Triclinium | Convivium Octobris

  • Wenn Orestes sich nicht - nach dem beinahe Patzer beim Auftreten Arvinias - sehr genau konzentriert hätte, wäre ihm bei diesem so unscheinbar daher kommenden Themenwechsel, der für Orestes doch mehr als nur ein einfaches Geplänkel, da er ja zumindest so etwas wie ein Auftakt zu einer möglicherweise entscheidenden Unterredung und somit vielmehr ein kairos als einfach nur dahinfließende Zeit war, darstellen mochte, wohl die Dattel aus dem Mund gefallen, so allerdings biss er genüsslich in sie hinein, um allerhöchstens durch die durch das Abbeißen verursachte kurze ja fast schon kunsthafte Pause anzudeuten, dass die Worte, die nun sogleich das Geflecht seiner Zähne verlassen würden, vielmehr waren als eine einfache Antwort, sondern der langsame, noch zaghafte Beginn einer zurückhaltenden - eben vornehmen - aber doch, so wagte er wenigstens zu hoffen, am Ende erfolgreichen Werbung um Gunst und Zustimmung, wobei ersteres ihm wenigstens in Bezug auf Arvinia sicherer schien als letzteres, in den Augen der Tiberier, so dass er ohne den Blick zu Arvinia zu wenden sagte:


    "Nein, werter Tiberius. Es ist mir bisher nicht vergönnt gewesen, dass sich Aspirationen und Ambitionen in einer glücklichen Weise verbunden haben. Denn sowohl das eine, also die eigenen Wünsche und Hoffnungen, als auch das andere, das Wohl der Familie und der Karriere, müssen bei einer solchen Entscheidung mitbedacht und in Einklang gebracht werden. Aber, auch wenn ich noch nicht reich an Jahren oder Erfahrungen bin, scheint es mir an der Zeit - gemäß den Sitten der Älteren - nicht mehr allzu lange mit dieser Frage zu warten."

  • Als Crista zu ihm kam und ihm die Information zuflüsterte, blickte er neben sich, wo der alte Tiberier zu Tisch lag und gerade einen Schluck Wein nahm. Durus war gar nicht aufgefallen, wie viel Iuvenalis getrunken hatte! Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, den Alten einfach zu fragen, was ihm jedoch etwas unpassend und respektlos erschien. Glücklicherweise war Crista auch schon verschwunden, als er sich wieder zu ihr umwandte.


    Die Angelegenheit verschwand recht schnell aus seinen Gedanken, als Orestes zur Antwort ansetzte, nachdem er zuerst seine Dattel genossen hatte. Er selbst war kein besonders großer Freund dieser überaus süßen Frucht, doch da ihr Import teuer war, gehörte sie einfach zu jedem gehobenen Mahl.


    Auch der Aurelier schien jene gewählte Ausdrucksweise zu beherrschen, die auch Gracchus an den Tag legte, obschon er den Sprachcode nur als Einleitung seiner Erklärung nutzte, was Durus ganz gut gefiel.
    Wie er erwartet hatte, war auch Orestes noch zu haben - eine Information, die fast ebenso wichtig war wie die, dass Macer auf Brautschau war! Gerade die Aurelier würden mit Sicherheit eine lukrative Verbindung sein - falls man sie dazu bringen konnte, sich mit den Tiberiern zu arrangieren, denn noch immer schwebte ein alter Zwist zwischen den Familien wie ein Damoklesschwert über einer möglichen Verbindung.


    "Ich bin sicher, die Väter werden dir die Tür einrennen, wenn bekannt wird, dass du auf der Suche bist!"


    erwiderte Durus mit einem gönnerhaften Lächeln. Wenn er gewusst hätte, dass er bereits jemanden ganz bestimmten im Auge hatte, der zusätzlich noch zur Stirps der Tiberier gehörte, hätte er dies vermutlich nicht gesagt (schon aus Verwunderung!). Doch so konnte er freiheraus sprechen!

