Mons aventinus | Eine Hochzeit oder: Auf in den Hafen der Ehe

  • Die Tatsache, dass Tucca ein Claudier und damit Verwandter seiner Gemahlin war, nahm Gracchus bereits jeglichen Wind aus den aufgebauschten Segeln der Kriegsgaleere namens Eifersucht, ließ das Tuch in sich zusammen sinken und das Schiff antriebslos auf den endlosen Weiten des Emotionsokeanos treiben, dessen Oberfläche in patrizischer Gravitas stets glatt und ohne die geringste Kräuselung wurde gehalten.
    "Eb'n der"
    , presste er bezüglich seiner eigenen Person zwischen den Zähnen hindurch, und schob ein
    "Dank'"
    auf den Glückwunsch hernach, ein wenig verwirrt, da etwas nicht wollte in das Gesamtbild der Szenerie hinein passen. Es dauerte einige Herzschläge, währenddessen Gracchus' Augen sein Gegenüber taxierten, bis dass er sich dessen wurde gewahr, dass der Claudier ihm nicht in die Augen blickte, gleichsam durch ihn hindurch zu sehen schien. Einige weitere Herzschläge vergingen, bis Gracchus auch den Stock in Tuccas Hand einzuordnen wusste, schlussendlich jedes Fragment bis hin zu Antonias Körperkontakt Arm in Arm mit ihrem Verwandten sich in das Gesamtbild einfügte, und ihm vollends wurde bewusst, welches gedankliche Unrecht erneut er seiner Gemahlin hatte angedeihen lassen. Die Galeere der Eifersucht schrumpfte nun vollends in sich zusammen, zu einem winzigen Schiffchen aus trockenen Zweigen und Blättern, wie Kinder es in Pfützen fahren ließen, wurde schlussendlich verschluckt von dem gewaltigen Maul der Charybdis Gracchus' schlechten Gewissens, welche in seinem okeanos sich auftat und inwendig ihn in sich verschlang. Doch an diesem Tage blieb nicht Zeit für Selbstmitleid, nicht Zeit für Gewissensbisse, nicht Zeit sich in introspektive Flucht zu ergehen, denn gleichsam wie Gracchus bereit war, seine Gemahlin gegen jeden Widersacher zu verteidigen, so war er ebenso dazu bereit, sie vor jeglichen Widrigkeiten zu schützen, und eine eben solche schien in diesem Augenblicke auf sie hinab zu stürzen, denn sie selbst stürzte in sich zusammen, sank in sich zusammen, von den ersten digiti, welche sie an Höhe verlor, unter den Augen ihres Gemahles. Aschfahl schien ihr Antlitz, und nach der letzten Phase der Schwangerschaft, in welcher Gracchus geradezu vernarrt gewesen war in den Anblick des durch das Kind gewölbten Bauches, die graviden Rundungen seiner Gattin, welche ihn als einzig weibliche Rundungen je überhaupt in ihren Bann zu ziehen hatten vermocht, nach diesen Tagen schien Antonia nun geradezu mager, ausgehungert, gleichsam wie ihr Entsetzen nach der stetigen Freude der letzten Tage nun allzu deutlich ihr Antlitz bedeckte. Die von Charybdis' Rückzug noch leicht sich kräuselnde Oberfläche des Meeres in Gracchus' Innerem wühlte augenblicklich in Wogen sich auf, wurde aufgeworfen durch einen Sturm der Sorge, zog mit seinem Herzen sich zusammen und barst in Furcht. In langen Nächten vor der Geburt Minors hatte die Angst ihn getrieben, die Larven würden sein Glück nicht ihm gewähren, würden einen von beiden - Antonia oder sein Kind - im Augenblicke der Geburt ihm rauben, wie dies doch in diesen Zeiten nicht gar so abwegig war. Hinfort war diese Furcht gewesen, doch als er nun die Augen seiner Gattin sah, stieg sie erneut in ihm empor, denn allfällig war dies alles zu viel für seine noch immer durch die Geburt geschwächte Gemahlin. Dass er selbst der Auslöser jener Misere mochte sein, hatte bereits sich wieder in den Tiefen seines Geistes verloren, war untergegangen in den Fluten des Bangens.
    "An..tonia ..."
    Es war ein erschrockener Hauch, beinah nurmehr ein Keuchen, mit welchem er sich neben sie auf die Kline sinken ließ, mit zittrigen Händen ihre Hand ergriff, die kühl war, viel zu kalt. Die Hochzeit, die Gäste, alles um sie herum war vergessen, nurmehr Antonia war relevant.
    "Was 'st mit dir? Geht 's dir gut? Bitt', sag' do'h etw's!"
    Wie ein durch die Sonne in Jahren ausgebleichtes Wandgemälde saß sie vor ihm, ganz so als würden ihre Konturen mit jedem Augenblicke mehr verblassen.

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  • So unerwartet wie die plötzliche Kälte, so überraschend war nun die Besorgnis, die Antonia aus der Gestalt ihres Gemahls entgegen strahlte. Bislang hatte sie ihn nicht derart wankelmütig erlebt und dass allein ihre recht blasse Erscheinung, gekoppelt mit der abrupten Höhenverlagerung ihres Körpers jenen Umschwung verursacht haben könnte, darauf kam sie nicht.
    Blanke Panik machte einer einlullenden Verwirrung Platz, die Antonia ihren Gatten mit ungläubigem Blick ansehen ließ. So echt schien die Besorgnis, so überzeugend der Klang seiner Stimme, dass sie gar versucht war, seine vormalige Kälte nun doch als Einbildung ab zu tun. Oder war es gar Schauspiel für die Verwandten? Sicher würde er ihr später, wenn sie allein waren, noch das ein oder andere Wort hierzu zu sagen haben. Oder noch schlimmer, nichts sagen, sich wieder in Schweigen hüllen und sie stattdessen mit stiller Verachtung strafen. “Ich.. “, begann sie, sah zögernd zum Vetter, der vermutlich allein anhand der Stimmen nun erahnen konnte, dass man sich mehr oder minder hingesetzt hatte und schließlich zurück zu Gracchus.
    “Es ist nichts.“, beeilte sie sich endlich zu sagen, rang sich sogar wieder ein Lächeln ab. Die Angst, die sie glaubte in seinen Augen sehen zu können – und die ausnahmsweise wohl tatsächlich da war – veranlasste sie abzuwinken und den Kopf zu schütteln. “Mir war nur einen Moment schwarz vor Augen. Der Trubel und die vielen Menschen wohl.. “
    Fast hätte sie erschrocken ihre Hand zurückgezogen, als sie unerwartet die wärme zweier Hände spürte, die die ihre umfassten. Erkennend, dass es die Hände Gracchus’ waren unterließ sie dies, reckte stattdessen den Kopf wieder in die Höhe und hielt sich gerade noch zurück, als sie beruhigend seinen Arm tätscheln wollte. “Es geht schon wieder.. muss nur eine Kleinigkeit essen.“, beteuerte sie, während sich ihr Körper die größte Mühe gab, ein den Versicherungen entgegen gesetztes Bild abzugeben. Allein ihr Gesicht strahlte etwas wie Überzeugung aus.
    In der Absicht, die umgeschwenkte Stimmung wieder ein wenig aufzulockern wandte sie sich einmal mehr an Tucca. “Vetter, setz dich doch. Allein stehe ich dieser Übermacht an Nahrungsmitteln wohl hilflos unterlegen gegenüber.“

