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CUBICULUM - TIBERIUS DECIMUS OPTATUS
Atrium | Cubiculum | Cubiculum
Balneum | Ankleide
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CUBICULUM - TIBERIUS DECIMUS OPTATUS
Atrium | Cubiculum | Cubiculum
Balneum | Ankleide
Der junge Decimus wusste nichts bestimmtes davon, wohin sein Vater reisen würde. In seiner Fantasie malte er sich jedoch alle möglichen Dinge aus, als die Vorbereitungen im Hause, die Wochen anhielten dann jedoch beendet waren - und wie viele fremde Männer hatten in diesen Wochen das Haus betreten und waren dann wieder gegangen - kam sein Vater zu ihm, nahm ihn vom Boden auf in seine Arme, herzte ihn und gab ihm zu verstehen, dass er zusammen mit Onkel Mattiacus nach Hispania reisen würde. Ihrer fernen Heimat, den Ort ihrer Herkunft, dorthin, wo alle Decima vor vielen Jahren hergekommen waren, wo sie immer noch Familienmitglieder, Besitzungen und Freunde besassen. War Hispania groß? Wie sah es aus? Was für Menschen lebten dort? Der Junge hatte Fragen über Fragen. Fragen, mit denen er seine Mutter und sein Kindermädchen in den folgenden Wochen und Monaten beinahe in Erklärungsnot bringen würde, zumal seine Mutter sehr genau wusste, dass sein Vater eben nicht nach Hispania, sondern in den Osten gereist war. Hätte der Kleine auch nur im Ansatz gewusst, wie gefährlich und geheim die Reise seines Vaters war, er hätte sich seinen Fantasien hingegeben, Tag und Nacht nichts anderes mehr gewusst, als von parhischen Kriegern, Prinzessinnen und Monstern zu träumen, von weiten, sandigen Wüsten, eiskalten Nächten, hunderten Kämpfen und Abenteuern ... Und mit Sicherheit hätte er sich verplappert. So jedoch erzählte er überall mit seinen wenigen Worten, dass Papa in Hispania sei. Und seine Weinberge besichtige. Und dass Onkel Mattiacus ihm dabei helfe ...
Wie unbekümmert der Kleine war.
Die Zeit verging wie im Flug. Gänzlich ohne Vater - begriff der Kleine erst nach Tagen und Wochen, dass sich im Hause etwas verändert hatte. "Baba?" fragte er seine Mutter, oder seine Amme und sah zu jedem Mann hinauf, der eine Toga trug und das Haus betrat. Dies waren wenige, und noch wenige römische Männer bekam er zu Gesicht, und keiner dieser Männer hatte einen rotfarbenen Streifen an seiner Toga, keiner einen Bart im Gesicht. Die tiefe vertraute Stimme, der intensive, angenehme Duft, Optatus suchte vergebens. Und so fing er nach Wochen an zu weinen, plötzlich ohne Vorankündigung, mitten in der Nacht, oder auch tagsüber beim Spielen, bis diese emotionalen Entladungen eines Tages ebenso schnell aufhörten wie sie ausgebrochen waren. Optatus hatte seine Mutter und diese war ständig um ihn her. Und dann war da noch die Amme. Wie sehr mochte er ihre Nähe. Wie sehr spielte und herzte sie mit ihm. Ihre Lieder gefielen ihm ausgesprochen gut, so weit er konnte, summte er mit, nicht sehr tonsicher, doch mit Inbrunst, und von was sie alles erzählte. Dass das Imperium so groß war. Dass es Völker gab, die er noch nie gesehen hatte. Und dass man Vertreter all dieser verschiedenen Völker in Rom antreffen konnte. Reisen, Händler, Soldaten, Sklaven ...
Und der Menschen nicht genug hatten die Götter Tiere in die Welt gesetzt, deren Beschreibung seine Fantasie in höchstem Maße in Anspruch nahm. Ein Elefant, mitten auf der Straße vor dem Haus, auf dem Weg in den Circus. Von der Porta aus hatte er das graue Ungetüm betrachtet, sicher im Arm seiner Amme, und es schien ihm so, als würde der Riese ganz sanftmütig und geduldig seinem Schicksal entgegen gehen, von welchem weder Optatus noch das Tier auch nur den Ansatz einer Ahnung hatten.
Elefanten waren der Inhalt seiner Spielwelt in den folgenden Tagen. Sie hatten im Nu das Atrium, das Tablinum, den Garten, die Küche und sein Zimmer in Beschlag genommen. Sanft trampelten sie durch die Gänge des Hauses, immer in Bedacht, sich nicht zu verraten und sich hinter einem Vorhang, einer Trennwand zu verstecken, wenn Erwachsene kamen. Einzig seine Amme konnte sie ebenfalls sehen, und seine Mutter natürlich, wenn auch nicht an jedem Tag. War sie gut gelaunt, und kreisten ihre Gedanken nicht um die täglichen Besorgungen des großen Haushalts, ließ sie sich ebenfalls von den kräftigen Rüsseln küssen und liebkosen, hatte sie indess Migräne, war beschäftigt oder müde, gab es kein Pardon. Sie sah die Elefanten nicht, und mit aller Entschiedenheit verbot sie ihnen, sich auch in ihrem Zimmer breit zu machen.
Dabei war alles gar nicht so einfach. Auch wenn seine Freunde, so nannte Optatus die eingebildeten Elefanten bald, die besten und vorischtigsten Kolosse des gesamten Imperiums, ja der gesamten bekannten Welt waren, schafften sie es doch immer wieder hier und da etwas umzuwerfen. So sehr Optatus sie bat aufzupassen, so sehr er versuchte einzugreifen, schienen sie doch tolpatisch zu sein, ganz wie er. Und nie war wirklich zu klären, wer denn nun den Schaden angestellt hatte. Optaus indess nahm es auf sich, deckte seine Spielkameraden und behielt die wahre Täterschaft seiner grauen Freunde als Geheimnis.
