaufschritten, "genau hier an diesem Ort hab ich mich endgültig entschieden sub aquila zu gehen." Ich blickte hinauf zum Dach des Tempels, zu dem prachtvollen Fries, und zu dem Giebel, hinter dem damals so eindrucksvoll die Sonne aufgegangen war. "Und jetzt komm ich mir vor wie'n völlig anderer Mensch..."
    Jedenfalls in vieler Hinsicht.
    Das Böcklein erklomm hinter uns die Treppenstufen, setzte flink die Hufe, und ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es schon schade war, so einem geschmeidigen Geschöpf die Kehle aufzuschlitzen. Aber wahrscheinlich musste es um ein Opfer ja auch schade sein, damit es ein gutes Opfer war. Zwischen den Säulen hindurch kamen wir zu der grossen Pforte. In einem der Wasserbecken dort reinigte ich mir die Hände, und tat dann ein paar Schritt hinein in den gewaltigen Innenraum, der erfüllt war vom Geruch des Weihrauchs, und vom Schein der Öllampen. Ich verspürte Ehrfurcht, als ich wieder die grosse Statue des Kriegers und Rächers erblickte. Bei einem blutigen Opfer war ich mir nicht so sicher ob wir es alleine ganz richtig hinkriegen würden, deshalb sah ich mich erst mal nach einem Opferdiener um, oder einem Priester, der uns dabei helfen könnte.


    Sim-Off:

    Mag uns jemand zur Seite stehen? :)

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  • "Nein, bei mir war es anders. Mein Vater wünschte, dass ich sub aquila gehe und nach seinem Tod tat ich das auch.
    Ich muss sagen, dass es auf jedenfall eine gute Entscheidung war."


    Dann betraten sie den Tempel. Licinus, in der Provinz aufgewachsen und schon lange Zeit nicht mehr in Rom gewesen, war sehr beeindruckt von dem Tempel und besonders von der Statue des Mars.
    Nachdem er sich die Hände gereinigt hatte sah auch er sich um.
    Irgendwer musste doch hier sein, der ihnen helfen konnte, oder?
    Licinus war etwas unsicher, noch nie hatte er allein ein Opfer vollzogen, immer waren Priester oder zumindest Verwandte dabei gewesem, die ihn angeleitet hatten.

  • An diesem Tag war ich der SvD - der sacerdos vom Dienst - und war auch nicht unfroh darüber, den ganzen Tag im Tempel verbringen zu können, draußen war's einfach lausig kalt und zumindest entging man in den Räumlichkeiten des Mars dem eisigen Wind. Man konnte fast glauben, der Kaiserwechsel hätte mieses Wetter mitgebracht, auf jeden Fall sehnte ich mich nach dem Frühling und einigen wärmeren Sonnenstrahlen, was uns da derzeit an Wetter angeboten wurde, ließ einen doch stark ans Auswandern Richtung Aegyptus denken. Und nachdem meine lieben Kollegen sich mal wieder in einem der Räumlichkeiten für uns Priester herumdrückten, um einige Opferkekse zu vernichten, blieb mir die Freude übrig, mich um die beiden aufrecht stehenden Männer zu kümmern, die ein bisschen ziellos im Tempel herum standen - mit der Zeit erkannte man suchende Besucher auf den ersten Blick.


    Ich trat also im üblichen Ornat eines Priesters in der toga praetexta - ich würde diese Purpurstreifen nie wieder loswerden - auf die beiden zu und begrüßte sie freundlich.
    "Salvete und willkommen im Haus des Mars Ultor. Kann ich euch beiden helfen?" Einer der beiden kam mir bekannt vor, aber .. konnte das sein? Ich runzelte die Stirn und setzte noch einen Satz an, der nicht wirklich mit meinem Dienst als Priester zu tun hatte. "Decimus, bist Du das?"

