Casa Quintilia (alt)

  • Eingerahmt von ihren, für eine Römerin unnatürlichen blonden Haaren, färbte sich Valentinas Gesicht langsam dunkelrot. Hörte Valerian ihr überhaupt zu? Sie wollte keine Sklavin! Und dann wollte er ihr auch noch sein Geld schicken! Als wäre sie hilfsbedürftig. Und dann kam auch noch Loki und hielt ihr einen Vortrag und beleidigte sie in ihren Augen damit, dass er sie mit der breiten Masse der Römer verglich. Als beide geendet hatten, hatte Valentinas Gesicht eine gefährlich dunkle Farbe angenommen und sie schnaubte wie ein wildes Pferd.


    "Sagt mal hört ihr mir überhaupt zu? Ich will niemanden, der für Geld für mich arbeitet! So jemanden habe ich. Der alte Diener der dieses Haus betreut hat und eine Mutter, die ein paar Mal die Woche hier vorbeischaut. Sie bezahle ich schon dafür, dass sie mir beim Arbeiten hift." Wütend sah sie die beiden Männer an. "Gut, dann geht doch und kauft mir eine Sklavin oder was immer ihr wollt. Mauert am besten die Casa ein, damit ich nicht mehr hinaus gehen kann. Aber vergesst nicht! Auch du nicht werter Bruder. Ich war in Rom vollkommen alleine. Nur eine alte Dienerin, die mich ständig in meine Schranken gewiesen hat. Wer hat den da auf das Haus geachtet? Und nun bin ich hier und alles was ihr mir sagt ist, dass ich jemanden bezahlen soll, damit er bei bleibt. Wisst ihr wie das klingt? Zu einer Lupa geht man auch und bezahlt sie."


    Jetzt find Valentina an zu weinen. "Ist euch auch in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht jemand wollte, der bei mir ist, weil er es möchte? Einen Freund?" Mit tränennassen Augen wandte sie den Kopf zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Jetzt war es raus, dass sie sich vollkommen einsam fühlte.

  • Valerian seufzte innerlich. Schon als das Gesicht seiner Schwester sich immer mehr rötete, wußte er, was folgen mußte. Sie war wieder einmal schrecklich uneinsichtig. Verstand sie denn nicht, daß sie nur Schutz und Hilfe für sie wollten?


    "Doch, ich habe Dir zugehört. Und ich verstehe Dich auch. Bis zu einem gewissen Punkt zumindest. Ach, Valentina!" Als sie begann zu weinen, stand er auf, um sie fest in die Arme zu nehmen. "Freundschaften brauchen Zeit, verstehst Du? Vor allem, wenn man auch noch ihren Schutz und ihre Hilfe benötigt. Was tust Du, bis Du Freundschaften geschlossen hast? Es wäre mir ja auch lieber, wenn ich hier bei Dir wohnen könnte, doch das ist nicht möglich. Als Soldat bin ich verpflichtet, immer verfügbar zu sein, verstehst Du? Aber wenn ich nicht bei Dir sein kann, dann möchte ich Dich doch wenigstens in Sicherheit wissen. Und wissen, daß es Dir gut geht. Dieses große Haus... das kannst Du doch allein kaum schaffen. Und... immer allein sein, ist doch auch nicht gut." Eine Sklavin konnte auch zur Freundin werden. Warum denn auch nicht?


    Schließlich war es keineswegs immer so, wie Lando sagte, daß Römer ihre Sklaven schlecht behandelten und nicht als Famiienmitglied ansahen. Ganz im Gegenteil. In den normalen Familien war das nicht anders als er es für die Germanen beschrieben hatte. Nur wo viele Sklaven eingesetzt wurden und der einzelne als Person nicht mehr zählte, beispielsweise in den riesigen Haushalten und vor allem auf großen Landgütern oder gar in Minen, das waren Höllen für die Unfreien.


    "Niemand will Dich einsperren, Schwesterchen. Glücklich sollst Du sein. Und sicher." Seine Stimme sollte beruhigend klingen, doch viel mehr klang sie besorgt. Wie sollte er seiner Schwester helfen, wenn sie weder eine Sklavin noch Geld annehmen wollte?

