Habitatio - Centurio Faustus Decimus Serapio und Ziaar

  • Am Ende der langgestreckten Baracke der vierten Centurie der ersten Kohorte lagen meine Räume. Für mich, der ich gewohnt war, mir mit sieben anderen die Stube unseres Contuberniums zu teilen, boten sie schier unglaublich viel Platz. Ein grosses, helles Arbeitszimmer gab es da, was mir endlich erlaubte aus meinem schäbigen Optio-Officium auszuziehen, daneben lag ein Raum für den Schreiber, und zwei Lagerräume. Dahinter kam der private Teil: ein Cubiculum zum Schlafen, ein grosser Raum zum Wohnen, daneben noch ein kleiner - alles sehr schlicht, aber für mich der pure Luxus! Noch herrschte eine gähnende Leere in den Räumen, die weissverputzten Wände waren kahl, ich hatte nur die allernotwendigsten Möbel verteilt, dazu meine wenigen Habseligkeiten, und es wirkte alles sehr spartanisch.

  • Es war in der ersten Nacht in meiner neuen Unterkunft, als ich aufwachte, und eine tiefe Stille um mich spürte. Um mich, im Raum, und ebenso auch in mir, meinem Bewusstsein, hatte sie sich ausgebreitet und alles andere verdrängt. Sie lastete schwer, war kaum zu ertragen, und da gab nichts, mit dem ich sie hätte vergleichen können. So lag ich.... blickte in die Dunkelheit.... und wartete... ich weiss nicht worauf. Schliesslich war es das Geräusch meines Atems, das sich ganz langsam wieder in den Raum vortastete. Auch das Klopfen meines Herzens nahm ich wieder wahr, und wie es das Verrinnen der Zeit anzeigte. Ich konnte nicht länger still daliegen, erhob mich schnell und ging nebenan in das grosse, fast leere, Zimmer.
    In der Feuerstelle dort glommen rot ein paar Glutreste. Ich setzte mich davor, schob einige Späne hinein, und betrachtete wie sie sich langsam schwärzten und Feuer fingen, dann legte ich ein Scheit nach und fachte die kleinen Flammen mit meinem Atem an. Ihr Schein spiegelte sich in den blanken Metallsegmenten meiner Rüstung wieder, und auf dem Helm, die in der Ecke auf einem hölzernen Ständer drapiert waren... sie sahen so aus, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen und ohne mich davonmarschieren.
    Unweigerlich schweiften meine Gedanken zu Hannibal. Ständig versuchte ich mir einzureden, dass es gut war, dass ich seine Verlogenheit gesehen hatte, dass ich nun von einem üblen Wahn geheilt war, und dass ein Sklave eben einfach von niedrigerer Natur war als ein freier Römer, punktum. Aber in den Flammen stieg sein Bild vor mir auf, blickten mir seine dunklen Augen unergründlich entgegen. Ich kratzte an den Brandblasen an meiner Hand herum, und starrte lange ins Feuer. Tagsüber hatte ich genug zu tun, da gelang es mir ganz gut das ganze auszublenden, aber nicht in der Nacht, in der Stille.


    Die Dunkelheit begann schon ein wenig bläulich zu werden. Ich schätzte die Stunde etwa auf die Mitte der vierten Wache, und beschloss auf den Morgen zu warten. So zündete ich mir einige Öllampen an, und suchte nach etwas zu lesen, um mir die Zeit und das Grübeln zu vertreiben. Bei den Sachen, die ich neu hierher geholt hatte, nachdem sie lange in der Casa Decima auf dem Speicher gestanden hatten, fiel mir ein Buch in die Hände, ganz zerlesen, mit Oden des Horaz. Das hatte ich früher wirklich verschlungen! Als ich es aufschlug, glitt zwischen den Seiten eine gepresste kleine Mohnblume hervor. Ich zog eine Grimasse und nahm das zarte Ding zwischen die Finger, hob es hoch und betrachtete, wie der Feuerschein hindurchfiel, und die filigranen Adern in den Blütenblättern sich abzeichneten. Kurz war ich versucht, sie ins Feuer zu werfen, aber legte ich sie doch wieder zurück zwischen die Seiten. Ruhe sanft, kleine Mohnblume.
    Den Stuhl rückte ich neben die Feuerstelle, setzte mich, legte die Füsse hoch, und hielt das Buch etwas schräg, damit genug Licht auf die Seiten fiel. So vertiefte mich in die wundervollen Oden, bis der Tag anbrach und der Weckruf der Tubae laut durch das Lager schallte.

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  • Soso, das war also die Unterkunft des Decimers. Immerhin war sie größer als alle anderen Wohnungen auf diesem Korridor. Also genoss der Römer schon mal Sonderrechte, was sich auch automatisch etwas auf Ziaar auswirkte. Zusammen schleppten sie die Kiste herein und stellten sie provisorisch neben der Tür ab. Nun war nur noch die Frage wohin mit dem Huhn. Aus dem Fenster werfen oder doch lieber in die Küche?


    "~Also, soll ich das Huhn jetzt wieder frei lassen, oder willst du es irgendwo anbinden?~"

  • Jedesmal, wenn ich in meine neue Unterkunft reinkam, freute ich mich aufs neue wie ein Schneekönig hier wohnen zu dürfen. Lächelnd kramte ich einen Schlüssel hervor und machte mich an der Kiste zu schaffen.
    ~"Das Huhn, ja das Huhn, sperr es erst mal da in den Nebenraum. Ich will, dass du ihm nachher einen kleinen Stall baust. Den stellen wir dann hinter der Baracke auf."~
    Ich war wirklich gespannt ob es Eier legen würde. Das wäre nicht schlecht, so zum Prandium. Nachdem der Parther sich des armen Viehs vorerst entledigt hatte, beschloss ich, ihn ein bisschen herumzuführen, und mit seinen Pflichten vertraut zu machen. So liess ich die Kiste erst mal stehen.


