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Hora für hora war verstrichen an einem von jenen Saturnalientagen, die ganz dem goldenen Zeitalter gewidmet waren, einer alten Erinnerung an eine Zeit, in der es allen Menschen gut ging, gleich unter gleich sich tummelten und zwischen den Menschen keine Unterschiede gemacht wurden; nicht so in ihren eisernen und harten Zeiten, in denen die Welt nun mal unter all den sozialen und auch sonstigen Ungerechtigkeiten zu ersticken drohte. Die Tage waren auch in Rom schon kürzer geworden, so daß die Sonne im Angesicht eifriger oder auch chaotischer Vorbereitung sich gnadenlos dem Horizont näherte und mit den Strahlen schon über die Hügelkämme hin weg leckte. Es würde nicht mehr lange dauern, und die Scheibe Sols würde hinter den Hügeln im Westen versinken, jeglichen Schein nehmend und eine Dunkelheit zurück laßend, die nur durch Prometheus’ Gabe noch verscheucht werden konnte, dem Schein vieler feuriggefüllter Öllampen und Fackeln. Doch an jenem späten Nachmittag waren keine Sklaven bereit, die von Zimmer zu Zimmer zogen, um die Öllampen zu entzünden, keine sklavischen Hände, die die villa zu einem beschaulichen Ort für die abendliche Dunkelheit machte, denn heute waren Saturnalien und kein Sklave mußte an diesem Tage noch arbeiten. Ein Klient eilte an deren statt durch die Gänge, hielt einen Holzspan an die Flamme seiner kleinen Öllampe, um Stück für Stück die Lichter in der villa zu erleuchten. Im triclinium brannte schon länger das Licht, die Tische waren bereit und die Klinen auf die Zahl der erwarteten Gäste aufgestockt worden, die Gäste, die niemand anderes als die Sklaven der villa Flavia waren. Selbst wenn es nur einige wenige Sklaven waren, die heute hier versammelt waren und genauso verlesen, wie so manch ein Gast, der in die Räumlichkeiten seinen Weg an den übrigen Tagen des Jahres fand.
Blumengirlanden – aus dem flavischen Garten entwendet und etwas dilettantisch geflochten – schmückten die Fresken und die Reliefs des Speisezimmers der villa. Der Knabe, der die Öllampen hielt und aus Metall geformt war, hatte seine leuchtenden Lichter schon erhalten und würde der Einzige sein, der klaglos und still an diesem Abend seine Arbeit verrichten würde. Die guten Teller standen bereit, silberne Pokale, die den guten Tropfen für die Sklaven erhalten sollten, glänzten im Lichte des Lampenscheins. In der Küche wurde noch eifrig rumort, irgendwo von dort war ein deftiges Fluchen zu hören, ein Rumpeln, ein Schmerzenslaut, eifriges Getümmel. Doch während im Hintergrund noch die letzten verplanten Arbeiten vollführt und hektisch gearbeitet wurde, so war der Speiseraum schon für den Abend bereit – selbst wenn ein geübtes Auge sofort erkannte, daß heute weder Sklaven, noch sonstige geübte Hände am Werk gewesen waren – und es bedurfte nur noch der Gäste, um jenen traditionellen Saturnalienabend beginnen zu können.