• Ich kannte Proximus schon länger doch diese Aussage kam selbst für mich überraschend. Nicht das ich Proximus diese Aufgabe nicht zutraute, ganz im gegenteil aber gehörte da mehr dazu.
    "Nicht das ich dich in deinem Vorhaben bremsen möchte aber ich hoffe, du hast dir die Sache gründlich überlegt. Zu einer Kandidatur im Cursus Honorum gehört mehr dazu als ein guter Leumund. Du musst die Wähler auf deiner Seite haben. Wenn du meinst, das ist dir von Misenum aus gelungen, kannst du dir meiner Unterstützung sicher sein."


    Es kamen und gingen schon etliche, die der Meinung warenihr Ansehen reiche aus und dann fielen sie ins Bodenlose.

  • Jaja überlegt ist das gründlich. Ich wohne auch jetzt wieder in Rom. Von Misenum ginge das ja schon mal gar nicht.


    Duumvir bin ich auch nicht mehr, dass liese sich meiner Meinung nach nicht vereinbaren.


    Und an der Wählergunst arbeite, dies ist unter anderem einer der Gründe der mich zu Dir führt. Proximus grinste neben unserer Freundschaft.


    Es wäre sehr nett, wenn Du mich bei meinem Vorhaben unterstützt. Vielleicht kannst Du ja mal ein gutes Wort bei Deinen Verwandten einlegen bevor ich sie aufsuche? Proximus lächelte nochmals.


    Ich hoffe das ist nicht unverschämt von mir ?

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    DECURIO - MISENUM

    Klient - Lucius Aelius Quarto


  • Proximus hatte schon länger das Amt des Duumvir von Misenum inne gehabt und dies schien keine Kurzschlussreaktion gewesen zu sein. Den Eindruck machte er jedenfalls auf mich.
    Lange sinnieren brauchte ich über meine Entscheidung auch nicht.
    "Ich fasse mich in meiner Entscheidung kurz. Du kannst dir meiner Unterstützung bei deinem Vorhaben sicher sein. Ich hoffe nur, das du mich über deinen weiteren Weg auf dem Laufenden hältst?!"
    Zwar waren die Iulier nicht mehr das, was sie vor langer Zeit noch repräsentierten doch wäre es schlecht gewesen, dem jungen Mann keine Chance sich zu bewähren zu geben.
    "Hast du schon einen Wunsch, vorausgesetzt natürlich eine erfolgreiche Wahl, welches Amt zu bekleiden möchtest?"

  • "Nun Aurelius, wie du schon weißt habe ich dich heute eingeladen, weil ich über die Angelgenheit mit Hanneus Valus sprechen will. Ich habe dich seit der Zeit in Mantua zu meinen Freunden gezählt. Zumindest bis zu diesem Angriff auf meine Familie und damit auch auf mich selbst. Die Sache hat mittlerweile zwar keine Bedeutung mehr für mich, aber ich will dennoch wissen warum. Warum hast du dafür gesorgt, dass dieser verleumderische Artikel über meinen Vetter veröffentlicht wurde?


    fragte Modestus, nachdem er zusammen mit Aurelius Corvinus in den den Säulengang des Hauses gegangen war. Die Frage war ihm tatsächlich wichtig, denn er hatte nie einen wirklichen Grund für diesen Angriff gefunden, doch einen solchen musste es doch geben!

  • Ich war dem Annaeus hierher gefolgt und hörte seine Worte, während wir nebeneinander her spazierten. Wieder hörte ich diesen Namen, über den ich nichts herausgefunden hatte - den Mann schien es nicht zu geben - bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Entgeistert starrte ich Modestus an, hatte meine Mimik für einen kurzen Moment nicht unter Kontrolle, bis ich sie wieder herrichten und und ihn aufmerksam ansehen konnte. Ich war stehen geblieben, ohne es zu merken. Ich grübelte nach dem Namen seines Vetters und kam mir recht stumpfsinnig vor, dass ich die Brücke zu den Annaeern nicht geschlagen hatte. Ob dessen schwieg ich erstmal, es erklärte die Anfeindungen Modestus', die ich nie hatte nachvollziehen können. Wer war der Vetter des Senators vor mir?


