Inhapy - Hebamme und Freizeitseelsorger

  • "Ashur wird noch eine Weile brauchen, bis er wieder unter die Leute tritt." Er zeigte ihr seine ramponierte Hand. "Ich bitte dich ein Auge darauf zu haben, ob er sich hier weiterhin herumtreibt." Er schaute ihr in die Augen: "Ich würde deiner Freundin gerne helfen, wenn du das ebenfalls möchtest und es für sinnvoll hältst. Ich sehe keinen plausiblen Grund für seine Brutalität, wenn seine Frau ihm zwei Mädchen schenkt. Er sollte den Göttern danken, und nicht seine Frau mißhandeln!"

  • Also wirklich. Männer! Nicht, dass dieser Mistkerl es nicht verdient hätte. Nur wünschte sich Inhapy, dass die gesamte männliche Gesellschaft manchmal etwas mehr Respekt vor dem Leben hätte. Vielleicht war das wirklich ein weibliches Mysterium. Und vielleicht musste man es einigen Männern wirklich einprügeln.
    Sie stand auf und besah sich die Hand erstmal genau, ehe sie irgendetwas sagte.
    “Du solltest deine Hände vielleicht besser bandagieren, bevor du auf Holzköpfe haust. Möchtest du ein paar Kräuter?“
    Eine Antwort wartete die Ägypterin nicht einmal richtig ab, sondern machte sich gleich auf den Weg zu den Kräutern im Fenster, um hier und dort etwas abzuzupfen und in einen Steinmörser zu laden.
    “Ich kann dir sagen, wo sie wohnen. Neferu bräuchte dann einen Ort, an dem sie unterkommen kann, wo er sie nicht wieder findet. Ich kann mich umhören, wo ich sie und die Mädchen hinbringen könnte. Aber sie darf unmöglich bei diesem Kerl bleiben. Ich denke, nicht nur ich wäre dir dankbar, wenn dieses Monster einmal auf seine Fehler aufmerksam gemacht wird.“

  • "Das mit meiner Hand ist kein Problem. Ich bin Faustkämpfer, und in zwei Tagen ist das schon wieder vergessen. Und für den wird mir sicher auch die kinke Hand reichen." Meinte er abwehrend, aber offenbar ohne Erfolg.


    "Gut, dann klärst du das und ich werde mich dann anschlißend mit dem Herrn mal unterhalten. Am Besten lässt du mir Bescheid sagen, sobald du was genaueres weißt." Er überlegte kurz. "Ich möchte nicht, dass du denkst ich wolle ihn umbringen. Es soll nur ein Denkzettel sein, den er sicher verdient hat, und für den seine Frau aber zu schwach ist. Ich muss gestehen, dass mich die Zustände hier in Rhakotis schockiert haben. Nicht nur dass hier niemand nach dem Rechten sieht...die Leute haben vor der Stadtwache und den Rhomäern mehr Angst als vor den Verbrechern die sich hier rumtreiben." Anthi schüttelte den Kopf.

  • Das Männer immer alles so runterspielen mussten! Das war doch nichts schlimmes, wenn einem was weh tat und man das auch sagte. Inhapy hatte schon den Stößel in der Hand und begann, die Kräuter zu zermalen und zermatschen. Als schließlich eine Paste herausgekommen war, die ihre Zustimmung fand und auch den Geschmackstest überlebte, ging sie kurzerhand zu Anthimos und schmierte ihm etwas von dem Zeug auf die Knöchel.
    “Das brennt jetzt ein bisschen.“
    Danach räumte sie den Mörser wieder an seinen Platz, ehe sie sich wieder in den Sessel fallen ließ.
    “Ja, da hast du schon recht, aber mit den Verbrechern kann man verhandeln. Zumindest mit den meisten. Mit der Stadtwache kann man das nicht, und mit den Rhomäern schon erst recht nicht. Die verstehen das Leben hier unten nicht. Mich würde nicht wundern, wenn die dich festnehmen würden und einsperren wegen Ashur. Bei denen ist er das Opfer und du der Verbrecher, weil du ihn seiner gerechten Strafe zugeführt hast.
    Und wenn du das alles bedenkst, noch dazu die Armut hier unten, wundert es dich dann wirklich, dass man sich lieber mit den Verbrechern einlässt, weil man sie mehr versteht als die anderen?“

