Officium des Praefectus Urbi P.V.S.

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus nahm sich eine Wachstafel und kritzelte eine Notiz für seinen Sekretär, daß die Ernennung Octavius Victors in die Wege geleitet werden sollte.


    "Wer ist eigentlich dein Patron, Octavius?"


    Eigentlich war Victor sehr zufrieden damit, was er bis jetzt hier und heute erreicht hatte. Darum rechnete der Senator auch mit einer kurzen Verabscheidung, aber bei den Worten des Praefectus Urbi blickte der Octavier diesen direkt an.


    "Mein Patron... war vor seinem Tod Divus Iulianus."

  • Ein wenig hüstelte Victor, als Salinator länger schwieg. Das war ja jetzt auch nicht so unbekannt oder ungewöhnlich gewesen, oder? Dann schwieg der Octavier wieder und blieb ruhig sitzen. Vielleicht wollte der Praefectus Urbi ja auch nur ein Spiel spielen.

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    Original von Faustus Octavius Macer


    Potitus fuhr sich über seine polierte Glatze. Der junge Mann war wegen seines Erfolges ein wenig übermütig geworden, diese nicht wirklich angebrachte Vertrautheit bedachte er mit einem gestrengen Blick.


    "Wunderbar, somit ist alles geklärt. Ich erwarte eure Nachricht, sobald die finanziellen Daten bekannt sind. Über die Patronatssache sprechen wir dann noch später."

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    Original von Gaius Octavius Victor


    Ein Spiel spielte Potitus keineswegs. Vielmehr schwirrten seine Gedanken nur so herum unter seiner blankpolierten Glatze.


    "In diesem Fall bist du sicher dem Kaiserhaus sehr verbunden, nicht wahr?" Der Tonfall des Praefectus Urbi ließ keine Gegenstimme zu. Die Frage war ohnehin nur theoretischer Natur. "Ich werde deine Ernennung bald bekannt geben. Wenn du möchtest, kannst du deine Arbeit gleich aufnehmen."

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    [...]


    "Natürlich." Angesichts der Tatsache, dass er den größten Teil seines Lebens beim Exercitus Romanus und eine längere Zeit auch als Praefectus Urbi dem Kaiserhaus gedient hatte, wäre Victor eh nicht in den Sinn gekommen etwas anderes zu sagen - wenn er auch zu Valerianus keine Bindung hatte.


    "Dann werde ich das auch tun. Ich danke dir, Praefectus Urbi."


    Eigentlich hätte Victor sich jetzt auch erheben und diesen Worten Taten folgen lassen können, aber eins beschäftigte ihn noch.


    "Eine Frage hätte ich noch: Gibt es schon Erkenntnisse im Fall des Ermordeten Octavius Cato seitens der Cohortes Urbanae?"

  • Seitdem ich den Cursus über Tiberius an der Scola atheniensis absolviert hatte, sah ich den Praefectus Urbi mit anderen Augen. Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber mir fielen bei dem Mann einige Parallelen auf zu dem berüchtigten Aelius Seianus - auch der war der tatkräftige Vertraute eines Kaisers gewesen, der die Tendenz hatte, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, auch er war nicht aus dem alteingesessenen Senatorenklüngel gekommen sondern von ausserhalb, ein homo novus, und auch er hatte hier in dieser Castra seine Machtbasis gehabt. Hoffentlich waren diese Ähnlichkeiten rein äusserlich. Dass die Garde jetzt unter Artorius Avitus' Befehl stand, war jedenfalls beruhigend...
    Es war nicht meine Aufgabe über sowas nachzudenken, es war auch nicht sehr loyal gegenüber meinem Kommandanten... meine Aufgabe war es einzig und allein ihm zu gehorchen. Aber trotzdem konnte ich nicht anders, als darüber zu grübeln, während ich durch die Prinzipa ging, zur Amtsstube des PU.
    Meine Erscheinung war tadellos, um nicht zu sagen glatt und geschniegelt, die Rüstung glänzend, die Schnallen poliert, die Lederriemen geölt, die Haare nassgescheitelt, das rote Rosshaar der Crista transversa frisch gebürstet. (Es war eine nagelneue, die alte war nach unserer wackeren Katzenrettung verkohlt und nicht mehr zu gebrauchen gewesen.)
    "Salve. Centurio Decimus Serapio, vierte Centurie, erste Kohorte.", meldete ich mich im Vorzimmer bei den Schreibern an, "Ist der Praefectus Urbi zu sprechen?"

