Audienz für Decimus Mattiacus und Decimus Meridius

  • Mit einer schwungvollen und zugleich würdigen Geste öffnete ein Palastangestellter die Tür zum Büro des Kaisers, damit die beiden Besucher zu dem verabredeten Gespräch eintreten konnten.

  • Mit Senator Decimus im Schlepptau erreichte Valerian das officium des Kaisers, wo heute ausnahmsweise die Audienz stattfand, wie man ihm mitgeteilt hatte. Ein Palastangestellter hatte die Tür bereits geöffnet, so daß der Senator eintreten konnte. Valerian hingegen postierte sich an der Tür, für den Fall, daß er gebraucht wurde. Spätestens wenn die Besucher gingen, würde das ja der Fall sein.

  • Mattiacus hatte sich schnell umgezogen und stand nun in seiner frischgewaschenene, blütenweißen Toga mit dem breiten Purpurstreifen vor dem officium und ging in Gedanken nocheinmal die Worte durch, die er dem Princeps sagen wollte. Da kam auch schon Meridius mit einer Wache an.


    "Salve Meridius, scbön dich zu sehen." Er nickte kurz zur Wache. "Dann kann es ja losgehen."

  • Der Senator war dem Praetorianer gefolgt und traf unmittelbar vor dem Empfangsraum auf seinen Neffen. Wie es schien, hatte dieser hier auf ihn gewartet. Mit einem 'Danke' verabschiedete er sich von dem Praetorianer, welche sich an der Türe postierte und grüßte Mattiacus mit einem Nicken.


    "So ist es. Ich hoffe der Kaiser wird unserem Anliegen wohlgesonnen sein. Ansonsten erschwert sich unser Vorhaben gewaltig."


    Wie sich Valerianus verhalten würde, war ungewiss. Im Umgang mit dem verstorbenen Kaiser hatte Meridius gewusst, in wieweit man mit Iulianus rechnen konnte. Hier musste man einfach einmal sehen, wie es sich entwickeln würde.


    "Dann gehen wir es an."


    Die beiden betraten den Raum.

  • Mit dem Öffnen der Tür hatte Valerianus aufgeblickt und versuchte, einen möglichst entspannten Eindruck zu machen, was ihm nur teilweise gelang. Erfolgreich bekämpfte er den fast ständigen Hustenreiz und erfreute sich an dem leichten Lufthauch, der mit der Bewegung der Besucher durch den Raum wehte, während er auf die Begrüßung und den Vortrag des Anliegens wartete.

  • Mattiacus war sehr gespannt darauf den neuen Princeps selbst einmal zu treffen. Seinem Vater war er einige Male begegnet.


    Er neigte sein Haupt nach vorne als Zeichen der Begrüßung.


    "Salve Princeps, leider habe ich es versäumt, bei dir persönlich vorstellig zu werden. Verzeih bitte diese Nachlässigkeit und gib mir, bevor wir dazu kommen, unser Anliegen vorzutragen, die Gelgenheit mich vorzustellen. Ich bin Marcus Decimus Mattiacus." sagte er.


    Er sah kurz herüber zu Meridius. Mit einem kurzen Nicken bedeute er Meridius, dass er das Anliegen der beiden Decimer vortragen sollte.

  • Wieder konnte Valerianus einen Namen auf der Liste seiner hochrangigen Beamten mit einem zugehörigen Gesicht verknüpfen. Dass der Mann sich bisher nicht vorgestellt hatte, störte ihn weniger. Beamten, die ihn nicht trafen, brachten ihm keine Arbeit.


    "Es sei dir verziehen. Der Palast ist groß, ich kann unmöglich in den ersten Tagen jeden treffen. Euer Anliegen hat euch ja nun hier her geführt."

  • Auch der Senator hatte den Kaiser gegrüßt, als sie eingetreten waren. Mit gemischten Gefühlen trat er Valerianus entgegen, es war das erste mal, dass er dem neuen Kaiser mit einem Anliegen begegnete. Unverhohlen wäre es ihm lieber gewesen Iulianus wäre noch am Leben. Mit diesem hatte er sich blind verstanden.


    "Sei gegrüßt, mein Kaiser. Wir danken Dir für diese Audienz und Deine kostbare Zeit."