    Inhapy atmete einmal durch. Sie war wohl wirklich zu müde, wenn sie schon solche Vorträge hielt.
    “Ich werde schauen, wo ich sie unterbringen kann. Aber sag Penelope nichts davon, sie macht sich immer unnötig Sorgen um alles mögliche.“

  • Puh, was hatte sie ihm da draufgeschmiert? Das brannte ja wie Feuer! Er sog die Luft ein.


    "Nun darüber dass ich geschnappt werde mach ich mir keine Sorgen. Ich habe aufgepasst, dass es keine Zeugen gab, und meine Stimme kann er auch nicht wiedererkannt haben. Außerdem hätte Ashur keine Beweise und ich bin mir sicher, dass mein Wort mehr zählen würde. Aber meinst du wirklich, dass hier irgendjemand zur Stadtwache gehen würde? Wenn Ashur wüsste wer es war, würde er mir eher ein paar Leute auf den Hals schicken, aber es doch nie im Leben melden. Keiner hier in Rhakotis würde das tun, das ist ja das Problem! Hier werden jeden Tag so viele Leute ausgeraubt, zusammengeschlagen oder umgebracht...und nichts wird getan."


    Im nächsten Punkt hatte ihm die Hebamme aus dem Herzen gesprochen.


    "Ja, wir dürfen Pelo nichts davon sagen. Sie würde sich furchtbare Sorgen um mich machen, und das möchte ich ihr ersparen. Vor allem wenn sie jetzt unser Kind in sich trägt."

  • “Ashur zur Stadtwache gehen? Bestimmt nicht. Die stören ihn mit ihren Patroullien ja jetzt schon bei seinen Geschäften, wenn sie dann auch noch sein Gesicht kennen würden… nein, der geht nirgends hin. So meinte ich das auch gar nicht.
    Aber es geht deshalb niemand zur Stadtwache, weil hier niemand etwas sieht und jeder sich eher die Zunge abbeißen würde, als jemanden zu verraten. Was in Rhakotis geschieht, bleibt in Rhakotis. Daran ändern weder die Stadtwache noch die Rhomäer etwas.“

    Gut, dass sie sich in Sachen Penelope einig waren. Das arme Mädchen musste sich wirklich nicht damit auch noch belasten.
    “Du bist dir ja sicherer als sie selbst über ihre Schwangerschaft. Sie wollte mir vorgestern gar nicht glauben. Der Test, den ich gemacht habe… möchtest du das bisherige Ergebnis schon sehen?

  • "Danke, lieber nicht. Ich liebe meine Frau, aber in solche Sachen muss ich mich nicht einmischen. Das kann ruhig unter Frauen bleiben.", meinte er lachend. "Ich will einfach glauben dass sie schwanger ist, und wenn sie es nicht ist, wird sie es sicher bald werden. Aber sag mal, stimmt das wirklich mit den schmalen Hüften? Ich hab Penelope gesagt, sie brauch sich da keine Sorgen machen. Schließlich hatte meine Mutter auch schmale Hüften, und sie hat schließlich drei kräftige Jungen geboren." Das Gerede über die schmalen Hüften bereitete Anthi jetzt auch langsam Sorgen-allerdings würde er das gegenüber Pelo nie zugeben.

