Eine Reise ins Herz Midgards

  • "Twabadwa..." keuchte Witjon, als Loki diese Möglichkeit vorschlug. Die nächsten Ereignisse überschlugen sich. Sein Vetter fiel wieder in Ohnmacht und die Herausforderung wurde angenommen...von dem Jungen, der Lando verwundet hatte! Sax und Schild waren die erlaubten Mittel des Kampfes und so ließ Witjon sich seinen Schild von Leif reichen.


    "So sei es..." erwiderte Witjon dem Gegner düster, als ein breiter Streifen zwischen den Parteien freigemacht wurde, auf dem gefochten werden sollte. Witjons Herz schlug ihm bis zum Hals und die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Doch mit einem Mal war das nichts mehr. Er stand nun diesem Alan gegenüber und sah nur noch ihn. Er rief sich die wichtigsten Ratschläge seines nubischen Freundes ins Gedächtnis und versuchte seinen Gegner einzuschätzen.
    Loki hatte ihm wohl ordentlich eine verpasst, denn so richtig sicher stand der Blonde Kämpfer nicht, was Witjon mit Freude registrierte. Vielleicht würde er stolpern und der Kampf fände ein jähes Ende. Aber solche Träumereien gab der junge Ubier sich nicht weiter hin. Er wog ab, ob er zuerst zuschlagen sollte, oder auf Alans Initiative warten sollte, entschied dann jedoch lieber selbst den ersten Schritt zu tun. Und mit einem Stoßgebet zu Theiwaz ging es los. Langsam umkreisten die beiden Widersacher sich wie zwei Raubtiere.


    Witjons erster Schlag wurde nicht kraftvoll, aber gezielt geführt. Der Schlag zielte auf Alans Hals, war jedoch mehr oder weniger vorsichtig und testend geführt worden. Erst einmal wollte Witjon sehen wie gut dieser Kerl wirklich war. Hoffentlich nicht so gut wie er befürchtete...

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    Alan war noch nicht lange weg vom Hof daheim. Erst drie Jahre, oder schon drei Jahre, wie mans nahm. Dass er heute noch lebte hatte er den Männern hier zu verdanken. Sie hatten den Jungen ohne große Fragen in ihre Reihen aufgenommen, weil er geschickt war und gut arbeitete, weil er gut kämpfte und alles mitmachte. Und weil Hauke ihn mehr oder weniger adoptiert hatte. Dass es auch genauso gut hätte sein können, dass sie ihn fangen und verkauft hätten wusste Alan, deshalb war er ja auch doppelt dankbar, dass er Teil der Gruppe sein durfte. Obwohl er der jüngste war und anfangs gar keine Ahnung gehabt hatte. Aber daheim wär er sicher verhungert, der Hof warf so wenig ab, dass sie immer drauf und dran gewesen waren, doch unfrei zu werden.
    So aber hatte Alan was zu essen, Kleidung, die ihn warm hielt, ein altes, schönes Sax und einen guten Holzschild, und er hatte auch schon ein paar Mädchen gehabt. Für die älteren der kleinen Gruppe, auch für Gerald, war er zwar meistens noch der Junge und weniger der Mann, aber denen würde er es schon noch beweisen. Daher strebte er so sehr danach, sich zu beweisen, dass er sich auch diese Chance nicht entgehen ließ. Er würde ihnen allen zeigen, was für ein guter Kämpfer er war. Das bisschen am Knie würde ihn da nicht abhalten. Er biss einfach die Zähne zusammen und zeigte diesem Heruten, was Sache war. Den Anführer hätte er schon beinahe getötet, da würde er das hier auch schaffen!


    Sie umkreisten einander, und lauerten auf den ersten Angriff. Ruhig bleiben, hatte Gerald gesagt, und Alan hörte auf ihn. Er wartete auf den Angriff, umkreiste seinen unbekannten Gegner und wartete auf den Schlag. Dieser kam, zaghaft und verhalten, und leicht wehrte Alan ab, ließ den Schlag am Schild abgleiten, um gleich eine kleine Riposte anzubringen, die aber ebenso zaghaft und vorsichtig war und der Witjon leicht ausweichen konnte.
    Das geht zu langsam ging es Alan durch den Kopf. Er wollte lieber, dass der andere auf ihn zustürmte, einen Fehler beging, und es schnell zuende wäre. Daher beschloss er, gleich zu beginn den Tipp von Gerald mal anzutesten. Wut war ein schlechter Berater, also versuchte er, Witjon ein wenig zu ärgern.
    “Du schlägst zu wie ein Mädchen. Ist das alles, was du kannst? Da hätt ja die süße Römerin sich besser gewehrt. Schade, dass sie in die Schlucht gesprungen ist, der hätt ich gern mein Schwert ins weiche Fleisch gestoßen.“
    Er grinste Witjon kurz arrogant an. Schon allein am Tonfall war klar, welches Schwert er gemeint hatte.

  • Mit dem Bogen in der Hand verschanzte sich Phelan mit den übrigen zwischen den Pferden. Er hatte gelernt nie voreilig von Adrenalin gesteuert ins Verderben zu rennen. Objektives Beobachten war angesagt. Im Nahkampf wäre er mit seinem Bogen eh schlecht aufgehoben gewesen. Selbst Silko mit seinen beiden Säbeln, der vorgestürmt war, hatte sich nach kurzen Momenten zurückgezogen. Die Feinde waren sichtlich verängstich von Silkos Gestalt, allerdings nicht so, als das sie aufgeben würden.