  • Wenn es Augenblicke gab, in denen ich es vermisste, nichts zu sehen, dann gehörten solche Augenblicke wie dieser dazu. Irgendetwas passierte, und ich hatte keine Ahnung, was. Nachdem Gracchus nur kurz angebunden gewesen war, schien er auf einmal erschrocken, und irgendetwas schien mit Antonia nicht in Ordnung zu sein. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit und ich erwartete beinah, dass meine Cousine nicht mehr antworten würde. Dann meldete sie sich allerdings doch und es schien ihr wieder gut zu gehen. Appetit war ein untrügliches Zeichen dafür, dass es jemandem gut ging.
    "Aber natürlich! Wenn wir Claudier in die Schlacht ziehen, dann gemeinsam."
    Zugegeben, außer für den Fall der Nahrungsübermacht war an diesen Worten nicht viel dran. Unsere kaiserlichen Vorfahren waren eher gegeneinander als gemeinsam vorgegangen, wenn auch nicht in Schlachten, sondern intrigant und trickreich im Verborgenen. Dass die Claudier sich heute nicht mehr gegenseitig im Weg standen, lag vermutlich daran, dass sie überhaupt kaum noch an wichtigen Positionen standen. Aber von gemeinsam konnte selten eine Rede sein, irgendwie waren sie alle in ihren eigenen kleinen Welten verhaftet. Andere Familien positionierten sich diesbezüglich weitaus geschickter. In dem heutigen kleinen Clauider-Kreis jedoch würde uns das nicht weiter Kopfzerbrechen bereiten. Antonia und Epicharis hatten sich bereits geschickt in anderen Familien positioniert, und an mir lief das alles sowieso vorbei.


    "Tuktuk!"
    "Ja, njaatigi." Er tauchte auf, wie er immer auftauchte, und wusste, was ich wollte, wie er es meistens wusste. Er nahm meine Hand und zog sie langsam nach unten, bis ich die Kline spürte. Da ich wusste, wo Antonia saß, wusste ich somit auch wieder wo der Tisch war, und setzte mich erst einmal. Dann packte ich meinen Stock unter die Kline und manövrierte mich mit Tuktuks Hilfe in Essposition (was ohne seine Hilfe gar nicht so einfach war, wenn schon jemand auf der Kline lag.).
    "So, Antonia", wandte ich mich schließlich an meine Cousine. "Was würdest du empfehlen, was sieht gut aus? Oder fangen wir einfach an einem Ende an und futtern uns bis zum anderen durch?"

  • Gerne folgte ich der Aufforderung des Centurios, und liess mich mit dem Strom der hungrigen Gäste zu den Klinen treiben. Dabei lächelte ich zusammenhanglos in mich hinein, denn die Braut hatte mir, bei der kurzen Begegnung gerade, sozusagen - auf eine harmlose Weise, versteht sich - den Kopf verdreht. Ich fand sie klasse... schön, verschmitzt, beinahe keck und dabei unheimlich elegant! Seit langem hatte ich eigentlich nur mit Frauen aus meiner Familie zu tun gehabt. Oder halt was der Dienst so mit sich brachte, an Verdächtigen, oder Übeltäterinnen, oder verängstigen Zeuginnen, oder besorgten Bürgerinnen, aber das war was anderes, und die Erscheinung dieser edlen erzrömischen Jungfrau war dagegen wie ... Poesie! Immer mal wieder suchte ich mit den Augen nach ihrem Flammenschleier, erhaschte mal einen Moment ihres Schreitens an Aristides' Seite, mal eine geschmeidige Bewegung ihrer schlanken Hand, mal ein rot in rotes Aufwogen und fliessendes Dahinwallen des Schleiertuches im lauen Windhauch.


    Hier und dort sah ich auch Bekannte und Kameraden aus der Prima, die ich fröhlich grüsste. Dann, beim Anblick all der Platten, beladen mit den ausgesuchtesten Köstlichkeiten lief mir auf der Stelle das Wasser im Munde zusammen. Mmh, Siebenschläfer in Honig und Mohnkruste, wie exquisit! Und noch viel mehr, die Tische bogen sich ja beinahe, und weit und breit keine Kornkäfer. Ich umrundete eine Kline, überlegte gerade wo ich mich hinsetzen sollte, als ich mich unversehens der Frau gegenüber sah, deren klassische Züge, umrahmt von ihrem glänzendschwarzen Haar, mich vorhin schon an meine Cousine Calvia erinnert hatten... Auf den zweiten Blick wurde ich gewahr: es war Calvia! Ich blinzelte verblüfft. Sie war es noch immer.
    "Bona Dea!", rief ich aus, "Calvia! Liebe Cousine, das ist eine Überraschung. Ich hatte ja keine Ahnung dass Du überhaupt in Rom bist! Wie geht es Dir? Wollen wir uns da hin setzen? Ich habe übrigens vor kurzem erst Deinen Bruder getroffen, als er aus Tylus hierherkam."
    Mit hispanischer Herzlichkeit umarmte ich sie, breit und freudig lächelnd. Und wieder einmal zeigte es sich: Wir sind überall. Wir Decimer.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Es tat Minna unheimlich gut mal wieder mit jemanden aus ihrer Heimat zu sprechen und so verging die Zeit während der Unterhaltung mit Siv wie im Flug. Die drei Sklavinnen standen in einem kleinen Kreis und tauschten sich über die neusten Geschehnisse aus. Sowohl bei ihnen in der Villa Claudia noch bei den Aurelier war in der letzten Zeit allerhand passiert. Nach einiger Zeit fiel Minnas Blick auf die römischen Herrschaften, die ihren Göttern bereits ein Opfer dargebracht und sich nun zum Festessen begeben hatten. Es würde also nicht mehr lange dauern bis der Brautzug begann. Dies war der Teil der Hochzeit, der nicht nur für die Braut eine besondere Bedeutung hatte, sondern auch für sie, Fiona und Minna, eine entscheidene Rolle spielte. "Wir sollten allmählich wieder zur Herrin zurückkehren. Sieh nur, das Festmahl hat schon begonnen." meinte sie daher zu Fiona und wandte sich anschließend wieder zu ihrer Landsfrau um diese aufzuklären. "Weißt du Siv, die wichtigste Neuigkeit haben wir dir noch gar nicht erzählt. Wir beide werden die Braut nämlich auf dem Hochzeitszug begleiten und schließlich mit in die Villa der Flavier einziehen." Dass die beiden Sklavinnen als lebende Hochzeitsgeschenke dienten, ließ sie außen vor. Siv kannte die Römer sicherlich gut genug um zu wissen wie der Einzug in die flavische Villa zu deuten war. Mit einem warmherzigen Lächeln verabschiedete sie sich schließlich von ihr. "Es war schön dich einmal wieder gesehen zu haben. Vielleicht sieht man sich ja an den Saturnalien oder gar bei einem kleinen Julfest wieder." Verschwörerisch blinzelte sie ihr dabei zu. Selbstverständlich hatte sie den letzten Satz auf Chattisch ausgesprochen, schließlich musste niemand vom Julfest erfahren. Außerdem hatte Minna nicht oft die Gelegenheit sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten. "Kommst du?" rief sie zu Fiona und verschwand danach in der Menge.

  • Das der Artorier jetzt bei den Prätorianern war, war Sparsus noch gar nicht geläufig. Aber im Grunde konnte es ihm ja auch egal sein. Er war ja nicht mehr bei der Prima und dir Prätorianergarde interessierte ihn reichlich wenig. Was jedoch nichts daran änderte, dass Serapio recht hatte. Ja, es war eine Art Überlaufen, doch der Artorier hatte Sparsus‘ vollen Respekt erlangt, während des Feldzuges im Osten und am Ende blieb einem sowieso nichts anderes übrig, als die Entscheidung hin zu nehmen.