    Ich fasste die Hände auf dem Rücken zusammen. "Ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig fühle wie ein Festochse vor dem Aventin", sagte ich langsam. Das zuzugeben erschien mir das kleinere Übel, immerhin waren wir hier in privatim unterwegs. "Es hat vermutlich wenig Wert, wenn ich dir versichere, dass ich in besagtem Artikel keinen Bezug zu deiner Familie gesehen habe?" fragte ich. So genau hatte ich den Artikel allerdings nicht mehr im Hinterkopf, es war um einen Mord gegangen, wenn ich mich recht entsann, und um irgendeinen Beamten. "Nun. Ich lese sämtliche Artikel vor Veröffentlichung, und ich sah damals wohl keinen Grund, ihn nicht zu veröffentlichen." Jetzt wurde es interessant. ich hatte mich stets gewundert, was in Modestus gefahren war, und dies schien der Grund zu sein. "Warum bist du nicht eher gekommen und hast ein Gespräch gesucht?" Und warum tat er es und nicht sein Vetter?

  • "Ja es hat wenig Wert. Ich habe dir gesagt, dass ich über diese Sache mittlerweile hinweg bin. Also machen wir uns nichts vor, Aurelius. Hanneus Valus willst du nicht als Annaeus nicht erkannt haben? Man müsste schon ein ausgemachter Dummkopf sein, um das zu übersehen. Ich gehe gerade davon aus, dass die Namen so wenig verändert wurden, damit allen Lesern bekannt ist welcher Familie der Mann angehört. Zumal dir die richtigen Namen vorgelegen haben müssen. Gehörst du nicht zur Redaktion der Acta Diurna? Davon abgesehen war die Sache schon in der Acta zu finden, als die Urbaner noch nichteinmal ihre Untersuchungen vor Ort überhaupt beendet hatten. Dein Schreiberling muss sogar noch vor den Urbanern da gewesen sein! Ich glaube kaum, dass so kurzfristige Änderungen nicht über deinen Tisch gehen. Also warum?"


    erklärte Modestus kühl. Obwohl er Corvinus schon zugegeben hatte den Artikel gelesen zu haben verwies Modestus nocheinmal darauf. Wäre der Name seines Vetter nicht so offensichtlich in den Text eingebaut gewesen, wäre es weniger herausfordernd gewesen. Nur ein Artikel über irgendwelche Leute, aber Hanneus Valus änderte die Sache für ihn.


    "Glücklicherweiße hat dieser lächerliche Artikel meinem Vetter nicht geschadet, da ich noch einen Centurio der Urbaner gut kannte, der sich gleich um die Sache gekümmert hat. Mittlerweile ist er sogar Procurator a libellis, aber das ändert nichts an der Sache."

  • Meine Augen verengten sich ein Stück weit. "Ich höre täglich viele Namen, Annaeus, und über die wenigsten mache ich mir viele Gedanken. Ich weiß nicht einmal, wer dein Vetter überhaupt ist. Du magst es glauben oder nicht, doch bei diesem Artikel habe ich mir tatsächlich nichts gedacht. Und selbst wenn ich den Artikel mit deiner Familie in Verbindung gebracht hätte - warum hätte ich ihn zurückhalten sollen? Es war dort von Eventualitäten die Rede, nicht von bewiesenen Tatsachen. Der Pöbel liest gern solche Dinge, ganz gleich ob sie wahr oder ersonnen sind, und der betreffende Autor reichte den Artikel mit dem Hinweis ein, dass es sich nicht um die tatsächlichen Namen handelte. Zu guter Letzt macht es einen guten Redakteur aus, dass er zeitnah auf Berichtenswertes stößt." Sicherlich war es alles andere als schön, wenn man von seiner eigenen Familie in der Acta lesen musste und dort weniger schöne Dinge vorfand. Die Acta allerdings hatte überall freie Schreiber, die stets dann einen Artikel einreichten, wenn es etwas Interessantes zu berichten gab. Ich glaubte, mich daran erinnern zu können, dass es sogar ein Mitarbeiter aus der regia selbst gewesen war, der darüber geschrieben hatte.


    "Warum hast du mich hergebeten, Annaeus, wenn meine Worte in dieser Sache ohnehin nicht von Belang sind?" erkundigte ich mich bei Annaeus Modestus. Sein Vetter war also der prourator a libellis. Interessant. Und dennoch hätte ich erwartet, dass er mich aufsuchte, statt ein Gespräch mit Modestus zu führen, der mir hierzu keine aufschlussreiche Antwort gab.

