Servitriciuum | Ein neues Heim

  • Nach der Vermählung Epicharis´mit dem Flavier hatten sich auch einige grundlegende Dinge für Fiona und Minna geändert. Als 'lebendiges Hochzeitsgeschenk' wechselten die beiden Sklavinnen nicht nur den Besitzer. Auch ihre mittlerweile zur Gewohnheit gewordene Umgebung änderte sich sozusagen über Nacht.
    Die beiden Frauen waren nicht zum ersten Mal in der falvischen Villa. Beiden war die Villa vom letzten Saturnalienfest noch gut in Erinnerung. Doch hier nun zu leben war doch etwas völlig anderes. Fiona zumindest fühlte sich völlig fremd. Gerüchteweise hatten sie so einiges über die Villa und deren Bewohner gehört, was ihnen der Umzug nicht unbedingt leichter machte. Ob an diesen Gerüchten etwas Wahres war, mußten sie nun selbst feststellen.


    Die wenigen Habseligkeiten, die Fiona aus der Villa Claudia mitgebracht hatte, waren schnell in einer kleinen Kiste verstaut. Das einfache Bett, das man ihr zugewiesen hatte, unterschied sich nur wenig von dem, in der Villa Claudia. Der Raum in dem sie mit einigen anderen Sklavinnen schlief war ähnlich trist, wie sie es bereits gewohnt war. Zum Glück war sie nicht alleine gekommen. Minna, ihr beste Freundin, war bei ihr. Das machte die Sache etwas leichter. Trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl im Bauch. Außer Bridhe und Severus, die sie auf einem römischen Fest kennengelernt hatte und mit denen sie im Jahr zuvor zusammen Samhain gefeiert hatte, kannte sie nur noch Hannibal. Ihn hatte sie einige Wochen vor der Hochzeit kennengelernt, damals, als sein Herr aus dem Krieg zurück gekehrt war und Epicharis mit seinem Besuch überrascht hatte.
    Ansonsten kannte sie niemanden und das war doch angesichts der großen Anzahl an Sklaven, die in der Villa Flavia tätig waren, recht dürftig!
    Die anderen wirst du bestimmt auch ganz schnell kennenlernen, hatte Pustula, die claudische Köchin sie getröstet, als sie sich von ihr verabschiedete. Das war gut gesagt! Wenn ihr beim Essen sitzt, dann kommt meist das eine zum anderen, hatte sie ihr noch als guten Tipp mitgegeben. Nun saß sie beim Essen und beobachtete die anderen, die kamen und gingen. Ob Pustula recht behalten sollte, mußte sich erst noch herausstellen.



    Sim-Off:

    Huhu, flavische Sklaven, wo seid ihr? :)

  • Die Verköstigung der Sklaven wurde schnell und sachlich über die Bühne gebracht, in den Unterkünften gab es einen kleinen Raum, der in der Nähe der Küche war. Hier kochten Sklaven für ihre Mitsklaven und hier trafen sich sämtliche Haussklaven zum ihren Mahlzeiten.
    Auch an diesem Tag hatte Chimerion ein wenig Zeit, als beschloss er, schnell einen Happen zu Essen. Er betrat die Unterkünfte und ging zu einer Küchensklavin, die ihm wortlos einen Klatsch Eintopf in eine Schüssel knallte. Einen halben Laib Brot gab es noch dazu, das musste vorhalten bis zum Abend.


    Chimerion nahm auf einer der Bänke Platz, die hier an langen Tischen standen. Am Kopfende eines dieser Tische saß ein neues Gesicht. Eine recht nett aussehende Sklavin saß dort und stocherte ein wenig verloren in ihrem Essen herum.
    "Schmeckt es dir nicht?", fragte er zwischen zwei Bissen.