Das war ich also. Die Erkenntnis begann an dem Tag, an welchem ich mich das erste mal in einem Spiegel betrachtete. Bis dato hatte ich nicht gewusst, wie ich aussah, hatte noch keinen Bezug zu meinem Äusseren hergestellt. Alle Erwachsenen mochten mich so wie ich war. Bekamen anfangs automatisch ein Lächeln, wenn sie mich sahen. Ich musste Eindruck gemacht haben. Oder aber zumindest nett ausgehen haben. Gewissheit erlangte ich jedoch erst an jenem Tag, an welchem ich mich kritisch selbst betrachtete.
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Tiberius Decimus Optatus. Wie man meinen Namen schrieb wusste ich noch nicht. Doch ich hatte ihn oft genug gehört. Zusammen mit einer Vielzahl an Kosenamen, die mich mein Leben lang begleiten sollten. Selbst in meiner Jugend sollte mich meine Amme noch "Mein Süßer" nennen. Diesen und ähnliche Namen verdankte ich meinem engelhaften Gesicht und auch in meiner Jugend sollte ich zu den schöner anzuschauenden Wesen des männlichen Geschlechts gehören. Mein Aussehen sollte Teil meines Kapitals werden, ebenso wie der politische und gesellschaftliche Erfolg meines Vaters oder der stille Einfluss meiner Mutter im Hause. Ich hatte ohne Zweifel Startbedingungen in mein Leben, welche weit erhabener waren, als die der meisten anderen Römer. Der Vorsprung schien meilenweit, doch ebenso hoch lasteten vom ersten Augenblick an die Verantwortung und eine stillschweigende, nie ausgesprochene Verpflichtung auf mir. Der Sohn eines Senators musste gleichfalls Senator werden. Der Sohn eines Generals musste bei den Truppen dienen. Und Rom nicht zu dienen schien ein Sakrileg zu sein. Dies alles sah ich damals natürlich noch nicht - als ich in meinem Spiegelbild nach meiner Seele suchte, hies es doch, dass im Spiegelbild, im Anlitz, in den Augen die Seele einer Person ersichtlich werden würde. Im Laufe der Zeit sah ich jedoch tiefer und jeder spätere Blick in den Spiegel war belastet, hatte seine Unschuld verloren.
Wer war ich also wirklich? Welchen Weg würde ich einschlagen? Was hatten die Götter für mich vorgesehen? Wieviel hatten sie vorherbestimmt? Und warum war ich wie ich war? Und weshalb entwickelte ich mich so und nicht anders? Tiberius Decimus Optatus. Aufschneider, Possenreißer, Schönling, Liebling der Mädchen und Taugenicht. Ich hatte viele Spitznamen in meinem Leben. Nicht alle waren von Erfolg gezeichnet. Sicher tat ich meine Pflicht, sicher gab ich mir die größte Mühe, meiner Familie und Rom gerecht zu werden, doch wie schon bei meinem Vater, war die Nachwelt auch über mein Leben, meine Taten gespalten. Die einen liebten, die anderen verdammten mich.
Ich liebte jedoch Venus und Venus liebte mich. Diese Gewissheit hatte ich schon von klein auf gewonnen, fiel es mir doch spielend leicht, die Herzen aller Damen im Haushalte zu gewinnen. Und an dieser Tatsache sollte sich im Laufe meines Lebens nichts ändern. "Optatus" hieß "der Erwünschte!" Nomen est Omen.
Bevor ich jedoch mein Leben in aller Breite und mit einem gesunden Abstand auf die Vergangenheit hier darstellen werde, möchte ich dem geneigen Leser empfehlen, die kommenden Seiten nicht zu überblättern, sondern mir auch in die Geschichte meiner Familie zu folgen, welche in kurzen Zügen und ohne allzuviele Abschweife umrissen werden soll. Niemand kann sein ohne seine Familie. Niemand ist nur aus sich heraus erklärbar. Wer Decimus Optaus verstehen will - und wie oft hörte ich die Frauen sagen "Wenn ich Dich doch nur verstehen könnte, lieber Tiberius!" - muss auch die Decima verstehen. Nicht nur den übermächtigen Vater, welcher wie ein Denkmal über mir stand, nicht nur meine Mutter, welche mir so nah und doch so fremd war und blieb, oder meine Tante Lucilla, die ich vom ersten Tag an liebte, oder meinen Onkel Germanicus Avarus, welchen ich im stillen bewunderte, obwohl ich merkte, dass seine Beziehung zu meinem Vater verhalten war, die Decima waren allumfassend im Leben eines der ihren. Die Ahnen hatten eine Strahlkraft und waren in den Erzählungen präsent. Die Familie stand an oberster Stelle. Und alles begann vor einigen Jahrhunderten in Hispania. Iberien eigentlich, aus der Perspektive der Römer jedoch Hispania Tarraconensis.
Am Anfang, ganz am Anfang von Tiberius Decimus Optatus stand - ein Decimus. Decimus der Erste. In diesem Falle. Und keinesfalls nur der Zehnte. Und dieser Decimus entsprang einer Stadt Namens Tarraco.
Die Geschichte - meine Geschichte - muss daher mit Tarraco beginnen. Und das soll sie auch.