  • Inhapy lächelte, als hätte sie durch die wenigen Worte von Ánthimos eine göttliche Erkenntnis über ihn erhalten. Aber bei seiner Frage wurde sie wieder ernster.
    “Nun, sie ist sicher nicht dazu geschaffen, zehn Kinder zur Welt zu bringen. Bei der ersten Geburt wird sie mit den Hüften wohl etwas brauchen, je nachdem, wie groß das Kind ist. Die erste Geburt ist immer die schwerste und längste. Aber ich werd sie schon vorbereiten, wenn es soweit ist. Ich hab noch nie eine Frau verloren. Ein paar mal ein Kind, aber nie eine Frau.
    Aber mach dir keine Sorgen, ändern kannst du es ohnehin nicht. Und wenn du dich sorgst, machst du dich und sie damit nur wahnsinnig. Die Kleine ist ziemlich zäh, sie schafft das schon. Sie sieht nicht danach aus, ich weiß, aber sie schafft das schon.“

  • Da war er aber beruhigt. Außerdem war er froh, dass Inhapy Penelope offenbar wirklich behandeln wollte, obwohl sie keine Ägypterin war.


    "Gut, dann möchte ich dich nicht noch weiter von deinem wohlverdienten Schlaf abhalten. Du meldest dich dann bei mir, wenn du weist wo du die arme Frau unterbringst. Ich komme dann wieder und wir besprechen was wir genau unternehmen." Er erhob sich.

  • Inhapy war sich zwar bewusst, dass es wohl unhöflich war, aber der Sessel war gerade viel zu bequem, um sich daraus zu erheben.
    “Ja, werde ich. Aber du hast recht, jetzt möchte ich erst einmal schlafen. Bis morgen, Ánthimos.“

  • Ànthimos hatte heute Nacht nicht gut geschlafen. Zu lange hatte er sich über ihre Situation Gedanken gemacht. Er hoffte so, dass Penelope schwanger war, aber andererseits hatten Inhapys Worte über Pelos schmale Hüften ihre Spuren hinterlassen. Nachdem sie gefrühstückt hatten, Anthi hatte heute frei, machten sie sich auf den Weg zur Hebamme. Als sie dann vor deren Tür standen, hielten sie beide inne. Er schaute sie an und meinte:


    "Bist du genauso nervös wie ich? Nicht das ich Angst hätte, aber ich bin ja sowas von gespannt!"

  • Ob Penelope nervös war? Sie war ein reines Nervenbündel! Nach ihrem Besuch im Isistempel hatte sie sich zwar gestärkt und sicher gefühlt, und natürlich auch die nachfolgende Methode, die Ánthimos vorgeschlagen hatte, sehr genossen. Aber jetzt und hier war sie gerade mehr als nur nervös.
    Wenn sie durch diese Tür schritten und sich den Test anschauten, dann war es wirklich wirklich wirklich. Bis jetzt war es nur ein Traum, eine Hoffnung, aber gleich würde es wirklich echt sein, oder eben auch nicht. Das hatte so etwas Endgültiges an sich.
    "Ich hoffe ja so sehr, dass Isis uns wirklich erhört hat. Ich trau mich gar nicht, anzuklopfen."

  • Anthi umarmte sie und hielt sie erstmal ein paar Sekunden fest um ihr ein wenig die Nervosität zu nehmen "Ich hoffe es auch, aber wenn du nicht schwanger bist, ist das auch kein Problem. Dann haben wir ein wenig mehr Zeit die Hochzeit zu planen, das ist also auch nicht verkehrt. Beide Fälle sind also auf eine Weise gut, von daher können wir ganz ruhig sein." Er strich ihr über die Wange und gab ihr dann einen Kuss. Sie waren ja jetzt ofiziell verlobt, da musste sowas schon drin sein.


    Dann klopfte er zwei Mal fest gegen die Türe, wie so oft in den letzten Wochen.


    Inhapy öffnete schnell und bat sie herein.


    "Setzt euch, setzt euch. Ich gehe gleich mal den Eimer holen. Hab selber noch nicht geschaut wie es aussieht." Und schon war sie wieder verschwunden. Anthi setzte sich, wie es ihm gesagt wurde, zog Penelope auf seinen Schoß und steichelte ihr vorsichtig und beruhigend den Rücken, während sie warteten.

