• Milo schien von alle dem noch nichts gehört zu haben.
    "Keine Sorge Faustus, innerhalb der Familie werden solch Dinge auch besprochen."
    Auf Milo's Rückzugswünsche wedelte Varus nur mit der Hand und nickte.
    "Na sicher doch. Die Reise war anstrengend genug. Ruhe dich erst einmal aus. Sollte es an irgendetwas fehlen oder du benötigst noch etwas, lasse es die Bediensteten wissen."

  • Milo war froh, auf die Familie zählen zu können. Das erleichterte ihm ungemein die erste Zeit hier in Rom.
    Er nickte zufrieden über die letzte Bemerkung von Varus, als dieser auch schon einen Sklaven herbeirief.
    "Für morgen früh wären eine neue Tunika und eine neue Toga nicht schlecht. Meine ist staubig von der Reise und müsste gesäubert werden."
    Milo wartete nur noch darauf, dass ein Sklave ihm den Weg zum Gästezimmer wies.


  • Neue Kleidung für Milo dürfte nicht das Problem sein.
    "Ich werde mich darum kümmern Faustus. Theogenes wird dich in das Gästezimmer führen und je nachdem wie du möchtest kannst du auch das Bad nutzen."
    Vielleicht möchte aber Milo auch einfach nur ruhen.

  • Normalerweise machte er sich nicht die Mühe für das Prandium die Toga anzulegen. Doch dies war nicht irgendein Mittagessen. Modestus erwartete Manius Flavius Gracchus, den Pontifex pro Magistro. Der Mann war einer der bedeutendsten Patrizier Roms und verfügte über großen Einfluss im Cultus Deorum. Immerhin war der Kaiser gerade erst zum Pontifex Maximus geweiht worden und würde sich in vielen Dingen auf seinen Stellvertreter verlassen. Daher galt es ihm einen gewissen Respekt zu erweisen.


    Während er auf seinen Stock gestützt am Eingang des Tricliniums auf seinen Gast wartete, überlegte Modestus, wann er den Flavier das letzte Mal gesehen hatte. Er brauchte nur einen Moment aber dann erinnerte er sich an jenen exklusiven Zirkel von Verschwörern in der Villa Tiberia. Der Flavier war auch auf die Proskriptionslisten gesetzt worden, aber im Gegensatz zu Modestus hatte er über keine Armee verfügt und war geflohen. Sicherlich keine Zeit an die Flavius Gracchus gerne zurückdachte. Aber das war bei Modestus nicht anders.


    "Salve, Manius Flavius Gracchus. Es freut mich, dass du gekommen bist. Nachdem ich dich mit meinen Fragen malträtieren muss, dachte ich es wäre das mindeste dich zum Mittagessen einzuladen." begrüßte Modestus seinen Gast. Zum Glück war heute ein guter Tag und das Stehen viel ihm nicht schwer. Trotzdem stützte er sich wie immer auf den prächtig verzierten Gehstock in seiner linken Hand. Abgesehen von diesem Detail konnte man ihm die Torturen seiner Verwundung nicht mehr ansehen. Das hatte er sich zumindest sagen lassen.

  • "Salve, Senator Annaeus!"
    retournierte Gracchus die Begrüßung.
    "Ich danke dir sehr für deine Einladung, wiewohl dies nicht vonnöten wäre gewesen, um kultische Auskünfte jedweder Art zu erhalten. Um so mehr hoffe ich, dir die entspre'henden Antworten auf deine Fragen entbieten zu können."
    Obgleich dies zweifelsohne Teil des formalen Austausches gegenseitiger Höflichkeiten war, so entsprach dies durchaus den Tatsachen. Letztendlich bedingte das Amt des pro magistro für alle Arten kultischer Belange verfügbar zu sein und nicht jeder Fragesteller verband dies mit der Einladung zu einem Mahl. Indes mochte es durchaus dazu gereichen, etwaige Entscheidungen und Prozesse zu begünstigen oder beschleunigen.
    "Und sofern mir dies am heutigen Tage nicht sollte gelingen, werde ich mich be..mühen, sie zumindest zu einem späteren Zeitpunkt nachzureichen."
    Zwar waren die meisten Gegebenheiten des Kultes seit Generationen bereits vorgegeben, doch insbesondere in Hinblick auf die aktuelle politische Ausrichtung hatte der neue Pontifex Maximus noch keine Tendenz vorgegeben.

