[Taberna] "Granum et Vennuncula"

  • Coriolan hörte ganz verblüfft zu, auch wenn er Schwierigkeiten hatte den Ausführungen zu folgen. "Nein, ich bin leider kein römischer Bürger...", sprach er, immer wieder aufs Neue enttäuscht, wenn er sich das eingestehen musste. "Ich hörte die Classis Misenensis würde sich bald hier in Ostia einquartieren. Vielleicht wäre dies ja die Gelegenheit.", überlegte er. "Du scheinst dich aber sehr gut auszukennen. Zweifellos bekommt deine zukünftige Herrin einen gebildeten Diener. Aber sag, willst du wirklich nur Dienen oder hast du nicht auch ein romantisches höherwertiges Ziel vor Augen?" Wie ein Kämpfer sah sein gegenüber wirklich nicht aus, aber auch Coriolan müsste wohl noch einiges aus sich herausholen, wenn er wirklich zur Classis gehen sollte.

  • Gaius musste ein wenih lächeln als Coriolanus das mit einem höheren Ziel erwähnte und sagte:


    "Die Classis wäre sicher eine Möglichkeit, wenn du das Meer magst. Ich bin aber nicht geschaffen für körperliche Arbeit. Ich hoffe das ich in eine verantwortungsvolle Stellung aufsteigen kann. Vieleicht werde ich Sekräter oder Verwalter eines reichen Senators. Da wäre es dann halt auch sehr praktisch wenn ich kastriert wäre. Ein Eunuch kann keine Kinder zeugen und ist darum nur seinem Herren gegenüber verpflichtet. Besonders in Positionen die mit viel Geld zu tuen haben nimmt man darum gerne kastrierte Diener oder Sklaven."


    Gaisu war gebildet und was er plante beruhte alles auf klarer Berechnung. Allerdings war seine Berechnung auch so kalt das sie die meisten Männer wohl nervös machte. Besonders der Teil in dem es um den Inhalt seines Säckchens ging.

  • Und wieder erschauerte Coriolan. Nein, er konnte sich wirklich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ein Mensch tatsächlich freiwillig zu soetwas bereit sein konnte. Aber anscheinend schien der Mann ehrgeizige Ambitionen zu haben würde um seine Ziele zu erreichen wohl wahrlich "alles" geben. Naja, er bemühte sich jedenfalls das Thema demnächst ganz zu vermeiden. Immerhin hatte Coriolan schon einiges getrunken und da waren Dinge, die seinem Magen nicht behagten nicht das beste, was ihm passieren konnte. "Ich habe das Meer immer gemocht. Ich lebe schon seit einer ganzen Weile in Ostia und der Anblick des Wassers hat immer so etwas Beruhigendes." Ja, wahrscheinlich gab es ohnehin keine andere Alternative für einen Mann, der kaum noch über ein paar Sesterzen verfügte und in der Tat musste Coriolan bedauerlicherweise feststellen, dass sein Becher inzwischen leer war und er vergeblich an seinen Kleidungsstücken nach ein paar Münzen suchte. "Verzeih, mein Freund, aber magst du vielleicht deinen neuen Bekannten auf ein Getränk einladen? Mir scheint, du wirst bald ohnehin in gesicherten Verhältnissen leben, da kannst du doch heute ruhig etwas spendabel sein."

  • Gaius lachte und sagte:


    "Dann klingt es als wenn du als Seemann bestimmt glücklicher wirst als als Eunuch.Ich würde es an deiner Stelle jedenfalls probieren."


    Als er dann um ein Getränk bat war Gaius erst skeptisch. Viel Geld hatte er ja nicht, doch dann entschied er sich heute mal spendabel zu sein.


    "Na gut. Bald bin ich ja in Rom und wenn erstmal die Börse zwischen meinen Beinen leer ist werde ich sicher einiges an Geld machen meine Gelbörse zu füllen."


    Er lachte wieder und holte dann zwei Becher von dem billigen Wein und setzte sich wieder zu Coriolanus.


    "Hier Freund! Trink!"