  • Die markerschütternde Erkenntnis über die Einsamkeit der Quintilierin ging auch an Loki, der sich oft bravourös darin bewies ein Mensch zu sein der Einfühlsamkeit für ein Buch mit siebzig Siegeln hielt, nicht spurlos vorbei. Allerdings war der Gefühlsausbruch für ihn ein wenig zu viel, und so nahm er sich vor sich dem Wasser in seinem Becher zu widmen und eigene Gedanken anzustellen. Gut, einfach war diese Frau gewiss nicht, das war klar, aber dennoch... sie hatte was.


    Als Valerian sich um seine Schwester kümmerte warf Loki innerlich eine Münze, und entschied sich dann doch zu bleiben. Immerhin hatte er diese Reaktion, mit welchem Satz auch immer, mit ausgelöst.
    Allerdings fehlten ihm momentan die Worte, und so beließ er es einfach dabei die Risse im Putz der Terrasse zu zählen.

  • Schniefend nahm sie Valerians Umarmung an und drückte ihr Gesicht gegen seine Schulter. Wortlos hörte sie dessen Worte und nickte schlussendlich. Vermutlich hatte es keinen Sinn sich mit ihm weiter zu streiten. Außerdem wollte Valentina das gar nicht, denn er war ihr einziger Verwandter den sie noch hatte. "Du hast ja recht." Gab sie kleinlaut zu und löste sich wieder von ihm. Etwas verlegen sah sie zu Lando. Es war ihr peinlich vor ihm zu weinen und sie wünschte sich es nicht getan zu haben.


    Mit den Fingern wischte sie sich vorsichtig über die Augen und lächelte tapfer. "Es war sicherlich ein langer Tag für euch beide und es ist auch schon spät. Ich möchte nicht, dass du morgen nicht aus dem Bett kommst." Sie sah Valerian an und dann Lando. "Und auf euch warten sicherlich auch noch eine Menge Arbeiten."
    Valentina begleitete die beiden Männer zur Türe. "Es war schön euch zu sehen und ich würde mich über einen baldigen neuen Besuch sehr freuen."

  • Als Valentina sich aus seiner Umarmung löste und endlich zugab, daß er recht hatte, atmete er erleichtert auf. "Wir... wir werden so bald wie möglich zusammen losgehen und jemanden suchen, ja? Wir finden bestimmt jemanden, der gerne bei Dir leben möchte." Seine Schwester war eine liebenswerte Person, die sicherlich niemandem das Leben schwer machte. Daher sollte es nicht allzu schwer sein, so jemanden zu finden.


    Langsam schritten sie gemeinsam zur Tür und Valerian drückte seine Schwester zum Abschied nochmal an sich. "Ich werde sehen, daß ich möglichst bald wieder herkommen kann. Wenn mein Centurio hört, worum es geht, erlaubt er es gewiß. Oder... Lando, - Vielleicht, ich meine", er druckste ein wenig herum, "Du bist doch hier ortskundig, kennst die Händler, weißt wer zuverlässig ist. Ist es zuviel verlangt, wenn ich Dich bitte, vielleicht auch einmal mit ihr nach einer Hilfe für sie suchen zu gehen? Du würdest uns damit sehr helfen." Er blickte den Germanen bittend an. Immerhin waren sie über Umwege miteinander verwandt, Valerians Onkel war mit einer Duccia verheiratet gewesen, sonst hätte er eine solche Bitte niemals ausgesprochen.

  • So herauskomplimentiert zu werden passierte Loki zum ersten Mal, letztendlich hätte er doch gehen sollen als Valentina sich vergaß. Nun war es halt so weit, und Loki fand sich mit einer offenen Türe konfrontiert. Wäre das nicht so schnell gegangen, hätte er wahrscheinlich geschmunzelt.


    Die Frage von Valerian brachte ihn ins Grübeln, natürlich konnte er das, aber es war eine Frage wenn Valentina jemanden wollte der bei ihr blieb ohne dass sie ihn bezahlte. Schien ein wenig... seltsam. Aber nicht unlösbar.


    "Natürlich, das sollte kein Problem sein.", log er. Allerdings war die Gelegenheit Valentina wieder zu sehen auch zu verlockend, "Ich werde dann einfach noch einmal vorbeikommen, sollte ich Zeit dafür haben. Da fällt uns schon was ein. Also dann, vale bene!", mit diesen Worten verabschiedete Loki sich wieder und verschwand auf ein neues im Getümmel der Stadt.

  • "Das ist wirklich sehr freundlich von Dir, Lando. Vielen Dank", lächelte Valerian dankbar und nickte dem Duccier zum Abschied nochmal zu. "Vale."


