Die Gaue der Mattiaker - das Dorf der Sippe des Rodewini

  • Es kam Lando schon ein wenig pervers vor... er handelte hier mit einem Vater um dessen Tochter, das ganze war als Tradition verpackt, und doch war es nichts anderes als ein Handel. Die Familie der Braut wurde für den Verlust einer gebärfähigen Frau entschädigt, mehr nicht. Und doch war das lange nicht alles...


    "Nun", begann Lando, der als Händler hier natürlich voll in seinem Element war, "Ich biete der Braut volle Anerkennung als Familienmitglied, Aufnahme in den Haushalt und sämtliche Rechte, die den anderen meiner Sippe auch zustehen... ausgenommen vom römischen Bürgerrecht, darüber kann ich nicht verfügen, aber das wisst ihr sicherlich. Als Muntschatz biete ich drei Pferde aus unserem Gestüt, vier Bolzen Saatgut, fünf Lederhäute vom Rind, zwei Lagen Grobkeramik, eine Lage Feinkeramik und eine halbe Glasware, dazu einen Kelch aus illyrischem Silber, und zwei Barren Eisen."


    Das Angebot war nicht riesig, aber dennoch enorm. Lando hatte sich so eben entschlossen, dass er diese Frau wollte. Koste es, was es wolle...

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/3032/hamajy8.jpg]


    Da hatte Sarwolf sich wohl geirrt, was Lando anging. Für den Preis konnte er das halbe Dorf hier kaufen, und er bot das in der ersten Verhandlungsrunde für eine einzige Frau. Also, entweder wollte Lando demonstrieren, dass seine Sippe nicht weniger reich – ja sogar reicher, wie es schien – war wie die von Rodewini, oder er hatte die Verhandlungen um den Muntschatz falsch verstanden. Oder Elfleda hatte ihn mit ihrer kurzen Begrüßung vollkommen verzaubert. Während seine Frau also einmal kurz hörbar nach Luft schnappte, weil dieses Angebot doch schon sehr großzügig war, zögerte Sarwolf kurz. Das Angebot war eigentlich mehr, als er als Gesamtpreis erwartet hätte, aber er konnte ja schlecht gleich sagen, dass das so in Ordnung gehe. Schon allein der Anstand verlangte, dass er noch ein wenig mehr herauszuholen versuchte. Wenn er auch nicht wusste, wie er das noch hochhandeln sollte, ohne als gierig zu gelten.


    “Das ist ein großzügiges Angebot. Das mit dem Bürgerrecht ist uns bewusst, aber wir sind aufrechte Germanen, wenn du ihr also die Rechte zugestehst, die sie nach unserem Recht hat, übergeb ich sie in deine Hände.“
    Da seine Tochter mit der Hochzeit ohnehin in seine Sippe nach ihrem Recht mit überging, war es auch kein Problem, das mit den Händen auch durchaus nach römischem Recht wörtlich zu nehmen. Solange sie beide wussten, nach wessen Recht sie sich in erster Linie hielten, und darüber Einigkeit herrschte.
    “Beim Muntschatz… sagen wir vier Pferde. Zwei Stuten, zwei Hengste. Und drei Lagen Grobkeramik, anstatt zwei.“
    Seine Frau stupste ihn kurz an und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ihr Gesichtsausdruck verriet aber, dass sie vom ersten Angebot noch völlig überrascht war.
    “Und zwei Ballen gut gewebter Stoff.“ Ein kurzer Blick zu seiner Frau, die wohl zufrieden war. Was auch immer sie mit dem vielen Stoff schneidern wollte.
    “Der Rest kann so bleiben.“
    Er wollte ja nicht völlig gierig wirken. Für den Preis hätte Lando wirklich jede Frau im Dorf wohl kaufen können. Sarwolf wusste immer noch nicht so recht, ob er da stolz auf seine Tochter sein sollte, oder was er von dieser Sache halten sollte.

  • Lando zog eine Augenbraue hoch, als Sarwolf tatsächlich mehr forderte. Er fragte sich, ob es überhaupt möglich war jemals ein Startgebot abzugeben, bei dem er seinen Handelspartner sofort zufrieden stellen konnte. Allerdings schwirrte ihm im moment anderes durch den Kopf, mit langen roten Haaren, und so meinte Lando nur trocken: "Abgemacht."


    Sein Handelsinstinkt war in diesem Moment schlichtem Begehren gewichen, und Lando stellte hier unmissverständlich klar, was er wollte. Und was er bewerkstelligen konnte, damit er bekam, was er wollte. Lando hatte es normalerweise nicht so sehr mit offen zur Schau gestellten Machtbeweisen, doch dies war einer, und Lando machte sich keinen Hehl daraus...


    "Gibt es sonst noch etwas, was ich für euch tun kann?", eigentlich war die Frage pure Provokation, aber es konnte nie schaden, etwas zu sticheln, da er Elfledas Eltern gerade verhältnismäßig reich gemacht hatte...