  • Hier ging es zu, wie in einem Taubenschlag. Die einen gingen, die anderen kamen. Aber niemand schien Fiona rechte Beachtung schenken zu wollen. Die Sklaven hatten mit sich genug zu tun und nutzten ihre kurzbemessene Essenspause um sich zu stärken und auszuruhen, damit sie anschließend wieder ihrem Tagewerk nachgehen konnten. Fiona war in diesem Raum wohl die einzige, die es nicht so eilig hatte. Hin und wieder nahm sie einen Bissen und sah dann wieder kauend auf um zu beobachten, was in diesem Raum vor sich ging. Das Essen war nicht besonders gut, allerdings auch nicht übermäßig schlecht. Es war nahrhaft und sättigend, doch ihm fehlte es an jeglichem Geschmack. Gewürze und Kräuter hütete der Koch wohl, wie einen Schatz und ging daher recht spärlich damit um.
    Überraschend sah sie auf, als sie schließlich doch angesprochen wurde. Ein fremdartiger Sklave mit langem schwarzem Haar hatte sich in ihre Nähe gesetzt und sah sie nun fragend an.
    "Was? Oh, das Essen? Ich habe schon besseres bekommen. Aber man kann es essen." Sie sah nicht besonders glücklich aus, was aber weniger an der Qualität des Essens lag. Vielmehr vermisste sie die Sklaven der Villa Claudia, die ihr größtenteils ans Herz gewachsen waren. Hier stand sie nun wieder völlig am Anfang. Nun war es Zeit, einen Neuanfang zu wagen. "Ich bin Fiona und wie heißt du?" sagte sie nun mit einem leichten Lächeln.

  • Chimerion lächelte kauend, schluckte seinen Bissen hinunter und antwortete: "Ja, ich habe auch schon besser gegessen....Aber nicht hier", meinte er dann lachend.
    Die Neue sah so verloren und ein wenig verstört aus. Man hatte sie wohl hergebracht und dann vergessen oder so.
    "Fiona, so heißt du also?," fragte Chimerion, während er ein Stück Kohl aus seiner Schüssel fischte, es wieder hineinfallen ließ, nur um es sogleich wieder auf den Löffel zu packen. "Mein Name ist Chimerion, ich bin der Leibsklave von Celerina. Wo kommst du her? Ich sehe dich heute das erste Mal."


    Er musterte Fiona, um zu sehen, ob sie vielleicht eine dieser armen Feldsklavinnen gewesen war, die sich Tag und Nacht auf den großen Latifundien abplagen mussten, aber ihr Rücken war gerade und ihre Hände nicht schwielig. Offenbar war sie vorher in einem angesehen Haushalt gewesen und hatte keine schweren körperlichen Arbeiten verreichten müssen.

  • Auch Fiona mußte schmunzeln. Pustulas Fähigkeiten, im Bezug auf das Essen waren doch wesentlich besser gewesen. Bei ihr gab es auch manchmal ein paar besondere Schmankerl, die sie ihr gelegentlich zugesteckt hatte. Fleisch, Meeresfrüchte oder Gemüse, was vom Abend zuvor übrig geblieben war, wertete gelegentlich die gut schmeckenden Mahlzeiten auf. Aber das gehörte jetzt alles der Vergangenheit an.


    Der Sklave mit dem langen Haar hatte sich ihr vorgestellt und er verriet ihr auch, wem er gehörte. Fiona kannte die anderen flavischen Herrschaften noch nicht persönlich. Sie und Minna hatten sie aus der Ferne betrachten können, an der Hochzeit.
    "Meine Freundin Minna und ich, sind zusammen mir unserer Herrin hier eingezogen. Du weißt bestimmt, die Hochzeit unserer Herrin Epicharis mit Flavius Aristides. Ich habe bis vor einigen Tagen noch in der Villa Claudia gewohnt. Nun, ich kann nicht behaupten, dass es dort schöner war als hier. Aber hier ist alles noch so fremd für mich. Ich kenne hier eigentlich niemanden außer Hannibal und Bridhe." Letztere hatte sie schon fast ein Jahr nicht mehr gesehen. Fiona überlegte, ob sie nicht schon wieder zu viel erzählte, was der Sklave gegenüber eigentlich gar nicht wissen wollte. Die wenigsten Sklaven interessierten sich für die Probleme ihrer Leidensgenossen. Wäre das anders gewesen, hätte sie vielleicht längst einen Entschluß gefaßt, bei der großen Frage, die sie schon seit Wochen bewegte.

  • Auch kleine Germaninnen müssen irgendwann etwas zu sich nehmen und sei es nur ein schlecht gewürzter Eintopf. So dauerte es nicht lange, bis es auch Minna in die 'cantina flavia' verschlug. Doch es gab noch einen weiteren Grund, weshalb sie diesen Raum aufsuchte. Kurz zuvor hatte sie ihre keltische Freundin Fiona aus den Augen verloren und hatte auch sonst keines der wenigen Sklavengesichtern entdecken können, die ihr bekannt waren. Ihre Hoffnung lag nun darin jemanden bei den Mahlzeiten anzutreffen. Wo sonst hätte man in solch einem riesigen Haushalt besser suchen können?