  • Sichtlich erfreut schaute Coriolan drein als ihm der Wein vor die Nase gesetzt wurde. Ob es ein billiger war oder nicht, war ihm im Grunde egal, denn es war bereits der Punkt überschritten, wo er auf so etwas noch Wert legen konnte. "Jetzt verstehen wir uns!" Ja, nichts weckt wohl mehr Vertrauen als der gemeinsame Umtrunk und Coriolan schien inzwischen auch gar nicht mehr so melancholisch zu sein. Wahrscheinlich hatte er nur mal wieder ein menschliches Wesen gebraucht, mit dem er sich locker unterhalten konnte. "Nun, mein Freund, erzähl mir doch noch etwas mehr über dich. Erzähl mir von... Sizilien, ja genau. Wie schön muss es sein dort gelebt zu haben. Wohntest du dort schon immer? In welcher Stadt bist du aufgewachsen?"

  • Einen Becher Wein, etwas Abwechslung, Neuigkeiten, Gerüchte waren das, was eine Taverne bot. Genau das suchte ich, einen Becher Wein und Abwechslung.
    In voller Montur betrat ich die Taverne. Wir waren im Krieg und es gab keine "freien Abende" mehr. Den cassis unter den Arm geklemmt, sah ich mich nach einem leeren Tisch um. Nichts zu machen um die Stunde. Zwei junge Männer saßen an einem Tisch, unterhielten sich. An einem anderen Tisch ein zahnloser Greis. Ich hatte die Wahl und die fiel mir nicht schwer.
    " Salve." Grüßend setzte ich mich zu den beiden jungen Männern ( Corolianus und Athicus). " Drei Becher Wein." Eine vorbeugende Maßnahme, bevor Beschwerden kamen, warum ich ihren Tisch ausgesucht hatte. Ein Becher Wein war immer willkommen. Die Bedienung war ganz nett und sehr flink. " Auf Bacchus und sein göttliches Getränk." ein Schluck für den Gott und ein kräftiger Schluck. " Decimus Massa." stellte ich mich vor, stellte den Becher ab.

  • Ein Centurio der Classis tauchte plötzlich auf und gab eine Runde Wein aus und diese Runde war nicht vom billigsten Wein der Taverne. Gaius lächelte. Der Centurio der sich als Decimus Massa vorstellte kam ja geradezu gerufen um Coriolanus Karriereberatung zu geben. Und auch Gaius konnte durchaus die Vorteile sehen die die Bekannschaft mit einem Offizier bringen konnte. Heiter sagte er:


    "Salve! Mein Name ist Gaius Athicus und ich bin auf dem Weg nach Rom um dort der Leibdiener einer edlen Dame zu werden. Mein Freund Gnaeus Coriolanus hier ist auch auf einer Suche nach einer Beschäftigung und gerade erst haben wir davon gesprochen welch hervorragneder Ort die Classis für einen ehrgeizigen, jungen Mann der das Meer liebt ist. Vieleicht könntet ihr ihm ein paar Ratschläge erteilen."

  • In der Tat schien dieses Gespräch mit der Ankunft des Decimus Massa eine überraschende Wendung zu nehmen. Coriolan freute sich erst einmal über ein weiteres für ihn kostenloses Geträng. Heute musste wahrlich sein Glückstag sein.


    "Ja, ganz richtig.", bestätigte er die Aussagen des Athicus, der auch gleich so frei war ihn vorzustellen. "Seit ich von der Ankunft der Classis hörte, spielte ich mich dem Gedanken mich ihr anzuschließen. Meinst du bei euch gäbe es Verwendung für jemanden wie mich?" Er sprach das vor allem im Hinblick auch seine Jugend und seinen doch eher durschnittlichen Körperbau. Vielleicht war es auch ein Zeichen der Götter, dass sie gerade diesen spendablen Offizier in die Taverne geschickt haben, um seine Entscheidung zu erleichtern.

  • Der spendierte Wein hatte mehr bewirkt , als ich dachte. Zwei junge Männer, einer mit Plänen für seine Zukunft, der andere unentschlossen. " Als Leibdiener bei einer Dame? Mmhhhh, da hast du dir einiges vorgenommen. Das könnte bei ihrem Mann nicht so gut ankommen. Es sei denn, es war sein Wunsch." Könnte man glatt denken, er will verhindern, dass sie außer Haus fremd geht. Kein Leibdiener im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Blick ging abschätzend zu Corolianus. Er war ganz der Durchschnitt, mit der Ausbildung würde er kräftemäßig zulegen. Je nach Geschick und Auffassungsgabe konnte er sich hocharbeiten. Unversehens wurde ich zum Werber für die classis. " Tja, wir haben immer Verwendung für junge Männer. Bist du gesund, Straffrei und hast keinen unreinen Beruf ausgeübt, steht dir die Porta offen." Die Bedienung machte Platz auf dem Tisch. Ein Huhn ala fronto flog ein, Brot, eingelegtes Gemüse und halbe gefüllte Eier kamen hinterher. " Greift zu. " Ein halbes Ei verschwand in meinem Mund. " Mmmhhh, du bekommst regelmäßig Sold, Verpflegung, deine eigene Ausrüstung, medizinische Versorgung und am Ende der Dienstzeit das Bürgerrecht." Das wichtigste was er wissen musste. Bis dahin gefiel es den meisten. " Was hast du bisher gemacht? Fischer? Bootsbauer? Einen anderen Beruf? "




