[Officium iuxta] Ein Nebenraum

  • Die Duumvirn:


    Culleo japste erschrocken nach Luft, während Cotyla bereits mit ähnlichem gerechnet hatte. Kühl und bedacht entgegnete er:
    "Erläutere diese Vorwürfe bitte genauer."

  • Das war dann wohl Landos Einsatz, den er mit einem kurzen Räuspern ankündigte.


    "Vernachlässigung der Bürgerfürsorge durch vollkommenes Fehlen von Sprechstunden für die Belange der Bevölkerung der Stadt Confluentes, grobe Unordnung im Verwaltungsablauf, Missbrauch der Räumlichkeiten der Curia Confluentis für private Angelegenheiten, Versäumung der Einrichtung eines Ordo Decurionum, Nichterfüllung des vorgegebenen Arbeitssolls und Vernachlässigung der Nachrichtspflicht an die zuständige Regionalverwaltung. In Anbetracht des Stadtschreibers, welcher anfallende Rechnungen in Übertretung seiner Amtsbefugnisse selbst aus der Stadtkasse bezahlt hat, kann man davon ausgehen dass sich die Stadt ohne eben jenen in einem miserablen Zustand befinden würde.", fasste er die Liste zusammen die ihm wie allen anderen vorlag...

  • Während der Duccier die Liste herunterratterte, nickte Tiberius gewichtig, und als die Litanei ihr Ende gefunden hatte blickte er die Duumvirn ungnädig an.


    "Das sollte deine Frage hinreichend beantwortet haben. Was habt ihr dazu zu sagen?"

  • Die Duumvirn:


    Culleos Kopf lief hochrot an. "Erstunken und erlogen! Allesamt! Die Vorwürfe sind doch an den Haaren herbeigezogen!"
    Cotyla schüttelte nur den Kopf und bereute es, diesen Schwachkopf nicht beseitigt zu haben, als es noch niemanden interessiert hätte. Das einzige, was der Kerl nützliches vorzuweisen hatte, war Geld.
    "Meine Herren, ich fürchte wohl hier liegt ein Missverständnis vor. Der Magistratus muss nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen sein, als er seinen Bericht verfasste." säuselte Cotyla, während er Culleo beschwichtigend zurückhielt. Dann fuhr er fort.
    "Die Bevölkerung hat keine Sprechstunden nötig. In Confluentes geht alles seinen gewohnten Gang, keinerlei besorgniserregende Vorkommnisse wurden gemeldet. Wie kann dieser Magistratus wissen, dass es Misstände im Verwaltungsablauf gegeben haben soll? Ich kann mir das nicht erklären, unsere Scribae haben hervorragende Arbeit geleistet und etwaige Anliegen wurden schnellstmöglichst bearbeitet!"
    Er machte eine kurze Pause, um dann auf den Nächsten Punkt der Anklage einzugehen.
    "Private Angelegenheiten? Das ist eine bodenlose Unterstellung. Ich habe Zeugen, die unsere vorbildliche Arbeitsweise bekunden können." Ja, dieser Scriba Antoninus würde gegen Vorlage einiger Münzen sicherlich das richtige aussagen.
    "Der Ordo Decurionum ist meiner Meinung nach nicht von nöten. Culleo und ich hatten bis jetzt alles sehr gut unter Kontrolle."
    Na klar...die Weinkaraffen und Opiumpfeifen waren das einzige, was sie kontrolliert hatten.
    "Ihr Herren glaubt doch nicht, dass dieser Scriba eigenständig gehandelt hat?" fragte Cotyla dann entrüstet. "Natürlich lief das ganze über unsere Anweisungen ab."

  • "Hmhm." murmelte Tiberius und seufzte innerlich. Diese zwei Burschen, gegen die er im Laufe dieses kurzen Gesprächs bereits eine beträchtliche Antipathie ob ihres scheinheiligen und schleimigen Auftretens gewonnen hatte schienen sich tatsächlich alles andere als kampflos ergeben zu wollen.
    Zwar sollte Tiberius in der Angelegenheit strenge Neutralität wahren, aber dies fiel ihm doch recht schwer.