  • Macer gab im Allgemeinen nicht allzu viel auf die strenge Unterscheidung zwischen Patriziern und Plebeiern, die in seinen Augen keine so große Bedeutung hatte wie in früherer Zeit. Trotzdem musste er aufpassen nicht ein wenig zu schmunzeln, wenn er sein eigenen kurzes Gespräch mit Quarto mit dem Gespräch zwischen dem Gastgeber und dem Aurelier verglich. Auch wenn es sich um dasselbe Thema drehte, lagen zwischen den Ausdrucksweisen doch Welten. Macer kaschierte sein Vergnügen über diese Tatsache jedoch seines Erachtens erfolgreich, indem er erst einmal seinen weiteren genussvollen Obstvergleich fortsetzte, bevor er sich wieder ins Gespräch einbrachte.


    "Wenn ihr mir die offene Frage gestattet - wie steht man eigentlich heute in patrizischen Familien zu Ehen zwischen Patriziern und Plebeiern? Weichen die Grenzen weiter auf, wie sie es schon länger tun?" Die sittenstrengen Vorväter würden sicherlich den Kopf schütteln, wenn sie wüssten, was heute alles möglich war, aber andererseits wurde über solche Themen Macers Empfinden nach selten direkt gesprochen. Auch aus den Hochzeiten, die in der letzten Zeit stattfanden, konnte er sich kein ganz klares Bild machen.

  • Natürlich hatte der Alte alles mitbekommen. Er mochte zwar einiges inuts haben aber er vertrug auch einiges. Doch als er das Getuschel und die Blicke um seine Person bemerkt hatte wurde es ihm zu dumm. Nun spielte er eben den Betrunkenen, wie es schien wurde es ja von ihm gerade zu verlangt. Also sollten sie ihren Spaß haben...


    Was duschelsd du permanend dord drüben herum Crisda! Du bischt meine Sglavin und nischt deren Berson dord! Alscho gomm gefälligscht her!


    Selbst mit einem recht ruhigen Mann wie Iuvenalis es eigentlich war konnte ein mal der Gaul durch gehen. Und genau jetzt war dieser Punkt gekommen...


    Doch als er dann die Frage des Senators Macer mitbekam, meinte er.


    Wie sagt ein aldes Sprischword. Schuster bleip pei deinen Leischten. Oder scho. Un genau scho schollten wir`sch auh peipehaldn.


    Der Part war schon reif für`s Theater was der Alte hier abzog. In seinem nächsten Leben vielleicht...

  • Orestes wollte gerade seinen Mund öffnen, um mit sehr gezielten Worten die Frage des Senators Macer zu beantworten, indem er einen mittleren Weg vorgeschlagen hätte, damit zugleich Offenheit aber auch Treue zu den Traditionen zu zeigen, als der ältere Tiberier, bei dem schon beobachtet worden war, dass der gute Wein sich schon in einem beträchtlichen Maße dem natürlichen Ziel (getrunken zu werden nämlich) zugewandt hatte, lallend antwortete, so dass es nicht an Orestes war, die kurze Stille der peinlichen Berührtheit zu beenden. Also wartete er ab und schwieg.

  • Durus erstarrte, als der alte sich lautstark zu Wort meldete und ganz offensichtlich bestätigte, was Crista ihm gesagt hatte. Er hätte niemals erwartet, dass der Alte sich diese Frechheit herausnehmen würde und sich in Anwesenheit des Consuls und weiterer Würdenträger betrank! Man sollte doch niemals alten Menschen trauen!


    Nun war guter Rat teuer - sollte er Iuvenalis wegschicken? Das wäre wohl die entehrendste Form, die zugleich aber auch für ihn ein wenig peinlich war. Oder überging er Iuvenalis einfach? Immerhin kam es bei Gelegenheit vor, dass Leute auch bei einem solchen Convivium zu viel tranken (üblicherweise jedoch erst nach dem Essen).


