Tempel des Mars Ultor - Zwei zurück von der Front

  • Nach dem FAVETE LINGUIS legte sich eine Stille über die ohnehin schon ruhige Opferstelle, die in Licinus ein Gefühl irgendwo zwischen höchster Feierlichkeit und leichter Gespenstigkeit hervorrief.


    Auch er reinigte sich rituell und das kalte Wasser zwickte ihn in die Hände, die er anschließend wieder trocknete.


    Nachdem Serapio das Tier "entkleidet" hatte, übernahm er das Messer von ihm und und strich dem jungen Bock ebenfalls über den Rücken.


    Danach hielt der das Opfermesser wiederum mit Griff voran in Richtung des Priesters.

  • Ich nahm das Messer von Iulius Licinus wieder entgegen und nickte den beiden leicht zu - dann trat ich vor, die Hände erhebend, um das letzte Gebet dieses Opfers zu sprechen, mit volltönender Stimme, die weit über den Platz tragen würde (dieser Effekt war durchaus gewollt und beabsichtigt gewesen). Ich richtete meinen Blick gen Himmel, diesem strahlend blauen, aber auch kalten Himmel, und fasste alles noch einmal zusammen, was ich vernommen hatte.
    "O Mamarce, Du mächtigster Schlachtenlenker, Du Speer und Schild Roms, Kämpfer für das Reich und starker Beschützer derer, de sich nicht selbst schützen können: Nimm dieses Opfer dieser beiden Soldaten an, die in Deinem Namen gegen einen mächtigen Feind gezogen sind, die geblutet haben im Dienste Roms, die gelitten und geschwitzt haben, um Ruhm und Ehre für ihr Volk zu gewinnen. Nimm an ihren Dank für Deinen Schutz, den sie Dir heute in der Gestalt dieses wohlgeratenen Tieres darbringen, und schütze auch den verschollenen Legaten, der in Deinem Namen die Soldaten geführt hat. Mamarce, Du Freund und Führer aller Soldaten, Du Träger des blutigen Rots, wütender Rächer und verlässlich schützender Vater, höre die Worte dieser guten Männer und nimm ihren Dank an!"
    Dann blickte ich zu den beiden und fragte, wie es der Brauch vorschrieb: "Agone?*"


    Sim-Off:

    [SIZE=7]* "Soll ich das Opfer vollziehen?"[/SIZE]

  • Mir schwoll die Brust, als diese erhebenden - und noch dazu wahren - Worte über den Platz schallten, ich reckte stolz das Kinn, und kniff die Augen ein wenig zusammen, etwa so als spähte ich unerschrocken übers wilde Feindesland, wo hinter jedem Busch ein Bogenschütze lauern konnte, bis zum Horizont. Für den Kaiser, Ruhm und Rom..., klang es mir dabei in den Ohren. Tief atmete ich die frostige Frühlingsluft ein und stand ganz ausgesprochen gerade - wenn Mars uns mit seiner Aufmerksamkeit beehrte, dann wollte ich auch eine gute Figur machen. (Der Priester machte jedenfalls eine, als er das so effektvoll zelebrierte, und mir war so, als wäre er sich dessen durchaus bewusst.)
    "Age!", sprach ich, beinahe im Chor mit Licinus, und blickte gebannt auf das Opfermesser.



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  • Und jetzt kam der blutige Teil. Ich nahm das Opfermesser von beiden wieder entgegen und trat zu dem Tier, das in kürzester Zeit zu Ehren des Mars sein Leben lassen würde und musste - anscheinend ahnte es, was ihm bevorstand, zuckte mit dem Kopf unruhig hin und her, aber die Stricke hielten den Bock fest genug, dass er nicht ausbrechen konnte. Ein leichtes Nicken zu einem der camilli reichte, dass er mir den Opferhammer übergab, dann holte ich aus, mit genug Schwung, um das Tier gezielt zu Fall zu bringen, aber nicht zuviel, um das Hirn des Tiers nicht im großen Blut-Matsch-Gemisch über den Altar zu spritzen (auch sowas passierte bisweilen, und es war kein angenehmer Anblick).
    Während die Vorderläufe des Bocks einbrachen, führte ich das Messer mit einem klaren, harten Schnitt den Hals entlang, der Körper sackte in sich zusammen, Blut schwappte, und das Opfer war vollbracht, die dunkelroten Schlieren zogen sich über den Boden, über das Fell des Bocks und (natürklich!) auch über meine in Sandalen steckenden Zehen. Manchmal schien es mir, als würde das genau deswegen passieren, weil ich Blut zwischen den Zehen nicht mochte. Aber man konnte es sich eben nie aussuchen.


    Ich beobachtete den Fluss des Blutes, um eine zu geringe Menge als Zeichen des Missfallens von göttlicher Seite erkennen zu können, aber der Bock blutete genau richtig und so mussten wir eine Weile warten, bis ich das Tier schließlich, als es auf den Altar gewuchtet worden war, aufschneiden konnte, um die Eingeweide heraus zu nehmen und sie auf jene unmissverständlichen Zeichen hin zu überprüfen, die Mars senden würde, wenn er das Opfer nicht annahm. Dabei versuchte ich angestrengt, nicht an das zweimal misslungene Opfer zu denken, das ich vor einiger Zeit mit meinem patronus gefeiert hatte - so etwas erlebte man als Priester nicht oft, und ich war nicht wild darauf, es eventuell wieder erleben zu müssen.