    Sich vorzustellen brauchte er nicht. Man kannte sich, war sich schon durch die Truppen bekannt.


    "Mein Kaiser, Wie Du weißt, wurde mein Cousin Decimus Livianus, Senator Roms und einer Deiner treuen Legaten von den Parthern gefangen genommen. Zumindest gehe ich davon aus, denn alle Indizien sprechen dafür. Er verließ mit einer Eskorte das Castellum in Parthien, die Eskorte wurde vollzählig getötet, die Leiche meines Cousins wurde jedoch nie gefunden. Wir gehen daher davon aus, dass er ein Gefangener der Parther ist."


    Meridius hielt einen Moment inne.


    "In einer Senatsdebatte wurde dieser Sachverhalt schon angesprochen und im Verlauf dieser Debatte wurde ich vom Senat mit der Aufgabe betraut, den Verbleib des Senators und Legaten aufzuklären."


    Wieder hielt er inne und sah kurz zu Mattiacus.


    "Bevor ich jedoch in den Osten aufbreche - und Mattiacus würde sich der Mission gerne anschließen - brauchen wir jedoch Deinen Ratschlag, Deine Hilfe. Und wir müssen wissen, wie weit wir gehen können. Wie steht das Imperium zu den Parthern? Können wir in offizieller Mission reisen? Wie weit gehen unsere Befugnisse? Du verstehst sicher, dass dies alles geklärt werden muss, ehe ich - auch als Senator und Abgesandter des Senats - in eine Region reise, die sich noch im Kriegszustand befindet und in welcher Du die alleinige Weisungbefugnis hast."

  • Der Senator sprach so, wie ihn Valerianus in Erinnerung hatte, wenn auch nur vage aus dem Senat oder als Truppenkommandeur. Seine Fragen waren für ihn mal leicht und mal weniger leicht zu beantworten.


    "Mein Vater führte Krieg gegen die Parther und hat diesen nicht siegreich beendet. Das dürfte unser Verhältnis zu ihnen deutlich genug klarstellen. Wenn du in der Mission des Senates reisen möchtest, so soll dies so sein. Ich habe keine Einwände dagegen."


    In wessen Mission die Reise geschah, erschien ihm zunächst nur für den politischen Boden relevant, nicht für die Tatsachen als solche. Wenn der Senat eine solche Mission beschlossen hatte, brauchte er es kaum noch einmal zu tun. Wenn der Senator spezielle Befugnisse erwartete, die der Senat ihm nicht erteilen konnte, dann würde er zweifellos konkret danach fragen. So wandte Valerianus sich erst einmal an den Procurator.


    "Erlauben es deine Aufgaben, dass du Rom für diese Mission fern bleibst?"

  • "Seit den Prozessen gegen die Verräter aus Hispania ist es zur Zeit ruhig in Rom. Die Cohortes Urbanes berichten mir, dass ihre Kerker leer sind und niemand auf seine Anklage wartet.


    Auch in der Schola gibt es momentan keine Bewerber um den Cursus Iuris.
    Meine Aufgaben würden es erlauben. Falls dennoch ein Prozess in deinem Namen zu führen ist, würde ich Tiberius Durus als meinen Vertreter für die Zeit vorschlagen."


    Mattiacus räusperte sich kurz.


    "Aus meiner Erfahrung in einem Beamtenapparat weiß ich, dass offizielle Schriftstücke und Urkunden auf Bürokraten großen Eindruck machen. Die Parther sind in dieser Hinsicht uns nicht ähnlich, sie haben eine ebenso große Verwaltung wie wir. Ich möchte dich daher bitten, uns ebenfalls eine solche Urkunde auszustellen, in denen du unsere Aufgaben und Befugnisse bestätigst. Mit deiner Erlaubnis würde ich eine solche aufsetzen und sie dir zur Unterzeichnung vorlegen."


    "Princeps, es ist mir auch ein persönliches Anliegen, Decimus Meridius zu begleiten. Livianus ist mein Bruder, und ich möchte Wissen, was sein Schicksal ist und wenn wir es ändern können, es auch zum besseren wenden.

  • Die Äußerungen rangen Valerianus mehrfach ein Nicken ab. je mehr man ihm zuarbeitete, umso einfacherer war es für ihn, Dinge zu erledigen.