Tarraco - dieses kleine bescheidene Städtchen im Norden der iberischen Halbinsel - wurde von den Römern nach seiner Eroberung ad urbe condita 535 dazu auserkoren den Statthalter der Provinz Hispania Citerior zu beherbergen. Von hier aus sollten diese Männer des Senats und später des ersten Kaisers Augustus die Stämme in das römische Herrschaftsgebiet integrieren. Kein einfaches Unterfangen, zogen sich diese Kämpfe doch mehrere Hundert Jahre hin, mischten die Karthager unter Hamilkar Barkas, dem "Blitz" - der so manches römische Heer in ärgste Bedrängnis gebracht hatte - sowie unter Hasdrubal und Hannibal kräftig mit. Es war ein langes Ringen, welches dem römischen Volk und dem karthagischen einen hohen Blutzoll abverlangte. Städte wurden erichtet, befestigt, erobert und wieder verloren, vernichtet und wieder aufgebaut und die iberischen und keltischen Stämme, welche in diesen Gebieten siedelten, schlugen sich einmal auf die eine, dann auf die andere Seite, entschlossen sich dazu mit den übermächtigen Besatzern zu kooperieren, sich ihnen auszuliefern oder diese zu bekämpfen. Es muss eine Zeit gewesen sein, die unübersichtlich war, in der die Menschen nicht wussten, was der heutige und der morgige Tag bringen würden, in denen sie nicht wussten, ob die Götter ihr Land nun gesegnet oder verflucht hatten. Es wurde jedoch auch weiterhin geboren und vor allem viel gestorben.
Eine der ersten Familien, die sich auf die Seite der Römer stellten, war die Familie der späteren Decima gewesen. Vieles der Vorgänge ist in der Zwischenzeit nicht mehr im Einzelnen genau aufzuklären und meine Bemühungen in dem Familienarchiv, aus Briefen und Dokumenten meiner Vorfahren die Wahrheit herauszufinden waren nicht immer von Erfolg gekrönt. Ich hatte meinen Vater befragt, mit meinen Onkeln und Cousins gesprochen, alte Freunde der Familie aufgesucht, die Grabsteine unserer Ahnen studiert und sogar das städtische Archiv von Tarraco durchforstet. Viele Fragen blieben offen, doch was sich mit Sicherheit immer wieder bestätigte, war die Tatsache, dass meine Vorfahren für Rom gekämpft hatten.
Erste gesicherte Zeugnisse bezeugen meine Vorfahren in der Gegend schon seit den Feldzügen des Publius Cornelius Scipio Africanus.
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Als nämlich im Jahr 542 der Stadtgründung Roms Scipios Vater Publius Cornelius Scipio wie auch sein Onkel Gnaeus Cornelius Scipio Calvus im Kampf gegen Hannibals Bruder Hasdrubal Barkas getötet worden waren, was für den jungen Scipio ein schmerzhafter Verlust und für die Familie eine gewaltige Kathastrophe gewesen sein musste, entschloss sich Scipio im folgenden Jahr trotz allem dazu das Kommando für den Befehl einer Armee anzunehmen, welche die die karthagischen Besitztümer in Hispania erobern sollte. Und diese waren gewaltig. Der Senat, begeistert von diesem mutigen und heldenhaften Verhalten sah sich vielleicht sogar verpflichtet dem jungen Scipio die Rache zu ermöglichen, die genauen Beweggründe sind nicht mehr zu rekonstruieren, jedenfalls wurde der junge Scipione ohne Gegenstimmen zum Oberbefehlshaber der Spanienarmee gewählt und zugleich als Prokonsul bestätigt. Scipio verließ Rom mit zehntausend Infanteristen und tausend Reitern, die auf 30 Quinqueremen transportiert wurden.
Als Scipio 543 am Fluss Ebro landete, war ganz Hispania unterhalb des Ebro unter karthagischer Kontrolle. Den Winter des Jahres nutzte er zur Verstärkung seiner Armee, indem er Allianzen mit den umliegenden spanischen Stämmen einging. Zudem ließ er das Umland und größere Städte der Punier ausspionieren. Es heißt, und so erzählt eine Legende meiner Familie, dass der Urgoßvater meines Urgroßvaters als Anführer einer iberischen Gruppe junger Krieger damals die Gegend rund um die römischen Lager sicherte und auch an einigen dieser Spionageaktionen beteiligt gewesen sein soll. Er musste so erfolgreich gewesen sein, dass er nach der Ankunft des jungen Scipio diesen in seinem Feldherrenzelt sogar zweimal gesprochen habe. Welcher Art diese Unterredungen waren wissen alleine die Götter, besagter Vorfahr konnte seiner Familie davon jedoch selbst nichts darüber berichten, denn er wurde nach einem dieser Treffen auf einer Mission vor einem karthagischen Lager aufgegriffen, von den Puniern gefoltert und anschließend ohne viel Federlesens erdrosselt.
Scipio selbst lies sich von sochen Rückschlägen nicht einschüchtern, erkundigte sich überall auf das eingehendste nach der Lage beim Gegner und erfuhr, dass das karthagische Heer in drei Teile geteilt sei. In der Tat stand Mago diesseits der Säulen des Herakles im Lande der Konier, Hasdrubal, der Sohn Giskos, befand sich mit seinen Truppen in Lusitanien an der Mündung des Tagus, der andere Hasdrubal - vewirrend wie viele es gab, belagerte eine Stadt der Karpetaner. Keiner aber von ihnen war weniger als zehn Tagesmärsche von CArthago Nova entfernt. Diesen strategischen Vorteil nutzte Scipio aus und er konnte die Stadt durch einen Überraschungsangriff fast im Handstreich erobern.
