• Mit flauem Magen stolperte ich die Planke hinunter die von der Liburne, die mich nach Hispania gebracht hatte, über den schmalen Streifen Wasser, der zwischen dem Schiff und der Hafenmole lag, geschlagen war.


    An Seereisen würde ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen!
    Nicht nur einmal verspührte ich während der Überfahrt den unüberwindbaren Zwang mich halslings über die Reling zu werfen um meinen Magen zu erleichtern!
    Besonders dies war mir das ein oder andre Mal besonders peinlich! Hätten sich nur Männer an Bord befunden wär es mir reichlich egal gewesen, doch wie es der Zufall wollte befand sich auch Iunia Attica auf dem Schiff die ihre Heimreise antrat.
    So wurde sie des öfteren Zeuge als ich den Launen meines Magens tribut zollen mußte worauf es mir immer eine Schamesröte in mein Gesicht trieb als ich sie darauf erblickte.
    Doch war ich durchaus froh, in unverhoffter Gessellschaft Iunias zu sein, so blieb die Überfahrt dank guter Unterhaltungen kurzweilig und ging zügig vorüber.


    Endlich war nun der Moment gekommen, den ich schon so lange herbeisehnte nachdem die Küste Hispanias vor uns auftauchte. Zu meiner Freude konnte ich meinen Fuß wieder auf festen Boden setzen!
    Fest nahm ich mir vor als eine der ersten Handlungen in Tarraco Neptun für die sichere Reise zu opfern.


    Doch nun war ich da!
    Zum ersten Mal in meinem Leben in Hispania, ich nahm einen tiefen Atemzug und schmeckte die würzige Luft die sich hier allerorts verbreitete und schon ging es mir bedeutend besser.


    Viel hatte ich hier vor, einerseits galt es die Pflichten, die sich durch mein Amt begründeten wahr zu nehmen andrerseits beabsichtigte ich auch gessellschaftlichen Kontakt zu suchen.
    Ob der Prokonsul etwa für mich Zeit finden würde wußte ich nicht, doch würde es sicher nicht lange dauern bis die Kunde über die Ankunft eines Magistrats aus Rom die Runde machen würde. In jedem Fall nahm ich mir fest vor Meridius aufzusuchen um ihn zu Bitten mir doch einen Blick auf sein Gestüt zu erlauben! Ich hatte seine prachtvollen Tiere im Circus Maximus laufen sehn, seither üben sie eine Fastination auf mich aus die mich nicht mehr los läßt...
    Apropous Tiere, mein Pferd hatte ich ebenso mitverschifft nun galt es zuerst für Verpflegung und Unterkunft für mein Pferd zu sorgen, danach konnte ich mich um meine Bleibe kümmern!

  • Die Ankunft des Magistratus war in der Tat angekündigt worden. Ein Telegrammus, welches von einer Reiterstafette überbracht wurde, hatte den Tribunen Meridius gerade noch rechtzeitig erreicht, um den Magistraten aus Rom mit einer kleinen Eskorte am Hafen persönlich abzuholen.


    "Sei gegrüsst, Metellis Creticus! Ich hoffe Du hattest eine gute Überfahrt? Da sich der Proconsul zur Zeit nicht in der Provinz Hispania befindet, wirst Du wohl mit mir Vorlieb nehmen müssen. Diese Sänfte dort steht zu Deiner Verfügung, Deine Gepäck wird gleichfalls versorgt, Du brauchst Dich um nichts zu kümmern. Und ich habe mir erlaubt in meinem eigenen Hause ein Zimmer frei zu machen, es wäre mir und meinem Hause ein große Ehre... Ansonsten stünde sicher im Palast des Proconsuls ein Zimmer zu Verfügung. Wenn ich Dir irgendwie behilflich sein kann, lass es mich wissen, diese Eskorte hier wird jeder Zeit zu Deinem persönlichen Schutz bereitstehen..."