    "Bring ihn hier hin! Schnell!" rief er Witjon zu, der Loki gerade mit aller Kraft in Deckung zog. Durch das Blut, welches durch die Kleidung seines Vetters sickerte, hinterließ eine dünne Blutspur im Matsch.


    Irgendwas hatte Lando Witjon noch gesagt. Irgendwas wegen Twabadwa. "Beruhig dich jetzt! .. Halt die Kla.." schon war er wieder ohnmächtig geworden. Phelan schaute seinen Vetter an "Witjon .. pass bloß auf dich auf ... zeig dem Sohn einer räudigen Hündin welch starke Söhne Wolfrik hervor gebracht hat!" so verabschiedete er seinen Vetter, der sich nun zum Zweikampf stellte.
    Das Verbandszeug holte der junge Priester aus seiner Ledertasche und machte sich ans verarzten. Silko half ihm dabei, Loki aus seiner Kleidung zu befreien. Als die Wunde offen lag, schütte Phelan zunächst etwas Wasser aus seinem Trinkschlauch darauf, um die Wunde zu reinigen.
    Schmerzvoll verzog sich das Gesicht seines Vetters, ohne das er aufwachte.
    Er fallte mehrere Male ein Leinentuch, so dass es dick genug war und presste es auf die heilenden Kräuter, die er zuvor auf die Wunde gelegt hatte. Ein weiteres mal verzog Loko schmerzvoll das Gesicht und verlautete ein Stöhnen mit geschlossenem Mund.
    Silko half ihm Lando zu wenden, damit er den Leinenverband einmal um seinen Vetter herumbinden konnte.
    Vollständig verarztet, legten sie ihn auf die Seite und legten ihm Phelans Mantel unter den Kopf. Landos restliche Kleidung sollte ihn warm halten und so legten sie die Sachen über ihn. "Hier, trink etwas." es war wichtig, nur leider in dieser Lage etwas schwierig, doch der Priester gab sein Bestes.

  • Die Reaktion des Gegenübers folgte auf dem Fuße, war jedoch ebenso einfach abzuwehren wie Witjons Attacke. Und dann Fing der Kerl an zu provozieren. Witjon wusste sehr gut, dass das alles nur Taktik war, doch in seinem Innern regte sich wieder die Wut. Seine Zähne knirschten hörbar aufeinander, während er sich zurückzuhalten versuchte. Sei besonnen, fall bloß nicht auf seine Masche 'rein.
    Und dann führte Witjon seinen nächsten Schlag aus. Er hatte Alan so weit umkreist, dass sie nun parallel zu den beiden sich gegenüberstehenden Lagern standen, als er zuschlug. Sein Schwertstreich ging mit Wucht erneut auf Alans Schild herab. Womöglich würde es bald zersplittern, wenn Witjon Glück hatte.
    Langsam kam eine gewisse Dynamik in den Kampf, denn auf diese Attacke folgte bald eine weitere, die aus mehreren Schlägen bestand und sowohl Alans Schild, als auch seinen Schwertarm zum Ziel hatten. Dann ließ Witjon sich wieder etwas Zeit, den Gegner zu taxieren. Wie lange würde sein Knie wohl noch mitmachen?

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    Der Kerl ließ sich nur ein wenig provozieren. Alan hatte sich mehr Unaufmerksamkeit erhofft, aber den gefallen tat der andere ihm nicht. Und er zielte seine Angriffe immer so, dass Alan das verletzte Knie belasten musste, um auszuweichen und abzuwehren. Verdammter Mistkerl auch!
    Wie Gerald es ihm aufgetragen hatte, blieb er in der Defensive und ließ Witjon seine Attacken ausführen, immer nach einer Lücke suchend. Doch bot sich ihm keine gute Gelegenheit. Dann zog sich Witjon wieder zurück. Verärgert ließ Alan kurz seine Linke Schulter rollen, um die Spannung aus dem Schildarm etwas zu nehmen. Ihm hing immer noch das eindringliche „bleib ruhig“ vom Gerald im Ohr. Ruhig bleiben, abwarten. Abwarten, ruhig bleiben.
    Warten.


    Warten.


    Ach, pfeif drauf!
    Der andere war gut, aber der kam nicht durch Alans Deckung, und dieser würde sicher nicht warten, bis ein geschickter Streich noch sein Schild zerstörte, denn kräftig zuhauen konnte der Ubier. Und Alan konnte mehr als nur eine gute Gelegenheit ausnutzen. Es wurde Zeit, dass er es zeigte!
    Er ging zur Attacke über. Mit einem angedeuteten Streich provozierte er eine Reaktion bei Witjon. Als dessen Klinge hervorkam, schlug er sie mit seinem Schild beiseite, um seinerseits ein paar Schläge anzubringen und ihn zurückzudrängen. Leider war die entstandene Lücke nicht groß genug, um Witjon zu verletzen, aber es reichte, dass Alan einige kräftige Hiebe anbringen konnte, bei denen man merkte, dass der Junge Zeit seines Lebens schwer gearbeitet hatte. Er drängte Witjon immer weiter rückwärts, immer nach einer Lücke in seiner Deckung suchend und in der Hoffnung, sein Schild würde splittern, als sein Knie ihn zum Abbruch seines Angriffs zwang.
    Ein heller Schmerz jagte durch sein Bein, als er mehr und mehr sein Gewicht auf dieses Knie mitverlagern musste, um seinen Angriffen die nötige Kraft zu geben. Er zuckte, fing sich aber, und machte zwei humpelnde Schritte von Witjon weg, um wieder Zeit zu gewinnen. Der Angriff hatte auch einiges an Kraft gekostet, und er fühlte den Schweiß unter dem Fell und dem Hemd, die ihn warmhielten in der kühlen Morgenluft.