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    Original von Gaius Octavius Victor


    Potitus kritzelte eine kleine Notiz in seine tabula. Die Notiz war eine sehr kurze und nur fünf Zeichen lang. Diese fünf Zeichen ihrerseits waren unterteilt in einmal drei und einmal zwei Zeichen. Für einen anderen waren sie nur mit gewissen Kenntnissen verständlich, doch war diese Notiz auch für niemand anderen gedacht als für ihn.


    "Ein Verwandter?" Die verschiedenen Grade der Bekannt- und Verwandtschaft hatte Salinator nur in einigen Familien genau durchschaut. Die der Octavier gehörte nicht dazu. Ansonsten hätte sein nomenclator, der faule Bastard einer Ziege, gar nichts mehr zu tun. "Die Ermittlungen laufen noch. Ich kann daher noch nichts sagen."

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    Original von Faustus Decimus Serapio


    Der Schreiber nickte nur und meldete den Centurio beim Praefectus Urbi an. Ein paar Momente später ließ der Schreiber den Centurio eintreten, bevor er hinter ihm die Türe schloss.

  • "Ave Praefectus Urbi Vescularius!" grüsste ich den Kommandanten mit zackigem Salut, und stand stramm. Ich war festentschlossen, mich heute nicht von Krümeln oder anderen Essensresten irritieren zu lassen. Schliesslich hatte ich ein wichtiges Anliegen. Kurz und knapp brachte ich vor, was ich alles auf dem Herzen hatte.
    "Ich bringe Dir die Stärkemeldung, sowie den Bericht über die Einsätze der IV. Centurie I. Cohorte seitdem ich sie übernommen habe."


    Bericht Cen IV Coh I CU
    ID IAN DCCCLIX A.U.C. (13.1.2009/106 n.Chr.)


    Wachen und Patrouillen:
    Regelmäßige Durchführung von Routinekontrollen an der Porta Caelimontana und Porta Querquetulana, und Patrouillen im Bereich der Via Tusculana und des Forum Romanum:
    - 7 Verwarnungen wegen Reiten innerhalb der Stadtmauern
    - 4 Bußgelder wegen Einfuhr unverzollter Ware
    - 12 Bußgelder für Karren, die ohne gültige Sondergenehmigung tagsüber unterwegs waren
    - 3 Festnahmen wegen Tragen von Waffen
    - Festnahme zweier Strassenjungen wegen Diebstahl eines Lastesels samt Gepäck
    - Festnahme eines Fleischers wegen gefälschter Gewichte
    - Festnahme einer Kräuterhändlerin wegen Verdacht auf Giftmischerei


    Besondere Vorkommnisse:
    Unterstützung der Vigiles beim grossen Brand der Villa Tiberia beim Löschen und Bergen; Absicherung der Gefahrenstelle.


    Ermittlungen:
    Im Mordfall Octavius Cato weitere Überprüfung von Indizien vom Tatort, eine Spur führte uns zu einem Wettmacher in der Subura.
    Dabei gelang es uns, zwei gesuchte Verbrecher festzunehmen: Drubius Cleptus, Dieb und Heiratsschwindler, gegen den drei Anklagen von geschädigten Frauen vorliegen, und - durch besonderen Einsatz des Miles Kaeso Caecilius Macro - auch den berüchtigten Raubmörder Caius Culter. Die Individuen werden noch verhört. Als Diebesbeute des Cleptus wurden sichergestellt: eine Porphystatuette der Minerva, zwei goldene Ringe, ein silbernes Medaillon mit dem Schriftzug "Auf ewig Dein", und eine silberne Schulterspange etruskischer Machart.


    Drill und Ausbildung der Rekruten:
    Wurde durch Princeps Prior Manius Mettius Gnipho geleitet.