    Fürs erste beschränkte er sich darauf, seinem Nachbarn einen bitterbösen Blick zuzuwerfen, der wohl fast tödlich hätte sein können, dann entspannten sich seine Gesichtszüge und er blickte zu Orestes.


    "Was wolltest du sagen, Aurelius?"

  • Sie stand immer noch neben Durus, um seine Anweisungen zu erhalten und behielt ihre junge Herrin im Auge, weil der Aurelier Orestes gerade geantwortet hatte. Was duschelsd du permanend dord drüben herum Crisda! Du bischt meine Sglavin und nischt deren Berson dord! Alscho gomm gefälligscht her! Eigentlich hatte sie gedacht, dass die Angelegenheit wegen ihr nun erledigt gewesen wäre, aber dem war nicht so. Crista erstarrte bei Iuvenalis Worten, sah zu ihm und blickte Arvinia an.


    Oh, jetzt wurde die ganze Angelegenheit um Iuvenalis herum wahrlich prickelnd! Durus war stink sauer.. das konnte man von seiner Miene allzugut ablesen. Und sie? Was sollte sie nun tun? Jetzt wollte sie dieses Missverständnis auf eigene Faust gerade rücken. Sie löste sich von Durus Seite, nestelte im Gehen ihre bulla hervor, die sie als tiberische Sklavin auszeichnete und hielt sie vor Iuvenalis Nase. "Da steht aber was anderes drauf. Du bist betrunken. Du schummelst dir und mir etwas vor... was gar nicht stimmt." Die bulla den großen Händen des Alten überlassend trat sie zurück, rümpfte die Nase über den Geruch des Weinsdunst. "Mein Herr ist gestorben und ich bin zu Arvinia gegangen."

  • Der Blick von Durus machte dem Alten nicht viel aus. Er wußte das er noch nicht besoffen genug war. So meinte er auch in normalem aber scharfen Tonfall zur Sklavin als sie ihm antwortete.


    Seit wann gehen denn Sklaven wohin sie wollen?! Und betrunken bin ich erst wenn ich es auch sein will. Nur das das klar ist! Dein Herr, war mein Neffe und nach seinem Tode gehörst du mir! Ich hoffe ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt!


    Der Alte nahm die Bulla und drückte sie Crista ohne ihr große Beachtung geschenkt zu haben geradewegs wieder in die Hand.


    Nimm sie und wirf sie weg. Sie taugt die Sesterze nicht! Und wenn du dies getan hast, so kannst du auch gleich nach diesem faulen Karthager ausschau halten. Er soll sich gefälligst bei mir melden!

  • Und hatte Durus gerade noch gedacht, noch einmal davongekommen zu sein, entlud sich der schwelende Streit nun mit voller Gewalt. Nicht nur, dass eine Sklavin dem a memoriae des Kaiser erklärte, was sie von ihm dachte - nein, Iuvenalis brüllte auch noch herum (und zwar gänzlich unbenommen). Durus fand den kleinen Scherz zuvor gar nicht witzig und wusste nicht, über wen er sich mehr ärgern sollte: Crista oder Iuvenalis. Er musste sich zurückhalten, nicht beide lauthals aus dem Raum zu jagen.


    Blass vor Zorn wandte er sich an Iuvenalis und presste hervor


    "Könntest du deine Differenzen mit der Sklavin bitte draußen klären?"


    Entweder er würde gehen oder seine Sklavin zumindest wegschicken. Durus war egal, was er tat, solange diese Szene sofort ihr Ende fand.