    "Der Artorier ist alt genug zu wissen, was das Richtige für ihn ist. Und im Endeffekt sind wir Beide doch auch nur Überläufer, oder Kleiner? Immerhin können wir uns damit trösten, dass wenigstens ein Fähiger bei den Prätis rum läuft."


    Entgegnete Sparsus Augenzwinkernd. Die Legio Prima war schon immer eine Ressource für die Garde, und das würde sich wohl auch nicht mehr ändern. Sparsus beobachtete das Opfer, was hier abgehalten wurde, interessiert, auch wenn er kaum daran glaubte, dass es etwas an der Ehe ändern würde. Aristides war nicht der Typ Mensch, der aus politischen Gründen heiratete. Zumindest schätze er ihn nicht so ein. Nach Sparsus Meinung war Aristides eher der Mensch, der versuchte aus der Lage das Beste zu machen. Der Flavier hatte in Parthia den Tod ins Gesicht gelacht, wieso sollte er jetzt an einer Frau scheitern? So stimmte Sparsus mit in die Jubelrufe der Versammelten ein.


    Die Grimasse von Serapio quittierte er mit einem breiten Grinsen. Aber aufgeschoben, war nicht aufgehoben und so rückte Sprasus hinter Serapio nach.


    "Meinen Glückwunsch, Centurio. Ich wünsche dir viele glückliche Jahre mit deiner Frau. Und viele kleine Bälger, die dich über die Jahre beschäftigen und dir den letzten Nerv rauben." :D


    Dann wandte er sich an die Braut. Er hatte ihren Namen auf der Einladung gelesen, aber in seiner Weisheit, hatte er ihn natürlich vergessen… Da musste er halt ohne auskommen.


    "Und dir natürlich auch alles Glück für die Zukunft, selbst wenn es kaum nötig sein werden. Immerhin hast du schon den besten Mann des Reiches als Ehegatten. Auch wenn er sich gerne mal vor der Arbeit drückt. Aber ich bin sicher, du schaffst es ihn dahingehend um zu erziehen."


    Dann trat auch Sparsus zur Seite, um dem Nächsten in der Warteschlange den Platz frei zu machen.

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    ...es war Calvia! Ich blinzelte verblüfft. Sie war es noch immer.
    "Bona Dea!", rief ich aus, "Calvia! Liebe Cousine, das ist eine Überraschung. Ich hatte ja keine Ahnung dass Du überhaupt in Rom bist! Wie geht es Dir? Wollen wir uns da hin setzen? Ich habe übrigens vor kurzem erst Deinen Bruder getroffen, als er aus Tylus hierherkam."
    Mit hispanischer Herzlichkeit umarmte ich sie, breit und freudig lächelnd. Und wieder einmal zeigte es sich: Wir sind überall. Wir Decimer.


    Freundlich lächelte Calvia zurück, als Serapio sie so herzlich begrüßte. Es war ihr eine große Freude, ihren jungen Vetter wiederzusehen, denn lange war es zuletzt her, dass sie sich wiedersahen. >Faustus< begrüßte sie ihn und ließ sich umarmen. >Lass dich ansehen< Der kleine Faustus schien zu einem Mann gereift zu sein. Unwillkürlich fuhr Calvia mit den Fingerspitzen sanft über die Narbe im Gesicht des jungen Decimers, vermutlich Zeugnis einer Schlacht. Serapio war etwas besonderes, schon immer gewesen. Auch, wenn nun vor ihr nicht mehr jener kleine Junge, der weinend zu ihr kam und den sie oft genug in Schutz genommen hatte vor dem Hausdrachen, der ihn zur Welt gebracht hatte, war er für sie immer noch ihr kleiner Vetter und würde es wohl bleiben. Calvia folgte Serapio's Einladung und setzte sich neben ihren Vetter. >Ich kann mich nicht beschweren. Das Anwesen von Avitus, wo ich den Sommer verbracht habe, erlaubt einem ein recht bequemes Leben. Frische Luft, Luxus und Komfort. Und glaub es oder nicht, aber selbst mit meiner Schwiegermutter komme ich gut aus. In Rom bin ich erst kürzlich angekommen und du bist, um ehrlich zu sein, der erste aus der Familie und Verwandtschaft, den ich wiedersehe<

  • Erleichterung überschwemmte Gracchus' Geist auf die Versicherung seiner Gemahlin hin, dass sie sich wohl befinde, augenscheinlich war es nur eine vorübergehende Schwäche, unbezweifelt aus den Strapazen der vergangenen Wochen und Tage der Geburt herrührend. Er nickte stumm, strich noch einmal über ihre Hand, ließ Antonia nicht aus den Augen, als sie sich letztlich von sitzender Position gänzlich zum Mahl auf die Klinen legten, und überwachte auch hernach mit Argusaugen jede mögliche Veränderung ihres Wohlbefindens, nicht ohne sich dabei stets an ihr und dem Gedanken an ihr gemeinsames Kind zu erfreuen. Während Gracchus selbst von all den prächtigen Speisen je nur ein wenig goutierte, sich dennoch ob der bloßen Vielfalt bald schon gesättigt fühlte, wies er die auftragenden Sklaven stets von neuem an, den leeren Teller seiner Gemahlin wieder und wieder zu füllen, so dass diese baldigst wieder zu Kräften würde kommen. Den Gesprächen am und um den Tisch folgte er nur lauschend, auch jenem zwischen Antonia und ihrem Vetter Tucca, da es ihn nicht sonderlich drängte, in Gesellschaft mehr seines brüchigen Sprachvermögens zu offenbaren denn unabdingbar erforderlich war.

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  • Musik klimperte durch den Garten, ebenso leicht wie der Wind immer mal wieder lau und warm durch die Zweige von Malvensträuchern, Oleanderbüschen und Pinienbäumen wehte, Sklaven eilten hin und her und wuschen, trugen auf, goßen ein, sorgten dafür, daß kein Gast zu kurz kam, egal ob Soldat, Senator oder Zivilist. Wenn eine Platte sich dem Ende zu neigte, wurde schon die nächste Speise aufgetragen, Fleisch fügte sich den ersten Gängen an, von der gestopften Gänseleber, der Schweineleber, deren Träger zuvor mit viel Honig gemästet worden waren, gefülltes Hühnchenfleisch, Kapaun, und noch vieles mehr, gefolgt von Fisch, große Platten mit mullus in dicksämigen liquamen getunkt. Niemand sollte an dem Tag nicht mit einem vollen Bauch von der Hochzeit gehen dürfen, sich sogar später am Abend auch was von den Sklaven einpacken laßen, wenn gewünscht. Natürlich würde auch Marcus es sich nicht nehmen laßen, ordentlich am Mahl teilzuhaben; doch zuerst und ehe ein Sklave ihm die Schüssel mit lauwarmen Wasser reichte, damit er seine Hände reinigen konnte, schenkte er Epicharis ein warmes Lächeln; nun, wo die Aufregung der Zeremonie sich gelegt hatte und es erst zu dem entspannten Teil der Hochzeit ging, war die größte Anspannung vorbei; obwohl immer noch Nervosität in Marcus lauerte, aufzubegehren. Aber noch verblieb Marcus eine Schonfrist und er hoffte sehr, daß Epicharis auch in Zukunft froh bleiben würde.
    „Ich auch, mea stella!“
    , erwiderte Marcus leise als sie schon auf den Klinen Platz genommen hatten. Marcus bemerkte auch, daß neben den Musikern wohl noch Tänzer am Werke waren, die die Gäste unterhalten sollten, doch sich mehr als auf seine Braut und das Essen konzentrieren, das vermochte er nicht an jenem Tage, es wäre sicherlich anders gewesen, wenn es nicht seine eigene Hochzeit wäre. Dennoch hielt sich Marcus erstaunlicher Weise beim Essen zurück, während das Mahl voran schritt und die Zeit verstrich, während so manch alte Bande aufgehoben wurden, andere aufkeimende Zwistigkeiten schon im Keime erstickt wurden und sich die Gäste im Garten tummelten.


