• Ich lächelte stolz und versprach meinem Onkel: "Das wird er!" In meinem ganzen Stolz auf meinen Sohn (ob es wirklich unser Sohn war, wusste ich ja nach wie vor nicht so genau) entging mir komplett, ob meinen Onkel irgendeine Erinnerung quälte. "Gut zwölf Monate ist er jetzt alt. Deshalb haben wir auch gleich zwei Sklavinnen mitgebracht." Ich lächelte wissend. "Denn man kann ihn jetzt keinen kleinen Moment mehr alleine lassen, ohne dass er die sich bietende Gelegenheit schamlos ausnutzt." Ich sah zu dem Kleinen: "Nicht wahr, mein Lieber?" Dabei strich ich ihm mit meiner Hand sanft über die Wange. Er hatte meine braunen Augen!

  • "Vielen Dank, Annaeus Modestus.", begann Dives mit dankbarem Nicken ob des Angebots, hier und heute auf etwaige Titel zu verzichten und stattdessen die etwas persönlichere Anrede aus Gentil- und Cognomen zu benutzen. "Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich durchaus noch entfernt davon bin, an meine Aedilität", bevorzugte der Iulier hier selbstredend jene traditionellere Begrifflichkeit, die auch sein Grammaticus dereinst kannte und ihn lehrte, statt auf irgendeine temporäre begriffliche Erscheinung zurückzugreifen, die auch seinem damaligen Grammaticus wohl nur fremd gewesen wäre. "zu denken. Denn zwar habe ich meine Quaestur mit meinem dem Senat vorgetragenen Tätigkeitsbericht nun auch offiziell abgeschlossen und beendet. Inwieweit ich allerdings wirklich nur kurz vor der Berufung in den Senat stehe, das vermag ich kaum so genau zu sagen und abzuschätzen." Kurz wiegte Dives mit seinem Kopf. "Sieh, ich will nicht klagen und uns allen damit diese Cena verderben, die sich doch vor allem darum drehen sollte, wie schön es ist, dass Roma dich wiederhat. Jedoch erfülle ich zur Zeit weder den senatorischen Census, noch weilt mein Patron Vinicius Hungaricus, der sich als Statthalter zur Zeit in Germania Superior befindet, hier in Roma und kann mich direkt unterstützen." Dives ließ die Luft aus seinen Lungen entweichen, während er sich um ein dennoch möglichst optimistisches Lächeln bemühte. "Der nächste Schritt meiner Karriere wäre folglich also zwar in der Tat meine Berufung in den Senat. Ich rechne jedoch eher weniger damit, bereits kurzfristig dieses Ziel zu erreichen. Hätte ich hier mittelfristig Erfolg, dann würde ich mich bereits überaus glücklich schätzen." Und erst dann würde es sich überhaupt lohnen, auch nur einen Gedanken auf die eigene Aedilität zu richten. Eventuell würde er im Zusammenhang damit dann auch noch einmal - nachdem sein erster Anlauf wortwörtlich im Nichts verlaufen und er dem Magister Septemvirorum dereinst nicht einmal eine kurze Ablehnung wert gewesen war - versuchen, einen Platz bei den Septemviri zu bekommen. Doch nach seiner damaligen Enttäuschung sowie dem doch erst jüngst durchlaufenen und mehr als nervenaufreibenden Unterfangen, seine Adoptivtochter Torquata in einem aufwändigen Prozess bei den Vestalinnen unterzubringen, handelte es sich hier tatsächlich nur um eine mögliche Option, kein festes Ziel. Denn als Enkel des Censoriers Cicero Octavius Anton hatte Dives auch gewiss nicht vor, über die Maßen hinaus um einen Platz in einem der Quattuor Amplissima Collegia betteln zu gehen.


    Nachdem sich so allmählich eine Unterhaltung aufzubauen begann, fühlte sich zunehmend auch der jüngere Dives wohl und begann darob seine Schüchternheit so langsam aber sicher abzulegen.
    "Mata!", antwortete er beispielsweise seiner Mutter, als diese ihn so direkt ansprach und streichelte. Anschließend giggelte er amüsiert und nahm die zuvor zeigende rechte Hand inform einer Fausta vor den Mund. Dann sprach sein Vater zu dem unbekannten Mann und es machte in der Folge natürlich nur Sinn, das ganze Spiel noch einmal zu spielen: "Pata!", mischte sich der Kleine also in das Gespräch der Großen ein und zeigte auf seinen Pater. Neuerlich dann nahm er seine zur Fausta geballte rechte Hand vor den Mund und grinste vergnügt. "Mann!", war hernach sodann auch der annaeische Hausherr noch einmal an der Reihe. Dann wippte und schaukelte der jüngere Dives in den Armen der brünetten Sklavin auf und ab und hin und her, um ihr zu signalisieren, dass er runter wollte von ihrem Arm. "Mmh!", quengelte er dabei.

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    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
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    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • "Das kenne ich nur zu gut. Nicht zu letzt von meinen Legionären in Germania." scherzte Modestus ein wenig auch wenn er sich vorgenommen hatte es nicht zu tun. Oft kamen seine Scherze bei der jüngeren Generation nicht an und die Armen fühlten sich dennoch verpflichtet zu lachen. Also fuhr er schnell mit etwas anderem fort. "Ich muss sagen ich war stolz auf dich, als ich gehört habe, dass du Procuratrix Annonae geworden bist. Aber so wie ich die kenne hast du bestimmt schon größere Pläne." Dann lächelte er noch einmal ihrem Sohn zu, der gerade besonders lebhaft war.