  • Ich war sehr überrascht, mit einem Empfang hatte ich nicht gerechnet!
    Kaum hatte ich meinen Blick wieder in jene Richtung gewendet in welcher die Strasse vom Hafen wegführte sah ich eine Eskorte in den Hafen schreiten der ein Tribun vorausschritt.
    Als sie näher kamen erkannte ich ihn als den verdienten Tribunen Decimus Meridius.


    "Sei auch Du mir gegrüßt Decimus Meridius!
    Ich hatte mir nicht zu erhoffen gewagt Dich so bald nach meiner Ankunft zu treffen und kennen zu lernen! Nur zu gerne will ich Dein Angebot meiner Unterbringung in Deinem Hause annehmen, die Gastfreundschaft der Gens Decima ist im ganzen Reich bekannt!
    Von einer Sänfte sprichst Du, ein wahrhaft luxuriöses Transportmittel, dass Du mir zu Verfügung stellst, ich glaube hier wird es mir gefallen!
    Wenn der Rest meines Aufenthalts ebenso positiv verläuft wie mein Empfang verheißungsvoll, zudem der Wein prächtig mundet, gilt es ernsthafte Überlegungen anzustellen ob ich nicht meinen Alterssitz in Hispania einrichten soll! Laß mich Dir ebenso für die Eskorte danken die Du mir bereitstellst, mit Balbus und seinen Mannen an meiner Seite werde ich mich stets sicherfühlen.


    Anerkennende erwiedere ich Balbus Nicken um ihm zu verstehn zu geben, seine Geste verstanden zu haben.


    Doch, ich will Dich nicht länger aufhalten Decimus Meridius sofern nicht dringende Geschäfte nach Dir verlangen. Ich bin sicher, wir werden in Deinem Haus genügend Zeit für Unterhaltung finden.

  • "Magistrat, Du hälst mich nicht den Bruchteil einer Sekunde auf. In der ganzen Provinz Hispania laufen die Dinge wie am Schnürchen, man muss nur hin und wieder den Fluss am Laufen halten und alles plätschert vor sich hin. Es gibt im ganzen Imperium keine Provinz, die so friedlich ist, als Militär ist man eigentlich immer auf der Suche nach Arbeit..."


    Meridius lächelte den Besucher an.


    "Ich schlage daher vor, dass wir uns zuerst auf den Weg zu Deinem Quartier machen, bzw. Dein Gepäck kann ich ja voraussenden lassen, in Taracco ist heute Wochenmarkt, nicht vergleichbar mit Rom natürlich, aber ein Abstecher dort hin dürfte sich anbieten. Doch wie auch immer, herzlich willkommen in Hispania! Und vergiss nicht, das mit dem Altersruhesitz umzusetzen, auch wenn das sicher noch Jahrzehnte bis dorthin sind..."


    In diesem Moment entdeckte der Tribun auch Iunia Attica, welche ebenfalls das Schiff verlassen hatte und sich zu den Männern gesellte.


    "Schön Dich zu sehen, Frau Nachbarin! Ich hoffe es geht Dir gut..."

  • "Es tut gut zu hören, dass hier in Hispania die Dinge ihren guten und geordneten Lauf nehmen!
    Das Leben in Rom ist sehr bewegt dieser Tage, so kommt mir meine Reise die mich in die Provinzen des Imperiums führt gar nicht ungelegen.


    Mit Deiner Anspielung den Alterssitz betreffend hoffe ich, dass Du recht behältst, doch will dies bereits im Vorfeld gut geplant und vorbereitet sein.
    Deinem Vorschlag folgend meine, von Dir großzügiger Weise angebotene, Unterkunft aufzusuchen finde ich umwerfend, wenn wir auf dem Weg dahin noch an einer Therme vorbeikommen, wäre mein Tag beinahe perfekt. Nach einer langen Seereise würde ich nur allzu gern ein ausgiebiges Bad zur Erholung nehmen!
    Findet sich dann noch Zeit, so werde ich gerne noch den Markt aufsuchen."