    Und tatsächlich, nachdem sie sich ihre Ration besorgt hatte, entdeckte sie einen unverkennbaren Rotschopf zwischen all den anderen Sklaven. Erleichtert ging sie mit der Schüssel in der einen Hand und dem Stück Brot in der anderen auf die Keltin zu. "Fiona, da bist du ja! Ich habe dich schon gesucht. Wie schmeckt denn das Essen? Besonders schmackhaft sieht es ja nicht aus..." Erst als sie sich mühevoll zwischen zwei anderen Sklaven auf die Bank gequetscht hatte, bemerkte Minna, dass ihre Leidensgenossin bereits mit einem flavischen Sklaven Bekanntschaft gemacht hatte. Mit verstohlenen Blicken musterte sie den Fremden. Er hatte langes Haar, wie germanische Männer. Doch das war auch schon die einzige Gemeinsamkeit, die sie zwischen ihm und ihren Landsmännern entdecken konnte. Sein Haar war merkwürdig gebunden und obendrein auch noch pechschwarz. Wo dieser Sklave wohl herkam? Wie dem auch sei, letztendlich waren sie hier in diesem Raum eh alle gleich und so wandte sie sich mit einem freundlichen Blick an den Dunkelhaarigen, der sich bereits prächtig mit Fiona unterhielt. "Salve, ich heiße Minna. Meine Freundin Fiona kennst du ja anscheinend schon. Ich bin wie sie neu hier in dieser Villa."

  • Während Chimerion Fiona zuhörte, versuchte er, sich an diesen Flavius Aristides zu erinnern. Er war noch nicht lange genug hier, um alle Herrschaften, die er sah, mit einem Namen in Zusammenhang zu bringen, aber endlich glaubte er, dass er das passende Gesicht gefunden hatte.
    Er lächelte, als Fiona geendet hatte. "Nun, jetzt kennst du ja mich auch noch, also bist du nicht ganz alleine. Du kannst aber ganz beruhigt sein, das Essen wird meiner Meinung nach immer besser. Die neue Küchensklavin lernt mit jedem Schlag, den ihr ihr Herr gibt, mehr dazu." Er verzog ein wenig das Gesicht. Seit die gute alte Seele der Küche verkauft worden war, hatte das Essen etwas gelitten, aber man konnte den Aufwärtstrend schon fast schmecken.
    "Wie ist denn deine Herrin so?", fragte er Fiona gerade, als eine weitere neue Sklavin den Raum betrat, sich etwas zu Essen holte und sich dann zu ihnen gesellte. Sie stellte sich sogar brav vor.
    Chimerion musste an die vielen germanischen Frauen denken, die er in Germania Superior gesehen hatte, dieses helle Haar, das in seiner Heimat kaum vorkam, gefiel ihm besonders.


    "Hallo Minna," antwortete er, "mein Name ist Chimerion, Leibsklave der Flavia Celerina... seit kurzem..."
    Dann wandte er sich an beide Frauen: "Aus welchem Land kommt ihr?"

  • Fionas Gesicht erhellte sich bei den Worten Chimerions und sie konnte sogar wieder über den Spaß lachen, den er gemacht hatte. "Ja, jetzt kenne ich dich auch," antwortete sie lächelnd. Jetzt ging es ihr schon ein wenig besser und sie fühlte sich nicht mehr so ganz verloren. Wahrscheinlich wäre es in einigen Wochen genauso wie es in der Villa Claudia gewesen war. Dann kannte sie auch alle hier und hatte vielleicht schon die eine oder andere Freundschaft geschlossen.
    "Epicharis? Ach, sie ist eigentlich ganz nett. Sie behandelt uns gut und ist auch sehr freundlich zu Minna und mir. Früher, bevor wir ihr geschenkt wurden, da war es.." Fiona stockte, als sie Minnas Stimme hörte. Offenbar war sie auf der Suche nach ihr gewesen.
    "Ich hatte Hunger gehabt. Allerdings das Essen ist … irgendwie anders!" Sie grinste schelmisch Chimerion zu und wandte sich dann wieder zu ihrer Freundin. "Das ist übrigens Chimerion! Äh Chimerion, das ist Minna!" Die beiden machten sich miteinander bekannt und Minna setzte sich zu ihnen. Sie wusste nicht, wie Minna den Umzug in die Villa Flavia aufgenommen hatte, wie sie sich hier fühlte. Auch sie verband einiges mit de alten Zuhause, auch wenn es dies in Wirklichkeit niemals gewesen war. Ihr wahres Zuhause war weit, weit weg von hier und mit Sicherheit hätte auch Minna sich nichts Sehnlicheres gewünscht, dort wieder zurückzukehren.
    Mit einer gewissen Sehnsucht in ihren Augen antwortete sie auf Chimerions Frage: "Aus Britannia. Ich komme aus Britannia!"

