[Habitatio] Centurio Marcus Iulius Licinus

  • Celsus hatte sich alles gut überlegt. Die Entscheidung war ihm nicht leicht, aber auch nicht schwer gefallen. Doch um sein Gesicht zu wahren konnte er nicht anders, er mußte so handeln und das nicht nur in seinem eigenen Interesse.


    Vorschriftmäßig adjustiert machte er sich auf den Weg zur habitatio centurionis.


    Und übrigens, nun fing er schon mit sich selbst zu reden an, warum hast du die Zeichen der Götter am Tor mißachtet?


    Kurze Zeit später erreichte er sein Ziel und wandte sich an den Wachposten:


    "Eques Caius Decimus Celsus. Ich bitte den centurio in einer wichtigen privaten Angelegenheit sprechen zu dürfen."

  • Sim-Off:

    Das is ne habitatio, nicht das praetorium, hier hat's keine Wache ;)


    "Nu, dann jeh doch rinn!" meinte Battiacus, der grade aus der habitatio gekommen war und warf dem Soldaten vor ihm nen Blick zu, der seehhr zweifelnd war. Sicherlich nen neuer.
    Drinnen hatte Licinus derweil mitbekommen, dass jemand zu ihm wollte und rief kurz:
    "Herrein!" dann legte er seine Unterlagen beiseite und guckte, wer durch die Türe kam

  • Nachdem Celsus die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er Grundstellung ein.


    "Eques Celsus. Mir ist bewußt, daß ich nicht befugt bin, deine Zeit in Anspruch nehmen zu wollen.


    Aber du bist mein direkter Vorgesetzter, an den ich mich zu wenden habe.


    Deshalb bitte ich um die Erlaubnis, an dich mit einer Bitte herantreten zu dürfen, centurio."

  • An
    Centurio Marcus Iulius Licinus
    Centuria IV Cohors IX
    Legio Prima Traiana Pia Fidelis
    Mantua



    Salve mein Freund!


    Wie läuft es denn so in Mantua? Ich habe gehört ihr baut fleissig jede Menge Strassen. Das klingt wunderbar, nach frischer Luft und einsamer Natur... Du weißt ja wie sehr ich Rom liebe, aber manchmal kann einem diese Stadt wirklich auf den Geist gehen. Egal wie viel wir hier auf den Strassen herumpatrouillieren, egal wie viele Übeltäter wir verhaften, die Leute lassen sich davon beim Stehlen, Rauben und Morden höchstens marginal irritieren. Und die Nähe zur Familie ist auch ein zweischneidiges Schwert. Meine liebe Schwester hat es sich felsenfest in ihren Dickkopf gesetzt, irgend so einen Kerl zu heiraten, der sie kein bisschen verdient hat, und meine liebe Tante hat beschlossen, dass sie mich unbedingt verheiraten muss, und meine andere liebe Tante wacht sogar aus Hispania mit Argusaugen darüber, dass ich mich auch ja anständig benehme. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich nach einem ruhigen, abgeschiedenen Legionskastell irgendwo im Grünen sehne!

    Aber zu etwas anderem: ich besitze ein Gehöft bei Cremona, etwa eine Centuria Land, mit ein paar Weinbergen und Obstwiesen. Leider ist der Verwalter ziemlich schlampig, und da es so weit von Rom entfernt liegt, kann ich ihm kaum auf die Finger sehen, also hab ich so gut wie nichts von dem Land. Es wäre großartig, wenn Du da hin und wieder mal vorbeischauen und ein bisschen nach dem Rechten sehen könntest, du hast es ja nicht so wahnsinnig weit. Deine Mühe soll natürlich nicht umsonst sein, also kurz, ich habe dir das Land überschrieben, und ich lasse in dieser Hinsicht auch nicht mit mir diskutieren.
    Mach es gut und lass von Dir hören!


    Vale,
    Faustus Decimus Serapio


    Einer der Soldaten aus der Poststube klopfte an die Tür und reichte Licinus wortlos einen Brief - Privileg der centurionen nicht selbst laufen zu müssen - eigentlich wollte Licinus diesen auch schon auf den "Bearbeiten"-Stapel verbannen, als er gerade noch rechtzeitig den Absender laß. Serapio! Und schon landete der Brief direkt neben dem Wachbericht den er gerade am schreiben war und mit einigen schnellen Kommentaren zu einem betrunkenen und bestraften Soldaten beendete.