    ~"Komm, ich zeige Dir wo was ist. Hier der Wohnraum, klar, hier das Schlafzimmer. Zu deinen Aufgaben gehört es ab jetzt auch, für das Feuer im Ofen zu sorgen."~ Ich wies auf die daneben aufgestapelten handlichen Holzscheite. ~"Wenn das Holz alle ist, musst Du welches hacken, gelagert wird es dem Schuppen da drüben."~
    Ich öffnete das Fenster, zeigte ihm welches der Gebäude ich damit meinte, und fuhr mit meinen Anweisungen fort. In sachlichem Tonfall, aber mit einer hämischen Freude daran, dass der parthische Reiter mir dienen musste. Und nicht ich ihm. Sicherlich würde er auch noch andere Aufgaben für mich erledigen - mir schwebte da schon was vor - aber im Alltag würden es doch eher die ungeliebten Haushaltspflichten sein, die ich mit Freude auf ihn abwälzte.
    ~"Du wirst also vor mir aufstehen, Feuer machen, und das Frühstück vorbereiten. Du bist der einzige Sklave den ich habe, also obliegt es dir auch, hier sauberzumachen, das Korn zu mahlen, und den Puls zu kochen. Lass Dir von den Soldaten zeigen wie man das macht. Und meine Rüstung putzen musst du auch. - Hm, schlafen kannst du da in der Kammer, wo jetzt das Huhn ist, wir besorgen gleich noch einen Strohsack für Dich."~
    Irgendwie fand ich die Aussicht, dass noch jemand hier schlafen würde, auch ganz gut, selbst bei einem jemand wie Ziaar - es würde dann hoffentlich nachts nicht mehr so still sein.


    Danach führte ich ihn durch die Baracke, und führte ihn den Soldaten vor, damit sie sein Gesicht kannten. Musca, der auch darunter war, hatte mit diesen besagten Parther ja schon Bekannschaft gemacht, und verzog verächtlich das Gesicht bei seinem Anblick. Auch draussen drehte ich noch eine Runde mit Ziaar, und zeigte ihm wo er was finden konnte. Ein paar Latten, Werkzeug und Stroh liess ich ihn gleich mitnehmen, für den Hühnerstall.
    ~"Gut"~, meinte ich, als wir dann schliesslich wieder zurück in der Unterkunft waren, ~"alles verstanden soweit? Fragen?"~
    Dabei hob ich schon den Deckel der Truhe an, denn ich war ungeduldig sie endlich auszuräumen. Schriftrollen kamen da zum Vorschein, und ein paar zusammengelegte zivile Kleidungsstücke.

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  • Interessiert beobachtete Ziaar, wie sich der Römer endlich an der Kiste zu schaffen machte. Ähh, Moment …. Einen Stall bauen?! Ziaar glaubte sich verhört zu haben. Wer war schon so bescheuert und sagte einem parthischen Kriegsgefangen, dass er einen Stall bauen sollte? Er nötigte sich selbst zur Gelassenheit einer Hindu-Kuh. Nicht ausrasten, noch nicht. Dann bau ihm eben seinen Stall. Er nahm das Huhn und warf es in den Nebenraum. Tür zu, Huhn weg. Hinter der Tür hörte man es freudig glucksen, endlich hing es nicht mehr kopfüber in der Luft herum.


    Der Römer machte erstmal eine Führung mit ihm. Klar, Ofen warm halten, vielleicht noch Pantoffeln anwärmen? Ziaar ahnte schon, dass er hier den kompletten Haushalt schmeißen musste. Hoffentlich hatte er wenigstens noch andere Sklaven, die Ziaar herum kommandieren konnte. Aber nein, es bleib alles an ihm hängen. Bei der Rüstung hingegen wurde Ziaar hellhörig. Gut, er musste sich um die Ausrüstung des Römers kümmern. Das hieß, dass er Zugang zur Rüstkammer benötigte und damit einher ging der Zugang zur Waffenkammer. Na also, es hatte also auch seinen Vorteil die Drecksarbeit zu machen. Es war sicherlich nicht das schlechteste die Ausstattung eines römischen Kastells zur Verfügung zu haben und etwas ließ sich bestimmt unter der Hand bei Seite legen.


    Nachdem er herum geführt worden war und erfahren hatte, welche niederen Aufgaben er so alles zu erfüllen hatte, wurde er der Einheit des Römers vorgestellt. Opfer, alle samt. Manche noch mehr Kind als Mann und die Meisten standen bestimmt noch nie auf einem Schlachtfeld. Er musterte jeden einzelnen, versuchte, sich ihre Gesichter ein zu prägen. Hey, den kannte er schon… im vorbei gehen nickte er Musca leicht zu. Man konnte das Knirschen der Zähne wahrscheinlich meilenweit hören.
    Das was draußen folgte war nicht weiter spannend. Werkzeugkammer, Kornkammer und Stallungen, was man halt noch so wissen musste. Mit den Latten, einer Hand voll Nägel und einem Hammer zog er artigst hinter dem Römer her, bis er seine Runde beendet hatte. Fragen? Bekomm ich meine Faustklinge wieder, schoss es Ziaar kurz durch den Kopf. Nein, unpassend.


    ~"Ja, wo bekommt man hier frisches Wasser her?"~


    Schließlich würde er welches brauchen, wenn er Kochen, Putzen und Waschen sollte.