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  • "Machen wir uns es doch erst einmal bequem." Modestus den Flavier ein sich auf einer der beiden vorbereiten Liegen niederzulassen. Mit einer Geste hin zu den Liegen unterstrich er dies noch einmal. Neben den beiden Möbelstücken warteten Sklaven mit einer Schale Wasser und Handtüchern darauf sich um den Gast zu kümmern, wie es Sitte war. Modestus lies Flavius Gracchus den Vortritt und lies sich dann auf der anderen Sänfte nieder. Dabei half ihm sein Leibsklave Connacht. Den Gehstock seines Herren legte er zur Seite und machte sich dann daran ihm einen Becher verdünnten Wein einzuschenken.


    Auf einem Tablett standen drei silber glänzende Kannen bereit, die Wein, Wasser und Mulsum enthielten, sodass sich der Gast ein Getränk seiner Wahl aussuchen konnte. "Trinken wir auf den Pax Deorum. Möge der Frieden zwischen den Göttern und den Menschen ungestört bleiben." setzte Modestus zu einem Trinkspruch an. Er schwang den Becher einen wenig, sodass etwas Wein als Trankopfer aus dem Becher auf den Boden schwappte. Dann wartete er einen Moment auf seinen Gast, um gleichzeitig mit ihm zu trinken. Nach einem Schluck von dem Wein, ein recht guter Weißwein aus Apulia, wandte er sich wieder an den Flavier. "Ich hoffe deine Familie und du haben die letzten Jahre gut überstanden. Es war sicherlich eine turbulente Zeit." sagte Modestus ohne genauer darauf einzugehen.


    Währenddessen die Sklaven begannen das Essen anzurichten. Auf Beistelltischen wurden für Flavius Gracchus und Modestus verschiedene Platten angerichtet. Da es Mittagszeit war, würde es nur einen Gang geben. Doch anstatt aufgewärmter Reste gab frische Speisen aus der Küche. Für den Hausherr und den Gast waren jeweils ein Fisch und ein Hähnchen zubereitet worden. Hinzu kamen Platten mit frischem Brot, verschiedenen Käsesorten und Oliven. Als alles angerichtet war, begannen sich die Sklaven langsam zurückzuziehen. Modestus würde von seinem Leibsklaven Connacht bedient werden. Für den Fall dass der Mann des Flaviers ihn nicht bediente verharrte noch ein Sklave der Annaeer im Raum. Nach den religiösen Angelegenheiten, wollte Modestus noch etwas anderes ansprechen, was nicht jeder Sklave im Haus sofort erfahren musste. Diese Sache war das Schicksal von Manius Tiberius Durus.