    "Wenn das alles ist, Iulius Dives, dann mach dir keine Sorgen. Wir finden sicherlich eine Lösung. Vielleicht können wir dich ja in einem der stadtrömischen Collegien unterbringen. Das hat meine Aufnahme in den Senat enorm beschleunigt. Die Administratio Imperatoris ernannte mich sogar für einige Tage zum Eques, bis die neuen Senatoren ernannt wurden." sagte Modestus kameradschaftlich, denn er konnte sich nur zu Gut an seine Anfangszeit im Cursus Honorum erinnerte. Sobald man den Senatorenring erhielt, war man jemand. Aber der Weg dahin war nicht einfach.


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    Auf der Suche nach seinem Herrchen tapste Lucullus äußerst zufrieden durch das Haus. Er hatte sich gerade erst den Bauch vollgeschlagen. Dabei hatte es sogar die leckeren Schlangenschnipsel gegeben! Nach einem Schläfchen auf einem warmen Stein im Garten sehnte er sich nun nach seinem Herrchen. Mit einem lauten "KIYAH!" gab er ihm zu verstehen, dass er ihn suchte. Ruckartig drehte er den Kopf hin und her, um die Spur seines Herrchens aufzunehmen. Und da hörte er ihn auch schon! Aufgeregt tapste er in das Atrium und zog seinen lange Schleppe hinter sich her. Mit einem zufriedenen Gurren lies er sich zu den Füßen seines Herrchens nieder. Er beschloss ihm seine Zuneigung zu zeigen, indem er an seiner Sandale knabberte.

  • Die Legionäre in Germania? Ich lächelte und lachte auch ein bisschen, um meinen Onkel nicht zu verärgern. Trotzdem hinkte sein Vergleich natürlich. Denn mein Sohn war ja niemals nur irgendein einfacher Legionär. Mein Sohn war zu Größerem bestimmt! Vielleicht nicht gleich zur Kaiserwürde (mein Vetter Commodus hatte mich ja schon als Kaiserinmutter gesehen). Aber definitiv zu Höherem als nur einem gesichtslosen Fußsoldaten inmitten einer unübersichtlich großen Legion. - Aber dass mein Onkel sagte, dass er stolz auf mich war, das ließ alles andere erstmal in den Schatten treten. Ich sonnte mich in diesem Kompliment, gerade weil es dazu auch noch von ihm kam! "Danke." Es war ja auch wirklich nicht einfach gewesen, sich als Frau zu behaupten und eine eigene Karriere auf die Beine zu stellen. Als ich nach Rom gekommen war, ich hatte hier ja nichts gehabt und niemanden groß gekannt. Da war kein namhafter Senator, der mich unterstützt hatte. Da war kein einflussreicher Ritter. Ich hatte alles selber machen müssen: Die Bewerbung als Stationaria, das Verloben, das Bemühen um meine Beförderung zur Postpräfektin. Ich musste mir alleine einen Patron suchen müssen, um in den Ritterstand zu kommen und jetzt mein erstes Ritteramt zu erhalten. Und es tat einfach nur gut, dass mein Onkel das sah und nun stolz auf mich war!


    "Ja, die habe ich. Ich möchte als Prokuratorin an die kaiserliche Kanzlei." Wieder ein eigenes Büro, wieder eigenes Personal, das man rumscheuen konnte, wieder mehr eigenständige Entscheidungen. Das alles kannte (und vermisste) ich bereits aus meiner Tätigkeit als Postpräfektin. Aber als Procuratrix Annonae, die dem Praefectus Annonae unterstellt war, sah meine momentane Lage leider anders aus. "Kurz nachdem der Kaiser Cornelius gestorben war, hatte ich deswegen auch ein Gespräch mit dem Procurator a libellis Iunius Silanus. Genau wie ich ist nämlich auch der ein Klient des Stadtpräfekten Decimus. Und ich hatte gehofft, dass der Stellvertreter des Kaisers in einer Zeit ohne Kaiser seine Klientin auch gleich als Procuratrix a memoria in der kaiserlichen Kanzlei unterbringen könnte." Diesen "Faustus", dieses.. Wiesel, hatte er ja auch ganz rasch und unkompliziert zum Prätorianertribun gemacht (nachdem es noch der Cornelius war, unter dem der Typ in Ungnade gefallen und seinen Posten bei den Schwarzröcken verloren hatte). "Aber mehr als dieses Amt als Procuratrix Annonae und eine Auszeichnung für meine zuverlässige Arbeit als Postpräfektin hatte ich damals leider nicht für mich herausschlagen können." Aber so war das eben, wenn wenn man sich als Einzelkämpferin behaupten musste.


    Und plötzlich kam mir die Idee: Erst hatte ich ja vorgehabt, damit zu meinem Patron zu gehen. Aber vielleicht könnte ich die gesammelten Vorschläge zur Änderung der Lex Flavia de frumentationibus ja auch einfach meinem Onkel später beim Essen einfach mal vorstellen. Dann könnte er die Sache in den Senat einbringen und damit gleich auch den anderen Senatoren zeigen, dass er, mein Onkel, jetzt wieder da war! (Und der Decimus hatte als Stadtpräfekt sicher eh so viel um die Ohren, dass dem auch ein kleines Briefchen als Vorankündigung dieser Sache genügte..)



    Als mein Sohn leicht zu quengeln begann, warf ich der brünetten Sklavin einen eindeutigen Blick zu. Denn mein Onkel sollte seinen Großneffen natürlich mögen. Und das setzte voraus, dass sich die beiden Sklavinnen so um den Kleinen kümmerten, dass der keinen Rabatz machte und meinem Onkel damit auf den Nerv fiel. So stellte die Sklavin den Jungen also auf seine eigenen zwei kleinen Beinchen.. gerade als auch der Pfau meines Onkels aus einem Nebenzimer kam und das Atrium betrat....

