servitriciuum | Die letzte Nacht

  • Mit großen Augen hörte sie Fhionns Geständnis und konnte es kaum glauben. Matho hatte Siv schlecht behandelt? Die Sklavin sollte Matho erstochen haben?!? Und jetzt war der majordormus tot, von gar nicht so fremder Hand über den Fluß Styx gebracht worden. Aber.. aber... wie ein nach Luft schnappender Fisch, der unversehens an einem leckeren Imbiss angelockt und von einer Angel an die Luft gezogen wurde, klappte Tilla den Mund auf und zu, versuchte Worte für das soeben Gehörte zu finden. Und nun? Was konnte sie tun? Offensichtlich rein gar nichts! Tilla schreckte bei Corvinus lautem Wort zusammen und bekam sogleich Gesellschaft von der Sklavin Dina. Gemeinsam blickten sie höchst erschrocken hinter der Säule hervor und sahen weiterhin taten- sowie hilflos dem Geschehen zu. Corvinus wies etwas neues an, nämlich das Fhionn einzusperren war! Tilla war nicht an dem Geschehen beteiligt.. lediglich nur eine zufällige Zuhörerin.


    Dina schüttelte an ihrer Schulter, versuchte sie dazu zu überreden zurück in die Schlafräume zu gehen. Lass mich! Tilla schüttelte ihre Hand ab und erhob sich. Dina liess Tilla stehen. Letztere wartete geduldig ab, bis alle anderen verschwunden war und schlich sich in den Gang hinein, wo Brix mit Fhionn verschwunden war. Niemand konnte sie hören, da sie ja barfuß unterwegs war. Sich hinter einem Möbel im Flur versteckend, hörte und sah sie dem Gespräch zwischen Fhionn und Brix zu. Immer noch war der Drang in ihr tief drinnen etwas tun zu müssen, aber was bloß? Ziemlich unentschlossen kaute Tilla auf ihren Lippen und betrachtete die Flurtüren. Brix war durch Fhionn abgelenkt.


    Flink huschte sie los, nutzte den Schatten und schlüpfte durch die zum Glück unverschlossene Tür ins benachbarte Gästezimmer. Sogleich lief Tilla zu den Fenstern und beugte sich hinaus. Wenn sie nur zu Fhionn rüberklettern könnte?!? War es tatsächlich wahr? Immer noch unentschlossen versteckte sich Tilla fürs erste hinter der Fenstergardine, mit dem Rücken zur Zimmerwand und kauerte sich ganz klein zusammen. In ihrer Kindheit hatte sie immer wieder erlebt, dass allein der Herr das Recht hatte Sklaven zu töten. Dass aber ein Sklave sich gegen einen im Rang höherstehenden Sklaven auflehnte, das war ungeheuerlich. Doch einen Sklaven wegen einem Mord zu kreuzigen, das war wahrlich übertrieben. Tilla legte ihr Kinn auf die Knie, starrte stumm vor sich hin und lauschte den Geräuschen im Gang. Wenn sie Fhionn sehen wollte, dann musste sie das Fenster zu Fenster klettern wagen und riskieren erwischt zu werden. Durfte man überhaupt mit einer Mörderin sprechen, die den gleichen Rang hatte wie sie? Ganz langsam erhob sich Tilla und wagte die Kletterei, klammerte sich mit Finger- und Zehenspitzen an jeder Ritze und jedem Vorsprung fest, bis sie die andere Fenstermauer erreichte, sich hinauf- sowie hinein ins Zimmer zog.

  • Siv glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als Fhionn antwortete. Sie verstand nicht ganz, was die Keltin sagte, sie hatte das irgendwie falsch verstanden, sie musste es falsch verstanden haben, denn ganz sicher fing Fhionn jetzt nicht an, sich lustig zu machen über das, was sie getan hatte, oder was ihr bevorstand. Aber Corvinus’ Reaktion und die der anderen machte deutlich, dass Siv die Keltin offenbar doch richtig verstanden hatte. Ihr blieb die Luft weg bei dem, was Corvinus von Brix forderte, und nicht nur Schreck, sondern zu einem winzigen Teil auch Stolz erfüllte sie, als der Germane seinem Herrn die Stirn bot und sich weigerte. Brix mochte falsch finden, was Fhionn getan hatte, aber er wusste es einzuordnen. Vermutlich war es gut, dass sie sprachlos war, dass sie keine Worte mehr fand, sonst hätte sie sich möglicherweise ebenfalls eingemischt – und das hätte vermutlich das Fass zum Überlaufen gebracht. Allerdings besorgte Fhionn das. Sie platzte mit all dem heraus, was sie in der Nacht schon hätte sagen sollen – und Corvinus brüllte los. Siv starrte ihn erschrocken an und sagte immer noch nichts, beobachtete wie Alexandros schnell hinter Corvinus hereilte, wie Brix mit Fhionn verschwand, und anschließend auch Dina und Tilla. Und Siv war allein. Verstört sah sie sich im Atrium um. Die Öllampen brannten immer noch, obwohl inzwischen genug Sonnenlicht hereinfiel, und wieder entstanden vor ihrem inneren Auge Bilder, unheilvolle Bilder. Momente lang stand sie wie erstarrt da, dann riss sie sich los und verschwand ebenfalls aus dem Atrium. Sie sah Brix etwas weiter den Gang entlang an einer geöffneten Tür stehen und zögerte einen Augenblick lang, dann öffnete sie die nächstbeste Tür und verzog sich in das Gästezimmer dahinter. Leise schloss sie die Tür hinter sich und ließ sich dann an dem Holz entlang zu Boden sinken. Jetzt, endlich, wo sie allein war, wo niemand da war, der sie sehen konnte, niemand, für den sie da sein musste, niemand, dem sie noch hätte helfen können, und es nichts mehr gab, was sie noch für Fhionn hätte tun können in diesem Augenblick, brach der Schrecken ungehindert hervor. Sie begann haltlos zu zittern, schlang die Arme um ihren Oberkörper und fing an zu schluchzen, aber es war ein seltsames Schluchzen, tonlos und ohne Tränen. Sie starrte blicklos vor sich hin, und ihr Oberkörper begann, ohne dass sie es merkte, sich vor und zurück zu wiegen.

