Im Sumpf des Verbrechens - die Ermittlungen im Mordfall Octavius Cato

  • Ich runzelte die Stirn bei Decius' Erklärungen wie er an das Schmuckstück gekommen war. Soso. Seine Anspielung überhörte ich entschlossen, aber als auf einmal der Name Hannibal fiel, durchfuhr es mich, wie ein Schlag. Ich presste die Kiefer zusammen, meine Lippen wurden schmal, und meine Hand verkrampfte sich fest um den Anhänger. Lass Dir nichts anmerken, sagte ich mir, bleib kühl, verdammt!, aber diese fiesen, hämischen Worte widerhallten in mir, wie ein Echo: Hannibal, oder seine Freundin. Hannibal. Oder seine Freundin... Hannibal....
    Wut und Eifersucht loderten hellauf, in mir, während ich da am Fenster stand, die Finger so fest um den Anhänger gepresst als wolle ich ihn zerquetschen, stellvertretend für... gewisse Leute.
    Mühsam behielt ich meine Beherrschung, nach aussen hin, atmete tief, entspannte meine Schultern, entkrampfte meine Hand, setzte wieder eine neutrale Miene auf. Aber um ehrlich zu sein - die Mordsache war mir in dem Moment im Vergleich dazu ziemlich egal, und während Redivivus die Befragung fortführte, dachte ich intensiv darüber nach, ob ich nicht die Gelegenheit nutzen sollte, mich an Hannibal zu rächen! Schliesslich hatte Decius ausgesagt, Hannibal hätte ihm den Schmuck verschafft, und wenn der gestohlen war, könnte ich dafür sorgen, dass Hannibal verhaftet würde, als Hehler oder Dieb, und wenigstens eine Zeitlang im Kerker sitzen müsste! In Gesellschaft der Ratten und der stets zu Spässen aufgelegten Gefängniswärter!
    Das würde ihm recht geschehen!, dachte ich gehässig, und wusste doch gleichzeitig schon, dass ich es nicht tun würde - und nicht nur weil ich es unserem ehemaligen Centurio schuldig war, Ärger von seinem Haushalt fern zu halten.


    "Mal sehen was wir noch so finden", murmelte ich, legte den Anhänger aufs Fensterbrett und beugte mich zu der nächsten Truhe. Gerade wollte ich sie öffnen, als mich ein Geräusch ablenkte. Ein Pochen... vom Nachbarn womöglich, die Wände waren dünn in diesen Häusern, aber eigentlich klang es eher so, als käme es da aus dem Wandschrank. Jetzt hatte ich aber genug von Decius' Finten. Schnellen Schrittes ging ich auf den Schrank zu, zog meinen Pugio, und riss mit einem Ruck die Türe auf.

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    Klient - Decima Lucilla

  • [SIZE=3]- Oh, oh, hab' den Namen verfälscht von dem bösen Dieb. *hust* Jetzt wieder richtig. -[/SIZE]



    Culter wog, prüfte, wägte die Umstände, die sich ihm hier auftaten. Sollte er ein Risiko eingehen oder sich dem Urbaner beugen? Einer der harmlosen Spießgesellen, die Decius sonst um sich zu tummeln pflegte, hätte an dieser Stelle die Hände gehoben, wäre vor getreten und hätte aufgegeben. Resigniert, besorgt, geknickt. Doch leider gehörte Culter zu der üblen Sorte, war nicht nur ein Dieb und womöglich auch sonst weniger ein umgänglicher Zeitgenosse, schon manches Blut klebte an seinen Händen. Und er gedachte nicht, sich in den Carcer der Urbaner schleppen zu lassen. "In Ordnung. ", meinte Culter und hob beschwichtigend. "Ich weiß zwar nicht, was Dein Anliegen ist, Kumpel, aber mit einem Schwert will ich mich wirklich nicht anlegen. " Culter schob eine Kiste etwas zur Seite mit dem linken Bein und trat langsam hinter seinem Versteck hervor. Verdammt, es gab wirklich kein Entkommen. Der Urbaner hatte sich noch ungünstiger für Culter gestellt. Scheinbar resigniert verzog Culter das Gesicht und drehte sich von dem Urbaner weg, um zu der Wand zu treten, auf die Macro noch gedeutet hatte. Doch bliztschnell schnellte sein Messer, das er an der rechten Hand versteckt hielt, hervor und Culter sprang nach vorne. Ein Leben in der Subura hatte ihn geprägt, er war zwar langsamer als vor zwanzig Jahren, aber kein Gegner, den man unterschätzen sollte. Eine Kiste polterte zur Seite und das fast ellenlange und recht große Messer sauste in einem Bogen über dem Gladius auf den Soldaten zu.


