[Probatio] Grundausbildung Caius Decimus Celsus

  • Celsus grinste.


    "Seid ihr etwa Brüder? Bei uns gibt es nämlich einen Tangens und seinen Bruder, einen Cotangens."


    Ohne erst eine Antwort abzuwarten, fragte er weiter.


    "Händler wollt ihr sein? Mit was handelt ihr? Könnt ihr euch als Handeltreibende ausweisen?"

  • "Wir handeln mit Fischen", erklärte Sinus alias Hyginus höflich weiter. "Erlesene Ware aus allen Teilen des Reiches. Insbesondere haben wir hervorragende Bezugsquellen für rote Heringe." Er lächelte fein, war damit mit seiner Schauspielkunst aber doch langsam am Ende. "Ausweisen? Wie sollen wir uns ausweisen?"

  • "Habt ihr eine Genehmigung für euere Tätigkeit oder ein Schreiben, das euch als Händler ausweist",


    bohrte Celsus weiter,


    "und rote Heringe, wo soll es die überhaupt geben?"


    Heringe kannte Celsus, blaue und auch grüne. Aber rote? Wenn da der angebliche Händler nicht zuviel übertrieb.

  • "Natürlich ist unsere Tätigkeit genehmigt!" erklärte Hyginus voller Überzeugung. Dann wandte er sich an seinen Kameraden. "Cosinus, zeig' ihm eine Warenprobe."


    Etwas unbeholfen tat Regulus nun so, als würde er irgendetwas von einem unsichtbaren Lastesel holen, der anscheinend neben den beiden gestanden hatte, hielt es der Wache hin und erklärte gleich auch noch, dass es rote Heringe natürlich im Meer geben würde.

  • Celsus war nicht so schnell zu überzeugen. Das als roter Hering vorgegebene Etwas war alles andere als ein Fisch. Dazu kam der undefinierbare Gestank.


    Argwöhnisch fragte er weiter.


    "Mag sein, daß euere Tätigkeit genehmigt ist. Aber von wem? Und wo steht das geschrieben?"

  • Langsam verdrehte Hyginus etwas genervt die Augen. "Vom Aedil natürlich. Der hat uns eine Konzession ausgestellt." Hyginus hatte zwar nicht viel Ahnung von Gesetzen, aber soweit er wusste, musste man nur eine Konzession haben, aber sie nicht immer mit sich herum tragen. Also spielte er seine Rolle erst einmal weiter.

  • Celsus ließ es gut sein. Er hatte die Ankömmlinge genug befragt. Blieb nur noch die Kontrolle, ob sie Waffen bei sich hatten.


    "Gut. Dann muß ich euch auf Waffen kontrollieren."


    Er wandte sich an Sermo ...


    "Paß` auf, daß die beiden friedlich bleiben,"


    ... und ging langsam auf die Händler zu.

  • Hyginus alias Sinus braucht nicht einmal einen erleichterten Gesichtsausdruck zu spielen, denn er war tatsächlich froh, dass es weiter ging. Breitwillig ließen er und sein Partner Cosinus sich durchsuchen.


    Priscus hatte die Durchführung der Wache bisher ohne Kommentar verfolgt und trat jetzt nur wortlos einen Schritt näher, um die Waffenkontrolle zu beobachten.

  • Vorsichtig aber dennoch sorgfältig tastete Celsus den ersten Händler ab.


    Unter dessen rechten Rippenbogen spürte er etwas Hartes. Er trat zurück.


    "Was ist das, das du bei dir trägst? Laß`doch mal sehen!"


    herrschte er den Händler an.

  • Nun war es mit der Schauspielkunst von Hyginus doch endlich vorbei. Hilflos sah er den Optio an. Der grinste erstmal nur. "Wenn du nichts hast, sagst du der Wache eben, dass du dort nichts hast", schlug er dann vor. Schließlich sollten sich nicht immer nur die "Besucher" etwas kreatives ausdenken müssen.


    Hyginus tat genau das und erklärte der Wache freundlich, dass sie sich geirrt haben müsste, da er dort unter seinem Rippenbogen gar nichts bei sich trage, was er vorzeigen könne.

  • Celsus vertrat die Meinung, daß es nun genug des Wache-Spielens sei.
    Schließlich sollte in seinem eigenen Interesse die Ausbildung weitergehen und nicht beim Thema "Wache" stehenbleiben.


    Freundlich wandte er sich zuerst an den Händler ...


    "In Ordnung. Vielleicht hat sich deine tunica zu einem Knoten verstrickt, und das habe ich wohl gefühlt."


    ... dann an Sermo ...


    "Gib` dem Wachhabenden Bescheid. Er möge einen Posten abstellen, der die beiden Händler zum praefectus castrorum begleitet."


    ... und nochmals an beide Händler.


    "Folgt dann dem Posten, der euch begleiten wird."