  • Der Annaeer schien eine weitaus optimistischere Sicht auf die Situation des Iuliers zu haben als jener selbst. Dazu sprach er beständig von einem 'wir', teilte seine eigenen Erfahrungen mit Dives und bot ihm seine Unterstützung an. Zweifellos, davon ging der gewesene Quaestor aus, tat der Senator dies nicht nur aus reiner Freundschaft oder einem familiären Pflichtgefühl. Wahrscheinlicher war es, dass auch er im Gegenzug etwas wollte: Womöglich plante er in einem Jahr seine Kandidatur zum Consulat. Mitunter strebte er eine Gesetzesinitiative oder ähnliches im Senat an und wollte dort auf eine weitere Stimme bauen. Unter Umständen reichte die Weitsicht des Iuliers auch einfach noch nicht aus, zu sehen, worauf sein Gegenüber hier eventuell abzielte. Fest indes stand, dass die Gelegenheit, die sich Dives hier bot, ohne Zweifel eine überaus gute war, die er nicht einfach so verstreichen lassen durfte.
    "Dies ist tatsächlich eine überaus interessante Idee, der gewiss ich auch keineswegs abgeneigt gegenüberstehe. Einst dachte ich sogar in ähnlicher Weise und versuchte meine Chancen in der stadtrömischen Politik zu steigern, indem ich dem Magister Septemvirorum schrieb.", begann Dives zu erzählen. "Ich berief mich auf meinen Cousin, den Senator Iulius Centho, der als Augur ebenfalls in einem der stadtrömischen Collegia engagiert ist. Ich berief mich auf meine Tätigkeit als zweimal gewesener Duumvir von Ostia" Ein solches Verwaltungsamt war wohl nicht die schlechteste Basis dafür, als Septemvir dem Collegium Pontificum unterstützend zur Seite zu stehen. "und auf ein inzwischen leider eingestelltes Bauprojekt eines Tempels zu Ehren des Iuppiter Serapis. Und nicht zuletzt berief ich mich auch auf eine schriftliche Empfehlung meines Patrons, des Consulars Vinicius Hungaricus.", führte er in sachlichem Tonfall aus und zuckte hernach kurz mit den Schultern. "All dies jedoch vermochte den Magister Septemvirorum dereinst dennoch nicht dazu zu bewegen, auf mein Beitrittsgesuch auch nur in irgendeiner Weise zu reagieren." Mit bedeutungsschwerer Miene legte Dives seinen Kopf leicht schräg. "Nachdem ich vor einiger Zeit mithilfe zweier guter Freunde und dennoch nur unter größter Anstrengung meiner Adoptivtochter Torquata gegen die infamsten Gerüchte einen Platz bei den Vestalinnen zu sichern vermochte, bin ich - ganz unter uns gesprochen - mittlerweile fast überzeugt, dass es mindestens in Teilen der stadtrömischen Collegia eine allgemeine Ablehnung gegen die Iulier gibt, basierend vermutlich auf unserer vermeintlichen Nähe zu Vescularius Usurpator." Kurz schaute Dives zu Boden, bevor er den Senator erneut anblickte. "Ich denke, das solltest du wissen, wenn du mir deine Hilfe anbietest." Nicht dass der Annaeer seine eigenen kultischen Pläne womöglich gefährdete, indem er sich für die falsche Person an richtiger Stelle stark machte.


    Der jüngere Dives unterdessen war endlich auf seine eigenen wackeligen Beine gestellt worden. Zufrieden sah er sich kurz um, dann stützte er sich am Bein der brünetten Sklavin ab, um sich hernach auf seine Knie zu begeben. Denn auf allen vieren war er noch immer am schnellsten unterwegs und definitiv flinker, als wenn er nur auf seinen Beinchen stand und sich auch noch um sein Gleichgewicht kümmern musste. Und so machte er sich dann also auf und hielt schnurstracks auf den Gehstock des Hausherrn zu... Doch was war das? Ein lauter Ruf machte klar, dass der kleine Dives hier nicht der einzige war, der sich gerade auf dem Weg zum Annaeer und seinem schicken Stock befand. Zielsicher tapste auch ein schillernd blau-grüner Vogel auf dieses Ziel zu. Sofort änderte der Kleine seine Krabbelrichtung. Vor den Füßen der brünetten Sklavin hielt er an und inne und beobachtete das fremdartige Tier. Und so wie das Federkleid des Vogels schimmerte und glänzte, so begannen auch die Augen des Jungen kurz darauf zu glänzen. Langsam krabbelte er wieder los und versuchte sich in einem Bogen von hinten den hübschen Schwanzfedern des Tieres zu nähern. Wie die sich wohl anfühlten..?

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  • "Procurator a Memoria? Ich muss gestehen, dass ich den Posten immer für den Signifer der Adminstratio gehalten habe. Ein Amt auf das man Männer abschiebt, die sich nicht für Höheres eignen. Aber es kann natürlich einen Einstieg in die Kanzlei darstellen. Aber du weißt ja, dass Varus vor seinem Posten in der Kanzlei ebenfalls Procurator Annaonae war. Was nicht ist, kann also noch werden." sagte Modestus aufmuntern zu seiner Nichte. Eine Sache, die er dabei aufschnappte, war das Patronat Decimus Livianus. Eine interessante Wahl, wenn man die Vorgeschichte von Modestus mit Livianus bedachte. Modetus' guter Freund Flavius Furianus hatte Livianus eins bei den Wahlen um das Consulat ausgestochen und Modestus hatte den Decimer anschließend als Praetor wegen eines Amtsvergehens verurteilt. Das hatte der Decimer ihm übel genommen und zu Reibereien während Modestus' Statthalterschaft geführt, da der Decimer dort sein Untergebener war. Nicht das Modestus noch einen Groll gegen Decimus Livianus hegte. Vielleicht war es Zeit für ein Gespräch. "Richte doch deinem Patron von mir aus, dass ich ihm in den nächsten Tagen einen Besuch abstatten werde."