    Und wieder zurück zur Insula:


    Enttäuscht verzog Decius das Gesicht. Seine Finte hatte nicht gezogen und er konnte den Decimer nicht aus der Reserve locken. Was soll’s. Decius zuckte mit der Schulter und hoffte, dass die Männer das Poltern nicht vernommen hatten. Seine Augen hatten sich auch bereits wieder auf den anderen Soldaten gerichtet und er sah ihn abschätzig an. Meinte der Mann es ernst? Dass der Buchmacher nicht verdächtigt wurde? Doch dann zogen sich seine Augenbrauen verärgert zusammen. "Gekritzel? Also ich möchte doch bitten. Vier Jahre Elementarschule habe ich geschafft. Das ist kein Gekritzel. Eine saubere Handschrift!" Er beäugte noch mal den Wettschein. Gut, er war in Eile ausgestellt worden. Direkt im Felde sozusagen. "Hm, also, ich habe ihn ausgestellt. ", gab Decius jetzt zu, wo es natürlich schon klar war. Er drehte ihn hin und her und runzelte grübelnd die Stirn. "Ich stelle jedoch einige solcher Wettschein für einen solchen Abend aus. Sieben Sesterces und zwei Asse. Puh. " Decius tastete grübelnd an seinem Kinn nach und dachte scharf nach. "Ehrlich gesagt, das könnten einige von meiner Kundschaft sein. "


    Er bemerkte nicht, dass es immer heißer wurde. Erst als der Schrank laut und vernehmlich geöffnet wurde, wandte sich auch der Kopf von Decius wieder dem Geschehen zu. Drubius Cleptus saß zusammen gekauert in dem Schrank. Zwischen Tischdecken, die mit Blumen bestickt waren, Leinentüchern, womit Betten bezogen werden konnten und einigen alten Holzpuppen, die Fabula immer noch seit ihrer Kindheit aufbewahrte. Drubius Cleptus, ein gut aussehener Mann von nicht mehr ganz jungem Kaliber, einem sehr gepflegten Äußerem, sah resigniert, besorgt und geknickt zu dem Centurio hoch. "Erwischt.", murmelte Cleptus seufzend.

  • [SIZE=2]-oh tut mir leid, da bin ich wohl auch prompt falsch eingestiegen.. -genau, jetzt wieder richtig (;[/SIZE]


    Nach wie vor ziemlich angespannt, behielt Macro den Kerl vor sich genau im Auge, um jede seiner Bewegungen vorausahnen zu können, während Culter sich scheinbar einsichtig Richtung Wand bewegte. Schon ein wenig mit sich selbst zufrieden lächelte der Caecilier, doch zu früh, wie sich kurz darauf herausstellte.
    Culpers Gesicht, das eben noch zur Wand gedreht gewesen war, wechselte nun von einem resignierten zu einem entschlossenen Ausdruck. Überraschend schnell zog der Halunke von irgendwoher ein ellenlanges Messer -Macro konnte nicht sehen, wo es so schnell hergekommen war und es war ihm in diesem Bruchteil einer Sekunde auch reichlich egal- und sprang nach vorne, um nur einen Herzschlag später die Klinge auf Macro zuschnellen zu lassen. Der versuchte noch auszuweichen indem er seinen Körper zur Seite wand und in dem Versuch den Angriff abzuwehren Culters Bewegung wenigstens ein bisschen nach unten ablenkte, konnte aber nicht verhindern, dass ihn das scharfe Metall am rechten Kiefer streifte und so zwischen Hals und Wange einen blutigen Strich hinterließ. Er fluchte, versuchte den Schmerz auszublenden und riss sein Schwert hoch, um Culter das Messer aus der Hand zu schlagen.