    Die Sonne wanderte über den Hügeln von Roms entlang und noch bevor ihr Rand sich hinter die Erde schob – die manche als Scheibe, andere eher als eine Kugel bezeichnen würden; Marcus gehörte natürlich zu der ersten Fraktion und das aus purer Simplifizierung heraus – zeigte sich eine schmale Mondsichel am Himmel und daneben leuchtete schon ein erster Stern, die Venus, der Abendstern. Marcus selber bemerkte von all dem nichts, denn während er sich schon den süßen Köstlichkeiten – gebackene Früchte, in Honig und Teig gerollte Nüsse, und ähnliche Süßspeisen – widmete und daneben seiner Braut noch einige artige Komplimente machte, war das Leuchten erschienen. Aber es war einer der drei Knaben, die später noch eine wichtige Aufgabe hatten, ein kleiner Flavius Fimbria, der Sohn eines Sohnes eine entfernten Vetters, der gerade nach Rom geschickt worden war, um ein wenig die große Bühne der Hauptstadt kennen zu lernen und auch seine Familie, dieser Junge von grade 11 Jahren erblickte den Stern als erster, denn er hatte eifrig den Abendhimmel danach abgesucht; er hob einen Finger und deutete aufgeregt auf das schwache Leuchten an dem sich dunkler färbenden blauen Firmament.
    „Da, da ist er. Der Abendstern!“
    Der Junge erntete einige böse Blicke von den anderen beiden Jungs, erhielt jedoch von einem der Sklaven die versprochene Belohnung, die Fimbria schnell weg steckte und den anderen Beiden seine Zungenspitze zeigte. Einige andere Gäste wandten auch ihren Blick zu dem abendlichen Stern am Himmel.
    „Der Abendstern, seht nur!“
    , bestätigte eine Römerin, die damit auch Marcus' Aufmerksamkeit auf sich zog; er hatte keine Ahnung, wer die Frau war, sicherlich gehörte sie zu der Gästeschar von Epicharis; selbige Römerin gab auch vernehmlich von sich.
    „Zeit für den Brautzug! Auf, auf, Epicharis, Aristides!“
    Die Frau, sie war vielleicht Mitte Zwanzig gluckste vergnügt auf; Marcus schluckte eine honigsüße Pflaume herunter und sah, wie schon Sklaven anfingen Fackeln anzuzünden, die die Gäste, sofern sie es wollten, während des Brautzuges tragen konnten; Helligkeit galt schon als ein gutes Vorzeichen. Der junge Flavius Fimbria erhielt wiederum eine Weißdornfackel, die drei Knaben, deren Eltern beide noch am Leben waren, traten auf die Braut zu, dabei Ausschau haltend, nach der weiblichen Begleitung der Claudia, denn sie sollten sie begleiten. Marcus sah von den sich erhellenden Fackeln zu seiner jungen Braut und lächelte sie an – wenn auch die Nervosität wieder etwas stärker wurde.
    „Es ist soweit, Epicharis! Wollen wir?“
    Marcus erhob sich – umständlich mit seiner toga – und reichte Epicharis die Hand.

  • Zitat

    Original von Decima Calvia
    Freundlich lächelte Calvia zurück, als Serapio sie so herzlich begrüßte. Es war ihr eine große Freude, ihren jungen Vetter wiederzusehen, denn lange war es zuletzt her, dass sie sich wiedersahen. >Faustus< begrüßte sie ihn und ließ sich umarmen. >Lass dich ansehen< Der kleine Faustus schien zu einem Mann gereift zu sein. Unwillkürlich fuhr Calvia mit den Fingerspitzen sanft über die Narbe im Gesicht des jungen Decimers, vermutlich Zeugnis einer Schlacht. Serapio war etwas besonderes, schon immer gewesen. Auch, wenn nun vor ihr nicht mehr jener kleine Junge, der weinend zu ihr kam und den sie oft genug in Schutz genommen hatte vor dem Hausdrachen, der ihn zur Welt gebracht hatte, war er für sie immer noch ihr kleiner Vetter und würde es wohl bleiben. Calvia folgte Serapio's Einladung und setzte sich neben ihren Vetter. >Ich kann mich nicht beschweren. Das Anwesen von Avitus, wo ich den Sommer verbracht habe, erlaubt einem ein recht bequemes Leben. Frische Luft, Luxus und Komfort. Und glaub es oder nicht, aber selbst mit meiner Schwiegermutter komme ich gut aus. In Rom bin ich erst kürzlich angekommen und du bist, um ehrlich zu sein, der erste aus der Familie und Verwandtschaft, den ich wiedersehe<


    Ich liess mich ansehen - war ein bisschen stolz, als Calvia meinen Schmiss würdigte, und ein bisschen erleichtert, dass sie nicht sagte 'Was bist Du aber gross geworden' - und betrachtete im Gegenzug meine liebe Cousine. Ja, sie wirkte entspannt und in sich ruhend. Ich nickte verständig als sie von ihrer Schwiegermutter sprach, ich hatte schon öfters gehört, dass das für eine Ehe ganz entscheidend war, wie es mit der Schwiegermutter klappte. Das freute mich echt für Calvia, schliesslich war für eine Frau bekanntlicherweise eine gelungene Ehe das wichtigste, und ich wünschte meiner grossen Cousine nur das Beste. Den besten Mann hatte sie ja schonmal, auch wenn ich mir irgendwie überhaupt nicht vorstellen konnte, dass dieser auch eine private Seite hatte.
    "Schön! Du siehst auch echt entspannt aus. Dann bleibst Du jetzt also erstmal in Rom? Ach, das ist ja klasse. Hier ist immer so viel los, an jeder Ecke, dagegen ist Tarraco ein verschlafenes Nest, findest du nicht? Und echt provinziell, naja, Du weisst ja dass ich damit meine Probleme hatte, aber hier trifft man so viele interessante, kluge Leute jeder Couleur."
    Ein Sklave nahm mir die Sandalen ab und hielt mir eine Schale hin, in der ich meine Hände benetzte und wusch, was mich kurz davon abhielt, mein Geplauder mit dem üblichen lebhaften Gestikulieren zu unterstreichen, aber mein Mundwerk beeinträchtigte es nicht.
    "Weisst Du überhaupt schon, dass ich jetzt bei den Stadtkohorten bin? Das ist wirklich eine spannende Arbeit. Ach, dann bist Du gar nicht auf dem neuesten Stand, denk nur, Lucilla steht kurz vor der Entbindung, sie ist auch auf dem Land zur Zeit, Grosstante Drusilla kümmert sich um sie."
    Vollbeladene Platten, eine verlockender als die andere schwebten vorbei. Ich schnappte mir zwei Siebenschläfer-Spiesse, streckte mich auf der Kline aus und kostete andächtig. Phantastisch! Die süsse Kruste schmolz im Mund, darunter die zarten Knöchlein, knusprig und so fein dass man sie einfach mitessen konnte, umhüllt von dem köstlichsten Fleisch das man sich überhaupt vorstellen kann... ich sollte häufiger auf Patrizierfesten eingeladen sein.

