Der alte Mann erweckte mit seiner freundlichen Art sogleich Zenobias Zutrauen.
"Keine Lohndienerin. Ich bin Zenobia und gehöre ab sofort zu deiner Mannschaft."
Dass sie das Wort Sklavin vermied, mochte Zufall sein oder auch nicht. Denn auch wenn sie ihr Schicksal und ihren Stand akzeptierte und selten in Frage stellte, würde sie sich ihre geistige Freiheit niemals nehmen lassen.
"Der Herr ist mir bereits bekannt, ja! Allerdings...durchschaut hab ich ihn noch nicht wirklich. Kannst du mir etwas mehr über ihn erzählen. Über sein Leben, die kleinen Schwächen und Fehler, die jedem Menschen zu eigen sind." Dabei zierte ein konspiratives Lächeln ihr Gesicht, als ob sie einer großen Verschwörung auf der Spur wäre.
ho tou nikoalou oikos
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Peisistratos, der alte Chef-Sklave:
Peisistratos lächelte fast großväterlich. Dabei vertieften sich einige Falten in seinem Gesicht, andere glätteten sich, sodass das Lächeln ihm ein anderes Aussehen verlieh. Um vieles gesünder und kräftiger als zuvor wirkte er.
"Herzlich willkommen, werte Zenobia.", sagte er freundlich.
Als sie auf den Herren zu sprechen kam, verfinsterte sich sein Gesicht etwas und er wich zurück (ohne dabei die Füße zu bewegen). Peisistratos genoß das Vertrauen des Nikolaos und erwies dem Herren im Gegenzug eine tiefe Loyalität. Er hasste Indiskretionen. Andererseits würde die neue Sklavin früher oder später selbst auch die kleinen Schwächen und Fehler des Hausherren erfahren.
"Wir haben Glück, denke ich. Nikolaos läßt zwar häufig vom Torwächter die Lohndiener schlagen und verprügeln - er selbst schlägt nie, dafür ist er wohl auch nicht stabil genug gebaut-"
Er lächelte. Fast das Lächeln eines Vaters, der über die kleinen Fehler seiner Kinder sprach, dabei sich gerade an diesen Fehlern erfreuend.
"aber uns Sklaven schlägt er nie. Wir bekommen genug zu essen, er gibt mir Geld, mit dem ich mir und den beiden anderen Sklaven - und zukünftig wohl auch dir, Kleidung kaufen kann, wir bekommen manchmal einen Tag frei, den wir draußen in der Stadt verbringen dürfen..."
Er sah das Mädchen prüfend an.
"Ich bin hier seit Jahren Sklave. Als der Herr mich kaufte, war er fast noch ein Knabe. Nikolaos... äh der Herr stammt ursprünglich aus Eleusis bei Athen oder Athen selbst. Zeitweilig hat er wohl in Rom gelebt, dann ist er hierher gekommen."
Mehr über das Leben des Nikolaos wollte Peisistratos der neuen Sklavin nicht anvertrauen. Über die dunkelsten Kapitel in Nikolaos Leben indes wusste selbst der Leibsklave nichts. Nur Ahnungen hatte er....
"Der Herr hat einige - nunja, seltsame Angewohnheiten. Manchmal erwacht er mitten in der Nacht und geht ruhelos im Haus auf und ab. Manchmal ruft er in solchen Nächten mich auch. Dann diktiert er mir, und ich muss schreiben. Geschäftliche Dinge, Briefe, Reden, Aufsätze, aber auch unzusammenhängendes Zeug kann das sein.
An einigen Tagen ist er sehr launisch. Er sagt das Eine, und im nächsten Augenblick etwas anderes oder gar das Gegenteil des Ersten. Er schickt einen, etwas zu besorgen, und wenn es dann besorgt ist, schickt er einen damit wieder fort. Er schickt einen fort, und ruft einen im nächsten Moment wieder zurück. Mit diesen gelegentlichen Launen musst du umgehen: Sei gelassen und widersprich ihm nicht. Nur wenn es außerordentlich seltsam wird, müssen wir ihm gut zureden. Einmal wollte er unbedingt in Lumpen zur Volksversammlung gehen. Ich habe ihn eine halbe Stunde lang beschworen, das nicht zu tun. Am Ende ist er wieder zur Vernunft gekommen.
Der Herr ißt gegen Nervenschmerzen und Kopfschmerzen, die ihn häufig plagen, Opium. An einigen Tagen will er damit gar nicht aufhören und verlangt nach immer mehr. Wenn ich ihn nicht durch Zureden davon abbringen kann, so menge ich einfach viel mehr Honig und Gewürz in das Opium, als ich es sonst tue. Er schmeckt dies meist nicht heraus, da ich weiß, welche Maße ich nehmen muss.
Wenn er sein Opium ohne Zusätze genießen will, ist das ein schlechtes Zeichen. Dann dürfen wir ihn nicht aus den Augen lassen. An solchen Tagen bleibt er meist den ganzen Tag im Bett, ißt nichts und weigert sich, irgendjemanden zu empfangen. Dann ist es besser, ein Arzt kommt. Sein Nervenfieber ist an diesen Tagen meist sehr stark.