  • Schön warm war es hier drin. Ich nickte, auf Licinus' Worte hin, und dachte so bei mir, dass doch wahrscheinlich die meisten von uns ganz ähnliche Gründe dafür hatten - Familie, oder die Suche nach was Sinnvollem im Leben, oder der Versuch neu anzufangen, oder eine Mischung von all dem.
    Wir mussten uns nicht lange umsehen, die waren auf Zack hier - kaum dass wir eingetreten waren, stand schon ein Priester vor uns. Und nicht irgendeiner. Ich lächelte freudig, als ich den Mann wiedererkannte, der mich damals, als ich runtergekommen und unbeschuht hier aufgekreuzt war, so freundlich empfangen hatte. Das Frühstück nicht zu vergessen.
    "Salve! Ja, ich bin's. Es freut mich Dich wiederzusehen, Flavius Aquilius. Wie Du siehst hab ich verwirklicht was ich damals vorhatte."
    Das war doch eine schöne Fügung, dass er sowohl Zeuge meines Aufbruches als auch meiner Rückkehr war. Ich wandte mich zu meinem Kameraden: "Wenn ich bekanntmachen darf: Sacerdos Flavius Aquilius - Optio Iulius Licinus. - Wir beide waren mit der Legio Prima in Parthien. Und jetzt würden wir gerne Mars ein Opfer bringen, dafür dass er uns dort beigestanden hat."
    Der kleine Schafbock, der wohl merkte dass ich abgelenkt war, ruckte auf einmal an dem Strick, so dass er mir durch die Finger glitt, und trippelte flink tiefer in den Tempel hinein.
    "Hiergeblieben!" Ich erwischte das Vieh gerade noch rechtzeitig, hob es schnell hoch, bevor es sich womöglich an den Opfergaben vergreifen konnte, die da vor den riesigen, Caligae-beschuhten Füssen des gewaltigen Standbildes lagen. Das wäre ja mal peinlich gewesen.

  • Licinus war ein nicht nur ein wenig erstaunt, als der Priester den Decimer fast sofort erkannte und begrüßte. Wen der Junge alles kannte...


    Bei der Vorstellung senkte Licinus das Haupt ein wenig um seinen Respekt vor seinem Gegenüber und vor allem dem Amt des sacerdos anzudeuten.
    Bei den weiteren Ausführungen des tesserarius begnügte sich Licinus mit einem Nicken.
    Als der Schafbock versuchte zu entwischen fuhr auch Licinus herum und bekam gerade noch so an einem Stück Fell, als Serapio es auch schon gefangen hatte und dann half er ihm es hochzunehmen.


    "Entschuldige bitte." wabdte er sich peinlich berührt an den Priester.
    "Wie gesagt würden wir diesen Bock gerne opfern, wenn du uns dabei helfen könntest, damit uns keine Fehler unterlaufen?"

  • Kurz musste ich grinsen, als der Bock kurzerhand sich entschloss, eigene Wege zu gehen und von dem jungen Decimer an weiteren Expeditionen gehindert wurde - es erinnerte mich doch sehr stark an jenen Tag, an dem ich mit Ferkeln die Opferhandlungen geübt und das halbe Haus unter Wasser gesetzt hatte, als mir mein Möchtegernopfertier im impluvium des atriums gelandet war. "Es freut mich, Dich wohlbehalten wiederzusehen, Decimus Serapio," sagte ich aufrichtig, als er mit dem Bock zurückkehrte und betrachtete den Soldaten durchaus wohlgefällig - seine neue Narbe schmückte ihn ausgezeichnet, er hatte einiges von der Weichheit der Jugend verloren und wirkte weitaus erwachsener als vor seiner Abreise. Auch sein Kamerad schien durch den Feldzug geprägt zu sein, er hatte den klaren Blick eines Mannes, der auf seine Umgebung achten musste, um zu überleben und stellte damit zu den vielen bequem gewordenen Stadtrömern eine angenehme Abwechslung dar. Zudem, es passierte mir nicht sehr oft, dass jemand tatsächlich wirkte, als meinte er seine Respektsgeste ernst, und das tat irgendwie gut, wenn man den ganzen Tag mit einer Klientel zu tun hatte, die vornehmlich mit sich selbst und den eigenen Problemen beschäftigt war.