  • Zunächst bekam Epicharis so gut wie keinen Bissen herunter. Deswegen beschränkte sie sich darauf, kleine Schlucke Apfelsaft zu sich zu nehmen und die Gästeschar zu mustern. Hier und dort führte sie das ein oder andere interessante Gespräch, nahm noch Glückwünsche entgegen oder versicherte, gut auf Aristides acht zu geben. Im Takt der angenehmen Musik wippte sie dann und wann mit dem Fuß, verteilte hier ein Strahlen und dort ein Lächeln, und bald entzündete man die Lichter, die überall in den Bäumen, auf niedrigen Mauern und entlang der Wege verteilt waren. Nicht nur, dass der Garten sich damit in ein romantisches Meer aus Licht verwandelte, die kleinen Lichter wiesen auch den Gästen den Weg, wenn sie sich von der Terrasse entfernen oder wieder zu ihr zurückfinden wollten.


    Es dauerte nicht lange – zumindest kam es Epicharis so vor, als sei kaum ein Wimpernschlag vergangen seit dem gegenseitigen Eheversprechen – da verkündete eine Kinderstimme, den Abendstern zu sehen. Dies war der Punkt, an dem Epicharis kurz ihr sorgloses Lächeln verlor und voller Wehmut ihrer Mutter gedachte, die diesen wichtigen Part nicht mehr erleben konnte. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, das Schauspiel einzuleiten, das Epicharis Aristides entreißen und begleitet von Helfern zur Villa Flavia zu bringen. Eine Hand wurde ihr entgegen gestreckt, Aufbruchstimmung machte sich auch unter den Gästen breit. Epicharis legte ihre Hand in die von Aristides und ließ sich aufhelfen, nun wieder lächelnd. Statt ihm entrissen für kurze Zeit zu werden, wie es die Tradition eigentlich verlangte, hatte sie sich dafür entschieden, den Zug zu ihrem neuen Heim gemeinsam mit ihm anzutreten. Die drei Knaben sollten ihnen beiden leuchten und Minna und Fiona endlich ihre wichtige Rolle spielen dürfen. Epicharis hatte bisher nie selbst Spottverse erdichtet, aber sie war sehr gespannt, was man für und über sie und Aristides rufen würde. Die Tatsache, dass viele der Gäste Soldaten waren, versprach, dass sie wohl mehrfach erröten würde, sobald es los ging. Einige Sklaven verteilten Erbsen, Linsen und Nüsse an die Gäste, Fiona und Minna reichte man Spindel und Spinnrocken, die, beide ein Symbol der Weiblichkeit, zudem die Versinnbildlichung der häuslichen Tugend darstellten. Epicharis hatte die beiden Sklavinnen ausgewählt, da ihr beide ans Herz gewachsen waren und sie zudem in ihr neues Heim begleiten würden. „Ich bin soweit“, sagte sie zu Aristides und nahm an seiner Seite Aufstellung für den Brautzug, der nun gleich beginnen würde. Allerorts knisterten Fackeln, den Knaben glänzten verantwortungsbewusst die Augen im gelblichen Licht – und in Epicharis nistete sich wieder die Aufregung ein. Nun dauerte es wahrlich nicht mehr lange, bis sie und ihr Gemahl allein waren, während die Gäste ausgelassen weiterfeiern würden. Sie würde es dennoch nicht versäumen, jedem, der geholfen hatte, diesen Tag zu etwas ganz Besonderem zu machen, eine kleine Belohnung zuzustecken.

  • Zitat

    Original von Minna
    .... Dies war der Teil der Hochzeit, der nicht nur für die Braut eine besondere Bedeutung hatte, sondern auch für sie, Fiona und Minna, eine entscheidene Rolle spielte. "Wir sollten allmählich wieder zur Herrin zurückkehren. Sieh nur, das Festmahl hat schon begonnen." meinte sie daher zu Fiona und wandte sich anschließend wieder zu ihrer Landsfrau um diese aufzuklären. "Weißt du Siv, die wichtigste Neuigkeit haben wir dir noch gar nicht erzählt. Wir beide werden die Braut nämlich auf dem Hochzeitszug begleiten und schließlich mit in die Villa der Flavier einziehen." Dass die beiden Sklavinnen als lebende Hochzeitsgeschenke dienten, ließ sie außen vor. Siv kannte die Römer sicherlich gut genug um zu wissen wie der Einzug in die flavische Villa zu deuten war. Mit einem warmherzigen Lächeln verabschiedete sie sich schließlich von ihr. "Es war schön dich einmal wieder gesehen zu haben. Vielleicht sieht man sich ja an den Saturnalien oder gar bei einem kleinen Julfest wieder." Verschwörerisch blinzelte sie ihr dabei zu. Selbstverständlich hatte sie den letzten Satz auf Chattisch ausgesprochen, schließlich musste niemand vom Julfest erfahren. Außerdem hatte Minna nicht oft die Gelegenheit sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten. "Kommst du?" rief sie zu Fiona und verschwand danach in der Menge.


    Die beiden Germaninnen hatten sich so einiges zu erzählen. Es war ja schon so lange her, seit man sich das letzte Mal gesehen hatte. Fiona ließ währenddessen ihre Blicke schweifen und beobachtete die Hochzeitsgäste, die sich zu dem Mahl begeben hatten. Erst als Minna von den Neuigkeiten erzählte, wandte sie sich wieder den beiden Sklavinnen zu. "Ja, sozusagen ist heute Nacht unsere erste Nacht in der Villa Flavia! Ich kann es kaum noch erwarten. Es war so schön dort an den Saturnalien." Natürlich war Fiona sich im Klaren darüber, daß nun die Saturnalien längst vorbei waren und daß der Alltag sie dort schon erwartete.
    "Ja, wir sollten nun wirklich zu Epicharis gehen. Wir haben nämlich noch eine besondere Aufgabe zu erledigen!", antwortete Fiona nicht ganz ohne Stolz. Minna war nicht mehr zu halten. Sie verabschiedete sich bei Siv und verschwand dann.
    "Man sieht sich Siv! Ganz bestimmt! Mach´s gut!" Nachdem sich auch Fiona verabschiedet hatte, folgte sie Minna und suchte sich ihren Weg durch die Menge.


    Kaum hatten die beiden ihren Weg zu Epicharis gefunden, wurden die Vorbereitungen für den Brautzug getroffen. Fiona und Minna hatte man eine Spindel und einen Spinnrocken in die Hand gedrückt und ihnen mitgeteilt, wohin sie sich im Brautzug zu begeben hatten. Das alles war unglaublich aufregend. Fiona zumindest konnte es kaum erwarten, ihr neues Heim zu sehen. Hatte sie doch die Hoffnung, daß nun alles besser würde. Schlimmer als die Villa Claudia konnte es dort auch nicht sein.
    Als schließlich auch die Braut und der Bräutigam Aufstellung genommen hatten, konnte es beginnen!