    Innendienst:
    Die von Kornkäfern befallenen Bestände in den Horreae III und IV wurden auf Befehl des Tribuns Arruntius Ahala zum Grosshändler Iphikrates Pakuvios transportiert. Unsere Speicher wurden mit dem gelieferten frischen Weizen von guter Qualität wieder aufgefüllt.


    Rekrutierungen, Versetzungen, Ausfälle:
    - Versetzung des Probatus Marcus Artorius Menas zur Cohorte in Ostia
    - Versetzung des Princeps Prior Manius Mettius Gnipho und des Tesserarius Volusus Septitius Saxula zur Ala I Ulpia Miliaria
    - Rekrutierung des Probatus Galeo Caecilius Paulinus


    Zur Zeit befinden sich drei Milites der IV. Centurie dienstunfähig im Valetudinarium: einer wegen Brandverletzungen, einer mit gebrochenem Bein, einer mit Fieber. Die Centurie ist fünf Mann unter Sollstärke.


    Weitere Schritte und Vorhaben:
    - Fortführung der Ermittlungen zum Mord an Octavius Cato
    - Teilnahme an den Wettkämpfen in Mantua als Vertreter der Cohortes Urbanae



    Faustus Decimus Serapio,
    Centurio IV. Centurie, I. Cohorte




    Die Tabula mit den Zahlen, und das sorgfältig ins reine geschriebene Papyrusblatt reichte ich dem Praefectus hin, so dass er die Schriftstücke an sich nehmen konnte wenn er wollte. Ich fand diesen Papyruskram ganz schrecklich, aber wenigstens gab es da sehr praktische Formulare für solche Berichte, an denen hatte ich mich beim Verfassen orientiert.
    "Ausserdem möchte ich Dir zwei verdienstvolle Soldaten zur Beförderung vorschlagen, um die Ränge des Princeps Prior und des Tesserarius wieder zu besetzen. - Des Weiteren, Praefectus" - das Wichtigste zu guter letzt - "komme ich, um Dir einen Zwischenbericht über die Ermittlungen wegen der Christianersekte zu geben."
    Den hatte ich wohlweislich, da es ja so ungeheuer geheim war, nicht schriftlich verfasst, sondern nur im Kopf.

  • Potitus war nur wenig interessiert in den Bericht, den der Centurio ihm vorlegte. Interessant war für ihn die politische Komponente seiner Position, die administrative konnte ihn nicht begeistern und das meiste wurde auch delegiert, soweit es möglich war. Daher las Salinator den Bericht nur halbherzig und doch etwas oberflächlich. Bei einem Punkt hingegen verweilte er ein paar Gedanken länger als bei den übrig angesprochenen Dingen im Bericht, nämlich der Lieferung des kontaminierten Getreides. Es war ihm klar, daß nur ein Ausländer solch einen Weizen abkaufen würde. Salinator grauste bei der Vorstellung, Brot mit Kornkäferteilen gespickt verzehren zu müssen, hatte jedoch keine Probleme damit, wenn minderbemittelte peregrini solche Nahrungsmittel verzehrten. Immerhin hatten sie dazu gratis Fleischzuwaage und sollten dementsprechend froh darüber sein. Daher machte Salinator nur ein staatstragendes "Mhm." und legte den Bericht weg, einer seiner scribae würde sich nachher darum kümmern.


    "Erst die Christianersekte." bestimmte Potitus mit fester Stimme. Die Beförderungen konnten später besprochen werden.

  • Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    "Ein Verwandter?" Die verschiedenen Grade der Bekannt- und Verwandtschaft hatte Salinator nur in einigen Familien genau durchschaut. Die der Octavier gehörte nicht dazu. Ansonsten hätte sein nomenclator, der faule Bastard einer Ziege, gar nichts mehr zu tun. "Die Ermittlungen laufen noch. Ich kann daher noch nichts sagen."


    "Nein, kein näherer Verwandter... ein ehemaliger Angestellter." Victor schüttelte den Kopf, wirklich gut gekannt hatte er Cato eh nicht, darum zuckte er nur mit den Schultern, als der Praefectus Urbi mit dem Hinweis auf ein laufendes Ermittlungsverfahren nähere Details abblockte. "Nun, das versteh ich. Ich würde mich aber freuen nach Abschluss der Ermittlungen etwas über das Ergebnis zu erfahren." Was er vermutlich auch ohne Salinator würde, außer der Mörder starb vor einer Gerichtsverhandlung.