Der Herr hat einige seltsame Freunde, die ihn zuweilen besuchen, und die er zuweilen besucht. Auch finstere Gestalten sind darunter. Stelle keine Fragen dazu."
Sein Blick wurde strenger, obgleich er immer noch freundlich war.
"Du musst mir versprechen, das du all das für dich behälst. Der Herr ist ein hochangesehener Bürger dieser Stadt: Zur Zeit ist er der amtierende Gymnasiarchos, außerdem gehört er der Bruderschaft des Apollons und der Musen an."
Seine Züge entspannten sich wieder. Er lächelte milde.
"So, und bevor ich dir das Haus zeige, könntest du etwas von dir erzählen. Ich muss schließlich wissen, für welche Arbeiten ich dich einplanen kann.
Aber sei dir sicher, früher oder später lernst du ohnehin alles, was nötig ist.
Bist du schon lange in Alexandria?"
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Nikolaos suchte auf den Tischen, in den Truhen und auf Gesimsen nach der Khronika. Dabei war er noch vorsichtiger als zuvor. Was sollte der Gast von ihm halten, wenn er sorglos mit Büchern umging? Bücher stellten für den Apollonspriester ein besonders kostbares Gut dar. Und seine Bibliothek war eine wahre Schatzkammer.
"Ich werde dir einige Diener mitschicken, die für dich die Bücher tragen.", sagte er. Außerdem war es ihm lieber, Marcus Achilleos nicht allein gehen zu lassen. Obgleich dieser ohnehin gefährlich lebte. Wer wusste, ob nicht bald die Akademie in Flammen stünde? Nikolaos machte sich ernsthafte Sorgen. Er beschloss, einige alte Freunde um Schutz für den seltsamen Freund zu bitten. Andererseits ärgerte ihn, dass Marcus so unverbesserlich töricht war in einigen Dingen. Warum begab er sich gewissermaßen absichtlich in solche Gefahr?
Er hatte die Khronika gefunden und überreichte sie dem Gast.
"Möge sie dir helfen, deine Zöglinge zum Guten zu erziehen. Es ist wichtig, dass man über die Taten seiner Ahnen bescheid weiß." -
Die Offenheit, mit der Peisistratos ihrer Neugierde und Taktlosigkeit begegnete, überraschte Zenobia und ließ sie ihr eigenes Misstrauen vergessen.
Dieser Gymnasiarchos, Hermes- und Heraklespriester und Angehörige der Bruderschaft von Apollo und den Musen musste ein interessanter aber zugleich komplizierter Mann sein, soviel stand für sie fest.
Doch das bereitete ihr keine Sorgen. Kompliziert war die Syrerin ja selbst in nicht geringem Maße.
Besser als irgendein Langweiler, dem sie sich anbiedern musste und der von seinen Sklaven täglich hören wollte, was für ein großartiger Kerl er doch sei.
Das hatte sie alles schon erleben dürfen.
"Von mir erfährt niemand etwas!" entgegnete die Syrerin mit ernstem Gesicht. Er würde sich schon viel erlauben müssen, dass sie überhaupt auf die Idee käme, ihren Herrn anzuschwärzen."Ich komme aus der Stadt Mabog in Syria, unweit des großen Stromes Euphrat. Und ich durfte eine Ausbildung genießen...oder besser: Man gab mir die Möglichkeit, Dinge zu lernen, die mir im Leben von Vorteil sind. Ich kann lesen, schreiben, rechnen und ich spreche auch ein wenig die Sprache der Römer. Außerdem bin ich mit der Beschaffenheit und den Anwendungsmöglichkeiten von vielerlei Pflanzen und Kräutern vertraut, auch wenn ich das in aller Regel gerne für mich behalte.“ In gewissen Regionen und unter bestimmten Menschen sorgte derartiges Wissen nicht unbedingt für einen Sympathiebonus.
Der Sklavenhändler hatte von dieser Eigenschaft eher zufällig Kenntnis genommen und hatte sie natürlich sogleich herausposaunt.„Mehr möchte ich nicht sagen. Wenn man darauf besteht, kann ich natürlich 'meine Geschichte' erzählen, doch ob und inwieweit diese dann wirklich wahr ist…?“ fügte sie mit einem Schulterzucken und einem unschuldigen Lächeln hinzu.
„Nur eines noch: Ich bin nicht das erste Mal in Alexandria. Auch wenn mein früherer Besuch schon einige Jahre zurückliegt.“
Dann wartete Zenobia, ob sich der Chefsklave mit ihren Auskünften zufrieden geben würde. -
Wie ausgemacht kam Ragin am Abend zu Nikolaos um mit diesem zu Abend zu essen. In der Zwischenzeit zwischen dem Sklavenmarkt und diesem Essen hatte der junge Duccier einen sehr interessanten Brief erhalten, über den er auch mit seinem Lehrer sprechen musste. So richtig wusste er nicht, ob er sich jetzt freuen sollte, oder traurig sein, wobei das Positve in diesem Brief wohl überwog. Aber Nikolaos würde sich sicher nicht über das freuen, was er ihm heute Abend sagen musste.