    Sim-Off:

    etwas minimalistisch diesmal, entschuldige :D

  • Verblüfft starrte ich den Mann im Schrank an. Bona Dea! Der sah aber gut aus! Decius' Wohnung war wahrlich mit Überraschungen gespickt. Woher nur kannte ich dieses Gesicht...? Ach...das war doch der Kerl, der vor kurzem tollkühn aus dem Carcer entwischt war. Sein Konterfei hing seitdem an der Tafel "gesuchte Verbrecher". Der Heiratsschwindler war das, genau!
    "Na, wenn das nicht der berüchtigte Drubius Cleptus ist...", triumphierte ich, und beugte mich, die Spitze des Dolches auf ihn gerichtet, zu ihm runter, bereit zuzustossen falls er irgendwelche Tricks versuchen sollte.
    "Keine falsche Bewegung jetzt. Rauskommen!"
    Ich packte ihn mit einer Hand an der Schulter um ihn grob aus dem Schrank und auf die Füsse zu ziehen.
    "Die Hände nach vorne strecken! Redivivus, fessel ihm die Hände und durchsuche ihn."
    Den schönen Ganoven weiterhin mit dem Dolch bedrohend - nicht dass der uns noch entwischte - sah ich aus den Augenwinkeln kurz zu Decius, und spottete:
    "Ich bin sicher, du hast auch hierfür eine gute Erklärung. War der hier vielleicht auch als Überraschung für Fabula gedacht? Und wer ist eigentlich vorhin durch das Fenster getürmt? - Tja, ich fürchte wir müssen dich ebenfalls mitnehmen, Decius, wegen Verstecken eines flüchtigen Verbrechers, Besitz von Diebesgut und Komplizenschaft mit diesem Strolch hier!"
    Ich machte eine Kunstpause, gab dem Heiratsschwindler einen Stoss mit dem Dolchknauf in die Seite, damit der nicht meinte ich habe ihn vergessen, und fuhr beiläufig fort:
    "Es sei denn, du kommst mit uns zum Rattenbeissen, Decius, und siehst dich dort ein bisschen nach dem Mann um, dem der Wettschein gehört, und wenn du ihn siehst zeigst du ihn uns. Hm, ja, wenn wir durch deine Hilfe den Mörder finden sollten, dann könnte man vielleicht was drehen..."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Tychicus' Befragung des Wettmachers wurde kurz unterbrochen, als der Centurio das Schmuckstück unter dem Tisch fand. Während der Rediviver, überrascht über diesen Fund, aufhorchte, schaffte Decius es nach wie vor Ruhe zu bewahren.
    Es folgte ein kurzer Wortwechsel zwischen dem Decimer und Decius, den Tychicus zwar prinzipiell verstand... Aber trotzdem hatte er das Gefühl, etwas nicht zu wissen, was den Worten Decius' einen tiefren Sinn verlieh. Auf jeden Fall wandte der Centurio sich daraufhin etwas zu heftig ab, dass es noch unnauffällig war. Der junge Miles registrierte das zwar nur am Rande, wunderte sich allerding trotzdem darüber.
    Bevor er sich jedoch zu viele Gedanken über dieses Rätsel machen oder die Befragung bedeutsam voranbringen konnte, setzte sich der Decimer plötzlich wieder in Bewegung und beförderte wenig später einen weiteren Mann aus dem großen Schrank in der Ecke. Noch weitaus überraschter als beim Fund des Medaillons musterte Tychicus die Person, die sich offensichtlich seit ihre Eintreffens in dem Möbelstück versteckt hatte. Und tatsächlich: der Rediviver erkannte das Gesicht wieder, denn sein Antlitz zierte erst seit ein paar Tagen die Liste gesuchter Verbrecher in der Castra!
    Ein leiser Ausruf der Überraschung des Redivivers ging in den Worten des Decimers unter, der Cleptus im selbem Augenblick wiedererkannte. Schon hatte Serapio den Mann auf die Beine gezerrt und rief Tychicus einen Befehl zu.
    Fesseln... aber womit?
    Nachdem er nichts geeignetes entdeckte, nahm der Miles sich einfach sein Focale ab und fesselte Drubius Cleptus damit die Hände.