    "Und ich freue mich auch, dich kennenzulernen, optio Iulius Licinus." Ein kurzer Blick ging auf den unruhigen Bock, der gesund und kräftig aussah, dass er lebhaft war, hatte er uns eben schon bewiesen, dann nickte ich. "Es wird mir eine Freude sein, euch bei eurem Opfer zur Seite zu stehen. Ich denke aber, ihr solltet das Gebet auf jeden Fall selbst sprechen und ich übernehme es dann, das Tier zu opfern, einverstanden?" Das war der übliche Ritus, die meisten Römer wussten zwar, wie es alles funktionierte, aber da man im familiären Kultgebrauch eher kleine Tiere und Kekse opferte, waren die meisten dann bei größeren Tieren etwas unsicher und überfragt. Da war ein Priester, der täglich den Opferhammer schwang, natürlich ein wenig im Vorteil.

  • "Mir ebenso, sacerdote."
    Der Vorschlag des Flaviers das Gebet selbst zu sprechen und die Opferung an sich ihm zu überlassen kam Licinus sehr gelegen
    Wegen seinem höheren Rang zukam, wobei der hier natürlich nur eine untergeordnete Rolle spielte, er war einfach schneller, antwortete Licinus zuerst:
    "Ich denke, wir werden deinen Vorschlag annehmen."
    Warf jedoch zu Sicherheit noch einen Blick zu dem jungen Decimer, ob dies ihm recht sei.

  • "Ja, auf jeden Fall."
    Ich nickte zustimmend. Der Bock, der noch halb in meinen Armen hing, strampelte und blöckte, bis wir ihn wieder auf den Boden runterliessen. Hatte Kampfgeist, das Tier, das passte doch schon mal. Ich überliess ihn einem herannahenden Opferdiener, der ihn wohl noch etwas schmücken wollte. Ein bisschen länger und ein bisschen intensiver richtete ich meine Augen auf den Marspriester, den ich, wie schon damals auch am heutigen Tag, echt zum Anbeissen fand - wenn ich auch mittlerweile durch die Legio sehr verwöhnt war was den Anblick muskulöser Gestalten anging. Ich lächelte, mit nur einem Hauch von Doppeldeutigkeit und fragte:
    "Sollen wir dann - loslegen, Sacerdos?"
    "Wie wäre es, Licinus", schlug ich dann meinem Kameraden vor, "wenn wir das Gebet zusammen sprechen, abwechselnd?"
    Noch einmal liess ich etwas Wasser über meine Hände rinnen, und trat vor das gewaltige Standbild. Da kam man sich gleich so klein vor. Mit der Kapuze der Paenula bedeckte ich mein Haupt. Rot glommen die Kohlen in der Weihrauchschale, rot wie Blut und Krieg, rot wie das Inferno am Chaboras, glühendrot wie die Funken, die das Firmament erhellten wenn der Kriegsgott sein ungeheures Schwert schärfte. Ich nahm etwas von dem Weihrauch, den wir erstanden hatten, und streute die Körner auf den Rost über den Kohlen. Langsam stieg der Rauch auf, verbreitete sich der schwere Duft, der den Himmlischen so angenehm ist. Fein kräuselten sich die Schwaden, stiegen immer höher. Ich sah ihnen nach, blickte ehrfürchtig hinauf zu dem bärtigen Gesicht, während das was ich dem Gott sagen wollte in mir Gestalt annahm, und überliess es dabei Licinus, falls er das wollte, zuerst das Wort zu ergreifen.

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  • "Einverstanden" sagte Licinus und wartete darauf, dass Serapio den Sprechgesang begann. Als nach ein paar Sekunden immernoch Stille herrschte suchte Licinus selbst nach den passenden Worten für ihr Opfer.