  • [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/3032/hamajy8.jpg]


    Jetzt musste Sarwolf noch einmal stutzen. Er hatte gedacht, dass Lando ihn wieder etwas runterhandeln würde, waren seine Forderungen doch wirklich sehr hoch gegriffen. Aber da sagte der Herute nur kurz „Abgemacht“, und damit war es eben das. Smilla und er sahen sich nur einen Moment an. Sie waren eben sehr reich geworden, obwohl das gar nicht so geplant war, und sie beide waren eigentlich nur kurz sprachlos.
    Allerdings konnte Sarwolf das so natürlich nicht zeigen. Schließlich musste er weiterhin Stärke zeigen, auch wenn Lando einem das gar nicht einfach machte. Auf seine Frage also überlegte er nur kurz, aber mehr, was er sagen sollte als daran, ob Lando noch etwas für sie tun konnte.
    “Dann bekräftigen wir das doch mit einem Opfer. Dein Vetter ist doch Priester. Willst du das Opfer an Frigg leiten, junger Phelan?“
    Die letzten Worte richtete Sarwolf direkt an den jungen Duccier, der sonst bislang so wenig sagen konnte. Fehlte eigentlich nur noch das, auch wenn das ein wenig Vorbereitungszeit brauchen würde, und ein Termin für die Hochzeit. Sarwolf hätte ja nicht gedacht, dass das so schnell ginge, er hätte eher gedacht, dass sie den ganzen Tag über würden verhandeln müssen. Rodewini hatte noch gemeint, Lando könne sich ein wenig zieren, aber im Moment erschien es Sarwolf eher, als könne er es gar nicht erwarten, verheiratet zu werden.

  • 'Es war mir eine Freude, mit euch Geschäfte zu machen.', beinahe hätte er es gesagt, aber eben nur beinahe.
    Das Opfer war nicht nur eine gute Idee, sondern auch der Tradition entsprechend, und so klopfte Lando seinem Vetter nur aufmunternd auf die Schulter, und erhob sich dann: "Eine gute Idee.. kannst du dich deshalb mit dem Goden kurzschließen? Ich gehe so lange nach unseren Pferden sehen.", schloss Lando nüchtern die Verhandlungsrunde, die Pferde waren in einem Nebengebäude, in dem das Gesinde lebte, untergebracht, und Lando hatte gerade irgendwie das Bedürfnis, dem Trubel auszuweichen, der ausbrechen würde, sobald bekannt wurde wieviel er für Elfleda geboten hatte.


    Er ging sicher, dass sein Vetter sich nicht zu verloren vorkam, wurde dieser doch gleich zur Hütte des Goden geführt, um das Opfer abzusprechen, und so machte Lando sich, ohne Begleitung, selbst auf, die Tiere zu besuchen, die sie so sicher durch den Schnee hergeführt hatten.


    Das Haus des Gesinde war einiges einfacher und kleiner, aber nicht minder wohnlich, Tiere und Menschen lebten in zwei verschiedenen Teilen des Hauses, und wärmten sich doch gegenseitig... sein Hengst Hermod stand neben Phelans Snaiwaz, und es brauchte nicht lange um die beiden nach draußen zu führen, anzubinden und die Tiere nach Kälteverletzungen und Eisblessen an den Hufen zu untersuchen...


    "Na Dicker...", murmelte Lando, der recht Gedankenverloren ans Werk ging, "Scheint so, als würden wir in Zukunft nichtmehr so oft alleine ausreiten..."