  • ~"Es gibt einen Brunnen, gleich dort an der Via Principalis"~, ich zeigte in die Richtung, und war zufrieden dass der Parther anscheinend mitdachte. ~"Ich will dass du dich auch um das Huhn kümmerst. Also, ihm immer Körner gibst, Wasser und frisches Stroh."~
    Ich sah ihm ins Gesicht und erfreute mich an der Vorstellung wie sehr ihn das ärgern musste, solche Instruktionen zu befolgen. In aller Ruhe nahm ich dann eine Schriftrolle aus der Truhe und legte sie ins Regal.
    ~"Noch etwas, du kannst dich hier in diesem Bereich um die Baracken frei bewegen, in anderen Bereichen der Castra hast du nicht verloren, es sei denn ein Auftrag von mir führt dich dorthin. Du wirst auch für mich in der Stadt unterwegs sein, aber kein Herumtreiben mehr! Und sollte hier irgendetwas vermisst werden..."~ - ich legte die Hand auf die Tasche, in der ich immer noch die Waffen trug, die ich ihm abgenommen hatte - "~...von mir, oder von einem meiner Soldaten, dann bist du dran, Tsiáhar."~
    Das sagte ich ganz nüchtern, und meinte es ernst.
    ~"Also an die Arbeit!"~


    Ich räumte weiter die Kiste aus, ordnete meine Schriftrollen im Regal ein. Am Grunde der Kiste fanden sich zwei Theatermasken, die eine stellte den schlafenden Endymion dar, die andere Selene. Nostalgisch hob ich sie heraus, wischte sie sanft mit einem feuchten Tuch ab. Dann nahm ich Hammer und Nägel, und hängte die beiden Masken an zwei gegenüberliegenden Wänden auf, so dass sie sich hätten ansehen können, wenn Endymion die Augen geöffnet hätte.
    ~"Woher kommst du eigentlich, Tsiáhar, aus Edessa?"~, erkundigte ich mich nach einer Weile, während ich gerade meine Tuniken in die Kleidertruhe räumte. Ich hatte Lust mich zu unterhalten, zudem wusste ich so gut wie gar nichts über meinen Sklaven.
    ~"Und was hast du früher gemacht, ich meine ausser Soldat zu sein. Hattest du einen zivilen Beruf? Familie?"~

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  • Ein Nicken folgte den Worten des Römers. Natürlich sollte das Huhn gefüttert werden, und wahrscheinlich wollte der Decimer auch immer noch eine Gute-Nacht-Geschichte dazu haben. Oh Ahura, auf was hatte er sich da eigentlich eingelassen?. Er hätte ihn damals im Gefangenenlager einfach töten sollen. Immerhin hatte er ja zwei wunderbare Gelegenheiten dazu gehabt.
    Argh, und in seiner Freiheit wurde er natürlich auch prompt noch eingeschränkt. Aus der Traum vom Waffenlager. Das wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Aber nicht nur das, anscheinend sollte er auch keinen Ausgang mehr bekommen. Bei allem was heilig war, irgendwo war aber auch mal Schluss. Aber ihm blieb nichts anderes übrig, als gehorsam zu nicken und den folgsamen Sklaven zu spielen. Gut, dann an die Arbeit. Hinten an die Baracke, unterhalb eines Fensters des Schlafzimmers des Decimers baute er einen etwa Ein mal Vier Meter großen Käfig mit einem knapp 1,20 Meter hohen Zaun darum herum. An einer der Ecken von Zaun und Baracke überdachte er das ganze noch etwas und zimmerte es ringsherum zu, bis auf eine Kreisrunde Öffnung für das Federvieh. Das Dach lag nur lose oben auf, immerhin musste man ja noch an die Eier heran kommen können. In den überdachten Käfig kam noch etwas Stroh als Brutplatz und außen zwei Tonschalen für Wasser und Korn. Der Rest war schnell erledigt. Huhn aus der Kammer geholt und aus dem Fenster in den Käfig fallen lassen, und für weitere Viecher war sogar auch noch Platz. Da konnte sich Ziaar sogar regelrecht mal selber auf die Schulter klopfen. Es sah zwar alles sehr nach Freistil aus, hielt aber und war zweckmäßig. Gerade als er sich wirklich auf die Schulter klopfen wollte, kam die Frage des Römers und weckte schmerzhafte Erinnerungen an Zuhause. Heimweh keimte in ihm hoch und sofort schüttelte er es wieder ab. Hier konnte er sich nichts leisten, was eventuell auf Schwäche deuten ließ.


    ~"Nein, aus Hatra. Das ist … ähm … nord-östlich von Circesium. Ich habe dort Land, unweit der Stadt."~


    Alles in allem einiges über 12 Morgen, aber das würde er dem Römer jetzt nicht unter die Nase reiben. Und drüber sprechen wollte er sowieso nicht.


    ~"Das war mein Beruf, den Hof und das Gut zu leiten…. Ja, meine Familie ist noch dort unten. Meine Zwei Söhne und meine Tochter, meine Frau und meine Eltern."~


    Dort warten sie auf mich, und mit deinem abgeschnitten Kopf werde ich zurück kehren, dachte sich Ziaar als er den Satz beendet hatte. Zeit für einen Themenwechsel, sonst gab das hier noch ein Blutbad.