    "Na? Angst gehabt, auch aus dem Fenster zu springen?",
    bemerkte Tychicus sarkastisch, bevor er begann, den Verbrecher zu durchsuchen. Nacheinander beförderte er mehrere Dinge aus den zahlreichen Taschen und Beuteln hervor, die Cleptus bei sich trug, und legte sie auf den Tisch:
    Ein weiterer Wettschein für das Rattenbeißen an diesem Abend; eine Handvoll Sesterzen; ein kleines Messer; ein größeres Messer und eine Flasche mit einer seltsamen, trüben Flüssigkeit, die Tychicus an äußerst alten, äußerst schlechten Alkohol erinnerte; sowie eine Reihe von offensichtlich gestohlenen Gegenständen, darunter eine kleine Statue aus glänzendem Stein; zwei goldene Ringe und eine Schulterspange aus Silber.
    Nachdem er die Durchuchung beendet hatte, überblickte der junge Miles mit hochgezogenen Augenbrauen den Haufen von Gegenständen. Cleptus hatte sich innerhalb der vier Tage, die er jetzt auf freiem Fuß war, offensichlich nicht gescheut, seinem "Tagwerk" schon wieder nachzugehen.

  • Innerlich jubilierte Culter bereits. Er hatte getroffen, zumindest fühlte sich der weiche Widerstand so an, durch den sein langer und nicht gerade sauberer Dolch schnitt, wie tief und ernsthaft, das vermochte Culter in jenem Augenblick nicht einzuschätzen. Instinkt und Erfahrung, weniger sein Augenlicht leiteten Culter, denn es war zum einen nicht sonderlich hell in den Räumen, andererseits war sein Augenlicht mit den Jahren auch nicht besser geworden. Im Gegenteil. Doch gerade als es über seinen Nacken rieselte und er schon spürte, dass ihm etwas metallische Gefahr entgegen strebte, versagte ihm sein Knöchel. Der schon unsanft behandelt worden war, als er vom Haus türmte. Eine Ausweichbewegung nach rechts wurde jäh unterbrochen, sein Knöchel sackte weg und ein ächzender Schmerzlaut kam von seinen Lippen, der sich zu einem lauten Schmerzschrei ausdehnte als ihn ein Gladius empfindlich traf. Und schon im nächsten Augenblick segelte sein Messer davon, was Culter mit einem derben Fluchen quittierte. Schon spürte Culter einen kräftigen Schlag, vom Gladius oder weil er weg taumelt war, das vermochte Culter nicht zu sagen. Denn er sah in dem Augenblick nur noch lauter Sterne vor den Augen und sackte mit einem Röcheln zusammen auf den Boden.


    In der Insula:
    Die Hände beschwichtigend erhoben, kletterte der Heiratsschwindler aus dem Schrank heraus, betont langsam und mit immer noch der besorgten Miene. Cleptus streckte mit herab hängenden Mundwinkeln die Arme dem Rediviver entgegen, von Widerstand war bei ihm keine Rede. Aber ein ärgerliches Aufblitzen vermochte Tychicus bei ihm zu schüren. "Ich mache mir nun mal meine Kleidung ungerne schmutzig. ", erwiderte er schnippisch und sah auf das, was Tychicus zu Tage beförderte. "Man tut was man kann! ", war sein Kommentar darauf und zuckte wenig zerknirscht mit der Schulter.

