[Officium I] Duumvir - Numerius Duccius Marsus

  • Ein Schreiber aus der Regia eilte herüber zur Curia Mogontiaci und klopfte dort an die Tür des Officiums des neuen Duumvirn Duccius Marsus. Als aus dem Inneren keine Töne kamen, schlüpfte er unverschämterweise durch die Türe um anschließend festzustellen, dass das Officium vollkommen verwaist war.


    Der Schreiber legte eine Tabula auf dem Schreibtisch ab und verschwnad so schnell wie er gekommen war; Er hatte schließlich noch eine Menge anderer Botengänge zu erledigen.


    An den Duumvirn Numerius Duccius Marsus


    Duumvir Duccius Marsus,
    der Comes Caecilius Metellus wünscht dich unverzüglich zu sprechen und läd dich zu einem Gespräch in seinem Officium zum nächsten dir möglichen Zeitpunkt ein.


    Mit freundlcihen Grüßen,
    Sextus Lucretius Antipater

  • Nachdem Crispus sich in seinem Officium häuslich eingerichtet hatte, beschloss er, den Duumvir aufzusuchen, um abzusprechen, was zu tun war - der Petronier hatte vor, in seiner Amtszeit etwas zu bewegen!


    So klopfte er an die Tür.

  • Nach kurzer Erkundigung und einer Rundführung durch die Curia betrat Witjon sein neues Officium. Es war relativ geräumig und besaß ein großes Fenster, das den Blick aufs Forum erlaubte und viel Sonnenlicht hereinließ. Rechts und links vom Fenster standen kleine Kommoden, auf denen Tabletts mit leeren Karaffen und Bechern standen, sowie eine Schale, die gewöhnlich wohl Obst beherbergt hatte.
    Die Wände rechts und links vom Schreibtisch, der in der Mitte des Zimmers stand, waren fast durchgängig von Regalen, Urkunden oder ähnlichen Dingen verdeckt. Der Raum war geordnet und sauber von seinem Vorgänger verlassen worden, was Witjon sehr zu schätzen wusste, hatte er doch keine Lust hier auch noch groß aufzuräumen. Wo Thorleif wohl abgeblieben war? Den Jungen würde er hier wohl bald brauchen, Arbeit gab es genug.


    Hochmotiviert und in bester Laune stellte Witjon eine Kiste mit einigem persönlichen Schreibkrempel und Unterlagen neben den Schreibtisch, die er auch sofort auszupacken begann. Da fiel ihm die Notiz des Scribas auf, die er kurz überflog und dann zur Seite legte, während er seine Klamotten weiter auspackte.


    Gemächlich richtete er sich ein, machte es sich auf dem gepolsterten Scherenstuhl mit Rückenlehne gemütlich und schaute sich um.
    Auf dem Schreibtisch stand nun ein Becher mit verschiedenen Griffeln und Schreibfedern sowie ein Tintenfass. In den Schubladen des Schreibtisches hatte Witjon einige ungebrauchte Wachstafeln und Papyrusrollen verstaut. Utensilien zur Siegelung von Dokumenten befanden sich in einem Regal zu seiner Rechten, links von ihm stand ein Kleiderständer für seinen Mantel und den großen Beutel, in dem er immer seine Unterlagen herumschleppte.
    Zwei weitere Scherenstühle boten Platz während Besprechungen.


    Zufrieden lächelnd stand Witjon auf und öffnete die Fenster. Eine kühle Herbstbrise wehte herein und brachte die schweren Gardinen zum rascheln. Er besah sich eine Weile das geschäftige Treiben auf dem Forum und atmete die Herbstluft ein, dann machte er sich schließlich auf zum Comes, der ihn sicherlich schon erwartete.

  • Witjon war gerade von seiner Besprechung mit dem Comes gekommen, als es bereits klopfte. Er wurde sich bewußt, dass sich in nächster Zeit alle möglichen Leute die Klinke bei ihm in die Hand geben würden, denn es gab viel zu tun.


    "Herein!" ertönte es laut. Die Tür wurde geöffnet und der Magistratus trat ein. Witjon saß an seinem Schreibtisch und erhob sich lächelnd.
    "Salve Petronius. Setz dich doch. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?"
    Er hatte sich von einem Sklaven Karaffen mit Wein und Wasser bringen lassen, für sich selbst jedoch auch eine mit Met. Witjon deutete auf die Scherenstühle und stellte bereits zwei fein gearbeitete Gläser vor ihm auf den Tisch.

  • "Salve, Duccius."


    begrüßte Crispus den jungen Vorgesetzten. Jetzt, wo er ihn sah, musste er wieder daran denken, dass er nun nach der Pfeife dieses Knaben tanzen musste - dafür hatte er die Legion wahrlich nicht verlassen!