  • "Der Artikel stellt meinen Vetter als Mörder hin, während die Urbaner direkt zu dem Schluss kamen, dass es keinen Mord gab. Ich denke wir brauchen nicht weiter erörtern, warum mich dieser Artikel verärgert hatte, oder etwa doch? Wir sind beide nicht dumm und es wäre ja auch nicht der erste Artikel von dem sich eine Person oder eine Familie angefeindet fühlt. Aber ich will die Wahrheit wissen. Egal wie sie auch lauten mag. Und wenn es so war wie du sagst, dann ist es eben so."


    erklärte Modestus und sah Corvinus an. Die Erklärung konnte er ihm nicht ganz glauben, aber im Grunde war das auch egal. Die Sache war lange her und derzeit spielten andere Dinge eine wichtigere Rolle als ein alter Groll.


    "Bis auf meine Neugir auf den Grund, habe ich mit dieser Sache abgeschlossen, denn ich denke das sollte nicht zwischen uns stehen, da wir im Grunde doch recht ähnliche Ansichten im Senat vertreten."

  • Mir blieb nur ein Kopfschütteln. Es wäre taktisch unklug gewesen, nun noch zu sagen, dass ich diesen Artikel selbst dann veröffentlich hätte, wenn mir der Name des procurator geläufig gewesen und ich die Verbindung zwischen dem Artikel und ihm hergestellt hätte. Er enthielt Mutmaßungen und Vermutungen, keine Anschuldigungen, doch mein Senatskollege erschien mir zu subjektiv, um darauf einzugehen. Ich erwiderte daher nur seinen Blick, nicht aber seine Worte, und die darauf folgenden waren ohnehin interessanter, da er nun offensichtlich auf den eigentlichen Grund des Gesprächs kommen wollte. "Das wäre auch in meinem Sinne", erwiderte ich und wartete, was nun kommen mochte. Wenn Modestus die Angelegenheit im Grunde egal war und er nun auf die gleichen Ansichten im Senat zu sprechen kam, so verfolgte er ein Ziel damit, und ich wartete ab, welches das war.

  • "Gut, denn ich habe eine Frage bezüglich des Cultus Deorum an dich. Als Pontifex wirst du mir dahingehend sicher weiterhelfen können. Wie du wahrscheinlich schon weißt, haben die Quindecimviri sacris faciundis vor kurzem die Aufgabe erhalten, die Sybilinischen Bücher zu studieren. Zu der Fragestellung ob auch Fragen in den römischen Collegien den Göttern dienen dürfen. Nun hat der Pontifex pro Magristo einen entsprechenden Brief verschickt. Allerdings an mich und nicht an einen der Magister, was für eine gewisse Aufregung innerhalb des Collegiums gesorgt hat. Weißt du etwas darüber? Ist das Collegium der Pontifices etwa unzufrieden mit der Arbeit der derzeitigen Magister?"


    erklärte Modestus die Sache und fragte dann den Aurelier direkt nach seiner Vermutung.

  • Mir erschloss sich nicht ganz, welche Parallelen zwischen dem Senat und der Frage des Annaeus vorhanden waren, doch auch ohne die offensichtlichen Kongruenzen war seine Frage natürlich gerechtfertigt, zumal sie von einem quindecemvir einem pontifex gestellt wurde. Und doch würde ich meinem Senatskollegen - die einzige Verbindung zum Senat, wie mir gleichsam aufging - nicht recht weiterhelfen können. "Da muss ich leider passen. Bei der Sitzung, in der dieses Thema angesprochen wurde, wurde beschlossen, euch die Sibyllinischen Bücher befragen zu lassen. Tiberius Durus wollte dies anleiern. Dass er dabei den magister umging, war mir nicht bekannt, und ich glaube auch nicht, dass einer der anderen davon Kenntnis erhalten hat. Aber ich werde es während der kommenden contio gern ansprechen." Das würde ich so oder so, denn mich interessierte selbst, weshalb Durus die Zuständigkeiten so offensichtlich umging. "Wenn es keine deutliche Präferenz des pontifex pro magistro war, war es gewiss ein Versehen", sah ich mich noch genötigt hinzuzufügen. "Habt ihr denn schon etwas in Erfahrung bringen können? Die Beauftragung liegt nun schon eine ganze Weile zurück." Vermutlich hatte Modestus eine bestimmte Haltung zum Sachverhalt die mit der des magister divergierte, so dass Tiberius Durus allfällig mit voller Absicht den Annaeus angeschrieben hatte?