So wirkte der Germane ein wenig konsterniert, als er mit einem kleinen Päckchen unter dem Arm an die Porta von Nikolaos' Haus klopfte.
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Peisistratos, der alte Chef-Sklave:
Die Miene des Peisistratos entspannte sich. Die neue Sklavin hatte ihm ihr Versprechen gegeben. Dass sie es halten würde, schien ihm klar. Zwar wurde er aus der jungen Frau nicht ganz schlau (und ihre seltsame Bemerkung bezüglich ihrer weiteren Lebensgeschichte gab ihm weitere Rätsel auf), aber er glaubte (ganz im Gegensatz zu seinem Herren) daran, dass die Menschen im Grunde gut waren. Vielleicht war der ältere Sklave ein wenig naiv. Vielleicht lag aber in dieser vermeintlichen Naivität eine ihm eigene Klugheit.
"Du kannst dich mit Pflanzen aus und mit ihren Wirkungen? Dann kannst du sicher auch Theriak zubereiten. Und andere Heilmittel. Wie du eben erfahren hast, leidet der Herr oft an Beschwerden. Ein anderes Mittel gegen Kopfschmerzen würde ihm sicher sehr gut tun - dann ließe er vielleicht das Opium eine Weile unangerührt."
Peisistratos hatte die Lebensgeschichte der Sklavin, und dass sie unter Umständen, die sie offenbar nicht erzählen wollte, schon einmal in Alexandreia war, auf sich beruhen.
"Allerdings möchte ich, dass du alles, was du zubereitest, in den ersten Tagen selbst kostest.", fügte er ernst hinzu, loste die Ernstheit aber sogleich mit einem Lächeln auf.
"Es ist nicht so, dass ich dir misstraue. Nur hatte ich als Verwalter dieses Hauswesens schon mit Menschen zu tun, die sich rasch als gefährlich entpuppten. Ich hoffe, dich kränkt dieses meine allgemeine Misstrauen nicht."
Er sah das Mädchen lange an. Dann machte er sich auf, ihr das Haus zu zeigen. Da sie gerade im Küchenhof standen, begann er mit der Küche, einigen Vorratsräumen und den Sklavenquartieren. Diese waren nur mit dem Allernötigsten eingerichtet, aber sauber.
"Der Herr besitzt außer diesem Wohnhaus noch eines auf seinem Landgut. Aber in letzter Zeit ließen ihm gewisse Angelgenheiten der Polis keine Ruhe und keine Zeit, sodass wir schon lange nicht mehr hinausgefahren sind.", sagte Peisistratos, als sie in der Küche standen.
"Ähm... wie man Feuer macht, hast du gelernt?"
Er wusste schließlich nicht, welchen Tätigkeiten Zenobia zuvor nachgegangen war.
"Ach ja, das Gelass, das vom Hof mit einem Vorhang verschlossen ist, enthält die Latrinen.", sagte er eilig.
"Ich glaube, es ist wichtig, dass du das weißt."
Er hatte das ganz trockener Stimme und ohne Grinsen gesagt, aber seine alten (und ein wenig kurzsichtigen) Augen funkelten schelmisch.
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Der Torsklave öffnete dem jungen Mann sogleich. Er war ihm noch von dessen letzten Besuch bekannt. Der breitschultrige Nubier brachte den blonden Römer in den Speiseraum. Dort wartete der Hausherr auf einer Kline liegend.
"Sei gegrüßt, werter Marcus Duccius. Nimm Platz. Es freut mich, dass du gekommen bist."
Nikolaos Verhalten war, was selten bei ihm war, nicht nur gespielt zwanglos. Der Gast gehörte zu den wenigen Leuten, die er mit echtem Vergnügen empfing. Schließlich schuldete der Hausherr dem Gast weder Geld noch einen Gefallen, brauchte auch dessen Stimme (und die seiner Anhänger) in der Volksversammlung nicht und trieb mit ihm keine Geschäfte.
"Ich hoffe, dein Tag war ein guter? Leider wird es langsam heiß, da fällt es einem schwer, seine Zeit gut zu nutzen und den Tag nicht nur zu verschlafen."
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Peisistratos, der alte Chef-Sklave:
"Zenobia!"
"Zenobia... wo steckt sie denn?"
Der alte Chefsklave war sichtlich aufgeregt. Zwar erwartete der Herr zum Abendessen an diesem Tag in der zwölften Stunde* nur einen einzigen Gast, aber nichtsdestotrotz hatte Nikolaos exzentrische Wünsche bezüglich des Essens.
Ein dutzend Lohndiener wuselte in der kleinen Küche und zwischen Küche und den Vorratsräumen herum. Peisistratos hatte der neuen Sklavin nach dem Gespräch Zeit gegeben, sich in ihrer Kammer (die sie mit niemandem teilen musste, da Peisistratos im Zimmer des Hausherren und die beiden anderen Sklaven in einem anderem Sklavenquartier schliefen) einzuleben. Nun aber brauchte Peisistratos die Neue. Er musste eine dringende Besorgung erledigen, wollte aber die Lohndiener nicht allein lassen.