  • Neben all der köstlichen Speisen – Durus verstand es wahrhaftig, seine Köche auszuwählen – waren die Gespräche etwas, das ich genoss. Auch, wenn mich die Ansicht des Flaviers zugegebenermaßen ein wenig verwunderte, schien er doch nicht sehr davon überzeugt, dass die Götter ihm würden helfen können. War ihm das Thema lediglich unangenehm? Vielleicht hatte er auch schlechte Erfahrungen gemacht. Jedenfalls wollte ich ihm keine Debatte aufnötigen, wo nur allzu offensichtlich war, dass sie ihm nicht behagen würde. Viel mehr als das Thema schienen ihm die erlesenen Speisen zu schmecken, die der Tiberius auftischen ließ. Und obwohl sich langsam auch in mir ein Völlegefühl ausbreitete, konnte ich mich einer gewissen Begeisterung ob des Geschmacks nicht erwehren und ließ mir ein letztes Mal den Teller füllen.


    „Tatsächlich?“ fragte ich überrascht. „Darf ich fragen warum?“ So ganz wollte sich mir der Zusammenhang nämlich nicht erschließen. Oder konnte es sein, dass Epicharis diesen Umstand gefordert hatte, noch ehe sie den Bund mit ihm einging? Wenn dem so war, musste sie eine sehr ausdrucksstarke Frau sein. Bisher hatte ich im Gebäude der Acta allerdings nicht viel davon bemerkt. „Einen parthischen Sklaven, sagst du? Das klingt interessant. Hast du ihn selbst gefangen? Ich kann dir nur wünschen, dass er nicht irgendwann auf die Idee kommt, dir im Schlaf die Kehle durchzuschneiden. Die Parther sind doch ein niederträchtiges Volk. Das beweist auch die Tatsache, dass sie ihre Beute mit Falken schlagen. Kein Tier kommt doch auf die Idee, dass sich der Jäger von oben nähert. Allerdings dürften sie da nur mäßig erfolg haben, denn wer hätte je davon gehört, dass ein Vogel ein Reh erlegte“, sagte ich mit leicht spöttischem Unterton. „Ich bin gespannt, ob aus diesem Falken etwas wird. Du musst mir unbedingt davon berichten.“


    Fisch, Fleisch, Muscheln, Filet... Durus hatte scheinends weder Kosten noch Mühen gespart. Eine Gaumenfreude jagte die nächste.....und ein Fauxpas folgte auf den anderen. Während sich das Gespräch der anderen nun um standesübergreifende Heiraten drehte und Orestes enthusiastisch mitdiskutierte – was mir ein Schmunzeln entlockte – begab sich der alte Verwandte Durus’ erneut vor allen anderen auf dünnes Eis. Arbeitete er nicht am Palast? Kurios. Er lallte hörbar, vertrug vermutlich den Wein nicht recht. Marginal zuckte eine meiner Brauen in die Höhe, die Frage des Flaviers vernahm ich nur mit halbem Ohr. „Im Sommer?“ Ich wandte mich wieder ihm zu, hin und her gerissen zwischen den Themen. „Ich würde es gern, habe es aber während der letzten Jahre so gut wie nie geschafft, obwohl wir ein ganz ansehnliches Landhaus in Mantua haben“, erwiderte ich dem Flavier ein wenig abgelenkt und fing nun den wütenden Blick von Durus auf. Ein wenig verwundert blickte ich zwischen der aufmüpfigen Sklavin, dem Alten und Durus hin und her, ehe ich die Reaktion der Gäste beobachtete. Ich tauschte einen Blick mit Orestes. Es war klug von ihm, zu warten, bis sich die Situation geklärt hatte.

  • Bei den Worten von Orestes bleib sie hellhörig, sie klangen besser als seine Worte zuvor und sie war sehr gespannt darauf, was er jetzt zu sagen hatte. Aber genau das war der Punkt, ziemlich verärgert schaute sie den Störenfried an, der leider zu ihren Verwandten zählte, der ihren Manius unterbrach.
    Ohjeh ,.. er hat zuviel getrunken dachte sie sich nur .. was sollte sie tun? Durus war eh schon sauer und Arvinia wollte ihn nicht noch weiter strapazieren. Doch dann sprach der Alte wieder völlig normal und streng mit ihrer Sklavin. Er spielt ja nur !! So ein hinterhältiger .. was sie gerade dachte führte sie besser nicht weiter fort.
    Sie wollte wenigstens was wegen Crista unternehmen, da konnte sie nichts falsch machen. "Crista!" rief sie im Flüsterton "Bitte geh nochmal in mein Cubiculum und hol mir ein Tuch für die Schultern, mir fröstelt es ein wenig!" das war natürlich totaler Quatsch, aber immerhin eine Methode, um Crista für eine kurze Zeit von der Bildfläche zu kriegen, damit sich Iuvenalis beruhigen konnte.