    Als er von den Bemühungen von Iulius Dives hörte, runzelte Modestus die Stirn. Warum sollten die Septemviri Dives ablehnen? Hatte Dives dem Magister keine Erwiderung für den Gefallen angeboten? Nein, vermutlich hatte der Magister nur ein besseres Angebot erhalten. Modestus hatte damals schließlich auch zwei andere Männer überboten, als er sich mit einem großzügigen Geschenk in das Collegium der Quindecemviri eingekauft hatte. "Nun das ist verwunderlich. Allerdings habe ich vor kurzem erst mit dem Pontifex pro Magistro gesprochen. Er hat mir berichtet, dass es in den stadtrömischen Collegien derzeit an tüchtigen Männern fehlt. Ich sehe keinen Grund, warum du es nicht noch einmal probieren solltest. Ich kenne vielleicht sogar noch einen der Septemviri. Publius Gabinius Cimber. Er war zur gleichen Zeit wie ich Vigintivir. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob er noch Septemvir ist, aber wenn du willst, können wir ihn bei Gelegenheit gemeinsam besuchen." Dann folgte die Sache mit dem Vescularier. Nun das konnte vielleicht ein Grund für die Probleme des Iuliers sein. Aber zum einen gab es nun einen neuen, neutralen Kaiser. Zum anderen würde die Führsprache von Modestus dieses Problem sicherlich lösen. "Mach dir keine Sorgen deswegen. Ich glaube, dass ich mir wegen der Vescularius-Gegner keine Sorgen machen muss."


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    Lucullus gurrte vergnügt, nachdem er von der Sandale abgelassen hatte. Er reckte sein Köpfchen in die Höhe und lauschte den Stimmen. Sein Herrchen kannte er. Aber die anderen beiden waren neu und aufregend. Auch ihre Düfte waren ... anders. Während er die beiden großen Trampler genauer in Augenschein nahm, vergaß der den kleinen Mann, der sich zielstrebig auf seine heißgeliebten Schwanzfedern zubewegte.

  • Ich konnte einen skeptischen Blick nicht unterdrücken, als Marcus meinem Onkel hier vorjammerte, wie sehr er doch diese Sache mit den Septemvirn versucht hätte und wie sich dann trotzdem die ganze Welt gegen ihn verschworen hatte. Tze. Ich hatte da eine ganz klare Meinung zu: Vom Jammern bekam niemand irgendein Amt. Man musste handeln, wenn man etwas wollte. Und wenn ein einziger Brief da eben nicht reichte, dann musste man eben mehr handeln und nicht jammernd klein beigeben! Ich verkniff mir aber einen offenen Kommentar dazu, um hier niemanden in Verlegenheit zu bringen.


    Stattdessen guckte ich genauso skeptisch, als mein Onkel jetzt den Posten des Procurator a memoria so negativ darstellte. "Also wenn du mich fragst, dann ist das Amt des Procurator a memoria nicht besser oder schlechter als die anderen Ämter der zweiten Stufe des ritterlichen Cursus Honorum." So ganz generell gesprochen. "Ich könnte natürlich auch anstreben, als nächstes Procuratrix a cognitionibus zu werden", gerade wo ich mich ja auch in der Vergangenheit nicht gescheut hatte, auch mal Klage zu erheben, "aber a memoria.. bevorzuge ich eben einfach." Um nicht zu sagen, dass ich auch nicht glaubte, dass mir irgendein Kaiser je den Posten des a cognitionibus anbieten würde. Denn ohne meinen Hausadvokaten war ich juristisch nämlich nur durchschnittlich bewandert. "Und es kann ja auch nicht jeder einfach eine ganze Stufe im ritterlichen Cursus Honorum überspringen, so wie Onkel Varus einst." Der hatte die zweite Stufe ja komplett ausgelassen.. damals unter der schwachen Führung des Kaisers Valerianus. Sowas war heute ja nicht mehr denkbar. "Leider." Ich hatte es ja selbst versucht, als die Lage für mich nicht besser hätte sein können.. erfolglos.


    Kurz schaute ich zu dem Haustier meines Onkels. So extravagant! Sowas musste ich mir auch irgendwann noch unbedingt mal zulegen. Aber keinen Vogel. Nein, lieber irgendeine große Katze oder so. (Merkte man, dass ich in Alexandria in Ägypten aufgewachsen war?) "Übrigens wollte ich dir beim Essen später auch noch davon erzählen, wie ich von einem Marinesoldaten und einer Vestalin gehört habe, wie unzufrieden sie mit der Lex Flavia de frumentationibus sind.", kündigte ich meinem Onkel dann einfach schonmal an. "Ich habe mir dazu auch schon ein paar Gedanken gemacht, wie die Soldaten und Vestalinnen vielleicht zufriedenzustellen wären." Ich lächelte berechnend. "Natürlich bräuchte ich noch einen Senator, der eine Gesetzesänderung im Senat dann auch zur Debatte stellt.. und der es versteht, meinen Namen dabei so einfließen zu lassen, dass man vielleicht auch in der Kanzlei davon hört.." Denn ganz klar: Ich wollte die Initiative einer Gesetzesänderug natürlich auch nutzen, um mich für einen späteren Posten an der Kanzlei zu empfehlen.
    "Meinem Patron werde ich natürlich gerne schreiben und deinen Besuch ankündigen. Aber so schwer beschäftigt wie er als Stadtpräfekt zur Zeit oft ist, kann ich dir trotzdem nicht versprechen, dass er sofort Zeit für dich hat.", ließ ich hier auch ein bisschen durchscheinen, dass ich lieber meinem zurückgekehrten Onkel die Sache mit der Gesetzesänderung in die Hand geben würde als meinem Patron.

