Entspannung in der Taverne

  • Ja, Eugenius hatte tatsächlich noch kein richtiges Mahl zu sich genommen, denn er war bereits zur frühen Morgenstunde unterwegs gewesen.


    "Es ist natürlich ein Ärgernis wenn deine Qualitäten in Rom nicht anerkannt werden, doch wem sagst du das? Sei dir gewiss, dass du nicht einzige bist. Auch meine Studien, welche ich über die Jahre machte, wurden hier nicht anerkannt. Hm, Misenum... ich hoffe ihr werdet dort die Erfahrung sammeln und euch weiterbilden. Ich spiele auch mit dem Gedanken, doch ist Rom meine Heimstadt."

  • "Ich war über viele Jahre, länger als ihr wohl auf dieser Welt verweilt, in den Provinzen unseres Reiches unterwegs, habe Kulturen und Sprachen der Barbarenvölker kennen gelernt und Handelskontakte geknüpft. Judäa, das war nach Ägyptus mein letzter Aufenthaltsort außerhalb von Rom gewesen. Sag mir, warst du jemals in Ägyptus - der Brotkammer Roms - gewesen und hast die gewaltigen Bauwerke die es mit denen von Rom aufnehmen können gesehen?


    Na ja, natürlich, meine Geschäfte laufen derzeit alle über Judäa ab, wie du dir vorstellen kannst. Leider ist dort ja auch die Geburtsstätte des Christus Kultes. Meiner Meinung nach sollte man dort alle Verderbten umbringen!"

  • Er lächelte. Entweder, der alte Mann hörte schlecht oder er war nicht sehr aufmerksam...
    "Ich habe die letzten 25 Jahre in Aegyptus gelebt! Mein Vater war in Alexandria stationiert und wir haben natürlich auch die riesigen Bauwerke gesehen! Sie sind wirklich faszinierend!"

  • "25 Jahre also schon?" Eugenius war von der Lebenszeitspanne seines Gegenübers die dieser an diesem heißen Ort verbracht hatte doch beeindruckt. "O entschuldige! Mir war die Dauer deiner Abwesenheit aus Rom ja gar nicht bewusst! Sag, hast du die Sphinxstautre gesehen?" Weckte es die Neugierde des Aureliers, denn er fand selten jemanden, über den er sich über die Provinz Ägyptus unterhalten konnte. Eugenius lächelte in Andacht an alte Erinnerungen die nun wieder aufkamen. Er hatte sehr viel in Ägyptus erlebt...

  • "Oh ja! Sie erinnerte mich stets an die Geschichte des Ödipus! Ob er ein derartiges Wesen traf, als er das Rätsel gestellt bekam?"
    Sein Gegenüber schien etwas in Gedanken zu versinken. Offensichtlich hatte er da jemanden getroffen, der seine Heimat gut kannte...

  • Der Alte hörte Tiberius Durus zu und trank dabei etwas von seinem Wein.


    "Und erinnerst du dich auch an die Antwort auf das Rätsel der Sphinx?


    Was hat eine Stimme, geht morgens auf vier Beinen, mittags auf zwei Beinen und abends auf drei Beinen?"


    Eugenius musste Schmunzeln als er an die Antwort auf das Rätsel dachte, hatte er ja selbst bereits ein 'drittes' Bein als Gehhilfe.

  • "Natürlich! Der Mensch: Als Kind krabbelt er auf Händen und Füßen, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und zuletzt benötigt er einen Stock!
    Wobei ich zugegebenermaßen kein besonderer Anhänger der griechischen Literatur bin - sie ist so entrückt!"

    Der Alte machte durchaus einen gebildeten Eindruck! Warum er wohl nicht Politiker war? Er würde sicherlich einen hervorragenden Konservativen abgegeben...

  • Mit einem kurzen Wink rief Eugenius eine junge, hübsche Sklavin herbei und ließ sich seinen Becher mit Wein auffüllen.