  • Modestus hörte Corvinus aufmerksam zu und machte sich seine Gedanken dazu. Aurelius Corvinus schien auch nicht mehr über die Sache zu wissen. Vielleicht musste er wirklich einmal mit Tiberius Durus selbst über diese Sache reden. Auch wenn ihm das eher unangenehm war. Die Frage nach dem Ergebnis der bisherigen Bemühungen des Collegiums überaschte ihn ein wenig. Natürlich war schon einige Zeit vergangen, aber die brauchte man auch um in der Mischung aus wirren Sprüchen und Kauderwelsch, aus dem die heutigen Sybilinischen Bücher bestanden, einen Sinn finden zu können. Ob dies wohl bei den richtigen Sybilinischen Büchern auch so problematisch gewesen war? Da diese vor rund 200 Jahren durch den Brand des Iupitertempels zerstört worden waren, würde er es wohl nie herausfinden.


    "Nun wir haben bei unserer Konsultation der Bücher bereits einige Abschnitte und Passagen herausgesucht, die eine Aussage zu dem gewünschte Thema machen. Aber bisher konnte sich das Collegium noch nicht auf eine gemeinsame Interpretation von diesem Passagen einigen, weshalb weitere Beratungen notwendig sind. Allerdings wird es in den nächsten Tagen eine weitere Versammlung des Collegiums in geben, wo dies abschließend geklärt werden soll."

  • Er wollte also nichts sagen, bis die Geschichte offiziell sein würde. Gut, das akzeptierte ich, immerhin hätte ich selbst wohl auch nicht anders gehandelt. "Gestatte mir die inoffizielle Frage nach deinen eigenen Gedanken zum Sachverhalt", bemerkte ich hernach interessiert. "Bist du der Meinung, dass Frauen die Möglichkeit zugesprochen werden sollte, einen Platz in den collegia zu erhalten?" fragte ich meinen Mitsenator. Es bestand also die Aussicht auf eine weitere contio der pontifices in Kürze, bei der die Interpretation von Modestus und seinen Kollegen besprochen werden würde. Was Modestus' vorangegangene Frage betraf, so schwieg er dazu und ließ sich nicht durchschauen.

  • "Nun meine Meinung spielt eine eher untergeordnete Rolle in dieser Sache. Schließlich ist es unsere Aufgabe die Sybilinischen Bücher zu interpretieren, nicht unsere eigene Meinung kund zu tun."


    stellte Modestus zu Beginn fest, obwohl es mehr oder minder gelogen war. Natürlich spielte seine eigene Meinung eine Rolle. Genauso wie die Meinungen der anderen Quindecemviri eine wichtige Rolle spielten. Es war schließlich nichts neues, dass die Deutung der wirren Passagen oft auch mit der eigenen Meinung übereinstimmte. Zumindest in solchen Angelegenheiten, wie sie gerade vorlag, aber das musste nicht heißen, dass dies jeder wissen musste.


    "Ich glaube, dass es römische Damen gibt, die durchaus mit den Aufgaben eines gehobenen Postens innerhalb des Cultus Deorum fertig werden können. Dies zeigt nicht zuletzt die Virgo Vestalis Maxima. Doch ich glaube auch, dass unsere geschätzten Ahnen einen Grund hatten Frauen den Zugang zu den stadtrömischen Collegien zu verwehren. Außerdem sollte man ihnen sicherlich nicht den Zugang zu allen Collegien gewähren. Aber bei einigen wenigen Posten ist eine Besetzung mit einer Frau denkbar."

  • Natürlich. Sicher war nicht nur mir bewusst, dass diese Worte eine Farce waren. Selbstredend beeinflusste die eigene Meinung eines jeden quindecemvir eine jede Abstimmung am Ende, und so war es nicht nur in diesem Gremium, sondern in allen. Deswegen erwiderte ich darauf auf nichts, sondern wartete, und tatsächlich - Modestus fuhr fort und bestätigte damit indirekt meine Vermutung. Durus hatte während der Versammlung schon anklingen lassen, dass er nicht ganz so abgeneigt war wie die meisten anderen der pontifices. Ich überlegte. "Die Vestalinnen stellen eine Ausnahme dar, ebenso wie die Sybillen oder der Kult der Magna Mater. Ich danke dir dennoch für deine Entschätzung, Annaeus."

  • "Keine Ursache und ich danke dir ebenso für deine eigene."


    sagte Modestus, denn er war für die Information bezüglich der Pontifices durchaus dankbar. Deswegen hatte er auch noch einmal betont, dass seine eigene Meinung keine Rolle in der Sache spielte. Denn in dieser Sache würde er nicht seine eigene Meinung vertreten, da die Mehrheit der Quindecemviri doch sehr konservativ eingestellt waren. Besonders was die Aufnahme von Frauen in das eigene Kollegium anging. Und um seine Chancen auf die Stellung eines Magisters nicht zu schmälern, würde sich Modestus in diesem, für ihn eher unwichtigen Fall, der Meinung der deutlichen Mehrheit anschließen.


