"Die Götter scheinen dem Jungen Mann gewogen zu sein." entgegnete er seinen Kollegen mit einem Zwinkern. Auch wenn er den Jungen nicht kannte, war er sicher, dass Pythermon ihn gut ausgebildet hatte.
Als die Prozession nun auf sie zu kam, schien es alsbald loszugehen. Alle begrüßten sich, so erwiderte er auch den Gruß des Helvetiers "Salve Helvetius. Selbstverständlich." gehörte es doch zu seinen Pflichten, bei den Opfern der Discipuli beizuwohnen, um hinterher mit den Kollegen zu entscheiden, ob derjenige in den Cultus aufgenommen werden konnte.
Der duccische Pontifex streifte sich ebenfalls die Kapuze seiner Toga über und schritt hinter Crispus her, dem er den Vortritt ließ. Als sich die Pontifices positioniert hatten, ging es auch schon los.
Das Voropfer verlief flüssig und ohne, dass Phelan etwas zu beanstanden hatte. Der junge hatte sich Gedanken über die Worte gemacht, die er an Apoll richten wollte, so brachte er alle Obligatoria unter. Sowohl das Trankopfer als auch die Drehung nach rechts, um den Assistenten zu signalisieren, dass das Voropfer beendet war, passten, an die ihn sein damaliger Lehrer Aurelius Orestes in Rom selbst immer wieder erinnert hatte.
Alsbald ging es zum blutigen Opfer zum Altar vor den Tempel, wo sich auch einige Gäste versammelt hatten, um daran teilzunehmen. Als der Helvetier erneut seine Worte an Apollo richtete, stutzte der duccische Pontifex kurz. Hatte der Junge nicht gerade eben das selbe Gebet gesprochen? Auch wenn Phelan die Worte gefielen, hätte er für das blutige Opfer doch gern etwas mehr Kreativität gesehen. Allerdings machte der Junge diese wieder mit seiner sehr überzeugenden Sicherheit wett. Der Ablauf saß perfekt und die Nervosität des Opfertiers brachte ihn dabei auch nicht aus der Ruhe. Er erinnerte sich noch an sein eigenes Einstiegsopfer. Eine der Ketten hatte sich gelöst, da der Eber extrem unruhig wurde, den Göttern sei Dank war trotzdem noch alles gut gegangen, sonst würde er auch vermutlich nicht heute hier stehen.
Curios Anweisung an den Opferschläger kam mit großer Überzeugung und Sicherheit, woraufhin dieser sein Werk ebenso sicher vollbringen konnte. Das Blut wurde aufgefangen und das Tier ausgenommen. Der weiße Lammbock war als Opfertier für Apoll gut ausgesucht.
Als der Helvetier allerdings mit den Innereien des Tieres zu den Pontifices kam, war Phelan kurz irritiert. Was sollten sie tun? Das war doch Aufgabe des Haruspex? Der Duccier hielt sich vorerst zurück und wartete ab, wie seine Kollegen reagierten, vielleicht hatte Pythermon irgendetwas mit dem Jungen abgesprochen. Der Germane war darauf jedenfalls nicht vorbereitet und hatte eigentlich gehofft, dass er erst nach dem Opfer bei der Verteilung des Fleisches wieder aktiv werden musste, nämlich aktiv im Fleisch entgegennehmen, so wie es sich für ein gelungenes Opfer von so einem prachtvollen Tier gehörte! Sein etwas überarbeiteter Vetter Witjon würde sich bestimmt über so eine Speise freuen.