    Entschuldigend sah er zu Decius, der mit den Augen rollte und dann einen Riesenschreck zu bekommen schien als ihm die Sanktion angedroht wurde. Wenn er mit in die Castra mußte, dann gab es nicht nur mit Recht und Gesetz mächtig Ärger, nein, auch mit Fabula. Davor grauste es Decius noch viel mehr. Am Ende verließ sie ihn sogar. Und was sollte er dann machen?


    Decius taxierte bereits ärgerlich und grummelig Decimus Serapio und schien nachzudenken. Die Konsequenzen davon, in der Castra zu landen, waren ihm wirklich zu gefährlich. Außerdem hing Decius an seiner, womöglich etwas schlaffen und alten, aber sehr gewohnt-geliebten Haut. Er presste seinen Kiefer zusammen und schüttelte nach einem Moment des Nachdenkens schließlich den Kopf. Doch es war mehr ein Zeichen des Aufgebens. "Also gut, ja, aber nur unter einer Bedingung. Die Leute dort merken nicht, daß ich euch Urbanern den Hinweis gebe, ansonsten kann ich meine letzten Stunden an einer Hand abzählen. " Was wiederum kein Scherz war, würden einige Männer davon Wind bekommen, dass Decius gemeinsame Sache mit den CUlern machte, dann würde er bald in einer der Gruben enden, in denen solche Männer ihre Opfer entsorgten. Und es würde noch nicht einmal seine Frau erfahren, was mit ihm passiert wäre.

  • Atemlos hatte Macro sich zur Seite gewannt, der Bruchteil der Sekunde, der über Sieg oder Niederlage für diesen Moment entschied, war zu kurz um zu denken. Das dunkle Blut, dass durch den Schnitt des Langmessers an Wange und Kiefer zum Vorschein gekommen war, malte nun, so vollkommen, als habe jemand einen roten Strich über das Gesicht des jungen Mannes gezogen, eine markante Linie. Macro spürte den Schnitt nicht.
    Er war nicht sicher, ob er der überraschenden Schnelligkeit des anderen gewachsen war, dachte es nicht in dieser Form, nicht als vollständigen Satz, aber irgendwo tief drinnen pulsierte die Angst vor Überfoderung. Es war das erste Mal, dass er sich ganz allein beweisen musste, auch wenn im Krieg alle auf sich alleing gestellt wesen waren, wenn man es denn so sehen wollte, doch dort war er darauf vorbereitet gewesen und nun einfach überrascht, die Bewegung des Gladius war ein Reflex gewesen und ob dieser seinen Zweck getan hatte, war unsicher.
    Und dann ganz plötzlich, völlig unerwartet, geschah etwas anderes, Culter knickte plötzlich ein, wie eine Säule, die ihr aufgetragenes Gewicht nicht länger tragen kann oder vielmehr ein Zahnstocher, zwischen zwei kräftigen Fingern. Ein ächzender, wenig schmeichelnder Schmerzenslaut stand in diesem Augenblick zwischen ihnen, der zwischen Culters Lippen entwichen war und schließlich zu einem wirklichen Schrei wurde. Doch Macros Bewegung hatte ihren Dienst getan, denn kurz darauf, flog über ihre Köpfe und von einem Fluchen begleitet die Klinge, die den jungen Mann noch eben verletzt hatte und verlor an Bedeutung. Als der Gladius trotzdem noch mit Schwung weiter hinabjagte und Culter einen derben Schlag versetzte, war es um die Praxisgefahr des Schurken entgültig getan, denn dieser sackte mit einem weiteren Japsen in sich zusammen.
    Glück gehabt. Aus Angst, dass ihm trotz allem, nicht sehr viel Zeit blieb, sah Macro sich um, bis er schließlich ein Seil sah, das um eine der Kisten gewickelt war, mit einem einzelnen Hieb mit dem Schwert, machte er es los und fesselte kurz darauf den Mann, der immer noch geistesabwesend und mit ausdruckslosem Blick in die Gegend blickte.