    Dann umarmte er zum Abschied nochmal seine Schwester. "Zögere nicht, mir eine Nachricht zukommen zu lassen, solltest Du je irgendwelche Schwierigkeiten haben, ja? Ich bin in der II. Kohorte, IV. Centurie. Bei Centurio Artorius. Wenn man Dich nicht zu mir läßt, verlangst Du einfach ihn zu sprechen. Aber nur wenn es wirklich wichtig ist, - in Notfällen." Daß sie hier so ganz allein war, machte ihm wirklich Sorgen. "Ich hole Dich zum Fest ab. Mach's gut bis dahin, Schwesterchen." Er drückte sie nochmal an sich, dann verabschiedete er sich. "Vale." Und machte sich wieder auf den Weg zum Castellum.

  • Die Blumen wuchsen wirklich prächtig hier in ihrem kleinen Beet. Valentina stromerte durch den Innenhof und betrachtete stolz ihr Werk. All das Unkraut hatte sie in mühseliger Arbeit zusammen mit dem alten Hausdiener entfernt. Das war eine Arbeit, die der alte Mann noch tun konnte. Er hatte ihr geholfen so gut er konnte. Jetzt blühten hier wieder Rosen und kein Unkraut. Gerade als sie sich über eine besonders große Blüte beugen wollte, um daran zu riechen, klopfte es an der Türe.


    Valentina erwartete eigentlich keinen Besuch und auch ihr Bruder konnte es nicht sein, denn er hatte in keinem Brief erwähnt, dass er sie besuchen käme. Neugierig aber auch etwas vorsichtig ging die Dame des Hauses also zur Türe und öffnete diese.
    Alle Bedenken waren verflogen als sie einen alten Bekannten davor erkannte. Sofort zauberte sich ein Lächeln auf ihre Züge und sie öffnete die Türe noch ein Stück weiter. "Lando! Welch schöne Überraschung! Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?" Nervös strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und kämpfte gegen das Rot werden an.

  • Als Valentina die Tür öffnete schmunzelte Loki verschmitzt, und hielt ihr die Zügel des einen Pferdes entgegen.


    "Valentina. Kannst du reiten?"


    Dieser Überfall war eher spontan als geplant, doch hatte Loki sich schnell Starnji geschnappt, da diese auch mit unerfahrenen Reitern sicher durch die Lande kam. Das braune Tier sah die Römerin mit großen Augen an, als würde es auf irgendeine Reaktion warten...

  • Verdattert sah Valentina von Lando zu dem Pferd und wieder zurück. Meinte er das im Ernst? Er lachte nicht also war das wirklich kein Schwerz. Neugierig kam sie heraus und zog die Türe der Casa hinter sich ins Schloss. Freundlich strich sie dem Pferd übers Gesicht. Als Kind hatte Valerian mal ein Pferd gehabt. Darauf durfte sie auch ab und zu mal reiten.


    Auch wenn sie vor Angst gestorben wäre, Valentina war viel zu neugierig was Lando mit ihr vorhatte. So griff sie beherzt in den Sattel und zog sich daran hoch. Stolz auf sich selber lachte sie zu ihrer Begleitung. "Na, was sagst du nun?"

  • "Nichts", schmunzelte Loki sie breit an. Es schien ihr keine Probleme zu bereiten sich im Sattel zu halten, was ein gutes Zeichen war. Während er sich selbst locker, und dieses Mal ohne rumzuposen, in den Sattel zog, dachte er schon an die nächste Etappe, die es zu meistern galt.


    "Da du dich ja schon wahrlich gut im Sattel halten kannst, hast du doch sicherlich nichts gegen einen kleinen Ausritt, oder?". dass er gewisse Dinge in seiner Satteltasche dabei hatte musste er ja nicht erwähnen, das würde sie schon schnell genug herausfinden.