    Sim-Off:

    Gnaeus siehe WiSim ;)

  • Dieser Centurio war ein sehr direkter Kerl und Gaius gefiehl seine Art. Darum lachte er auch und sagte:


    "Tja was die Sache mit dem Mann angeht gibt es ja einen kleinen operativen Eingriff der sicher stellt das es kein Grund zur Sorge gibt. Ich gehe davon aus das ich mich kastrieren lassen muss wenn ich Karriere machen will. Ich hoffe es tut nicht zu sehr weh wenn mein Säckchen leer gemacht wird."


    Gaius war gespannt wie Massa daruaf reagieren würde. Es war interessant zu sehen wie ein Römer aus einer doch eher höheren Gesellschaftsschicht zu Eunuchen stand. Ausserdem war Gaius inzwischen natürlich auch schon angetrunken und deshalb wenig zurückhaltend. Freudig nahm er ein Ei, auch wenn das in Anbetracht was er gerade gesagt hatte vieleicht etwas unangemessen war.

  • Die Worte des Massa machten Coriolan wirklich gut. Gedanklich ging er eine strichliste ab und machte jedes mal einen Häkchen. Gesund war er, Straffrei ohnehin und unreine Berufe hatte er auch noch nicht ausüben müssen. Als der Offizier dann auch noch Essen spendierte, traute Coriolan seinen Augen nicht. Ein solch reichhaltiges Mahl hatte er schon lange nicht mehr. Endlich hatte er etwas im Magen. Anstatt eines Tages der Trauer wurde es wohl sein Glückstag. Wer konnte auch schon wissen, was die Götter bereiteten. "Klingt als hätte es nur Vorteile der Classis beizutreten. Bist du schon seit langer Zeit in der Classis? Was hat dich einst bewogen, deinen Dienst zu leisten?", wollte Coriolan dann auch ganz neugierig wissen. Mit besonderen Berufen konnte er aber noch nicht glänzen. Coriolan war ja auch fast noch ein Jüngling. "Ich war leider nichts dergleichen. Bisher konnte ich mir nur einige Sesterzen beim Verladen der Schiffe am Hafen verdienen, aber ich blickte immer mit Neid auf die Seefahrer, die dann wirklich ablegen konnten, während ich in Ostia zurückblieb." Hoffentlich war es nicht unbedingt ein Kriterium, dass man schon einen festen Beruf ausgeübt haben musste. Dann musste Coriolan auch wieder ein wenig mit der Nase rümpfen, denn selbstverständlich musste Gaius seine Absichten auch noch dem Neuankömmling am Tisch mitteilen. Es schien als würde ihn das gedanklich rund um die Uhr beschäftigen. Gleichsam war Coriolan gespannt, was Masse dazu sagen und ob nur Coriolan selbst es irgendwie 'merkwürdig' finden würde.