    Dann legte er ihn beiseite udn fing an zu lesen.
    Der Anfang laß sich gut und es waren die kleinen Geschichten, die die Freunde so austauschten, wenn sie sich mal schrieben. Die Tanten waren Licinus mittlerweile gut bekannt und entlockten ihm immer wieder ein schmunzeln. Niemals sollten Serapios Männer erfahren, was da so vor sich ging, dachte er immer.
    Im zweiten Teil des Briefs klappte Licinus Mundlade allerdings erstmal auf. Er sollte dem Verwalter Beine machen. Na super, dachte er, er hatte ja so viel Ahnung vom Landbau und allem was dazu gehörte. Dazu war das Grundstück wohl auch noch einen strammen Tagesritt entfernt. Oh Serapio, was tust du mir da an, schoss es ihm durch den Kopf.
    Dann laß er weiter. Und musste den Abschnitt nochmal lesen. Und ein drittes Mal. Dann ging er erstmal an den Schrank hinter sich und genehmigte sich einen großen Becher Wein.
    "Dieser verdammte Hund!" knurrte er und drehte sich wieder zu seinem Schreibtisch. "Was soll ich mit einem verdammten Grundstück, das ich noch dazu fast nie besuchen kann?!" Dann sah er auf dem Boden eine zweite Schriftrolle liegen, die zuvor noch nicht da lag. Was war denn das nun wieder. Im Hochheben schon erkannte Licinus, dass es sich um eine urkunde handelte, die Besitzurkunde des Grundstückes. Sie musste zuvor unbemerkt zu Boden gefallen sein. Es schien Serapio also wirklich sehr ernst.
    Dennoch Licinus fühlte sich überrumpelt.
    Nach einer weiteren Pause griff er zu Papyrus und Feder und Tinte.


    An
    Centurio Faustus Decimus Serapio
    Centuria I Cohors IV
    Cohortes Urbanae
    Roma



    Nur, was sollte er genau schreiben. Licinus lehnte sich zurück und sann nach.

  • "Na, dann auch raus damit!" ermutigte er den Mann vor ihm, auch um seine eigene Verwunderung zu überdecken.
    Glaubten seine Soldaten wirklich, dass sie nicht zu ihm kommen durften, oder war dieser hier eine Ausnahme?
    Eigentlich hatte er sich immer bemüht einen strengen, aber durchaus umgänglichen Eindruck zu machen...

  • Celsus begann ohne Umschweife.


    "Ich war während meiner Ausbildung in deiner centuria. Deshalb wende ich mich an dich und bitte dich um deinen Rat, centurio."


    Der eques zögerte ein wenig. Er überlegte noch einmal für einen Augenblick. Dann sah er den Vorgesetzten entschlossen an.


    "Eques Caius Decimus Celsus bittet um seine Entlassung, centurio."


    Nun war es heraus, es gab kein Zurück!

  • Ohne lange zu überlegen antwortete Celsus.


    "Ich bin in die LEG I TRAIANA eingetreten, zum einen, weil auch mein Bruder hier dient und zum anderen, weil ich zur Reiterei wollte. Ich bin zwar eques geworden, kann es aber hier, die Gründe liegen auf der Hand, nicht sein.


    Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich mich zu einer Einheit, in der die Reiterei präsent ist, versetzen lassen soll. Da dies wohlüberlegt sein will, halte ich es für besser, erst einmal in die CDM zurückzukehren."


    Der eques sah den centurio erwartungsvoll an. Vielleicht hatte der einen Ratschlag, der ihm unter Umgehung der Entlassung weiterhelfen konnte.

  • ~~~ nach einigem Nachsinnen ~~~


    An
    Centurio Faustus Decimus Serapio
    Centuria I Cohors IV
    Cohortes Urbanae
    Roma


    Salve Kamerad,


    Was bei allen Göttern der Unterwelt hast du dir eigentlich dabei gedacht mir ein Landgut zu schenken?!
    So oder so ähnlich könnte man wohl meine erste Reaktion auf deinen Brief zusammenfassen. Das kam nun wirklich überraschend und zum anderen ist es ja nicht gerade ein kleines Geschenk.
    Nüchtern betrachtet (naja, ehrlich gesagt habe ich auf den Schreck erstmal einen guten Schluck Wein trinken müssen) gefällt mir die Idee jedoch ganz gut, für die Zeit nach meinem Dienst unter den Adlern einen kleinen Ruhesitz zu haben.
    Ich danke dir und lade dich jetzt schon mal auf einen Becher Wein ein, wenn ich meinen ersten selbstgekelterten besitze. Aber deinem Brief zufolge werde ich wohl in einigen Tagen erstmal Urlaub erbitten müssen um mir das Gelände anzusehen.
    Nochmals herzlichen Dank.