    "Doch wie ich schon angedeutet habe, möchte ich mit dir auch noch über eine Angelgenheit sprechen. Bezüglich Vescularius Salinator und seinem ... eher harschen Umgang mit uns Senatoren. Ich denke der Senat muss unbedingt seine Stärke und Einigkeit demonstrieren, wenn wir nicht auch noch unter die Knute des Vesculariers fallen wollen."

  • Den Dank tat ich mit einem Nicken ab, um im nächsten Moment einerseits das Gehen wieder aufzunehmen, andererseits in gewissem Maße erstaunt über die Worte des Annaeus zu sein. Ich vergewisserte mich mit einem Seitenblick der Ernsthaftigkeit des Senators neben mir und fragte mich gleichsam, ob er seine Worte mit Absicht oder zufällig so gewählt hatte, wie er es getan hatte. Gerade in Bezug auf den Stellvertreter des Kaisers galt die allergrößte Vorsicht. Ich überlegte daher einen Moment, ehe ich etwas erwiderte. "So manches Mal, Annaeus, frage ich mich, ob der Senat nurmehr aus kuschenden Männern besteht, die ihre Zeit im Senat absitzen und sich ansonsten auf ihrem Reichtum und den Lorbeeren anderer ausruhen. Gerade die kürzlich zurückliegende Bevormundung bei der Diskussion um die Verteilung der Männer im cursus honorum hat dies wieder gezeigt. Ich will ehrlich sein. Solange es diese Männer in unseren Reihen gibt, kann man sich nicht sicher sein, wie eine offene Konfrontation ausfallen mag. Es ist daher wohl verständlich, dass viele, die unsere Ansicht teilen, sich lieber zurückhalten statt sich mit dem Vescularier anzulegen." Ich gab damit zum einen preis, dass ich derselben Meinung wie Modestus war, zum anderen, dass ich nicht glaubte, derzeitig erfolgreich einen Putsch - ob nun rein unblutig oder im Sinne des Wortes selbst - unter den Augen des Kaisers durchführen zu können.

  • "Und wenn dies für den Praefectus Urbi keinen Affront darstellen würde? Wenn er sogar tatsächlich selbst für diesen Gesetzesvorschlag stimmen würde, dies aber wie ein großes Zugeständnis an den Senat aussehen würde?"


    fragte Modestus direkt, denn im Grunde hatte Corvinus recht. Den ganzen Senat würde man unter normalen Umständen nicht hinter einer solchen Maßnahme vereinigen können. Doch er hatte etwas besodneres vor. Es würde zwar keinen realen Effekt haben, doch es wäre ein Symbol.


    "Nun was anderes als Lorbeeren und Reichtümer es den im Senat noch zu gewinnen? Alle Befugnisse die wir noch haben sind blose Zugeständnisse des Princeps. Alltagsgeschäfte, die er so nicht selbst übernehmen muss. Nur die Provinzen sind uns noch geblieben und das sind auch nicht viele. Ist dir bewusst, dass der Princeps die Macht, die er derzeit Vescularius Salinator anvertraut, ebenso dem Senat verleihen könnte?"

  • Es war Nachmittag und Modestus saß in einem bequemen Sessel im Peristylium. Er trank einen Schluck von dem sabinischen Weißwein, den er auf dem Markt ausgewählt hatte, und sah einige Briefe durch. Bald würde wieder Ordnung in seinem Haushalt herrschen. Normalerweise wäre das eine Aufgabe für seine Frau gewesen. Als Witwer blieb ihm diese Aufgabe selbst überlassen, da er auch keine anderen weiblichen Verwandten mehr hatte. Das stimmte allerdings nicht ganz. Ein Klient hatte ihm von einer Nichte erzählt. Keine Annaea, eine Sergia.


    Wie dem auch sei. Er hatte einen Vilicus bestimmt, der sich um den Haushalt kümmern wurde. Danach hatte er veranlasst, dass seine Besitztümer, die momentan noch über das Imperium verstreut waren, nach Rom gebracht würden. Durch den raschen Aufbruch aus Mogontiacum war dort noch einiges zurückgeblieben. Das galt auch für seine Abreise aus Mantua. Doch innerhalb der nächsten Tage würden die restlichen Möbel und Sklaven ankommen. Den engsten Kreis seiner Mitarbeiter, sowieso fast alles Klienten, hatte er wieder um sich versammelt.