"Habe ich dir gesagt, du sollst die Hühner verkohlen lassen? Habe ich dir das gesagt, Maharbal?", keuchte Peisistratos. Deutlich war zu erkennen, dass er durchaus gerne Ohrfeigen verteilt hätte, dafür aber zu träge oder zu sanftmütig war.
"Ihr seid schlimmer als die Skythen! Wollt ihr - nein, bitte, schütte die Soße nicht auf den Fußboden, Esel! - wollt ihr das Haus abfackeln? - Hilfe!"
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Zeobia hatte es nicht lange in ihrem Quartier ausgehalten und sich bald darauf auf eine private Erkundungsmission durch ihr neues Heim begeben. Überhaupt hielt sie es selten längere Zeit alleine an einem Ort ohne wirkliche Beschäftigung aus, auch wenn sie über das Zugeständnis einer eigenen Kammer sehr dankbar war.
Darin lag wohl der Grund, weswegen die Syrerin den Weg zur Küche, aus dem die fast schon verzweifelt klingenden Rufe erschallten, in kürzester Zeit zurücklegen konnte. Erst dachte sie an einen Überfall. Hatte Meister P. nicht von düsteren Gestalten gesprochen, mit denen sein Herr verkehrte? Wurde ihre Loyalität zu ihrem neuen Besitzer etwa so rasch auf die Probe gestellt?
Doch derartige Sorgen erwiesen sich dann glücklicherweise als unbegründet.
Es ging vielmehr um Ärger mit dem Personal.
"Was gibt es, Meister?" fragte die Sklavin, obwohl sie die Situation eigentlich bereits auf den ersten Blick erfasst hatte. -
Da hatte der Grieche leider Recht. Die Hitze war kaum noch zum Aushalten für den andere Temperaturen gewöhnten Germanen.
"Chaire, Nikolaos. Du hast recht, die Temperaturen sind schon extrem hoch, zumindest für mein Empfinden. Ich bin nur froh, dass es zumindest nachts abkühlt. Mein Tag war eher ein sehr wechselhafter, weil ich zwei Nachrichten erhalten habe, von der eine ein wenig unangenehme Auswirkungen hat. Zum einen bin ich zum Hoflieferanten des Kaisers ernannt worden, was mich mit natürlich großem Stolz und Freude erfüllt. Dass meine Pelze in Rom und gerade beim Kaiser so begehrt sind ist wunderbar. Die zweite Nachricht aber ist die, die für mich ein wenig unangenehme Folgen nach sich zieht: Unser Familienoberhaupt Tiberius Duccius Lando und mein Cousin der Duumvir von Mogontiacum Numerius Duccius Marsus werden demnächst überraschend heiraten. Das zieht leider nach sich, dass ich Alexandria nun viel früher als erwartet verlassen muss und deinen Kurs am Museion wohl nicht werde beenden können. Das tut mir sehr leid und es ist wirklich schade, aber meine Anwesenden wird zwar nicht ausdrücklich gefordert, aber sie wird trotzdem erwartet. Ich hoffe mal du und mein Arbeitgeber, der Cursus Publicus, werden mir das nicht übel nehmen, denn diese plötzlichen Änderungen meines Zeitplans liegt leider weder in meinem Sinn, noch in meiner Macht."
Seine Worte waren selbstbewusst, aber seine Haltung zeigte doch eine gewisse Verunsicherung. Er mochte es nicht gemachte Vereinbarungen, und als solche sah er seine Arrangement mit dem Museion, brechen zu müssen, auch wenn er sich auf die Hochzeiten und seine Familie durchaus freute.
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Sim-Off: Entschuldige bitte die Verspätung... Entschuldigungsgrund siehe mein Beitrag im Abwesenheitsthread...
Peisistratos, der alte Chefsklave:
Einem der Mietsklaven war ein heißer Kupfertopf aus der Hand geglitten. Er fiel auf Peisistratos' Fuß. Glücklicherweise war dieser durch eine Sandale etwas geschützt.
"Oh bei der Hekate der Dreiwege! Die Erynien sollen dich holen!", fluchte er nichtsdestotrotz, denn der heiße Sud war zwischen den Riehmen hindurch auf die Haut geflossen. Mit einer Hand hielt er sich diesen Fuß, auf dem anderen Fuß hüpfte er durch die Küche.
Dabei stieß er beinahe mit Zenobia zusammen. Er ließ den Fuß sinken, auf dem sich eine hässliche Brandblase gebildet hatte.
"Zenobia! da bist du ja - ähm... Das Gesinde braucht Aufsicht, und ich muss rasch mal weg- du könntest doch sicher -?!?"
Fast flehend war der Blick des älteren Herren. Er fürchtete, jeden Augenblick von den wuselnden Lohndienern umgebracht zu werden - und sei es durch einen Stillstand des Herzens.