  • Die Tür hatte sich hinter Fhionn geschlossen. Sie hörte noch, wie Brix sie mit dem Schlüssel abschloß, um sicher zu gehen, daß Fhionn nicht flüchtete. Wohin hätte sie noch flüchten sollen? Ihre Lage war mehr als aussichtslos und ihr Schicksal besiegelt. Nein, sie hatte mit diesem Leben abgeschlossen. Mit ihrem Aufbegehren hatte sie nur erreicht, daß ihr Warten auf den Tod noch verlängert wurde. Sie glaubte nicht daran, damit etwas für ihr Überleben bewirkt zu haben. Sie war zum Tode verurteilt. Das Warten war fast noch schlimmer als alles andere.

    Um das Warten etwas erträglicher zu machen, sah sie sich in dem Zimmer um, in welches Brix sie gesperrt hatte. Es war eines der feinen Zimmer für die Gäste der Herrschaften. Die Ausstattung war edel und teuer. In solche Zimmer kam sie nur, um dort sauber zu machen. Doch nicht die Möbel waren es, die ihre Aufmerksamkeit erregten. Es war das Fenster, durch das die Sonnenstrahlen drangen und das Zimmer in ein warmes gelbes Licht tauchten. Sie blickte zum Fenster hinaus und entdeckte einen kleinen Vogel, der in einem Ast eines Baumes saß. Er hatte dort sein Nest gebaut und versorgte nun seinen Nachwuchs, indem er ständig hin und her flog, um Nahrung für seine Junge zu fangen. Er tat das ohne Unterlaß, den ganzen Tag, bis sein Nachwuchs eines Tages flügge wurde. Ja, so war der Lauf der Dinge, von Generation zu Generation, doch manchmal geschahen unvorhergesehene Dinge, die diesen Lauf unterbrachen.

  • Fhionn kam auf sie zu... sie sah merkwürdig aus und hatte eine seltsame Mimik im Gesicht. Tilla kletterte flink zurück über die Fensterbank und hielt sich so gut sie konnte an den Efeuranken fest. Über ihr stand Fhionn am Fenster und schien irgendetwas zu beobachten. Hatte sie sie gesehen oder nicht? Tilla wartete und wartete... und beschloß zurück zum Ausgangspunkt zu klettern. Dort wieder reinklettern, dann noch einmal überlegen was sie tun konnte und ob das alles wahr war, was sie mit eigenen Augen und Ohren gesehen/gehört hatte. Zurück am Ausgangspunkt angekommen hievte sie sich auf die Fensterbank und entdeckte eine weinende Siv.


    Herrjeh... waren jetzt alle ganz durcheinander? Tilla seufzte, spürte wie die plötzlichen Veränderungen an ihr nagten. Matho tot. Fhionn eingeschlossen. Siv weinte. Und sie? Kletterte zwischen Fenstern rum. Stumm kletterte Tilla hinein ins Gästezimmer, suchte eine Decke und legte sie der weinenden Siv um. Ohne sich noch einmal nach der weinenden Mitsklavin umzublicken, nahm sie entschlossen den zweiten Versuch in Angriff zu Fhionn gelangen.


    Leise keuchend zog sie sich ein zweites Mal am Fensterbrett hinauf, hockte sich rittlings hin und blickte Fhionn forschend an. Ich bin wach geworden vom Tumult ringsherum und habe alles gesehen sowie gehört. Und jetzt? Jetzt bist du hier in diesem Zimmer. Ich musste damals ganzganz lange warten bis man entschied und zur Strafe ganzganz viel Wein trinken, bis ich einschlief. 'erzählte' Tilla Mathos Mörderin. ich wachte mit ganzganz viel Blut im Hals und ohne Stimme auf. Vielleicht passiert dir des genau wie bei mir?!?