  • Nachdem er sich auf der Kline hatte niedergelassen und einen verdünnten Wein ausgewählt, hob auch Gracchus seinen Becher an.
    "Auf den Frieden - zwischen Göttern und Menschen, wie auch zwischen den Menschen"
    , erlaubte er sich den Trinkspruch zu erweitern, brachte ebenfalls einige Tropfen den Göttern als Opfer dar und nahm selbst einen Schluck, ehedem er den Becher ein wenig nachdenklich zurück auf den Tisch stellte. Während die annaeischen Sklaven auftischten und Sciurus die Servietten seines Herrn bereit legte, konzipierte Gracchus seine Antwort auf die Frage nach den letzten Jahren, respektive der turbulenten Zeit, welche er in Anbetracht der Umstände nachgerade mit dem Bürgerkrieg assoziierte.
    "Nun, wir haben in dieser Zeit alle diverse Ver..luste tolerieren müssen."
    Dies inkludierte nicht nur die letztlich temporäre Einbuße seiner Bürgerrechte, Heimat und Ehre, sowie die daraus resultierenden Nachwirkungen, sondern weitaus mehr noch den Tod seiner Gemahlin, welcher zwar nicht unmittelbare Folge des Bürgerkrieges war gewesen, aus Gracchus' Sicht jedoch letztendlich unbezweifelt aus dem Schrecken all dieses Geschehens war resultiert. Der Gedanke daran versetzte ihm einen Stich aus Trauer, Gram und Schuldgefühlen, doch kannte er den Senator nicht gut genug, um diesen Verlust zu erwähnen.
    "Indes habe ich wohl kaum ein Anre'ht drauf, zu klagen."
    Erst nachdem die Worte ausgesprochen waren realisierte der Flavier, dass dies danach klang als hätte er die turbulente Zeit selbst evoziert - was zweifelsohne den Tatsachen entsprach, indes selbstredend derart nicht sollte ausgesprochen werden, so dass er hastig hinzufügte:
    "Denn letztendli'h war Roms Verlust weitaus schmerzlicher, wiewohl viele andere Familien weit mehr mussten ertragen als die meine. Auch die germanischen Provinzen waren in besonderem Maße betroffen, nicht wahr?"
    Modestus war zu jener Zeit Statthalter des oberen Germanias gewesen und hatte eine Legion in den Krieg geführt, doch nähere Details waren Gracchus nicht bekannt. In den Jahren nach Palmas Einzug in Rom hatte er diverse Male versucht, das Geschehen seit der Machtergreifung des Vesculariers zu rekonstruieren, doch sein Gewissen weigerte sich standhaft, sich näher mit den Einzelheiten dieses Bürgerkrieges zu befassen, ob dessen er diese beständig wieder vergaß, respektive verdrängte, und bei Bedarf stets nur in einem trüben Gedankensee nach Bruchstücken zu fischen vermochte.

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  • "Wie wahr. Der Bürgerkrieg hat überall seine Spuren hinterlassen. Ich hoffe, dass mit dem Antritt des neuen Kaisers eine Zeit des Friedens anbricht, damit die Wunden heilen können." sagte Modestus nachdem er bemerkte, dass dieses Thema für seinen Gast eher unangenehm zu sein schien. Er selbst wusste nur zu gut, wie Erinnerungen und Versäumnisse einen auch noch nach vielen Wochen quälen konnten. Offenbar war er nicht der einzige der versehrt aus diesem Krieg hervorgegangen war. Daher entschloss er nicht weiter in alten Wunden zu stochern und das Thema zu wechseln. "Ich habe übrigens gerade eine Einladung zur Hochzeit deiner Cousine Flavia Domitilla erhalten. Es hat mich sehr gefreut, trotz meiner langen Abwesenheit mit einer Einladung bedacht worden zu sein."


    Als das Essen angerichtet war, wartete Modestus, bis sein Gast sich bedient hatte. Erst danach lies er sich von seinem Leibsklaven verschiedene Happen auf einen Teller reichen. "Da ich dich heute Mittag nicht all zu lange aufhalten möchte, will ich auch gleich auf den Grund meiner Einladung zu sprechen kommen, wenn du erlaubst." Modestus macht eine kurze Pause und verspeiste etwas von dem Brot und den Oliven, bevor er fortfuhr. "Traditionell werden die Sitze in den Collegia auf Lebenszeit vergeben. Im Zuge meiner Statthalterschaft und späteren Proskription wurde meine Mitgliedschaft im Collegium der Quindecemviri mehr oder minder aufgelöst. Daher ist mir mein momentaner Status unklar. Habe ich noch Verpflichtungen gegenüber dem Collegium oder ist meine Mitgliedschaft tatsächlich erloschen? Dazu würde ich gerne deine Meinung einholen." fragte Modestus seinen Gast und trank noch einen Schluck verdünnten Wein aus seinem Becher. "Sofern ich frei von Verpflichtungen bin, würde ich mich eventuell gerne dem Collegium Augurum anschließen. Mein Großvater, der Augur Tiberius Annaeus Sophus, hat mir nach seinem Tod seine Unterlagen vermacht. Daher spiele ich mit dem Gedanken in seine Fußstapfen zu treten." Nach einigen Augenblicken fügte er noch etwas hinzu. "Das kommt zum Teil auch darauf an, welches Collegium momentan am ehesten Unterstützung benötigt."