    Dennoch riss er sich zusammen und nahm Platz. Zwar bemühte er sich nicht, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, sondern hatte seine steinerne Miene aufgesetzt, dennoch war dies wohl das Freundlichste, was er dem Duccier zur Zeit entgegen bringen konnte.


    "Nein danke."


    beantwortete er das Angebot und begann direkt mit dem Geschäftlichen.


    "So, wie sieht es aus? Laden Bantinianus und du uns Magistrati noch zu einem Gespräch oder wie werden die Aufgaben verteilt?"


    Das war nicht sehr schön, ein Gespräch so direkt zu beginnen, doch Crispus hatte keine Lust auf ein Pläuschchen mit dem Duumvir.

  • Mit einem Achselzucken stellte Witjon ein Glas zurück und füllte das andere mit etwas Wasser. Es war noch zu früh, um bereits Met zu trinken, immerhin wollte er seine Amtszeit nicht in besoffenem Zustand einleiten.
    Er setzte sich also, trank einen Schluck und staunte innerlich über die Direktheit des Petroniers. Beruhigend antwortete er:
    "Ich habe mich mit Bantinianus kurzgeschlossen. Wir werden morgen zur hora secunda eine Besprechung abhalten. Bis dahin haben wir die dringensten Aufgaben aus dem Aktenwust herausgefiltert und können uns mit deinen Kollegen und dir einen Plan machen und gewisse Fristen für die Erledigung der Arbeiten setzen."
    Witjon lehnte sich zurück und kratzte sich am Kinn.
    "Du wirst vermutlich besonderes Augenmerk auf die Sanierung der Rhenusbrücke legen wollen?"

  • Es würde also noch ein Treffen geben. Na gut, vielleicht war das auch besser, denn möglicherweise konnte dann zumindest der etwas ältere Amtskollege Crispus die Anweisungen erteilen (zumindest hoffte der Petronier dies).


    Auf die Frage mit der Brücke antwortete er rasch und entschlossen


    "Ja."


    Er hatte diese Aufgabe damals im Ordo übernommen und sie schon nicht vernünftig erledigt. Der Ordnungssinn des Petroniers zwang ihn nun dazu, den Rest zu erledigen. Er würde gar nichts mehr mit Zivilisten machen: Bei der Legion gab es sehr geschickte Ingenieure, die vermutlich weitaus mehr Erfahrung mit Brückenbau hatten, als das bei zivilen Architekten der Fall war.


    "Gibt es sonst noch was?"


    fragte er dann und einen Augenblick blitzte in Crispus auf, dass diese Frage doch etwas sehr respektlos gestellt worden war. Doch er war selbstverständlich zu stolz, um sich zu entschuldigen.

  • Witjon schaute kurz nachdenklich auf eine Wachstafel mit etlichen Notizen...
    "Ich denke die Sanierung der Rhenusbrücke bietet dir momentan genügend Arbeit. Ich werde die anderen Magistrate mit weiteren Aufgaben beglücken. Das wär's dann."
    Er nickte dem Petronier noch kurz freundlich zu und widmete sich dann bereits seinen übermäßig vielen Berichten und Notizen, die es abzuarbeiten galt. Der Petronier war schon fast aus seiner Wahrnehmung getilgt.

  • "Gut. Vale."


    quittierte Crispus die Anweisung und erhob sich. Die Brücke würde also tatsächlich seine Aufgabe werden - er würde sich rasch daran machen! Das war genau nach seinem Geschmack: Trotz seines Zivilisten-Daseins konnte er mit der Legion arbeiten - da konnte man sich wenigstens drauf verlassen!

  • Da Thorleif jetzt in Mogontiacum war und noch Stellen in der Verwaltung frei waren, ging er zum Duumvir, um sich eine besser bezahlte Arbeit zu suchen. In sehr guter Kleidung begab er sich also in die Curia Mogontiaci zum Officium des Duumvir und klopfte an.


    *KLOPF**KLOPF*


    Sofort vernahm er ein 'herein' und öffntete die Tür. Freundlich begrüßte er seinen alten Vorgestezten.


    "Heilsa Witjon!"


    Thorleif stellte sich vor den Schreibtisch von Marsus und wartete dessen Reaktion ab.

  • Die Tür öffnete sich und Witjons junger Freund aus Confluentes trat ein. Witjon saß an seinem breiten Schreibtisch, der vor Berichten und anderem Papyruskram überquoll. Ein Hauch von Frohsinn huschte über sein Gesicht, als er Thorleif erblickte. Er war eine angenehme Abwechslung in seinem bisher ziemlich drögen Arbeitstag.


