- Officium XXII

  • Dieser Lucius Petronius Crispus hatte ihn vor einigen Monaten ausgiebig bei der Recherche geholfen, sodass Varenus damit begann einige Notizen niederzuschreiben. Notizen, die vorerst so absolut nicht aussagekräftig waren. Bis es so weit war, würde noch einiges an Zeit vergeben. Denn das Gesetz musste gut durchdacht vor allem stichhaltig sein. Nicht, dass dieses Angriffsfläche für irgendwelche Klagen bot.



    Lex Decima de tributum


    Dieses Gesetz regelt die Grundstückssteuer im Imperium Romanum.


    §1
    Jeglicher Grundstücksbesitz unterliegt der Grundstückssteuer.


    §2
    1) Jedem stehen fünf steuerfreie Grundstücke zu.


    2) Die Steuer für das sechste bis zehnte Grundstück beträgt 5 vom Hundert des jeweiligen Ertrages.


    3) Die Steuer für das elfte bis zwanzigste Grundstück beträgt 15 vom Hundert des jeweiligen Ertrages.


    4) Die Steuer für das einundzwanzigste bis dreißigste Grundstück beträgt 25 vom Hundert des jeweiligen Ertrages.


    5) Die Steuer ab dem einunddreißigste Grundstück beträgt 50 vom Hundert des jeweiligen Ertrages.

  • >>> Noch zweimal musste ich auf dem Weg von den Palastwachen zur Finanzabteilung der Kanzlei meine Nase schnauben. Dann endlich war die letzte Essenz dieses Dufts, den ich nicht riechen konnte, aus meiner Nase verschwunden. Dafür war meine Nase jetzt leicht gerötet und tat auch ein bisschen weh vom vielen Niesen und Schnauben. (Hoffentlich musste ich später nicht nochmal an dem gleichen Prätorianer vorbei.)


    Poch-Poch .. Poch-Poch-Poch


    Nach dem Anklopfen betrat ich das Büro, zu dem man mich gebracht hatte. Ganz schön geschäftig fand ich es hier. Deshalb sprach ich einfach den erstbesten Beamten an:


    "Hola. Ich bin Marcus Rufinus von den Artorii Rufi."


    Ich lächelte hilfesuchend. Denn ich suchte ja auch Hilfe:


    "Ich hab nen Termin beim Primicerius Decimus Varenus."


    Mit großen Augen sah ich ihn an. Und ich sprachs nicht aus, aber ich hoffte jetzt natürlich, dass mich dieser Beamte noch das letzte Stück bis zum Decimus bringen könnte..

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    Spectaculius Lusticus


    Ja, Lusticus war wieder mit von der Partie. Hatte er sich doch letztens erst ins südliche Italia verdrückt, um den ganzen Stress zu entgehen. Doch jetzt, wo der neue Imperator erkoren war, da hielte ihm nichts mehr, auch nicht sein altes Weib. Die sich ja im Gegensatz zu ihm hinter einem Felsen verstecken konnte.


    "Salve, Bürger!", grüßte er mürrisch. Dass der Besucher sein Namen erwähnte, spielte für das weitere Verfahren keine Rolle. Denn dieser wollte direkt zu Lusticus allerliebsten Chef. Ein Chef, den sich jeder ach so tüchtige Beamte wünschte, wenn man tatsächlich an Arbeit interessiert war. Nichts mit Däumendrehen! "Ja, ja... der Procurator ..äh.. Primicerius befindet sich im Nebenraum. Gleich hier um die Ecke, .... nein... rechts... nicht links... ."


    Varenus selbst stand auf einer Leiter und wollte an einer Papyrusrolle der obersten Reihe.

  • Nebenraum. Gleich um die Ecke. Ich nickte und wollte gerade den Weg nach links einschlagen.. da korrigierte mich der Beamte: Ich musste rechts entlang!


    "Gracias."


    Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete ich mich und bog um die Ecke. Da fand ich dann einen schon etwas älteren Mann, der auf einer Leiter stand.


    "Nicht erschrecken!"


    platzte es mir unweigerlich heraus. (Hoffentlich erschreckte ich ihn damit jetzt nicht.) Denn ich wollte ja nicht, dass der Primicerius von seiner Leiter fiel und dann deswegen nicht mehr mit mir sprach. - Ich wollte, dass er mit mir ins Geschäft kam..


    "Tschuldigung."