    Nachdem nun aus seiner Sicht alles geklärt war, erhob sich Victor. "Dann danke ich dir nochmals, Praefectus Urbi, und möchte dich auch nicht weiter stören. Es sei denn du hättest gleich noch einen... Auftrag für mich?"

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    Original von Gaius Octavius Victor


    Potitus griff zu seinem Becher und trank einen Schluck. "Natürlich, natürlich." beantwortete er die Frage des Octavius. "Das versteht sich von selbst." log er ein wenig, denn eigentlich hatte Salinator nicht vorgehabt, etwaige Ermittlungsergebnisse weiterzuleiten. Er beschloss jedoch in diesem Moment, es von den wirklichen Ergebnissen abhängig zu machen.


    "Nein, ich habe keinen Auftrag zur Zeit. Vale bene, mein Freund, ich bin mir sicher, wir werden uns ab jetzt öfter sehen."

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    "Erst die Christianersekte." bestimmte Potitus mit fester Stimme. Die Beförderungen konnten später besprochen werden.


    Ich wartete, zugegebenermaßen etwas angespannt, was der Praefectus zu meinem Bericht sagen würde, aber er gab nur ein 'Mhm' von sich, aus dem ich leider gar nichts entnehmen konnte. Was mich besonders interessiert hätte war, ob er von der Sache mit dem vergammelten Getreide gewusst hatte, oder ob das allein auf dem Mist des Tribuns gewachsen war. Das war doch eine Sauerei, da konnte man krank davon werden!


    "Wir begannen mit der Observierung von Personen, die sich in der Vergangenheit schon einmal verdächtig gemacht haben, oder beschuldigt wurden, und von ihrem Umfeld", hob ich an, "so haben wir einen Kreis von Verdächtigen ausgemacht. Diese Leute halten sich sehr bedeckt, aber bei einigen konnten wir doch durch genauere Nachforschungen bestätigen, dass sie der Christianersekte angehören.
    Es sind vor allem einfache Leute. Zu den zentralen Figuren gehört ein Freigelassener, namens Cluvianus Madarus, ein Fischer und Netzeknüpfer, der am Tiberufer nahe der Horti Luculliani wohnt, und ausserdem eine alte Witwe, Binah, die aus Judaea stammt. Sie besitzt ein Stockwerk in einer Insula am Fusse des Aventin, dort finden manchmal kleine Versammlungen statt. Es scheint aber nicht der Ort zu sein, an dem sie ihre Kulthandlungen vollziehen. -
    Dann gibt es noch einen Sattler, Veratius, dessen ganze Familie und Gesinde der Sekte angehört. Er ist Römer. Einen anderen römischen Bürger, dieser stammt aus einer angesehenen Gens, haben wir stark im Verdacht, er hat Kontakt zu den anderen, und bei ihm wurde dieser Anhänger gefunden. Marcus Petronius Glabrio ist sein Name."

    Ich zog das kleine Holzkreuz hervor und reichte es dem Praefectus.
    "Da ihr Sektenführer gekreuzigt wurde, hat dieses Zeichen sakrale Bedeutung für sie. Ebenso auch das Zeichen des Fisches, wobei ich da den Grund nicht kenne. - Petronius lebte früher in Germanien, er war eine Zeitlang Duumvir von Colonia Claudia Ara Agrippinensium, hat jetzt aber kein Amt mehr inne. Vor kurzem hat er die Casa Petronia umbauen lassen und in ihr eine Taberna eröffnet... Ich denke, dass dies eine gute Tarnung sein könnte, um Wanderprediger zu beherbergen, und von dort aus diese Irrlehre weiter in unsere Gesellschaft einsickern zu lassen. Deshalb habe ich als nächstes vor, einen meiner Milites speziell auf ihn anzusetzen."
    Ich war wirklich eifrig, meine Ergebnisse zu präsentieren, aber nun machte ich doch eine Pause - falls der Präfekt Fragen hatte - während ich aus meiner Ledertasche die Schriften hervorholte, die Celeste mir besorgt hatte.