  • Warten. Umkreisen. Abwägen. Eine Schwachstelle suchen.


    Plötzlich der schnelle Vorstoß des Gegners! Witjon hielt erst dagegen, musste dann jedoch ausweichen und rutschte beinahe auf dem schlammigen Untergrund aus. Mit etwas Glück konnte er zur Seite schlittern und Alans Attacken mit Mühe parieren. Mit viel Wucht prallte die Klinge des Menschenhändlers auf Witjons Schild, was den dahinterliegenden Arm stark strapazierte. Der junge Ubier fürchtete schon sein Schild würde nachgeben, doch die Nornen kamen ihm zuhilfe. Das Knie des Gegners gab nach und dieser wich unter Schmerzen zurück. Mit Theiwaz' Namen auf den Lippen nutzte Witjon die Chance und schlug mit voller Kraft zurück.


    Er preschte vor und holte aus. Der erste Hieb ging auf Alans Schild nieder und erzeugte ein krachendes Geräusch. Mit etwas Glück barst der Schild bald. Dann schwang Witjons Sax gegen den Schwertarm seines Gegners. Die Klingen trafen klirrend aufeinander, doch verharrten sie nicht, denn sofort führte Witjon seine Waffe gegen Alans Knöchel. Vielleicht würde er einfach umknicken vor lauter Belastung seines Beines. Gleichzeit war Witjon selbst etwas überrascht, dass er mit solcher Schnelligkeit und Wucht gegen seinen Gegner vorgehen konnte, doch spürte er bereits wie schwer der Schild wurde und wie das Sax seinen Arm anstrengte. Hinzu kam der immer noch vom Regen weiche Boden, auf dem Witjons Stiefel keinen optimalen Halt finden wollten. Und ebenso wie Alan rann auch dem jungen Ubier bald der Schweiß von der Stirn, während er weiterhin auf den verhassten Feind einprügelte.

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    Witjon brachte ein paar kräftige Hiebe an, die Alan mit dem Schild parieren musste. Er versuchte, den Kampf wieder in eine Richtung zu lenken, in der er sein Knie mehr entlasten konnte, aber Witjon gab ihm dazu vorerst keine Gelegenheit. Den tiefen Schlag parierte Alan noch mit seiner Klinge, die allerdings dadurch erst einmal gebunden war. Doch hatte er schon an genug Scharmützeln und Auseinandersetzungen mit Reisenden teilgenommen, um zu wissen, dass ein Schild nicht nur dazu da war, Hiebe abzuwehren. Mit einer schnellen Bewegung stieß er es Witjon gegen Brust und Kopf, was zwar nicht tödlich war, aber ordentlich weh tat, die Brust wohl in einen einzigen, blauen Fleck verwandeln würde und dem Ubier kurz die Luft aus den Lungen trieb.
    So wieder im Vorteil machte sich Alan auch gleich daran, nachzusetzen. Ein Hieb auf den Schild folgte, dann noch einer. Der dritte, hoch geführte rutschte am Schild ab und die stumpfe Breitseite traf Witjon auf den Schenkel. Hätte Alan schnell genug reagiert, wäre dieser Hieb wohl gefährlicher geworden, so aber tat ihm nur selbst von der Wucht der Arm langsam weh.
    Er versuchte, noch nachzusetzen, glitt aber leicht im Schlamm aus, was den Hieb zu einem fast hilflosen Schlag werden ließ und ihm selbst kurz den Schmerz ins Gesicht trieb. Verdammtes Knie. Hätte ihn dieser Lars vorhin nicht erwischt, hätte er seinem Gegner schon längst bewiesen, was er konnte. So aber musste er nach jeder größeren, kraftzehrenden Einlage sich kurz zurückhalten.
    Inzwischen atmete er schon gut hörbar, aber noch nicht so, dass es nach Aufgeben klang. Allein der Trotz würde ihm noch einiges an Kraft geben. Außerdem wollte er sich beweisen und es nicht Birger überlassen, das hier zu beenden. Er konnte ihn schlagen! Er wusste es! Er fasste das Schwert noch einmal fester und startete einen neuen Angriff auf Witjons Verteidigung.

  • Uff! Witjons Brust durchzuckte ein dumpfer Schmerz und Atemnot stellte sich ein, als der Schildbuckel volle Lotte gegen sein Brustbein geschmettert worden war. Der obere Schildrand hatte außerdem seine Lippe erwischt, die aufplatzte und zu bluten begann. Er keuchte und wankte zurück, während er versuchte nicht auszurutschen. Gleichzeitig musste er nun mit seinem Schild Alans Ausfall abwehren, was ordentlich in die Hose ging, denn dessen flache Seite der Klinge klatschte gegen Witjons Bein, was ihn beinahe seinen ohnehin unsicheren Stand gekostet hätte. Verzweifelt wich der junge Ubier weiter schräg zurück und versuchte einen Kreis um den Gegner zu schlagen, der in diesem Moment glücklicherweise ebenfalls ausglitt. So gewann Witjon einen Moment des Durchatmens und konnte wieder eine stabile Stellung einnehmen. Blut rann über sein Kinn und tropfte zu Boden, während seine Brust ein einziger Schmerzenskrampf war und sein Bein sich ebenfalls zu einem blauen Fleck wandelte.