    "Heilsa, komm rein. Setz dich. Möchtest du etwas trinken?"
    Ohne auf Antwort zu warten, stellte Witjon ihm einen Becher Wasser hin und setzte sich dann wieder.
    "Du möchtest gerne mehr Geld, richtig?"
    Er kramte in einer Schublade herum und holte dann eine Wachstafel hervor, die er Thorleif hinhielt.



    Stadtschreiber gesucht!



    Voraussetzungen:


      [*]Beherrschung des Lateinischen in Wort und Schrift
      [*]Einsatzbereitschaft
      [*]Tüchtigkeit
      [*]Ordnungssinn


    Was dich erwartet:


      [*] Schreibtischarbeit
      [*] Botengänge
      [*] Ab- und Vorschreiben von Schriftstücken und Dokumenten
      [*] Beaufsichtigung des Archivs



    "Du erhälst eine monatliche Entlohnung von zwanzig Sesterzen. Entspräche das deinen Vorstellungen?"
    Erwartungsvoll sah er seinen Scriba Personalis an. Der Junge, der nur wenig jünger als er selbst war, wollte ja unbedingt mehr verdienen. Was er vermutlich noch nicht realisiert hatte war, dass mehr Geld auch mit mehr Arbeit verbunden war. Witjon freute sich jedenfalls schon auf die Arbeit mit seinem neuen Stadtschreiber.

  • Thorleif wurde herzlich Begrüßt. Er sah förmlich wie Marsus Gesicht entspannter und freundlicher wirkte. Kopfnickend nahm er den Becher mit Wasser entgegen und hörte dem neuen Duumvir zu. Genau das hatte er erwartet. Die Voraussetzungen erfüllte er auf jeden Fall und das mit der Arbeit. Thorleif war froh, dass er mehr zu tun hatte. In Confluentes war so wenig los und Marsus war so oft weg, da hatte er nicht viel zu tun.


    "Ja, ich denke schon. Wann kann ich denn anfangen?"

  • Bei Thorleifs Worten strahlte Witjon.
    "Sofort!"
    Sagte er und haspelte ein Papyrus aus seinem Schreibtisch hervor, das er bereits vorbereitet hatte.
    "Hier ist deine Einstellungsurkunde."
    Er reichte seinem neuen Scriba das Schrifstück und fuhr fort.
    "Damit wäre klar, dass du fortan nicht mehr als mein Scriba Personalis, sondern als Angestellter der Stadt Mogontiacum deinen Dienst tust."
    Er trank einen Schluck Wasser und verschaffte sich dann einen Überblick über den Wust auf seinem Schreibtisch.
    "Nun gut. Dein Officium befindet sich nur eine Tür weiter, geh ruhig schonmal hinein und richte dich ein. Ich muss noch dieses Chaos hier beseitigen, dann schaue ich mal bei dir vorbei. Lass dich einfach von den anderen Scribae (NSCs) einführen. Bis gleich."
    Damit stand er schon auf und begann leise fluchend einen Stapel Tabulae in ein Regal zu räumen.

  • Ein Amtsdiener hatte den Magistraten unterrichtet, dass er beim Duumvirn vorstellig werden sollte. Zwar hatte der alte Petronier eigentlich keine Lust, vor dem jungen Mann anzutanzen wie ein Bediensteter, doch da der Duumvir nunmal sein Vorgesetzter war, kam er der Forderung langsam und gemächlich nach (etwa so, wie wenn er als Primus Pilus vom senatorischen Tribunen herbeordert wurde). Da er erwartet wurde, klopfte er allerdings nicht an, sondern trat direkt ein.


    "Duccius?"


    begrüßte er den Bürgermeister.

  • Witjon stand am Fenster, einen Becher heißen, gewürzten Mets in der Hand, und beobachtete das Treiben auf dem Forum. Trotz eisiger Kälte waren etliche Menschen auf dem Pflaster des großen Platzes unterwegs, boten ihre Waren an, kauften benötigte Dinge oder schlenderten einfach aus Langeweile umher. Hier und dort entdeckte Witjon einen bekannten Händler und auch der etwas vorgelagerte Stand des Handelskonsortiums war natürlich geöffnet, an dem Amon seine Waren feilbot. Regunglos und völlig still stand der junge Duumvir dort. Und während er so vor sich hin starrte und die Gedanken durch seinen Kopf schwirrten, wurde sein Auge plötzlich einer allzu bekannten Veränderung gewahr.
    Kleine, weiße Flöckchen fielen vom Himmel. Erst vereinzelt, dann immer dichter schwebte der Schnee gen gefrorenen Boden.