  • Chime-was? Herrje, und sie hatte immer geglaubt, dass nur Römer auf solch merkwürdige Namen kommen. Doch sie war erfreut, dass dieser Sklave sie und Fiona so freundlich aufnahm. Den Namen seiner Herrin sagte ihr nichts, doch mit Sicherheit würde Minna sie bald zu Gesicht bekommen. Hoffentlich entsprach diese Flavierin eher Epicharis' Wesen und nicht dem von Ofella. Das könnte sonst was werden!


    Skeptisch begutachtete sie das Essen in ihrer Schüssel. Es schmeckt anders? Das konnte ja alles heißen! Aber die Art wie Fiona dabei zu Chimerion grinste, sagte ihr, dass es sich wohl nicht um ein positives anders handelte. Es schmeckte tatsächlich recht gewöhnungsbedürftig, doch immerhin schien es einigermaßen nahrhaft zu sein. Und das war ja schließlich die Hauptsache.


    Sie ließ ihrer Freundin den Vortritt, als sie nach ihrer Heimat gefragt wurden. Minna bemerkte, wie die keltischen Augen plötzlich zu leuchten begann und sie konnte ihre Freundin nur allzu gut verstehen. Schließlich beantwortete auch sie die Frage des Sklaven: "Und ich stamme aus dem Volk der Chatten. Es liegt weit oben im Norden. Die Römer nennen uns Germanen oder auch... Barbaren." Beim letzten Wort verzog sie das Gesicht und schnaubte verächtlich. "Doch sag, woher kommst du? Wie jemand aus dem Norden siehst du nicht aus, wie ein Römer allerdings auch nicht."

  • Chimerion betrachtete Fiona einen Moment und beugte sich dann etwas näher zu ihr, sodass nur sie und Minna es hören konnten: "Meine Herrin ist sehr launisch, vielleicht legt sich das ja auch wieder", meinte er schmunzelnd und aß noch einen Löffel voll mit Eintopf.
    Die Küchensklavin hütete ihre Gewürze wirklich wie einen Schatz.


    "Britannien, sagst du? Davon habe ich viel gehört, es soll dort sehr neblig sein, außer wenn es regnet und die Krieger dort fahren mit Streitwagen in die Schlacht. Stimmt das denn wirklich?" In Chimerions Phantasie mischten sich Vorstellungen und Geschichten, die er von Soldaten und Sklaven gehört hatte. Bei Fiona hatte er das Gefühl, dass sie den brennenden Wunsch hegte, wieder nach Britannien zurückzukehren...


    Minna hingegen kam Chimerion wie eine dieser stolzen germanischen Frauen vor, die er schon auf den Sklavenmärkten gesehen hatte. Sie wurden von Expeditionen nach Magna ihren Stämmen geraubt oder abgekauft und landeten dann im römischen Reich als Sklavinnen. Er sah ihre blonden Haare und obwohl sie sehr helle Haut hatte, gefiel ihm ihre Erscheinung. Auch wie sie den Kopf trug, sie konnte noch nicht ihr Leben lang Sklavin sein.
    Er wandte sich an sie: "Ich hatte einen Herrn, dessen Mutter stammte von den Chatten ab. Ein kriegerisches Volk, nicht wahr?" Dann überlegte er, wo er am besten in seiner Geschichte anfangen sollte.
    "Ich stamme aus Dacia, und auch wir wurden von den Römern Barbaren genannt... Wir sind ein stolzes Volk, oder waren es zumindest solange, bis wir erniedrigt wurden. Seid ihr in der Sklaverei geboren?"