    Den Schildarm erhoben und das Sax wieder fest im Griff erwartete Witjon den nächsten Angriff des blonden Kontrahenten, der auch bald erfolgte. Er hatte den Angriff jedoch kommen sehen und trat geschickt nach links. Ihre Saxaz kreuzten sich und Witjon konnte Alans Klinge im Bogen zu Boden lenken, sodass dieser unweigerlich sein Gewicht nach vorn verlagerte. Unbeholfen und wie besessen brüllend drehte Witjon sich und nun war es an ihm, seinen Schildarm zu nutzen. Mit ordentlichem Schwung schnellte der Schild in Alans Richtung und erwischte diesen, als er gerade ins Gleichgewicht zurückgekommen war. Ein Knacken war zu vernehmen, als der lederne Rand des Schildes in die Seite des humpelnden Blondschopfes krachte. Mit heiserer Stimme grölte Witjon seine Wut heraus und verteilte dabei Blut, das immer noch aus seiner aufgedunsenen Lippe quoll.

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    Nur noch so halb bekam Alan seinen Schild zwischen sich und den Schild von Witjon, und das folgende Geräusch klang nicht gut. Er fühlte sich wie damals, als ihn das Pferd getreten hatte, und ein schmerzhaftes Stöhnen kam ihm im ersten Moment über die Lippen, das aber in Witjons Schrei vollkommen unterging. Halb davon benommen machte er das erstbeste, was ihm einfiel.
    So nah wie sie beieinander waren, fast ineinander verkeilt und ihre beiden Schwerter aneinander verhakt, ebenso die Schilder, ruckte er stattdessen mit seinem Kopf. Krachend trafen die beiden Hitzköpfe aufeinander, und hätte einer von ihnen einen Helm getragen, wäre es wohl noch schmerzhafter für den jeweils anderen gewesen. So aber taumelten sie beide auseinander, jeder einen dekorativen Blutfleck auf der Stirn und ein Dröhnen im Schädel.
    Alan war schlecht, aber er kämpfte es nieder. Seine Seite tat weh, aber er biss einfach die Zähne zusammen. Er würde es diesem Kerl schon zeigen. Er spuckte einmal, um den metallenen Geschmack loszuwerden und grinste Witjon arrogant an.
    “So, wie du jetzt aussiehst, würdest du sogar zu der römischen Schlampe passen. Ich muss dir nur noch ein wenig die Beine verdrehen, dann siehst du aus wie sie. Also, ehe die Krähen kamen. Aber das machen wir schon.“
    Er durfte nicht zu tief Luft holen, das schmerzte. Aber er war noch nicht bereit, das einzugestehen. Er konnte noch kämpfen. Und keinesfalls würde er seinen Gegner gewinnen lassen, lieber würde er sterben.
    Er packte noch einmal den Griff seines Sax fester und näherte sich Witjon. Ein kleines Rinnsal von Blut vermischte sich mit dem schweiß, der ihm von der Stirn lief, aber er hatte nicht die Zeit, beides wegzuwischen. Er würde das jetzt beenden, nahm er sich vor. Jetzt brauchte er nur noch die passende Lücke.

  • Es wurde schwarz um Witjon. Was bei Hel war nun passiert? Er taumelte rückwärts, spürte die weiche Erde unter seinen Füßen nachgeben und versuchte sich den pochenden Schmerz in seinem Kopf zu erklären. Wie in Zeitlupe bekam er wieder ein Sichtfeld vor Augen, das jedoch von Schwärze umrandet war. Verdammt, der Kerl hatte ihn irgendwie an der Birne erwischt!
    Witjon schüttelte den Kopf und spürte wie Blut langsam von der Stirn herabrann. Sein Gesicht schien ein einziger blutiger Brei zu sein, zumindest fühlte es sich so an. Die Lippe war mittlerweile so dick geschwollen wie lukanische Wurst und seine Stirn pochte, als säße ein Specht auf seinem Kopf und wollte gern ein Loch in seinen Schädel trommeln. Und jetzt lief ihm die rote Suppe auch noch ins Auge!
    Ein grässlicher Hustenreiz überkam Witjon, während Alan da stand und gegen Übelkeit zu kämpfen hatte. Beide schienen sich einen Moment Pause zu gönnen. Witjon versuchte ruhig zu atmen, doch das gelang ihm nicht. Der Schmerz in seiner Brust war grauenhaft und das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer. Mit seinem Handrücken wischte er sich das Blut aus dem rechten Auge und verschmierte es gleichzeitig über sein halbes Gesicht.