    "Na komm schon."
    Mit geringer Kraftanstrengung riss er Culter hoch, um ihn Richtung Gerberei zu bugsieren. Es blieb nur zu hoffen, dass die Leute im Handwerksladen klug genug waren, sich wenigstens jetzt rauszuhalten. Zu allem bereit, hielt Macro in der Rechten den Gladius und mit der Linken den Arm Culters fest gepackt und trat schnellen Schrittes den Rückweg zur Insula an.

  • Holla! Redivivus förderte ganz schön was zu Tage, bei der Durchsuchung. Wenn der Ganove das alles in der kurzen Zeit seit seinem Ausbruch zusammengestohlen hatte, dann war er wirklich ein Könner, und für einen Moment betrachtete ich Drubius, unwillkürlich, mit einem gewissen Respekt... wie ihn eben jemand, der einmal ein Amateur war, gegenüber einem echten Profi verspürt.
    Ich nickte Redivivus zu, schob den Gefesselten zu ihm und befahl: "Pass auf ihn auf."
    Dann steckte ich den Pugio weg, und wandte mich Decius zu. Ich war froh zu hören, dass er zustimmte, aber etwas anderes blieb ihm da auch schwerlich übrig. Glück für uns, dass wir ihn in so verfänglicher Situation erwischt hatten.
    Ich nickte - dass er nicht mit uns in Verbindung gebracht werden wollte, das konnte ich allerdings verstehen. Drubius zählte nicht, der würde, für das was er auf dem Kerbholz hatte, bestimmt den Rest seines Lebens in den sardischen Bleiminen verbringen. (Schade eigentlich.)
    "Ja, das sehe ich ein. Dann gibst du uns das Zeichen eben heimlich. Sowieso gehen wir in Zivil, wenn wir uns da unters Volk mischen." Die würden uns doch sonst auf der Stelle steinigen.

    Ich sammelte die Beute des Drubius, und seine Habseligkeiten ein und nahm sie an mich, ausserdem auch das Medaillon vom Fensterbrett. Bei so schönem, kostbarem Schmuck könnte man glatt in Versuchung kommen, sich davon was beiseite zu schaffen. Aber mein Sold war grosszügig genug, um es meiner Tugend zu erlauben, dieser Anfechtung zu widerstehen.
    Einen Augenblick überlegte ich, die Wohnung noch weiter zu durchsuchen... Vielleicht verbarg sich ja noch ein Mörder unter dem Bett, oder die Juwelen der Augusta hinter dem Ofen. Aber umso schwieriger würde es dann sein, Decius nicht weiter zu behelligen. Also warf ich ihm einen bedeutsamen Blick zu, und beschloss:
    "Wir gehen. Nimm dir einen Kapuzenumhang, denn du begleitest uns. Nur ein Stück, du musst nicht mit in die Castra." Nur aus den Augen lassen durften wir ihn jetzt nicht; er musste bis zum Abend in Obhut eines Miles bleiben. Womöglich überlegte er sich die Sache sonst doch noch anders, und verriet unser Vorhaben.


    So verliessen wir schliesslich die Wohnung, und die Insula, und traten hinaus in den trüben Nachmittag. Rupus, den wir da wiederfanden, erklärte mir, dass Macro einen Flüchtenden verfolgt hatte. Bei Dis! Ein Urbaner alleine in diesem finsteren Labyrinth. Ich wusste ja, dass mein Kamerad zu kühnen Taten neigte, aber so ein Alleingang war toll-kühn, da machte ich mir echt Sorgen. Allerdings nicht lange, denn kaum hatten wir den Innenhof verlassen, kam uns Macro entgegen. Blutend, aber aufrecht, und mit einem Gefangenen. Innerlich atmete ich tief auf, nach aussen hin jedoch wollte ich mir meine Erleichterung nicht anmerken lassen, und meinte darum nur: "Miles, berichte."