  • Der Morgen war bereits weit fortgeschritten, als ich Siv hatte holen lassen. Mit den anderen hatte ich bereits hinreichend gesprochen, nun standen nurmehr sie und Fhionn aus. Ich war einsilbig und wortkarg, aber Siv besaß die Geistesgegenwärtigkeit, nur auf meine Fragen zu antworten und kein anderes Thema anzuschneiden. Siv bestätigte mir ohne es zu wissen, Merit-Amuns Behauptung, sie habe der im Keller eingesperrten Siv Essen und Wasser gebracht, ohne dass Matho es bemerkt hatte. Ich erfuhr von diversen anderen Begebenheiten auf Hin- und Rückreise, wobei auf der Rückreise wesentlich mehr Zwischenfälle stattgefunden haben mussten denn auf der Hinreise, bei der Ursus schließlich dabeigewesen war. Sivs Worte waren glaubhaft und lösten schlussendlich die letzte Blockade in meinem Kopf, die noch verhindert hatte, dass ich Matho als unschuldig betrachtete. So viele Münder konnten nicht die gleichen Lügen lügen. Den Zufall gab es nicht, der unabhängig voneinander immer wieder dieselbe Wahrheit zu Tage förderte. Ich entließ Siv letztendlich und gestattete mir ein paar Minuten Ruhe, ehe ich Fhionn holen ließ. Letztendlich machte ich mir nun Vorwürfe, dieses abgekarterte Spiel nicht eher durchschaut zu haben. Schlussendlich ließ ich nach Fhionn schicken, erhob mich und trat ans Fenster meines officium. Mit dem Rücken zur Tür wartete ich, bis Brix Fhionn hergebracht haben würde.

  • Siv wusste nicht, wie lange sie so in dem Gästezimmer gesessen hatte, zusammengekauert, an die Tür gelernt, von trockenen Schluchzern geschüttelt, während sich vor ihrem inneren Auge immer und immer wieder abspielte, was sie in der Nacht gesehen hatte. Irgendwann war Tilla vorbeigekommen und hatte ihr eine Decke umgelegt. Siv hatte sie nicht kommen sehen, hatte nicht gemerkt, dass sie durch das Fenster geklettert war, ihr hatte sich noch nicht einmal die Frage die gestellt, wie das Mädchen hereingekommen war, lehnte sie selbst doch an der Tür. Sie reagierte nicht sichtbar, und Tilla verschwand so leise wieder, wie sie gekommen war, erneut ohne dass Siv es bewusst registrierte. Draußen ging endgültig die Sonne auf, überzog das Zimmer durch das Fenster hindurch mit ihren goldenen Strahlen, tauchte alles in ein helles Licht und ließ die Ereignisse der Nacht seltsam unwirklich erscheinen, aber Siv war immer noch gefangen darin, in der Nacht, konnte sich nicht lösen.


    Erst als jemand die Tür zu öffnen versuchte und damit in ihren Rücken stieß, wurde sie aus ihrer Starre gerissen. Wortlos folgte sie Brix, der sie zu Corvinus brachte, und wortlos stand sie ihm gegenüber, versuchte sich zusammenzureißen und das Blut zu verdrängen, das ihre Gedanken beherrschte. Aber einmal zugelassen, wollte sich der Schrecken nicht mehr so schnell verdrängen lassen. Hatte sie zuvor, im Atrium, noch versucht Corvinus zu überzeugen, hatte sie auf ihn eingeredet, war sie jetzt schweigsam, antwortete nur auf seine Fragen, ohne weitere Worte fallen zu lassen. Sie befand sich in einer Art Schock, der für den Moment nichts anderes mehr zuließ als die schlichte Reaktion auf Aktionen anderer, jedoch keine Initiative ihrerseits. Sie erzählte Corvinus von Germanien, wie Matho sich verhalten hatte, vor allem wie er sich verhalten hatte, nachdem sie dabei aufgegriffen worden war Mogontiacum zu verlassen. Und sie erzählte ihm, was sie gesehen hatte, in der Nacht, als er danach fragte, tonlos, berichtete von dem Messer und dem Blut, während sie gleichzeitig versuchte, die Bilder in ihrem Geist zu verdrängen.


    Wieder konnte sie nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als Corvinus sie endlich fortschickte. Ein kaum sichtbares Nicken war ihre einzige Reaktion darauf, dann verließ sie den Raum und blieb draußen, ein paar Schritte den Gang hinunter, stehen. Sie wusste nicht wohin, wusste nicht, was sie tun sollte. Sie sah, wie Brix nun Fhionn holte, wie er sie zu Corvinus brachte, und als der Germane gleich darauf jenen Raum wieder verließ, stellte er sich nur zu ihr, lehnte sich an die Wand, ohne ein Wort zu sagen, wartend auf das, was kommen mochte.