    Ich lächelte schief. "Du machst hier eine Welle.. wie eine Maus beim Käsefondue!", tadelte ich mich in Gedanken.


    "Ich bin hier, um mit dem ehrenwerten Primicerius Decimus Varenus zu sprechen. Wegen etwas Geschäftlichem. Äh.. achso: Und ich bin Marcus Rufinus von den Artorii Rufi."


    Diese Erklärung hätte ich vorher besser mal üben sollen. Jetzt hatte ich beinahe die Nennung meines Namens vergessen. Und an ein freundliches "Hola" zur Begrüßung hatte ich auch nicht gedacht.. Ich biss mir auf die Unterlippe und hoffte, dass ich mir hier nicht wieder mal selbst ein Bein gestellt hatte....

  • Erschrocken hätte sich Varenus so oder so nicht, denn die Schritte waren auf den sauberen Marmorboden bestens zu hören, auch für einen alten Mann wie er es war. Er mag graue Haare zu haben, doch seine Augen und Ohren waren weiterhin in bester Ordnung. Varenus tat so, als ob er den Gast nicht hören würde, als dann dieser mit seiner Vorstellung zu Ende war. Griff Varenus zu einer Rolle und ließ sie mit Absicht fallen. "Fang auf!" Ob die Reflexe seines Gastes genauso flink waren wie dessen Zunge. Solche Test unterzog Varenus nur bei Personen, die er als würdig erachtete. Doch auch ein Varenus konnte sich täuschen, wie es zum Beispiel beim jungen Petronius tat. Der ihm in Stich gelassen hatte, um mit einem Schiff den sicheren Hafen anzusteuern.

  • Hm? Wie? Fang auf? Ich? Und was denn überhaupt? Ich hatte gar nicht genug Zeit, diese ganzen Fragen in meinem Kopf zu sortieren, da fiel mir eine Papyrusrolle vor die Füße.


    "Oh."


    Das war alles, was ich beim Anblick dieser Rolle dachte. Denn von jetzt auf gleich waren alle meine Fragen wie weggefegt. Mein Kopf war leer. Ich wusste nun, dass ich gemeint war. Ich wusste jetzt, dass es diese Rolle war, die ich hätte fangen sollen. Ich wusste.. dass ich sie nicht gefangen hatte.


    "Scheiße."


    Mit diesem Wort löste ich mich aus der kurzen Schockstarre. Ich ging schnell auf die Knie und hob die Rolle hastig wieder auf. Dann sah ich betreten zu dem Mann auf der Leiter.


    "Tschuldigung."


    Mein Blick ging zur Rolle. Sachte strich ich über ihre Außenseite. Ich fand: Sie war an dem einen Ende, mit dem sie auf den Boden aufgekommen war, vielleicht ein bisschen geknickt (unauffällig versuchte ich den Knick mit meinen Fingern etwas rauszustreichen, damit es dem alten Mann später nicht so auffiel). Aber sonst war sie noch gut. Was auch immer da drinne stand in der Rolle.. lesen konnte man das bestimmt noch.


    "Eigentlich.. äh.. Ich.. also.... Hier, bitte."


    Ich streckte dem Mann meine rechte Hand mit der Papyrusrolle entgegen. Meine Augen blickten ihn dabei sorgenvoll an: Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Denn der alte Mann auf der Leiter dachte scheinbar, dass ich hier arbeiten würde. Vielleicht war er so vertieft in seine Arbeit gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, was ich gesagt hatte. Und jetzt? - Jetzt hatte ich seine Schriftrolle fallengelassen. Deshalb traute ich mich nicht, ihm zu sagen, dass ich doch gar nicht hier arbeitete, sondern nur auf der Suche nach einem Decimus Varenus war. (Na toll, wie sollte ich aus der Nummer jetzt nur wieder rauskommen?)

  • Enttäuschend, doch hätte es jemals jemand geschafft? Wohl kaum! Viel wichtiger war es, das der junge Mann sich die Zeit nahm, um das Schriftstück vom Boden aufzuheben und sich nicht zu fein war wie es so manch andere taten. Varenus kletterte die Treppe hinab und lehnte die Annahme ab. "Ich bin Decimus Varenus. Du kannst ruhig das Siegel brechen, Artorius." Denn das Papyrus beinhalte die Besitzerrechte für den Betrieb iatreion eis alexandreias. Doch übertragen wurden sie noch nicht, dies würde wohl noch geschehen, wenn sich der junge Gast nicht allzu dumm anstellte. "Wie ich sehe bist du anders als viele andere tätigen Beamten hier. Die würden gar nicht auf die Idee kommen etwas aufzuheben, sondern eher nach einen Sklaven rufen lassen. Interessant finde ich, dass du dich sogar dafür entschuldigt hast, wobei ich sie fallen gelassen habe. Das zeigt mir, dass du Anstand besitzt. Eine Charaktereigenschaft, die so wenige haben."