Bei der Einnahme der Stadt und der damals üblichen Plünderung bewies Scipio laut dem antiken Geschichtsschreiber Livius einmal mehr seine Ritterlichkeit: Der Legende nach bemächtigten sich seine Soldaten neben der Schatzkammer auch einer schönen Frau, die sie Scipio als Kriegspreis anboten. Scipio war zwar von ihrer Schönheit überrascht, hörte aber, dass die Frau die Verlobte eines keltischen Stammesführers namens Allucius war. Daraufhin gab er sie ihrem Verlobten zusammen mit dem von ihren Eltern gestellten Lösegeld zurück. Ein Bruder des vorhin genannten Urgroßvaters unserer Familie war bei diesem Gnadenakt anwesend gewesen und die ehrenhafte Tat das Scipio Africanus - die Götter mögen seine Nachkommen auf alle Zeiten segnen - galt weithin als Verkörperung des idealen Mannestums. Die Iberer jedenfalls schätzen Scipio und die Vorfahren meiner Familie stellten sich umso entschlossener auf die Seite Roms.
Durch die Einnahme Carthago Novas und damit des wichtigsten Anlaufhafens der Punier zerstörte Scipio die Verbindung zwischen Hispania und dem Mutterland der Karthager. Doch trotz der Eroberung der Stadt standen noch immer drei gewaltige und vor allem kampferprobte punische Heere in Hispana. Dennoch gelang es den Römern, immer mehr Stammesfürsten auf ihre Seite zu ziehen, sodass sich Hasdrubal zum Handeln gezwungen sah. Und auch Scipio wollte die Entscheidung. Auf dem Weg aus seinem Winterquartier bei Tarraco in Richtung Baetica stellte sich Hasdrubal ihm auf einer Anhöhe bei Baecula mit 25.000 bis 30.000 Männern entgegen. Scipio, der seine nur 35.000 bis 40.000 Mann starke Armee noch mit etwa 10.000 iberischen Söldnern verstärkt hatte, sah sich in der strategisch schlechteren Lage und zögerte zunächst. Da allerdings die Schlachtordnung der Karthager noch nicht hergestellt war, entschloss er sich zum Angriff und überraschte sie somit erneut. In der Schlacht starben zwei weitere Vorfahren meiner Familie, die Namen konnte ich nicht herausfinden, doch es sollen zwei Brüder gewesen sein, die sich gegenseitig mit dem Schild gedeckt hatten, bis sie von einem Trupp punischer Kämpfer aus dem hinteren Africa niedergemetzelt worden waren. Trotz des taktisch wichtigen Sieges kostete der Frontalangriff auch die Römer sehr viele Menschenleben und der Formarsch wurde fürs Erste aufgehalten.
Im darauffolgenden Jahr versuchte Scipio die Streitmacht des Mago Barkas zu bekämpften, doch dieser zog sich rasch zurück. Hierbei fanden die Römer einen jungen Knaben numidischer Abstammung vor. Sein Name war Massiva, ein Neffe des ostnumidischen Königs Massinissa. Seiner Ritterlichkeit treu, ließ Scipio den Gefangenen gut behandeln und sandte den Jungen zu seinem Onkel zurück, der ihn reich beschenkte. Gleichzeitig besuchte er den Westnumider Syphax und erneuerte mit ihm das Bündnis beider Völker. Nachdem Hasdrubal nach Italien abgezogen wurde, avancierte Mago zum Oberbefehlshaber der karthagischen Streitmacht in Hispania. Mago verbrachte den Winter mit der Rekrutierung neuer Truppen, um sich zur Entscheidungsschlacht zu rüsten. So gelang es ihm, eine Armee mit 70.000 Infanteristen, 4.500 Reitern und 32 riesigen Elefanten im Frühjahr nach Osten zu führen. Scipios Armee hingegen bestand nur noch aus 45.000 Infanteristen und etwa 3.000 Berittenen. Erneut sah er sich in einer strategisch schlechteren Lage, da die Karthager abermals einen Hügel bei Ilipa besetzt hatten. Diesmal stand jedoch auch die Schlachtformation, sodass Scipio zunächst passiv blieb. Daraufhin griffen die Karthager an, konnten jedoch keinen Erfolg erzielen. Da die Schlacht mit Unterbrechungen mehrere Tage andauerte, erkannte Scipio die Müdigkeit aller Kämpfer und befahl seinen Männern eines Morgens, schlachtbereit Aufstellung zu nehmen, während der überwiegende Teil der Punier noch schlief und somit ohne das wichtige Morgenmahl zur Schlacht antreten musste. An diesem Tag gelang es Scipio, die Karthager zurückzudrängen, zeitgleich griff seine Reiterei deren Flügel an. Die dort stationierten Elefanten gerieten schnell in Panik und zerstampften dabei die eigenen Soldaten. Zudem gerieten die Reihen Magos in Unordnung, sodass er den Rückzug anordnen ließ. Einer meiner Vorfahren soll an der Schlacht teilgenommen haben, es ist jedoch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu sagen, unter welchen Umständen dies der Fall gewesen war, ob er selbst mitten im Gefecht stand oder zusammen mit anderen iberischen Söldnern eine der Abteilungen bildete, die zur Nachhut abgestellt worden waren.
Nach der Schlacht räumten die Karthager Hispania und Scipio begann mit der Unterwerfung der restlichen Städte. Einige der Stämme, die die Römer 542 verraten hatten, ließ er zudem bestrafen. So marschierte er in der Folge gegen Andobales und besiegte hier eine keltische Armee völlig. Auch eine Meuterei unter seinen Soldaten wegen zu spät gezahlten Solds konnte er beruhigen. Durch den Sieg bei Ilipa eröffnete sich für Scipio die Möglichkeit, die Punier direkt in Afrika anzugreifen. Am Ende des Jahres kehrte er nach Rom zurück und ließ sich im Alter von 31 Jahren im Jahr 548 zum Konsul wählen. Ein Ereignis, das auch am Stammsitz meiner Familie mit einem fröhlichen und mehrtägigen Fest gefeiert wurde.