  • Er war der Onkel ihres Herrn gewesen? Verdattert starrte sie ihn an. ER? Dieser alte Mann? Von daher wehte also der Wind... "Ich habe dich gehört." erwiderte sie trotzig, nahm die bulla entgegen und steckte sie ein in die Falten ihrer Tunika in eine versteckte Innentasche. Das würde sie noch klären müssen oder jemand von den anderen Familienmitgliedern hatte ihr noch etwas zu erklären. Crista hatte bisher nichts gegensprechendes gehört, dass sie nun Arvinia diente und jetzt das!


    "Tut mir leid.. ich kenne keinen Karthager." verweigerte sie ihm ihren Dienst und sah auf, als Durus sich einmischte. Arvinias Stimme erklang. Crista wich von Iuvenalis Seite und eilte zu ihr rüber. "Aber gerne tu ich das Tuch holen.. ich bin bald wieder da!" sprachs und verliess die Räumlichkeiten, in denen das Essen stattfand. Vielleicht fand sie Cato.. oder auch nicht. Nachdenklich ging sie die Gänge entlang und entfernte sich immer weiter von den Geräuschen und Stimmen.

  • Der Alte erhob sich umständlich und als er auftrat durchzuckte ihn ein Schmerz. Verfluchter Fuß! Er ging zu Arvinia hinüber blickte sie scharf an und meinte schließlich leise aber doch in scharfen Tonfall zu ihr.


    Sie ist meine Sklavin und du hast ihr überhaupt nichts zu befehlen, nicht wenn ich es nicht will! Ich denke das wir uns verstanden haben!


    Es wurde immer besser hier. Er schüttelte verägert den Kopf und verließ dann die Räumlichkeiten.
    Es war überhaupt kein guter Tag gewesen. Erst der Fuß und dann noch dieser Ärger mit der Sklavin und diese für ihn immer noch unbekannten Person.
    Und was Crista anging, so würde er sie wohl für ihren Ungehorsam züchtigen müssen. Pech für sie.

  • Grau und verschwommen, so war die Aussicht, die Marcus seiner Zukunft wegen hatte, aber das war etwas, was er gut zu verdrängen wußte; überhaupt, Marcus war ein Meister des Verdrängens und darüber nicht ganz unfroh, so daß er weiterhin reichlich zu greifen konnten, während Teller um Teller gefüllt wurde, und ein Gang den Anderen abwechselte. Und zu jeder gut gewürzten Speise, gehörte auch ein gehöriger Schluck Wein, Marcus hatte noch nie das Talent gehabt, sich zu sehr zurück zu halten, dafür aber auch die Gabe, recht viel Wein zu vertragen. Es war schon der dritte Becher, den er sich genehmigte, als die Sprache auf seine bevor stehende Entlaßung kam.
    „Hmh!“
    , gab er von sich, schluckte den Wein herunter.
    „Ich muß, muß. Aus zwei Gründen. Zum einen läßt sich der Posten des centurio nicht mit der Ehe vereinbaren, zum Anderen macht mein Bein für den Dienst nicht mehr mit. Ein Mitbringsel auf Parthia.“