  • In Hinblick auf den Antritt des neuen Kaisers nickte Gracchus beipflichtend - immerhin hatte er für Aquilius gestimmt und hoffte darob um so mehr, dass sich dies nicht im Nachhinein ebenso als Fehler würde zeigen wie seine Entscheidung für Cornelius zuvor. Die darauffolgenden Worte Annaeus' bezüglich Domitillas Hochzeit derangierten den Flavier einen Augenblick, da ihm nicht bekannt war, in welcher Verbindung seine Base zum Hause Modestus' stand, indes mochte die Einladung auch einer Verbindung Lepidus' geschuldet sein, ob dessen er auch hierzu nur ein freundliches Nicken mochte beisteuern, ganz so als wäre diese Einladung letztlich schlichtweg eine Selbstverständlichkeit, - nicht nur um ein etwaiges, seinem Nichtwissen geschuldetes Fettnäpfchen zu umschiffen, sondern ebenso da die Hochzeit an sich ob der Beteiligung seines Onkels Aetius ihm generell ebenfalls keine angenehme Causa war. Erfreulicherweise wechselte das Thema sodann auf ein - für Gracchus - weitaus einfacheres Terrain. Da Modestus in seiner Nachricht bereits entsprechendes hatte angekündigt, hatte der Flavier sich selbstredend mit der kultischen Karriere des Senators vertraut gemacht, wiewohl er die Frage nach dem Ausschluss aus eigener leidvoller Erfahrung konnte beantworten.
    "Nun, die Cooptatio auf Lebenszeit in den stadtrömischen Collegien wird bereits seit Divus Iulianus nicht mehr gar so strikt gefasst wie sie einst definiert wurde, ein Ausscheiden auf Wunsch ist durchaus möglich und letztendli'h auch für die Collegien sinnvoll, um Plätze neu besetzen zu können, etwa sofern ein Mitglied entscheidet sich fern von Rom zur Ruhe zu setzen. Eine Exklusion indes ist nur in schwerwiegenden Fällen möglich - einer Verurteilung etwa, auf einen Erlass des Pontifex Maximus hin oder eben durch die Pro..skription. Tatsächlich hätten durch die Abrogation der Proskription auch alle rechtlichen Auswirkungen dieser - darunter in deinem, wie auch in meinem eigenen Falle der Ausschluss aus einem kultischen Collegium - annulliert werden müssen, allerdings hat Cornelius Palma sich explizit gegen dies entschieden. Den genauen Beweg..grund für diese Entscheidung kann ich dir nicht nennen, doch durch die Notwendigkeit einer erneuten Cooptation meinerseits in das Collegium Pontificum hat Palma die vorigen Entlassungen im Grunde ratifiziert."
    Diese Angelegenheit war eine der ersten, in welchen Gracchus dem verstorbenen Augustus war gram gewesen. Das Collegium hatte ihn zuvor bereits einmal aufgrund längerer Absenz ausgeschlossen, was ihn ebenfalls hatte sekkiert, jedoch letztlich noch nachvollziehbar gewesen war, doch dass Palma nicht schlichtweg den Ausschluss mitsamt der Proskription hatte aufgehoben, sondern eine erneute Cooptation hatte vorgezogen - und damit die Exklusion hatte offiziell anerkannt -, hatte Gracchus überaus empört.
    "Es bestehen von deiner Seite aus somit keinerlei Verpfli'htungen mehr gegenüber den Quindecimviri."
    Dass Annaeus Modestus nicht wieder in das Collegium wollte aufgenommen werden, verhinderte zumindest, dass eben jenes oder nun Aquilius Severus sich noch einmal mit den Beweggründen des Ausschlusses würde befassen müssen.
    "Womit einer Aufnahme in das Collegium Augurum zumindest kultrechtlich nichts im Wege steht. Die Aufnahme selbst indes steht auf einem anderen Blatt, die Auguren sind bei der Auswahl ihrer Mitglieder stets ein wenig eigen, wenn auch nicht gar so res..triktiv wie die Haruspices. Dass dein Großvater bereits Augur war, könnte durchaus begünstigenden Einfluss darauf nehmen, das Collegium dazu zu bewegen, dich dem Senat zur Cooptatio vorzuschlagen. Eine weitere Mögli'hkeit wäre die Berufung durch den Kaiser selbst - gegen diese können nicht einmal die Auguren intervenieren, wiewohl dies losgelöst von der Restriktion der Anzahl besetzter Plätze ist. Wobei diese Begrenzung derzeit ohnehin keine Problematik darstellt, deplorablerweise gibt es noch immer in allen stadtrömischen Collegien Sitze, welche seit dem ves..cularischen Regime vakant geblieben sind."
    Nach all diesen Worten platzierte Gracchus eine Olive auf einem Stück Fisch und schob es sich in den Mund, um abzuwarten, ob es dem Senator nur um eben diese Informationen ging oder allfällig um mehr.