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  • "Freigelassene, jüdische Witwen und Handwerker! Ein wahres Abbild der Gesellschaft!" Potitus schnaubte diese Worte förmlich heraus. Er hielt nicht viel von den untersten Schichten. Wenngleich selber nicht aus einer der angesehensten Familien stammend, was er für einen persönlichen Makel hielt, den er aber mit seinem Ehrgeiz und seinem Hunger nach persönlicher Macht versuchte auszugleichen, verachtete er jene, die ein bequemes Leben vorzogen, anstatt sich skrupellos zu nehmen, was sie wollten.


    "Ein ehemaliger Duumvir als hochstehendes Mitglied der Gesellschaft verdingt sich jetzt in diesem wenig ehrenhaften Beruf als Tavernenbesitzer? Wie degeneriert!" Und vor allem erstaunlich. Das Holzkreuz nahm er an sich und betrachtete es einen Moment lang. Warum Menschen, die doch Verstand haben sollten, einen Verbrecher und Verschwörer anbeteten, würde Salinator nie verstehen. "Sehr verdächtig. Mach weiter, Centurio, und halte mich auf dem Laufenden. Auch die Stammkunden überprüfe." Er griente sadistisch. "Und sieh nach, ob er für seinen Umbau eine Baubewilligung hatte und ob sie dem entspricht."

  • Der Präfekt nahm kein Blatt vor den Mund. Ich nickte mit beifälliger Miene, als er so über unsere Zielpersonen wetterte, denn jede, noch so kleine, Gelegenheit sich bei dem Mann einzuschmeicheln war natürlich kostbar. Auch wenn ich eigentlich finde, dass ein Tavernenwirt, der den Durst der Gäste stillt, einen sehr ehrenwerten Beruf hat. Eine Baubewilligung? Oh, das könnte ein guter Vorwand sein, um den Petronier zu verhaften, ganz schön gerissen war das! Ein bisschen unheimlich war mir aber doch zumute, als ich das boshafte Grinsen des Praefectus sah... es lag bestimmt nur daran, dass ich einiges über Seianus gelesen hatte, und über den Missbrauch der Lex maiestatis, und dass ich eine lebhafte Phantasie habe, aber mir kam auf einmal der Gedanke, dass man politische Gegner sehr geschickt ausschalten, oder jedenfalls schwer beschädigen könnte, wenn man sie mit dem Christianertum in Verbindung brächte... - Ach, alles Unsinn. Ich schalt mich für meine Hirngespinste, und machte ein entschlossenes Gesicht.
    "Jawohl Praefectus!" antwortete ich schneidig. "Ausserdem konnte ich ein paar Schriftstücke beschaffen, in denen es um den Glauben dieser Leute geht. Dies hier sind Geschichten aus dem Leben ihres Gründers, in denen ihm verschiedene Zauberkunststücke nachgesagt werden, und diese Rolle enthält, ähm, so eine Art Hymnen."
    Ich reichte ihm die Papyri, die in der letzten Nacht so eine seltsame Faszination auf mich ausgeübt hatten, und war zum einen froh sie los zu sein, zum anderen hatte ich ein merkwürdiges Schuldgefühl, diese, zum Teil so wortgewaltigen und poetischen, Lobgesänge und Oden der Christianer in die Fleischerhände des Praefectus Urbi zu legen. Ich tat es trotzdem.

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  • Potitus war ein einfacher Mann. Je mehr Geld, desto mehr Macht. Je mehr Macht, desto mehr Vorsicht. Je mehr Vorsicht, desto besser sollte man sich mit den Göttern stellen. Zumindest in dieser Hinsicht war er ein einfacher Mann. Und Zauberei war etwas, was ihm nicht geheuer war. "Zauberkunststücke sagst du? Von seinem Kreuz konnte er sich nicht herunterzaubern! HAHAHA!" lachte Salinator. "Ich gebe nichts auf Ammenmärchen und dem Geschwätz fanatischer Idioten, die ihren toten Sektieranführer nicht einmal als Säugling lebend gesehen haben. Und Hymnen... das Singen überlasse ich schönen Frauen und das Rezitieren den Dichtern, die können es besser." Beide Schriften legte er weg, die würde er sich später ansehen, auch wenn seine Worte gerade implizit das Gegenteil sagten. "Ich zähle auf baldige Erfolge, Centurio." Mit diesen Worten schloss er dieses Thema ab.