    Varenus blickte Richtung Türbogen. "Komm, wir sollten uns an meinem Schreibtisch setzen. Dann kannst du mir erzählen, wieso ausgerechnet du eine Taberna medica erwerben möchtest. Ich kann davon ausgehen, dass du kein Medicus bist?" Varenus schritt voran und bevor er sich setzte. "Möchtest du ein Becher Wein? Dieser stammt aus Hispania. Ich glaube sogar direkt von den Matinier. Vielleicht sagen sie dir etwas? Und wenn du möchtest darfst du dir gerne ein paar Kekse nehmen. Die Kekse sind von meiner Tochter Messalina. Du musst nämlich wissen, dass sie unheimlich gerne backt."


    Sim-Off:

    WiSim

  • Oh. Das war also Decimus Varenus. Ich nickte. Hatte ich ihn also gefunden.. auch wenn ich bestimmt nicht den besten ersten Eindruck auf ihn gemacht hatte. Naja. Abhaken. Was passiert war, war passiert. Das konnte ich eh nicht mehr ändern.


    "Okay."


    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen: Ich brach das Siegel und warf einen Blick auf das Papyrus. Während mich der Decimus lobte, las ich in der Rolle (und bekam das Lob deshalb auch nur am Rande mit). Als der Primicerius mit seinem Lob fertig war, hatte ich auch herausbekommen, dass es sich bei dem Dokument um eine Urkunde zum rechtmäßigen Besitz der Taberna medica, die ich kaufen wollte, handelte. Das..


    "Das ist ja prima!"


    Ups. Hatte ich das gerade laut gesagt? Ich lächelte schief und hörte dem Decimer jetzt wieder besser zu. Er blickte zum Türbogen und führte mich dann zu seinem Schreibtisch. Auf dem Weg dahin beantwortete ich ihm kurz seine erste Frage:


    "Ja. Also.. nein. Also.. ja, du hast recht. Und.. nein, ich bin kein Medicus."


    Ein kurzes Grinsen huschte mir über die Lippen. Die Antworten auf solche Ja-/Nein-Fragen waren manchmal schon lustig. Der Primicerius setzte sich. Ich blieb erstmal stehen.


    "Wer kennt den alten.. äh.. den großen Matinius nicht?"


    Ich trug mein Herz mal wieder auf der Zunge und fing an zu reden, bevor ich darüber nachgedacht hatte, was ich eigentlich sagte. Beinahe hätte ich deshalb gerade vom "alten Matinius" gesprochen. Erst im letzten Augenblick kratzte ich die Kurve. Das war knapp. Ich lächelte.


    "Gerne nehme ich einen Becher Wein und ein paar Kekse."

    Sim-Off:

    Gracias!

    Schön förmlich antwortete ich dem Decimus. Aber schon nach diesem einen Satz vergas ich die Förmlichkeit zunehmend wieder..


    "Um auf die Taberna medica zurückzukommen: Ich habe die Absicht, hier in Rom ein Lupanar zu eröffnen. Da kann man sich jetzt natürlich fragen: Ein Lupanar? Was hat das mit einer Taberna medica zu tun? .. Ähm.. ja. Ich will natürlich, dass mein Lupanar keine billige Absteige wird, wo man sich bei jeder zweiten Perle irgendeine widerliche Krankheit holt."


    Ich machte ein angeekeltes Gesicht.


    "Deshalb möchte ich gerne erstmal eine Taberna medica erwerben, damit ich von vornherein auf der sicheren Seite bin. Bei mir soll Hygiene nämlich immer großgeschrieben werden.. unzwar nicht nur, weil "Hygiene" ein Substantiv ist."


    Ein Grinsen. Ich fand meinen Wortwitz gut.