  • Das Ei blieb mir beinahe im Hals stecken. Hustend befreite ich mich von dem quer sitzenden Stück. Die Tränen standen mir in den Augen. Ein Schluck Wein war nötig, um die Reste des Querulanten im Hals zu beseitigen. Er wollte sich kastrieren lassen?! „ Du willst dich freiwillig auf die Stufe eines Sklaven stellen? Lass dir gesagt sein, Karriere macht man in Rom durch einen guten Patron und gute Beziehungen, nicht durch Verzicht und Verstümmelung. Steh deinen Mann!“ Ich klopfte Gaius gut gelaunt auf den Rücken. „ Frauen in Männerkleidung gibt es zur Genüge.“ Sah man sich die Senatoren an. Freiwillig zum Kastrat werden. Niemals! Nur gut das Gnaeus mit am Tisch saß. Seine Frage lenkte auf ein anderes Thema. Nicht das es mir unangenehm war. Aber die Idee allein durch Kastration als Freier Karriere zu machen war irrwitzig. Wer ihn dazu gebrachte hatte das zu glauben?
    Das Gnaeus keinen Beruf hatte war nicht unbedingt relevant.
    „ Mein Vater, mein eigener Wille, Abenteuerlust.“ Eins war davon geblieben. Der eigene Wille. „ Mein Dienst habe ich bei der XXII. Legion in Alexandria angetreten. Wir sind durch die Wüste marschiert, haben gegen Barbaren gekämpft, sie geschlagen und sind als Sieger heimgekehrt.“ Hörte sich an wie aus den Geschichten des Herkules. Nur das goldene Flies fehlte. „ Danach bin ich als Adjutant des Praefecten, im Rang eines Optio, zur classis versetzt worden. Von der Wüste, ins Wasser.“ Für einem am Meer aufgewachsenen keine Hürde. „ Kannst du Rechnen, Lesen und Schreiben?“

  • Na also, zum Glück war er nicht der einzige, der das Vorhaben des Gaius irgendwie absurd fand. "Ja, richtig, du musst dich nicht zum Sklaven herablassen", bestätigte Coriolan noch einmal die Worte des Offiziers. Vielleicht würde Gaius den Gedanken ja tatsächlich fallen lassen, wenn ihm genug vernünftige Leute sagten, dass dies völlig unnötig war.
    Als Massa dann von seiner bisherigen Laufbahn erzählte, hörte Coriolan ganz gebannt zu. Der Mann musste schon einiges erlebt haben. In Ägypten hatte er sogar schon gedient! Unglaublich und exotisch klang das. So weit kam Coriolan noch nie von zuhause weg. Die Grenzen Italias hatte er in der Tat noch nie verlassen. "Scheint wohl als würden wir hier mit einem Kriegshelden zusammensitzen", bemerkte er dann auch anerkennend. "Ja, ich verfüge über die grundlegende Bildung. Neben dem lateinischen bin ich auch dem griechischen mächtig, weil meine Mutter ebenfalls Griechin war... Leider ist sie vor kurzem gestorben..." So kam es trotz der ganzen Ablenkung, die Coriolan hatte, dann doch wieder dazu, dass in ihm die schmerzhaften Erinnerungen aufstiegen. "Seit ihrem Tod stehe ich ganz allein da, deshalb kamen mir dann auch die Gedanken mich der Classis anzuschließen und in ihr meine eine neue Familie zu finden." Ja, das klang schon fast etwas poetisch. "Weißt du schon genaueres wie lange die Classis hier stationiert sein wird? Wann müsst ihr weiterziehen? Womöglich sollte ich mich mit dem Erscheinen in eurem Lager beeilen..."

  • Gemeinsam mit seinem Leibwächter kam Ocella um die elften Stunde in der Taberna und setzte sich an einen Tisch. Die Erschöpfung war ihm ins Gesicht geschrieben. Die letzten Tage waren lang und die Nächte kurz. Ringe markierten seine Augen. Heute war er den gesamte Vormittag damit beschäftigt gewesen, Händler aufzusuchen und die letzten Vorkehrungen für die Wahlen in drei Tagen zu treffen. Natürlich alles unter dem Deckmantel von Außenterminen für den Aedilis Mercatuum, den er nach seiner Rede auf der Rostra ohnehin bis auf weiteres meiden wollte.


    Hier in der Taberna sorgte nun sein Leibwächter, der Germane Wolfhart, dafür, dass nur erwünschte Personen an seinen Tisch kommen konnten. Ocella bestellte sich eine halb Kanne verdünnten Weins und machte erstmal Pause.