    Das arrogante Grinsen ignorierte der junge Ubier dann schlichtweg, doch die darauf folgenden Worte machten ihn rasend. Er spuckte ebenfalls aus, jedoch nicht des Blutes wegen, sondern vor lauter Hass. "Bastard!" spie er aus und schöpfte aus dem aufkeimden Gefühl, das ihm bisher nur leidlich bekannt war, neue Kraft. Das Sax wieder fest in der Hand und die weichen Knie unter Kontrolle fixierte er den Mistkerl, der auf ihn zu kam.


    Und dann schlug er wieder zu, von Hass und Trauer angetrieben. Hieb um Hieb gingen auf den Schild des Feindes herab, während er versuchte die kniebedingte Unflexibilität seines Gegners auszunutzen. Seine Taktik war im Grunde genommen ausgezeichnet, doch merkte Witjon schon nach dem dritten Schlag, wie sehr er sich verausgabt hatte. Sein Schildarm, der auch einiges wegstecken musste, wurde immer schwerer und die Wucht seiner Rechten ließ das Sax immer kraftloser auf den bröselnden Schild des Kontrahenten niedersausen. Dieser Kampf musste bald ein Ende finden, sonst wäre er erledigt...oder gerade deshalb!

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    Seine Worte hatten Witjon wütend gemacht. Alan musste sich gegen die wütende Attacke wehren und hatte bei jedem Schlag das Gefühl, sein Schildarm würde gleich zerbersten. Er schlug mit wenig Geschick aber der Kraft des Trotzes zurück. Krachend schepperte sein Sax auf das Schild von Witjon, aber auch seine Schläge wurden kraftloser. Das Schwert in der Hand schien immer schwerer zu werden, und der Schweiß und das Blut rann ihm langsam in die Augen und nahmen ihm die richtige Sicht. Wo sie anfangs noch gegeneinander richtig gekämpft hatten, war es nunmehr so langsam zu einem ein-Schlag-nach-dem-anderen-Hin-und-Her verkommen, in der abwechselnd der eine auf den Schild des anderen schlug und umgekehrt. Sie beide hörten sich auch schon langsam an wie die Blasebalgen in der Schmiede.
    Alan aber wollte nicht aufgeben, um nichts in der Welt. Er wollte das hier gewinnen. Er wusste, er konnte das hier gewinnen. Er musste dass hier gewinnen. Er mobilisierte noch einmal die letzten Kraftreserven und führte einen letzten, verzweifelten Streich gegen Witjon. Auf dem nassen Untergrund, der in der höhersteigenden Sonne auch immer mehr taute, glitt der Ubier von der Wucht gezwungen aus und sank so auf die Knie. Doch Alan konnte daraus nichts machen. Er war schlichtweg am Ende seiner Kräfte. Anstatt sich auf Witjon zu stürzen, stürzte er direkt neben ihm, ebenfalls auf dem Boden ausrutschend, und stützte sich mit den Händen am Boden ab. Die Anstrengung forderte ihren Tribut, und er übergab sich einmal geräuschvoll. Da das Frühstück ausgefallen war, kam nur beißende Galle, die den bleiernen Geschmack von Blut in seinem Mund überdeckte.
    Er griff nach dem Schwert, das er beim Sturz losgelassen hatte, und versuchte, die paar Schritt zu Witjon auf allen Vieren zurückzulegen. Ihm ging es nicht gut, aber er wollte nicht aufgeben. Doch bevor er bei seinem Gegner angekommen war, mit dem er sich zur Not auch einfach nur im Dreck wie zwei prügelnde Knaben gewälzt hätte, um ihn zu erwürgen, blickte er plötzlich auf zwei wohlbekannte Hosenbeine. Sein Blick ging nach oben, und er sah Gerald, der zwischen die beiden getreten war.


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    Ihr habt gut gekämpft. Stimmt ihr mir zu, dass eure Beinaz nun weiterkämpfen werden?“


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    Alan schaute hoch, Zorn spiegelte sich in seinen Augen. Er schüttelte den Kopf. Nein, er war nicht einverstanden. Er sah Gerald an, und Wut stieg so erbarmungslos in ihm auf, dass er die Zähne zusammenbeißen musste.


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    Gerald beugte sich zu dem Jungen runter. Verdammte ehrbare Burschen aber auch. Alan wollte sich wohl lieber zu Tode prügeln, als einzugestehen, dass seine Kraft aufgebraucht war. Und dabei hatte er sich schon gut geschlagen für seine Verletzung.
    “Ich brauch dich noch an einem Stück, Junge, wenn wir unsere Ware absetzen. Du hast gut gekämpft, aber lass jetzt Birger ran. Ich bin Stolz auf dich, Junge“, sagte er so leise, dass nur Alan es hören konnte.
    Gut, der letzte Teil war gelogen, aber es war das, was er hören wollte. Gerald war nicht so sehr von Ehre durchdrungen, dass er nicht wusste, wann eine kleine Lüge mehr brachte als alle Wahrheit der Welt.
    Und tatsächlich, Alan sah zu ihm hoch und nickte schließlich. Er stimmte zu. Er wandte sich an Witjon, der aussah wie durch einen Fleischwolf gedreht. Auch er musste zustimmen.