    "Oh, Mars Ultor, der du uns nach Parthia und heil wieder nach Hause geführt hast..."

  • "Oh Mars Ultor, der Du uns beigestanden hast in den Schlachten...",
    fiel ich ein, inbrünstig, mit fester Stimme, die hallend den Raum erfüllte,
    "grosser Rächer, mächtigster Streiter, Ahnherr der Volkes, Schirmer und Schützer Roms,
    Dir vermag keiner zu trotzen! Lenker der Schlachten, tödlichster Krieger, siegreicher Feldherr,
    in Ehrfurcht stehen wir vor Dir - höre uns an.
    Wir haben im Osten gekämpft, wo der Feind mit frecher Stirn Rom herausgefordert hat,
    in Deinem Namen haben wir blutig Vergeltung geübt. Du standest an unserer Seite.
    Du hießest mich aufzustehen. Mit Dir haben wir die Felder vor Edessa mit Blut getränkt.
    Marspiter, allgewaltiger Streiter, Du hieltest die göttliche Hand über uns..."

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  • "...wofür wir dir mit diesem Opfer danken wollen"
    setzte Licinus das Gebet fort.
    "Im Vertrauen auf deine Macht bitten wir dich, stehe uns auch weiterhin zur Seite, hilf uns auch künftige Schlachten zu überleben..."

  • Ich nickte den beiden zu und ließ sie einstweilen mit ihrem Gebet an Mars alleine. Zwei gestandene Soldaten konnten das auf jeden Fall, ohne dass ich ihnen die Hand würde halten müssen, wie es bei den ältlichen matronae immer mal wieder passierte, ich war mir sicher, dass ein Mann, der nicht an Mars glaubte und regelmäßig betete, ohnehin nicht heil aus Parthia zurückgekehrt wäre. So winkte ich einen der camilli heran, die uns Priestern im Tempel erstaunlich willfährtig zur Hand gingen und jener junge Bursche nahm dann auch gleich von Serapio den Strick des Opfertiers entgegen. Leise geflüstert traf ich meine Anordnungen, dass das Tier für die Opferzeremonie vorbereitet werden sollte, die natürlich draußen stattfand - die blutige Sauerei würde man im Inneren des Tempels sicher niemals wieder aus den Marmorbodenfugen herausbekommen, überdies hielt sich der Gestank nach Blut in geschlossenen Räumen unangenehm lang - unsere Vorfahren hatten eine gute Erfindung damit getan, alle Tieropferaltäre nach draußen zu verlegen. Während der junge Bursche samt bockigem Bock enteilte, blieb ich in der Nähe der beiden Soldaten stehen, so sie noch Hilfe brauchen sollten, wäre ich schnell vor Ort, und wenn sie keine brauchten, dann kam ich immerhin in den Genuss eines aufrichtig klingenden Gebets.


    Serapio hatte sich nicht nur eine schmissige Narbe im Gesicht eingehandelt, er wirkte auch deutlich gereifter - aber welcher Krieg hätte nicht aus einem jugendlichen Mann einen Erwachsenen gemacht? Ich war zwar selbst nie an irgendeiner Front gewesen, aber die Erzählungen über die Schrecken des Krieges selbst hatten mir genug bewiesen, dass es für keinen Mann leicht sein würde, dies mit klarem Verstand und leichtem Herzen zu überleben. Zudem hatte Serapio jene jugendlichen Formen endgültig verloren, die für so viele ältere Männer noch anziehend waren, ich jedoch mochte bei der Attraktivität eines Mannes allzu junges Erscheinen nicht und musste feststellen, dass mir der junge Decimer nun weitaus mehr das Blut durch die Adern pulsieren ließ, als es vorher der Fall gewesen war. Auch sein Kamerad war etwas für's Auge, zumindest das, was ich ohne Vergleich beurteilen konnte, und ich war mir nicht sicher, ob es nicht doch der bessere Entschluss gewesen war, der legio fernzubleiben, ich wäre meinen Vorsätzen wohl kaum lange treu geblieben, mich von anderen Männern fernzuhalten. Still wartete ich nun also ab, dass die beiden ihr Gebet abschlossen.