  • Zitat

    Original von Tilla Romania


    Fhionn hatte keine Augen für Tilla gehabt. Vielleicht lag dies an ihrer immer noch bestehenden Anspannung und der Tatsache, daß sie nie damit gerechnet hätte, daß Tilla außen an der Hauswand von Fenster zu Fenster kletterte. Doch als das Mädchen plötzlich in Fhionns Gesichtsfeld auftauchte, erschrak sie erst. Sie war aus einer Art Wachtraum erwacht und schüttelte sich erst.
    "Tilla, was du machen? Wieso du klettern durch Fenster?" Wahrscheinlich, weil ja die Tür zugeschlossen war! Allerdings, wenn man sie hier entdeckte, dann war das nicht gut! Doch Tilla störten Fhionns sorgen wenig. Vielmehr begann sie wild gestikulierend zu gebärden, so daß Fhionn kaum folgen konnte. Angst sprach aus Tillas Gesicht, fürchterliche Angst. Offenbar hatte sie heute Morgen nach dem Aufwachen erfahren, was passiert war. Das dumme war nur, Fhionn konnte sie diesmal nicht trösten. Sie hätte Tilla etwas vorlügen müssen, wenn sie sie beruhigt hätte und ihr gesagt hätte, alles würde wieder gut werden. Nichts würde wieder gut werden! Nie mehr! Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis Corvinus sein endgültiges Urteil über sie sprechen würde. Sie hatte die Hoffnung längst aufgegeben, heil aus dieser Sache herauszukommen.
    Tilla schilderte ihr, was damals mit ihr geschehen war, als man sie verstummen ließ. Tröstend strich Fhionn ihr übers Haar. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür und Brix trat ein. Sie küsste noch schnell Tillas Stirn. "Vergiß mich nicht!" Dann ging sie mit Brix hinaus.


    Der frischgebackene maiordomus brachte sie in Corvinus´ Büro, wo sie am Abend zuvor bereits mit Siv gewesen war. Der Römer wandte ihr den Rücken zu. Vor seinem Schreibtisch blieb sie stehen und senkte schweigend ihren Blick. Eigentlich war es ihr gleichgültig geworden, auf welche Weise er sie töten lassen wollte. Sie wollte nur, daß es bald ein Ende fand.

  • Statt Worten bekam sie eine Umarmung und die Haare gestreichelt. Tilla konnte ihre Tränen kaum mehr zurückhalten, schluchzte stumm auf und kuschelte sich ganz eng an die Ältere. Umarmte zudem Fhionns Körper, der existierte... noch anwesend war. Mit großen Augen liess sie Fhionn zeihen, als diese abgeholt wurde und warte ein Weilchen ab, bis beide Erwachsene verschwunden waren. Dann erst bewegte sie sich wieder, lief ihnen nach. Dabei kreuzte sie die Tür zum anderen Gästezimmer, erkannte dass dieses leer war: Siv war also fort. Tilla hielt sich nicht lange mit dieser Tatsache auf und eilte durch die Gänge weiter.


    Unten angekommen sah sie Fhionns Schatten in Corvinus Büro verschwinden. Dieses Zimmer hatte sie noch nie betreten... es war etwas ganz anderes als die Zimmer der anderen Aurelier zu betreten. Ganz leise versuchte sie die Klinke runterzurdrücken, schlüpfte in den Schatten des nächstbesten Möbelstucks und kauerte sich dort ganz klein zusammen. Ganz so, wie sie es tat wenn sie auf der Flucht warn. Nun, hier war sie nicht auf der Flucht, hier wollte sie einer Freundin beistehen. Stumm auf den Lippen kauend wartete sie ab, was nun geschehen würde. Sie würde sich nimmer mehr von hier fortbringen lassen.

  • Siv reagierte kaum, als Brix sich zu ihr stellte. Sie spürte, dass der Germane sie einen Augenblick lang ansah, aber sie starrte einfach nur weiter auf die gegenüberliegende Wand, und Brix tat es ihr bald gleich. Kein Wort erklang. Kein Muskel rührte sich. Wie zwei Statuen standen die beiden Germanen nebeneinander da, die in Ungnade gefallene Sklavin und der erst vor kurzem beförderte Maiordomus. Vielleicht lag es daran, dass Tilla sie nicht bemerkte, als das Mädchen vorbei huschte.


    Was Siv betraf, sie registrierte die kleine Sklavin ebenso wenig wie diese sie. Brix hingegen bemerkte Tilla durchaus, dachte sich allerdings zunächst nichts weiter dabei, als das Mädchen an ihnen vorbei zu der Tür von Corvinus’ Officium ging. Erst als er bemerkte, dass eben jene Tür sich öffnete, sah der Germane hoch, überrascht, dass die Befragung augenscheinlich so schnell gegangen war – und einen Moment später noch überraschter, als weder Fhionn noch Corvinus im Rahmen erschien. Es dauerte noch einen winzigen Augenblick, bis ihm auffiel, dass Tilla weg war. Erst dann begriff er, dass sie offenbar hinein gegangen war. Kaum war ihm das jedoch klar geworden, stieß er sich von der Wand ab und ging zu der Tür hinüber, öffnete sie erneut und nickte Corvinus kurz zu. "Entschuldige, Dominus." Kurz sah er sich suchend nach Tilla um, entdeckte sie gleich darauf und ging zu ihr hinüber. "Komm mit. Es ist besser, wir warten draußen." Er legte ihr die Hand auf die Schulter und schob sie vor sich her, dorthin, wo Siv immer noch an der Wand gelehnt da stand, ohne sich gerührt zu haben. Auf eine mögliche Gegenwehr Tillas achtete er nicht, sondern schob sie nur unerbittlich weiter, bis sie draußen angekommen waren und er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann erst ließ er sie los. "Warten wir hier", wiederholte er nur, etwas hilflos. Brix wusste nicht so recht, was er sagen sollte, aber er hatte das Gefühl, als Maiordomus musste er das. "Es ist besser so, glaub mir."