    Auch Tiberius hatte bereits eine Verleumdung der Duumvirn durch den Magistratus in Erwägung gezogen, den Gedanken aber schlussendlich als unsinnig abgetan: Der Duccier hatte auf ihn bisher nicht den Eindruck gemacht dass er zur Sorte der druchtriebenen Politiker gehörte, was auch für einen Abkömmling von Germanen nichts besonderes war.


    Auf der anderen Seite musste er diese Angelegenheit ordnungsgemäß und ohne einen Makel klären - niemand sollte glauben dass seine Entsheidung von vornherein festgestanden hätte.


    "Von welchem Magsitratus sprichst du?" fragte er zunächst einmal Cotyla, ohne auf den Rest seiner Rechtfertigungen einzugehen. Tiberius konnte sich nicht erinnern den Beschuldigenden gegenüber den beiden Männern erwähnt zu haben. Und so gute Ohren dass sie sein leises Gespräch mit dem Legatus belauscht hatten traute er ihnen nicht zu.

  • Die Duumvirn:


    Der Magistratus? Der...verdammt! Cotyla fühlte sich ertappt. Ihm fiel nicht schnell genug eine Ausflucht ein, so dass die Situation für seine Ziele eher kontraproduktiv wirkte.
    "Der Magistratus...ja also dieser eine. Der sich bei uns vorgestellt hat, der von deinerwenigkeit - er deutete auf Metellus - offenbar geschickt wurde, um uns das Leben schwer zu machen!" Er runzelte böse die Stirn und versuchte einen möglichst überzeugenden Eindruck zu machen....was ihm mehr schlecht als recht gelang. Culleo hingegen saß nur mit weit aufgerissenen Augen da und umklammerte die Tischplatte mit seinen Pranken. Diese Befragung lief alles andere als gut für die beiden.

  • Jetzt war es an der Zeit


    "Duumvir, es war keineswegs der Comes, sondern meine Wenigkeit, der diesen Magistratus eingesetzt hat.
    Bei einer Buchprüfung des ehemaligen Quaestors sind einige... naja, sagen wir mal Ungereimtheiten aufgetreten, die aber nicht wirklich aufgeklärt werden konnten. Und da war es mein Recht, nein, meine Pflicht, euch ein wenig auf die Finger sehen zu lassen!"


    dies zur erklärung an den Duumvir, den Rest überliess ich wieder dem Comes

  • In Tiberius' Mundwinkeln zeichnete sich bereits ein triumphierendes Schmunzeln ab, denn die hektische Antwort des Duumvirn zeigte dass er voll ins Schwarze getroffen hatte. Die beiden Männer wussten also genau über die Vorwürfe bescheid, andernfalls wären sie nie sofort auf den ominösen Magistratus zu Sprechen gekommen.


    Nun galt es, die günstige SItuation auszunutzen und den Rest aus den Stadtverwaltern herauszukitzeln, und die Sache wäre mit einem guten Ende erledigt... da fiel der Legatus ein.


    Sein im Entstehen begriffenes triumpierendes Lächeln blieb aus, eher zeichnete sich leichter Unglauben auf seinem Gesicht ab: Was machte der Legat denn da? Jetzt konkretisierte er den Magistraten soweit dass die Duumviri sich nun würden leichter herausreden können.
    Der Coems wollte seinen Chef schon unter dem Tisch einen kräftigen Fußtritt verpassen, da fiel ihm ein dass es ja sein Chef war und er derartige Aktionen daher besser unterlassen sollte.


    Also fiel er schnell ein, bevor die Duumviri sich von ihrem Schock erholen konnten:


    "Und wie wir nun ersehen konnten war dies auch bitter nötig. Ihr wisst genau um welche Vorwürfe es geht und dass sie wahr sind - leugnet es nicht, dies würde eure Lage nur noch verschlimmern." donnerte er los.


    "Wir können diese Angelegenheit ganz friedlich beilegen, indem ihr eure Posten räumt und eine Entschädigungszahlung wegen der entgangenen Einnahmen und überflüssigen Ausgaben an die Stadt Confluentes zahlt.
    Als Alternative werdet ihr schlicht wegen Inkompetenz abgesetzt und nach einem handfesten Gerichtsverfrahren zu einer weitaus höheren Strafzahlung verurteilt."