  • Mein Parther war ein blutrünstiger Barbar - ich dagegen war ein Vertreter der hochstehendsten Zivilisation überhaupt, die von den Göttern dazu ausersehen war, die anderen Völker des Erdkreises zu beherrschen und zu führen, und jeden Widerstand gegen unsere segensreiche Vorherrschaft gnadenlos niederzukämpfen. Es war also ganz natürlich, dass er mir diente.
    Das sagte ich mir, als seine knappen Worte auf einmal wieder so was wie Mitgefühl in mir aufkeimen liessen. Wie damals, als ich zu weich gewesen war, ihn brandmarken zu lassen... was bestimmt ein Fehler gewesen war. Eigentlich hatte ich gedacht, über diese Zaghaftigkeit mittlerweile doch hinweg zu sein, aber jetzt stellte ich mir unweigerlich vor, wie es wäre, endlos weit von der Familie, verschleppt in einem fremden Land zu sein, und wie sie sich um mich sorgen würden. Der Parther hatte ja eigentlich nur sein Land verteidigt. Aber wir hatten eben die Schlacht gewonnen, so war das nun mal.
    Ich warf ihm einen betretenen Seitenblick zu, und fand, dass er einen komischen Ausdruck in den Augen hatte, der mir jede Lust auf eine weitere Unterhaltung nahm. Schweigend strich ich die Tunika glatt, die ich gerade in den Händen hielt, faltete sie mit sehr akkuraten Kanten zusammen, bevor ich sie zu den anderen legte.
    Unter der Kleidung kam, ganz am Boden der Truhe, meine alte Opiumpfeife zum Vorschein. Hm. Die würde ich wegwerfen. Natürlich würde ich das. Schliesslich würde ich sie nie wieder benutzen. Da sollte ich sie besser wegwerfen. Ja, unbedingt. Auf jeden Fall würde ich sie wegwerfen. Gleich morgen.


    Ich zerrte die Truhe ins Schlafzimmer, schloss die Türe, damit Ziaar nicht sah, wie ich die konfiszierten Waffen aus der Tasche nahm, und in der Truhe einschloss, zusammen mit dem Relikt meiner Vergangenheit. Den Schlüssel steckte ich ein, dann warf ich einen Blick aus dem Fenster. Der Stall war klasse! Das Huhn hockte im Stroh und sah, unter den gegebenen Umständen, ganz zufrieden aus. Ich öffnete wieder die Türe zum Wohnraum, blieb im Türrahmen stehen, und betrachtete den Parther.
    ~"Der Stall ist gut geworden."~
    Zur Abwechslung gab ich mir diesmal Mühe, seinen Namen richtig zu betonen.
    ~"Tsiá...Tz...Ziaar, du sollst wissen, dass ich dich, wenn du gut für mich arbeitest, auch wieder freilassen werde. In ein paar Jahren. Darauf hast du mein Wort."~ Dazu nickte ich feierlich.
    ~"In nächster Zeit möchte ich, dass du mir Unterricht gibst, im Bogenschiessen. Du kannst doch sicher mit dem Bogen umgehen, das liegt euch doch im Blut, oder?"~

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  • Eine Opiumpfeife! Die hatte Ziaar zufällig aus dem Augenwinkel heraus erspäht. Also so einer war der Decimer. Wahrscheinlich lag die jetzt mit seinen Waffen gut verstaut in dem kleinen Nebenraum. Als ob die dort sicher verwahrt wären. Aber dazu ein andermal mehr.


    Als der Römer wieder aus seiner Kammer heraus kam, wurde ein Thema angeschnitten, bei dem der Decimer wahrscheinlich mehr Begeisterung von Ziaar’s Seite her erwartete hatte. Freilassung … Was interessierte Ziaar seine Freilassung? Er würde auch als Skalve töten können. Und die "Gute Tat" würde den Römer auch keine Sicherheit bringen. Daher zog Ziaar lediglich eine Augenbraue hoch und musterte seinen Herren.
    Anders dagegen, war das nächste Thema für Ziaar schon weit interessanter. Naja, Bogenschießen lag ihnen nicht unbedingt im Blut, aber im Rahmen des Heranwachsens eines jungen Landadeligen gehörte es einfach dazu.


    ~"Ja, sicher kann ich mit einem Bogen umgehen."~


    Es konnte natürlich trotzdem mal passieren, dass ihm mal ein Pfeil entglitt. 8)


    ~"Und wo gedenkst du zu üben? Wenn dir hier mal ein Pfeil ausrutscht und er durchs falsche Fenster segelt, könnte das problematisch werden. Für dich."~


    Nicht das es Ziaar's Problem wäre, aber immerhin wollte er den Römer töten, und nicht irgend ein daher gelaufener Richter.

  • Entweder war er jetzt sprachlos, angesichts solch nobler Grossmut... oder er glaubte mir kein Wort. Wie auch immer.
    ~"Gut"~, meinte ich, und sah einfach mal würdevoll über die Stichelei hinweg, ~Wir machen das auf dem Exerzierplatz. Da gibt es eine Stelle, die zum Üben da ist, mit einer, ähm, Bande aus Brettern, so dass ich schon niemanden erschiessen werde."~


    Damit war es also abgemacht. Ich widmete mich wieder dem Einrichten und verzichtete auf weitere Kennenlern-Versuche. In den folgenden Tagen hatte ich allerdings viel zu tun und kam nicht zum Bogenschiessen. Ich hatte ein strenges Auge auf den Parther, und hielt ihn zur Arbeit an, damit er sich gleich dran gewöhnte. In der Casa Decima hatte er ja nicht allzuviel zu tun gehabt.
    Dem Huhn ging es gut, allerdings legte es keine Eier; vielleicht musste es sich auch erst noch eingewöhnen.
    Dann kamen die Saturnalien, unglücklicherweise, wo ich meinen Sklaven doch gerade eingenordet hatte. Ich fürchtete, diese Tage würden ihn gleich wieder verderben, aber weil es sich nun mal so gehörte, achtete ich halt die Traditionen - erledigte die Arbeit selbst, schenkte dem Parther einen schönen neuen Mantel, gab ihm frei und auch etwas Geld, damit er sich wie alle anderen in der Stadt vergnügen konnte. Da war er mir gegenüber echt im Vorteil, denn während die ganze Stadt ausgelassen feierte, hatte meine Centurie über die Saturnalien Dienst.