Dank gilt der Seite: http://de.wikipedia.org/wiki/P…ornelius_Scipio_Africanus
Fühlen - Empfinden - Denken - Die ersten Schritte - Die Welt entdecken ... Das Haus war denkbar groß. Die Erkundung aller Räume kostete einen halben Tag. Und selbst dann noch gab es Winkel, die einer genaueren Untersuchung bedurften. Mutter - Onkel - Tanten - Verwandte - Besucher - Klienten - Sklaven - es gab so viele verschiedene und doch wieder ähnliche Gesichter, warmes und kaltes Lachen, Gerüche und Stimmen, steife und weiche Bewegungen, Freunde und eher kalte, unnahbare Genossen, Statuen gleich. Eine Venus stand im Atrium, ein paar andere Götte, Helden, Gestalten und Politikerbüsten gesellten sich dazu. Am liebsten sind dem Kleinen jedoch die Ahnen. Immer wieder sucht er sie auf, blickt neben seiner Mutter am Altar stehend während der Gebete auf ihre Büsten. Fasst sie an, befühlt die Oberfläche des Steins. Stein kann sich so unterschiedlich anfühlen. Die Statue hier, die andere dort. Sie unterscheiden sich. Die eine ist glatter. Die Säulen im Atrium sind rauer. Die Steine in der Küche fast mehlig. Ein Stein schmeckt leicht nach Salz. Und die Hölzer erst. Es gibt Tausende von Nuancen. Unterschiedliche Weichheitsgrade. Die einen sind hart, wie harter Stein. Andere sind weicher. Manche kann man mit dem Fingernagel aufkratzen. Und einritzen.
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Ein seitwärts gelegter Mensch. Das Zeichen für Optatus. Soll heißen, der kleine Krieger war hier ...
Freunde sollte man gut auswählen, besagte ein Sprichwort. Auch wenn Optatus dieses Sprichwort nicht kannte und er der ihm bis dato ganzen bekannten Welt gegenüber aufgeschlossen gegenüber stand, lernte er doch schnell, dass es Menschen und Lebewesen gab, mit denen er rechnen konnte und andere, auf die er besser nicht zählte. Nirgends wurde dies so deutlich wie bei den Sklaven des Hauses. Seine Amme kümmerte sich rührend um ihn, die Köchin des Hauses ebenfalls, während die Ornatrix seiner Mutter ihn mit abgeschwächteren Emotionen nahm und ihn nicht anbetete, wie es die anderen taten. Ein zwei Sklaven, die eher selten ins Haus kamen ließen ihn sogar links liegen. Und was die Klienten betraf, hatte Optatus noch nicht die Fähigkeit entwickelt, zwischen wirklicher Zuneigung und gespielter Höflichkeit zu unterscheiden. So mancher fand den Knaben entzückend um sich bessere Chancen auszurechnen.
Brutus war da ganz anders. Brutus, das war DER Hund im Hause. Nicht einer von den Wachunden, welche sich im Zwinger befanden und die nur herausgelassen wurden, wenn ein Einbrecher die Gegend unsicher machte, oder wenn es eine besonders dunkle, vernebelte Nacht gab. Brutus war der einzige Hund, der den ganzen Tag über im Hause verbrachte, der wie Optatus durch alle Räume kam, hierhin und dorthin wanderte, wie Optatus von allen Seiten Streicheleinheiten und kleine Leckereine zugesteckt bekam. Anfangs hatte er Optatus noch argwöhnisch beäugt, in ihm vielleicht sogar einen Konkurrenten gesehen. Doch die vorsichtige Skepsis des Tieres war an jenem Tage einer tiefen und wahren Freundschaft gewichen, als Optatus zum ersten Mal in die Reichweite des Hundes kam. Er stolperte mehr auf den Hund zu, als dass er lief, fing sich im letzten Moment und umarmte das riesige, warme, mit einem besonderen Duft versehene Muselpaket und quitschte glückselig. Brutus konnte keine Feindschaft mehr aufbauen.
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In der Folgezeit traf man beide Wesen gemeinsam auf ihren Rundgängen und Entdeckungsreisen durch das Haus an. Mal folgte der Knabe dem Hunde, mal das Tier dem Knaben.
"Seht euch die beiden an!"
sprach eines Tages einer der Sklaven.
"Ein echter Romulus, unser Kleiner.
Ein echter Romulus."
"Optatus?"
ich hatte das cubiculum des kleinen Decimus betreten, fand ihn jedoch nicht sofort. Den ganzen Tag schon hatte er das halbe Haus unsicher gemacht, war überfallartig mal hier, mal da erschienen, hatte mal diesem, dann mal jenem Sklaven aufgelauert, hatte dann "zugeschlagen" und war - ebenso schnell wie er aus dem Nichts auftauchte - lärmend und triumphheulend davongezogen. Als er dann jedoch erfuhr, dass heute der Besuch einer entfernten Verwandten anstand, hatte er Reisaus genommen und sich irgendwo im großen Hause versteckt. Urganilla, die Schwester einer Großtante um mehrere Ecken hatte sich angekündigt, ihre Angewohnheiten den jungen Optatus immer in die Wangen zu kneifen und auf seinem Kopf herumzutätscheln hatten diesen schon früh verunsichert. Er hatte einen heidenrespekt vor diesem grauen Monster, wie er sie nannte, und so suchte ich schon seit beinahe einer halben Stunde, da seine Mutter nach ihm verlangte.