"Du weißt doch, wie man in der Küche- also du kennst dich hoffentlich ein wenig mit der Kochkunst aus. Und zwischendurch musst du mal ins Andron gehen. Ich glaube, der Gast des Herren müsste bald hier sein. Ja, genau, du musst bedienen - ich- ich habe nämlich Muskat vergessen zu kaufen - und muss das irgendwie- also ich hoffe, ja, die Nachbarn- also die Nachbarn haben sicher etwas im Haus davon, hier wohnen schließlich nur reiche Leute."
Schon machte sich Peisistratos auf den Weg zur Tür. Das mit dem Muskat war natürlich nur ein Vorwand. Genausogut hätte die junge Sklavin das Gewürz besorgen können. Aber Peisistratos hielt es nicht mehr mit den Dienern aus. Er war sich sicher, die junge Frau, die - so hoffte er- Kraft genug hatte, würde zurechtkommen...
"Ich bin gleich wieder hier. Oder - äh- bis ich das Muskat habe-"
Er nickte Zenobia aufmunternd zu und verzog sich dann ziemlich rasch. Zenobia ließ er allein in der Küche stehen, zwischen ungeschickten Lohndienern, Töpfen und frischgerupften Hühnchen.
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"Es ist sicher eine große Ehre, Hoflieferant zu sein. Meine Glückwünsche dazu.", sagte Nikolaos freundlich und hörte dem jungen Mann weiter zu. Dessen Unsicherheit war ihm nicht verborgen geblieben. Daher spitzte der Gastgeber die Ohren.
"Den Kursus nicht beenden? Das ist -sehr, sehr bedauerlich. Es macht mir viel Freude, dich die Redekunst zu lehren. Und du machst große Fortschritte. Ich hoffe doch, dass du nach Alexandria zurückkehren wirst? Dann könnten wir die Lehre jederzeit fortsetzen."
Die Nachricht kam sehr plötzlich für Nikolaos und betrübte ihn. Davon aber ließ er sich nichts anmerken - oder nur ein wenig.
"Wann wirst du aufbrechen? Ich hoffe, nicht in den nächsten Wochen. Einige Wochen lang werden noch die Frühjahrsstürme wüten..."
Dass er sich ernsthafte Sorgen um das Wohl anderer Menschen machte, passte eigentlich nicht zu Nikolaos.
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Thimótheos beobachtete die Vögel im Peristylon ebenso aufmerksam wie die Mimik des Keryken. Seine Gedanken schienen schnell zu springen, wandte er sich doch zwischenzeitlich einem Ibis zu, der überraschend nahe zu ihnen herankam. Doch der Eindruck trügte, war Nikolaos im nächsten Moment doch wieder voll bei der Sache. Seine Argumente überzeugten den Bantotaken, doch ließ er sich das nicht sofort anmerken. Nikolaos als Schutzherrn zu haben wäre eine gute Möglichkeit, die Geschicke der Bantotaken aus einer sicheren Position heraus zu lenken. Thimótheos bediente sich noch einmal beim Naschteller und spülte die süßen Gaumenfreuden mit dem erfrischenden Wein herunter.
"Als Strategos ist es gleichwohl meine Pflicht, nicht nur für den Schutz der meinen, sondern auch für den Schutz sämtlicher Polites zu sorgen." Dass er mit dieser Aussage jene Bewohner Alexandrias ohne erlangte Ephebia ausschloß, musste jedem klugen Kopf auffallen. Thimótheos jedoch sprach weiter, als sei das selbstverständlich. "Darum frage ich dich: Wie kann ich mich dir gegenüber erkenntlich zeigen, sollten die Bantotaken sich unter deinen Schutz stellen? Ich weiß, dass wir nicht die bedeutendste Familie Alexandrias sind, doch bringen unser schneller Aufstieg und unser zügig erworbener Wohlstand bereits Neider auf den Plan. Ich persönlich würde dich gern meinen mächtigen Verbündeten und gleichsam schützenden Ratgeber nennen dürfen, doch nicht ohne dir eine Gegenleistung erbringen zu können."
Thimótheos hoffte, dass er nicht zu voreilig oder gar dreist erschien, denn die Bantotaken waren durchaus kein allzu hell leuchtender Stern am Himmel Alexandrias, so wie es einige Leute darzustellen versuchten...zumindest waren sie das noch nicht.
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Ragin freute sich über die freundlichen Worte des Griechen, aber das machte es nur noch schwieriger. Er war ungerne der Überbringer vermeindlich schlechter Nachrichten und noch weniger gern stieß er Leute vor den Kopf.