  • Nach der kurzen Vorstellung und nachdem Sarwolf mit Lando und Phelan nach draußen gegangen war, hatte sich Elfleda wieder aufgeregt zu Elke gesellt. Die beiden Cousinen bedienten sich einer nonverbalen Art der Kommunikation – man könnte auch sagen, sie grinsten und quietschten dabei – um ihre Freude auszudrücken und machten sich dann daran, die Neuigkeiten ausführlich mit den anderen Mädchen zu erörtern. Elfleda hörte nur mit halben Ohr hin, viel lieber hätte sie nun den Verhandlungen beigewohnt und gehört, was dabei nun herauskam. Nicht unbedingt, dass sie wissen wollte, für wie viel sie nun verkauft wurde, denn nichts anderes war das im Grunde genommen, sondern eher um auch sicher zu wissen, dass es wirklich wahr war und passieren würde.
    Schließlich hielt sie das Geschwätz nicht mehr so wirklich aus, sie war zu nervös und die Umgebung im Langhaus schien ihr zu stickig. Sie entschuldigte sich von ihren Cousinen, um sich draußen ein wenig die Beine zu vertreten und überließ die Hühner ihrem Gegacker. Sie überlegte, ob sie rein zufällig in der Näher ihres Vaters vorbeischlendern sollte, entschied sich dann aber dagegen. Da wäre er sicher böse. Statt dessen ging sie mehr in die andere Richtung, mehr zu den Gesindehäusern, um nicht noch in Versuchung zu kommen, doch zu lauschen zu versuchen. Die Verhandlungen würden ja sicher noch eine Weile dauern.
    Sie packte den Mantel, der um ihre Schultern lag und mit einer dicken Fibel vor ihrer Brust zusammengehalten wurde, kurz fester, als sie in die winterkalte Luft hinaustrat. Ihr Atem dampfte ein wenig, und einen Moment blieb sie einfach stehen und beobachtete die weißen Dampfwölkchen. Erst dann ging sie gedankenverloren los und staunte nicht schlecht, als sie nach ein paar Schritten die Pferde der Gäste draußen stehen sah und jemanden, der hinter dem großen Hengst stand und gerade die Hufe untersuchte. Na, ob das den Amisvariern so recht war, wenn ihre Pferde hier draußen standen und befingert wurden? Sie glaubte zwar nicht, dass irgendjemand hier den Tieren etwas tun würde, aber trotzdem machte sie das stutzig.
    Sie ging energischen Schrittes näher an denjenigen, der sich so geschickt hinter dem Pferd versteckte, dass sie gar nicht sehen konnte, wer das war. Sonst hätte sie wohl einfach gerufen, aber für „He, du da“ fühlte sie sich grade nicht in Stimmung. Dafür war sie doch zu gut aufgelegt, trotz aller Anspannung. Sie lief also zügig und stolperte beinahe, als der Unbekannte sich aufrichtete und sie Lando erkannte. Der Hüpfer, den sie dabei vollführte, sah wohl etwas ungeschickt aus, und sie überspielte es mit einem kleinen Lächeln und einem Schulterzucken. “Eis unterm Schnee“, war die knappe Ausrede, die ihr als erstes eingefallen war. Langsamer kam sie näher an den großen Mann und die beiden Pferde heran und schaute dabei irgendwo zwischen fragend und skeptisch.
    “So schnell schon fertig mit verhandeln?“
    Das konnte sie sich eigentlich gar nicht vorstellen. Hatten sie so schnell abgebrochen? Ihr Vater konnte manchmal ein ganz schöner Sturkopf sein, und dann war es besser, ihm erstmal aus dem Weg zu gehen. Aber das konnte Lando ja nicht wissen. Eine andere Angst beschlich sie, weil er so bei den Pferden stand. Er wollte doch nicht schon abreisen?! Das wäre wirklich eine Katastrophe, ihr erst die Hoffnung zu geben, endlich verheiratet zu werden, und dann über die Munt so zu streiten, dass alles wieder verworfen wurde. Ihr Blick wurde noch ein klein wenig skeptischer.

  • Lando wandte sich um, als er hörte wie in der Nähe Schnee knirschte, und bekam gerade noch mit wie sich seine Zukünftige beinahe sehr unelegant auf ihre vier Buchstaben legte. Er zog kritisch eine Augenbraue hoch, musste aber letztendlich bei dem Grund lachen.. Eis unter'm Schnee...


    "Japp.", war das einzige, was er dazu zu sagen hatte, sollte er ihr wirklich auf die Nase binden, wieviel sie ihm wert war? Das würde sie wohl noch früh genug erfahren, "Phelan spricht gerade das folgende Opfer ab, mit eurem Goden. Ich glaube, es gibt danach etwas zu feiern..."


    Es war im Endeffekt der erste Moment, in dem die beiden alleine miteinander reden konnten, und Lando nutzte sie unverhohlen, in dem er seine zukünftige Frau einmal offen musterte...


    "Du musst entschuldigen...", neigte er neckisch den Kopf, "... so oft hatte ich noch nicht die Gelegenheit, dich ohne Wachhund zu sehen, und ich... ach... egal. Du bist wunderschön."


    Flirten war definitiv nicht Landos Kunst,... :D

  • Elfledas Gesicht erhellte sich nicht nur, es strahlte, als Lando meinte, es gäbe dann etwas zu feiern. Sie war schon fast versucht, vor Freude zu tanzen und zu jubeln. Endlich! Sie würde also doch vor Elke heiraten! Hah!
    Sie versuchte, ihr Lächeln zurückzudrängen und verfolgte Landos Blick, wie er sie musterte. Wenn er schon dabei war, ließ sie ihren Blick auch einmal kurz über ihn gleiten. Nur, weil sie bei ihrer eigenen Hochzeit eigentlich nicht mitzureden hatte, hieß das ja nicht, dass sie sich keine Meinung über ihren zukünftigen Mann bilden durfte. Und er gefiel ihr wohl. Ja, er gefiel ihr sogar durchaus sehr.
    Bei seinem Kompliment kehrte das Lächeln wieder in ihr Antlitz zurück und blieb dort auch erst einmal. Wunderschön fand er sie? Sollte sie eigentlich bei ihrem Namen auch sein, bedeutete er doch nicht weniger als elfenschön. Auch wenn das eher darauf zurückzuführen war, dass sie zu dem Zeitpunkt, als es daran war, ihr einen Namen zu geben, sehr zierlich gewesen war, und weniger mit ihrer jetzigen Erscheinung zu tun hatte.
    “Danke. Du bist auch sehr stattlich.“ Männer waren nicht schön, selbst wenn sie es waren. Aber Lando gefiel ihr wirklich, und sie ließ noch einmal kurz den Blick an ihm auf und abgleiten. Wo sie doch jetzt ohne Wachhund war, der ihren Blick missbilligen könnte.
    Sie trat näher zu Lando, auf die andere Seite seines Pferdes, und streichelte über das winterdicke Fell des Tieres an seinem Hals und seinem Rücken. Das Pferd ruckte bei der Berührung kurz mit dem Kopf, und Elfleda schaute einen Moment aufmerksam, ob sie sich in Sicherheit bringen musste. Manche Pferde schnappten und traten bei Fremden, aber der hier wollte damit wohl nur sagen, dass er sie bemerkt und im Blick hatte. Sie klopfte ihm auf den Hals und sah dann wieder zu Lando.
    “Ein schönes Tier. Sehr kräftig.“
    Soviel Ahnung von Pferden hatte sie ja nun auch nicht, dass sie ernsthaft darüber fachsimpeln wollte. Aber sie wollte sich noch ein wenig mit ihrem Zukünftigen unterhalten, soviel Gelegenheit würden sie dazu nicht mehr in absehbarer Zeit haben, so ganz allein miteinander zu sein.