  • Ein bisschen seltsam war es schon, auf Ánthimos Schoß direkt zu sitzen und nicht wie sonst sittsam neben ihm, aber im Moment war es ihr so sogar lieber. So konnte Penelope seine Nähe spüren und sich von seiner Stärke selbst ein wenig Sicherheit geben lassen. Sie war ja so nervös.
    Schließlich kam Inhapy zurück mit dem Eimer in der Hand. Allein bei dem wissenden Blick in ihrem Gesicht war Penelope klar, was die Körner sprechen würden. Sie brauchte sie gar nicht zu sehen. Aber dennoch schaute sie ganz gebannt auf die kleinen, grünen Halme, die gesprossen waren. Nicht alle Körner waren aufgegangen, aber ein großer Teil von ihnen, über die Hälfte.
    “Der Weizen ist aufgegangen. Ich gratuliere euch beiden.“
    Penelope war so gebannt, dass sie im ersten Moment weder etwas sagen noch etwas tun konnte.

  • Wie der Weizen? Und was war nicht aufgegangen? Entweder fehlte ihm eine wichtige Information oder er hatte gerade was verpasst.


    "Also sind wir...äh...sie schwanger?", meinte er verblüfft. "Und was heißt das, wenn der Weizen aufgeht und die anderen Körner nicht?"


    Auch er saß ebenfalls wie gebannt auf seinem Hintern.

  • Penelope berührte ganz vorsichtig die sanften, grünen Halme, die sich langsam ihren Weg in Richtung Sonne suchten. Als sie sie berührte, kam schließlich ein kleiner Freudenschrei über ihre Lippen. Es war wirklich echt. Wirklich, wirklich echt. Sie war wirklich schwanger.


    Inhapy grinste bei der Reaktion ihrer griechischen Freundin und fing dann an Ánthimos aufzuklären.
    “Die Gerste ist nicht so gut aufgegangen. Aber Penelope ist schwanger. Und wenn die Körner recht haben, erwartet ihr in etwa 35 Wochen ein Mädchen."


    Penelope war bei diesen Worten noch mehr gebannt. Ein Mädchen! Sie hatte geglaubt, dass sie sich über einen Jungen mehr freuen würde, aber jetzt, wo Inhapy das Wort sagte, war sie einfach nur glücklich.

  • Sie bekamen eine Tochter! Ein süßes kleines Mädchen- seine Freude war beinahe Grenzenlos.


    Er strich Penelope verträumt über den Bauch und hob sie dann hoch, wobei er aufpasste ihr nicht weh zu tun.


    "Ich danke dir. Ich liebe dich! Und ich liebe unsere Tochter!" flüsterte er ihr ins Ohr, zu mehr war er momentan nicht in der Lage und dann hielt er sie einfach nur fest.

  • Erst umarmte Penelope nur Ánthimos, dann schloss sie auch die Ägypterin in ihre Arme. Sie fühlte sich so beschwingt, sie könnte die ganze Welt umarmen! Sie würde Mutter werden! Als sie Inhapy wieder los gelassen hatte, schmiegte sie sich wieder in Anthis Umarmung.
    "Ich liebe dich." Mehr brachte sie nicht mehr heraus.


    Inhapy unterdessen verräumte den Eimer wieder und ließ den beiden einen Moment, ehe sie zum ernsteren Teil der Angelegenheit überging.
    “Wisst ihr schon, was passieren wird? Oder habt ihr Fragen?“
    Junge Mütter kamen meistens mit einem riesigen Berg an Fragen, besonders je näher die Geburt rückte.

  • "Äh Fragen? Geht das denn nicht von alleine? Ich meine müssen wir denn auf etwas achten? Braucht sie besonderes Essen?" Eigentlich behandelte er Penelope eh wie ein rohes Ei. Aber vielleicht musste sie etwas beim Essen beachten-viel Milch trinken vielleicht, damit sie nachher genug für das Baby hatte, oder solche Sachen. Aber das hätte er natürlich nie gefragt, obwohl er bei diesem Thema völlig ahnungslos war.

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