  • "Sehr schön, vielen Dank", ließ sich der Optio vernehmen und kam wieder näher. "Die Torpfosten dürfen sich jetzt auch wieder bewegen. Machen wir mal ein wenig Manöverkritik."


    Er wartete kurz, bis alle Soldaten um ihn herum standen. "Also, die roten Heringe haben mir gut gefallen. Sehr nette Idee. Bei der Wache war gut, dass ihr nach name und Anliegen gefragthabt, dass ihr sie kontrolliert habt und dass ihr einen Posten mitgeschickt habt. Soweit alles richtig. Die genaue Fragerei nach der Genehmigung des Geschäfts ist dagegen Zeitverschwendung. Wenn es jemand wirklich drauf anlegt, mit einer falschen Geschichte ins Lager zu kommen, wird er euch sowieso immer etwas erzählen, was euch glaubhaft scheint. Also spart euch und den anderen die Mühe. Klar soweit?"


    Er blickte kurz in die Runde, bevor er weitermachte. "Dann das Thema Waffen. Was macht ihr, wenn jemand sich zur Legion melden will und schon Ausrüstung dabei hat, insbesondere ein Schwert?"

  • Celsus meldete sich zu Wort.


    "Es besteht die eiserne Regel, daß kein Zivilist innerhalb des castrum eine Waffe tragen darf. Ich fordere den Mann auf, mir zur Wache zu folgen. Dort hat er sein Schwert abzulegen. Anschließend wird ihm ein Posten zugeteilt, der ihn zum Rekrutierungsbüro begleitet, optio."

  • Das war für Celsus keine Frage. Ohne zu zögern antwortete er.


    "Nachdem kein Zivilist innerhalb des castrum eine Waffe tragen darf, kann sich der Mann sein Schwert bei der Wache abholen, sobald er zum probatus ernannt wurde, optio."

  • Priscus nickte. "So ist es. Aber für die nächste zeit werden sich wohl eher immer die erfahreneren Kameraden darum kümmern, mit denen ihr gemeinsam Wache habt."


    Trotzdem hatte der Optio noch ein paar mehr Aufgabenstellungen im Kopf. "Nehmen wir mal an, ihr habt Nachtwache und zwar nicht am Tor, sondern auf der Mauer. Was habt ihr dann zu tun und was nicht?"

  • Celsus` Antwort ließ nicht lange auf sich warten.


    "Die Aufgaben eines jeden Postens, ob nun am Tor, auf der Wache oder wo auch immer verlangen
    - ständige Aufmerksamkeit und Einsatzbereitschaft,
    - unverzügliches Handeln bei Wahrnehmungen verdächtiger Art,
    - selbständige und nachdrückliche, dabei verantwortungsbewußte An-
    wendung der übertragenen Befugnisse.


    So darf der Posten nicht entgegen dem vorher Gesagten handeln oder gar einschlafen, optio."

  • Der Optio zog den Mund ein wenig schief. "Bisschen sehr abstrakt, nicht wahr?", fragte er zurück und blickte die anderen an, ob sie das verstanden hatten. Dann schaute er wiederzu Celsus. "Werd' doch mal konkreter. Sitzt du, stehst du, läufst du rum? Wo guckst du hin? Was machst du, wenn du etwas verdächtiges siehst oder hörst?"

  • Außer dem bereits Gesagten, das Celsus irgendwo aufgeschnappt hatte, hatte ervom Wacheschieben und der Wache im Allgemeinen keine Ahnung.


    So beatwortete er die Fragen des optio wie gestellt und der Reihe nach.


    "Ich stehe oder patroulliere bis zum nächsten Posten. Hierbei sehe ich nach allen Seiten und, wenn ich etwas Verdächtiges sehe oder höre, mache ich sofort Meldung, optio."

  • Jetzt sah der Optio schon wesentlich zufriedener aus. "Exakt. Während der Wache wird nicht gesessen und erst Recht nicht geschlafen. Ihr schaut immer in alle Richtungen, sowohl nach draußen als auch nach Innen. Über die Mauer soll weder jemand reinkommen noch rauskommen. Und wenn etwas ungewöhnliches passiert, wird Meldung gemacht oder Alarm gegeben. Ein Wachsoldat macht niemals Alleingänge! Merkt euch das. Als Wache seid ihr immer mindestens zu zweit unterwegs. Wenn ihr etwas bemerkt, beobachtet der eine weiter und der andere macht Meldung oder Alarm. Wenn ihr eine Person befragt oder einen Stelle untersucht, dann macht das einer und der andere sichert und beobachtet die Umgebung. Soweit klar?"


    Die Frage war wie häufig fast nur rhetorischer Natur. Dann ging es weiter. "Was macht ihr im Alarmfall, wenn ihr gerade nicht Wache habt? Also ihr schlaft und es gibt Alarm. Was ist zu tun?"

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