Seiana lächelte unvermindert weiter. Dass das Gedicht nicht von ihm war, fand sie nicht so schlimm, wer wusste schon, was dann daraus geworden wäre – sie kannte ihn inzwischen gut genug um zu wissen, dass so etwas nicht unbedingt zu seinen Stärken gehörte. Aber dass er es überhaupt versucht hatte, und dass er sich hatte helfen lassen von jemandem, um eines zu haben… „Ich brauch kein Gedicht. Ehrlich nicht“, grinste sie. „Aber ich find’s toll, dass du es versucht hast. Dass du dir solche Gedanken gemacht hast.“ Er wollte sie. Nicht ‚nur’ eine Frau, die aus einer angesehen Familie stammte und einigermaßen umgänglich war. Sonst würden sie auch nicht hier im Schlamm sitzen, sondern vermutlich irgendwo anders. Und es wäre… anders, wenn es hierbei hauptsächlich um eine politisch und traditionell möglichst vorteilhafte Verbindung gehen würde. Offizieller. Steifer. Nicht so verspielt und lustig, dass die Leute, die an dem Gerüst und dem Schlammbecken vorbei kamen, nicht anders konnten als gucken.
Dass die Menschen guckten, mochte vielleicht auch daran liegen, dass sie sich schon wieder küssten. „Mh, Briefe?“ meinte sie dann, auf die Briefe bezogen. „Bin gespannt was sie schreiben.“ Caius – Seiana grinste schon wieder, als ihr auffiel, wie schnell sie schon in Gedanken begann, ihn Caius zu nennen – stand inzwischen auf und reichte ihr eine Hand, und sie ergriff sie und ließ sich mit Schwung hochziehen, was dem Schlamm ein lautes Plopp entlockte. „Ans Eheregister? Äh, ja, klar, gern, auf jeden Fall!“ Da war wohl einiges zu klären jetzt, und das Eheregister war dabei nur eins von vielen. „Oh, und Faustus muss ich auch gleich schreiben. Und Meridius.“ Sie stockte kurz und sah ihn an. „Was, äh, wie wollen wir das überhaupt machen? Ich meine, mit der Hochzeit dann und so…“ Nun machte sich erneut Aufregung breit in ihr, aber sie schob sie beiseite. „Egal. Das hat Zeit. Erst feiern wir, was meinst du? Sollen wir hier weiter machen, oder willst du woanders hin?“