  • Auch wenn sich das Opfer etwas zäh hinzog, als wäre es die Belagerung von Dura Europos, hatte Mars seine Entscheidung rasch getroffen. Das Tier war ohne Makel, so dass sowohl der Priester als auch die beiden verdienten Soldaten den Tempelvorplatz glücklich würden verlassen können.

  • Ich war wirklich sehr genau gewesen - nach dem Opferreinfall vor einiger Zeit war ich damit wirklich ein gebranntes Kind - aber ich konnte einfach keinen Makel an den Eingeweiden entdecken, nicht einmal eine auch nur falsch gefärbte Ader oder irgendeine Verwachsung, wie sie auf natürlichem Wege immer entstehen konnten. So blieb im Grunde eigentlich nur eine Deutungsmöglichkeit übrig, und das war natürlich die beste von allen:
    "Litatio!" verkündete ich gut hörbar und nickte den beiden Soldaten zufrieden zu. Sie hatten aufrichtig gebetet und offensichtlich der legio keine Schande gemacht, und so hatte Mars das Opfer angenommen. Was konnte man sich schon mehr wünschen? Die Nervosität in meinem Magen löste sich angenehm auf und ich war zufrieden.

  • Rot und weiss. Das Blut strömte aus dem Leib des Opfertieres auf den mamornen Vorplatz, schwallartig zuerst, dann in stetem Fluss, dann versiegend. Der selbe Rythmus wie bei einem niedergestreckten Soldaten. Es dampfte in der kühlen Luft, und ich meinte den metallischen Geruch auf der Zunge zu schmecken. Wie es sich ausbreitete, tastend rote Fühler ausstreckte, dunkle Rinnsale über den reinweissen Stein flossen, sich verästelnd wie die Arme eines Flusses - sehr ästhetisch. Warum musste ich ausgerechnet jetzt an Mohn denken, an die blutroten Blütenblätter des Schlafmohns?
    Vieles ist bei den Tieren uns Menschen doch sehr ähnlich... auch wie die Eingeweide aus dem aufgeschlitzten Bauch drang, so voluminös dass man sich fragte wie alles eben noch darin Platz gehabt hatte, so verschlungen wie ein inneres Labyrinth. Ich betrachtete den Priester, der in diesem spiegelnden Wirrwarr seinen Weg suchte, und hoffte, dass Mars uns gewogen sein würde, wurde immer angespannter je länger die Inspektion andauerte. Schliesslich sprach der Priester das erlösende Wort Litatio! Erleichterung machte sich in mir breit, ich blickte zu Licinus und lächelte befreit. Auch für die Hoffnung um Livianus war das ein gutes Zeichen!
    Einen Moment lang blieb ich noch da stehen, und sah andächtig über Rom, während die besondere, vom Alltag losgelöste Atmospäre, die während des Opfers hier geherrscht hatte, wieder verflog. Die Umstehenden nahmen ihre Gespräche wieder auf und gingen weiter, ein paar rückten aber auch näher, die hofften wohl ein Stück von dem Opferfleisch zu ergattern, dass ein Opferhelfer gerade routiniert von den Knochen löste und zerlegte.
    "Gut! Ich bin wirklich erleichtert. Vielen herzlichen Dank für Deine Hilfe, Sacerdos."
    Vor allem für die kraftvolle Anrufung. Ich strahlte den aparten Flavier an und meinte: "Wir müssen jetzt wieder ins Lager zurückkehren. Aber wenn es mich einmal wieder nach Rom verschlägt, dann würde ich mich gerne für ein Ientaculum vor langer Zeit revanchieren. Bis dahin Vale!"

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  • Es war, als hätte jemand die Spannhebel einer ballista umgelegt.
    Wie sich die Sehnen derselben entspannten, so entspannte sich auch Licinus als er das "Litatio" vernahm.


    Nachdem sich Serapio bedankt hatte tat Licinus es ihm gleich:


    "Acuh von mir dankeschön sacerdos. Vale bene." sagte Lcinus und streckte dem Flavier zum Abschied die Hand hin.

  • "Ihr müsst mir nicht danken ...vielmehr müsste ich euch beiden danken, dass ihr für Volk und Staat offensichtlich zur Zufriedenheit Mars' eure Pflicht getan habt," erwiederte ich und meinte es aufrichtig. Das Militär war ein Weg, der sich für mich nie wirklich ergeben hatte, und so blieb ein Rest Bewunderung gegenüber vielen Soldaten und Offizieren vorhanden, wahrscheinlich auch eine romantische Verklärung der blutigen Realität - aber man kann schließlich nicht alles haben, sagte ich mir und drückte die Hand des Iuliers, um beiden dann noch zuzunicken.
    "Eine gute Rückkehr und einen ruhigen weiteren Dienst wünsche ich euch. Die Ruhepause habt ihr euch nach diesem Feldzug wahrlich verdient. Und wenn ihr wieder in Rom sein solltet - ich würde mich freuen, euch hier wieder einmal sehen zu können." Abermals neigte ich den Kopf, um meinen Respekt vor den beiden zu bekunden, dann sprach ich die der Höflichkeit entsprechenden Abschiedsworte, die für uns Römer und unser Sinnbild des effizienten Lebens geradezu sprichwörtlich sind: "Valete!"
    In der Kürze lag doch genug, um dem anderen zu bekunden, dass man ihn schätzte, und vermied Abschiedsorgien ... ich sah den beiden einige Momente lang nach und schickte mich dann an, die Aufteilung des Opferfleisches zu überwachen, damit sich nicht irgendwer zweimal anstellte und andere deswegen leer ausgehen würden.


    ~ finis ~

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