  • Stattlich. Konnte man durchaus als Kompliment durchgehen lassen, wenn man bedachte, dass Lando normalerweise nur als "nervtötend", "verrückt", "plump", "barbarisch" und "Lokinervnicht." bezeichnet wurde. Er beließ es einfach dabei, weil er überhaupt nichts mit Nettigkeiten anfangen konnte, sie waren zu selten, um sofort ernstgenommen zu werden.


    Als sie sich seinem Hengst zuwandte, lächelte Lando, er war sein ganzer Stolz: "Das ist Hermod, bitte lach nicht, ich hab ihm den Namen nicht gegeben. Er ist mein treuer Begleiter, seitdem ich mich im Westen des großen Stroms rumtreibe, und hat mich schon durch so einige Gefahren gerettet... also, er mich. Nicht ich ihn...", er grinste breit, als er an den gemeinsam erlegten Bären dachte, oder an die Höllentour durch die alten Cheruskergebiete...


    "Lassen sie dich reiten? In meinem alten Stamm war es so, dass Frauen eher weniger auf dem Rücken von Pferden zu suchen hatten...", lotete Lando die Zustände in Rodewinis Stamm aus, er hatte keine Ahnung, wieviele Freiheiten ihr hier zugestanden wurden.

  • Zwar lachte Elfleda nicht, aber sie musste bei dem Namen doch kurz schmunzeln. Nicht jeder benannte sein Pferd nach dem Boten der Götter, der die Helden begrüßte. Aber sie hörte in Landos Stimme, dass er große Zuneigung für das Tier empfand und sehr ernst meinte, was er sagte. Das war nicht bloß Aufschneiderei, um sie damit zu beeindrucken. Abgesehen davon, dass sie auch kein kleines Dummchen war, dass sich naiv schon allein von der Erwähnung großer Gefahren beeindrucken ließ.
    Sie streichelte weiter dem Tier übers Fell und kraulte leicht am Hals entlang, um die Blutzirkulation dadurch anzuregen. Sie wusste, Pferde mochten das recht gerne, vor allem im Winter, wenn es doch recht kalt war und diese sanfte Berührung etwas mehr Wärme brachte.
    “Ich kann reiten. Aber es ergibt sich nicht mehr allzu oft eine Gelegenheit dazu. Früher war ich mit meinem Bruder Arndt öfter reiten, aber nach seinem Tod hab ich niemanden mehr, der mich für einen bloßen Ausflug begleiten will. Und allein reite ich nicht aus.“
    Allein als Frau bei nicht gerade wenig Feinden wäre auch nicht nur verrückt, sondern geradezu selbstmörderisch gewesen. Zwar war die Umgebung des Dorfes eigentlich sehr sicher, so nahe kam eigentlich kein Gegner ihres Stammes oder speziell ihrer Sippe, aber man musste es ja nicht herausfordern. Und auch, wenn sie zur Not verstand, sich mit der Waffe zu wehren – wenigstens ein bisschen – musste sie das nicht unbedingt prüfen.
    Sie hatte ehrlich geantwortet, denn immerhin nützte es nichts, sich zu verstellen, wenn sie beide noch eine ganze Weile miteinander auskommen würden müssen. Sie schaute ihm wieder in die Augen, um herauszufinden, ob es ihn störte, dass sie reiten konnte. Für sie war es eigentlich eher normal, die Fähigkeit dazu zu haben. Nicht reiten zu können wäre für sie eher unverständlich, brachte es doch auch viele Nachteile mit sich, so dass man zur Not auch nirgends helfen konnte, nur weil man mit einem Pferd nicht umzugehen wusste.
    “Allerdings ist meine Stute bei weitem nicht so groß und kräftig und mittlerweile auch schon recht alt. Und durch Gefahren musste sie mich auch niemals tragen.
    Und wie willst du es halten mit dem Reiten?“

    Das wäre jetzt etwas, bei dem Elfleda durchaus nachzugeben bereit wäre, wenn er nicht wollen würde, dass sie ritt. So wichtig war es ihr nicht. Und es wäre schon mal gut zu wissen, was er sich da so dachte, um sich eventuell darauf vorbereiten zu können. Auch wenn ihr Blick das nicht zeigte, der war eher neugierig und forschend.