  • Chimerion beugte sich etwas näher zu ihr heran und sprach dann ganz leise. "Eine launische Herrin? Na so was kennen wir doch auch, nicht wahr, Minna?" Sie sah zu iher Freundin hinüber und zwinkerte ihr zu. Nur ungern dachte sie an die Zeit zurück, als Claudia Ofella, die Frau ihres alten Herrn, noch in Rom weilte und allen Sklaven der claudischen Villa das Leben schwer machte. Doch diese Zeit war nun endgültig vorbei! Darüber freute sich Fiona eigentlich am meisten. Plötzlich hatte sie eine famose Idee, die sie gleich Minna mitteilen wollte. Doch dann fragte Chimerion sie nach ihrer Heimat. "Wirklich, du hast schon einiges über Britannia gehört. Warst du schon mal dort?" Sie war ganz aufgeregt und ihre Augen leuchteten. "Ach ja, gelegentlich ist es neblig, meistens morgens. Und ja, Regen gibt es auch viel, eigentlich fast immer, aber sonst ist es ganz schön dort," sagte sie lachend. "Ja, die Krieger fahren mit ihren Streitwagen in die Schlacht. Das haben sie jedenfalls früher getan. Mein Vater hat mir immer Geschichten erzählt, von einer Königin, die gegen die Römer gekämpft hat. Boudicca hieß sie. Sie hat lange, bevor ich geboren wurde, gelebt. Sie hätte beinahe die Römer aus Britannia vertrieben! Leider nur beinahe. Ja, aber sie ist auch mit einem Streitwagen in die Schlacht gezogen. Wild wehten ihre roten Locken im Wind und ihr Gesicht war blau bemalt." Fiona kam ganz ins schwärmen. Sie hatte die Geschichten ihres Vaters immer geliebt.
    Doch nun begann Chimerion von sich zu erzählen. Da hörte sie aufmerksam zu.
    "Nein, uns hat man zu Sklaven gemacht. Mein Vater war ein angesehener Mann in unserem Volk und ich hätte eines Tages die Frau eines.." Fiona begann zu stocken. Sie konnte den Satz nicht vollenden. Es hätte zu wehgetan. Sie kämpfte mit ihren Tränen. Nein, dies war kein Tag zum weinen und wehklagen, dies war ein Tag zum feiern! Sie sah wieder zu den beiden und etwas unstetes war in ihrem Blick."Was haltet ihr davon, wenn wir heute Abend ein wenig feiern. Ich besorge uns etwas zu trinken und dann stoßen wir auf unsere neue Zukunft an!"

  • So so, seine Herrin war also eine Zicke? Na, das hätte Minna aber auch gewundert, wenn sie das als römische Dame nicht wäre. Mittlerweile war die Chattin nämlich zu der festen Überzeugung gekommen, dass die meisten Römerinnen - zumindest die Patrizierinnen unter ihnen - eher zu der launenhaften Sorte Mensch gehörten. Ein Glück, dass ihre Herrin Epicharis da eine Ausnahme machte. Wie das allerdings passieren konnte – immerhin stammte diese ja aus dem claudischen Haushalt – war ihr absolut schleierhaft. Sie kicherte leise, als Fiona ihr zuzwinkerte. "Das stimmt. Mit Drachen kennen wir uns bestens aus." Und so schlimm wie Claudia Ofella konnte Chimerions Herrin gar nicht sein. Das war völlig unmöglich. Zumindest hoffte sie das inständig.


    "Ja, wir Chatten sind ein tapferes und stolzes Volk." Sie senkte ihre Stimme ein wenig. "Niemals würden wir uns widerstandslos diesem elenden Römerpack unterwerfen oder uns gar mit ihnen verbünden." Wie es einige germanische Stämme doch wahrhaftig taten. Für die Chattin war dies unbegreiflich. Sie hätte sich noch weiter über diese räudigen Verräter auslassen können, doch stattdessen hörte sie nun Chimerions Geschichte aufmerksam zu. Aus Dacia kam er also? Sie hatte bisher noch nie davon gehört und so ging sie davon aus, dass seine Heimat noch weiter von Germanien entfernt lag als Rom es tat. Und doch hatte sein Volk das gleiche Schicksal ereilt wie ihres oder das von Fiona. Diese verfluchten Römer schienen überall zu sein. "Es stimmt, wir sind beide nach Rom verschleppt worden. Davor hatten wir glücklich als freie Menschen gelebt..."