    Was Cassim wiederum nicht war, ein Mitbringsel aus Parthia, so daß er bei der Frage nach dem Sklaven mit dem Kopf schütteln mußte; er hatte in Parthia dafür gar keine Zeit gehabt, sicherlich, Kriegsgefangene hatte er gemacht, einige davon waren in Käfige gezerrt worden und von Sklavenhändler aufgekauft; auch Marcus hatte von der Beute seinen Anteil als centurio erhalten, aber damals war er nicht auf den Gedanken gekommen, selber einen mitzunehmen; viel zu störrisch, viel zu unberechenbar und mit zu viel Haß im Herzen. Und genau deswegen mußte Marcus erneut nicken, da hatte der Aurelier einfach Recht, er hatte nicht gerade ein glückliches Händchen bewiesen, in dem er den Sklaven gekauft hatte, aber es war eine gewiße Genugtuung damals gewesen, den Parther zu erwerben, um sich ein wenig zu rächen und ihn -stellvertretend für sein Volk – für die Sache mit Marcus' Bein zu bestrafen. Aber unberechenbar war jener Mann ganz gewiß, bisher hatte der jedoch keine Anstalten gemacht, ihm zu schaden, selbst als er die Gelegenheit hatte, bei dem Ausflug in die Stadt. Schon allein der Gedanke daran ließ etwas vom Blut in Marcus' Ohren rauschen, die Verlegenheit hielt ihn einige Herzschläge lang im Griff. Was? Reh? Falke? Marcus blinzelte und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.


    „Da hast Du schon Recht, aber ich glaube, sie nutzen den Falken mehr für die Jagd von Kleinwild. Wobei sie auch Adler abrichten. Und diese können auch größeres Wild schlagen. Was ich mir selber nicht ganz vorstellen kann. Aber auch das werde ich noch verfolgen. Ja...die Parther, das stimmt, sie sind heimtückisch...dennoch glaube ich, naja, ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, manch einer von ihnen besitzt schon so etwas wie...ähm..Ehrgefühl?! Und nein, den Parther habe ich sogar erst hier in Rom gekauft.“


    Gerade als er sich den vierten Becher füllen ließ, bemerkte auch Marcus die Unruhe unter den anderen Gästen und sah hinüber zu den Tiberiern. Der etwas ältere Mann schien erbost zu sein, weswegen konnte Marcus nicht wirklich einordnen, nur, daß es ein Geplänkel zwischen dem Gastgeber, ihm und der jungen Frau wohl zu geben schien, sowohl mit Worten als auch mit ihren Blicken. Naja, Familie eben, da wurde ab und an mal sich gezofft, das war Marcus nicht unbekannt und er wog die ganze Angelegenheit als nicht so schwer, schon gar nicht etwas, was ihm bei seinem Essen störte.


    „Hmh, das scheint das Los der Politiker zu sein, hm? Immer viel zu tun, dafür zu wenig Zeit für die eigenen Angelegenheiten. Das kenne ich von meinen Vettern auch so, es ist bestimmt Jahre her, daß Gracchus einen Fuß aus Rom heraus gesetzt hat.“

  • Durus war sehr glücklich, dass Iuvenalis und Crista den Raum verließen - damit war das Problem aus der Öffentlichkeit geschafft! Dennoch dauerte es eine Weile und einen großen Schluck Wein, bis er sich wieder beruhigt hatte.


    "Wo waren wir stehen geblieben?"


    Der Blick des Tiberiers ging in die Ferne und er dachte nach. Macer hatte seine Brautsuche bekannt gegeben, dann hatte er Aurelius Orestes nach seinem Status gefragt und zuletzt...richtig - Macer hatte eine Frage gestellt!


    "Das kommt ganz darauf an, würde ich sagen. Für mich persönlich ist nicht der Stand des Patriziers, sondern vielmehr der Status der Brautleute zueinander entscheidend, wobei das Patriziat natürlich ebenfalls ein Faktor sein kann. Etwa würde ich sagen, dass ein plebeischer Consular kaum ein unangemessener Partner sein kann - weder für eine Plebeierin, noch für eine Patrizierin. Es kommt im Grunde also stets auf die konkrete Situation an, sodass man keine pauschalen Aussagen treffen kann."