  • Ah, da war sie...die versteckte Frage nach den Zuständen in der zu folgenden Ehe. Lando lächelte schief, war ihm die Frage doch mehr als unangenehm. Er war, selbstverständlich, durchaus konservativ aufgewachsen, technologische Neuerungen, die über den Rhenus einsickerten, wurden durchaus kritisch betrachtet, und kulturelle Dinge von vorneherein ausgeschlossen, schließlich waren es die Traditionen und Werte der Urväter, die seinen alten Stamm und viele andere zum Sieg über die Römer geführt hatten.
    Doch auch wenn gerade diese Römer waren, die es in ihren Orgien so wild trieben, die in ihren Ehen noch sehr viel rigider walteten als die barbarischen Germanen, so hatte Lando seit je her ein Problem damit gehabt, sich damit abzufinden.
    Seine Schwester hatte diese Probleme nicht, sie traumwandelte zwischen den Welten, als wäre sie darin aufgewachsen, was wohl daran lag, dass Syrus damals sehr viel mehr Zeit mit ihr verbracht hat, als mit ihm.
    Nun stand er hier, und musste entscheiden was er seiner Frau später zugestehen wollte, und was nicht. Dabei ging es ihm weniger um das Reiten... schließlich ritten alle Frauen in der Familie, bei einem hauseigenen Pferdezuchtbetrieb war das auch nicht verwunderlich.


    Und dann fiel ihm seine Schwester ein... wieder. Seine Schwester hatte, um in den Worten seines Vaters zu sprechen, so verdammt viele Freiheiten, dass jedem Goden schlecht dabei wäre. Kein Vergleich zum bigotten Sittenverfall im Kaiserreich, aber für eine Germanin aus einfachem Haus immernoch unerhört. Genauso wie alle anderen Frauen seines Hauses... und er konnte seiner Frau nicht als einzige Ketten anlegen, während alle anderen, sogar das Gesinde, im Haus Freiheiten genossen die an puren Luxus grenzten.


    "Es wäre mir eine Freude, deine Nähe auch in der freien Natur, auf dem Rücken von Pferden genießen zu können.", schwadronierte er daher, und machte damit klar, was die Dame im Hause Duccia zu erwarten hatte.
    "Meine Familie... hat in den Zeiten im Reich so einiges durchgemacht. Eine Römerin hat die Freiheit, die unseren Frauen inne ist, missverstanden und letztlich missbraucht. Freiheit und Pflichtgefühl schließen sich nicht gegenseitig aus..."

  • Sein Gesichtsausdruck sah einen Moment gequält aus, ja beinahe verlegen. Je mehr er über diese Frage nachdachte und je mehr Elfleda so Zeit hatte, ihn dabei zu beobachten, umso skeptischer wurde nun auch wieder ihr Blick. Es war eine recht einfache Frage gewesen, auch wenn diese vielleicht etwas mehr implizierte. Aber dass er sich so gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, wunderte sie schon ein wenig. Immerhin war er doch hergekommen, um um sie zu werben? Da machte man sich doch vorher Gedanken ums heiraten? Seine Antwort aber entschädigte Elfleda für das Zögern, und sie lächelte wieder. Wenn auch nur für einen Moment, denn die folgenden Worte waren ernst und klangen irgendwie erwartungsvoll.
    War das ein Test? Oder warum erwähnte er nun Freiheit und Pflichtgefühl so sehr? Wollte er damit den Unterschied zwischen Römern und Germanen klarmachen, wollte er testen, wie gut sie erzogen war, oder hatte diese Römerin, von der Elfleda nichts wusste, wirklich etwas so schlimmes angestellt, dass Lando deshalb grundsätzlich misstrauisch nun war? Nun, falls es ein Test war, würde sie ihn wohl bestehen, denn im Brustton der Überzeugung fing sie an zu sprechen.
    “Natürlich nicht, sind doch beides Bestandteile der Ehre. Erfüllen wir unsere Pflichten nicht oder brechen unser Wort, verlieren wir an Ehre. Geben wir unsere Freiheit völlig auf, verlieren wir an Ehre.“
    Elfleda mochte diese Art von Tests nicht. Sie fühlte sich dann immer, als würde von ihr eigentlich erwartet, sie wollte das Gegenteil von dem sagen, was sie meinte. Aber sie meinte das wirklich so, sie kannte es gar nicht anders. Niemals würde sie ihre Freiheit ausnutzen und damit die Ehre ihrer Familie gefährden. Daher war sie mit ihren achtzehn Jahren und durchaus auch weiblichen Bedürfnissen auch noch unberührt, obwohl es dank der Freiheit, auch ausreiten zu dürfen, durchaus Gelegenheit zu anderem gegeben hätte.
    Dennoch war sie eher ruhig und gefasst als wütend und kraulte auch weiterhin seelenruhig dem Pferd über den Hals. Von so einer Kleinigkeit ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen, erst recht nicht, wo sie sich noch so sehr über den Umstand freute, bald zu heiraten. Daher lächelte sie doch wieder leicht und legte den Kopf leicht schief, während sie Lando mit unergründlichem Blick anschaute.
    “Und schließlich sagen sogar die Römer, wie wichtig uns Germanen unsere Ehre ist, nicht? Ich weiß es nicht, ich kenne nicht so viele davon. Es ist eine Weile her, dass sie bis zu uns persönlich kamen.“
    Nur, weil man mit Rom verbündet war und auch mit ihnen kämpfte hieß das ja nicht, dass ständig und überall Römer waren, die einen besuchten. Und wenn einer kam, wollte der ohnehin zu Rodewini und Elfleda hatte damit nichts zu tun. Auch wenn sie Latein zumindest bruchstückhaft reden konnte. Hier und da fehlte doch einmal ein Wort, aber so wichtig war das bislang nicht gewesen.