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  • Modestus war einen Moment verwundert, als der Flavier nicht weiter auf die Einladung einging. War sie nicht auf ihn zurückzuführen gewesen? Davon war Modestus zumindest ausgegangen, aber das spielte auch keine Rolle. Daher fuhr er im Hinblick auf den Cultus Deorum fort. "Nun, das ist eine sehr ... merkwürdige Entscheidung. Es waren schließlich vor allem die Männer, die sich für Cornelius Palma eingesetzt haben, welche von Vescularius Salinator zur Proskription ausgeschrieben wurden." Kommentierte Modestus die anscheinende Undankbarkeit des Corneliers. Er konnte verstehen, wenn der Flavier das dem verstorbenen Princeps übel nahm. Modestus war es oft genauso ergangen. Während er im Krankenlager allein gelassen worden war, stieg sein Schwager Flaminius Cilo in die höchsten Ämter des Reichs auf. Aber Modestus hatte sich damit abgefunden. Es brachte nichts verpassten Gelegenheiten hinterherzutrauern. "Ich finde diese Entscheidung bedauerlich. Aber zumindest weiß ich so woran ich bin."


    "Flavius Gracchus, ich möchte ehrlich mit dir sein. Momentan bin ich mir noch unsicher welchem Collegium ich mich anschließen möchte. Die Arbeit des Collegium Augurum ist sicherlich eine sehr ehrenvolle, die schon einmal meiner Familie anvertraut wurde. Aber welcher pietätvoller Römer würde nicht mit Freude dem Allgemeinwohl als Mitglied des Collegium Pontificum dienen wollen? Daher möchte ich dich auch dahingehend um deine Meinung und deinen Rat fragen. Wie ist es derzeit um das Collegium Pontificium bestellt?" Modestus und griff nach einem Stück Hühnerbrust und tauchte es in die bereitgestellten Gewürzsoßen. Modestus beobachtete sein Gegenüber gespannt. Die nächsten Momente würden sicherlich aufschlussreich werden. Würde sich Entsetzen aus dem Zügen seines Gegenübers ausbreiten? Oder gar Enthusiasmus? Natürlich konnte die Reaktion auf die Ambitionen eines Annaeus Modestus vollkommen anders ausfallen als auf die eines Purgitius Macers.