    Um auf ein anderes zu kommen. "Centurio, du sagtest vorhin etwas über Beförderungen. Sprich, welche Vorschläge hast du?"

  • Puh, der Präfekt war nicht so leicht zufriedenzustellen. 'Baldige Erfolge', bei diesen Worten verspürte ich ein Druckgefühl in der Magengrube, und eine Last im Nacken. Ich konnte schliesslich nicht zaubern. Aber wenigstens fragte er nicht, wie ich an die Sachen gekommen war.
    "Jawohl Praefectus."


    Ich sammelte meine Gedanken, um die Vorschläge geordnet zu unterbreiten. Diese Beförderungen lagen mir sehr an Herzen, denn ich fand, dass die beiden es wirklich verdient hatten, ausserdem brauchte ich dringend wieder Principales um nicht alles selber machen zu müssen.
    "Da Princeps Prior Mettius und Tesserarius Septitius vor kurzem zur Ala versetzt wurden, sind in meiner Centurie zur Zeit beide Ränge unbesetzt. Als neuen Princeps Prior schlage ich Miles Galeo Redivivus Tychicus vor. Er ist ein Soldat von vorbildlichem Pflichtbewusstsein, grosser Tatkraft und Integrität, der sich unter meinem Kommando häufig, und besonders bei den Ermittlungen gegen die Christianer, hervorgetan hat. Miles Redivivus dient seit dem ANTE DIEM IV KAL MAI DCCCLVIII (28.4.2008 ) im Exercitus Romanus, von Anfang an hier bei den Cohortes Urbanae. Man kann sich auf ihn verlassen, er ist gewissenhaft, und beliebt bei seinen Kameraden - ich halte ihn absolut für geeignet, Führungsaufgaben zu übernehmen und mein Stellvertreter zu werden."


    Dies alles brachte ich voll Überzeugung vor, dann kam ich zu meinem heroischen Kameraden Macro.
    "Für die Position des Tesserarius bietet sich Miles Kaeso Caecilius Macro an. Er war ursprünglich Soldat der Legio Prima, und zwar seit dem" - nun musste ich doch auf die Wachstafel schielen, auf der ich mir für alle Fälle die Werdegänge der beiden aufgeschrieben hatte - "ANTE DIEM VII ID AUG DCCCLVI (7.8.2006). Er kämpfte in Parthien und liess sich nach dem Feldzug dann hierher versetzen. Miles Caecilius bringt viel Erfahrung mit, er vermag gut zu koordinieren und in unübersichtlichen Situationen den Überblick zu behalten. Er zeichnet sich ausserdem durch grosse Tapferkeit aus, erst vor kurzen hat er das wieder unter Beweis gestellt, als wir beim Brand der Villa Tiberia die Vigilen unterstützt haben, oder als er allein den Mörder Caius Culter gestellt hat. Dadurch genießt er schon jetzt den Respekt der anderen Soldaten. Ich bin sicher, er würde seine Sache gut machen."

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  • Potitus fuhr mit der flachen Hand über seine Glatze, während der Centurio seine Vorschläge vortrug.


    "Ah, der Brand bei den Tiberia ist ein gutes Stichwort." warf er ein. "Ich habe vor kurzem einen Brief von einem Octavius Sowieso bekommen, ehemals Tribun oder Praefectus bei den Vigiles. Er lobte darin den Einsatz eines Contuberniums der Cohortes Urbanae und strich dich und den Miles Caecilius Macro hervor." Und er schlug noch Auszeichnungen vor, was Salinator für eine ungeheuerliche Frechheit hielt. Er selber schlug Auszeichnungen vor und vergab sie, aber kein Aussenstehender. Salinator griff nach dem Bericht, den der Centurio ihm kurz zuvor gegeben hatte. "In deinem Bericht steht von diesem heldenhaften Verhalten jedoch kaum etwas drin." bemerkte Salinator. "Warum nicht?"

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