  • Sie schien das als Angriff gewertet zu haben, selbst wenn sie lächelte (Lando wusste genau wie gefährlich eine lächelnde Frau sein konnte, obwohl er nie rausgefunden hatte, warum). Ihre Worte klangen irgendwie einstudiert, vielleicht hatte sie sich auf dieses Treffen vorbereitet? Lando jedenfalls hatte es nicht, war er doch in der festen Absicht gekommen, der feige Hund der er war, die Heirat auf Phelan abzuwälzen, und so war sein Wunsch, diese Frau zu ehelichen, keine vier Stunden alt...


    "Schön zu hören...", meinte er schließlich, und schloss die Untersuchung von Hermod ab, um sich um Phelans schneeweiße Snaiwaz zu kümmern, "Deine Worte ehren dich, aber ich habe von einer Frau aus dem Stamm des Rodewini nichts anderes erwartet. Du hast bei uns alle Freiheiten, die du brauchst, um glücklich zu werden.", betonte Lando noch einmal, und hob vor allem hervor, dass ihm etwas daran lag, dass diese Frau an seiner Seite glücklich wurde... sein Vater hatte ihm immer wieder eingebleut, dass eine arrangierte Ehe nicht ausschloss, dass beide Parteien glücklich wurden... ein starker Mann brauchte immer eine starke Frau an seiner Seite, und auch wenn dies im Moment noch seine Schwester war, sie würde irgendwann an die Seite einer anderen starken Mannes wechseln. Und Lando hatte das Gefühl, dass Elfleda Eila in nichts nachstand... was zuhause in Mogontiacum wohl für Sprengstoff sorgen würde, Frauen waren noch schlimmere Platzhirschkühe als Männer, das wusste er.


    "Du bist die älteste Tochter deines Vaters, richtig?", lotete Lando daher die Sachlage aus, "Bist du mit der Verwaltung und Führung des Hausstands betraut worden? Hast du deine Familie im Griff?"

  • Irgendwo musste dieser Mann doch einen Haken haben. Er sah gut aus, war wohl so einflussreich, dass ihr Vater wirklich zugestimmt hatte, noch dazu erstaunlich schnell, war nicht dumm, soweit sie das nach dem kurzen Gespräch beurteilen konnte, und jetzt meinte er auch noch, sie habe die Freiheiten, dass sie glücklich werden könne. Irgendwo musste da doch ein Haken an der Sache sein, Elfleda glaubte nicht an grenzenloses Glück einfach so. Und bislang schienen die Nornen es ja ausgesprochen gut mit ihr zu meinen, was ihren Mann so anging.


    “Ja, ich bin die Älteste. Ich weiß wohl, wie man einen Haushalt führt, auch wenn Smilla das meiste selbst macht. Sie ist ja auch noch keine dreißig. Vaters zweite Frau, meine Mutter Ratlinta starb, als ich noch ziemlich klein war.“
    Sie beobachtete ihn, wie er sich um das Pferd kümmerte. Er machte es sorgfältig und gewissenhaft. Wenn er bei allen Dingen solche Sorgfalt walten ließ, musste sie sich wirklich nicht sorgen. Irgendwo musste da doch ein Haken sein?
    “Aber ich helfe Smilla natürlich bei allen Dingen, auch mit meinen Schwestern und meinem Bruder. Ob ich sie gut im Griff habe, musst du sie fragen, ich würde sagen, dass es so ist.“ Als ältere Schwester übernahm sie natürlich auch alle Aufgaben einer eben solchen, das war für sie ganz selbstverständlich. Mit dem Kochen hatte sie es zwar nicht so, aber sie wusste schon seit Jahren eigentlich alles, was man als Ehefrau und spätere Mutter wohl wissen musste. Sie wartete ja schon seit vier Jahren darauf, endlich verheiratet zu werden, das war eine lange Zeit, sowas zu lernen.
    “Kann ich dich auch ein wenig fragen? Deine Sippe wohnt im römischen Reich, richtig?“
    Wenn er sie fragen durfte, gestand er ihr sicher dasselbe Recht zu. Und sie wusste bislang noch reichlich wenig über die Sippe, in die sie einheiraten sollte.

  • Lando lachte, als sie es als Frage nach ihren häuslichen Fähigkeiten auffasste. Es war ein offenes und ehrliches Lachen, weil es ihm deutlich zeigte, wie sehr sich die Zeiten auch für ihn geändert hätten. Vor vier Sommern noch hätte er es wohl auch so verstanden, und die Frage auch so gemeint, aber nun ging es in eine vollkommen andere Richtung.