    "Und weil ich gehört habe, dass die Ärzte des iatreion eis alexandreias echt gut sind.. und weil ich selbst von der Medizin ja nicht so viel Ahnung habe.. deshalb dachte ich mir, dass ich lieber diese gute Taberna medica kaufen möchte und sie nach Rom umziehen lasse, anstatt dass ich hier in Rom eine eigene, schlechte Taberna medica gründe."


    Ich merkte, dass ich wieder eine ganze Menge redete. Fass dich kurz, Rufinus!


    "Aber damit ich überhaupt eine Taberna medica betreiben kann.. müsste ich einen meiner anderen Betriebe verkaufen. Und darum würde ich meinen geerbten Architectus Artorius Reatinus gerne im Gegenzug an den Pasceolus Imperatoris verkaufen. Denn die Baubranche.. ist eher nicht so mein Ding."


    So. Das, was wichtig war, hatte ich damit gesagt. Ich nahm mir einen Keks, biss davon ab und versuchte dabei, nicht zu krümeln.


    "Mmm.. Man merkt, dass deine Tochter gerne backt! Lecker.."


    Mit vollem Mund redet man nicht, Rufinus! Naja. Man merkte eben, dass ich nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden war. Gehobene Manieren hatte ich leider nie gelernt....

  • Varenus griff zu den Keksen und nahm gleichzeitig zwei von ihnen in den Mund. Sie waren sowas von lecker gewesen, dass er einfach von ihnen nicht genug bekommen konnte. Es knackte und schmatzte in seinem Mund, dabei fielen ihm einige wenige Krümel hinab. Ein wenig unmanierlich wirkte es schon.


    Er schaute leicht ungläubig, als er von den Absichten erfahren hatte. "Ein Bordell? Also damit kannst du bei mir nicht triumphieren. Halte ich doch solches Etablissement als äußerst unanständig. Meine Ehe existiert seit mehr als 30 Jahre. Und ich kann mit Stolz sagen, dass ich und meine reizende Frau immer noch leidenschaftlichen Kopulation ausüben.... wozu also ein Lupanar?"

    Es fragte sich schon, warum so ein junger Mann seine Freizeit mit solchen widerlichen Praktiken verbrachte, anstatt einer ehrenvolleren Arbeit nachzugeben. "Sei dir aber im Klaren das solch ein Besitz nicht immer als ehrbar angesehen wird, nicht dass das Bordell das Ende deiner jungen, vielversprechenden Karriere ist." Ein bisschen dick aufgetragen, da er Rufinus erst seit einige Minuten kannte. Doch er hatte Erfahrung im Umgang mit jungen, verträumten Burschen. So wie es auch sein eigener Sohn, Dexter, war.


    "Nun gut. Es ist nicht mein Vorhaben und es sind nicht meine Betriebe um die es geht, sondern um deinen und einer von vielen aus dem kaiserlichen Staatsbesitz. Ich habe dein Vorschlag geprüft und ich habe nichts dagegen dir den Betrieb im Tausch anzubieten. Ich hoffe, du hast die nötige Urkunde sowie die Sesterzen dabei?"

  • Hm. "Schade eigentlich", ging es mir durch den Kopf. Ein Primicerius verdiente bestimmt gutes Geld und wäre somit ein guter Kunde für mein zukünftiges Bordell. Aber wenn er so unter der Sandalette seiner Frau stand, dass er sich von ihr sogar den Besuch im Lupanar verbieten ließ.... Dabei war ja an einem gescheiten Bordell absolut nichts Verwerfliches zu finden. Es war ganz normal, dass man(n) da hin und wieder mal hinging, wenn die eigene Frau nicht wollte und man auf die eigenen Sklaven keine Lust hatte. Und gerade Jungen wurden von ihren Eltern doch sogar ganz bewusst ins Lupanar geschickt, damit sie spätestens in der Hochzeitsnacht dann auch wussten, wos lang ging.


    "Für alle, denen dein Glück bisher verwehrt geblieben ist."


    So lautete meine Antwort also auf diese Frage danach, welchen Sinn ein Lupanar machte. Dann sprach der Decimus von Ehrbarkeit. Zugegeben: Als Sohn meines Vaters (ein Herumtreiber und Gelegenheitsarbeiter) hatte ich von Ehrbarkeit jetzt nicht so die Ahnung. Aber ich sagte mir: Den Patriziern und Senatoren verbot man ja auch im Gesetz das Führen einer Gewandschneiderei, weil es sich für einen Patrizier und/oder Senator nicht gehörte, eine Gewandschneiderei zu betreieben. Einen ähnlichen Passus, dass ganz normalen römischen Bürgern (wie mir) oder selbst edlen Rittern das Betreiben eines Lupanars verboten wäre, kannte ich bisher nicht. So schlimm konnte es also nicht sein, was der Decimus hier sagte. (Wahrscheinlich war er einfach nur ein bisschen alt und über die Jahre prüde geworden. Sein Pech.)