  • Mit einem Schluck des delektablen Weines spülte Gracchus den schlechten Beigeschmack Cornelius' Entscheidung hinfort, denn letztendlich hatten die Parzen längst für einen Ausgleich Sorge getragen. Seine Reaktion bezüglich der Ambitionen des Annaeus Modesus hingegen fiel überaus unspektakulär aus. Letztendlich war es nicht ungewöhnlich, dass ambitionierte Männer einen Pontifex nach ihren Aussichten auf einen Sitz in einem der stadtrömischen Collegien befragten, darunter durchaus weit inkompetentere Männer ohne jede kultische Vorprägung, welche einzig nach Prestige gierten, indes von kultischen Pflichten nichts wissen wollten. Senator Annaeus indes hatte bereits Erfahrung im Collegium der Quindecimviri gesammelt, so dass der Schritt in das Collegium Pontificum durchaus nicht als absurd anzusehen war.
    "Die Plätze im Collegium Pontificum konnten erfreuli'herweise in Cornelius' Amtszeit wieder zur Gänze gefüllt werden, so dass wir unseren Pflichten und Aufgaben mit voller Kraft konnten nachgehen. Ein Sitz jedoch ist derzeit dennoch vakant, denn kurz vor dem Ableben des Augustus wurde auch Pontifex Villius Plennianus in den Kreis seiner Ahnen aufgenommen. Noch ehedem wir uns mit diesem Verlust recht be..fassen konnten, wurde jegliche Routine durch Cornelius' Tod, respektive Testament durchbrochen. Selbstredend ist das Collegium in vielen Belangen auch ohne den Pontifex Maximus beschlussfähig, doch in Hinblick auf eine Cooptatio wird sein Einverständnis benötigt."
    Oftmals war dieses Einverständnis nur durch den pro magistro gegeben, jedoch stets in Abstimmung mit dem Pontifex Maximus.
    "Dieser Sitz ist noch immer vakant, theoretisch bestünde also durchaus eine Mögli'hkeit für dich, dem Collegium Pontificum beizutreten. Ich weiß von ein, zwei Namen, welche bereits dafür genannt wurden, jedoch ist niemand darunter, der schon jetzt eine eindeutige Mehrheit im Collegium hält. Darüberhinaus wird natürlich auch die Stimme des neuen Augustus großes Gewi'ht haben, allfällig wird er dafür Sorge tragen wollen, einen engen Vertrauten unter den Pontifices zu wissen, oder zumindest den Sitz mit einem Manne zu besetzen, von welchem er persönlich überzeugt ist."
    Zwar hatte der Aquilier sich bereits für Gracchus als pro magistro entschieden, dies mochte jedoch nur der Reibungslosigkeit seines Amtsantrittes geschuldet sein und ihn nicht davon abhalten, persönliche Favoriten im Collegium zu platzieren.
    "Letztendli'h liegt es somit an dir, wofür du dich entscheiden und an welchen Stellen du Einfluss nehmen möchtest. Für beide Positionen wirst du zweifelsohne ein wenig Überzeugungsarbeit leisten müssen, in beiden Fällen sehe ich jedoch kein Hindernis, welches deine Erfolgsaus..sichten gänzlich unterbinden würde."
    Ein feines Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen.
    "Was ist es also, das dich antreibt, Annaeus Modestus? Die Aufgaben und Pfli'hten der beiden Collegien sind immerhin grundverschieden."

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  • Modestus trank einen Schluck Wein um sein zufriedenes Lächeln zu verbergen. Tatsächlich gab es einen offenen Sitz bei den Pontifices und keine Kandidaten die sich besonders hervortaten. Für seinen Patron wäre also wirklich die Möglichkeit eines Pontifikats gegeben. Wenn sich in naher Zukunft eine Gelegenheit ergab, musste er diese Information an seinen Patron weiterleiten. Eventuell würde der offene Sitz ihn motivieren die Sache schneller anzugehen, als bisher geplant.


    "Das freut mich zu hören, dass es Rom zumindest nicht an Pontifices fehlt." sagte Modestus ehrlich, denn der Pax Deorum war eine zu wichtige Sache, um sie unbeachtet zu lassen. Und bei einem so großen Reich, wie es das Imperium Romanum mittlerweile geworden war, konnte man sich nicht mehr auf ein, zwei Männer verlassen. "Ich hoffe das gilt auch für die Flamines. Ich kann mich noch daran erinnern, dass während meiner Zeit als Duumvir von Mantua einige längere Vakanzen unter ihnen gab." Beim Flamen Dialis und den beiden anderen Flamines maiores wusste Modestus auch genau warum. Die vielen religiösen Gebote und Vorschriften, die diese Männer einhalten mussten, waren einfach schwerwiegend.


    "Ich will ehrlich mit dir sein, was das Collegium Pontificium angeht. Mein Patron der Consular Spurius Purgitius Macer hat vor kurzem mir gegenüber sein Interesse geäußert, sich einem der stadtrömischen Collegien anzuschließen. Er hat zwar keine Vorerfahrung in den Collegien gesammelt, aber ich glaube ein Mann mit seinen Verdiensten und seiner Integrität wäre für jedes Collegium eine Bereicherung. Auch für die Pontifices."