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  • Livilla? Liebster Serapio? Verblüfft betrachtete ich die Tabula, die mir gerade, mit einem verhaltenen Grinsen, der Schreiber der Centurie übergeben hatte, der sie von einem der Torwächter bekommen hatte. Wenn das ein Scherz war, dann war es jedenfalls eine willkommene Abwechslung von dem Papyruskram auf meinem Schreibtisch, an dem ich heute schier verzweifelte. Lieber starrte ich die frisch verputzten Wände meines Arbeitszimmers an, als mich durch diese langen Zahlenkolonnen zu quälen, die ich eigentlich durchrechnen sollte.



    Mein liebster Serapio,


    welch lange Zeit ist vergangen seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Es ist mir unmöglich dies abzuschätzen ohne immer wieder das Gefühl zu bekommen, dass es viele einsame Jahre waren.
    Ein zufälliges Treffen war es welches uns zusammenführte. Es war in einer sehr schönen Umgebung, ein uns völlig unbekannter Ort. Welch schöne Zeit haben wir in dieser Taberna verbracht. Ich möchte dich wieder sehen. Vielleicht morgen, vielleicht an einem anderen Abend?


    Ich vermisse dich.
    Deine Livilla


    Ich konnte mich an keine Livilla erinnern - was nichts heissen musste, es gab Zeiten von früher, die völlig im süssen Rauch und Rausch der Glücksseligkeit aufgegangen waren, und aus denen mir nur ein paar nebulöse Eindrücke geblieben waren - was in mancher Hinsicht auch ganz gut war. Aber damals hatte ich nicht meinen richtigen Namen benutzt, und ich letzter Zeit hatte ich todsicher keine solche Bekanntschaft gemacht.
    Dann fiel mir auf, dass manche der Worte etwas nachdrücklicher in das Wachs geritzt waren.
    "Treffen... uns... in... bekannter... Taberna... morgen... abend." las ich, und lachte leise auf; es war eine raffinierte Idee die Botschaft so zu verstecken, und ich fühlte mich auf einmal wie in einem Cappa-und-Sica-Abenteuer. Zum Pluto mit den Zahlen, morgen würde ich also die mysteriöse Frau treffen, die wir auf die Christianer angesetzt hatten. Das würde sicher spannend werden. Ich hoffte nur, dass sie nicht zu raffiniert war...

  • Spätabends kehrte ich von dem Treffen mit Celeste zurück. Ich brannte darauf, die Ausbeute dieses Auftrages zu sichten, und setzte mich gleich an den Tisch in meinem Arbeitszimmer, wo es immer noch leicht sauer nach Mörtel roch. Stück für Stück holte ich die Indizien, oder sogar Beweise der Schuld aus meiner alten Ledertasche und betrachtete sie genau, versuchte einzuordnen auf welchen Bereich der Stadt sich die Karte beziehen mochte, und vertiefte mich in die Schriftstücke. Jedenfalls in die, die ich lesen konnte, zwei waren in dieser komischen hebräischen Schrift verfasst, von der ich natürlich keine Ahnung hatte. Die Lippen skeptisch aufeinandergepresst, die Augen etwas zusammengekniffen, las ich mit grösster Distanz, schon fast mit Abscheu, in einer Schriftrolle, die anscheinend Geschichten aus dem Leben von deren totem Propheten und Sektengründer behandelte, dann in einer mit sakraler Dichtung, überschwänglichen Lobpreisungen von deren anmassendem Gott... und dabei geschah etwas ganz seltsames, denn unmerklich, je weiter ich las, desto mehr berührten mich diese Worte, fesselten mich, und mir war auf einmal, als läge hinter deren Oberfläche etwas viel Grösseres, etwas Leuchtendes, als gäbe es dort etwas Wunderbares zu entdecken.
    "...Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken! so muß die Nacht auch Licht um mich sein. Denn auch Finsternis ist nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag, Finsternis ist wie das Licht..."
    Eine feine Gänsehaut lief über meine Kopfhaut, als ich diese wunderbaren Worte ganz leise noch einmal vor mich hin sprach. Ich starrte auf das Geschriebene, und spürte wie es in meinem Inneren sacht nachklang... Dann liess ich hastig das Pergament los, zuckte zurück als hätte ich eine giftige Schlange angefasst. Mit spitzen Fingern packte ich die Sachen schnell alle wieder zusammen, und sperrte sie in eine schwere Holztruhe ein, festentschlossen sie so bald wie möglich wieder loszuwerden. Das wäre ja noch schöner, wenn ich mich von diesem komischem Irrglauben beeindrucken liesse!