    Ja, wir haben eifrig Straßen gebaut. Zumindest welche repariert. Aber glaub ja nicht, dass wir hier sonst nichts tun. Vor einiger Zeit hatten wir einen kleinen Übungsmarsch. Lager bauen, Lager bei Nacht verteidigen, Lager erobern und Lager mit Artillerie zu Kleinholz verarbeiten.
    Die Verteidigung war eine interessante Sache, als Angreifer haben wir eine Rinderherde eingesetzt und den Tieren wäre es fast gelungen unsere Palisade zu zerdrücken. Zugegeben, wir hatten Aussschuss verwendet, da uns der praefectus wohl niemals erlaubt hätte, dass wir neues Material mit der Artillerie in Kontakt bringen.
    Anschließend haben einige Reiter einen Scheinangriff gestartet, indem sie einige gepolsterte Speere auf unsere Männer geschmissen haben. Leider war die Salve relativ effektiv. Es hat fast ein ganzes contubernium von den Mauern gehauen, allein in meiner centuria. Und nur, weil sie ihre Schilde nicht rechtzeitig hochnehmen konnten. Kannst du dir das vorstellen?! Sehr ärgerlich, sowas, es wird aber kaum wieder vorkommen.
    [Hier steht eine Erzählung über die Abschnitte "Eroberung" und "Artillerieübung"]


    Eine weitere Geschichte hat sich erst vor wenigen Tagen zugetragen. Vielleicht habt ihr ja auch etwas von dem Unwetter gehört oder gar mitbekommen, dass über Mantua gewühtet hat.
    Wir wurden von den duumviri zu Hilfe gerufen und haben uns Mühe gegeben den Schaden zu minimieren.
    Dabei kamen wir zu einem Haus, das halb eingestürzt war und zu unserer Bestürzung mussten wir feststellen, dass im Keller des Hauses ein kleines Mädchen und seine Mutter unter Trümmern eingeschlossen waren.
    Die Mutter konnten wir relativ schnell aus den Trümmern befreien, jedoch nur schwer verletzt, die medici bezweifeln, dass sie es überleben wird, sie liegt noch immer in unserem valetudinarium.
    Das Mädchen zu befreien gestaltete sich schwieriger. Ehrlich gesagt ist es uns nur gelungen, weil einer der Soldaten, Iulius Antoninus, wirklich hervorragendes geleistet hat. Mal abgesehen davon, dass er in einem Gewaltakt einen Zugang zu dem jungen Mädchen (Esqulina heißt sie übrigens) freilegte verhinderte er unter Gefahr seines eigenen Lebens, dass die Decke, die herunterstürzte mich und die Kleine unter sich begraben hat.
    Ich werde ihn bei der nächsten Besprechung auf jeden Fall für einen Orden vorschlagen.
    Um die Kleine jedoch mache ich mir große Sorgen. Zwar hat sie selbst nur kleine Schürfwunden und eine Unterkühlung abbekommen, aber bis jetzt konnten wir noch keine Verwandten auftreiben. Ich mache mir Gedanken, was aus ihr wird, sollten wir keine finden und ihre Mutter stirbt.


    Eine weitere schlechte Nachricht habe ich noch:
    Wie ich hörte ist unserer ehemaliger legatus Tiberius in das Reich Plutos eingegangen. Es war wohl doch seine Gesundheit, weswegen er die legio verlassen hat und nicht, wie die acta einmal schrieb, ein Geheimauftrag.


    Nun du siehst, wir tun hier viel anderes, als einzig Straßen zu bauen, nur zu einem komme ich leider nicht: Die papyrusberge auf meinem Schreitisch werden immer größer.
    Daher werde ich mich wohl mal wieder an die Arbeit machen.


    Vale bene und auf ein baldiges Wiedersehen


    Marcus Iulius Licinus


    PS: Ich werde dich natürlich über dein altes Gut auf dem Laufenden halten.


    Licinus laß den Brief noch einmal, siegelte ihn und brachte ihn zum Postabgang.

  • Celsus sah den centurio und die tabula in seiner Hand.


    Er dachte kurz nach und wandte sich entschlossen an den Vorgesetzten.


    "Wenn du einen Boten benötigst, der den Schreiben wohin auch immer zuverlässig zu verbringen mag, dann stehe ich dir zur Verfügung, centurio."

  • An der leicht abgewandelten Uniform erkannte Licinus den Mann, der ihn vor der habitatio abfing als Reiter. Und da dieser spezielle Reiter mal in seiner centuria war fiel ihm sogar der Name desselben ein.