  • Nachdenklich hatte ich in meinem eher spartanisch denn wohnlich eingerichteten Arbeitsraum ausgeharrt, darauf wartend, dass Brix mit Fhionn zurückkam. Stumm betrachtete ich durch das Fenster hindurch das wenige Grün, das zu dieser Jahreszeit noch gegeben war und immer stärker von bunten Farben abgelöst wurde. Dann öffnete sich die Tür, Brix leiß Fhionn eintreten und schloss sie dann wieder.


    Ausdruckslos betrachtete ich Fhionn. Wie sollte ich beginnen? "Setz dich", befahl ich ihr zunächst, während ich den immer fortwährenden Kopfschmerz weiterhin zurückzudrängen suchte. Dann öffnete sich plötzlich erneut die Tür, die sich genau in meinem Blick befand, und Tilla kam herein. Missbilligend runzelte ich die Stirn. Was wollte sie jetzt hier? Ehe ich etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür ein drittes Mal, Brix steckte seinen Kopf herein und schob Tilla wieder hinaus. Er entschuldigte sich, woraufhin ich griesgrämig nickte. Dann waren nur noch Fhionn und ich im Raum. Ich stand nahe des Fensters, hatte die Hände auf dem Rücken gelegt und musterte sie. Eine ganze Weile ging das so. "Erzähl mir, was auf der Reise vorgefallen ist. Auf dem Hinweg, auf dem Rückweg und während ihr dort wart. Ich will alles hören, Fhionn. Also lass nichts aus", wies ich sie kühl an und wandte mich dann um zu Fenster, um hinausschauen zu können, während sie erzählte.

  • Die Tür öffnete sich und Brix kam rein.Tilla konnte nicht verhindern, dass der männliche Sklave sie in ihrem vermeintlich sicheren Versteck entdeckte und aus Corvinus Büro raus führte. Er war der neue majordormus. Ausgerechnet von Brix wollte sie keinen Ärger und sah zu, dass sie durch ein Schulterschütteln seine Hand loswurde.


    Mit aufsteigenden Tränen in den Augen huschte sie zur Bürotür zurück und kauerte sich direkt daneben ganz klein zusammen. Nein, lauschen würde sie nicht können, dafür war sie viel zu beschäftigt mit ihren inneren Gefühlen und Angst um Fhionns Schicksal. Tilla schluchzte stumm auf, mied den Blick zu den anderen Sklaven und verbarg ihre Tränen hinter den Händen. Nachdem der erste Tränenfluss verflossen war, schloss sie die Augen und dachte stumm betend an eine Göttin.


    Du Iuno, weißt, wieviel für mich an häuslichen Frieden gelegen ist. Gib mir die Einsicht und das Verlangen, ihn immer aufs Neue zu suchen. Bewirke, dass alle deinen Frieden in ihrem Herzen tragen und lass nicht zu, dass wir ihn verlieren. Sei bei uns und führe uns dorthin, wo der wahre Friede niemals endet. Doch schenke uns auch dann die Ruhe und den Frieden, wenn wir vorübergehend Krisen ertragen müssen, um sie zu überwinden.


    Bitte beschütze Fhionn trotz ihrer mörderischen Tat und lass sie in Frieden bei uns Aureliern und deren Sklaven weiterleben. Ich mag Fhionn und würde sie ganz ganz schrecklich vermissen, sollte sie von hier weggehen müssen. Bitte pass auf sie auf und halte deine schützende Hand über sie.


    Iuno, wie kommt es nur, dass wir das Gute, das du uns erweist, so wenig begreifen? Auf verschiedene Weise lässt du uns deine Güte zuströmen...