  • Publius Gabinius Cimber, dieser Name sagte dem Iulier auf Anhieb erst einmal nicht viel. Doch warum sollte er sich nicht auf den Versuch einlassen, sich über die Bekanntschaft des Annaeers zu diesem Mann helfen und unter die Arme greifen zu lassen? Da musste Dives in der Folge also nicht lange überlegen, bevor er zusagte.
    "Das, Senator", fiel er sogleich unbeabsichtigt in eine förmlichere Anrede zurück, "ist ein Angebot, welches ich unmöglich ausschlagen kann. Es wäre mir daher eine Ehre, deinen einstigen Collega an deiner Seite zu besuchen und durch dich mit ihm über das Collegium Septemvirorum ins Gespräch zu kommen.", bekundete er. "Teile mir nur einen günstigen Termin mit. Ich werde stets bereit sein." Nach seinem Tätigkeitsbericht vor dem Senat hatte er ja eh wenig anderes zu tun, wenn man vom Besuch der einen oder anderen gesellschaftlichen Veranstaltung einmal absah.


    Der kleinere und jüngere Dives, während die Erwachsenen sprachen, nährte sich immer weiter dem bunten Gefieder. Kurz vor Erreichen seines Ziels dann hielt er inne. Auf seine rechte Hand gestützt erhob er die linke, um sie ganz vorsichtig und langsam immer näher und näher an die Federn zu führen. Ganz gebannt fokussierte er dabei die Stelle, welche er zu berühren beabsichtigte. Wie ein großes Auge, so sah die Stelle aus. Aus dem Mund des Jungen lugte indes seine Zunge hervor, so konzentriert war er bei der Sache. Und dann endlich war der Augenblick der Wahrheit gekommen und er berührte die Feder mit der flachen linken Hand...

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  • "Nun dann bleubt es wohl bei der Procuratrix a memoria." sagte Modestus schmunzelnd. Jeder hatte eben so seine Vorlieben. Und warum sollten die einen besser als die anderen sein? Und die Kanzlei war schließlich die Kanzlei. Kontakt zum Kaiser war immer hilfreich. "De frumentationibus? Nun eine Gesetzesänderung kann natürlich für Aufmerksamkeit sorgen ... hast du den schon etwas vorformuliert oder handelt es sich mehr um Ideen?"


    "Ich werde mich in den nächsten Tagen erkundigen und dir dann eine Nachricht zu kommen lassen." entgegnete Modestus und überlegte wie wohl die Sache mit dem Grundbesitz zu lösen war. Modestus könnte dem Iulier eines verkaufen. Aber nachdem er momentan keine bezahlten Ämter mehr inne hatte, war er auf das Einkommen angewiesen. Hatte er nicht vor kurzem gehört, dass die Städte wieder bereit waren Land zu verkaufen? Soweit er wusste hatte Dives lange in Ostia tätig gewesen. Vielleicht war er noch gut genug gelitten in der Stadt, als das der Stadtrat ihm etwas verkaufen würde. Ein Vorschlag, den er ihm später unterbreiten sollte.


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    Lucullus wurde langsam aber sicher von den fremden Düften eingelullt und überlegte schon zu Füßen seines Herrchens ein kleines Schläfchen zu machen. Als jemand dann aber seine prächtigen Schwanzfedern antaschte schrack er auf! Die waren doch nur für die hübschen Pfauinnen! Panisch trappelte er zurück und schleifte seine Federn hinter sich her. Wütend keifte er den dreisten Betatscher an "SAHOUH!" Gleich würde er merken, dass er sich mit dem falschen Angelegt hatte! Er breitete seine Federn zu einem, großen schimmernden Fächer aus.Dass er damit sein Herrchen streifte war ihm in dem Moment egal. Er würde Lucullus danken, wenn er den bösen Betatscher vertrieben hatte. "SAHOUH!" rief er noch einmal angriffslustig in der Hoffnung, dass der Feind beeindruckt davonlaufen würde. Um wirklich zu kämpfen, war er viel zu träge. Diese vermaledeiten Schlangenschnipsel. Sie waren einfach zu lecker um ihnen zu widerstehen.

  • Mein Onkel schien nicht abgeneigt, mir hier zu helfen. "Um ehrlich zu sein, habe ich mir um einen genauen Wortlaut noch keine Gedanken gemacht. Aber die beiden Aspekte, die an mich herangetragen wurden, sollten sich eigentlich einfach regeln lassen, indem man einfach an einer Stelle der Lex einen kleinen Satz hinzufügt.", erklärte ich ihm ehrlich. Denn ich wollte ja nicht die ganze Lex über den Haufen werfen und auf den Kopf stellen. Ich wollte auf Vorschlag eines Marinesoldaten und einer Vestalin nur die Soldaten und die Vestalinnen ausnehmen davon, ein Recht auf den Erhalt einer Getreidemarke zu haben. Und bisher regelte der Paragraph 3 Absatz 2, wer vom Recht auf eine Getreidemarke ausgenommen war. Das hatte ich mir eingeprägt. Dieser Absatz musste jetzt also eigentlich nur auf die Mitglieder des Exercitus Romanus und die Vestalinnen ausgeweitet werden. Und das wäre dann auch schon die ganze Änderung, die ich anstreben wollte.


    Der plötzliche, laute Pfauenschrei riss mich aus dem Gespräch. Erschrocken suchten meine Augen sofort den rufenden Pfau. Der sah aber von meinem Standpunkt aus jetzt nicht sehr agil und bedrohlich aus. (Ich fand ihn eher ein bisschen fett. Der gäbe bestimmt ein gutes Festtagsessen ab!) Das Tier war also keine echte Gefahr. Dann sah ich zu meinem Sohn. Und ich hoffte, dass der Kleine jetzt nicht anfing zu weinen.. wie ein kleines Mädchen.