  • "Nun, die Flamines Maiores und Minores sind noch immer gut besetzt. Einzig der Flamen Divorum ist derzeit vakant."
    Nach einer kurzen Pause fuhr Gracchus fort.
    "Das war eine etwas eigen..artige Geschichte. Scaevius Crassipes legte diese Pflicht nieder, kaum dass die Nachri'ht von Cornelius' Tod in Rom bekannt wurde. Doch vermutlich hat er es letztlich damals ohnehin nur angenommen, um Palma einen Gefallen zu tun."
    Schon damals war dies eine eigenartige Geschichte gewesen, doch glücklicherweise war es mittlerweile schlichtweg ebendies - eine Geschichte. Gracchus ließ noch ein wenig Fisch sich auf den Teller auftragen, vergaß es dort jedoch vorerst wieder.
    "Senator Purgitius?"
    repetierte er ohne tatsächlich eine Frage zu intendieren, konnte dabei nicht verhindern, dass eine Braue ihm ein wenig emporstieg.
    "Dies ist durchaus … interessant. Er schien mir bisherig eher den militärischen Gebieten zugewandt als dem Cultus publicus. Hat er einen Grund genannt, weshalb er diesen Schritt gerade jetzt gehen möchte?"

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  • "Scaevius Crassipes? Äußerst interessant." sagte Modestus und beschloss dies in Erinnerung zu behalten. Flamen Divorum. Das war ein interessanter Posten. Weitaus weniger nervenaufreibend, wie die anderen Flamines. Diese ganzen religiösen Beschränkungen und Auflagen galten für ihn nicht. Vielleicht wäre genau das etwas für ihn. Er wäre sicherlich der erste römische Flamen in der Familie. Bei Gelegenheit sollte er sich über die genauen Aufgaben und Verpflichtungen informieren. Dann nahm er sich noch ein großes Stück von dem gebratenen Hähnchen. "Nun wie er mir sagte, plante er diesen Schritt schon länger. Bisher haben ihn wohl eher die Umstände der letzten Jahre davon abgehalten." Der Tod eines Kaisers, der Bürgerkrieg und dann der Tod eines anderen Kaisers. Modestus konnte es durchaus nachvollziehen. "Glaubst du das Collegium würde seine Bemühungen um den offenen Sitz mit wohlwollen betrachten, wenn er sich dafür entscheidet?"

  • Gracchus nickte nachdenklich - die Umstände der letzten Jahre hatten so manchen von vielem abgehalten.
    "Nun, sofern er mit entspre'henden Argumenten überzeugen kann sehe ich nichts, was gegen ihn sprechen würde."
    Abgesehen von Macers Herkunft - doch da Gracchus in der Öffentlichkeit zumeist den etwas moderateren Patriziern konnte zugerechnet werden und nur in seinen eigenen Kreisen seiner Borniertheit Freiraum gewährte, würde er dies selbstredend weder hier, noch im Collegium Pontificum erwähnen.
    "An seinen Ver..diensten und seiner Integrität besteht schlussendlich tatsächlich wohl kaum Zweifel."
    Zumindest nicht mehr oder weniger als an jener anderer Collegiumsmitglieder.
    "Ich hoffe, dein Interesse an den Collegien war dennoch nicht nur den Bestrebungen deines Patrons geschuldet?"
    führte er das Gespräch sodann mit einem feinen Lächeln zurück auf den Gastgeber.
    "Es ist letztendlich mehr als deplorabel, dass die Collegien durch den Bürgerkrieg Mitglieder einbüßen mussten, mehr noch dass Palma es versäumt hat, der Neubesetzung aller vakanten Sitze ausrei'hend Gewichtung zu verschaffen. Aquilius wird dem zweifelsohne mehr Bedeutung beimessen."

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  • "Das freut ich mich zu hören. Ich werde ihn bei Gelegenheit davon unterrichten." sagte Modestus zufrieden, denn es waren gute Nachrichten für seinen Patron. Vielleicht würde ihn das auch dazu motivieren den Posten im Collegium Pontificum nun mit mehr Eifer zu verfolgen. "Ich würde eher sagen, dass lediglich mein Interesse an den Pontifices vor allem dem Interesse meines Patrons geschuldet war. Ich interessiere mich auch weiterhin für die Arbeit in einem der Collegien. Allerdings muss ich noch darüber nachdenken in welcher Kapazität. Allerdings wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir einen geeigneten Ansprechpartner aus dem Collegium Augurum nennen könntest. " Modestus trank den letzten Schluck Wein in seinem Becher. Dann reichte er ihn an Connacht weiter, der ihn rasch wieder füllte. "Damit ich mir ein Bild von der Arbeit im Collegium machen kann."