"Leider werde ich nicht zurückkehren können. Es ist an der Zeit, dass ich meiner Familie etwas zurückgebe und iht Mogontiacum helfe und daher werde ich nicht zurückkehren. Ich mag ihr nicht noch einmal die Kosten für eine solche Reise aufladen und außerdem muss ich gestehen, dass ich meine Familie auch vermisse. Ich wäre gerne noch länger hier geblieben und hätte von dir gelernt, aber die weite Heimreise anzutreten und dann noch einmal nach Alexandria zu reisen ist mir einfach zu groß. Ich schließe nicht aus eines Tages wieder nach Alexandria zu kommen, schließlich habe ich hier auch gute Freunde gewonnen, aber momentan ist nichts geplant. Und ich werde schnell aufbrechen müssen, wenn wir rechtzeitig zu den Hochzeiten kommen wollen. Schon nächste Woche müssen wir uns auf den Weg machen. Ich hoffe aber wir können weiter Kontakt halten, wenn auch erst einmal nur auf dem Postweg. Aber ich möchte mich auch bei dir bedanken, dass du dich meiner so nett angenommen hast und so gastreundlich warst. Auch dank dir werde ich Alexandria in schöner Erinnerung behalten."
Ein wenig war Ragin gerührt, denn er hegte doch mittlerweile große Sympathie für den zwergenhaften Griechen.
"Ach das hätte ich beinahe vergessen" er nahm das kleine Paket unter seinen Armen hervor und gab es Nikolaos "Ich habe dir ja noch etwas mitgebracht, als Gastgeschenk. Das sind zwei Tiegel mit der Salbe die einer unserer Betriebe herstellt. Sie sind mit Minzöl aus Germania. Ich hoffe du kannst dich an ihr ein wenig erfreuen."
Sicher waren das keine Kostbarkeiten, wie sie ein so wichtiger mann sonst geschenkt bekam, aber Ragi hoffte er würde sich trotzdem freuen.
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Sim-Off: Kein Problem!
Da Peisistratos ihr überhaupt nicht erst die Gelegenheit eines Widerspruchs ließ, musste Zenobia sich zwangsläufig mit der problematischen Situation und deren Urhebern - den Lohndienern - arrangieren. Was sie dann auch gleich tat.
"Du", blaffte sie einen offenbar mit den Hühnchen überforderten Diener an, "kümmere dich doch ums Obst, aber halte dich im Namen sämtlicher Götter vom Herd fern." Einem anderen gab sie wiederum den Auftrag, ihr die Gewürze zu reichen, die sie ihm zuvor nannte. Nur um sich schmerzhaft bewusst zu werden, dass der Mann allerdings auch nach ausführlichen Erklärungen nicht einmal Thymian und Koriander auseinander halten konnte.Während sie sich an das Würzen und Zubereiten der Hühnchen und diverser anderer Gerichte machte, behielt sie ihre Mitarbeiter im Auge. Und musste dabei feststellen, dass diese immer noch nicht das taten, was sie sollten.
Ob man sie hier nicht ernst nahm? Wer die Syrerin nicht kannte, mochte in ihr durchaus ein harmloses, schüchternes Sklavenmädchen sehen.
Sie entschied sich, den unwilligen Dienern ein wenig Angst einzujagen. Sie griff einen jungen, besonders unmotiviert arbeitenden Gehilfen am Arm und begann leise, aber für alle in der Küche vernehmbar zu erzählen:
"Weißt du, in meiner Heimat erzählt man sich die Geschichte einer wunderschönen, kräuterkundigen Königin, in deren Haushalt eine Vielzahl an Dienern und Männern" – so wie Zenobia die Worte betonte schien sie zwischen Mann und Diener keinen Unterschied zu sehen - "ihren Dienst verrichteten. Es wird behauptet, sie habe das Gift der Königsviper an ihren Fingernägeln und ihrem Mund aufgetragen und bei Bedarf und je nach Zufriedenheit mit ihrer Gefolgschaft auch eingesetzt."
Dabei gruben sich Zenobias Fingernägel durchaus schmerzhaft in dessen Handgelenk, während ihre Lippen dem Jungen einen angedeuteten Kuss auf die Wange hauchten.
"Vielleicht ist es nur ein Märchen, doch wer weiß, welch perfide Frauen solche Geschichten als Anregung verstehen?
War die Königin mit der Arbeit der Dienerschaft allerdings zufrieden, so erging es ihnen sehr viel besser", fügte sie mit einem verführerischen Lächeln hinzu, ehe sie sich zur Tür begab.Bevor sie die Küche verließ, wandte sich Zenobia noch einmal in kaltem, herrischem Tonfall an die Lohndiener:
"Ich werde jetzt den Herren und seinen Gast im Speisezimmer aufsuchen. Ich bin mir sicher, wenn ich zurückkehre, werdet ihr eure Aufgaben zu meiner und des Keryken vollsten Zufriedenheit erledigt haben." Dann war sie hinaus, auf dem Weg zum Andron des Herrn. -
Mit einem Tablett mit Wein und Obst bewaffnet betrat Zenobia den Andron ihres Herrn. Der Gast, den sie ja bereits von den Märkten her kannte, gehörte (schon vom Aussehen) nicht zu den zwielichtigen und politisch bedeutsamen Personen, die laut Peisistratos hier gelegentlich anzutreffen waren, was die Syrerin zum Anlass nahm, sich relativ ungeniert sofort wieder zu Wort zu melden:
"Wollen die Herren mit der Mahlzeit noch warten, bis sie ihre geistreichen Gespräche zu Ende geführt haben, oder darf ich die von hochkompeteten Küchendienern zubereiteten Speisen servieren?" Die dunklen Augen blitzten spöttisch. -
Aufmerksam betrachtete Nikolaos das Gesicht des jungen Mannes, dem er soeben seinen Schutz angetragen hatte. Natürlich war der amtierende Strategos nicht dumm. Daher war ihm klar, dass ein solches Verhältnis auf Gegenseitigkeit beruhte (und dass Nikolaos sich nicht nur aus einer fast väterlichen Sympathie dafür anbot). Dass er direkt darauf ansprach, verwunderte Nikolaos nicht.