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  • [SIZE=7]OOC:...ich mach mal ausserhalb der Reihe weiter...[/SIZE]


    In der Gerberei stellte sich keiner mehr Macro in den Weg, selbst wenn viele der Sklaven neugierig, sensationslüstern, grimmig oder gleichgültig zu den Soldaten und seinem Gefangenen sahen. Der Mann, der dem Dieb und Mörder eben noch geholfen hatte, lehnte gegen einen großen und massiven Bottich, die Arme vor der breiten Brust verschränkt. Finster sah er Macro hinter her, doch auch er machte keine Anstalten, dem Dieb noch einmal zu helfen. Nachdem Soldat und Dieb aus der Gerberei heraus waren, fing der normale Arbeitsbetrieb dort auch wieder an. Schlaff wie ein nasser Sack, so war Culter, nur ein leises Röcheln war von ihm zu hören, aber sonst bewegte er sich kaum, und musste somit getragen werden. Wobei er einige Blutstropfen als Spur hinter ließ.


    Decius hinwieder verzog das Gesicht. Die Soldaten begleiten? Na, das kam ihm gar nicht Recht, da er seine Frau jeden Moment zurück erwartete. Und was würde es wieder für ein Theater geben, wenn er zu lange von zu Hause fort blieb. Scheinbar hatte er jedoch keine andere Wahl. Somit fügte sich der dickliche Mann resigniert seufzend. Auf den Kapuzenumhang verzichtete er jedoch. So einer fiel genauso auf wie die Togen der Schwarzröcke, die jeder im Viertel sofort roch. Es war eine Art Naturinstinkt von den Menschen in diesem Viertel. Und da der Langfinger ebenso abgeführt wurde, fand Decius, dass er sich wenig erst mal kompromittierte. Schweigend und grimmig dreinschauend stapfte er hinunter, während Cleptus mit hängenden Schultern und herunter gesunkenen Mundwinkel gezwungen war zu folgen. Finster starrte Decius auf das Bündel, das der andere Soldat (Macro) mit sich brachte. Irgendwie war das heute wirklich sein Pechtag.

  • Ein wenig erleichtert war er schon, dass keiner innerhalb der Gerberei mehr Anstalten machte, sich gegen den Arm des Gesetzes, sprich Macro selbst zu stellen, denn gegen diese Überzahl an Sklaven und Gerbereibesitzer hätte der junge Caecilier nicht wirklich etwas ausrichten können. Auch Culter zeigte sich nun ziemlich handzahm, schielte ab und an Richtung Gladius, gab das eine oder andere Röcheln von sich und ließ sich sonst bequem mitschleifen, womit er wiederum Macros rechten Arm trainierte. Die schwache Blutsspur, die er hinterließ und den Weg der Beiden begleitete, bemerkte Macro nicht.


    Als sie die Insula wieder erreichten, wo Macro seinen Centurio und seine drei Kameraden wusste -und es dauerte eine Weile, denn einmal bog der Miles falsch ab- stand die gesamte Urbaner-Truppe vor dem Gebäude und hatte noch einen Mann bei sich, der nicht gerade begeisterte drein blickte. Ein wenig stolz zog Macro Culter hinter sich her, erwiderte mit einem Grinsen das respektvolle Kopfnicken Rupus, der inzwischen wieder hier angelangt war und blieb schließlich stehen, den Dieb immer noch gepackt. Die elichte Wunder, die er hatte, schmerzte nicht sondern, ließ ihn den Kopf eher noch ein Stück höher anheben, in der Hoffnung, dass sie ihn ein wenig verwegener aussehen ließ.
    Er nickte knapp zu der Aufforderung Serapios, bevor er anfing zu berichten.
    "Kamerad Rupus und ich standen hier Wache, wie befohlen, als wir hörten, dass jemand aus einem Fenster der Insula gesprungen war, vermutlich auf der Flucht vor Euch. Auf diese Vermutung hin, haben wir den Flüchtenden natürlich verfolgt und...Rupus ist irgendwann stehen geblieben..um den Rückweg zu sichern und ich hab unseren Flüchtenden schließlich in einer Gerberei schnappen können -nachdem er versucht hat sich zu wehren."
    Macro ließ sein Schwert sinken und Culter endlich los, fast schon ein wenig angewidert. Wenn er jetzt versuchen zu fliehen, in seinem Zustand und inmitten von Urbanern, war er wirklich dumm.

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