    "Si. Ich habe alles dabei."


    Einen Beutel mit vielen Sesterzen. Klimpernd landete der Beutel auf dem Tisch des Primicerius. Und natürlich auch die Urkunde, die mich als Eigentümer meines geerbten Architekturbetriebs auswies. Das Papyrus legte ich direkt neben dem Geldbeutel auf den Tisch.


    "Von mir aus können wir nun also Tatsachen schaffen."

  • Am Ende war es recht egal gewesen. Hauptsache ein gutes Geschäft, und die Kohle stimmte. Wem interessierte es, dass der Staat daran beteiligt war, einen weiteren Lupanar zur Eröffnung zu verhelfen. Rom hatte so einige Bordelle zu bieten, vor allem im Stadtviertel Subura. Daher würde es für den neuen Besitzer schwierig werden sich zu behaupten. Wichtiger war es, dass die Bilanz am Palatium solide ausfiel.


    "Tja, Fortuna widmet sich eben nur den moralisch einwandfreien Römer." Dabei grinste er in Richtung Gastes und schob die Münzen vor sich hin. Er musste gar nicht zählen. Ein Überfliegen reichte vollkommen aus. Denn sein geschultes Auge sowie Gedächtnis schaffte es die vielen Münzen auf einmal aufzunehmen. Die Mathematiker würden diese Fähigkeit wohl zukünftig als Mengenleere bezeichnen. Zum anderen war es Varenus ständig mit Sesterzen Türmchen umgeben, sodass ein schnelles Abzählen sowie Addieren unbedingt von Nöten war.


    "Es stimmt alles bis aufs letzte Quadrans." Er nahm anschließend den Papyrus zur Hand. "Wie ich sehe hast du den Betrieb von einer Weile geerbt. Verstehe! Das erklärt so einiges, Artorius." Hatte sein Gast das nicht bereits erwähnt? Varenus konnte sich daran nicht mehr erinnern... egal... "Hier hast du die neue Urkunde. Sie ist bereits auf dich ausgestellt. Eines fehlt aber noch..." Er holte eines der verschiedenen kaiserlichen Siegel heraus. *buff* "... so nun ist es auch gesiegelt. Bitte sehr!"

  • Sim-Off:

    Vielen Dank nochmal. Es war mir eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen! :)


    Ach ja, die Subura. Da würde ich natürlich kein Lupanar eröffnen. Ich hatte vor, mich in der Nähe des Aventin breit zu machen: Von da war es nicht weit bis zu den Lagerhäusern am Tiber (Stichwort: Infrastruktur für meinen Fernhandel), da waren die Bewohner alle eher einfache Leute (Merke: die würden sich auch von einem mittelmäßigen Medicus behandeln lassen; denn besser von dem als von gar keinem, oder?), und da gab es in der Nähe des Circus Maximus natürlich auch mehr als genug Laufkundschaft, damit sich mein Lupanar am Ende auch rentierte. Das hatte ich mir alles schon ziemlich genau so überlegt....


    "Äh.. Danke."


    Das war doch eben ein Kompliment gewesen, oder? Dass sich Fortuna nur den moralischen Römern zuwandte? Denn mir hatte sie sich am Tag meiner Erbschaft ja definitiv zugewandt. Und das hieß also nach dem Decimus: Ich musste ein moralischer Römer sein!
    Der Primicerius grinste mich an. Ich grinste zurück. Das Geld war vollständig.


    "Gut."


    Hatte ich mich also nicht aus Versehen verzählt oder so. Ein Glück.


    "Ich weiß."


    Mehr sagte ich auf den Erbschafts-Kommentar nicht. Denn es lag ja auf der Hand: Hätte ich den Architekten selbst eröffnet, dann müsste ich mich doch wenigstens ein kleines bisschen für das Baugewerbe interessieren. Und dann würde ich den Architekten jetzt nicht verkaufen. - Oder spielte der Decimus mit seinen Worten noch auf etwas anderes an? (Auf meine niedere Herkunft und deshalb einfachere Art vielleicht?) Ach was.. Der alte war vielleicht ein bisschen verklemmt und prüde, aber doch nicht so gemein, dass er mich hier beleidigte! Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen.