    Es gefiel ihr, dass Chimerion so freundlich auf sie und Fiona zuging und Interesse an ihrer Herkunft zeigte. Auch ihrer Freundin aus Britannia schien es regelrecht gut zu tun wieder über ihre Heimat reden zu können. Man konnte es förmlich spüren, als man ihren Erzählungen zuhörte. Doch plötzlich konnte man bemerken, wie sehr die Erinnerungen hochkamen und ihr zu schaffen machte. Minna wollte schon ein paar aufmunternde Worte sagen, doch Fiona fing sich sogleich wieder und machte obendrein einen Vorschlag, von dem Minna gleich begeistert war. "Eine tolle Idee. Doch wo könnte man hier heimlich feiern?" Da die beiden sich noch nicht sonderlich in der flavischen Villa auskannten - zumindest was heimliche Sklavenfeten betraf - wandte sie sich an Chimerion: "Was meinst du? Weißt du ein gutes Plätzchen?"

  • Chimerion hörte Fionas Erzählung und erinnerte sich daran, von dieser Geschichte mit der britannischen Kriegerin gehört zu haben. Er war beeindruckt, gehörten die Frauen ja nicht unbedingt zur Klasse der Krieger. Aber er sah ein, dass in ihrem Freiheitsdurst die Rollenverteilungen aufgehoben waren. Vielleicht könnten diese beiden.... Aber man musste abwarten und Chimerion würde noch nichts über seine Pläne verlauten lassen.


    Er sah in Fionas Augen Sehnsucht und den Schmerz der vergangenen Zeit. Um ihre Gedanken zu verscheuchen schenkte er ihr ein Lächeln. "Ich war noch nie in Britannien, habe aber in nächster Zeit auch wenig Gelegenheit, dorthin zu kommen," meinte er dann.


    Er schwieg, als Minna das Wort ergriff und ihrerseits von ihrer Heimat zu reden anfing. Auch sie kam aus einem stolzen Volk, welches unterworfen worden war. Ein komisches Gefühl beschlich ihn plötzlich, bei dem Gedanken, dass die Römer einmal die ganze Welt beherrschen könnten. Bis jetzt gab es kaum ein Volk, dass nicht unter den Schatten der Adler gefallen war. Wie würde das alles noch enden?


    Fionas und Minnas Vorschlag nach einem kleinen Fest rissen ihn aus seinen trüben Gedanken heraus. "Eine kleine Feier? Nun.... ich hatte noch nie Gelegenheit zum Feiern... Aber warum trinken wir nicht darauf, dass sich drei verschiedene Menschen aus völlig unterschiedlichen Ländern getroffen haben. Wie wäre es mit dem Garten? Ich habe einen kleinen Platz entdeckt, wo man abends ungestört sein kann."
    Bei dem Gedanken wurde ihm ganz warm ums Herz, aber eine innere Stimme warnte ihn, dass Sklavenfreundschaften rasch vorüber sein konnten, man wurde schneller verkauft als einem lieb war. Trotzdem tat das Gefühl, nicht ganz allein zu sein in diesem großen Haus sehr gut.

  • Es war schön, als Chimerion ihr zulächelte. Dadurch fühlte sie sich schon etwas weniger verloren.
    "Schade. Ich auch nicht!" scherzte sie und mußte lachen. Das Lachen jedoch verbarg ihre wahren Gedanken. In den letzten Wochen war der Wunsch nach einer Rückkehr in ihre Heimat so stark geworden, wie nie zuvor. Sie würde alles tun, um zurück nach Britannia zu kommen. Alles! So schnell, wie möglich! Doch bisher war sie die Einzige, die von diesen Bestrebungen wußte. Nicht einmal Minna hatte sie es anvertraut. Obwohl sie oft darüber nachgedacht hatte, Minna mitzunehmen. Ein Leben ohne sie, war für Fiona nur noch schwerlich vorstellbar. Aber Minna war in den letzten Tagen und Wochen so froh gestimmt. Die Hochzeit und auch der Umzug in die Villa Flavia, das alles war sehr aufregend. Irgendwie hatte es Fiona nicht fertig gebracht, ihre Freundin zu fragen. Vielleicht ein anderes Mal, stets hatte sie es aufgeschoben. Und auch jetzt sah man es ihr nicht an, was sie wirklich schon seit Wochen beschäftigte.