    Wie sollte es nun weitergehen? Die Förderung des Apollo-Kultes war er den Göttern schuldig. Davon abgesehen hatte er sich zwei weitere Ziele gesetzt. Die Ludi Annaei Flori zu ehren seines verstorbenen Verwandten und den Posten des Magister Quindecimvirorum. Was kam danach? Das Consulat. Decimus Livianus und Duccius Vala waren während seiner Abwesenheit zu Consuln gewählt worden. Warum nicht also auch Annaeus Modestus. Die Familie in die Nobilitas zu führen, wie einst sein Urgroßvater Annaeus Seneca Maior, war ihm schon immer ein anliegen gewesen. Aber neben dieser eher symbolischen Errungenschaft? Ein neues Kommando, Macht und Verantwortung? Wohl eher nicht. Seinen Geschmack dafür hatte er verloren.


    Zu Beginn des Bürgerkriegs wähnte schätzte er die Chancen nicht all zu schlecht ein, selbst der neue Augustus werden zu können. Die Armeen Germanias wurden von seinem Schwager Flaminius Cilo und ihm selbst kontrolliert. Sein Vetter Annaeus Varus hielt als Praefectus Aegypti die reichste Provinz des Reiches. Mit Terentius Cyprianus war ein alter Freund Praefectus Praetorio. Die Armee des Nordens waren als erste in Rom einmarschiert. Er hätte sich zum Kaiser erklären lassen und den Cornelier in den Staub treten können. Doch die Götter hatten ihn eines besseren belehrt.


    Die verpasste Chance hatte ihn verbittert werden lassen. Selbst wenn er nicht selbst Kaiser geworden wäre, so wäre er doch sicher zu einem der führenden Männer unter dem Cornelier geworden. Flaminius Cilo war zum Praefectus Urbi aufgestiegen und wurde danach mit der Provinz Asia belohnt. Einem der prestigeträchtigsten Posten für einen Consular. Der ideale Abschluss einer glänzenden Karriere. Aber Modestus hatte die Lektion in Demut akzeptiert, die ihm die Götter erteilt hatten. Gelegentlich sinierte er noch, was hätte sein können. Doch eigentlich war er darüber hinweg.


    Er merkte, dass er schon wieder abschweifte. Er winkte seinen persönlichen Schreiber herbei und begann einige Briefe zu diktieren.

  • Es war der Abend nach der Hochzeitszeremonie im Haus der Annaeer. Ein leichter Sommerregen viel vom Himmel. Nach der Hitze des Tages war dies eine angenehme Abkühlung und ein schöner Anblick. Daher hatte sich Modestus entschlossen, noch länger draußen zu verweilen. Auf seine Anweisung hin hatten die Sklaven zwei Sessel in der Ecke des Peristylium aufgebaut, das den besten Ausblick gewährte. Neben einem Beistelltisch mit Getränken und einem Imbiss hatte man noch zwei Öllampen aufgehängt um für etwas Licht zu sorgen.


    Bisher hatte er kaum die Gelegenheit gehabt mit seiner Braut zu sprechen. Etwas was er jetzt nachholen wollte. Schließlich würde man in Zukunft miteinander leben. "Ich hoffe dir gefällt dein neues Haus. Wenn es irgendetwas gibt, was ich tun kann um dir den Übergang einfacher zu gestalten, lass es mich wissen. Die Sklaven wissen, dass du die neue Herrin des Hauses bist und werden deinen Anweisungen gehorchen. Wenn du einige Änderungen im Haus vornehmen möchtest, sprich mit meinem Verwalter Apollodorus, er wird sich um alles kümmern." sagte Modestus und versuchte zu lächeln. Innerlich verdammte er sich für seine Dummheit. Was waren die erste Dinge die er zu seiner neuen Frau sagte? Kümmer dich um das Haus. Irgendwie machte ihn die ganze Sache ungeheuer nervös. Ihn, der er Legionen ins Feld geführt und über Leben und Tot römischer Bürger entschieden hatte. Was wenn sie ihn hasste? Obwohl sie wie er eine Witwe war, sah sie doch so unglaublich jung aus... hoffentlich nahm sie es ihm nicht übel, dass er im Vergleich zu ihr ein alter Mann war.

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