  • Lando schmunzelte ob der kompromisslosen Art mit der der Comes die beiden Duumvirn hier vorführte, hatte jedoch im gewissen Grad Mitleid mit den beiden Persönlichkeiten.
    Was ihn jedoch innehalten ließ war das Angebot die Sache friedlich beizulegen... warum eigentlich? Die beiden hatten in der anfänglichen Argumentation schon versagt, würde man die weiteren Anklagepunkte weiter ausbreiten würde man davon ausgehen können dass sie sich noch mehr verhedderten.


    Andererseits konnte Lando verstehen dass der Comes nach den Querelen in Borbetomagus und Augusta Raurica nicht auf noch eine öffentlichkeitswirksame Interferenz in seiner Regio haben wollte. Immerhin hatte er in fast der Hälfte der Civitates die Verwaltung umkrempeln müssen... :D


    Lando wartete ab.

  • Ich schrieb eifrig mit, was aufgrund der vielen Wortmeldungen nicht ganz einfach war. Von allen Seiten kamen Wortfetzen und ich musste sie versuchen geordnet zu notieren. Ab und zu griff ich nach dem Wasser, welches in Form eines Bechers vor mir stand.

  • Die Duumvirn:


    Jetzt wurde es Culleo zu viel. Er löste sich aus seiner erschöpften (Gammel-) Haltung auf seinem Stuhl und stützte sich mit einem Ellbogen auf die Tischplatte vor ihm, während der andere mit dem Zeigefinger in der Luft herumfuchtelte.
    "Das ist ja wohl die Höhe! Erst hetzt man uns einen dreisten Magistratus auf den Hals, dann wird man als Verbrecher beschimpft und jetzt will man auch noch Geld von uns. Ihr habt ja wohl nicht mehr alle Amphoren im Keller!"
    So rot sein Kopf bis dahin bereits war, so sehr konnte man ihn jetzt mit einer Tomate vergleichen, die die Temperatur einer (noch nicht erfundenen) Glühbirne hatte. Es rauchte förmlich aus seinen Ohren und der Schweiß lief Culleo durchs Gesicht.
    Cotyla hingegen musste seine Kinnlade vom Boden einsammeln. War der Kerl wahnsinnig? Culleo jedoch war nicht mehr zu stoppen. Er sprang auf und stieß dabei fast seinen Stuhl um, während er immer noch laut brüllend zur Tür ging.
    "Mein Geld bekommt ihr nicht, das sag ich euch! Ich gehe!"
    Cotyla war ebenfalls aufgestanden, blieb jedoch ruhig an seinem Platz stehen. Er würde auf das Angebot des Comes eingehen...

  • Tiberius schüttelte sich, die Beiden hatten ja wirklich überhaupt keinen Anstand. Und er war nahe davor ein offizielles Gerichtsverfahren einzuleiten; Es würde ein leichtes diese beiden Deppen für jeden Unsinn haftbar zu machen. Sie würden sich wüsnchen niemals seine Regio betreten zu haben...


    "Setzt euch sofort wieder hin, euer Gebahren ist dem von Duumvirn nicht würdig. Ich stelle fest dass es euch bisher nicht gelungen ist die gegen euch vorgebrachten Vorwürfe sachlich zu entkräften, im Gegenteil. Aus eurem Verhalten schließe ich dass sie mehr als glaubwürdig sind."


    Er wandte sich an den Legaten, laut genug, dass die Duumvirn ihn hören konnten.


    "Legatus, was denkst du? Ich für meinen Teil halte die Anschuldigungen für glaubwürdig und denke, dass wir ein offizielles Verfahren einleiten könnten, in dessen Rahmen wir die Beweisaufnahme ausweiten können"

  • Die Duumvirn:


    Culleo erstarrte kurz vor der Tür und hörte sich schnaufend die Worte der beiden Römer an. Sein Kopf schien vor Anstrengung zu platzen, während er diesen resigniert hängen ließ und auf seinen Platz zurücktrottete.