  • "So, da wären wir!" Schwungvoll öffnete Valentina die Türen zu ihrer Casa und führte Bashir in den Eingangsbereich. Dort deutete sie auf einen Stuhl. "Du kannst dich setzen, wenn du möchtest. Später werde ich mir dein Bein einmal ansehen, ja? Mein Bruder hatte auch öfter Verletzungen, die ich dann behandeln musste. Ansonsten werden wir schon ärtzliche Versorgung für dich auftreiben." Sie lächelte ihn freundlich an und hängte ihren Umhang an einen Hacken. Dann trat sie ans Feuer und sah zu, dass es wieder etwas höher brannte.
    Erst dann drehte sie sich wieder zu Bashir um und begann dann damit was ihr schon die ganze Zeit auf dem Herzen lag.
    "Hör zu Bashir. Ich bin mit Sicherheit keine gute Herrin. Du bist mein erster... Bediensteter, den ich auf dem Markt gekauft habe. Es tut mir leid so grob zu dir gewesen zu sein. Aber ich durfte vor dem Händler keine Schwäche zeigen. Du bist viel mehr wert als das Geld was ich für dich bezahlt habe. Ein Menschenleben ist unbezahlbar." Sie lächelte wieder scheu. "Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich viel mehr für dich bezahlt, aber ich habe nicht besonders viel Geld. Es reicht gerade so." Sie seuftzte und kam dann wieder etwas näher.
    "Eigentlich habe ich keine Ansprüche an dich. Du bist hier, weil du auf mich aufpassen musst. Mein Bruder und ein sehr guter Bekannter sind der Meinung, dass ich hier nicht länger alleine wohnen sollte. Deswegen bist du jetzt hier. Du sollst acht geben, dass mich keiner stiehlt." Sie lachte kurz und hoffte die Situation so etwas aufzulockern.
    "Du musst mich niemals mit Herrin ansprechen, hörst du? Ich bin für dich Valentina. Lass uns Freunde sein, ja? Gut, ich habe dich mit Geld gekauft, aber ich möchte, dass du dich hier wohl fühlst. Du wirst sozusagen für mich arbeiten, bekommst dein eigenes Geld und kannst damit tun und lassen was du möchtest." Das hatte sie von Lando gelernt und wollte es gleich in die Tat umsetzen. "Was hältst du davon?" Hoffend, dass er damit einverstanden war, sah Valentina ihn unsicher an.

  • Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte Bashir hinter Valentina her und war ganz froh darüber, daß sie ihm keine Fragen stellte, denn das hätte ihn erst einmal hoffnungslos überfordert. Die verschneiten Straßen dieser für ihn fremdartigen Stadt, sahen für ihn alle gleich aus. Der Weg erschien ihm endlos, doch irgendwann erreichten sie dann doch ein Haus, in das Valenina eintrat. Er folgte ihr hinein und als sie ihm den Stuhl anbot, war er sich nicht sicher, ob das wirklich angemessen war, daß er sich hinsetzte. Unsicher blickte er sich um. Im Gegensatz zu ihr behielt er seinen Mantel an. Ihm war kalt. Ihm war immer kalt, seit er seine Heimat verlassen mußte. Solange sie es nicht von ihm verlagten, ihn abzulegen, wollte er ihn anbehalten. Zumindest bis ihm wieder warm war. Etwas, was er im Augenblick für unmöglich hielt.


    Sein schmerzhaft pochendes Bein nahm ihm die Entscheidung ab. Er mußte sich einfach setzen und es endlich entlasten. Und sie hatte es ihm doch angeboten? Da konnte es doch kein schlimmer Fehler sein, wenn er es tat?


    Kaum hatte er sich gesetzt, wandte sie sich ihm wieder zu und überschüttete ihn mit Informationen. Es war sehr viel, was sie ihm sagte. Sie entschuldigte sich für Grobheit, doch wann war sie grob zu ihm gewesen? Oh, sie meinte, daß sein Wert gar nicht so niedrig war. Naja, sie kannte ihn eben noch nicht. Wenig Geld hatte sie... Und... er sollte auf sie aufpassen. Ja, das konnte er, er nickte dazu, doch sie sprach schon weiter, also erwartete sie wohl keine Erwiderung. Valentina sollte er sie nennen. Ein eigenartiger, aber schöner Name. Freunde? Wohl fühlen? Er war ein Sklave... und dann wohl fühlen? Geld sollte er bekommen?


    Was er davon hielt? Er würde gehorchen, was immer sie anordnete. "Ich beschütze Dich gerrne, domina Valentina. Und mache auch sonst alles, was Du mirr auftrrägst. Du brrauchst es nurr zu sagen, ich werrde alles tun." Ganz kurz flackerte sein Blick unsicher zu ihr hoch, dann senkte er ihn sofort wieder. Das war alles unglaublich verwirrend.