    Ohne Ankündigung wurde die Türe geöffnet und Witjon erkannte die Stimme seines petronischen Magistraten, als dieser ihn begrüßte. Er drehte sich seitlich, hielt den Blick jedoch auf das Forum gerichtet.
    "Salve Petronius."
    Er trank einen Schluck vom heißen Met. Er war gut gewürzt und verbreitete eine angenehme Wärme in seinem Bauch. Gemütlich drehte Witjon sich nun zum Petronius um.
    "Bitte, nimm Platz. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?"
    Er selbst setzte sich auch hin und deutete auf ein Tablett, das neben seinem Schreibtisch auf einer Kommode stand.
    "Verdünnten Wein? Wasser? Oder kann ich dir sogar etwas Bier anbieten?"


    Natürlich wollte er Crispus nicht mit Belanglosigkeiten von seiner Arbeit abhalten, weshalb der Duumvir dann auch zum Grund kam, weshalb er seinen Magistratus bestellt hatte.
    "Petronius, wie steht es mit den Sanierungsprojekten, die dir aufgetragen wurden?"
    Er zeigte zum Fenster und runzelte leicht die Stirn.
    "Wie du siehst hat der Winter endlich richtig begonnen. Die Zeit wird knapp, zumindest was die Bauarbeiten an der Rhenusbrücke und am Theatrum angeht."

  • Wunschgemäß nahm der Petronier Platz und lehnte sich zurück. Met konnte er etwas abgewinnen, doch das germanische Bier war nichts für ihn, daher meinte er


    "Wenn du warmen Wein hast..."


    Warmer Würzwein hatte sich zu Crispus' Winter-Lieblingsgetränk gemausert, weshalb er ihn stets gern annahm. Der kalte Wein, den man im Winter aus den Kellern holte, bereitete ihm hingegen bisweilen Bauchschmerzen. Doch er war nicht zum Weintrinken gekommen und glücklicherweise sprach der Duccier den Anlass seiner Vorladung rasch an.


    "Das Theatrum wurde schon betrachtet, für das Geld lässt es sich vorzeigbar machen, aber ich habe versucht, ein bisschen mehr Geld aufzutreiben.


    Die Rhenusbrücke wird bereits renoviert und sollte jederzeit fertig werden. Die Kälte macht den Männer aber schon zu schaffen und verzögert das ganze bisschen - hoffen wir, dass es kein allzu kalter Winter wird!"


    Im Winter ließ es sich schwierig bauen, da der Frost den Mörtel angriff und überhaupt Probleme verursachte. Wahrscheinlich würde man sich beim Theater auch auf Holzarbeiten beschränken müssen.

  • Witjon nickte und griff zu einer Karaffe, die etwas erhöht über einer kleinen Kerze Stand. Er goß einen Becher damit ein und reichte ihn Crispus.


    "Halt." sagte Witjon schlicht, als er die Ausführungen über das Theatrum hörte. Er blickte noch einmal auf den Schnee vor dem Fenster und fuhr fort.
    "Ich fürchte, die Bauarbeiten im Theater können wir für dieses Jahr abhaken. Bei diesem Wetter können wir ohnehin keine vernünftige Arbeiten durchführen, geschweige denn Vorführungen abhalten. Ich schlage vor, die Theatersanierung aufs Frühjahr zu verschieben und stattdessen...andere Punkte anzugehen. Was hattest du da noch notiert? Straßenpflaster? Ist auch schwierig im Winter."
    Er grummelte leicht säuerlich.
    "Vielleicht sollten wir uns auf die Sanierung von Innenräumen beschränken, bis der erste Schnee schmilzt.
    ...Was natürlich nicht auf die Brücke zutrifft. Ich bin froh zu hören, dass die Arbeiten dort so schnell voranschreiten. "

  • "Stimmt."


    pflichtete Crispus bei und kratzte sich am Kinn, um kurz darauf seinen Becher mit Wein zu nehmen. Innenräume? Dazu hatte der Petronier gar nichts notiert und wusste auch nicht, was er in dieser Angelegenheit tun sollte.


    "Ich hatte noch überlegt, ob man unsere Curia irgendwie schmücken könnte. Vielleicht eine Statue des Kaisers aufstellen? Das könnte vielleicht unseren Wunsch unterstreichen, mehr Autonomie zu bekommen. Man könnte sie am Kalenden des Ianuarius aufstellen, gleichzeitig mit einem Opfer an den Genius des Kaisers - so wie in Rom!"


    Die Idee war ihm erst vor kurzem gekommen: Die Vota pro Salute Principis waren weithin bekannt und wurden in vielen Städten wiederholt. Warum nicht auch in Mogontiacum?

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