    Cotyla jedoch setzte sich sofort wieder und ging auf das Angebot des Comes ein.
    "Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als auf dein Angebot einzugehen, ehrbarer Comes. Es ist sinnlos, deiner Anklage weiter Widerstand zu leisten. Nenne einen Betrag für die Entschädigungszahlung...mein Vilicus in Confluentes wird dir das Geld zukommen lassen."
    Er war sich sicher, dass dies der einfachste Weg sei und sah Culleo finster von der Seite an. Wehe der Kerl vermasselte ihm jetzt noch die Tour.


    Culleo schnaufte immer noch. Er sah erst den Comes, dann den Legaten an und lehnte sich erschöpft zurück. "Huh...ja ja...gilt auch für...mich..." japste er.

  • Tiberius nickte zufrieden; Sie schienen es also endlich einzusehen.


    "Gut, eure Kooperationsbereitschaft werden wir zu würdigen wissen."


    Er wandte sich an den Legatus:


    "Legat, an welche Höhe der Wiedergutmachungszahlungen hattest du gedacht? Ich schlage einen Betrag von je 2500 Sesterzen vor."

  • Die Duumvirn:


    Erwartungsvoll lagen die Blicke der Duumvirn auf dem Legaten. Würde er ihnen das Geld aus der Tasche ziehen oder würde er Gnade walten lassen?

  • Ich verliess mich ind er Sache ganz auf den Comes, erhatte den Einblick und er führte die Untersuchungen durch, also war es auch seine Entscheidung.


    "Ich stimme den Vorschlag des Comes zu!"


    Obendrein erwartete ich natürlich, dass der Comes die Duumvire aus ihren Ämtern entliess und sie ersetzen würde.

  • "Gut."


    Nachdem dies geklärt war, wandte Tiberius sich an die beiden Sündenböcke.


    "Jedem von euch wird eine Wiedergutmachungszahlung in Höhe von 2500 Sesterzen auferlegt. Darüberhinaus werdet ihr mit sofortiger Wirkung von euren Ämtern enthoben. Darüber hinaus könnt ihr nicht erwarten, auf absehbare Zeit mit politischer Verantwortung belehnt zu werden."


    Was im Klartext hieß dass sie überhaupt nie mehr zu irgendwelcher politischer Verantwortung kommen würden, zumindest nicht auf legalem Weg.
    Damit war diese Sache wohl mehr oder weniger ruhig abgeschlossen, und Tiberius gestand den beiden Männenr noch eine abschleißende Aussage zu.


    "Habt ihr dazu noch irgendetwas zu sagen?"

  • Die Duumvirn:


    Culleo saß einfach nur da, schwer atmend und ließ den Kopf hängen. Cotyla dagegen setzte sich aufrecht hin und sprach mit von Stolz erfüllter Stimme:
    "Nun gut, ich bin überführt und beuge mich meiner Strafe. Auch wenn ich meine Tätigkeit als Duumvir nicht pflichtgemäß erfüllt habe, so möchte ich hiermit dennoch meine Loyalität zum Kaiser aussprechen. Es war mir eine Ehre, im Dienste des Reiches zu stehen."
    Und mit etwas Nachdruck und einem Seitenblick auf Culleo setzte er hinzu:
    "Und ich denke, selbiges gilt auch für meinen Partner."
    Culleo nickte nur und hielt den Blick weiterhin gesenkt.
    "Dürfen wir uns nun entfernen?" Cotyla war dieser Bande überdrüssig.

  • Seitdem klar geworden war dass diese Sache ohne öffentlichen Prozess von statten gehen würden, hatte Lando sich innerlich vom Geschehen in dem Raum abgekapselt und war dabei eine Liste mit Dingen zu schreiben die zu erledigen waren:



    I. Hirse- oder Haferbrei zu Abend?
    II. Peppino Hammelbeine langziehen.
    III. Duumvirn von Confluentes aus dem Amt kegeln
    IV. Wahlen in Confluentes vorbereiten.
    V. lieber Hirsebrei.
    VI. Wahlen in Confluentes durchführen.
    VII. neue Duumvirn ernennen.
    VII. in Legion Asche abholen und so. Brandinar!
    IX. Haferbrei.
    X. Tavernenabend mit Maecenas und Metellus
    XI. Haferbrei mit Hirse.


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