  • Es vergingen mehrere Tage nach dem seltsamen Orakelspruch - allesamt ohne irgendwelche besonderen Ereignisse oder Vorkommnisse. Der Ordo Decurionum der Civitas Ostia hielt seine erste Sitzung dieser Amtsperiode ab, die neuen Magistrate wurden anschließend in ihre neuen Aufgabenbereiche eingewiesen, ihre künftigen Ziele wurden abgesteckt und ihr Gehalt ausgehandelt. Und auch die Inaugurationes Magistratuum lagen mittlerweile bereits erfolgreich hinter allen Gewählten. Beinahe ließe sich behaupten, dass man damit nun wieder eine gewisse Normalität erreicht hatte: Dives' Tag begann am frühen Morgen mit der üblichen Tagesbesprechung mit seinem Stab. Er ließ Termine für die nächste Curiensitzung heraussuchen, gab Kopien einiger Dokumente in Auftrag und ließ sich darüber informieren, welche Gäste er heute in seinem Officium zu erwarten hätte... und dies waren so einige. Dann standen zunächst die Tageskorrespondenzen auf dem Plan. Gegen Mittag machte der Duumvir seine gewöhnliche kleine Pause und wandelte ein wenig durch die kleinen Gärten des Parks hinter der Curia. Mehr oder minder zufällig traf er dabei auf seinen guten Freund Caelius Caldus, der zuvor ausgerechnet den neuen Quaestor Ostiensis aufgesucht und an die Rückgabe seiner geliehenen Bücher erinnert hatte. Für den Abend verabredeten sich der Iulier und der Caelius in einer Taverne der Stadt. Caldus hatte sich fest vorgenommen ersterem endlich zu sagen, wie es in ihm aussah - gefühlsmäßig. Dives auf der anderen Seite beschloss bei dieser Gelegenheit endlich richtigzustellen, dass er sein Herz nicht an Germanicus Aculeo, sondern an einen gewissen im Krieg befindlichen Decimer verloren hatte. Er konnte schließlich bisher mit niemandem wirklich darüber reden, was zu einer Gefühsstauung und damit gleichsam zu einem gewissen inneren Chaos beim Iulier geführt hatte...
    Am Nachmittag folgten dann unzählige längere Gespräche. Gleich fünf Händler belangerten den Duumvir und wollten gleich dem Schmuckhändler Titus Lavenius ihre Handelslizenzen wieder erlangen. Bereits auf den ersten Blick ließ sich jedoch sagen, dass maximal in einem Fall wirklich ein berechtigter Anspruch darauf bestand. Dives leitete das gesamte Rudel weiter zum Aedilis Mercatuum, der sich schließlich ebenso darum kümmern könnte. Das hieß: Genaugenommen wurden nur vier der Leute an den Aedil verwiesen. Der fünfte verlor sich irgendwann in wüsten Drohungen und Beschimpfungen und wurde schlicht des Curiengebäudes verwiesen. Unterm Strich war der Iulier froh, als er sich am späten Nachmittag zu einem Außentermin - dem letzten Termin des Tages - aufmachte. Die Besprechng mit dem Hafenverwalter Sulpicius Cornuntus war schnell hinter sich gebracht und beschwingten Schrittes machte sich der Duumvir sodann auf zur Taverne, in der er sich mit Caelius Caldus verabredet hatte. Er war ein wenig früher dran, als erwartet, ebenweil Cornuntus und er sich nicht sonderlich viel Neues zu berichten hatten. Da dies kein Amtstermin war, entließ er seine Liktoren für die nächsten dreieinhalb horae und betrat mit einem erleichterten Lächeln nach diesem anstrengenden Arbeitstag die bereits gut gefüllte Taberna.


    Während er sich dann den Weg zu einem noch freien Tisch bahnen wollte, passierte es: Ein Ellbogen oder vielleicht auch eine Faust traf den Iulier in die rechte Seite, knapp unter den untersten Rippenbogen. Noch ehe der gesamte Schmerz in seinem Kopf angekommen war, folgte ein Tritt in seine Kniekehlen und Dives ging mit einem etwas ungläubigen Blick zu Boden. Sogleich spürte er ungeheure Schmerzen auch in seiner Magengegend und ihm wurde unglaublich schlecht. Er zog auf der linken Seite liegend die Beine an seinen Körper und versteckte sein Gesicht unter seinen Händen und Armen. Dennoch fühlte er weitere dumpfe Tritte und Schläge und dachte ein letztes Mal an Serapio, bevor er hörte, wie ein Tonkrug direkt an seinem Ohr zersprang. Auf das helle Klirren folgte tiefe Dunkelheit.