  • "Nun, der Magister Augurum, Numerius Matius Metellus, ist zweifelsohne stets bereit, Auskunft zu er..teilen. Sonstig allfällig Appius Tuscilius Centumalus, ich meine er wohnt ebenfalls hier auf dem Esquilin."
    Gleichwohl der Flavier nicht wusste, wo genau, und dies selbstredend auch nicht zwingend würde bedeuten, dass Modestus den Tuscilier kannte.
    "Und sofern du einen Entschluss gefasst hast, lasse es mich bitte wissen, denn ich bin überzeugt, dass der Cultus Deorum dur'haus davon würde profitieren, gleich für welches Collegium du dich entscheidest."
    Ob diese Ansicht durch ihre gemeinsame Vergangenheit geprägt war oder durch anderes mochten in diesem Augenblicke nur die Götter wissen.

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  • "Mehr oder minder habe ich meinen Beschluss bereits gefasst. Die Neubesetzung des Flamen Divorum hat in meinen Augen Vorrang vor der Vergrößerung des Collegium Augurum. Falls der Princeps mich für nicht befähigt hält dieses Amt zu bekleiden, werde ich mich um einen Sitz unter den Auguren bemühen." Natürlich war die kultische Bedeutung des Flamen Divorum auch mit einem höheren Prestige und verantwortungsvolleren Aufgaben verbunden. Alle drei Faktoren waren ausschlaggebend, doch das Prestige erwähnte man natürlich nicht.


    "Ich bin mir unsicher, was das Amt des Flamen Divorum angeht, da es zwei ... sagen wir Komplikationen gibt. Zum einen bin ich momentan unverheiratet, was sich in diesem Fall allerdings bald ändern wird." Sagte Modestus zuversichtlich. Irgendeine Frau würde sich immer finden. Das Schwierige war die Richtige zu finden. Zum anderen wird dieses Amt vom Princeps vergeben. Ich bin dem neuen Mann auf dem Palatin noch gänzlich unbekannt. Wenn dir meine Mitarbeiter im Cultus Deorum wirklich am Herzen liegt, dann bitte ich dich mich und mein Anliegen gegenüber dem Pontifex Maximus wohlwollend zu erwähnen." sagte Modestus und meinte es wie er es sagte. Wenn das Interesse des Flaviers nur geheuchelt war, erwartete er sich keine besondere Unterstützung von ihm. War er jedoch aufrichtig, dann konnte ein gutes Wort im Ohr des Princeps vielleicht den Unterschied machen. Modestus ging davon aus, dass der neue Pontifex Maximus den Pontifex pro Magistro konsultieren würde, bevor eine solche Entscheidung anstand.

  • Einen marginalen Augenblick lang hob sich Gracchus' Braue, schaffte es indes nicht einmal den Bruchteil eines digitus empor, ehedem sie sich wieder glättete. Flamen Divorum wäre tatsächlich ein überaus adäquates Amt für den Annaer, aus diversen Überlegungen heraus.
    "Du kannst dir meiner Unterstützung gewiss sein, Anneus, ich werde gegenüber dem Pontifex Maximus nicht nur deinen Namen er..wähnen, sondern obendrein eine Empfehlung aussprechen. Was die Ehe betrifft so es gibt zweifelsohne viele Väter, welche sich überaus glückli'h würden schätzen, ihre Tochter als Flaminica an der Seite eines verdienten Senators und Praetorius zu wissen."

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  • "Ich danke dir, Flavius, und ich hoffe, dass wir bald gemeinsam im Collegium Pontificium den Göttern dienen können." entgegnete Modestus und damit waren die wichtigen Themen des Mittagessens besprochen. Man speiste noch gemeinsam zu Ende, bevor sich der Flavier aufgrund anderer Verpflichtungen entschuldigte. Modestus brachte ihn persönlich zur Tür und verabschiedete sich.

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