  • "...und halte auch über unseren Legaten, der im Feindesland verschollen ist, Deine Hand, Mars Ultor, Vater des Krieges, lass ihn, der so tapfer für Dich gefochten hat, der uns unerschrocken in die Schlacht geführt hat, der Rom so viel Ehre gemacht hat, lass auch ihn heil zurückkehren, in die Heimat, zu uns...",
    so bat ich von ganzem Herzen, obwohl ich da wahrscheinlich nach einem Wunder verlangte, und blickte hinauf zu dem bärtigen, strengen Antlitz des Gottes, das mir dem meines Onkels gar nicht so unähnlich erschien. Geisterhaft umwogte es der Weihrauch. Ich lies noch eine grosszügige Handvoll auf den Rost rieseln, ein bisschen zuviel des Guten. Dichte Schwaden quollen empor und mit vom Rauch kratziger Stimme fuhr ich fort:
    "Grosser Mars, nimm unseren Dank, nimm die Gaben, die wir Dir darbringen, und erhöre gnädig unser Bitten..."
    Aus den Augenwinkeln sah ich zu Licinus neben mir und zu Flavius Aquilius, der in unserer Nähe stand. Ich für meinen Teil hatte jetzt gesagt was ich zu sagen hatte.

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  • Licinus musste einen Hustenreiz unterdrücken, als Serapio recht großzügig mit dem Weihrauch umging.
    "... die wir dir treu ergeben hier vorgetragen haben." schloss Licinus auch seinen Teil des Gebets ab. Auch er sah aus dem Augenwinkel in Richtung des Flaviers.

  • Das mit dem Gebet war doch gut gelaufen, fand ich, und kurz erinnerte mich das an das Tor von Circesium, an die Sache dort mit Balken und Riegel. Das war natürlich unendlich viel dramatischer gewesen dort, ich dachte nur daran, weil Licinus und ich das auch gemeinsam vollbracht hatten, und ohne vorher gross zu planen. Mit Mars' Hilfe natürlich.
    Einen Augenblick lang blieb ich noch stehen, erfüllt von der Ehrfurcht, die mich in Angesicht des Kriegsgottes erfüllte - Ehre und Furcht oder jedenfalls Scheu, tatsächlich mischte sich da beides, denn diese Macht, die uns zum einen beschützte und zum Sieg führte, zum anderen das blutige Sterben so vieler Menschen auf beiden Seiten der Schlacht wollte... diese Macht war mir unbegreiflich. Eben nicht menschlich, sondern urtümlich, wild, gnadenlos und göttlich... Doch der dichte Rauch, den ich hervorbeschworen hatte, liess es nicht zu, dort weiter sinnierend zu verharren, und mit der geziemenden Wendung nach rechts trat ich zur Seite, um so für mich das Gebet zu beenden, fort vom Altar und der Statue, hinaus aus dem Rauch. Da holte ich wieder Luft, und blickte fragend zu dem hilfreichen Priester, denn ich war unschlüssig ob der Choreographie des weiteren Vorgehens. Ob es jetzt schon direkt raus zum Schlachten ging?