    Nur ganz allmählich öffnete Dives die Augen wieder und blickte in ein Meer aus nebligen Grautönen. Er stützte sich auf seinen Händen ab, richtete seinen Oberkörper auf und sah sich um. Ihn umgab eine felsige Landschaft, vielleicht eine Höhle, mit diversen fertigen und unfertigen natürlichen Steinsäulen. Einige standen auf dem Boden und rangten in die Höhe; andere hingen von oben herab, vermochten den Boden allerdings nicht zu erreichen. Dann vernahm Dives unangenehm hohe Stimmen... und sah daraufhin mehrere große Schatten an einer der Wände, ohne jedoch ausmachen zu können, wer oder was diese Schatten warf. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und er beschloss einfach nur die Augen zu schließen und noch ein letztes, allerletztes Mal an Serapio zu denken. Eine kalte Träne lief ihm über die Wange als er merkte, wie zwei Hände seinen rechten und zwei Hände seinen linken Arm nahe der Schulter packten und ihn empor hoben. 'Faustus.', war sein letzter Gedanke.


    Dann blendete ihn ein helles Licht, das sich langsam immer weiter entfernte und immer dunkler und kleiner wurde. In gleichem Maße waren da plötzlich wieder diese unfassbaren Schmerzen in seinen Gliedern, seinem Bauch, ihm war schlecht und sein Schädel fühlte sich an, als würde er bereits im nächsten Augenblick platzen. Er hörte, wie eine ihm bekannte Stimme zu ihm sprach...


    | Caius Caelius Caldus
    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE


    Der Caelier erschien genau zur verabredeten Zeit an der Taverne und ihn beschlich ein äußerst ungutes Gefühl, als er plötzlich etwa ein Dutzend kräftige Männer sah, wie sie das Lokal beinahe fluchtartig verließen. Er beschleunigte seinen Schritt. War der Wirt hier gerade Opfer eines Raubzuges geworden? - Hoffentlich nicht, denn dann würden Dives und er heute abend wohl sicherlich kaum irgendwie auf Beziehungsthemen zu sprechen kommen. Doch der Schock stand Caldus erst noch bevor - als er den Iulier reglos auf dem Boden in der Taverne liegen sah. Sofort stürzte er dorthin.
    "Dives? Dives?! He, Dives!", versuchte er ihn anzusprechen und lächelte erleichtert als er das Zucken der Augenlider bemerkte. Nach und nach krochen die allesamt unverletzten Angestellten der Taberna aus ihren Verstecken hervor, versuchten dem Verletzten zu helfen oder Hilfe zu holen. Ein Bote machte sich auf den Weg zur Villa Iuliana, während ein anderer den Duumvir Cassius Hemina Minor aufsuchte. An diesem Abend würde die Nachricht sicherlich noch nicht die große Runde durch die Civitas machen. Am morgigen Tag jedoch würde es wohl DAS Tagesgespräch sein...


    "[SIZE=7]Serapio..?[/SIZE]", fragte Dives beinahe tonlos. Er erkannte die leicht über ihn gebeugte Person mit seinem verschwommenem Blick nicht wirklich. Dann lehnte sich der fremde Körper in eine andere Richtung und rief etwas. Der Duumvir hörte es nur dumpf und entfernt, während er zwei kleine geflügelte Kinder durch die Decke des Raumes entschwinden sah. Hatten die ihn aus der Höhle geholt? Die sahen fast aus wie Amoretten... Mit einem kaum sichtbaren Ansatz eines Lächelns schlossen sich die Augen des Iuliers wieder für eine längere Zeit...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Nach kurzem Fußmarsch erreichten die fünf Probati einschließlich Titus eine Taberna. Auf der Tafel davor stand der Name Granum et Vennuncula und Titus beschloss dass sie hier ihre erste Station einlegen sollten. Bisher hatte alles wunderbar geklappt und nun war es an der Zeit den Wein fließen zu lassen. Vor der Porta meinte Titus:


    "So Kameraden. Eines vorneweg: Ich habe das ganze Risiko nicht auf mich genommen um jetzt trübsinnig in der Taberna zu hocken und gerademal einen Vinum zu trinken. Wer weiß wann wir das nächste mal hier wieder herkommen. Also gilt heute das Motto Weib und Vinum bis zum Umfallen. Wer hier ist um Trübsinn zu blasen, der kann gleich wieder umkehren. In Ordnung?"