  • Seufzend kam Valentina zu ihm, legte ihm beide Hände auf die Schultern und ließ sich dann vor ihm in die Knie sinken, damit sie auf gleicher Augenhöhe war. "Bashir! Nicht Domina Valentina. Nur Valentina, Ja?" Sie lächelte und fuhr sanft fort. "Und hör auf ständig auf den Boden zu sehen. Bin ich denn so schlimm anzusehen?" Sie legte ihm einen Finger unters Kinn und zwang ihn aufzusehen. "Ich kann mir vorstellen was man dir gesagt hatte. Du musst unterwürfig sein und gehorchen. Teilweise stimmt das ja, aber ich möchte niemanden, der ständig nur das tut was ich ihm sage. Ich möchte jemanden, mit dem ich reden kann. Über Dinge dich mich interessieren, über Dinge die dich interssieren. Über deine Heimat möchte ich zum Beispiel alles erfahren." Sie sah ihn immer noch freundlich an. "Und als aller erstes ziehst du jetzt dann dein neues Gewand an, ja? Damit es dich nicht mehr so friert. Möchtest du dein Zimmer sehen?" Sie stand wieder auf und sah ihn abwartend an. "Oder erst später, wenn es deinem Bein besser geht?"

  • Bashir zuckte merklich zusammen, als sie ihm die Hände auf die Schultern legte. Valentina sagen... nicht zu Boden sehen... Sie wollte, daß er sie ansah und so hob er schließlich den Blick und der seine traf sich mit ihrem. "Nein... Du bist sehrr hübsch, domina Valentina... Valentina." Er biß sich auf die Lippen. War das nicht unangemessen, ihr das so einfach zu sagen? Verflixt, das war wirklich nicht ganz so einfach. Selbst wenn man sich wirklich bemühte.


    Ihr freundlicher Blick tat so gut, daß es schon fast weh tat. "Ist wirrklich sonst niemand hier, domi.... Valentina? Ich kann ein bißchen kochen, aber nicht viele Sachen. Ich werrde alles machen, so gut ich kann", versuchte er seine Verlegenheit mit Diensteifrigkeit zu überspielen.


    "Ich ziehe mich gleich um, d... Valentina. Ganz wie Du wünschst." Er war sich nicht sicher, ob man in dem neuen Gewand nicht mehr fror, als in den alten Sachen. Vor allem würde er sich eigentlich lieber erst waschen, denn nach der langen Reise mußte er ja stinken wie ein Iltis. Doch sie hatte nichts davon gesagt. Er stand also auf und humpelte zu dem Paket, in dem sich die Kleidung befand, die sie vorhin für ihn gekauft hatte.


    Das mit dem Zimmer... da wußte er schlicht nicht, was er erwidern sollte. Natürlich hätte er sich am liebsten hingelegt und geschlafen, doch das konnte er unmöglich verlangen. Und Zimmer... sie meinte doch sicher eine Schlafecke. In der Küche vielleicht? Das wäre nicht schlecht. In Küchen war es immer warm.

  • Schmunzelnd wartete sie in der Türe auf Bashir. Irgendwie war er schon niedlich. Sollte es mit Valerian wirklich Ärger wegen dem Geld geben, dann nahm sie den gerne auf sich. Ihr neuer Mitbewohner war es wert. Als sie mit ihm zu seinem Zimmer ging meinte sie traurig. "Nein Bashir. Es wohnt sozusagen niemand mehr hier. Ab und zu kommt eine Frau hier her und hilft mir mit der Hausarbeit. Aber auch nicht sehr oft. Um den Garten kümmert sich ein alter Mann, der früher hier der Hausverwalter war. Aber er ist wirklich schon sehr alt. Er wohnt in einem kleinen Zimmer am Ende dieses Ganges, du wirst ihn kaum sehen." Sie blickte ihn an. "Jetzt verstehst du vielleicht warum mein Bruder wollte, dass ich jemanden habe der auf mich aufpasst. Er selber kann es nicht tun. Er ist Soldat. Aber jetzt habe ich ja dich!"