  • Modestus wurde von den Rufen seines Haustiers unterbrochen, bevor er seiner Nichte antworten konnte. Leicht belustigt sah er zu Lucullus, der gerade sein Federkleid ausgebreitet hatte. Er beugte sich zu ihm hinunter und stich ihm über das Köpfchen, was den Vogel bisher immer beruhigt hatte. Lucullus klappte seinen Schweif wieder ein und begann wohlig zu gurren. Mit einer Handbewegung veranlasste Modestus einen Sklaven den Vogel dann erst einmal in seine Kammer zu bringen.


    "Ich bitte diese kleine Unterbrechung zu vergeben. Lucullus ist besonders stolz auf seine Federn und gerät außer sich, wenn Fremde seine Federn anfassen. Aber lasst uns doch schon einmal zu dem Oecus gehen. Ich könnte einen Schluck Wein vertragen." sagte Modestus und ging voraus um seine Gäste in den großen Speisesaal zu führen.

  • Die Erwartungen von Rufus wurden gelinde gesagt bei weitem übertroffen. Staunend sah er sich um. Sein Vater hatte nicht übertrieben. Er stellte fest, nichts für des Vaters Sohn. Der Wald mit seinem Bach, die Felder der kleine Hain, all das fehlte hier. Später wenn er älter war, dann könnte man das in Betracht ziehen. Jetzt hatte er kein Verlangen danach. Den Brief in der Hand, dreht er sich um die eigene Achse, sah nach unten auf das Mosaik. Seine Umgebung hatte er ausgeblendet.

  • "... deshalb baue ich auf deine Stimme bei der anstehenden Wahl, Senator Licinius. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag. Vale." verabschiedete Modestus gerade zusammen mit seiner Frau einen jungen Senatoren. Der Licinier war zwar nur einer der Pedarii, aber bei der Wahl zum Praetor zählte jeder Stimme.


    Nachdem der Licinier gegangen war, wies ihn der alte Ianitor auf einen anderen Besucher hin. Offenbar ein Verwandter. Sextus Annaeus Rufus. Ein Enkel seiner seiner älteren Schwester. Wie alter langsam wurde... "Sextus Annaeus Rufus, es freut mich dich zu sehen. Es muss schon einige Jahre her sein. Du warst noch ein kleiner Jungen als ich dich das letzte Mal gesehen habe. Wie geht es deinen Eltern?" spulte er das übliche Programm für junge Verwandte ab, an die er sich eigentlich nicht erinnern konnte. "Wie du siehst sind gerade Wahlen und ich kandidiere für das Amt des Praetor. Also lass uns doch gleich zur Sache kommen. Was kann ich für dich tun?" fuhr Modestus fort. Natürlich trug er die weiße Toga Candida. Diese zeigte jedem, dass er Kandidat für eine Mgistratur war. Dabei legter er einen Arm um die Schulter seines jungen Verwandten und führte ihn zu einem Beistelltisch mit Getränken. "Wein?" fragte er und bedeutete einer Sklavin ihm einzuschenken.

  • Leichte Irritation bei Sextus. Aus dem Dreh heraus wurde er ihm etwas duselig. Ups, da war ja wer. Oh, oh jetzt nur nicht abdriften. Glück gehabt, Onkel fing ihn unbewusst mit seinem Arm ab und verhinderte das schlimmste. Erleichtert atmete Rufus durch. Gut..Nichts..Ja, jagte es als Kurzfassung zu den drei Fragen seines Großonkels durch den Kopf. Das Drehen im Kopf ließ langsam nach. Die Säulen blieben an ihren Plätzen und die Mosaiksteine ordneten sich wieder. er ließ sich willig bis zu dem kleinen Beistelltisch führen. „ Vater und Mutter geht’s gut. Ich soll dir ihre Grüße überbringen und alles Gute wünschen. Wein, ja bitte, dafür habe ich noch Zeit. Ich muss nämlich gleich wieder los.“ Rufus war hibbelig, nur einen Schluck gedachte er zu trinken. Unhöflich wollte er auf keinen Fall sein. Der leicht lädierte Brief in seiner Hand hinderte ihn jedoch daran den Wein entgegen zu nehmen. Prompt drückte er ihn seinem Onkel in die Hand. „ Ah, ja hier ist der Brief mit den Grüßen von meinem Vater. Ich kann ihm ja was ausrichten, bei der Knappheit deiner Zeit. Du musst keinen Brief extra aufsetzen.“ Rufus griff nun, da er den Brief los war zu und nippte an seinem Wein. Guter Wein, besser als der saure, den sie immer zum Essen hatten. Vater mochte das saure Zeugs. Der hier war um einige Ellen besser. Na lies schon Onkel, später wäre besser. Das würde Rufus Zeit sparen. Heute Abend wieder in seinem flauschigen Bett und die olle Tante bekam Krebse unters Kopfkissen. Mit dem Szenario vor seinem inneren Auge stand Rufus ganz abwesend da und lächelte.





    Salve Kaeso Annaeus Modestus,


    ich hoffe dir geht es besser. Lange habe ich nichts mehr von dir gehört. Hier auf dem Lande steht die Zeit still. Wir leben gut von unseren Einkünften aus der Villa Rustica, alle sind gesund und können sich nicht beklagen, wäre da nicht ein kleines Problem.Bitte verzeih mir Onkel es geht um einen besonderen Fall, um deinen Großneffen Sextus Annaeus Rufus, meinen Sohn. Er sollte jetzt vor dir stehen. Wenn nicht, hat er sich wieder erfolgreich gedrückt und eine Schlupfloch gefunden, nach Hause zurück zu kommen.Der junge Mann ist nicht dumm, hat eine gute Ausbildung genossen, ist gut zu Fuß unterwegs, hat Geschick. Wäre nicht der schlechte Einfluss seiner Freunde und meine nachgiebige Hand. Ein kleiner Tyrann ist er, niemand ist vor seinen Flausen sicher. Langsam beginnen uns Freunde und Bekannte zu meiden. Sage ihm nicht, dass seine Mutter mich als kaltherzigen Menschen beschimpft hat, der ihren geliebten kleinen Jungen in die grausige Welt gejagt hat. Sie sieht nicht, dass er zum Mann herangewachsen ist und endlich seinen Platz unter den gestandenen Römern einnehmen muss.Folgendes Biete ich dir an, ich verkaufe ihn dir für 10 Sesterzen. Damit hast du volle Gewalt über ihn. Verrechne es mit der nächsten Weinlieferung.Das letzte Mittel, auf was ich in all meiner Not zurückgreifen muss. Sonst steht er in zwei Tagen wieder hier vor der Tür und die Tyrannei beginnt von neuem.