    Eigentlich war dies eine rhetorische Frage, denn Titus ging nicht davon aus, dass jemand der bis hierher mitgekommen war all dies auf sich genommen hatte und das Risiko einging entdeckt zu werden nur ein oder zwei Vinum zu sich nahm. Darum stemmte er schon gleich danach die Porta auf und trat als erster ein. Zielstrebig begab er sich zu einem freien Tisch und schloss dabei gleich eine Kellnerin in seine Arme die gerade nicht all zu viel zu tun hatte. Mit einem netten Lächeln meinte er:


    "Hallo du Schönheit, eine Karaffe Vinum für mich und meine Freunde bitte."


    Die Kellnerin, welche diese Art und Weise durch die Militärs wohl schon gewohnt war lächelte zurück und begab sich auf den Weg. Schon bald kam sie mit dem Vinum und einigen Bechern zurück. Titus schenkte jedem der Fünf auf und prostete ihnen zu:


    "Auf uns, der Elite der Elite. Wir sind Marineinfanterie, besser als einfache Legionäre."


    äffte er ihren Ausbilder Palmidis nach bevor er den Becher in die Mitte zum anstoßen gab. Er endete seinen Prost mit etwas ernsteren Worten:


    "Auf uns, dass wir uns auch in 20 Jahren noch alle zuprosten können und nicht irgendwo in einem entfernten Winkel des Imperiums unsere Gebeine zu staub verfallen. Auf eine unvergessliche Nacht."

  • Der Vinum floss in Strömen. Lange hatte es sich Titus nicht mehr so gut gehen lassen. Er würde vermutlich seinen ganzen Sold heute hier auf den Putz hauen, doch das war ihm zur Zeit egal. Er wollte Spaß haben, sich amüsieren und einfach nur eine sagenhafte Nacht erleben.


    Mittlerweile stieg Titus der Vinum schon ein wenig zu Kopf. Der billige Fusel entfaltete langsam aber sicher seine Wirkung. Dennoch war nie genug. Lauthals brüllte Titus durch die Taberna:


    "Vinum! Wir brauchen Vinum!!!!!"


    Demonstrativ hielt er die Karaffe die eigentlich mit dem heute so wichtigen Nass gefüllt sein sollte verkehrt herum über den Tisch. Einige wenige Tropfen fielen dabei auf die Bretter welche zu einem Tisch vernagelt waren.


    Nachdem der Wirt mit einem Nicken bestätigt hatte, dass er ja verstanden hatte und gleich Nachschub kommen würde schnappte sich Titus etwas von dem Essen welches mittlerweile ebenfalls auf dem Tisch stand und schlang dieses schon beinahe wie ein Schwein in sich hinein. Seine Kameraden taten es ihm gleich. Das einzige was jetzt noch zum perfekten Glück fehlte war eine Frau, dachte sich Titus.....

  • Je näher sie der Taberna kamen, desto gelöster konnte auch Coriolanus sein. Mit bester Laune und breitem grinsen stolzierten sie hinein und hatten schon den ersten Wein im Rachen, noch ehe sie sich überhaupt hingesetzt hatten. Fast in einem Zug tranken die Rekruten ihren ersten Becher weg, so groß war der Durst gepaart mit dem Gefühl der Freiheit. Da konnte man in seinem Rausch auch schon einmal etwas spendabel werden. "Die nächste Runde geht auf mich!!!", rief Coriolan dann auch munter und erfreute sich dem Schulterklopfen seiner Kameraden. Viel hatte er ja bisher noch nicht ausgeben müssen in seiner Zeit bei der Classis, also hatte er genug auf der hohen Kante, um mal was springen zu lassen.


    Nach einer Weile stolzierte doch tatsächlich auch die ein oder andere Frau durch die Taberna, allerdings war bei deren Auftreten möglicherweise nicht unbedingt klar, ob diese nicht ein paar Sesterzen für ihre Dienste haben wollten. Als eine überaus hübsche Brünette an ihnen vorbeiging, stieß er nur Titus an und sprach: "Na, wär die nicht was für dich? Ich bin mir aber nicht sicher, ob du dafür bezahlen musst." Ein lautes Lachen ging über seine Lippen. Aber man konnte sein Geld auch wahrlich schlechter anlegen. Wieder setzte Coriolan zu einem erneuten großen Schluck Wein an und so lange wie er jetzt schon nichts mehr getrunken hatte, setzte die Benebelung schon deutlich früher ein. Hoffentlich würde er es am Ende noch aufrecht in die Kaserne zurückschaffen...