    Mit einem warmen Lächeln öffnete sie eine Türe, auf der zum Innenhof gewandten Seite, und trat ein. Es war ein geräumiger Raum in dem alles vorhanden war, was man brauchte. "So, das soll von nun an dein Zimmer werden. Das Haus steht leer also können wir uns vollkommen ausbreiten. Du kannst dich hier waschen und dich umziehen." Sie ging zum Fenster, schob die dicken Vorhänge beiseite und deute nach draußen. "Von hier aus hast du einen wunderbaren Ausblick auf den Innenhof. Im Sommer möchte ich dort unten Rosen züchten. Dann wird es bestimmt noch schöner sein." Dann aber hielt sie inne, schloss den Vorhang wieder und meinte entschuldigend. "Aber das wird dich jetzt nicht interessieren." Sie lächelte scheu. Valentina war genauso aufgeregt wie Bashir, denn sie wollte ja keinen schlechten Eindruck hinterlassen. "Dein Zimmer ist direkt über der Küche. Dort ist der Kamin, so hast du es also immer schön warm hier drinnen." Sie sah sich nocheinmal um ob alles in Ordnung war und ging dann wieder zur Türe. "Ruh dich aus Bashir. Leg dich hin, wenn du möchtest. Du bist bestimmt müde." Sie öffnete die Türe trat hinaus und drehte sich dann noch einmal um. "Ich bin froh, dass du jetzt da bist. Und wenn du mich brauchst, ich bin in der Küche um uns etwas zu essen zu machen. Heute sollst du noch nicht kochen müssen." Und mit diesen Worten zog sie die Türe zu um dann tatsächlich in Richtung der Küche zu verschwinden.

  • Mit dem Paket mit der Kleidung unter dem Arm folgte Bashir ihr durch das Haus. Es war nicht riesig, aber doch auch irgendwie zu groß für nur eine Person. Hier war Platz für eine ganze Familie. Eine hübsche junge Frau wie sie war ganz allein? Warum hatte sie keinen Mann? Sie war zwar noch jung, doch in seiner Heimat wäre sie schon lange verheiratet und hätte sicher auch schon Kinder. Lag es daran, daß ihre Eltern offenbar nicht mehr lebten und sie nicht viel Geld hatte? Eine fehlende Mitgift konnte schon ein Hindernis sein, so kannte er es von Zuhause.


    Ihre Familie schien nur aus dem Bruder zu bestehen, den sie nun schon einige Male erwähnt hatte. Ein Soldat. Ob er in Parthien kämpfte? Wie würde er wohl reagieren, wenn er hörte, daß seine Schwester ausgerechnet einen Parther gekauft hatte? Sicher war er nicht begeistert. Als Soldat konnte der Bruder natürlich nicht hier sein und sie beschützen, das war klar. Bashir nickte verstehend, als sie ihn anblickte und mußte sich schwer zusammenreißen, nicht wieder zu Boden zu sehen. "Ich werrde Dich beschützen, ich kann gut kämpfen." Naja, mittelmäßig. Doch für hier würde es sicher reichen. Bestimmt würde kein Elitekämpfer versuchen, Valentina etwas anzutun.


    Nur ein alter Mann wohnte noch hier. Und eine Frau kam hin und wieder, um ihr im Haushalt zu helfen. Ansonsten machte sie alles allein? Sie hatte wirklich dringend jemanden gebraucht, wenn das so war. Na, jetzt hatte sie ja jemanden. Sie war unerwartet freundlich zu ihm, das hatte er nicht erwartet, nachdem sie auf dem Markt so barsch gewesen war. Doch das war sie anscheinend nur wegen des Händlers gewesen und das war bestimmt auch gut so gewesen.


    Als sie in ein geräumiges Zimmer traten und sie erklärte, daß dies sein Zimmer sein sollte, blieb ihm vor Staunen der Mund offen stehen. So ein geräumiges Zimmer hatte er nicht mal zuhause gehabt. Und er war eingerichtet wie für einen geehrten Gast. Ein ausgesprochen bequem ausehendes Schlaflager, mehrere Truhen, ein Tisch und zwei gemütlich wirkende Sessel. Auf einem Waschtisch an einer Wand standen schon ein Krug Wasser, eine Schüssel und auch ein Handtuch bereit. Schwere Vorhänge vor den mit Fensterläden verschließbaren Fenstern verhinderten ein Eindringen der Kälte. Ein so gemütliches Zimmer sollte er bewohnen? Er, ein Sklave? Er war nicht fähig, dazu etwas zu sagen. Sprachlos und mit staunendem Blick versuchte er ihre Worte zu erfassen und darauf zu achten, was sie tat.