    Minna fand an Fionas Vorschlag auch Gefallen, die neuen Zeiten, die nun angebrochen waren, zu begießen und zu feiern. Da die beiden Sklavinnen sich aber in ihrer neuen Umgebung so gut wie gar nicht auskannten, war Minnas Frage, nach den passenden Örtlichkeiten völlig berechtigt. Chimerion kannte offensichtlich ein schönes Plätzchen und als das Wort 'Garten' fiel, sah Fiona grinsend zu Minna. Mit Gartenfesten der besonderen Art, hatte sie ja bereits ihre Erfahrungen gemacht!
    "Genau, der Garten! Das ist eine tolle Idee! Und außerdem ist ja auch bald wieder Samhain!" Fiona konnte nicht mehr an sich halten. Sie begann zu kichernd, wie es eigentlich nur alberne Mädchen taten, obwohl sie doch noch gar nichts getrunken hatte. -.^

  • Mit dem letzten Bissen Brot machte Chimerion seine Schüssel sauber und steckte sich das Stück dann in den Mund. Er lehnte sich zurück, fast völlig satt und zufrieden.
    Er lächelte, als er Fiona kichern hörte, anscheinend hatte seine Idee gefallen gefunden.
    Chimerion erhob sich. "So meine Damen, dann würde ich sagen, heute Abend, wenn alle schlafen treffen wir uns im Garten. Vielleicht kann ich ja noch etwas aus der Küche beschaffen. Ich muss wieder zu meiner Herrin."Dann ging er in Richtung der Tür, drehte sich aber noch einmal um und drückte verschwörerisch seinen Zeigefinger an die Lippen.

  • Fionas Kichern wich einem breiten Grinsen. Sie freute sich!
    Chimerion hatte indes fertig gegessen und mußte schon wieder los. Seine launische Herrin wartete, wie er sagte. Der Ärmste! Er konnte einem wirklich leid tun. Fiona hatte bereits mit so mancher römischen Zicke 'Bekanntschaft' geschlossen. Doch die schlimmste von allen war Ofella gewesen, die zum Glück nun wieder in Baiae lebte.
    "Bis heute Abend, Chimerion! Ach ja, wo finden wir dich denn? Oder holst du uns ab?" Bei dem letzten Satz zwinkerte sie ihm schelmisch zu.
    Fiona würde für den Abend noch einige Decken beorgen, damit sie nicht froren. Vielleicht konnten sie ja sogar auch ein kleines Feuer machen. Wenn nicht, dann mußten sie sich einfach mit einigen Öllämpchen begnügen.
    Sie sah dem Sklaven noch nach und wandte sich dann zu ihrer Freundin. "Ach siehst du, es ist gar nicht so schlecht hier! So eine nette Feier hätten wir in der Villa Claudia nie machen können!" Fiona atmete erleichter auf. Es war doch gut, wenn man Freunde hatte!

  • Chimerion überlegte kurz einen Augenblick bezüglich der Frage. Genau genommen hatte er keinen Zutritt zu den Schlafunterkünften der weiblichen Sklavinnen.
    Daher antwortete er: "Wir treffen uns im Garten würde ich sagen, nach Einbruch der Dunkelheit."Dann winkte er den beiden Frauen zu und war verschwunden.

  • Fiona nickte voller Vorfreude. "Gut, wir sehen uns im Garten, nach Einbruch der Dunkelheit!"
    Das hätte sie bis vor kurzem gar nicht für möglich gehalten! Kaum waren sie hier, schon hatten sie ihre erste Verabredung! Wenn das kein Grund zum feiern war!
    Sie sah Chimerion noch nach und wandte sich dann wieder Minna und ihrem Essen zu.
    "Eine Wucht ist diese Pampe ja nun nicht! Aber gut, wenigstens ist sie eßbar!" Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum und schob die Schale schließlich von sich weg. Doch dann sah sie Minna an und strahlte über beide Ohren. "He Minna, hast du eine Idee, was wir für unser Fest heute Abend beisteuern könnten? Außer warmen Decken, versteht sich!" Mit ihrem schelmischen Blick sah sie die Germanin an, so als ob sie bereits etwas im Schilde führte. Aber natürlich verriet Fiona nicht gleich, was da in ihrem Kopf herum geisterte. Vielleicht hatte ja Minna auch eine gute Idee!