"Kleiner Optatus?"
schob ich hinterher und trat in den Raum. Das Bett befand sich in der Mitte des Zimmers, zwischen Kisten, Truhen und einem Schrank waren Bettlaken gespannt worden, da die Gesamtkonstruktion ein Legionslager ergeben sollte, Feldherrenzelt inklusive, nicht sehr maßstabsgetreu und auch nicht symetrisch, doch in der Fantasie des jungen Decimus hatte ein Feldlager eben genau so und nicht anders auszusehen.
Keinen Mucks. Keine Bewegung. Den Atem möglichst leise und langsam kontrollieren. Das Herz schlägt bis an die Ohren. Jetzt noch warten bis der Feind sich wieder umdreht und geht ...
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Unter Strom lag Optatus unter einem gespannten Laken, fasste das hölzerene Gladius fester und wartete darauf, dass der Sklave wieder umkehrte. Er mochte nicht zu diesem riesigen Ungeheuer, das sich Urganilla nannte. War er überhaupt mit ihr verwandt? Und was wollte sie nur immer im Haus? Zudem Vater gar nicht anwesend war!
"Optatus?"
Ich wartete noch einen Moment und lauschte in die Stille des Raumes. Hörte ich ein Atem, des kleinen Burschen? Er musste da sein und nachdem ich zwei Schritte weiter gegangen war, sah ich einen Zipfel seiner Tunika durch einen kleinen Spalt hindurch schimmern. Was also tun? Ihn überraschen und überrumpeln und unter Protesten und Beschimpfungen ins atrium schleppen. Oder so tun, als hätte ich ihn nicht gefunden? Letzteres würde dem Kleinen ein gewaltiges Erfolgserlebnis bereiten. Und diese Tante Urganilla ging mich sowieso nichts an.
"Mist, er ist nicht da."
sprach ich halblaut, so dass es Optatus hören musste, schwenkte um und verließ das Zimmer, nicht ohne dem kleinen Decimus noch einen weiteren Hinweis zu geben, wohin er sich auf gar keinen Fall wenden durfte.
"Dann bleibt mir nichts anderes übrig als Tante Urganilla im Tablinum auszurichten, dass ich unseren kleinen Helden nicht gefunden habe."
Ich trat nach draussen zog die Türe hinter mir zu.
Was für ein Glück. Menas, der Sklave, oder besser gesagt der feindliche Germanenkrieger hat ihn nicht entdeckt. Er durchsucht zwar kurz den Wald, in den sich Optatus mit seinem kleinen Trupp Legionären versteckt hält, doch kommt er ihnen nicht auf die Spur. Siegessicher lächelt Tiberius und spät hinter dem Laken hervor, kaum dass er das Geräusch einer sich schließenden Türe vernimmt.
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'Auf!'
Sie mussten sich schneller vorwärtsbewegen. Ihre Patrouille hatte den Feind nördlich des Limes entdeckt. Die Grenze verlief genau durch das Atrium, das Tablinum wurde kurzerhand zu Feindesland erklärt. Jetzt galt es, der feindlichen Hauptstreitmacht aus dem Weg zu gehen und vor allem nicht der feindlichen Königin Urganilla in die Arme zu fallen. Sie schlug Gefangenen immer auf den Kopf und küsste sie dann zu Tode. Optatus erschauderte. Er musste sein Versteck noch besser machen, noch mehr sichern. Oder aber die Position wechseln. Wo war er nun am sichersten? Der kleine Kopf arbeitete ...
Verus stürzte in das Zimmer als ob er kämpfen würde. Das Holzgladius erhoben zum Kampf. Er ließ sich ganz auf die Rolle ein. Die eines römischen Soldaten.
"Der Feind ist hinter uns..." - rief er vorsichtig in den Raum. Er spielte seine Rolle mit viel Liebe zum Detail.
Langsam ging er weiter in den Raum. "Wo ist bloß unser Feldherr, Optatus?!"
Ein Plan wird gerade erstellt, als mitten auf die Lichtung des Waldes ein römischer Legionär herreinplatzt, der wie wild um sich schlägt, verfolgt von einer ganzen Horde finster blickender Germanen. Was sollen sie tun? Es ist keine Frage, über die man lange nachdenken muss. Ein römischer Soldat wird nie im Stich gelassen. Es ist eine Frage der Ehre. Etwas selbstverständliches und so gibt Optatus seiner Einheit den Befehl aus dem Versteck herauszubrechen und dem römischen Soldaten, der sich verlaufen haben muss zu helfen.
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"gladios stringite!"
rief der kleine Bursche, der sich den einen oder anderen Befehl bei einem Veteranen seines Vaters abgehört hatte. Mit zwei Handgriffen fiel das Versteck, das Betttuch wurde zur Seite gezogen und Optatus stürmte heraus, sich an die Seite seines größeren Verwandten begebend. Seine Männer fochten tapfer und die feindlichen Germanen wandten sich zur Flucht.
"Roma Victrix! Roma victrix!" jubelte er noch kurz hinterher und steckte das hölzerne Gladius weg, glucksend über den großartigen Sieg und den Römer vor sich gleichzeitig neugierig musternd. Irgendwo hatte er ihn schon einmal gesehen. Doch wo?
Verus musste schmunzeln über den kleinen Wirbelwind. Er erkannte sich selbst in dem Alter als er noch Barbaren jagte. Verus spielte weiter die Rolle eines römischen Soldaten. Er genoss es zu sehr einfach mal ohne die Bürde des Erwachsenseins zu sein. Als sie gegen die Germanen kämpften, kämpfte Verus symbolisch mit. Natürlich im Bewusstsein eines Erwachsenen, jedoch versuchte auch er sich auf Optatus' Fantasie einzustellen.