    "Ja, natürlich darfst du fragen... wir wohnen in Mogontiacum, ja. In einer großen Casa, kein Langhaus, wie wir noch vor Jahren bewohnten, nein, es ist ein größeres römisches Haus. Keine Villa, und auch nicht von enormen Ausmaßen, aber für uns reicht es.", beschrieb Lando knapp ihr neues zuhause, "Vielleicht wirst du es sogar mögen... unser Haushalt besteht aus nicht einmal zwanzig Leuten, also so viel Trubel wie hier wirst du nicht erleben, eigentlich ist es recht ruhig."


    Es machte ihm Spaß, zu versuchen, die Welt aus ihren Augen zu sehen, denn sie entstammte einer Welt, die Lando vor Jahren zu verlassen gezwungen war. Eine Welt, in der das Leben so unprivat und kärglich, aber doch ehrlich gewesen war. Das Leben eines einfachen Bauern, der morgens noch vor der Sonne aufstand, die Tiere versorgte, das Tagewerk auf der Amisia und auf dem Gehöft verrichtete, und sich ansonsten kaum um die Dinge der Welt kümmerte... und jetzt? Er stand vor einer Frau, die durch Schönheit und Ausstrahlung in etwa das darstellte, was Lando nur bei besonderen Things zu sehen bekam, wenn benachbarte Stämme zusammenkamen, und die Adelsfamilien, die in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Einfluss gewonnen hatten, mit ihren schönen Töchten und den markigen Männern ihre Macht demonstrierten. Und jetzt sollte er ein solches Geschöpf heiraten, er, Lando, Sohn des Landulf. Wenn sein Vater das wüsste... er würde höchstwahrscheinlich vor Stolz explodieren.

  • So richtig konnte Elfleda sich das nicht vorstellen. Nur zwanzig Leute? Nicht mehr? Nungut, zwanzig in einem Haus konnte auch recht eng werden, je nachdem, wie groß das Haus war. Aber worin genau der Unterschied zwischen römischen Häusern und germanischen lag, wusste sie auch nicht zu sagen. Ihr Vater und auch vor allem ihr Onkel waren schon beide jenseits des Rhenus gewesen, sie aber nicht. Sie kannte nur die Erzählungen von den großen Steinhäusern der Römer, in denen es angeblich zehn Zimmer gab, einen Raum für eine jeweils andere Gelegenheit. Selber gesehen hatte sie sowas aber noch nicht. Nicht, dass sie Angst davor hätte, eher war sie neugierig, zu sehen, was davon nun wirklich stimmte und was nicht.
    “Nun viel Trubel haben wir hier eigentlich nicht…“ wollte Elfleda grade anfangen, als sie hinter sich doch sowas wie einen leichten Trubel hörte. Sie blickte missmutig über ihre Schulter und sah ihre Cousine Elke, die sie wohl suchte, denn sie winkte zu ihr herüber, als sie Elfleda da stehen sah. Sie sah ganz aufgeregt aus, noch euphorischer als vorhin, als sie sie mit den anderen Cousinen allein gelassen hatte. Doch in diesem Moment interessierte Elfleda zum ersten Mal überhaupt gar nicht, was die Cousine zu sagen hatte, vielmehr wollte sie ihr am liebsten den Hals umdrehen. Sie winkte einmal kurz eher herrisch zurück, als wolle sie sagen „Geh weg, komm in fünf Minuten wieder“.
    Elke sah stirnrunzelnd zu ihr herüber und kam sogar näher. Die dumme Nuss! Verdammt, das war’s mit trauter Zweisamkeit, schoss Elfleda durch den Kopf.
    “… wenn nicht grade ein Wachhund vorbeikommt“, vollendete sie also daher ihren Satz etwas missmutig.
    “Elfi, ich hab dich schon gesucht. Wir sollten zu den anderen gehen. Du wirst nicht glauben, was… huch!“ Jetzt erst hatte Elke auch Lando bemerkt und vollführte an fast derselben Stelle wie Elfleda vorhin einen kleinen Hüpfer vor Überraschung.
    “Ja, ich komm gleich nach, geh ruhig schon mal vor“, versuchte Elfleda das ganze noch ein wenig herauszuzögern. Sie wollte so gern noch ein wenig mit Lando sein und ihn noch ein wenig kennenlernen.
    Elke sah ein wenig fragend zwischen den beiden hin und her, legte dann den Kopf fragend leicht schief, tat aber wenigstens dieses eine Mal, was Elfleda wollte und ging wieder in Richtung Langhaus. Auch wenn sie sich dabei immer wieder umdrehte und zu den beiden zurückschaute.
    “Ich denke, ich sollte dann gleich zurückgehen, damit gefeiert werden kann. Es war schön, mit dir vorher einmal sprechen zu können, Lando.“
    Sie sah ihn noch einmal an, und ihr Blick war beinahe schon milde. Lando hatte ihr ja ziemlich viel versprochen, und sie suchte immer noch nach dem Haken an der ganzen Sache und fand keinen.