Nikolaos ließ seinen Gast zum Obstteller greifen, ehe er selbst eine in Honig gehüllte Dattel zwischen die Spitzen von Daumen und Zeigefinger nahm und mit einer bedächtig grazilen Bewegung zum Mund führte.
"Zum Einen wäre es mir eine Freude, eine so blühende Familie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass sie ohne Störungen weitergedeihen kann und für sich, ihre Ahnen, ihre Nachfahren und natürlich auch für die Polis Ruhm erwirbt und vermehrt.", sagte er ruhig. Seine Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln.
"Zum anderem kann es sein, dass einst auch ich in Bedrängnis gerate. Ich habe zwar, und mit dir erlaube ich mir darüber offen zu sprechen, Freunde in der Stadt, die vieles zu tun vermögen, worüber es sich nicht zu sprechen ziemt, um für mein Wohlergehen zu sorgen, aber man darf nie vergessen, dass die Zeiten sich ändern können.
Außerdem gedenke ich, mich allmählich etwas aus den Geschäften der Polis zurückzuziehen, um die Ehre von Ämtern anderen, jüngeren Menschen zu überlassen, wie zum Beispiel Männern wie dir.
Jedoch möchte ich weiterhin der Polis mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dazu müssen vor allem die Amtsträger, also die Inhaber öffentlicher Befugnisse, mir erlauben, meine Ratschläge ihnen anzutragen, und natürlich auf meine Ratschläge zuweilen hören.
Du weißt selbst, als Strategos, dass die Lage keine friedliche, ruhige und sichere ist.
Wir, die Bürger der Polis Alexandreia, sehen uns Feindseligkeiten von vielen Seiten gegenüber. Daher ist es wichtig, dass wir nicht auch noch in Zwietracht zerfallen.
Um offen zu sprechen: Ich glaube, dass jemand im Hintergrund für diese Einigkeit sorgen muss, ohne freilich außer Kraft zu setzen, dass bei jeder Entscheidung für und wider diskutiert werden muss. Allerdings glaube ich, dass wir uns in diesen Zeiten dabei keine Meinungsschlachten leisten können, an deren Ende einer gewinnt und die anderen, durchaus berechtigten Einwände fallen gelassen werden. Daher denke ich, wir sollten gerade in Bezug auf die Hauptprobleme der Polis Kompromisse finden. Jemand, der sich nicht in der Öffentlichkeit profilieren muss, damit man ihn als Amtsträger wahrnimmt und achtet, sollte gewissermaßen im Inneren die führenden Männer und Familien der Polis zusammenhalten, auch wenn nach außen und in Einzelheiten Streit herrschen kann und soll.
Ich sehe mich dazu in der Lage. Nur kann ich diese Aufgabe nicht wahrnehmen, wenn sich alle führenden Köpfe der Polis von mir abwenden, sobald ich kein Amt mehr ausübe, wenn alle mich dann nicht mehr beachten.
Mit dir und deinem Bruder, mit der ehrenwerten Römerin Iunia Urgulania, mit Cleonymus hätten wir bereits vier vortreffliche Bürger auf unserer Seite, die, so hoffe ich, allesamt in der Lage und bereit sind, Ämter zu übernehmen. Wir könnten dafür sorgen, dass sie bei der nächsten Ekklesia, in der gewählt wird, in die richtigen Ämter gelangen, so dafür sorgen, dass sich keine Menschen dort breitmachen, die dem Wohl der Polis schaden. Du weißt selbst, dass es viele gibt, die sich für die Probleme mit den Römern weniger diplomatische Lösungen wünschen - die zwangsläufig im Unglück enden würden.
Trotzdessen wünsche ich mir mit dir und den Deinen kein bloßes Zweckbündnis, um die Polis in diesen schweren Zeiten vor dem Unglück zu bewahren. Unsere Freundschaft sollte darüber hinausgehen. Und von meiner Seite würdet ihr mehr Unterstützung erfahren, als bloß unmittelbar dafür notwendig. Damit möchte ich sagen: Auch wenn die Gefahr für die Polis selbst überstanden ist, werde ich euch nicht fallen lassen.