  • Und da war es auch schon um ihn geschehen. Seine Beine gaben nach, der Boden bot keinen Halt mehr und mit einem schmatzenden Geräusch ging er in die Knie. Jetzt war sein Ende besiegelt, Alan würde ihm die Klinge in den Hals rammen und dann wäre es aus mit Witjon von den Ubiern, dem Mitglied der Gens Duccia, Duumvir Mogontiaci und baldigen Verlobten einer sicherlich enttäuschten Prudentia Callista. Stolz hob er noch seinen Kopf, als alles anders kam.
    Ein weiteres schmatzendes Geräusch kündete davon, dass Alan neben ihm den Boden geküsst hatte und die Übelkeit nicht mehr zu bekämpfen vermochte. Witjon sah seine Chance gekommen und wandte sich zu seinem Kontrahenten um, als da wieder diese Schwärze war. Ihm wurde schwindelig und fiel bei dem Versuch sich zu erheben rücklings auf seinen Schild. Der Aufprall seines Rückens auf das Holz erschütterte seine Lunge erneut und ein starker Hustenreiz überkam den Ubier. Ihm wurde wieder schwindelig und seine Sicht war vom Blut verschleiert. Er spuckte aus und konnte einen Würgereiz nicht unterdrücken, doch blieb es bei stinkendem Atem, der ausgestoßen wurde.
    Dann registrierte er, dass Alan sich wohl wieder aufraffte. Panik stieg in Witjon auf, während er nach seinem Sax grapschte und keuchend irgendwie auf die Beine kommen wollte. Und auch diesmal hatte er Glück, denn Gerald intervenierte. Ungläubig bekam Witjon mehr oder weniger mit, dass Alan einem Ende des Kampfes widerstrebend zustimmte. Als sich der Blick des verhassten Menschenhändlers auf den vermeintlichen Heruten legte, nickte er auch nur knapp und schloss dann erschöpft die Augen.
    Er ließ sich wieder zurück in den Matsch fallen. Leise dankte er Theiwaz für seinen Beistand, während seine Hand zu dem kleinen knöchernen Hammeramulett unter seinem blutverschmierten Hemd wanderte. Seine Lippe hatte mittlerweile aufgehört zu bluten, was seine Stirn dafür umso fröhlicher tat, während sein Brustkorb sich wie ein Amboss fühlen musste, von seinem Schädel mal ganz zu schweigen. Wieder wurde es schwarz um Witjon und Übelkeit kam auf. Jetzt würde Silko kämpfen müssen, denn sowohl0 Witjon, als auch Alan hatten überlebt und der Kampf war unentschieden ausgegangen. Er lebte noch! Völlig im Eimer blieb er an Ort und Stelle liegen und versuchte zu Atem zu kommen...

  • Silko betrachtete den Kampf zwischen Witjon und dem Germanen interessiert. Er war sich von Anfang an sicher, dass der Duccier gute Chancen hatte, schließlich hatte er in den letzten Monaten fleißig trainiert und war wirklich besser geworden und sein gegener war auch nicht unbedingt ein Ungeheuer.


    Der Kampf war relativ ausgeglichen, und beide zogen sich die ein oder andere Wunde zu, die sie zwar schwächten, aber keine davon schien tief genug zu sein, um bleibende Schäden zu verursachen, aber man merkte wie beide immer schwächer wurden. Äußerlich blieb er ruhig und regungslos, doch innerlich machte er jeden Schlag mit und litt mit seinem Schüler. Während des kampfes hatte er dann Posten neben seinem herrn bezogen, der immer wieder ohnmächtig wurde. Auch dieser schien nicht wirklich schlimm verletzt, soweit der Nubier das einordnen konnte.


    Da Silko kein Sax hatte und nicht riskieren wollte, dass man später sagte, sein Säbel hätte den Ausschlag gegeben, nahm er sich das Sax seines Herrn. Er gehörte Lando ebenso wie das Schwert, warum sollte er es nicht benutzen?


    Witjons Kampf neigte sich dem Ende entgegen. Beide sahen absolut fertig aus und konnten kaum noch ihre Schwerter heben und kurz danach war es vorbei und der Kampf ändete unentschieden. Nun würde wirklich er kämpfen müssen. Schön, endlich eine Möglichkeit für seinen herrn zu kämpfen und zu gewinnen oder zu sterben und dieses unwürdige Leben mit einem guten Tod zu beenden. Aber er hatte nicht vor zu sterben. Nicht heute. Nicht hier. Und schon gar nicht wollte er sich von enem verfilzten Wilden mit Namen Birger erschlagen lassen...


    Nachdem er Witjon gepackt hatte und ihn neben Lando gezogen hatte, nahm er den Schild und das Sax und trat einige Schritte nach vorne. Das Sax war klobiger als sein Säbel und war nicht gebogen. Eine einfache, aber nicht minder tödliche Waffe. Aber damit würde er kein Problem haben, wenn er etwas genig hatte, dann war es Kraft.
    So stand er da, verzog keine Miene und wartete darauf was da kommen möge. Es würde sicher ein guter Kampf werden...