  • Die Minuten, in denen sie wartete, vergingen und sie kamen ihr vor, wie Stunden. Der barsche Befehlston Corvinus´ ließ sie eingeschüchtert aufsehen. Fhionn nahm auf einem der Stühle Platz.
    Nach ihrem Eintreten war kurz noch einmal die Tür aufgegangen. Die kleine Tilla hatte sich verstecken wollen, war aber den aufmerksamen Blicken des neuen maiordomus nicht entgangen, der sie kurzerhand aus dem Arbeitszimmer seines Herrn entfernte. Nach diesem kleinen Intermezzo trat wieder die Stille ein, bis sie erneut durch Corvinus gebrochen wurde. Sein Ton war kühl und rau ihr gegenüber. Er war einschüchternd und förderte nur noch ihre Angespanntheit.
    Doch Fhionn begann zu erzählen. Sie erzählte von Anfang an. Dem Tag, an dem sie zusammen mit den anderen Sklaven und Ursus nach Germanien aufgebrochen war. Diese lange und beschwerliche Reise hatte sie noch gut in Erinnerung und auch, als die Ägypterin auf der Reise krank wurde. Auf der Hinreise hatte sich Matho noch zurückgehalten, denn da stand er ja noch unter Ursus´ Aufsicht. Doch als sie dann in der Villa in Mogontiacum angekommen waren, da zeigte er sein wahres Gesicht.
    Anfangs hielt sie sich noch zurück, aber je länger sie erzählte, desto mehr Emotionen kamen in ihre Rede, was dazu beitrug, dass sie immer lauter wurde und sich hineinsteigerte.
    "Er hat bestraft, wenn wir nicht tun was er sagen. Manchmal wir bekommen kein Essen, oder Trinken. Wenn Siv war geflohen, dann er hat sie einsperrt und nicht geben Essen. Aber Merit und ich haben gegeben Essen, heimlich. Einmal er hat entdeckt. Dann er geschrieen fürchterlich und geschlagen uns. Wenn wir gehen zurück, er hat Siv angebunden und nicht geben Essen. In der Nacht ich bringe ich mein Brot, dann Matho hat gesehen, er mich auch hat angebunden auf Wagen, so wie Siv. Und einmal, am Abend wenn wir haben Zelt aufgebaut, ich sollte Eisenstück in Boden machen, ich habe Stein genommen, kein Hammer, er mir nicht gegeben Hammer, dann Eisen ist kaputt. Ich in der Nacht draußen schlafen. Er sage immer böse Sachen zu mir und andere und mir immer gedroht. Jetzt er hat seine Strafe. Jetzt er nicht mehr böse!" Nein, niemals würde er jemandem wieder etwas zu leide tun. Niemals mehr!

  • Zitat

    Original von Tilla Romania


    Iuno hörte das Gebet der Sterblichen. Da sie aber nicht nur für den häuslichen Frieden der Menschen zuständig war, sondern auch derer im Reich der Götter, beließ sie es bei einem Zuhören, denn für diese Geschehnisse waren andere Götter zuständig. Ein Eingreifen würde ein Mordsgeschrei geben und Iuno hatte definitiv keine Lust auf Migräne, die nach solchen Scherereien unweigerlich kommen würden. Also schenkte sie der Sterblichen nur ein Gefühl, dass alles wieder gut werden würde.

  • Dies war das längste Gespräch des heutigen Tages, auch wenn eigentlich nur Fhionn sprach. Ich gab mich schweigend und hörte vorerst nur zu, was Fhionn mir dankte, indem sie allmählich auftaute und so immer mehr erzählte. Allein dieses Verhalten, das eine Art geplatzter Knoten war, sollte mir wohl verdeutlichen, dass Matho ihr ganz schön zugesetzt hatte. Es war bisweilen schwierig, ihr in ihrem gebrochenen Latein folgen zu können. Entgegen meines Willens nahm der schwelende Zorn langsam ab, doch nichtsdestotrotz blieb Fhionn, was sie war: Eine Mörderin. Selbst, wenn ich ihr das Kreuz ersparte, würde ich sie dennoch nie wieder guten Gewissens in diesem Haus behalten können.


    Als sie geendet hatte, stand ich immer noch am Fenster und sah hinaus. Und schwieg. Zwei Vögel wippten auf einem kahlen Zweig unweit des Fensters, erschraken und flogen auf, als ich mich umwandte und Fhionn mit vor der Brust verschränkten Armen und eisernem Gesicht musterte. "Selbst wenn es stimmt, was du sagst, bleibst du dennoch eine Mörderin, Fhionn. Matho war mein maiordomus. Du hattest nicht das Recht, ihn zu töten, ganz gleich, was er euch auch angetan haben mag. Ihr hättet zu mir kommen müssen. Ihr hättet mir sagen müssen, was unrecht war. Ich kann nicht verstehen, warum nicht einer auf die Idee gekommen ist, mir zu erzählen, was Matho mit euch tut. Kannst du mir sagen warum?"

  • Warum sie nichts gesagt hatten? Lag das denn nicht völlig offen auf der Hand? Diese Frage erstaunte Fhionn, genauso wie die Tatsache, daß Corvinius sie hatte aussprechen lassen. Überhaupt schien er ruhiger geworden zu sein. Vielleicht begann sich langsam bei ihm die Wahrheit über seinen ehemaligen maiordomus zu setzen. Aber er wußte längst noch nicht alles. Es würde möglicherweise Monate dauern, bis Stück für Stück die Wahrheit über Matho ans Licht kam. Das was er heute von ihr und den anderen Sklaven gehört hatte, war nur die Spitze des Eisberges.
    Trotzdem rechnete Fhionn nicht mit Güte, wenn er sein Urteil über sie sprach. Vielleicht käme sie mit dem Leben davon, doch wie würde ihr Leben danach noch aussehen. Wie er bereits sagte, sie war eine Mörderin. Auch wenn die Sklaven des Hauses, sie heute noch für ihrer Tat bewunderten, würden sie morgen, wenn Gras über die Sache gewachsen war, sie auch als eine Mörderin sehen. Durch ihre Tat war sie gezeichnet, wenn auch nicht äußerlich, dann doch tief in ihr drinnen. Diese Tat würde sie ewig bis ans Ende ihres Lebens mit sich herum schleppen.