    Hoffentlich würde durch das Wiederaufgreifen des eigentlichen Themas wieder ein wenig Ruhe in die Runde einkehren und der Eklat vergessen gemacht werden können!

  • Philogena hatte die ganze Zeit über Arvinia zugehört als sie über das Castellum gesprochen hatte, aber die Männer hatten dieses Thema auch recht schnell aufgegriffen und irgendwie wieder niedergestreckt. Männer eben, aber das war nur ein sehr kurzer Gedanke von Philogena denn ihre Aufmerksamkeit wurde dann von dem Zwist zwischen der Sklavin und dem älteren Tiberier auf sich gezogen. Wie er sich so verhalten konnte wusste sie nicht, denn so benahm man sich ganz sicher nicht zwischen so vielen hochrangigen Gästen. Sie mochte zwar nur eine Plebejerin sein, aber dennoch wusste sie, dass wenn es ein Problem gab, vor allem mit einem Sklaven, dass man das im Stillen klärte aber nicht auf diese Art und Weise.


    Philogena senkte ein wenig ihren Kopf, denn sie wollte nicht die ganze Zeit zu dem Mann sehen und griff sich lieber einige der Datteln. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie dann aber die Tiberierin und ihre Sklavin, denn den beiden war das sicher auch nicht gerade wohl. Zwischendrinne schnappte sie dann noch auf, dass ihr Cousin wegen heiraten sprach? Kur blickte sie etwas verwundert zu ihm rüber und hoffte gleichzeitig, dass man ihren Blick nicht gesehen hatte. Doch ein leichtes Schmunzeln konnte sie sich auch nicht verkneifen, denn ihrer Meinung wurde es langsam aber sicher Zeit, dass er eine Frau an die Seite bekam.

    Sim-Off:

    sorry war krank gewesen und habs nich geschafft zu schreiben =)

  • Den Disput zwischen dem älteren Tiberier und der Sklavin, in den sich dann auch der Gastgeber eingemischt hatte, hatte Macer ohne größere Äußerung beobachtet. Er hatte wie üblich schon genug Probleme mit, Verwandschaftsverhältnisse und sonstige Beizehungen zwischen den wichtigen Gästen im Kopf zu behalten, dass er sich in Interna anderer Familien nun wirklich nicht einmischen wollte. Auch wenn es ganz entspannend zu sehen war, dass auch im Haushalt eines hochrangigen patrizischen Senators dieselben Probleme auftreten konnten wie in einer Taberna in einer Nebenstraße des Forums.


    Die Ausführungen des Hausherren zu seiner Frage interessierten ihn natürlich sehr. "Der politische und gesellschaftliche Rang ist also wichtiger als der Geburtsrang?", fragte er nach, ohne dabei allzu nachdrücklich wirken zu wollen, um die Runde nicht gleich schon wieder zu einem ernsten und möglicherweise auch hartnäckig umkämpften Thema zu bringen. Vielleicht wollte ja auch noch jemand anderes in der Runde etwas sagen. Immerhin deckte sich Durus' Ántwort durchaus mit seinem eigenen Eindruck.

  • "Das lässt sich kaum pauschalisieren. Es ist ein Zusammenspiel beider Faktoren, würde ich sagen."


    erwiderte Durus knapp und blickte vorsichtig zu Corvinus. Dieser gehörte ebenfalls zum konservativen Lager der Patrizier (möglicherweise fast so konservativ wie Claudius Menecrates). Würde es nun zum Streit kommen, weil Corvinus jedwede Vermischung von Patriziern und Plebeiern ablehnte? Doch andererseits konnte sich der Tiberier nicht vorstellen, dass ein so junger Mann so verbohrt an längst überholte (die Lex Canuleia war vor mehr als 500 Jahren erlassen worden) Traditionen klammerte. Auch wenn der Geburtsstand sicher eine wichtige Rolle spielte...