  • "Nun, Magistrat, das mit den Thermen dürfte sich schwierig gestalten, denn wenn Taracco etwas nicht hat, dann sind es öffentliche Thermen. Die müssen erst noch gebaut werden, und unser Proconsul hielt es bisher für sinnvoller alle Bauenergien in den Ausbau des Forums zu stecken. Solltest Du jedoch auf einem richtigen Bad bestehen, böte sich das Badehaus der Legio IX an, welches einen recht vorzüglichen Standard hat.


    Wenn wir die Hauptstrasse entlang gehen, kommen wir erst am Forum vorbei, biegen dann nach rechts, und kommen zu meinem Haus. Dort gibt es ein beheiztes Bad, für größere Anforderungen müssten wir jedoch wirklich das Castellum aufsuchen..."

  • "Beim Iupiter, die größte und wichtigste Stadt Roms in Hispania und keine Thermen, wie um Alles in der Welt ist das nur möglich...?
    Der Proconsul mag hierfür sicher seine Gründe haben, doch wie sieht es mit der medizinischen und hygenischen Versorgung der Bürger Tarracos aus?


    Die Legio IX werden wir mit der Angelegenheit eines Bades nicht bemühen müssen, die hat wahrlich wichtigeres zu tun! Wie ich höre, macht sie sich gerade im Strassenbau verdient.
    Dass Du jedoch ein Bad in Deinem Hause Dein eigen nennst wußte ich nicht, ich bin jedoch sicher es wird den Anforderungen gerecht werden und wird mir vollauf genügen!"

  • "Nun, es gibt zumindest keine öffentlichen Thermen. Die Wasserversorgung ist zwar aussreichend, jedoch wurde über den Bau von Thermen erst nachgedacht. Ich bin mir jedoch sicher, dass sie bei unserem Proconsul ganz oben auf der Liste stehen.


    Doch kein Grund zur Sorge, Metellus Creticus, die hygienischen Zustände in Taracco sind auf dem höchsten Standart. Wir werden auf unserem Wege an mindestens einem halben Dutzend öffentlicher Toiletten vorbeikommen.


    Doch sich schlage vor, dass wir uns jetzt auf den Weg machen, Dein Gepäck wurde so eben verladen..."


    Meridius winkte der Leibwache, welche sich aufbruchbereit machte. Die Sklaven senkten die Sänfte, so dass Metellus leicht einsteigen konnte. Mit einem Handzeichen gab Meridius das Zeichen zum Aufbruch, die Kolonne setzte sich in Bewegung. Er selbst schritt neben der Sänfte her, wild gestikulierend und dem Gast alles wichtige - an dem sie vorbeizogen - erklärend.

  • "Gut, dass Du das erwähnst Decimus Meridius, wer weiß ob sich mein Magen schon soweit beruhigt hat, dass ich nicht plötzlich überfallsartig einen Ausfall in eben diese unternehmen muß!
    Die Bewegungen einer Sänft sind ja denen eines Schiffes nicht unähnlich..."


    Angestrengt horchte ich den Ausführungen Meridius in der Hoffnung so die Überschläge meines Magens leichter zu ingorrieren.

  • Danke Meridius, es geht mir gut, dank der netten Reisebegleitung und der somit guten Unterhaltung während der langen Überfahrt und wenn ich das Empfangskomitee hier betrachte scheint es noch einen weiteren Vorteil zu haben in Begleitung eines römischen Magistraten zu reisen.;)
    Zu Creticus gewandt:
    Dann geht es deinem Magen also immer noch nicht wirklich besser, aber tröste dich, selbst erfahrene Seeleute werden gelegentlich seekrank.