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  • Das hatten die beiden doch gut hinbekommen - ich nickte, nachdem sie ihr Gebet abgeschlossen hatten, kurz zu mir, bevor ich einige Anstandsaugenblicke verstreifen ließ, in denen ich dem nach oben kräuselnden Rauch der glimmenden Weihrauchkörner zusah. Man musste Mars schließlich auch Zeit lassen, das Gebet anzuhören und eventuell Missfallen zu bekunden (seit dem dreifachen Opfer war ich diesbezüglich deutlich vorsichtiger geworden) - und so trat ich erst nach dieser stumm verbrachten Frist zu den beiden Soldaten, einem meiner collegi winkend, dass beider Opfergaben abgeräumt werden konnten, um Platz für den nächsten Opfernden zu schaffen. Letztendlich bestand dies nur daraus, die Weihrauchkörner aus der Schale zu kratzen, zumindest jene, die noch übrig waren, Kekse oder dergleichen mehr hatten die beiden ja nicht mitgebracht.
    "Wenn ihr beiden bereit seid, dann wenden wir uns nun dem Opfer zu," sagte ich in gemessen leiserem Tonfall und machte eine einladende Handbewegung zum Durchgang nach draußen hin, durch den wir auf den Vorplatz gelangen würden. "Folgt mir." Damit ging ich beiden voraus, nicht zu schnell, damit es nicht wirkte, als würden wir wie die Schulbuben durch den Tempel stürmen, aber auch nicht so langsam wie so mancher plattfüßiger Senator im besten Mannesalter (also sechzig aufwärts).


    Kälte schlug uns entgegen, denn leider war es während des Gebets der beiden nicht wärmer geworden, und ich bereute sogleich, dass ich mir das Opfer antat - in blutgetränkter Kleidung hier draußen ausharren zu müssen würde unangenehm werden, aber so war das Leben als Priester eben. Immernoch besser, als an der Front von irgendeinem Parther zu Klump geschlagen zu werden.
    Die camilli hatten ganze Arbeit geleistet, der Bock stand nervös hin und her zuckend, am Altar angebunden und bekränzt bereit, als gälte es, ein Staatsopfer abzuhalten, und einer der Burschen lungerte neben dem Altar herum, wohl um die ein oder andere Sesterze abzustauben, die großzügige und erfolgreiche Opferherren gern loswurden, wenn sie ob eines angenommenen Opfers erleichtert waren. Ich begab mich zu dem bockenden Bock und betrachtete ihn eingehend auf Makel, konnte aber nichts entdecken - gerade bei Opfertieren achtete man sehr auf ein tadelloses Aussehen, und dieser Bock erfüllte alle Kriterien. "Wollt ihr der Opferformel eigene Worte hinzufügen, oder reicht euch das Gebet, das ich sprechen werde, um Mars anzurufen?" fragte ich die beiden Soldaten routinemäßig, denn dass sie selbst beten konnten, hatten sie mir gerade eindrucksvoll bewiesen.

  • Licinus folgte dem Priester nach draußen.
    Als die kleine Prozession das Freigelände erreicht hatte, schlug ihm ein kühler Lufthauch entgegen und unwillkürlich zog er die paenula nach.


    Dann sah er den Opferbock, den sie zuvor am Markt gekauft hatten und traute seinen Augen kaum. Zwar hatten sie ein schönes Tier gekauft, aber die Camilli hatte ganz offenbar wirklich hervorragende Arbeit geleistet, das Tier war geradezu beeindruckend geschmückt.


    Als der sacerdos die Frage nach der Opferformel stellt wurde Licinus leicht nervös, hatte er diese doch nur noch sehr bruchstückhaft in Erinnerung.
    Zögernd sah er zu Serapio...

  • Nach dem warmen, verräucherten Tempelinneren fand ich den Vorplatz geradezu klirrend kalt. Dafür war die Luft schön frisch. Und der Bock sah jetzt wirklich prächtig aus, allerdings schien er die Ehre, als Opfer für den grossen Mars zu fungieren, nicht so recht zu schätzen zu wissen. Er rollte die gelben Augen und trippelte hin und her und vor und zurück, so weit es der Strick erlaubte. Ich blickte hinauf zum Himmel, dessen Bläue getrübt war von dem Rauch der vielen Feuer, die hier in der Stadt brannten.
    "Ähm." Ich überlegte, und Licinus schien sich auch nicht so ganz sicher zu sein. "Nein", meinte ich dann, "ich denke wir haben in unserem Gebet gerade schon gesagt was wir zu sagen haben."
    Und schliesslich waren wir Soldaten, da erwartete man doch, dass wir uns kurz und prägnant hielten.