  • Im hinteren Teil des Gastraumes ging es ruhiger zu. Hier wurden Geschäfte gemacht. Nicht die Geschäfte, die man am Tage macht. Schmuggelware, Bestechungen und Glücksspiel. Mir war das egal, so lange die öffentliche Ruhe nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Außerdem waren das hier nur kleine Fische, es lohnte nicht. Sie besserten mit dem Geld ihre miserablen Einkünfte auf. Sollten sich andere damit befassen, die classis ging das nichts an. Ich saß bei meinem Wein, Brot, Käse und Oliven. Die herein kommenden Legionäre traten bei mir erst auf den Plan , als einer anfing herum zu protzen. Ok, sie mussten sich Luft machen. Ging es so und ohne Prügelei, war das in Ordnung. Der Spruch des Anführers der Truppe kam mir sehr bekannt vor und machte mich hellhörig. Ich nahm sie genauer unter die Lupe. Sieh einer an. Keine Legionäre, allesamt Probati aus der Vexillatio. Das war kein regulärer Ausgang. Gleich einzugreifen wäre zu früh. Sie sollten ihren Spaß haben und dann hatte ich meinen Spaß mit ihnen.
    Als stiller Beobachter gönnte ich mir das Schauspiel. Ich winkte die Bedienung ran und sagte ihr sie soll den Tisch mit den jungen Nautae ständig mit Nachschub versorgen und gab ihr ein paar Sesterzen. Die reichten um 20 Mann mit billigem Fusel für den Abend abzufüllen.
    Langsam ging ich zum Tisch der Probati. Sogar Coriolanus war dabei. Ihn hatte ich nicht bei der Truppe erwartet. was Freunde alles zustande brachten.
    " Salve, ich sehe die Elite der Probati ist hier versammelt." ruhig schenkte ich mir aus der vollen Kanne ein. " Eure Becher her. Es ist genug Wein da. Auf die classis." Ich prostete allen zu und schenkte ihnen ein.

  • Titus war mittlerweile schon recht gut gelaunt und auch sein sonst eher reservierte Kamerad Coriolanus schien den nicht ganz regulären Ausgang richtig zu genießen und auch er schmiss eine Runde. Titus umklammerte seinen Kameraden Coriolanus:


    "Hör mal Coriolan, du bist in Ordnung. Wirklich, du bist ein feiner Kerl. Ich hoffe unsere Wege verlaufen noch lange zusammen."


    Einen Schluck Vinum und weiter:


    "Wenn ich ein Grieche wäre, dann könnte ich mit dir sogar etwas anzufangen wissen."


    Titus lachte laut auf, genauso wie die anderen am Tisch. Als ihm Coriolanus eine wirklich mehr als nur hübsche Brünette deutete, da war der "Jagdinstinkt" in Titus geweckt. Er rückte seine Kleidung etwas zurecht und wartete ab, dass sie am Tisch vorbeikam. Trunken vor Vinum und Verlangen hauchte er ihr entgegen:


    "Salve, was muss ein armer Tiro der Classis Misenensis tun, damit er von einer von den Göttern geschickten Schönheit wie dir beachtet wird?"


    dabei setzte Titus seinen bemitleidenswertesten Blick auf. Bevor aber die Brünette antworten konnte gesellte sich doch tatsächlich jemand an den Tisch heran. Da Titus nun mit dem Rücken zu den anderen stand konnte er zunächst nicht erkennen um wen es sich handelte. Er fühlte sich allerdings gestört und drehte sich wütend um:


    "Siehst du nicht verdammt noch mal dass....."


    Ach du Schande, Titus verschlug es auf einem Mal die Sprache und er räusperte sich kurz:


    "Ähhhmm, ich meine: Salve Centurio."


    Zackig salutierte er, während er sich innerlich dacht *AUWEI*


    Als der Centurio dann aufschenkte konnte und einige Worte an sie richtete war Titus ziemlich mulmig in der Magengegend. Warum hatte sie die Torwache nicht gewarnt? Mehr schlecht als recht trank Titus den Becher mit Wein, welcher vom Centurio kam in einem Zug aus und setzte dann ein gequältes Grinsen aus. Nachdem aber auch ansonsten niemand etwa sagte versuchte sich Titus:


    "Schöne Taberna, nicht wahr Centurio. Was verschlägt dich denn hierher? Wein oder Weib?"


    Titus lachte kurz......

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