  • Als die Gäste sich zum Brautzug aufstellten, musste mir Tuktuk von der Kline aufhelfen. Ich hatte mit meiner Cousine Antonia geplaudert, eine Menge gegessen und noch viel mehr getrunken. Genau genommen hatte ich schon zu viel getrunken und ich merkte, dass ich leicht schwankte, kaum dass ich stand. Aber immerhin würden Epicharis und Aristides nur ein mal im Leben heiraten (zumindest in dieser Kombination, in einer anderen vielleicht nicht), also musste das gefeiert werden. Mein Nachteil war in dieser Situation ein Vorteil, denn da ich nichts sah, führte mich sowieso mein Sklave, und weil es schon dunkel war, lag nicht meine Hand auf seiner Schulter, sondern er hatte mich am Arm untergehakt, so dass ich keine Mühe hatte, dem Brautzug in einigermaßen gerader Linie zu folgen.


    In dieser Verfassung hatte ich wenig übrig für den Garten um mich herum. Der Duft von Malve, Oleander und Pinien zog genau so unbeachtet an mir vorbei wie die Geräusche der dämmerungsaktiven Tiere. Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf dem Brautzug. Ich mochte Brautzüge sehr. Vor allem dann, wenn ich schon reichlich dem Wein zugesprochen hatte, denn dann fielen mir noch viel bessere Spottsprüche ein als in nüchternem Zustand. 'Besser' aus meiner Sicht natürlich, weniger aus der des Paares und schon gar nicht aus literarischer.


    "Bevor der Ehe Tag erwacht, bedarf es einer Ehenacht.
    Drum, Flavius, nimm die Claudia ran, dass morgen keiner zweifeln kann!"


    Das war schon ganz in Ordnung gewesen, aber ein bisschen kurz (dass die Claudia gar keine Claudia mehr war, sondern jetzt eine Flavia, war dabei völlig an mir vorbei gegangen). Ich beugte mich zu Tuktuk vor und flüsterte.
    "Was reimt sich auf links?"
    "Stinkts?"
    "Mäßig. Wie wäre es mit rechts?"
    "Brechts? Hechts? Lechzt?"
    "Egal, vergiss' es."


    Vermutlich sollte ich einfach froh sein, dass Tuktuk Latein sehr gut beherrschte. Von ihm auch noch dichterisches Feingefühl zu erwarten, war zu viel verlangt. Andererseits passte der 'lechzende' Mann besser als der, der die Zügel 'fest' hält, was sich noch weniger reimen würde.


    Eilig rief ich meinen Spruch, bevor ich ihn wieder vergaß.


    "Einmal Hü und einmal Hott, ja dass ist der Ehetrott,
    einmal auf, zweimal ab, das hält jeden Mann auf Trab!
    Die Frau zerrt links, die Frau zerrt rechts,
    der Mann nach ihren Brüsten lechzt!
    Einmal oben, einmal unten, schon ist die Krise überwunden.
    Drum lasst euch die Ehe kein Übel sein,
    und wenn sie's doch ist, dann greift zum Wein!"


    Zum Glück hatte ich mich bezüglich Tuktuks magerer Reimkunst zurückgehalten, denn andernfalls wäre meine Bemerkung nun sicherlich zu mir zurück gekommen.

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    Entspannt... Calvia lachte herzlich, als Serapio sie so beschrieb. Zwar war das zutreffend und sie wollte ihren Vetter nicht in Verlegenheit bringen, aber irgendwie war es in diesem Augenblick komisch gewesen. >Wie ich sehe, scheint es dir gut zu gehen. Tarraco vermisst du nicht, hm?< Calvia verhielt sich etwas zurückhaltend, was die dargebotenen Speisen anging. Sie nahm, für ihren Geschmack, zu schnell und an den falschen Stellen zu. Und sie wollte Lucius nicht mit der Frage konfrontieren, ob sie zu dick sei. Es wäre fast bemitleidenswert, wie der arme Kerl versuchen würde, sich dann herauszuwinden. Wie ein Fisch auf dem Trockenen, und das tat sie ihm nicht an. Zumindest nicht ohne Grund.


    Dann setzte Faustus das Gespräch fort und erzählte von sich. Stadtkohorten. Nicht, dass Calvia all zu viel Verständnis... oder besser gesagt Interesse dafür hatte, wie all diese militärischen Einheiten hießen. Aber dass auch Lucius bei den Stadtkohorten mal diente, wusste sie. Und auch, dass sein Neffe sich ihnen angeschlossen hatte. Damit hatte es Faustus doch ziemlich gut getroffen. So war er immer noch Soldat, blieb allerdings in Rom. >Bei den Stadtkohorten also? Dann kennst du doch sicher Menas, Avitus' Neffen? Er ist, wie ich gehört habe, erst kürzlich eingetreten< Dass die Wahrscheinlichkeit, dass Serapio und Menas sich kannten, gering war, war ihr in diesem Augenblick nicht bewusst.


    Faustus erzählte weiter. Lucilla, ihre Tante, bekam also ein Kind. Wenn dieses Thema - Kind - angesprochen wurde, sank die Laune Calvia's stets ein wenig und das Lächeln fiel ihr etwas schwerer. Sie konnte es, ohne selbst zu wissen warum, einfach nicht ertragen, dass ihr Gatte ein Kind von einer anderen (gehabt) hatte. Und nun lief auch noch dieser Bengel Silius Orestes im Haus herum, um dessen Erziehung sich Avitus kümmerte. Calvia hatte die Befürchtung, dass er diesen Jungen früher oder später adoptieren würde. Natürlich war ihr diese Vorstellung unangenehm, denn auch, wenn es vielleicht nicht die von Dichtern und Darstellern so oft gepriesene, große Liebe war, sie empfand etwas für ihren Mann und wäre glücklich, wenn ein kleiner Decimus Artorius im Hause aufwuchs. Doch bisher... Ein wenig neidisch konnte sie auf Lucilla schon werden. Natürlich nicht im negativen Sinne. Calvia lächelte und blickte Serapio an, ließ sich nichts anmerken. >Ich freue mich für sie< sagte sie leise. Das tat sie in der Tat. >Doch erzähle mir, was gibt es sonst neues? Was ist mit Onkel Meridius?< Meridius. Wohl - neben der Tatsache, dass sie die Tochter eines Konsulars und "nebenbei" mit Avitus' ehemaligem Patron verwandt war - mit ein Grund, warum er Calvia zur Frau haben wollte. >Und da fällt mir ein... mit wem bist du eigentlich hier? Eine Flavia? Oder eine Claudia?< fragte sie in Unkenntnis dessen, wie gut Serapio Aristides oder Epicharis kannte.

  • Der Hochzeit hatte Sciurus nicht sonderlich viel abgewinnen können, denn obgleich er nicht zu den flavischen Sklaven gehörte, die sich um den Fortgang der Festivität bemühen mussten, so stand er doch allzeit bereit, jedem Wink seines Herrn oder dessen Gemahlin zu folgen. Als der Brautzug in Bewegung kam, flankierte er Gracchus, wartete auf dessen Anweisung, sein Sprüchlein zum Besten zu geben. Sein Herr hatte sich nicht nehmen lassen, schon weit im Voraus dieses Tages einen passenden Reim zum bedenken, doch da er selbst keinen Satz heraus bekam, ohne dass die Hälfte davon verloren ging, musste Sciurus sich die Worte einprägen und war nun dazu aufgefordert, sie zum besten zu geben.


    Obgleich der Sklave seine Stimme erhob, die Zeilen zudem in geschulter Weise intonierte, so fehlte ihm doch jede Fröhlichkeit, jede Ausgelassenheit, welche den übrigen Sprüchen mitschwang, so dass er beinahe tönte, als würde er zu einem Mahl die Gästeliste in der Ankunft der Gäste verlesen, oder aber die in Aussicht stehende Menüfolge.