  • "Nun liebe Iunia, gegenwärtig verspüre ich immer noch ein flaues Gefühl in der Magengrube, doch bin ich sicher, dass sich auch dieses wieder geben wird, sobald ich ein Bad genommen und mich kultiviert habe.
    Einer anständigen Mahlzeit wäre ich im Anschluß ebenso wenig abgeneigt."


    Wie gut, dass ich an der Quelle sitze dachte ich mir, Iunia und Meridius würden mir hier sicher weiterhelfen können.


    "So sagt mir, wo erhält man in Tarraco vorzügliche Kost?"

  • "Nun, in meinem Hause, Metellus, in meinem Hause!"


    Meridius lachte und wies die Männer an an ein bisschen schneller zu gehen. Die Kolonne hatte den Marktplatz bereits beinahe erreicht.


    "Dort hinten kommt der Marktplatz. Wenn Du willst können wir dort anhalten, einen kleinen Imbiss zu uns nehmen und dann erst weiterreisen."

  • "Welch wunderbare Aussicht, sich neben der Körperpflege auch umgehend in Deinem Hause laaben zu können!
    Lass die Männer nicht anhalten, ich fürchte bevor ich kein sauberes Wasser, noch reinigendes Tuch gesehn habe bekomme ich ohnehin keinen Bissen hinunter!"


    Unbemerkt flüßterte ich Meridius noch zu...


    "Du nennst nicht zufällig junge, hübsche Sklavinen dein Eigen, die sich auf die hohe Kunst einer wohltuhenden Massage verstehn!? Nach meinem Bad wäre dies nur ein zu süßer Genuß!"

  • Meridius lachte lauthals auf.


    "Wenn ich so etwas zu Hause hätte, würde mir meine Schwester den Kopf vom Halse reissen. Nein danke, mein Freund bei allen Vorzügen, als Tribun verdient man zwar viel, aber nicht so viel, dass man sich neben einer Schwester, oder einer Frau, noch weitere weibliche Wesen im Hause leisten könnte. Vielleicht könnte Euch diesbezüglich wohl eher der Proconsul aushelfen, wenn er nicht gerade dummerweise in Rom wäre..."

  • Unsicher blickte Creticus ob des lauten Auflachens Meridius um sich, wahren seine letzten Worte doch zu laut gesprochen, war er aufgeflogen? Nachdem sich alle Gesichter nur verdutzt Meridius ob seines Lachens zuwandten, hatte er Gewissheit, dass niemand um das Wieso wußte.


    "Wohl wahr, wohl war, wenn sich dauerhaft Frauen im Hause aufhalten wäre eine Anstellung solch junger Dinger, die ihre Ausbildung auf diesem Spezialgebiet erhalten haben sichtlich schwer zu argumentieren!


    Nun, ich denke dies wäre auch des Guten zuviel gewesen, die Götter meinten es bislang ohnehin schon gut mit mir!"

  • Der Zug erreichte eine Kreuzung, Meridius ließ die Eskorte den Weg freimachen und beschleunigte den Schritt.


    "Iunia Attica, soll ich Dich zuerst zu Hause absetzen oder erweist Du unserem Gast und meinem Hause die Ehre heute beim Mahle ebenfalls anwesend zu sein?"

  • "Sehr schön, es ist uns eine Ehre. Du kannst uns dann auch erzählen, wie es in Rom war, gibt es dort viele neue Dinge? Man hört hier in Taracco nur viel ungenaues, Gerüchte ohne Ende und dergleichen mehr..."


    Die Kolonne bog nach rechts ab, in eine Seitenstrasse.


    "Noch eine halbe Meile und wir sind angekommen!"

  • Creticus mußte schmunzeln


    "Halb Rom besteht aus Gerüchten mein guter Meridius!
    Doch bin ich gespannt ob Iunia um neue Gerüchte weiß, die mir bislang noch nicht zu Ohr gekommen!
    Jedenfalls freut es mich zu hören, dass Du uns mit Deiner charmanten Art beim Essen beehrst Iunia!"

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