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    Klient - Decima Lucilla

  • Vor einigen Tagen hatte ich vom Tod meines Bruders erfahren, und ich konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Es war doch noch gar nicht lange her, dass er mir aus Germanien geschrieben hatte, es ginge ihm gut... Ich bewunderte meinen grossen Bruder, und hatte viele schöne Erinnerungen an die Zeit als wir Kinder gewesen waren, wie er mich auf seinem Pferd hatte reiten lassen, mich in Schutz genommen hatte, wie stolz ich gewesen war, wenn ich wegen ihm auch bei den Grossen hatte mitspielen dürfen. Später war er einfach aus Tarraco abgehauen, was mich ziemlich vor den Kopf gestossen hatte, aber ein paar Jahre darauf hatte ich genau das selbe gemacht... Danach hatte ich ihn nur noch ein einziges Mal getroffen, nach meiner Rückkehr aus Parthien, als er schon im Aufbruch nach Germanien war, da war er mir sehr verändert vorgekommen aber immer noch nah, und wir hatten uns beide irrsinnig über das Wiedersehen gefreut. 'Faustillus' hatte er mich genannt, wie früher. Jetzt war er tot.
    Aber ich musste funktionieren, ich durfte vor den Soldaten keine Schwäche zeigen, und so schob ich die Trauer in einen Winkel meiner Seele, und verschloss sie dort, und liess mir nichts anmerken... ausser dass ich vielleicht ungeduldiger oder reizbarer war als sonst. Wenn ich dann alleine war, überfiel es mich dafür um so mehr. So wie jetzt. Ich sass auf meinem Bett und starrte die Wand an. Neben mir lag Schreibzeug. Ich musste ja Seiana Bescheid sagen. Und an Appius' Vorgesetzen schreiben, denn ich wusste ja nicht einmal, wie er gestorben war. Aber selbst dafür fand ich keine Worte, und an meine Schwester schon gar nicht. Sie war meine Briefe sicher längst leid, weil ich ihr immer Vorwürfe machte, wegen ihrer tollkühnen Ägyptenreise und ihres komischen Verlobten, und jetzt musste ich ihr diese schlimme Nachricht übermitteln...
    Nach einer Weile tunkte ich das Schreibrohr in die Tinte, und begann zu schreiben, aber über die ersten Worte kam ich nicht hinaus. Dann kritzelte ich nur noch Linien, und Ranken auf das Blatt, und bald liess ich das Schreibzeug wieder sinken und starrte auf die Wand. Sie verschwamm, als mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich weinte, aber leise, den Kopf auf die Knie gelegt, das Schluchzen erstickend, damit niemand es hören konnte.

  • In der Ferne verklang das Bellen der Meute. Ein weiteres Mal war ich ihnen entkommen, aber eines Tages würden sie mich kriegen. Schwer atmend stützte ich mich auf den Felsen, der hoch, hoch wie ein Adlerhorst über die Welt ragte. Ich blickte hinab, und sah auf Ruinen. Bis zum Horizont erstreckte sich das Trümmerfeld, aus dem noch die Wände einzelner Häuser aufragten, die Reste von Mauen, Säulen, die Hälfte eines Triumphbogens, die jeden Moment in sich zusammenzubrechen drohte... an vielen Stellen schwelten Brände, Rauch stieg auf und verdichtete sich zu einer Dunstglocke. Keine Menschen, keine Spur von Leben, aber ich wusste dass hier ein Schlacht geschlagen und verloren worden war... Es war sehr heiss und ich hatte den Geschmack von Asche auf der Zunge.
    Erschauernd wandte mich ab, und erblickte hinter mir eine weite Hochebene, ganz flach und auch sie bedeckt von Asche. Weiche, zarte Flocken umschmeichelten meine Beine, als ich hindurchwatete, und ich bekam Lust, sie mit bloßen Füßen zu spüren, also löste ich meine Caligae, und ging barfuss weiter, liess Wolken von Asche aufstieben. Es war so heiss, die Sonne stach weißglühend vom Himmel. Meine Rüstung war schwer, und mich würgte der Riemen meines Helmes. Ich nahm ihn ab, dann löste ich auch den Brustpanzer, liess beides hinter mir zurück. So lief es sich leichter. Meine Vitis nahm ich als Wanderstab. Etwas regte sich unter meinen Füssen, ich spürte es kitzelnd an den Sohlen. Dann brach die erste Knospe durch die Asche, und schnell folgten weitere. Sie brachen auf, sprenkelten das Grau mit ihren leuchtenden Farben. Stängel sprossen gen Himmel, satte grüne Blätter schoben sich übereinander, wuchsen und wuchsen immer höher. Oder war ich es, der kleiner wurde? Hoch über mir wogte das Blattwerk, reckten die Blüten ihre strahlenden Köpfe, und staunend richtete ich den Blick nach oben... als ein blechernes Schmettern und Tröten mich aus meinem Traum riss.


    Der Weckruf schallte durch das Lager. Verschlafen rieb ich mir die Augen, streckte mich und stieg aus dem Bett, klatschte mir die Hände voll kaltes Wasser ins Gesicht. Während der morgendlichen Routine verflüchtigten sich die Traumbilder, erst als ich meine Lorica vom Rüstungsständer griff, fiel es mir alles wieder ein. Ich verzog das Gesicht, schüttelte kurz den Kopf über mich selbst, konsterniert dass ich immer noch solche unsinnigen Sachen träumte, und legte meine Rüstung an, die mein Bursche gestern abend noch brav zum glänzen gebracht hatte. Riemen fest, Cinguli umgeschnallt, Schwert zurechtgerückt, Ocreae angelegt, Helm auf, Sagum um, Vitis in der Hand, und als ordentlicher junger Centurio verliess ich meine Unterkunft, um die Männer zum Morgenappell zu rufen. Halt! Da hätte ich fast etwas wichtiges vergessen. An der Türe machte ich kehrt, ging noch mal zum Schreibtisch, wo ich zwei zusammengerollte Urkunden an mich nahm, und zwei ganz spezielle Gegenstände, die heute den Besitzer wechseln sollten. Dann machte ich mich aber wirklich auf zum Morgenapell.

  • Meine Räume waren noch immer ziemlich leer und unpersönlich, das fiel mir mal wieder auf, als ich von draussen schwungvoll die Türe öffnete und meinen unerwarteten Gast hereinbat. Bis auf den Aurata-Wimpel und die beiden Theatermasken an der Wand herrschte hier asketische Kargheit.
    ”Setz Dich doch.” Ich wies auf einen Scherenstuhl, und rückte mir einen zweiten hinzu. ”Bist Du gerade erst angekommen? Wie war die Reise? Was magst Du trinken?”
    Ich erhob die Stimme und rief nach meinem Sklaven - es gab ja eine gewisse Chance, dass er sich heute mal nicht in der Stadt rumtrieb, und uns vielleicht sogar etwas zu trinken servieren könnte.
    ”Tzi-aa-har!!”