    Sie öffnete kurz die Vorhänge und die Läden, um ihm den Ausblick in den verschneiten Innenhof zu zeigen. Er konnte sich im Moment nicht vorstellen, daß hier je Rosen wachsen würden, doch wenn sie es sagte, würde es gewiß so sein.


    "Ja, ich... aber... ich kannn doch auch... Du mußt nicht... Was... ähm.... Danke!" Doch die Tür war schon zu und er allein. Das Paket mit der Kleidung ließ er nun einfach auf den Tisch fallen und blickte sich nochmals in dem Raum um. Es war unglaublich! Das mußte er erst einmal begreifen, was hier mit ihm geschah.


    Zögernd begann er, die alte Kleidung auzuziehen. Nicht nur, daß sie vor Dreck starrte, sondern sie war auch teilweise beschädigt und schon unzählige Male geflickt. Vor allen Dingen stank sie und Bashir war froh, sie erstmal vom Leib zu bekommen, obwohl er natürlich gleich wieder fror, als er unbekleidet dastand. Doch da mußte er jetzt durch. Er wollte sich unbedingt waschen, denn er mochte sich selbst schon nicht mehr riechen.


    Neben der Waschschüssel stand ein Tiegel mit einer breiigen Masse, die ihm unbekannt war. Da sie hier stand, war sie wohl für die Reinigung gedacht. Eine Art Öl zum einreiben? Aber wo war dann der Schaber? Er sah keinen. Ach, das würde er schon runterkriegen. Erstmal an einer kleinen Stelle versuchen. Bashir versuchte es an seiner Hand. Trug ein wenig von der schmierigen Masse auf. Doch das fühlte sich irgendwie eigenartig an. Es roch zwar gut, doch es war so ein komischer Film auf der Haut, gar nicht wie Öl. Hoffentlich ließ es sich wieder abwaschen. Aus dem Krug goß er etwas Wasser über die Hand und versuchte, das Zeug abzureiben. Und hielt staunend inne. Das war ja eigenartig. Schaum! Und der verteilte sich noch weiter. Mit mehr Wasser wurden die Blasen erst immer größer, dann konnte man es aber gut abwaschen. Und... die Hand war sauber! Und wie sauber! Er schnupperte an seiner Hand und lächelte überrascht. Ja, so wollte er überall riechen! Von Kopf bis Fuß wusch er sich mit dieser Masse. Auch die Haare, die davon eigenartig seidig und leicht wurden. Was für ein gutes Gefühl!


    Nachdem er sich gründlich abgetrocknet hatte, zog er die neue Kleidung an. Er fühlte sich gleich wie ein anderer Mensch! Hinlegen kam natürlich für ihn nicht in Frage. Zwar war er sehr müde, aber er konnte doch nicht zulassen, daß Valentina allein in der Küche für sie beide werkelte. Schlafen konnte er später immer noch. Doch mit seinem Bein mußte er etwas tun. Es fühlte sich heiß an und pochte mit meiner Hartnäckigkeit, die wirklich lästig war. Die dicke, knotige Narbe war tiefrot und es tat weh, wenn er sie berührte. Seufzend wickelte er sich das ohnehin feuchte Handtuch um das Knie. Die Kühlung brachte auch sofort eine gewisse Linderung.


    Aufatmend packte Bashir seine schmutzige Kleidung zusammen. Bestimmt gab es einen Ort, wo er sie hinlegen konnte, bis er Zeit und Gelegenheit fand, sie zu waschen. Vielleicht wurde die mit diesem Zeug ja auch nochmal richtig sauber?


    So bepackt verließ er das Zimmer, allerdings nicht ohne nochmal einen ungläubigen Blick in den Raum zu werfen. Hier sollte er wohnen! Unglaublich! Dann machte er sich auf die Suche nach der Küche.


    Und die war nach der Beschreibung von Valentina nicht schwer zu finden. "Domina, wo soll ich die schmutzigen Sachen hinlegen? Wo wirrd gewaschen? Darrf ich das Waschen auf morrgen verrschieben?", fragte er ein wenig befangen und merkte gar nicht, daß ihm das böse Wort wieder herausgerutscht war.

