Ich runzelte die Stirn bei Decius' Erklärungen wie er an das Schmuckstück gekommen war. Soso. Seine Anspielung überhörte ich entschlossen, aber als auf einmal der Name Hannibal fiel, durchfuhr es mich, wie ein Schlag. Ich presste die Kiefer zusammen, meine Lippen wurden schmal, und meine Hand verkrampfte sich fest um den Anhänger. Lass Dir nichts anmerken, sagte ich mir, bleib kühl, verdammt!, aber diese fiesen, hämischen Worte widerhallten in mir, wie ein Echo: Hannibal, oder seine Freundin. Hannibal. Oder seine Freundin... Hannibal....
Wut und Eifersucht loderten hellauf, in mir, während ich da am Fenster stand, die Finger so fest um den Anhänger gepresst als wolle ich ihn zerquetschen, stellvertretend für... gewisse Leute.
Mühsam behielt ich meine Beherrschung, nach aussen hin, atmete tief, entspannte meine Schultern, entkrampfte meine Hand, setzte wieder eine neutrale Miene auf. Aber um ehrlich zu sein - die Mordsache war mir in dem Moment im Vergleich dazu ziemlich egal, und während Redivivus die Befragung fortführte, dachte ich intensiv darüber nach, ob ich nicht die Gelegenheit nutzen sollte, mich an Hannibal zu rächen! Schliesslich hatte Decius ausgesagt, Hannibal hätte ihm den Schmuck verschafft, und wenn der gestohlen war, könnte ich dafür sorgen, dass Hannibal verhaftet würde, als Hehler oder Dieb, und wenigstens eine Zeitlang im Kerker sitzen müsste! In Gesellschaft der Ratten und der stets zu Spässen aufgelegten Gefängniswärter!
Das würde ihm recht geschehen!, dachte ich gehässig, und wusste doch gleichzeitig schon, dass ich es nicht tun würde - und nicht nur weil ich es unserem ehemaligen Centurio schuldig war, Ärger von seinem Haushalt fern zu halten.
"Mal sehen was wir noch so finden", murmelte ich, legte den Anhänger aufs Fensterbrett und beugte mich zu der nächsten Truhe. Gerade wollte ich sie öffnen, als mich ein Geräusch ablenkte. Ein Pochen... vom Nachbarn womöglich, die Wände waren dünn in diesen Häusern, aber eigentlich klang es eher so, als käme es da aus dem Wandschrank. Jetzt hatte ich aber genug von Decius' Finten. Schnellen Schrittes ging ich auf den Schrank zu, zog meinen Pugio, und riss mit einem Ruck die Türe auf.