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  • Nunja. Ich hätte zwar gern nochmal ein schickes Gebet gehört, aber hier ging es schließlich nicht um mein Wohlbefinden, sondern um das des Mars, und der kannte seine Soldaten sicherlich und wusste, dass sie nicht allzu viele unnötige Worte machten. Übel nehmen würde Er es ihnen sicher nicht, zumindest hielt ich das für sehr wahrscheinlich.
    Einer der camilli brachte eine Schale Wasser herbei, damit beide die rituelle Waschung vollziehen konnten, die vor dem Antreten eines blutigen Opfers üblich war - letztendlich ging ich davon aus, dass sie beide darauf geachtet hatten, dass sie gereinigt waren, was das Fernbleiben von blutigem Handwerk, Sexualität und ähnlichem mit einschloss, aber man konnte es eben nie genau vorher wissen.
    Ein paar müßige Bürger blieben stehen und sahen zu, aber wirklich viele Zuschauer hatten wir nicht und würden sie um diese Zeit auch nicht bekommen, dafür waren noch zu wenig Leute unterwegs, und jene, die um diese Zeit durch die Stadt gingen, waren zumeist auch damit beschäftigt, sich um Rechtsangelegenheiten oder dergleichen zu kümmern, bevor es mittags zu warm werden würde.
    "FAVETE LINGUIS!" rief ich über den Platz, breitete die Arme aus und gebot der 'Menge' Schweigen - die ohnehin nichts anderes machte als schweigend zu gaffen - aber Ritual war eben Ritual.


    Gemächlich wusch ich mir die Hände, die beiden Soldaten anhaltend, es mir gleichzutun, und da sie die Opferherren waren, kamen sie auch in den Genuss, sich die feuchten Fingern mit dem malluium latum abtrocknen zu dürfen, dann ergriff ich die Schale mit der mola salsa, jener üblichen Mischung aus Salzlake und Dinkelschrot, und begann, den Bock damit zu übergießen, um ihn als Opfertier für Mars zu kennzeichnen.
    "Hiermit weihe ich Dir, O Mars, diesen Bock, auf dass Du dieses Opfer annimmst und den Worten dieser beiden aufrechten Männer Aufmerksamkeit und Gehör schenkst!" Dann reichte ich das Opfermesser an Decimus Serapio weiter, auf dass er als erster der beiden das Tier rituell entkleiden möge, wie es mit dem Streichen des Messers über den Rücken des Bocks angedeutet wurde.

  • Noch einmal tauchte ich meine Finger in das klare Wasser hinein. Ein paar Tropfen fielen zu Boden als ich sie wieder zurückzog, und an dem Tuch trocknete, das einer der Camilli uns anreichte. Rein und kalt war meine Hand, als ich sie fest um das Opfermesser schloss. Schwer lag das Metall in meiner Hand. Wir hatten eine Menge Blut vergossen in Parthien, und es hatte noch keine Entsühnung für uns gegeben. Ich hoffte, dass das Opferblut, das jetzt gleich hier strömen würde, diesen Makel von Licinus und mir nehmen würde, den wir für Imperator und Patria auf uns genommen hatten. Auf uns nehmen hatten müssen. Wie auch immer.
    Einer der jungen Gehilfen nahm dem Tier jetzt den Kranz ab. Ich setzte das Messer auf das rotwollige Haupt, gleich hinter die kleinen, gewundenen Hörner, und strich dem Tier, unbeirrt von seinem scheelen Blick, den Hals entlang, dann den Rücken bis zum Schwanz, über das glänzende weiche Fell, unter dem sich härter die Wirbelsäule abzeichnete. Schweigend gab ich das Messer, Griff zuerst, an Licinus weiter.

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