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    Birger hatte den Kampf mit angesehen. Alan machte für sein junges Alter die Sache recht brauchbar. Man merkte einfach, dass er doch eher ein Bauer gewesen war und die langen Zeiten der Entbehrung ihre Spuren an ihm hinterlassen hatten. Aber auch der andere war nicht das Glanzbild eines Kriegers. Er verausgabte sich zu sehr beim Kämpfen. Die Technik war zwar ansatzweise da, aber viel zuviel Kraft für den doch recht geringen Erfolg. Nicht dass Alan da besser war, aber bei den beiden sah es aus Birgers Sicht so aus, als wollten sie sich gegenseitig einfach niederknüppeln.
    Doch seine Aufmerksamkeit galt schon bald nur noch halb dem Kampf. Vielmehr fing er damit an, seinen Gegner zu mustern. Über die komsich weiße Farbe machte er sich keine Gedanken, ebenso wie um die Gesichtszüge. Auch wenn er den Namen eines Riesen trug, machte sich Birger darüber keine tiefergehenden Gedanken. Er glaubte nicht daran, dass diese Wesen so einfach in Gesellschaft von ein paar Heruten in verkleinerter Form herumlaufen würden. Abgesehen davon änderte es nichts daran, dass er gegen ihn kämpfen würde. Und so betrachtete er ihn einfach als Gegner, bar jeder Gefühle, schätzte ihn ein, versuchte, die Kraft zu beurteilen, aus kleinen Bewegungen etwas zu lesen. Wenn er schon zur Abwechslung mal Zeit hatte, sich seinen Kontrahenten so genau anzusehen, wollte er das auch nutzen. Im Kampf blieben dafür nichtmal Zehntel Sekunden, weshalb er sich darüber in den meisten Fällen auch keine Gedanken machte und einfach nur reagierte. Dann war sein Kampfstil wahrscheinlich nicht schön, dafür aber effektiv. Aber wenn es sich so anbot, konnte man sich den Gegner auch einmal ansehen.
    Er war etwa eine Handbreit größer als Birger, was ihm aber keinen Vorteil bringen würde. Reichweite dürften beide dennoch etwa gleichviel haben. Er hatte mehr Muskeln als der Germane, aber auch hier hieß das nicht zwangsläufig etwas. Auch wenn Birger etwas hagerer war, hatte er Kraft wie jeder Mann, der Zeit seines Lebens um selbiges kämpfen musste. Und da er noch immer lebte, machte er das sehr erfolgreich.


    Schließlich waren Alan und der andere Junge fertig, und der weiße Riese holte sich Schild und Sax, nachdem Gerald den Kampfplatz wieder verlassen und damit für die Beinaz freigemacht hatte. Birger hatte seine Waffen schon dabei gehabt, er nahm sie nur wieder hoch. Er hob den Blick einmal zum Himmel über sich, sandte Gedanklich ein Gebet an Wodan und Theiwaz. Nicht um Beistand, nicht aus Angst. Nur mit der Bitte, genau hinzusehen. Zu sehen, wie er entweder siegen oder fallen würde. Vor dem Tod hatte er keine Furcht, Hel war ihm eine willkommene Schwester. Schon viele hatte er auf den Weg zu ihr geschickt, und ein paar Mal hatte er die dunkle Strasse zu ihr auch schon vor Augen gehabt. Es würde sich zeigen, ob er heute zu ihr gehen würde oder zu den Einheriern oder wohin auch immer die Götter es beliebten.
    Ohne irgendein Wort zu sagen, ohne Anzeichen einer Emotion, betrat Birger ganz einfach das Kampffeld. Schwert und Schild hatte er bis dahin noch locker, wenn auch kampfbereit gehalten, doch nun mit einem einfachen Ruck griff er beides fester und war damit bereit für den Kampf.

  • Beide standen sich sehr unaufgeregt gegenüber. der Nubier musterte seinen Gegner und sah in ihm einen nicht zu unterschätzenden Gegner-sher schön, denn ein leichter Kampf war ein unnützer Kampf! Silko war zwar größer als sein Gegner, aber nicht viel und so würde ihm das keinen Vorteil bringen. Aber er würde bei aller Kraft die Schnelligkeit seines Gegenübers testen müssen. Das war schon immer ein nachteil bei silko gewesen: Man sah ihm seine Stärken, eben seine Muskeln und seine Reichweite, nur zu leicht an und da er hier mit den selben Waffen kämpfen musste, und eben nicht seinen ungewöhnlichen Kampfstil anwenden konnte, konnte er nicht darauf setzen seinen Gegner schnell zu überraschen.


    Nach einem kurzen gebt an Sachmet konnte es losgehen. Sein Gegner haute kurz mit seinem Sax an den Schild, Silko tat es ihm gleich und los ging der Kampf.

  • Schmerzen durchfuhren Witjons Brust, als er gepackt wurde und plötzlich hebte er ab! Das Schwindelgefühl und die Übelkeit wurden wieder stärker und wie im Halbschlaf registrierte er, dass man ihm Sax und Schild aus der Hand nahm. Er schaute zur Seite und entdeckte seinen herutischen Vetter, der immer noch bewusstlos war. Eigentlich eine gute Idee, sich mal eine Runde auszuruhen. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen ließ Witjon den Kopf in den Matsch plumpsen und schloss die Augen. Er atmete schwer, denn seine Brust schmerzte immer noch aufs Grausamste, während in seinem Kopf der Donnergott Donar zu wüten schien. Immerhin lief kein Blut mehr durch sein Gesicht, die Stirnwunde war offenbar geronnen. Ebenso verhielt es sich mit seiner Lippe, die nicht aufhören wollte anzuschwellen.
    "Wasser..." war das einzige, was er hervorbrachte, als er eine sanfte Berührung spürte. Das mussten Phelan oder Leif sein, was Witjons verschwommener Blick nicht recht offenbaren wollte. Und während er so da lag und auf etwas zu trinken wartete, schickte er in Gedanken ein Dankgebet an Theiwaz, Donar und Wodan, dass die Walküren ihn noch nicht in die Hallen der Einherier geführt hatten. Dabei bekam er nicht wirklich mit, dass der zweite Kampf bereits angefangen hatte und die Kontrahenten sich nun wie Witjon und Alan zuvor im Ring gegenüber standen.