    Kaufvertrag


    Ich, Marcus Annaeus Philogenes, verkaufe Sextus Annaeus Rufus, meinen Sohn, für 10 Sesterzen an Kaeso Annaeus Modestus.


    ANTE DIEM XVIII KAL SEP DCCCLXV A.U.C. (15.8.2015/112 n.Chr.)


    M. Annaeus Philogenes



    Bitte nimm ihn, wir wissen nicht mehr weiter. Unsere ganze Existenz steht auf dem Spiel.


  • Modestus brach das Siegel und begann den Brief zu lesen. Zunächst legte sich seine Stirn in Falten. Dann verfinsterte sich ein Blick. Ungestüm packte er einen Becher und trank einen großen Schluck von dem verdünnten Weißwein. Dann lass er den Brief erneut. Nun Modestus hatte immer gewusst, dass sein Neffe nicht den Schneid hatte, um im öffentlichen Leben in Erscheinung zu treten. Aber das? Ein Wink seiner Hand brachte seinem Scriba Personalis her, der sowieso in der Nähe gewartet hatte.


    "Setze einen Brief nach Mantua auf. An meinen Neffen Marcus Annaeus Philogenes. Ich nehme sein Angebot an und werde mich um alles weitere kümmern. Versichere ihm und seiner Frau, dass ich mich bestens um den Jungen kümmern werde. Veranlasse außerdem, dass mein dortiger Verwalter ihm 10 Sesterzen auszahlt."


    Dann trank Modestus in einem großen Schluck seinen Becher Wein leer und stellte ihn wieder auf dem Tisch ab. "Du stehst ab sofort unter meiner Patria Potestas. Ich gehe davon aus, dass du weißt was das bedeutet." Vom heutigen Tage an hatte er volle Verfügungsgewalt über Sextus Annaeus Rufus. In letzter Konsequenz konnte er dem Jungen das Leben nehmen und niemand würde ihn dafür belangen können. Selbst wenn er nicht sowieso bald die Immunität genießen würde, die eine Praetur verlieh. "Was ich in diesem Brief über dein Betragen lesen musste, ist gelinde gesagt entsetzend. Wir werden uns darüber unterhalten. Allerdings nicht heute. In wenigen Tagen sind die Wahlen und bis dahin habe ich keine Zeit dafür. Bis ich dich zu mir rufen lasse, wirst du dieses Haus nicht verlassen, es sei den meine Frau gestattet es dir und ein Mitglied meines Haushalts begleitet dich. Solltest du mir davonlaufen, werde ich dich wie einen entlaufenen Sklaven von den Vigiles einfangen und in den Carcer Tullianus werfen lassen. Hast du mich verstanden?" fragte Modestus kühl, aber nicht unfreundlich. Der Gedanke, dass dieser kleine Dämon womöglich auch seine geliebte Schwester geplagt hatte, lies ihm keine Ruhe. Es war gut das Gespräch einige Tage nach hinten zu schieben. Dann konnte erst wieder einen klaren Kopf bekommen und sich überlegen, wie in dieser Situation zu verfahren war.

  • Neben einer frisch gekalkten Wand wäre Rufus nicht aufgefallen. Seine Gesichtsfarbe wechselte schlagartig. Der Wein schmeckte nicht mehr. Das Haus verlor an Glanz. Sein Plan ging gewaltig den Bach hinunter und ihm entglitt die Kontrolle. Nichts hatte er mehr in der Hand. Sein Großonkel war zu einer erschreckenden Macht geworden. Langsam sickerte durch, was ihm da kühl entgegenwehte. Eine mächtig kühle Brise. Rufus blieb nur mühsames Hinunterschlucken und Unterdrücken von Ausreden und Beschönigungen seiner Taten. Onkel Modestus würde ihn wahrscheinlich rethorisch an die Wand reden. Er war richtig in Fahrt und bei seinem geplanten Vorhaben sicher bestens vorbereitet. Er begriff, dass die ungezügelte Zeit ein jähes Ende genommen hatte. Sein leiblicher Vater gab ihn in fremde Hände, verkauft! Ja, an einen Großonkel den er nicht kannte und der jetzt über ihn bestimmte. Und wie er das tat. Hausarrest! Ausgerechnet Weglaufen, der letzten Option von Rufus trat Onkel Modestus massiv entgegen. Trotzig, fürs erste eingeschüchtert, starrte Rufus auf den mosaikgeschmückten Fußboden und zog eine Schippe. Seine rechte Fußspitze stocherte auf dem Boden herum. „Ja, Onkel.“ nuschelte er. Ein kleiner Funke der Auflehnung glomm auf. „ Ich habe keinen Platz zum schlafen und Hunger hab ich auch.“ nörgelte Rufus leise.