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    Klient - Decima Lucilla

  • Licinus schaute sich kurz in der habitatio um, bevor er der Aufforderung seines Freundes nachkam. Viel zu sehen, gab es nciht, die Behausung war ähnlich spartanisch wie seine eigene, nur das kleine Regal mit den Büchern fehlte.


    "Ja, ich komme direkt aus Mantua, die Reise war" Licinus verzog des Gesicht zu einem schiefen Lächeln "schnell. Noch ist das Wetter ja einigermaßen angenehm. Nur einmal bin ich in ein Gewitter reingeraten, das hat etwas Zeit gekostet."


    Nachdem der Decimer seinen Sklaven gerufen hatte antwortete Licinus "Verdünnten Wein, wenn du welchen da hast.
    Und was gibt es bei dir so neues? Was geht in Rom so vor?"

    wenn er schon mal hier an der Quelle war würde er sich informieren, bestimmt gab es etwas Interessantes aufzuschnappen.

  • ”Also, das grosse Thema hier in der Stadt ist die Abreise des Kaisers nach Misenum... Der Praefectus Urbi vertritt ihn ja. Wir merken das vor allem daran dass jetzt ständig Zivilisten in die Castra wollen, um bei ihm vorzusprechen. - Es heisst, dass die Senatoren etwas, ähm, misstrauisch ihm gegenüber sind. Der Konsul Aelius und er verstehen sich auch nicht besonders gut.”
    Ich zögerte, zuckte die Schultern, und nahm zwei glasierte Tonbecher von einem Wandbord, stellte sie dann auf den niedrigen Tisch neben den Stühlen. Seit diesem Cursus an der Scola über Tiberius, seitdem fielen mir ständig, ob ich wollte oder nicht, irgendwelche Parallelen zu damals auf. Ich sagte mir immer, dass ich nur Gespenster sah, aber der Rückzug des Kaisers nach Misenum - wie Capri -, während der Vertraute hier die Macht in den Händen hielt, das hatte diese Gespenster nochmal beflügelt. Manchmal fragte ich mich, ob der Cursus, gehalten von einem Patrizier wohlgemerkt, vielleicht ein subtiles Mittel der Feinde Salinators gewesen war, um ihn in ein schlechtes Licht zu rücken. So wirre Gedanken behielt ich aber besser für mich.
    Und schliesslich waren Licinus und ich beide Soldaten, Loyalität war unsere Pflicht, nicht das Nachdenken über Staatsdinge...
    ”Ich kann nur sagen: Er ist ein guter Vorgesetzter, effizient und nicht so abgehoben, und er interessiert sich für die Belange der Soldaten”, lobte ich den Stadtpräfekten.


    Weil ich gerade etwas rastlos war, und es eigentlich sowieso praktischer fand die wenigen Handgriffe selbst zu tun, holte ich eine mittelgrosse Amphore aus der Vorratsnische, wo ich eine ansehnliche Auswahl gelagert hatte. (Nein, ich bin kein Trinker. Ich entspanne mich nur gerne abends bei einem guten Glas.)
    ”Und bei mir gibt es tatsächlich eine grosse Neuigkeit!”, berichtete ich Licinus fröhlich. ”Hab’s erst neulich erfahren. Ich bin zum Eques erhoben worden.” Ich lächelte, glücklich über diesen Schritt, der so viele neue Möglichkeiten eröffnete.
    ”Und stell Dir vor”, lästerte ich, ”die von der kaiserlichen Verwaltung haben die Mitteilung an mich erst mal zur Prima geschickt. Naja, Beamte halt.”


    Grinsend brach ich das Siegel der Amphore, kratzte das Wachs ab, und öffnete sie. Es war ein trockener Graciano von den Weinbergen meiner Familie, und ich goss ihn zuerst in einen weitgeöffneten Krug, um ihn ein wenig atmen zu lassen.
    ”Und selbst?”, erkundigte ich mich interessiert. ”Wie läuft es in Mantua?”

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Licinus bemerkte gar nicht, dass der Sklave nicht erschien, denn als er die Neuigkeiten hörte, vergass er komplett den Wein und seinen Durst.
    "Der Kaiser reist nach Misenum? Für lange Zeit nehme ich an?" Sicher das, wenn ein Stellvertreter ernannt wurde.
    Licinus sann darüber nach als, ob es wohl gut sei, einen Stellvertreter zu bestimmen, dessen Verhältnis zum Senat, auch wenn Serapio es nicht expilizit sagte, nicht gut war.
    Aber das war Politik und er Soldat und einmal mehr froh, nicht in der Hauptstadt zu dienen.
    Nun brauchte Licinus wirklich einen guten Schluck.
    Womit seine Gedanken zurück zu den Worten von Serapio, der grade an einer Amphore werkelte, kamen.
    "Das ist gut für euch hier. Also kein Politiker?" fragte er weiter nach der Person des Stadtpräfekten. Auch das eine Sache, in der er nicht wusste, was er für besser halten sollte.