    "Muchas gracias."


    So dankte ich dem Decimer also auch weiterhin in naiver Freundlichkeit mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht. Dann nahm ich die frisch gesiegelte Urkunde entgegen und gab ihr überschwenglich einen Kuss: Meine eigene Taberna medica!


    "Gut. Dann will ich dich auch nicht länger stören, Decimus. Nochmal gracias.. y adiós!"


    Nur flüchtig warf ich dem Finanzbeamten nochmal einen verabschiedenden Blick zu. Denn mein Fokus lag.. natürlich bei der Urkunde in meinen Händen. Ich gab ihr noch einen kleinen Schmatzer. Dann steckte ich sie gut weg, damit ich sie auch nicht verlor. Und dann versuchte ich mich wieder in Richtung Ausgang aus diesem Verwaltungslabyrinth zu finden. (Und ich hoffte, dass ich dabei nicht wieder diesem parfumierten Prätorianer begegnete, in dessen Gegenwart ich andauernd niesen musste.)

  • <<


    Ein Lakei, der der Verbindung zwischen der Torwache und der Administratio diente, erschien in der Finanzabteilung und berichtete:
    "Vor dem Tor steht ein Senatorenvilicus, sehr manierlich aber ohne Termin, habt ihr Zeit ihn zwischen rein zu schieben? Hier, er sendet diese Tabula an dem Primicerius..."




    Ad
    Titus Decimus Varenus
    Primicerius a rationibus


    Salve Titus Decimus Varenus,


    ich möchte dich bitten mich zu empfangen. Ich bin im Auftrag des Praetoriers Kaeso Annaeus Modestus hier, um ein Angebot für einen Betrieb zu machen, der sich momentan im Besitz des Pasceolus Imperialis befindet. Falls du momentan keine Zeit für mich hast, würde ich dich bitten mir einen Termin deiner Wahl geben.


    Vale bene,
    Kaeso Annaeanus Apollodorus

  • http://s7.directupload.net/images/130929/ut4mgg3n.png


    Spectaculius Lusticus


    Er lag so da und streichelte liebevoll seinen eigenen Bauch. Als dann einer der Leibwächter eintrat, störend, tat er so, als hätte er nur seine Tunika glatt gestrichen. "Immer diese Fussel! Tz,tz,tz... ." Er machte keine Anstalt aufzustehen. Die einzige Bewegung, die er unternahm, war die Annahme der Tabula. "Hmmm... grässlich... ohne Termin.... hmm.... wir sind doch allesamt überlastet.... hmmm.... die ganzen Aktenberge.... hmmm.... gleich ist Mittag... hmmm... . Lass ihn rein. Er wünscht ja ein Termin beim Alten." Lusticus selbst hätte den Senatorenvilicus verwiesen. "Schließe die Tür! Nachdem du gehst!"

  • [Blockierte Grafik: https://dl.dropboxusercontent.com/u/16275162/Apollodorus.png]



    Von den Praetorianern durch die Gänge der Administratio geführt, erschien Apollodorus dann im Officium des Primicerius a rationibus. Da er selbstverständlich nicht wusste, wohin er gehen musste, wartete Apollodorus bis der Praetorianer das Officium zuerst betreten hatte. Erst dann trat er ein und grüßte den Mann vor ihm.


    "Salve, Primicerius Titus Decimus Varenus. Ich danke dir, dass du mich so kurzfristig empfängst. "




    VILICUS - GENS ANNAEA

  • Varenus selbst stand mit zwei Papyrus-Rollen in der Hand an der Eingangstür. Er wollte sie nämlich gerade persönlich beim Procurator abgeben. Doch als er den erst eben angemeldeten Besucher sah und hörte. Legte er die Rollen beiseite. Sein Vorgesetzter würde diese sowieso erst am morgigen Tag lesen. "Salve Annaeanus. Es wäre wohl ratsam bei solch Temperaturen sich zu setzen." Kaum den Satz beendet, zeigte er auf die rechte Sitzecke. Bei der schon so viele erfolgreiche Geschäftsabschlüsse getätigt worden waren. Wie es der Gastfreundschaft vorschrieb, lies er den Besucher zuerst Platz nehmen. Dann setzte sich Varenus selbst. "Wie ich gelesen haben bist du im Auftrag von Senator Annaeus unterwegs. Interessant. Denn von ihm hörte man nach dem Bürgerkrieg recht wenig. Es sprach sich herum, dass er verletzt worden sei? Es geht ihm wohl besser, sodass er sich nun wieder seinen Geschäften widmen kann." Er selbst goss Wasser in zwei vor ihnen auf dem Tisch stehenden Becher.