  • Eldrid hatte das Schauspiel still beobachtet, als ihr Mann seinen Neffen nun so anfuhr schaute sie etwas verwundert, doch die Erklärung folgte fast schon auf dem Fuße. So so einer der sich vor Verantwortung drückte und seinen Vater dazu brachte ihn zu verkaufen? Eldrid hob eine Braue und sah den jungen Mann fast schon tadelnd an.
    Ja sie hatte ein Herz für Kinder, aber keines für verzogene Jungspunde die sich vor der Verantwortung drückten. NEIN dafür hatte sie kein Verständnis. Sie würde also die nächsten Tage für ihn verantwortlich sein. Nun gut dann sollte es so sein. Sie erhob sich und ging auf Rufus zu.
    „Annaeus Rufus ich bin Duccia Sorana, die Frau deines Großonkels. Du hast deinen Onkel gehört. Ich hoffe, dass du vernünftig genug bist seine Worte ernst zu nehmen.“ Eldrid sah den vor ihr Stehenden ernst an. „Ich möchte das mein Mann sich auf seinen Wahlkampf konzentrieren kann und werde keine Schererei dulden!“ Stellte sie klar. „Wenn du dich also an die Regeln des Hauses hälst (was natürlich ieß an IHRE!!! Regeln). Dann werden wir gut miteinander auskommen. Wenn nicht...“ Sie sprach nicht weiter aber ihr Blick sprach Bände, sie die schon in frühester Jugend die Verantwortung für ihre Geschwister übernommen hatte, wäre sicher auch in der Lage so einem jungen Mann die Flausen auszutreiben. „Setze dich bitte!“ Eldrid gab Anweisung Essen für den nun wohl länger hierbleibenden Gast zu bringen und ein Zimmer für ihn vorzubereiten.
    Sie selber nahm auch wieder Platz. „So dann erzähle mal, was deinen Vater zu so einem Schritt bewogen hat!“ Ja sie wollte hören, mit was für einem Früchtchen sie es zu tun hatte.

  • Sein aus Klienten, Freunden und Verbündeten bestehendes Gefolge hatte Modestus an der Porta abgestreift, wie einen schweren Mantel. Mit einigen Worten des Danks und dem Hinweis, dass in einer nicht all zu weit entfernten Taberna Wein auf Kosten des zukünftigen Praetors ausgeschenkt werden würde, entließ er sie in die Nacht. Dann betrat er nur noch mit seinen engsten Gehilfen das Atrium. Während Connacht ihm die geweißte Toga Candida abnahm, machte sich sein persönlicher Sekretär auf der Herrin des Hauses die Rückkehr ihres Gatten anzumelden. Was dieser auch sogleich durch einen lauten Ruf unnötig machte.


    "Holt die Sella Curulis aus dem Keller und beginnt sie herzurichten. Im nächsten Jahr ist dies das Haus des Praetor!"


    Nun im privaten lies er die Maske der stoischen Gelassenheit und der Gravitas fallen. Überschwänglich schüttete er einen Becher kaum verdünnten Wein in sich hinein. Eine schwere Last war von seinen Schultern genommen. Und dabei ging es nicht nur um die Toga. Die Unsicherheit der Wahl war nun vorbei. Auch wenn er sich gute Chancen ausgerechnet hatte, so konnte man nie wissen. Sieg oder Niederlage lagen stets nah beieinander. Doch nun war alles klar. Sehr klar. Der Senat hatte ihn mit großer Mehrheit zum Praetor gewählt. Die Bestätigung als prestigeträchter Praetor Urbanus dürfte nur eine Formalie sein. Erfolg auf ganzer Linie. In seiner weißen Tunika mit dem breiten Purpurstreifen, hielt er nach seiner Familie ausschau.

  • Eldrid stand gerade in der Küche um der Köchin zu zeigen, wie man einen in ihrer Heimat sehr beliebten Kuchen buk. Ja sie hatte sich irgendwie ablenken müssen, die Spannung der Wahl war einfach unerträglich, dann konnte sie einfach nicht still sitzen.
    Der Sekretär ihres Mannes erreicht gerade die Culina, doch bevor er irgendein Wort sagen konnte, schallte ein lauter Ruf durchs Haus. Eldrid eilte ins Atrium zu ihrem Mann.
    Schnell klopfte sie sich noch das Mehl aus dem Kleid und eilte auf Modestus um ihn zu umarmen. „Ich beglückwünsche dich Praetor Annaeus Modestus.“ Sie strahlte ihn an. Nein sie hatte keinen Moment an seiner Wahl gezweifelt, dennoch war sie froh, dass nun die Spannung abfiel, auch wenn sie wusste, dass nun wohl einen Menge Arbeit auf ihn zukommen würde.

  • "Die Vereidigung ist erst in einigen Tagen, aber dann werde ich Praetor sein." sagte Modestus und erwiderte die Umarmung seiner Frau. Als ihm die Reste des Mehls in ihre Kleidung auffielen, sah er reflexartig auf seine Schulter, doch die Toga trug er garnicht mehr. Lachend packte er Sorana und wirbelte sie lachend einmal im Kreis um sie dann wieder vor ihm abzustellen. "Da lege ich extra meine Toga Candida ab um dich nicht mit weißem Staub zu besudeln, und du treibst dich in Küche herum und wälzt dich in Mehl. Was habe ich nur für eine Frau geheiratet." sagte er gut gelaunt und brachte nicht einmal das Mindesmaß an Ernst auf, dass dieser Scherz erforderte. Erst dann bemerkte er, was er gerade getan hatte und kam einen Moment ins Zögern. Er hatte seinen Stock an der Tür zurückgelassen. Natürlich war Sorana ein gutes Stück kleiner und auch schlanker als er. Aber sie trotzdem einfach so hochzuheben? Offenbar zahlten sich die die Übungen zur körperlichen Ertüchtigung langsam aus. Er war nun kräftiger und konnte das verletzte Bein nun mehr und mehr durch das andere entlasten. Diese Veränderung zeigte sich mittlerweile an seiner ganzen Statur. Vielleicht konnte er irgendwann ganz auf den Stock verzichten. Hoffte er zumindest. "Wir sollten wie besprochen eine Cena für die Familie veranstalten. Von deinen Verwandten ist nur noch Duccius Calistus in Rom verblieben, oder irre ich mich?"

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