    "Oh! Unterschätze mir die Griechen nicht, Durus. Meine Reisen führten mich übrigens auch über Jahre nach Achaia, nach Athen um genau zu sein. Schöne Stadt, schöne Ästhetik. Die griechische Staatslehre, ihre Kunst und Ästhetik, Dichter und Denker von Sophokles über Platon bis Aristoteles haben Rom viel Glanz und Weisheit gegeben. Und es ist nur unseren überlegenen Legionen zu verdanken, daß in Rom unserer Tage keine griechischen Phalanxen stehen. Aber die Zeiten der ach so großen Griechen sind vorbei, sie sind besiegt und unterworfen. Und als etwas anderes sehe ich die heutigen Griechen auch nicht.


    Wir sollten uns an Platos Worte halten:


    Wenn die Guten nicht kämpfen, siegen die Schlechten!"


    Dann nahm er erneut einen Schluck aus seinem Trinkbecher und ließ ihn sich munden. Etwas zu süßlich.. dachte Eugenius bei dem Geschmack des Weines, aber gut, dies hier war halt ein Ort der mehr den Plebs anzog als Patrizier.

  • "Verzeiht, aber ich bin anderer Ansicht. Die griechische Lebensweise sollte nicht die römische werden! Die Griechen haben nicht den Sinn für die Realität!
    Zugegebenermaßen haben die Griechen auch viel Nützliches erfunden und gedacht, aber Cato hatte ganz recht, als er sie aus Rom verwies."


    Ein Griechen-Freund also...

  • "Ihr habt mit der Rationalität die uns Römern innewohnt natürlich ganz Recht und doch versteht ihr mich falsch. Wenn ich den Griechen Lob zuspreche, ist das keineswegs blinde Schwärmerei wie man sie vielleicht vom Plebs vernehmen mag. Ihr habt hier einen traditionalistischen und konservativen Patrizier vor euch, junger Mann! Ich stehe zu Rom! Zu unseren Göttern! Zu unserer Kultur und unseren Errungenschaften! Ich bin Stolz ein Römer zu sein! Stolz ein Teil des Lichts dieser Welt zu sein! MEINE WELT, Durus, war und IST ROM!


    Griechen sind Denker ohne Zweifel! Aber sie Denken zuviel und handeln zuwenig, was ihr Verhängnis wurde! Wir Römer sind, wie ihr es angesprochen habt anders, sachlicher, bodenständiger, weniger weltfremd. Auf der Rostra bei meiner Rede, hatte ich einen gewissen Nikias kennen gelernt, einen Griechen wie ihr schon am Namen erkennt. Ein Beispiel für den Fehler der den Griechen innewohnt. Das Zerreden von Tatsachen. BEI DEN GÖTTERN! WIE ICH DIESEN ABSCHAUM VON PEREGINUS IN ROM VERABSCHÄUE! Sie kommen aus ihrem Griechenland, und mischen sich in römische Angelegenheiten ein! Cato war viel zu sanft mit dem Volk der Griechen!"


    Eugenius war innerlich aufgebracht. Äußerlich vernahm man dies jedoch nur an seinem Tonfall.

  • Durus' Miene hellte sich auf
    "DAS gefällt mir schon sehr viel besser. Ich hätte es kaum treffender audrücken können. Die Griechen sollen schön in ihrem Land bleiben, meinetwegen als Sklaven arbeiten, aber die Politik verlangt Praxis. Da haben sie nichts verloren!"

  • Nachdem sie etwas gegessen hatte, hob Durus noch einmal die Stimme
    "Verzeiht, aber ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen! Ich muss leider gehen."
    Er stand auf und striff seine Toga glatt
    "Vielen Dank für das Essen! Ich werde mich bei Gelegenheit revanchieren. Vale bene!"
    Dann deutete er noch eine Verneigung an und ging hinaus.

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