"Du hast einen großartigen Sieg errungen, Feldherr." - sprach Verus und reichte Optatus das Holzschwert auf dem sein Name eingraviert war und ebenso das Wappen der res publica.
"Darf ich dir mein Gladius reichen? Es wurde von den Göttern im Höllenfeuer des Orcus geschmiedet und gehörte einst Iulius Caesar. Es soll dir dienen, wie es mir diente. Du verdienst es mehr als ich, Feldherr."
Verus verneigte sich grinsend vor dem Jungen.
"Oh, seht ein Wunder. Das Schwert trägt urplötzlich deinen Namen. Die Götter haben es dir vermacht!"
Verus deutete auf die Gravur.
"Die Götter beschützen dich, Feldherr."
Eine Verwechslung muss vorliegen, die der Kleine umgehend richtig stellte. Er blickt zu dem großen Mann auf, der vor ihm steht und erstaunt dann, dass dieser ihm einen hölzernen Gladius reicht, der viel besser aussieht, als sein eigener, abgenutzter Klotz, der schon unzählige Schlachten hinter sich hat.
"Schwert!"
sagt er mit leuchtenden Augen, legt sein altes weg und greift nach dem Neuen. Er kann zwar noch nicht lesen, doch die zauberhaften Zeichen, die auf der Klinge des Gladius stehen müssen seinen Namen zeigen.
"Danke." sagt er und fügt dann hinzu:
"Ich ... nicht Tr'umpator. Mein ... mein Papa ist gar nicht da...
Darf ... darf ich Gladius ... Gladius trotzdem b'halten?"
Bittend schauen seine Augen nach oben. Dass er nicht der Feldherr des Feldzuges ist, sondern nur ein gewöhnlicher Centurio, erklärt er nicht. Für ihn ist es logisch, dass nur einer die Armee anführen kann. Und das ist sein Vater, der Feldherr, Legatus Legionis, Triumphator. Wie kann der große Mann vor ihm das nicht wissen?
Kiya schlich auf leisen Sohlen durch die Flure und Räume des Hauses. Sie drückte saubere Tuniken an ihre Brust und hielt die Augen auf. Sie war an Überfälle, Hinterhalte und brüllende Ungeheuer gewohnt, denn es machte dem kleinen Optatus einen Haiden Spaß sein Kindermädchen zu erschrecken oder mit seinem Holzschwert zu attakieren. Meist war sie ein böser Barbar oder eine gefärhliche Hexe die kleine Kinder fraß. Er liebte solche Spiele und dachte sich mit ihr immer wieder neue aus. Es war gut das der Junge so viel Fantasie hatte und sie förderte diese nach besten Kräften. Aber nun war es an der Zeit das er Junge gewaschen, gekämmt und neu eingekleidet wurde. Seine Verwandten waren da und wollten den Jungen nun endlich begrüßen und es war ihre Pflicht das der kleine Kerl herausgeputzt und mit bestem Benehmen die Familie begrüßte.
Stimmen kamen aus dem Zimmer des Jungen und neugierig spähte sie vorsichtig um die Ecke. Sein Onkel stand mitten im Zimmer und überreichte Optatus ein hölzernes Schwert. Innerlich stöhnte sie auf, das Zimmer war das reinste Chaos, Laken spannten sich über Stühle, Kissen waren achtlos auf den Boden geworden worden und überal Spielzeug. Sie hatte den Jungen doch nur wenige Minuten aus den Augen verloren und er schaffte es doch, gleich einem Wirbelsturm, alles auf den Kopf zu stellen.
"Optatus!" sagte sie streng und betrat das Zimmer. Ganz die srenge Erzieherin die sie in solchen Momenten immer sein musste. "Domine... ich fürchte ich muss nun den großen Feldherren baden! Es tut mir Leid, das Spiel ist vorbei!" erklärte sie Onkel und Neffen. Streng sah sie Optatus an. "Und so wie ich das sehe, muss der große Feldherr auch noch aufräumen!" Dies war zwar die Aufgabe von Sklaven, aber sie hielt es für besser, wenn der Junge selbst lernte wie man Ordnung machte.
Elegant balancierte sie zwischen der Zeltstadt hindurch und legte die saubere Kleidung für den Jungen auf einen noch nicht umgestürzten Tisch. "Auf, auf meine Herren!" sagte sie und ging in die Knie um mit Optatus auf Augenhöhe zu sein.
Mitten in der Lagebesprechung zwischen Centurio und Legionär platzt das Kindermädchen. Im Großen und Ganzen ein gutes Kindermädchen, das für Optatus alles tut, so dass dieser sie mag, wie seine eigene Mutter, nur dass er es nicht immer weiß, vor allem dann nicht, wenn er gerade seinen eigenen Kopf hat. Vor allem in letzter Zeit findet er sie in zunehmenden Maße störend, unangenehm, durchkreuzt sie doch immer wieder seine Pläne, beendet Missionen, bevor sie ihr Ziel erreichen, steckt ihn in die Wanne, obwohl er keine Lust zum Baden hat, verfrachtete ihn ins Bett, obwohl doch gerade in der Nacht die Zeit günstig ist, um noch viele Abenteuer zu erleben. Sie hat ein Talent dafür, immer dann aufzutauchen, wenn er sie nicht gebrauchen kann, auch wenn sie immer da ist, wenn er sie braucht und sucht. Gerade jetzt jedoch stört sie gewaltig, nicht nur dass sie seinen Wald durchschreitet, mit etwas Banalem wie diese Kleidung, sie beendet das Spiel. Und aufräumen soll er auch noch.
Seine Augen blitzen auf und von einer Sekunde auf die andere kommt Widerrede.
"Ich will nicht!" sagt er trotzig und stemmt die Hände in die Seite.
