Nachdem für die Renovierung grünes Licht gegeben worden war, rückten die Handwerker am kommenden Tag an. Crispus hatte einen Steinmetz aus Italia engagiert, der sich auf Thermen spezialisiert hatte - Willigis hatte ihm bereits vorher erklärt, dass er für diese Sache wohl nicht der beste Mann war. So musste eben jemand anderes den Lohn für die Arbeiten einstreichen. Und mit diesem Steinmetz (er hieß Titus Sextilius Canuleianus) besichtigte Crispus nun die Thermae Iuliani.
Inzwischen hatte der Petronier solche Baustellenbegehungen schon häufiger durchgeführt (während er sich als Soldat meist erfolgreich um diese Baukoordinationen gedrückt hatte) und wusste einigermaßen, wann er zu schweigen hatte und wann er etwas drängen musste. Und so ließ er Canuleianus vorerst gewähren. Obwohl das Wasser für die Renovierung aus dem Bad gelassen worden war, konnte man nicht verhindern, dass die Wärme, die die Wände und Böden abstrahlte, für eine gewisse Hitze sorgten. Zumindest war das nicht die Betriebstemperatur des Heißbades, was jedoch nicht bedeutete, dass Crispus nicht auch so der Schweiß auf der Stirn stand. Canuleianus hingegen schien das weniger zu stören - als Italiker war er vermutlich höhere Temperaturen gewohnt. Voll konzentriert kletterte er stattdessen in das leere Becken und begutachtete die Risse im Marmor. Dann kam er wieder heraus, sah sich das ganze von oben an, ging etwas umher und analysierte so alles sehr genau. Dann verlor Crispus doch ein wenig die Geduld und fragte
"Wie sieht es aus, Sextilius?"
"Hm, is' ned so schlimm. Däd sag'n, dassmer nur die zwa Bladdn ausdausch'n müss'n. Un ich dengg' die ko ich okaff'n - hald ned zum Einkaufbreis."
Der Nachteil an Sextilius Canuleianus war, dass er einen sehr breiten, italischen Dialekt sprach, der es selbst für Crispus als Muttersprachler schwierig machte, ihn korrekt zu verstehen. In Verbindung mit den Gesten konnte sich dann jedoch grob vorstellen, was der Steinmetz meinte: Offensichtlich wollte er die Marmorplatten kaufen (zumindest war dies die einzige Interpretation von 'okaffn', die Sinn ergab) und das ganze würde doch etwas billiger werden. Das war soweit schonmal sehr gut - Geld war nicht gerade das, was bei Crispus locker saß! Daher nickte er knapp. Im Anschluss sprachen die beiden über den Preis, wobei es Crispus hier doch nicht schaffte, ohne nachzufragen durchzukommen. Doch schließlich waren alle Formalitäten geklärt - Sextilius konnte mit der Renovierung beginnen!