  • Obwohl beide Unterhaltungen in gewisser Weise interessant waren, musste ich mir eingestehen, dass ich mehr dem neu aufgekommenen Thema der selbstgewählten Heiratsverordnungen Gehör schenkte als Aristides. Für ihn war es nun ohnehin eher belanglos, sah man von den Arrangements seiner Kinder später einmal ab. So schwieg ich, statt zu antworten, und versuchte, aus beiden Unterhaltungen möglichst viel mitzubekommen, was sich bisweilen als gar nicht so einfach erwies. Da ging es um Stände und zeitgleich um jagende Adler, und es kostete meine ganze Konzentration, Aristides Überraschung zu signalisieren und zeitgleich mir Worte zu überlegen, die meine Meinung zum standesübergreifenden Heiraten deutlich machten.


    Eigentlich hatte Orestes etwas dazu sagen wollen, doch durch den Zwischenfall mit dem Alten war er unterbrochen worden. Fragend sah ich ihn an, doch als ich den Kopf wieder wandte, spürte ich Durus' Blick auf mir ruhen. Im Großen und Ganzen hatte er schon recht, wie ich fand. Natürlich musste man stets Für und Wider abwägen.... Ich nickte einige Male, um meine Zustimmung zu signalisieren. "Ich würde keine meiner Nichten an einen Plebejer verheiraten, dessen Name unbekannt ist. Natürlich hatten wir-" - wobei ich die Patriziergeschlechter meinte - "-einmal einen ganz anderen Stand, als das heutzutage der Fall ist. Manchen mag das Standesdenken daher nicht zeitgemäß vorkommen oder unnötig erscheinen, für mich ist es allerdings nach wie vor ein wichtiger Faktor, auch wenn ich es längstens nicht so streng sehe wie beispielsweise mein Vater es tat", fuhr ich fort und ließ mir Wein nachschenken. Den Vergleich mit dem Claudier hätte ich, wäre er ausgesprochen worden, Durus krumm genommen. So aber... "Ich kann dir daher nur zustimmen, Durus, man sollte sich nicht unter Wert verkaufen, aber auch nicht darüber."


    Ich warf Aristides einen Blick zu. "Flavius, hättest du deine Frau auch geheiratet, wenn sie von niederem Stand gewesen wäre?" fragte ich ihn.

  • Es war ein heikles Thema, welches bezüglich der Eheplanungen wurde angeschnitten, gerade da man nicht als Patrizier unter sich war, gerade im Beisein des Consuls, welcher zudem Bruder des Imperators, doch obgleich Nobilitas nun einmal nicht Mitglied des patrizischen Standes war, darob verzichtete Gracchus seine persönliche Meinung diesbezüglich beizusteuern und vertraute darauf, dass jener Verzicht in dem sonstig angeregten Gespräch ohnehin nicht würde bemerkt werden, da es ihm unbezweifelt ein wenig mehr der Worte würde kosten, dies zu begründen. Grundsätzlich sprach selbstredend nichts gegen solcherlei Ehen, da plebejisch-patrizisches Standesdenken ohnehin weithin überholt war, doch wie viele Patrizier hielt auch Gracchus selbst nichts von solcherlei Bindungen, da die Ansichten und Auffassungen, gerade hinsichtlich familiärer Belange und Pflichten, stets zu divergent waren, gleichsam die baldige Nivellierung dieser Diskrepanzen kaum innerhalb der nächsten Dekaden abzusehen. Einen Augenblick schlussendlich befürchtete er beinah, Aurelius adressierte ihn mit seiner Frage, doch ein Blick befreite von jener Befürchtung, da Corvinus' Blick zu Aristides hin gewandt war. Es war dennoch eine merkwürdige Frage, wiewohl überflüssig, denn die Tochter eines plebejischen Senators, welcher in bereits fortgeschrittenem Alter nicht einmal das Aedilat hatte bekleidet, war zweifellos vollkommen inadäquat für einen patrizischen Flavius, selbst einen solchen, welcher bis dahin nur Centurio war.

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