    Sie sah in sein steinernes Gesicht, als er ihr diese eine Frage stellte. Warum? "Du mir hätten glauben? Wenn ich sagen schlecht über Matho? Und Mato? Wenn er gewusst, dann… das!" Unvermittelt drehte sie ihm ihren Rücken zu und öffnete ihre Tunika. Mehrere fast verheilte Striemen kamen auf ihrem Rücken zum Vorschein, die von Schlägen mit einem Stock oder einer Rute stammen mußten. Eine Weile blieb sie so stehen, ohne noch etwas hinzuzufügen. Das Bild von ihrem Rücken mußte ihm Antwort genug sein.

  • Ganz plötzlich wurde ihr warm tief in ihr drinnen und Tilla fühlte sich mit einem Male beruhigt. Irgendwie würde alles doch gut ausgehen.. oder? Die wenigen Zweifel, die trotz des guten Gefühles noch da waren, liessen sich nicht so einfach verscheuchen. Und außerdem war es so seltsam still in Corvinus Büro. Die Stimmen waren verstummt.


    Tilla huschte so flink sie konnte zurück zur Bürotür und öffnete sie erneut einen Spalt breit. Mit offenem Mund erkannte sie die Szene und hielt diese für einen sehr schlechten Scherz! In diesem guten Haus hatte man ihr versichert, dass niemand mehr geschlagen werden würde.. doch Fhionns Rücken sagte das Gegenteil aus. Tilla schluckte hart und suchte die Tränen der Enttäuschung wegzudrücken. Vorwurfsvoll sah sie durch den Spaltbreit TÜR Marcus an.

  • Ihre Worte hingen einen Moment im Raum. Wie Wolken, die sich vor einem Berg stauen und Kraft sammeln, um ihn zu überwinden. Ich erwägte Fhionns Worte, blickte ihre zerschundenen Rücken an. Dann sah ich fort, nach rechts. Und die Tür bewegte sich. Im entstehenden Spalt erschien Tilla, und sie war der Grund, aus dem nun wieder meine Wut emporbrodelte. Mit einigen langen Schritten war ich bei der Tür und riss sie vollends auf. Brix, der nicht weit entfernt stand, sah mich erschrocken an. Ich schubste Tilla mit einer energischen Bewegung fort. Sicher würde sie straucheln ob der Wucht. "Was muss ich noch tun, damit du endlich einmal lernst, wann du besser bleibst, wo du bist? Das hier ist kein Kinderspielplatz, hier geht es gesittet zu! Lerne es, oder trage die Kosequenzen!" Mit Ingrimm wandte ich mich um, ließ den Blick über Brix und Siv schweifen und verschloss dann ein weiteres Mal von innen die Tür, um mich Fhionn zuzuwenden. Tilla schien keinen sonderlich guten Spürsinn für brisante Situationen zu haben. Sie tauchte immer dann urplötzlich auf, wenn man sie partout nicht gebrauchen konnte.


    Ich griff nach Fhionns Tunika und zog sie ihr wieder über die Schultern. Das musste ich mir nicht länger ansehen, es war genug. Ich hatte auch so verstanden, dass Matho nicht der gewesen war, für den ich ihn gehalten hatte. langsam ging ich um meinen Schreibtisch herum und setzte mich, barg den Kopf für einen Moment in den Händen. "Also gut", sagte ich nach einer kleinen Ewigkeit. "Ich erspare dir den Tod am Kreuz." Hernach lehnte ich mich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Fhionn. "Aber dir ist klar, dass ich dich nicht hierbehalten kann. Ich schicke dich fort. Nach Sardinien, auf meine Olivenplantage." Erneut musterte ich sie, um die Reaktion abzuschätzen.

  • Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, als sie so da stand und ihm den nackten Rücken zugewandt hatte. Es war ihr sichtlich unangenehm gewesen, denn so konnte sie nicht die Reaktionen des Römers sehen, die ihr zerschundener Rücken bei ihm auslöste. Verkrampft hielt sie das Vorderteil ihrer Tunika in den Händen und verbarg damit die Vorderseite ihres Körpers. Als dann wie aus heiterem Himmel sich die Tür für einen Spalt weit öffnete und Tilla herein lugte, erschrak sie. Noch schlimmer, als so vor Corvinus stehen zu müssen, war die Tatsache, von anderen Sklaven dabei beobachtet zu werden. Ausgerechnet Tilla! Sie war doch fast noch ein Kind. Ihr sollte solch ein Anblick erspart bleiben.
    Erneut war der Zorn in Corvinus entbrannt und so schickte er das Mädchen auf recht unsanfte Weise fort. Als er die Tür hinter Tilla schloß, zuckte Fhionn kurz auf. Schließlich kam er auf sie zu. Die Sklavin blieb ruhig stehen, obwohl sie innerlich aufgewühlt war. Er zog ihre Tunika über ihre Schultern und ging wieder zu seinem Schreibtisch. Schnell schloß sie wieder die Tunika und drehte sich zu ihm um. Sie fand ihn, an seinem Schreibtisch sitzend, das Gesicht in seinen Händen vergraben. Das mußte eine herbe Enttäuschung für ihn gewesen sein, so von Matho hinters Licht geführt worden sein! Noch immer zweifelte Fhionn daran, ob Worte dies alleine geschafft hätten. In ihren Augen hatte Matho das erhalten, was er verdient hatte.
    Sie blickte auf, als er zu sprechen begann. Ob sie nun erleichtert sein sollte, nicht am Kreuz gelandet zu sein, konnte sie nicht sagen. Mit Spannung erwartete sie sein Urteil. Er sah sie eindringlich an, als er weitersprach, so als wolle er ihre Gedanken ergründen. Ich schicke dich fort. Ich kann dich nicht hierbehalten. Ungerührt nahm sie diese Worte hin. Nach Sardinien. Sie wußte nicht, wo oder was Sardinien war. Auf meine Olivenplantage. Sie wußte nicht, wie es auf einer Olivenplantage zuging. Hatte sie sich davor zu fürchten? Wahrscheinlich, denn es sollte ja eine Strafe für sie sein. Harte Arbeit, den ganzen Tag. Das würde sie erwarten. So malte sie es sich jedenfalls aus.
    Stumm nickte sie nur und senkte dann ihren Blick.