    "Ihr werdet sehen, schon bald in Kürze
    garniert die Ehe euch jeden Tag
    mit süßer und feuriger Würze,
    dass keiner von euch sie missen mag.


    So eilet in das neue Heim,
    zur längst bereiteten Stätte,
    und legtet euch schnell nackt hinein
    dass keiner zu zweifeln hätte.


    Am nächsten Tage dann erwacht
    ihr unweigerlich verbündet.
    Neun Monate später, wer hätt' es gedacht,
    wird ein neues Leben verkündet."

  • Ein wenig erleichtert war Gracchus, als endlich der Abendstern am Himmel sich zeigte und die Hochzeitsgesellschaft aufbrach in Richtung des flavischen Heimes, denn gerade in solch facettenreicher Gesellschaft fiel es ihm schwer, zu schweigen, wiewohl ihm konträr gegenwärtig nicht an der Aussprache seiner Worte gelegen war. An Antonias Seite folgte er dem frisch vermählten Ehepaar und dachte an jenen Tag, an welchem sein eigener Brautzug zurück zur Villa Flavia war gezogen, an welchem er die Frau an seiner Seite am liebsten hätte zurück gelassen, jene Frau, welche ihm vor wenigen Tagen einen Sohn hatte geboren. Für einige Augenblicke achtete er nicht auf den Weg, blickte seine Gemahlin von der Seite an und ein feines Lächeln kräuselte seine Lippen. Um sie herum begannen die Spottverse und Reime, so dass auch Gracchus alsbald seinem Sklaven den Wink gab, sein Verslein aufzusagen, und obgleich Sciurus stets jegliche emotionale Klangfarbe und jeglichen seelischen Ausdruck missen ließ, so war zumindest seine Sprachmelodie makellos, was Gracchus von der seinen derzeitig nicht konnte behaupten.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Gelb leckten die Feuerflammen der Fackeln in die Höhe, gen Himmel, der sich von Herzschlag zu Herzschlag langsam, aber sicher mit Dunkelheit bedeckte, der Tag würde bald dem Ende zu gehen und die Nacht brach sicher herein. Stimmenmurmeln mischte sich mit dem Knistern des brennenden Holz, das mit Öl und Wachs getränkten Binden umwickelt war, zudem mit dem Rascheln von Stoff und dem Klacken von Schuhwerk auf dem Steinboden der Terrasse. Nachdem Marcus Epicharis aufgeholfen hatte, überließ er auch wieder ihre Hand ihr selber und trat einen Schritt zur Seite, um sich genauso zwischen den Gästen und hinter den Sklavinnen und den drei Knaben aufzureihen. Erst als alle Gäste bereit waren, machte sich der Zug auf und die Knaben liefen voran, insbesondere der junge flavische Verwandte, der seine Weißdornfackel wie die Fackel der olympischen Spiele hoch erhoben hielt und damit als erster Schein, den Weg beleuchtete. Als sie zum Tor kamen, war dieses bereits geöffnet, so daß sie ungehindert in die Stadt tauchen konnten. Dunkel lagen die Gassen der ewigen Haupstadt vor den Füßen, doch die Fackeln vermochten die Schwärze, die Gierende, zu vertreiben. Langsam verebbte an manchen Stellen in der Stadt auch die rege Betriebsamkeit des Tages, aber erlahmt war das Treiben nicht, immer noch kamen auch die einen oder anderen Passanten vorbei, guckten und besahen sich den Brautzug, selbst wenn es bestimmt einige Hochzeiten am Tag in dieser Großstadt gaben, so war dennoch ein solcher Brautzug recht auffällig.


    Schon waren die ersten Reime zu hören, von gar nicht so weit weg war die Stimme zu hören, die Marcus erst nicht zuordnen konnte, dafür war sie ihm doch noch zu unbekannt, er konnte sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen als er das Reimen hörte. Er hoffte natürlich nicht, daß er zum Wein greifen mußte, aber das würde sich erst noch zeigen. Er schluckte und kämpfte die aufkeimende Unruhe mühsam in sich herunter. Er versuchte Epicharis mit einem Seitenblick zu erhaschen und ihre Reaktion zu sehen, was sie wohl davon hielt? Doch schon mußte Marcus selber auf seinen Weg achten, die Pflastersteine ragten zu uneben an dieser Stelle heraus und wenn er nicht darauf achtete, würde er nur eine Nasenlandung hinlegen. Und schon ertönte eine andere Stimme, Marcus Kopf wandte sich in die Richtung, war das nicht der Sklave von Gracchus? Ja, der immer um ihn herum strich und wohl der Verwalter in der villa war. Dann war das bestimmt von Gracchus, was der Sklave von sich gab; irgendwie klang es komisch, wie der Sklave das sagte, aber genau bestimmen, was es denn war, das vermochte Marcus nicht. Jetzt grinste Marcus nicht nur, sondern gab ein leises Lachen von sich; das hätte er seinem Vetter nicht zugetraut, mehr Reime anderer Natur, vielleicht melancholischer Natur, aber auch Ovid zeigte viele Facetten in seiner Dichtkunst. Mit seinen Augen suchte er nach seinem Vetter, zwinkerte ihm vergnügt zu, ehe er weiter schritt. Stetig näherte sich der Zug der villa Flavia. Schon von weitem konnte man die hell erleuchteten Räume sehen, die für die Gäste bereits her gerichtet worden waren, dort würden sie noch weiter speisen und trinken, feiern können und es sich gut gehen lassen. Vor dem Eingang verharrten die Knaben, der flavische Junge senkte die Fackel eine Wenig und trat zur Seite, damit die Braut an den Türrahmen kam. Für den Moment verharrte auch Marcus und ließ Epicharis – und auch ihren Sklavinnen - genügend Platz vor dem Eingang, damit sie ihren Teil des Ritus voll führen konnte.

  • Zitat

    Original von Decima Calvia


    "Doch, das Meer vermisse ich schon..., meinte ich mit vollem Mund - schluckte dann und besann mich wieder auf meine Manieren. Die waren leider ein bisschen verkommen in der letzten Zeit, doch vor meiner stilvollen Cousine, die früher schon auch erzieherischen Einfluss auf mich gehabt hatte, wollte ich mich jetzt nicht unbedingt daneben benehmen. Aber komisch, sie ass ja fast nicht!
    "Du muss unbedingt davon probieren!" Enthousiastisch zeigte ich auf die Siebenschläfer. "Ganz phantastisch!" Ich selbst kostete mich weiter durch, und widmete mich dann besonders einem Kapaun.
    "Artorius Menas, ja, ich kenne ihn. Er war anfangs in unserer Centurie. Er ist wirklich sehr motiviert, fest entschlossen, und hat sich gut gemacht." Nur ein bisschen eigenbrötlerisch war er, wurde nicht so richtig mit den Kameraden warm, aber vielleicht brauchte er da bloss etwas mehr Zeit, und überhaupt mochte ich Calvia lieber von den positiven Dingen erzählen. "Jetzt gerade ist er aber zu der Kohorte in Ostia versetzt worden, für den nächsten Ausbildungsabschnitt." Warum war mir nicht so ganz klar, aber die Bürokraten in ihren Schreibstuben dachten sich sicher was dabei wenn sie die Rekruten so hin und her schickten.