  • Vor sich hinsummend stand Valentina in der Küche und war fleißig am werkeln. Trotz der Kälte, die draußen herrschte, hatte es hier drinnen eine angenehme bis unangenehme Wärme. So war es auch nicht verwunderlich, dass Valentina ihre Haare hochgesteckt hatte und die Ärmel ihres Kleides hochgekrämpelt. Feste rührte sie gerade in einem Suppentopf und der Geruch von gebratenem Hühnchen zog durch die Küche.
    Als sie eine Stimme hinter sich hörte drehte sie sich um und sah Bashir an. Staunend hielt sie inne. Ihr neuer Mitbewohner sah sauber und in neuen Klamotten wirklich nicht schlecht aus. Wirklich nicht schlecht... Als ihr bewusst wurde, was sie da dachte und das sie ihn anstarrte, drehte sie verlegen den Kopf weg und räusperte sich.


    "Bashir? Du hier? Ich dachte du legst dich etwas hin." Es war kein Vorwurf, sondern ehrlich gemeint. Sie hatte vorhin doch gesehen, wie müde er war. "Deine Wäsche? Ähm, ja... gute Frage." Sie sah sich um. Hier in der Küche war sie nicht gut zu gebrauchen. "Leg sie doch draußen auf den Gang, dann sammeln wir morgen alles zusammen und gehen zusammen zum Waschen. Ich hab auch schon wieder einen ganzen Berg Wäsche."
    Dann sah sie an ihm herab und erkannte sein dickes Knie. Im ersten Moment erschrak Valentina heftig, denn sie dachte es wäre so dick angeschwollen, doch dann glaubte sie zu erkennen, dass er es mit irgendwas umwickelt hatte.
    "Du setzt dich jetzt da hin, damit ich mir mal dein Knie ansehen kann." Sie deutete auf einen Stuhl und sah dann nocheinmal in den Suppentopf. Es würde noch ein bisschen dauern und diese Zeit konnte sie nutzen.
    Als Bashir wie zu erwartend ihrem Wunsch nachgekommen war, kniete sie sich vor ihm nieder und wollte schon sein Hosenbein hochschieben als ihr gerade im letzten Moment klar wurde, dass es sich hier nicht um ihren Bruder handelte, bei dem das ja egal war. "Darf ich?"
    Nach seiner Zustimmung schob Valentina vorsichtig den Stoff hoch und runzelte die Stirn. "Hm...."

  • Wie das duftete! Bashir lief das Wasser im Munde zusammen. Seit Ewigkeiten hatte er kaum etwas anderes als Getreidebrei bekommen. Und heute war das Frühstück schon echt lange her. Sein Magen knurrte unwillkürlich und er lächelte etwas verlegen, da er fürchtete, sie hätte es gehört.


    "Ich kann in derr Nacht schlafen", sagte er auf ihre Frage hin. "Ich... kann doch nicht ausruhen, wenn Du hierr arrbeitest." Immerhin hatte sie ihn doch gekauft, damit er die Arbeit machte.


    Die befürchtete Schimpfe wegen der "domina"-Ansprache blieb aus und so atmete er erleichtert auf. Seine Wäsche legte er in den Gang, wie sie angeordnet hatte. Morgen also würden sie gemeinsam waschen gehen. Das würde bestimmt eine mächtig eisige Angelegenheit. Doch mit der Aussicht, an einen so herrlich warmen Ort wie diese Küche zurückzukehren, war das bestimmt auszuhalten. Es war wirklich wunderbar warm hier. Er hätte ja nie gedacht, daß ihm überhaupt je wieder warm sein würde. Doch im Moment war ihm zum ersten mal seit langem gar nicht kalt.


    Gehorsam setzte er sich auf den Stuhl und stimmte auch zu, als sie fragte, ob sie das Hosenbein hochschieben dürfte. Was für eine Frage. Er gehörte ihr. Da durfte sie mit ihm machen, was sie wollte. Daß sie sich trotzdem danach erkundigte, ob es ihm recht war, offenbarte sie als außergewöhnlich feinfühlige und rücksichtsvolle Frau.


    "Es ist schlecht verheilt. Diese Knoten... die sind irrgendwie falsch. Es zieht, wenn ich zuviel laufe." Und in den letzten Tagen war er sehr viel gelaufen. "Das nasse Tuch tut gut." Was kein Wunder war, so rot und heiß wie das Knie war.


    "Morrgen ist es bestimmt besserr. - Bist Du eine Heilerrin?" Viele Frauen kannten sich in der Heilkunst aus. In seinem Land zumindest. Vielleicht war das hier ja genauso.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!