  • Corvinus hatte sie gesehen, er kam auf sie zu und schubste sie zurück auf den Flur. Tilla liess die Tür los, um sich mit den Händen aufzufangen. Plumps.... sie war auf dem kalten Flurboden gelandet. Das stumme Mädchen rutschte noch ein paar Stückchen weg, als die Tür mit einem Knall zufiel und offensichtlich verschlossen wurde. Nein.. Fhionn.. nicht... Rasch rappelte sie sich auf, ballte die Hände zu Fäusten und stürmte zur Tür, um dagegen zu trommeln. Doch Brix stellte sich ihr in den Weg, hielt sie davon ab, auf die Tür zuzustürmen und dagegen zu trommeln.


    Sie wandte sich aufschluchzend ab und lief den Gang hinauf. Sie wusste jetzt trotz ihrem Gebet an die Göttin Iuno, sie konnte nichts mehr für ihre Freundin tun.. nur noch abwarten und warten war das schlimmste was es gab. Vor ihrem inneren Auge tauchte immer wieder der gräßliche Anblick von Fhionns Rücken auf. Ihr Vertrauen in den Hausherrn und die Unversehrtheit der Mitsklaven brach entzwei. Tillas Füße trugen sie zu den Schlafräumen der Frauen, wo sie ihre Truhe öffnete und begann immer noch weinend ihre Sachen einzupacken.

  • Fhionn schwieg. Sie nickte nur. Vermutlich tat sie auch gut daran, denn meine Geduld war heute wahrlich überstrapaziert worden. Der Kopfschmerz schien mir noch immer den Schädel spalten zu wollen, und zugegebenermaßen entschied ich die Sache zu einem Teil auch nur deshalb so schnell, da ich allein sein und mich eine Weile hinlegen wollte.


    Damit war es also besiegelt, das Schicksal Fhionns. Sie würde nach Sardinien gehen und dort auf der Plantage arbeiten. "Du wirst die Gelegenheit haben, bei der Arbeit darüber nachzudenken, ob es rechtens war, was du getan hast. Es mag sein, dass Matho euch unterdrückt hat, ohne dass ich es bemerkt habe. Es mag auch sein, dass ihr allesamt zu feige wart, mich davon in Kenntnis zu setzen. Was ich jedoch nicht dulden kann, ist dass eine Sklavin - noch dazu eine, die nicht einmal ein Jahr unter dem Dach dieses Hauses lebt - sich anmaßt, über meinen maiordomus zu richten. So höre denn mein Urteil, Sklavin." Damit stand ich auf und stützte mich mit beiden Händen auf den Schreibtisch vor mir.


    "In zwei Monaten wirst du hier aufbrechen, in Begleitung eines meiner Klienten, der sich auf Sardinien zur Ruhe setzen will. Du wirst dich nie wieder anmaßen, dich an meinem Besitz zu vergehen, sei es Sklave oder Krug oder was auch immer. Du wirst tun, was man dir sagt, und du wirst jeden Befehl meines vilicus ohne Zögern ausführen. Deine Strafe wird sein, mit der Gewissheit leben zu müssen, in deinem Leben niemals die Freiheit erlangen zu können. Du hast die Aussicht darauf mit deiner Tat verwirkt. Weiters wirst du härter arbeiten als die anderen Sklaven der Plantage, auf dass deine Aufsässigkeit gebrochen wird und du lernst, wem du mit Repekt zu begegnen hast. Und ich warne dich, Fhionn - solltest du versuchen, dir das Leben zu nehmen, werde ich nichts unversucht lassen, den Rest deiner Familie ausfindig zu machen und sie dafür zu strafen." Stille erfüllte den Raum. Ich richtete mich auf. "Geh jetzt. In acht Wochen wirst du diese villa verlassen, bis ich entscheide, ob deine Schuld abgegolten ist und du vielleicht wiederkehren darfst. Bis dahin will ich dich nicht in meiner Nähe wissen. Du wirst das Haus nicht verlassen und dich verborgen halten, wenn Gäste uns beehren."

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