  • Fionas Freude über die geplante Fete steckte auch Minna an. "Aber natürlich, im Garten! Wieso bin ich da nicht selbst draufgekommen?" Wo sonst konnte man besser Samhain feiern als im hortus? Erinnerungen an das Fest vergangenen Jahres kamen in ihr hoch. Wie schön sie doch alle zusammen gefeiert hatten. Selbst dann noch, als sie von diesem Aurelier erwischt worden waren. Doch hier in der Villa Flavia mussten sie vorsichtiger sein, das wusste sie. In sämtlichen Sklavenkreisen kursierten seit eh und je die wildesten Geschichten über flavische Strafen und Minna hatte wahrlich nicht vor auszutesten, wie viel Wahrheit in ihnen steckte. Als Chimerion sich verabschiedete, warf sie ihm noch einen verschwörerischen Blick zu. "In Ordnung. Bis nachher im na-du-weißt-schon-wo!" Sie zwinkerte ihm noch zu und kaum war er verschwunden, fing sie vor lauter Vorfreude an zu kichern und zu glucksen. "Fiona, das wird sicher lustig!"


    Als wieder von dem Essen die Rede war, betrachtete sie für einen Augenblick den Brei vor sich und nickte anschließend auf Fionas Äußerung. "Das stimmt, dieser Fraß ist nicht das Wahre. Pustula hatte sich wenigstens immer Mühe gegeben, dass das Essen auch schmackhaft ist. Naja, immerhin ist es erträglich." Sie schaute wieder hoch, als Fiona sie schließlich fragte, womit man das Fest noch versüßen konnte. Wie die Keltin sie dabei anschaute! Sicher heckte ihre Freundin gerade etwas aus. Sie kannte sie ja schließlich schon gut genug um ihre Blicke deuten zu können. Das Erste, was Minna in den Sinn kam war der gute alte Met, doch diesen Gedanken verwarf sie gleich darauf wieder. Met war bei den römischen Herrschaften ganz sicher nicht zu finden, denn die hatten nämlich keinen Geschmack, was das betraf. "Hm, gute Frage. Kleinigkeiten wie Äpfel und Brot finde ich wichtig. Vielleicht können wir ja so etwas heimlich aus der Küche stibitzen. Bei der Gelegenheit könnten wir auch versuchen an etwas Wein heranzukommen. Oh, und natürlich brauchen wir Kerzen. Die sind doch für Samhain wichtig, oder?"

  • Der Magen des Parthers hatte so laut geknurrt, dass selbst sein Falke, mit dem er täglich arbeitete, leicht nervös wurde. Cassim hätte sich natürlich niemals an seinem Liebling vergriffen. Er war schließlich ein kultivierter Mensch. Alternativ dazu, begab er sich in den Speisesaal, um sich dort den Höhepunkten der flavischen Sklavenküche zu stellen. Einst war er der Freund großer Küche gewesen. Im Grunde hatte sich daran nichts geändert! Nur die Qualitätder Küche hatte sich geändert. Wäre die Köchin/ der Koch die/ der seine gewesen, hätte er sie/ihn für ihr/ sein Verbrechen zahlen lassen. Jedoch daran , was er täglich zu Essen bekam, konnte er erahnen, wie tief er gesunken war. Dies musste ein Ende haben! Eine innere Stimme aber mahnte ihn zur Geduld. Sein Tag würde kommen!
    Mit einem Teller "Futter" in der Hand, bahnte er sich seinen Weg durch die Massen. Er hatte es wieder einmal geschafft, zur Hauptverkehrszeit an der Essensausgabe zu erscheinen. Jetzt nicht auch noch das sogenannte Essen im stehen einnehmen müssen!
    War das nicht Chimerion, den soeben sein Blick erhascht hatte? Er verließ bereit wieder den Speisesaal. Kurz darauf wanderten seine Augen zu dem Tisch, an der er gesessen hatte. Als er dann auch noch die beiden Hübschen erblickte, drängte es ihn förmlich dorthin, bevor ein Anderer die Gelegenheit nutzte.
    Es war unvermeidlich, sich dem Gespräch der beiden Schönen nicht zu entziehen. Brot und Äpfel? Das klang gut! Das klang besser, als die undefinierbare Masse auf seinem Teller!
    "Meine Damen, ist hier noch frei?" Ein charmantes Lächeln folgte seiner Frage, bei dem jedes weibliche Wesen dahin schmelzen musste.

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