Lange Zeit war Titus nicht mehr in Rom gewesen, sondern durch norditalische Kleinstädte getingelt. Das hatte seinen Grund darin, dass er schon länger keine Sklaven mehr in sein Sortiment aufgenommen hatte, die es lohnten, Kost und Logis für Titus und seine Männer in Rom zu zahlen. Am gestrigen Abend aber war Titus in der ewigen Stadt angekommen und hatte noch in der Nacht seinen Stand aufbauen lassen.
Heute, kurz nach der Mittagsstunde, wo die meisten Römer ihre Klienten empfangen und Zeit hatten, über die Märkte zu schlendern, stand Titus auf seinem hölzernen Podest und verkaufte einen Sklaven nach dem anderen. Fast schien es, als dürsteten die Römer nach Frischfleisch aus den entlegeneren Zipfeln des Reiches. Einige Parther hatte er bereits verkauft, dazu ein Griechenmädchen und eine Hand voll Germanen von hinter dem Limes. Nun geleiteten seine zwei Handlanger, Starcus und Maechticus, erneut einen Griechen auf die Bühne. Titus überbrückte die Zeit, bis der Sklave mittig angelangt war, damit, seine Kunden auf sich aufmerksam zu machen.
"audite, Römer, audite! Titus Tranquillus hat die besten Sklaven! Kommt und schaut, schaut und kauft! Meine Dame, brauchst du vielleicht einen starken Beschützer? Oder du, mein Herr, die tüchtigen Hände einer feschen Sklavin? Titus Tranquillus hat sie alle!" Inzwischen war Xenias in der Mitte angekommen. Titus lief langsam vor ihm auf und ab, hin und wieder zu ihm hin deutend, doch meistens die Menge musternd. "Ein Grieche, meine Freunde! Im besten Alter, mit blitzgescheitem Verstand - sowas bekommt man nicht alle Tage! Kein bisschen aufmüpfig, nicht störrisch, sondern zahm wie ein Lamm und obendrein Kostbar wie ein Adamant! Lesen kann er, schreiben und rechnen. Seit je her befand er sich im Besitz eines Römers, vielfältig eingesetzt. Planen, organisieren, übersetzen - dafür wurde er eingesetzt. Er spricht mehrere Sprachen! Gerade für euren Haushalt, verehrte Patrizier und Senatoren, wäre er eine Bereicherung! Das Startgebot für Xenias beträgt schlappe sechshundert Sesterzen - und das ist ein Spottpreis, wenn man bedenkt, was er draufhat!"
Die Versteigerung endet am Mittwoch, 10.12., um 19:30:00 Uhr