    "Stelle ein solches Dokument aus und lege es mir vor. Wird es beinhalten, dass du den Titel des Procurators auch in dieser Mission führen wirst oder wirst du als Privatmann reisen und das Amt währenddessen ruhen lassen?"


    Über weitere Verpflichtungen an der Schola machte er sich keine Gedanken. Das fiel nicht in seinen Aufgabenbereich und zweifellos würde es mehr als einen Mann geben, der einen Cursus Iuris abhalten konnte.


    "Deine Sorge und deine Betroffenheit kann ich nachvollziehen. Ich habe selber einen Bruder. Auch wenn eher ich es bin, der dem anderen Sorgen macht."

  • "Ich danke dir für dein Verständnis." sagte Mattiacus und musste kurz an die Kindertage mit Livianus im Hause von Mercator in Tarraco denken. Es war ein schöne Zeit, die leider nie wieder kommen wird.


    Aber sogleich wurde Mattiacus wieder sachlich.


    "Mit deiner Erlaubnis würde ich den Titel gerne weiterführen. Im Orient sind Zeremoniell und Formalitäten von höchster Bedeutung. Und dazu gehören auch Titel. Wenn es dir aber beliebt, werde ich mein Amt ruhen lassen."

  • Meridius konnte Mattiacus nur beipflichten.


    "Wenn Du, mein Kaiser, es wünschst, dass wir einen verdienten Senatoren und Legaten Roms wieder zurückholen, dürfte es von Vorteil sein, nicht nur mit Vollmachten versehen zu sein, sondern auch durch ein Amt legitimiert."


    Er hielt kurz inne.


    "Sollten wir als Privatpersonen unterwegs sein, werden es die Parther entsprechend einordnen und in uns die Privatpersonen sehen. Sprich: Das maximale, was sie sich ausrechnen können, ist ein entsprechendes Lösegeld. Und ihr Interesse an einem Deal könnte deutlich sinken.


    Die andere Frage ist: Was tun wir, wenn sie Forderungen stellen, die über ein Lösegeld hinausgehen?"

  • Die Frage von Valerianus war ohnehin nur informationshalber gedacht, um das Gespräch nicht stocken zu lassen, also winkte er ab.


    "Führe den Titel weiter, wenn euch dies Nutzen bringt."


    Zu der Frage nach dem Verhandlungsspielraum konnte er im ersten Augenblick selber nichts sagen. Düster ahnte er nur, dass er es nicht auf einen weiteren Krieg ankommen lassen konnte.


    "Dann verhandelt, bis sie die Forderungen senken. Mein Vater hat keinen Krieg geführt, damit das Reich sich am Verhandlungstisch schlagen lässt."

  • Der Wille des neuen Kaisers war klar. Und es würde vermutlich auch nichts bringen, darüber weiter zu diskutieren. Sie würden in offizieller Mission auftreten, befugt durch den Senat und den Kaiser, mit dem Auftrag Livianus zurückzubringen, ihr einziger Gegenwert für die Parther war Geld. Wie hoch die Summe sein konnte, blieb offen, doch darüberhinaus ging nichts und faktisch nichts hatten sie in der Hand. Kein leichtes Unterfangen, wenn sich die Parther politische Verhandlungen erhofften.


    "Wie Du es wünschst, mein Kaiser."


    antwortete Meridius.
    Dann blickte er zu Mattiacus, ob dieser noch etwas hatte.

  • Mattiacus erwiderte Meridius Blick. Er hatte ebenso geendet.


    "Ich danke dir Princeps für deine Zeit. Mit deiner Erlaubnis werde ich dann in den nächsten ein Schriftstück zu unserer Legitmation aufsetzen, das du dann unterzeichnet kannst."

  • Offenbar war damit alles besprochen, was es zu besprechen gab.


    "Ja, lasse mir dieses Schriftstück vorlegen, sobald es fertig ist. Ich wünsche euch viel Erfolg. Mögen alle Götter euren Weg beschützen!"


    Die Unterstützung der Götter erschien Valerianus sehr wichtig in dieser Angelegenheit. Sicher würden es die beiden Männer nicht versäumen, vor wichtigen Schritten den Willen der Götter zu erkunden und vor ihrer Abreise angemessen zu opfern.

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