    Dann ging es zu angenehmeren Themen über und Licinus ließ einen leisen Pfiff durch die Zähne hören:
    "Schau an. Eques. Gratuliere. Ich muss schon sagen. Wenn du so weiter machst werde ich mich wohl eines Tages noch mit einem tribunus Decimus rumschlagen müssen, Iuppiter bewahre mich davor." an Licinus Stimme war natürlich abzuhöre, dass der letzte Halbsatz alles andere als ernst gemeint war, vielmehr freute er sich über den Fortschritt seines jüngeren Kameraden.
    "Haben sie das?! Das ist doch... Schlamperei, wozu schicken wir eigentlich über alles und jeden Berichte an die procura?" dazu schüttelte er den Kopf. Da er selbst alle Schriftdinge penibelst prüfte, hatte er wenig Verständnis für solche Fehler.


    "Ach Mantua",seufzte Licinus und griff nach dem Wein um sich einzuschenken, auch wenn es ungehörig war. Langsam schwenkte er den Becher während er sprach, "da gibt es zuerst mal schlechte Nachrichten. Imperiosus liegt im valetudinarium* und ist dienstuntauglich.
    Bevor du fragst, ich weiß auch nichts genaues, die Quacksalber machen mal wieder ein Geheimnis draus. Hab manchmal das Gefühl sie wissen auch nicht wirklich, was sie tun sollen."

    Dann hob er den Becher, tauchte einen Finger hinein, zu einem Trankopfer, sprach den Spruch "Auf seine baldige Gesundung!" während er vom Finger ein paar Tropfen auf den Boden fallen ließ, bevor er selbst einen Schluck trank.


    Sim-Off:

    * das erfinde ich jetzt mal als erklärung für die Abwesenheit

  • Zufällig war Ziaar wirklich mal nicht in der Stadt unterwegs um sich nebenbei noch etwas zu verdienen. Tätsächlich lungerte er gerade in seiner Unterkunvft herum und schärfte sein Messer nach, als er den Ruf des Decimers hörte. Schnell ließ er das Messer zwischen dem Heu seines Bettes verschwinden und machte sich nach draußen wo dieser Sehrapioh schon mit einem anderen Römer saß und Wein tranken. Er musterte kurz den Besuch und wandte sich Serapio zu.


    ~"Ja, was gibts?"~


    Sim-Off:

    für Licinus, die mit ~"..."~ gekennzeichneten Dialoge sind auf griechisch

  • Wieder zuckte ich unbestimmt die Schultern. Ob der PU ein Politiker war? ”Keine Ahnung... hm, ich denke mal, eher nicht. Er erscheint so direkt. Unverblümt in seinen Worten, meine ich, undiplomatisch, redet nicht drumrum. Eher Soldat als Politiker, würde ich sagen... Andererseits kann er es sich natürlich mehr als jeder andere erlauben, unverblümt zu sein.” Mit einer unschlüssigen Geste schloss ich diese ganzen Spekulationen ab.


    Licinus gratulierte, und neckte mich, worauf mein Lächeln noch breiter wurde. Ich war ja schon stolz, auch wenn mir eigentlich klar war, dass diese Erhebungen nicht davon abhingen, was man geleistet hatte, sondern davon welche Verbindungen man hatte. Zu meinem Glück war ich Lieblingsneffe einer einflussreichen Matrone.
    ”Danke.” Ach ja, diese Perspektive gefiel mir sehr gut... ”Schreckliche Vorstellung!”, stimmte ich ebenso unerst zu, nickte dann bekräftigend, als Licinus den Fehler der Verwaltung angemessen missbilligte. ”Das frage ich mich auch! Ein Übermaß an Ordnung scheint da ja nicht zu herrschen. Immerhin bin ich nicht erst seit gestern bei den CU.” (Sich über Beamte aufzuregen, war immer ein angenehmer Zeitvertreib.) ”Die Schreibstube der Prima hat dagegen tadellos funktioniert, und mich gleich benachrichtigt.” (Was mal wieder die Überlegenheit militärischer Arbeitsweise bewies, ohne Frage.)


    Meine Frage liess Licinus zum Wein greifen. ”Oh je...”
    Betroffen tat ich es ihm gleich, dachte an unseren armen Kameraden. Für mich ist jeder Aufenthalt im Valetudinarium ein Grauss, und auch wenn Licinus nichts genaues sagen konnte, es klang... ernst.
    ”Auf Imperiosus, dass er bald wieder gesund wird!!”
    Ich sprengte ebenfalls etwas Wein zu Boden bevor ich trank. Es war infam, ein tapferer Soldat, der die parthische Hölle überstanden hatte, jetzt krank und den Ärzten ausgeliefert....


    Wie auf dieses Stichwort hin erschien doch tatsächlich mein Parther, und wie immer sah er nicht gerade überarbeitet aus.
    ~”Bring uns einen Krug frisches Wasser zum Wein! Und mach uns etwas zu essen.”~, befahl ich ihm herrisch - mit Freundlichkeit war man bei ihm ja auf verlorenem Posten - dann wandte ich mich von dem nichtswürdigen Parther wieder zu meinem lieben Kameraden.


    ”Du bleibst doch bestimmt etwas länger, oder?” Für mich jedenfalls waren die raren Möglichkeiten, aus dem verschlafenen Mantua nach Rom zu kommen, immer sehr kostbar gewesen.
    ”Magst Du nicht hier Quartier nehmen? Ist ja gross genug.”
    Ich sah mich in der Unterkunft um - gross, weiss, kahl, alles in penibler Ordnung. Wenn man an die Stube mit sieben anderen gewöhnt war, war’s hier drinnen schon manchmal ein bisschen... einsam. Mit den Soldaten konnte ich ja jetzt nicht mehr so vertrauten Umgang pflegen wie früher, und Ziaar war keine besonders aufheiternde Gesellschaft. Da war Licinus’ Besuch um so angenehmer. Ich wollte ja nicht aufdringlich sein, aber... ”Würd’ mich freuen!” bekräftigte ich.

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