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    Ganz ruhig stand Birger da und wartete auf den Angriff seines Gegners. Er würde ihm nicht den Gefallen tun und sich in Angriffen verausgaben, seine Geduld war nicht so kurz wie die von Alan. Er hatte Zeit, und er wusste, dass er Zeit hatte. Er musste das hier weder schnell noch kunstvoll gewinnen, nur effizient. Dafür musste er nicht den ersten Streich führen oder in der Offensive sein. Sein Gegner war groß und voller Muskeln, er sollte seine Kraft zunächst einmal etwas abbauen. Zwar konnte Birger nicht wissen, wie gut der andere wirklich war, aber er kannte seine Fähigkeiten bei der Verteidigung. Außerdem glaubte er nicht, dass das hier ein schneller Kampf werden würde, da teilte er seine Kräfte gut ein. Immerhin hatte er es nicht eilig.
    Auch sein Gegner schien es nicht besonders eilig zu haben, denn ebenso wie er griff er nicht an. Birger wusste, das schlimmste war es, die eigene Ungeduld zu bezähmen, und er hatte Übung darin. Ein Hitzkopf landete vielleicht mal einen Glückstreffer, aber ein Kämpfer wartete einfach auf die richtige Gelegenheit. Und so wartete er auf dem vom vorherigen Kampf noch aufgewühlten Boden, ruhig und besonnen, und musterte seinen Gegner einfach mit den Augen.

  • Der Germane hatte offenbar die gleiche Taktik wie Silko gewählt und so umkreisten sie sich stumm und eine ganze Weile geschah einfach gar nichts. Nun dann würde er seinen Gegner wohl ein wenig reizen müssen und so begann er ein paar halbherzige und ungeschickt wirkende Angriffe auf dessen Schild zu starten. Dabei musste er nicht seine Deckung vernachlässigen, die Schläge kosteten kaum Kraft und vielleicht gelang es ihm den Eindruck von Schwäche zu erwecken und den anderen Kämpfer in die Offensive zu locken und ihn dann blitzschnell zu treffen. Das war zwar nicht schön oder spektakulär, aber darum ging es ja nicht, und wer das dachte, hatte keine Ahnung vom Kämpfen. Eine massierte Defensive war bei solchen Kämpfen der Schlüssel zum Sieg und so stellte sich der Nubier auf einen langen und zermürbenden Kampf ein.


    Weiterhin hatte keiner von beiden ein Wort gesagt, ganz im Gegenteil zum vorherigen Kampf. Silko durfte ja auch gar nichts sagen, wollte er nicht als "nicht Germane" entlarft werden.

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    Es kamen ein paar Schläge, die nicht zur Einschätzung des Gegners passen wollten und die Birger mühelos abwehren konnte. Es war mehr ein Antesten und Locken als etwas, das das Wort „Angriff“ verdient hätte. Aber Birger ließ sich nicht dazu hinreißen, daraus Schlüsse zu ziehen. Der bewusstlose Herute war kein Idiot gewesen, er würde nicht irgendwen zum Beinaz abgestellt haben. Und an soviel Glück, dass dieser Mann hier nur gefährlich aussah und sonst nichts, glaubte Birger nicht. Er blieb weiter in Deckung, wartete auf den nächsten, zaghaften Schlag gegen sein Schild.
    Er machte einen kleinen Ausfallschritt, schob die Klinge des Gegners nur soweit zur Seite, wie es musste, und landete einen einzelnen, gut gezielten Schlag auf Silkos Schild. Das Signal war klar: Schluss mit den Spielchen. Sie würden sich beide wohl nicht gleich verausgaben, aber auf diese angedeutete Schwäche konnte Birger verzichten. Er war kein Dummkopf und würde darauf nicht hereinfallen und seinen guten Stand gefährden. Soviel durfte der Gegner von ihm wissen.

  • Das Zeichen war kaum misszuverstehen und Silko grinste grimmig. Wenn er hier heute sein Ende finden würde, dann würde er schon mal nicht gegen einen Idioten verlieren, so viel war sicher. Aber umgekehrt war es dasselbe und wenn sie beide so weitermachten, würden sie wohl noch hier stehen, wenn sie lange und graue Bärte hatten.


    Also beendete Silko dieses leidige Vorgeplänkel und ging mit zwei wuchtigen Schlägen zum Angriff über, die sein Gegner allerdings gekonnt mit seinem Schild parierte. Trotzdem hinterließ der Angriff zwei tiefe Furchen im Holz. Noch ein paar dieser Schläge und das Schild würde brechen und so war nun der Germane im Zugzwang, zumindest ein wenig mehr Initiative zu zeigen. Der Kampf war von reiner Kälte und Präzision geprägt und man merkte, dass die Kontrahenden eigentlich kein Problem miteinander hatten. Außer vielleicht, dass einer von beiden wohl bald vor seinem Schöpfer stehen würde, und der andere ihn dort dann hingeschickt hatte.

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