Andererseits erwarte ich auch von euch, dass ihr euch nicht von mir abwendet, sobald mein Stern zu sinken beginnt. Ich will dich nicht erschrecken, aber du solltest wissen, dass ich Treulosigkeit verabscheue wie kaum etwas anderes. Und auch wenn es mir selbst anschließend an den Kragen gehen sollte: Ich finde immer Mittel, den Untreuen zumindest mit ins Unglück zu reißen. Ich hoffe, du verstehst, dass ich Verrat - damit meine ich keine vorrübergehenden Meinungsverschiedenheiten, keinen Streit, sondern echten Verrat- bestrafe. Sollte es mir einmal an den Kragen gehen, werde ich Mittel und Wege finden, mich an allen zu rächen, denen ich das zu verdanken habe. Seien es Räuer aus Rhakotis, seien es römische Offiziere, seien es Hellenen. Auch wenn sich neun Zehntel meiner Freunde von mir abwenden, bleiben mir immer noch genug, um mich so zu rächen, wie es mir angemessen erscheint."
Er blickte Timotheos durchdringend an. Da dieser alle Bedingungen erfahren wollte, hatte ihm Nikolaos nichts verschwiegen. Ein Lächeln bildete sich erneut.
"Ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt. Das wäre nicht meine Absicht. Aber du solltest eines wissen: Wer meine Freundschaft annimmt, dem werde ich treu sein. Andersherum erwarte ich jedoch dasselbe. Ich bin nicht so dumm, als dass ich mich ausnützen lassen würde."
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Nikolaos Augenlider senkten sich und ließen die dunklen Augen klein werden. Seine Stirn zog sich dabei in Falten, seine Augenbrauen verzogen sich. Seine Lippen behielten die Form eines Lächelns.
"Das ist überaus bedauerlich. Nun ich denke, du wirst deine Ausbildung sicher bei einem anderem Redekunstlehrer fortsetzen können -"
Auch wenn Nikolaos nicht viel von anderen Redekunstlehrern hielt. Vor allem wähnte er gute Redekunstlehrer in allen Gegenden eher als in den finsteren Wäldern der kalten Länder im Norden. Seine Vorstellung von diesen Gestaden waren recht haarsträubend. Er fragte sich, wie kultivierte Menschen es dort aushalten konnten.
"-aber es war immerhin auch mir eine Freude, dich als Gast und Schüler zu wissen."
Nikolaos hätte beinahe geschluckt. Aber dann platzte die neue Sklavin in das Andron. Ihr Erscheinen gab ihm die Gelegenheit, sich in einem kurzen Moment zu sammeln und die Beherrschung wiederzuerlangen.
"Die Freude über deine Besuche bei mir ist ganz auf meiner Seite. Ich werde dich als angenehmen Gast in Erinnerung behalten. Wie heißt noch gleich die Stadt, in die du nun zurück kehrst? Mogontiacum? - Es wäre mir nämlich eine Freude, weiterhin mit dir in Austausch zu bleiben - wenngleich nur über Briefe."
Das Geschenk nahm er entgegen, ohne dass seine Hand zitterte. Worüber er sehr froh war.
"Das ist sehr freundlich von dir. Ich danke dir dafür."
Er lächelte zart und etwas unsicher.
"Auch ich würde dir gerne etwas als Andenken mitgeben. Ich habe in meinem Haus eine schöne Abschrift der >Redekunst< des Aristoteles. Erinnere mich daran, dass ich dir mitgebe, wenn du aufbrichst."
Nun erst beachtete er Zenobia. Ihr zu antworten war ihm eine gute Gelegenheit, Anzeichen der Rührung vor dem Gast zu verbergen.
"Wenn mein verehrter Gast nichts dagegen hat, kannst du den ersten Gang bringen.", sagte Nikolaos höflich aber kühl zu Zenobia. Doch plötzlich unterlief ihm ein feines Lächeln. Schnell wandte er sich ihr ab und wieder seinem Gast zu.
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Nikolaos schien nicht wütend auf ihn zu sein, eher ein wenig enttäuscht. Ragin hasste es jemanden zu enttäuschen! Es gab wenige Dinge die bei ihm schlimmer wogen. Irgendwann einmal seine familie zu enttäuschen war einer seiner großen Albträume.
"Ich danke dir vielmals. Ich glaube nicht, dass ich die Redekunst weiter werde studieren können, oder wollen. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass sie in Mogontiacum bei der Schola richtig gelehrt wird. Aber wenn werde ich es ja bald wissen, denn meine Cousine Duccia flamma ist dort curatorix. Aber ich weis ja, dass ich aus deinem Unterricht schon sehr viel mitgenommen habe und sicher werde ich mir auch selbst noch einiges aus der Abschrift beibringen können, so dass das nicht allzu tragisch ist. So ein begnadeter Redner wie du werde ich wohl so oder so nie werden können."Auch wenn es so klang als würde ers cih nur einschmeicheln wollen, so war es doch ein Ernst, was er da sagte. Die Worte gingen dem griechen so einfach von der zunge, dass er es sich nicht zu wagen traute, jemals eine solche Meisterschaft zu erreichen.
"Also ich habe nicht dagegen, wenn wir anfangen zu essen. jetzt fällt mir gerade ein, dass ich dich mit den Nachrichten so schnell überfallen habe. Entschuldige bitte, das hätten wir auch beim Essen besprechen können."
bei zenobias Worten hatte der junge Duccier ebenfalls lächeln müssen.
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