  • Als die beiden von Elfledas Cousine gestört wurden, hätte auch Lando sie am liebsten fortgeschickt, doch wollte er hier nicht noch durch explizite Unfreundlichkeit auffallen. Er nickte seiner Zukünftigen noch einmal stumm zu, und konnte nicht umhin, sie noch einmal ausgiebigst zu mustern, nachdem sie sich von ihm abgewandt hatte. Als sein Blick ihren Hintern streifte, pfiff Lando leise anerkennend, grinste breit und kümmerte sich dann weiter um Snaiwaz..


    "Du gottverdammter Glückspilz..."


    Als er die Kontrolle der Gesundheit ihrer Reittiere abgeschlossen hatte, führte er diese wieder in ihre Unterstatt, wusch sich die Hände und machte sich auf zum Dorfplatz, auf dem schon ein verhältnismäßig großer Trubel stattfand. Er suchte seinen Vetter, konnte diesen aber nirgendswo erblicken, wahrscheinlich war dieser noch mit der Vorbereitung des Opfers beschäftigt. Seine zukünftige Ehefrau konnte er auch nirgends erblicken, allerdings fiel ihm auf, dass die Leute ihn anstarrten. Zwar nicht explizit, aber überall wo er hinblickte, sahen ihn mehrere Augenpaare an. War diese Hochzeit so etwas besonderes? Lando wusste es nicht, und konnte sich dieses Verhalten auch nicht erklären... schließlich erblickte er Rodewini, der mit seiner Statur alle anderen überragte, und trat mit wenigen Schritten an dessen Seite.


    "Rodewini, wenn du erlaubst, ich müsste noch ein paar Worte mit dir wechseln, die nichts mit der Heirat zu tun haben."

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/germanen/germane33.jpg]


    Natürlich hatte Rodewini schon mitbekommen, welch enormen Preis Lando für Elfleda zu bezahlen gedachte. Dafür, dass er ihn vorhin noch fast hatte zwingen müssen, zeigte sich der Herute überaus spendabel beim Muntschatz. Daher warf er ihm ein durchaus fragendes Lächeln entgegen, als er sich auf dem Platz zeigte und zu ihm herüberkam. Doch als Lando gleich etwas besprechen wollte, wurde der große Germane sofort ernst und ging mit Lando ein Stück abseits.
    “Natürlich. Worum geht es?“
    Da Lando nicht so klang, als ob alle es sofort mitbekommen sollten, gab Rodewini mit seiner bloßen Körperhaltung auch schon zu verstehen, dass er nicht gestört werden wollte bei diesem Gespräch, und so wandten sich auch neugierigere Ohren wieder anderem zu. Ganz allein war man hier zwar nie, dafür hätten sie schon ausreiten oder dergleichen müssen, aber sie waren nun so ungestört, wie man eben in einem Dorf von hundert Menschen sein konnte.

  • Lando folgte dem massiven Mann ein Stück weit abseits, und als sie ungestört waren, begann Lando mit seinem Anliegen: "Wir hatten vor einigen Tagen hohen Besuch von den Fosen bei uns, ein Junge namens Leif. Der hat sich vor einigen Tagen vor unsere Tür gestellt, und uns offenbahrt dass die alte Seherin uns sehen will."


    Lando blickte irritiert einem kleinen Mädchen, keine zehn Sommer alt, hinterher, dass vorbeischlenderte und ihm schöne Augen machte, dann wandte er sich wieder dem Stammesfürsten zu: "Wir haben ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, was sie von uns will, gleichzeitig sind wir aber gezwungen, ihrer Forderung, zu ihr zu reisen, Folge zu leisten, wie du dir sicherlich vorstellen kannst... hast du etwas gehört, was das erklären könnte? Die Goden sprechen ja viel miteinander..."

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/germanen/germane33.jpg]


    Das war nun wirklich etwas ganz anderes als die Hochzeit. Einen Moment klappte Rodewini doch tatsächlich die Kinnlade runter, doch er fing sich schnell wieder und schenkte dem Mädchen, das Lando so anhimmelte, kurz einen strengen Blick. Weil er soviel für eine Frau gezahlt hatte, wie manch anderer für fünf Frauen, hieß das ja nicht, dass er fünf Frauen mitnehmen sollte. Erstmal sollte er die eine bezahlen.


    “Nein, gehört habe ich darüber nichts. Unser Gode hat auch nichts gesagt. Aber du kennst sie ja, sie sagt auch nicht alles, was sie sieht und weiß. Bei Odin, ich will gar nicht so genau wissen, was sie alles sieht und weiß.“
    Jetzt war Rodewini doch ein wenig besorgt. Die Seherin schickte nicht einfach so nach irgendwelchen Leuten, weil sie sich nach Gesellschaft sehnte. Wenn sie einen holen ließ, tat man gut daran, das zu tun, was sie wollte. Meistens waren es durchaus wichtige Neuigkeiten, die sie für einen dann hatte, und nicht nur gute. Und wenn die Seherin schlechte Nachtrichten für die Amisvarier hatte, waren das nun auch unter Umständen schlechte Nachrichten für ihn. Na hoffentlich schickte die Alte nun nicht auch noch nach ihm.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!