"Ich hasse baden!"
Lieber würde er in Dreck erstarren, als jetzt nachzugeben. Denn er weiß, ist er ersteinmal gebadet, sitzt er wenig später schon bei seiner Tante Urganilla. Menas konnte er kurz zuvor noch in die Irre leiten, wie Menas immer leicht um den Finger zu wickeln ist, doch Kiya ist anders. Der Machtkampf beginnt.
"Ja, du darfst das Schwert behalten, Optatus. Es gehört dir!"
Verus lächelte und überließ dem freudigen Jungen das neue Schwert. Mit diesem neuen Machtinstrument würde er sicherlich noch mehr Unheil stiften. Verus war gespannt. Die Männer der Decima waren ja bekannt für ihre wilden Kindheiten. Verus hatte damals mit Hunden gespielt und sein Bruder hat das teuere Glas aus dem Fenster geworfen. "Das teure Glas...," den Ausruf seiner Mutter hatte Verus bis Heute im Ohr. All' diese schönen Erinnerungen verband Verus mit Optatus, er erinnerte ihn daran, was es hieß ein Decimus zu sein.
"Ich kenne deinen Vater, Optatus. Ich bin dein Onkel Verus." - erklärte Verus möglichst einfach für den schlauen Burschen.
Plötzlich kam eine Sklavin herein und sprach zu den Beiden. Verus wandte sich um.
"Schade, wir waren gerade dabei die Germanen zu schlagen," scherzte Verus.
Verus lächelte immer noch kindlich breit.
"Dann verwandeln wir die Landschlacht in eine Seeschlacht, Optatus. Damit kenne ich mich nämlich aus. Optatus, dein Onkel ist Centurio der Flotte und ich habe noch etwas aus der Flotte für dich mitgebracht. Ich werde dir mein Kriegsschiff überlassen, damit kannst du dann die Seeungeheuer vertreiben."
Verus griff hinter seinen Rücken und zauberte aus einem Lederbeutel zusätzlich ein sehr kleines geschnitztes Schiff hervor.
"Das ist eine Liburne." - Er reichte sie Optatus.
Kiya seufzte leise. Das war ja klar gewesen, das sie nun einen Trotzkopf hatte der nicht das wollte, was sie wollte. Sicher sie wusste das es für den Jungen langweilig war, wenn er stillsitzen musste, wenn er artig sein musste und seine "furchtbare" Tante ertragen musste. Ja sie kannte den Jungen gut, sie kannte all seine Geheimnisse, seine Träume und seine Meinung über seine Tante. Auch kannte sie eine Ängste und sie wusste das er seinen Vater vermisste.
Ich will nicht, drei Worte die ihr es unglaublich schwer machen würden, aber am Ende würde Optatus wieder den Kürzeren ziehen. Das musste er auch, denn sonst würde der Junge ihr schnell auf der Nase herumtanzen und ihr das Leben so richtig schwer machen. Außerdem wäre sie kein gutes Kindermädchen, wenn sie ihm alles durchgehen lassen würde.
"Du hast keine Wahl!" erklärte sie ihm und nahm zärtlich seine Arme. Sie hockte immer noch auf dem Boden. Es machte alles einfacher, wenn sie sich auf Augenhöhe begegneten.
Sie lächelte zu Verus hinauf. "Hör zu mein Feldherr.... wir räumen gemeinsam auf, dein Onkel hilft dir, dann kannst du eine Seeschlacht beginnen und danach stellen wir uns der bösen Königin und heut Abend darfst du ein wenig länger aufbleiben und wir spielen was du willst!" machte sie Optatus diplomatisch einen Vorschlag.
"Du kannst Spaß haben, oder nicht.... du weißt, baden wirst du so oder. Es gibt kein entkommen!" zeigte sie ihm seine Möglichkeiten auf. Sie wusste mit Vernunft konnte sie den Jungen oftmals überzeugen, aber nicht immer. Manchmal hatte der Junge so seine Tage an denen er einfach nur bockig und quängelig sein wollte. Sanft streichelte sie ihm seinen Lockenkopf.
Genau das hat er erwartet. Immer wieder verschwören sich die Erwachsenen und nehmen ihn nicht für voll. Wieso eigentlich? Er weiß ganz genau, dass draussen diese Tante Urganilla wartet und Mama hat Kiya geschickt. Und sein Kindermädchen interessiert sich kein bisschen dafür, dass er selbst gar keine Lust darauf hat, dass ihm durch die Haare gestrubbelt wird, dass er Küsschen links und rechts auf die Wangen bekommt und dabei diesen widerlichen, säuerlichen Geruch nach alter Haut, ranzig wie Käse ertragen muss. Es gibt nichts Schlimmeres.
Zornig funkeln seine Augen nun in Richtung seines Onkels. Das Schiff erkennt er glasklar als Lockmittel, zumindest erscheint es ihm so. Und noch ehe er weiterdenkt, kommt es ziemlich gehässig aus seinem Mund:
"Ich hasse Seeschlachten."
Nur allzu gut erinnert er sich an die Veteranen seinen Vaters, die im Hause ein und ausgehen und gar nicht gut auf die Seemänner zu sprechen sind. In den Augen der Legionen sind die Kämpfer zur See meist nur zweite Wahl. Und Matrosen riechen häufig auch nicht anders als Tante Urganilla. Sextus spricht immer von 'diesen ungewaschenen Seeratten'. Sie stinken wie Fische. Wie Fische, die zu lange in der Küche herumliegen.
"Ich mag nicht ins Wasser. Basta!"
"Und das blöde Schiff will ich auch nicht!"
schießt er gleich hinterher und stampft einmal auf um seine Worte zu unterstreichen.
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