    Genüsslich biss ich in das saftige weisse Schenkelfleisch des Kapauns, warf mal einen Blick zu den anderen Gästen hin, und zu der Braut, erfreute mich an dem bunten Bild, dem leichten Wind, der Musik und dem fröhlichen Stimmengewirr. Es war einfach das perfekte Fest! Beschwingt erwiderte ich das Lächeln meiner Cousine, nachdem ich ihr das von Lucilla erzählt hatte. Sie zeigte ihre Freude auf ihre ganz eigene sanfte Art, die ich sehr charmant finde.
    "Oh, es gibt viele Neuigkeiten. Onkel Meridius geht es gut, aber ich sehe ihn ganz selten, er hat ja immer wahnsinnig viel zu tun" - was kein Wunder war, bei so einem bedeutenden Mann; meine Stimme war ehrfürchtig als ich von ihm sprach - "und er trifft Vorbereitungen für die grosse Reise, mit Onkel Mattiacus zusammen..." Ich verstummte einen Moment, liess den Blick über die Hügel der Stadt in die Ferne schweifen, und setzte dann inbrünstig hinzu: "Ich hoffe so sehr dass sie Erfolg haben!"
    Die zarten Klänge einer Dreiecksharfe und einer Flöte wehten zu uns hinüber, und die Oleanderblüten leuchten in der Sonne.
    "Ja, und sonst", fuhr ich fort, "der kleine Optatus, der wächst und gedeiht... Mein Bruder Appius ist jetzt auch sub aquila gegangen, nach Germanien. Und Seiana ist nach Alexandria gereist, stell Dir vor! Naja, sie will halt auch mal was von der Welt sehen, aber ich mache mir schon ein bisschen Sorgen."


    Wie... mit wem ich hier sei? Calvias Frage brachte mich aus dem Konzept. Meinte sie womöglich gar, ich wäre mit einer Freundin hier?
    "Nein!", wehrte ich ab, ganz erschrocken von dieser Vorstellung. "Ähm. Also weder noch. Der Bräutigam ist mein Centurio. Er hat viele von uns Soldaten eingeladen."
    Jetzt hatte ich das Bedürfnis das Thema zu wechseln.
    "Aber wenn Du jetzt hier bist, dann lass uns doch mal was zusammen unternehmen. Hm, ja, ich würde sogar..." - bei diesen Worten beugte ich mich zu ihr und sah ihr übertrieben todernst und kühn in die Augen - ".. ich würde mich nicht scheuen, mich mit Dir auf einen..." - ich dämpfte die Stimme - "...Einkaufsbummel zu begeben, liebe Cousine. Wenn Du magst? Oder.." - und hier grinste ich breit, und breiter, und verschwörerischer - ".. wenn es mal wieder gute Gladiatorenspiele gibt, könnten wir uns die anschauen... " Meine letzten Worte gingen in ein ausgelassenes Lachen über. Warum, das war unser beider Geheimnis.

  • Als es dann schon spät war, nach dem wunderbaren Festmahl und dem Wiedersehen mit meiner Cousine, spazierte auch ich in dem Brautzug mit, der sich wie eine Schlange mit feurigen Augen durch die Stadt wand. Sehr stimmungsvoll, sehr schön war das mit den Fackeln, ich hatte mir auch eine geschnappt, und trug in der anderen Hand meinen Weinbecher, von dem ich mich nicht hatte trennen wollen. Ich für meinen Teil war ziemlich angeheitert, wie so einige, aber noch nicht so betrunken wie manche. Lauthals lachte ich über die Reime, die die beiden Glücklichen aufs Korn nahmen. Am Vortag hatte ich mir schon ein anzügliches Verslein ausgedacht, jetzt nahm ich schnell noch einen Schluck Wein um meine notabene Campus-trainierte Stimme zu ölen. Dann hob ich meinen Becher wie zum Zuprosten und legte äusserst theatralisch los:


    "Auf das Schwert des Aristides!
    Eine starke Klinge, die des
    Flaviers Ziele stösst mit Kraft,
    Massenhaft Verzückung schafft,
    Meistens steht und selten hängt,
    Tausendfach Vergnügen schenkt,
    Und zum Himmel hochgereckt,
    Jede Maid darniederstreckt! -


    Claudia kommt heut nacht in den Genuss,
    Des Centurios ruhmreichen Gladius':
    seiner Manneskraft OPTIMUS MAXIMUS!"


    Der Pulk von Soldaten, in dem ich lief, gröhlte los. Dreckiges Lachen schallte durch die Nacht, und es wurde immer wieder auf das Gladius getrunken. Ich trank mit, johlte und lachte mit, nur dummerweise alles gleichzeitig, so dass ich mich erst mal gehörig am Wein verschluckte.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    ...
    Weiter vorn hielt man gerade ein weiteres kleines Opfer ab, Epicharis und Aristides hatten sich auf ein schneeweißes Schaffell gesetzt, wie es Tradition war, und brachen gerade den Kuchen. Ich nippte erneut an dem Wein. Epicharis schien so glücklich, als würde sie wahrhaftig sogleich dieser Welt entschweben. Gracchus war der erste, der im Anschluss an das Opfer Die Glückwünsche herausrief. Ich hob den Becher halb in die Höhe. "Feliciter!" wünschte ich den beiden ebenso, dann fixierte mein Blick Celerina, da ohnehin alle möglichen Gäste nun auf das frischvermählte Paar zu stürmten, um zu gratulieren. "Was schenkst du den beiden? Ich habe lange überlegt und bin selbst jetzt noch nicht sicher, ob es wirklich das Richtige war." Das würde sich dann erst am morgigen Tage herausstellen.


    Von Aquilius´ trüben Gedanken hatte ich nichts bemerkt. Wahrscheinlich weil meine ganze Aufmerksamkeit dem Zeremoniell und natürlich auch dem Aurelier galt. Wenn alles so geschah, wie ich es mir erhoffte, dann war ich in wenigen Monaten schon die Braut, die im Rampenlicht stand. Insgeheim hatte ich mir schon ausgemalt, wie meine Hochzeit werden würde. Aristides und Epicharis hatten die Messlatte sehr hochgelegt, diese würde es zu überbieten gelten.
    Corvinus´ Frage nach dem Geschenk für das Hochzeitspaar erheiterte mich, denn ich erinnerte mich wieder der Szenen dieses Einkaufs, die im Nachhinein doch recht amüsant waren. Dank meines Sklaven, hatte ich ein außergewöhnliches Geschenk gefunden, welches mit Sicherheit Beachtung finden würde.
    "Oh, mein Geschenk? Nun, es ist etwas unkonventionelles, würde ich meinen, was dem Brautpaar ein wenig Zerstreuung bringen möge." Ich schmunzelte verheißungsvoll und verriet dem Aurelier schließlich, was ich als Geschenk ausgesucht hatte. "Es ist etwas lebendiges, mit sehr vielen Haaren!" Unvermittelt mußte ich zu meinem Sklaven schauen, der sich etwas abseits von mir aufhielt. Tatsächlich hätte man meinen können, ich hätte ein Faible für alles haarige! "Nein, nicht er! Es ist ein kleines Äffchen! Direkt aus Africa!" Natürlich wollte ich auch wissen, was Corvinus schenkte! "Wofür hast du dich entschieden?" fragte ich schließlich eher beiläufig.


    Allmählich wurden auch die Speisen aufgetragen. Ein Zeichen dafür, daß das Festmahl begann. Nun ja, hungrig war ich noch nicht. Wohl war es aber besser, der Masse zu folgen, die sich gemächlich den Speisen näherte. "Möchtest du mich nicht zu einer der Klinen begleiten, Corvinus?"

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