    "Eques Decimus Celsus, richtig?
    Nun, wenn deine turma zur Zeit Kurierdienst hat, dann habe ich in der Tat was für dich. Das hier"

    Licinus hielt die Papyrusrolle hoch
    "muss nach Roma zu den cohortes urbanae.
    Es ist aber nichts offizielles und ich will es daher nur mitgeben, wenn auch offizielle Post in die urbs gebracht werden muss."

    wovon Licinus aber ausging, aber er wollte es nicht riskieren, sich wegen Missbrauch der Kurriere verantworten zu müssen.

  • "Natürlich, will ich, spart mir ja den Weg zur Poststelle." antwortete Licinus nüchtern.


    "Dann wünsche ich viel Spaß auf der Reise.
    Und nicht in Rom verloren gehen!"
    ermahnte ihn Licinus, wobei er sich ohnehin sicher war, dass jeder Kurier, wenn er nach Rom kam ein bis zwei freie Tage riskierte.

  • Mit seinem neuen Marschgepäck und der Parma, den Rest, also Kettenhemd, Helm, Gladius und Pugio hatte er schon angelegt, im Gepäck erreichte Gallicus die Habitatio seines neuen Centurios. Ohne lange zu zögern, klopfte der Vipsanier dreimal kräftig an die Tür zur Habitatio und wartete, etwas angespannt auf eine Reaktion.

  • Gallicus leistete der Aufforderung sogleich Folge und betrat die Habitatio des Iulius Licinus. Dort erblickte er auch sofort den Centurio. Der Vipsanier nahm Haltung an (soweit es das mitgeschleppte Marschgepäck zuließ), salutierte und grüßte seinen neuen Vorgesetzten militärisch: "Salve Centurio Iulii!" Während er das sprach, musterte er den Centurio eingehend. Zwei Armiliae zierten die Handgelenke des Mannes von eher hagerer Statur und mittlerer Größe. "Ich bin Publius Vipsanius Gallicus, dein neuer Signifer.", sagte Gallicus schlicht und reichte Licinus die Wachstafel, die ihm der Rekrutierungsoffizier gegeben hatte.


    Salve centurio Licinus,


    der ehemalige nauta Publius Vipsanius Gallicus wird im Rahmen seiner Neuverpflichtung deiner centuria als signifer zugeteilt. Du hattest ja diesbezüglich Bedarf angemeldet.


    Vale


    centurio Stilus, Rekrutierungsbüro

  • "Salve!" sprach er zurück und musterte den Mann seinerseits.
    Als sein Gegenüber sich dann vorstellte und seine neue Funktion darlegte kam ein "Endlich!" über Licinus Lippen.
    Die Tabula nahm er in die Hand und legte sie ohne besondere Würdigung auf den Schreibtisch.
    "Nun, ich bin froh, dass wir wieder einen signifer haben. Deine Aufgaben sind dir bekannt?"

  • Der Centurio war sichtlich erfreut darüber wieder einen Signifer zu haben, was Gallicus ein Lächelnd abrang. "Selbstverständlich sind sie mir bekannt", nickte der Vipsanier auf die Frage seines Centurios und erklärte seine Aufgaben dann sogleich. "Meiner Obhut obliegt das Signum der Centurie und die Truppenkasse. Ich bin auch für die Soldausgabe zuständig." Gallicus beschloss zuerst den Iulier seine Fragen stellen zu lassen, bevor er die seinen (er hatte da nämlich die eine oder andere) stellen würde.

  • Celsus nahm den Brief an sich und nahm Haltung an.


    "Dein Befehl. Eques Celsus meldet sich ab, centurio."


    Er verließ eilig die habitatio centurionis, nicht daß es sich dieser anderweitig überlegte und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zu den Stallungen.

  • "Richtig, und die Verwaltung der Bestattungskasse und der Spareinlagen der milites, so sie die deponieren wollen.
    Dazu kommt noch, dass du der erste Ansprechpartner für die milites gregarii sein wirst.
    Wir sind eine Ausbildungscenturia, ein Dutzend Veteranen und ansonsten nur Frischlinge. Da gibt es immer irgendwelche Männer, die noch etwas Hilfe brauchen."
    was ja auch einer der Gründe war, weshalb er einen signifer von "draußen" angefordert hatte.
    "Womit wir bei der centuria wären. Optio bei uns ist Tallius Priscus, tesserarius Lucius Battiacus."


    "Hast du noch irgendwelche Fragen? Oder möchtest du vorher etwas trinken? Ich hätte Wein, posca und Wasser da." Diese Frage, war natürlich nicht nur Höflichkeit sondern auch ein kleiner Test.

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