    Das Varenus für seine Person so unnatürlich freundlich war. Lag wohl an der gegenwärtigen Hitze.

  • [Blockierte Grafik: https://dl.dropboxusercontent.com/u/16275162/Apollodorus.png]



    Apollodorus nahm den angebotenen Platz mit einem dankenden Nicken an. Es war wirklich zu heiß an diesem Tag. "Ja, er hat bei der Schlacht von Vicetia zwei schwere Wunden davon getragen. Eine davon hatte ... längerfristige Auswirkungen, sodass er sich gezwungen sah die Ärzte im Osten aufzusuchen." erläuterte Apollodorus ohne all zu sehr ins Detail zu gehen. "In der Tat geht es ihm jetzt besser. So früh hatten wir allerdings gar nicht mit ihm gerechnet, aber die Thronbesteigung des neuen Augustus hat ihn früher nach Hause gebracht. Und nun muss natürlich einiges nachgeholt werden" Das eingeschenkte Wasser nahm Apollodorus nur zu gerne an. Vielleicht hätte er doch etwas leichteres als eine Toga anziehen sollen. Aber dies war nun einmal der Palatin. Dann trank er einen großen Schluck. "Ich danke dir für das Wasser. Wie ich dir schon geschrieben habe, bin ich wegen Betrieben hier, die sich momentan in eurem Besitz befinden. Wenn die Administratio gewillt wäre sich von ihnen zu trennen, dann würde der Senator gerne ein Angebot abgeben. Zum einen geht es um ein kleines Weingut in Etruria." Dann zog Apollodorus doch noch einmal die Wachstafel mit dem genauen Namen hevor. "parva phylloxera, Zur kleinen Reblaus, Winzerei Octavia. Nun den Namen wird er sicherlich ändern. Wenn möglich würde er auch gerne das umliegende Land erwerben oder zumindest pachten, um den Betrieb zu vergrößern. Wir haben festgestellt, dass es sich dabei um Ager Publicus handelt." Das mit dem Land war ja immer so eine Sache. Aber ohne Grund und Boden konnte man das Weingut kaum erweitern. Und sein Patron hatte große Pläne oder einen großen Durst. Apollodorus war sich nicht ganz sicher. "Für den Betrieb halten wir 240 Sesterzen für ein gutes Angebot. Das Land käme dann je nachdem dazu."




    VILICUS - GENS ANNAEA

  • Varenus nippte mehr als er trank. "In der Tat freut es mich zu hören dass es ihm besser ergeht. Ich denke, dass er sich wieder, wie in alten Tagen, sich der Politik widmen wird. Hier in Rom. Seine Zeit als Legatus Augusti pro Praetore in Germania Superior dürfte wohl hinüber sein, wenn auch der Posten wieder vakant ist. Der Nachfolger Vinicius hatte sich auch nicht lange gehalten. Manche Posten scheinen erst sehr ergiebig zu sein, doch dann stellt sich schnell die Leere ein." Er blickte zur Wachstafel und hörte nach dem Vorschlag seines Gegenübers wieder einmal die Kassen klingeln. "Ein Weingut soll es sein. Gut. Ich hätte nichts dagegen, wenn auch wir dort die letzten Jahre eine sehr gute Auslese hatten. Doch der neue Augustus hat eher eine Vorliebe für exotischen Wein. Trotzdem mögen die 240 Sesterzen für ein Weingut in Germania angemessen sein, doch in Italia. Ich würde es dir für 260 Sesterzen überlassen." Er machte eine kurze Denkpause. "Wegen dem Land müsstest du mit dem Procurator sprechen. Er besteht darauf. Du weißt schon. Er hat Angst, dass irgendjemand ihm etwas wegnimmt. Dabei gehört das Land nicht ihm, sondern dem Imperium. Also was sagst du?" Ein wenig mehr konnte er erwarten. Immerhin war der Auftraggeber ein Senator gewesen.

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