[Tempel] Isis und Mater Magna


  • Inmitten des Vicus Apollinensis direkt an der Via Principalis vom Forum zur Rhenus-Brücke befindet sich das Heiligtum der Magna Mater und der Isis. Beide Gottheiten stammen aus dem Osten, wurden aber schon zu Zeiten des Divus Vespasianus von hier stationierten Soldaten und ihren Angehörigen nach Mogontiacum gebracht und gehören somit heute selbstverständlich zum Pantheon der Stadt.


    Innerhalb des ummauerten Areals befindet sich je ein kleiner Rechtecktempel für Isis und Kybele. In ersterem befindet sich eine Brunnenstube, aus der Wasser für die religiösen Rituale der Isis geschöpft wird, und er ist mit Darstellungen aus der ägyptischen Mythologie ausgemalt. Im Hof zwischen den beiden Tempeln liegt der Altar für Brandopfer, auf dem vor allem Hähne, gelegentlich auch Hunde dargebracht werden. Die Speiseopfer wie Feigen, Oliven, Datteln, Weintrauben oder schlicht Getreide legt man dagegen direkt vor den Kultbildern nieder, von wo aus die Priester sie später in Opfergruben versenken, die etwas abseits angelegt wurden. Dort findet man nicht selten auch bleierne Fluchtäfelchen und kleine Figürchen, die ebenfalls für Flüche verwendet werden. Vor dem ummauerten Bezirk stehen schließlich zwei größere Häuser, in denen der Gallus genannte Eunuch der Kybele wohnt.


    Da beide Göttinnen zu den Mysterienkulten zählen, ist für die nicht Eingeweihten wenig über den Kult bekannt. Dennoch wagt es kaum jemand, die große Mutter oder ihre Kultgenossin zu beleidigen, denn beide gelten nicht als sehr gnädig.


    An der Tempelmauer befestigt hängen zwei Tabulae ansatae, die fast identischen Inschriften lauten:


    PRO · SALVTE · AVGVSTORVM


    SPQR · ET · EXERCITVS
    MATRI · MAGNAE · CLAVDIA · AVG · LICMAS
    ET · VITVLVS · CAES · SACER · CLA · ATTICO · LIB*


    PRO · SALVTE · AVGVSTORVM ET


    SPQR · ET · EXERCITVS
    ISIDI · PANTHEAE · CLAVDIA · AVG · LICMAS
    ET VITVLVS · CAES · SACER · CLA · ATTICO · LIB**


    Sim-Off:

    * Für das Wohlergehen der Kaiser und des römischen Senates und des Volkes und des Heeres haben für Mater Magna diese Inschrift setzen lassen Claudia Icmas, Freigelassene des Kaisers, und Vitulus, kaiserlicher Sklave, unter dem Priester Claudius Atticus, ebenfalls Freigelassener.


    ** Für das Wohlergehen der Kaiser und des römischen Senates und Volkes und des Heeres haben für Isis Panthea diese Inschrift setzen lassen Claudia Icmas, Freigelassene des Kaisers, und Vitulus, kaiserlicher Sklave, unter dem Priester Claudius Atticus, ebenfalls Freigelassener.


    Bilder: The Elder Dan, mharrsch
    Text: Marcus Petronius Crispus
    Übersetzungen: Decimus Duccius Verus

  • Tja, und schon standen wir vor dem Tempel, der zwar nicht besonders groß war, aber ansonsten alles hatte, was ein Tempel so haben musste. Ich spürte, wie sich Beklommenheit in mir breit machte. Zum Glück hatte ich Linos an meiner Seite, sonst wäre ich wohl gleich wieder umgekehrt.
    Zögerlich stieg ich die Treppen empor und sah mich um. Als wir den Tempel betraten, überschlug sich fast mein Herz. Ganz ruhig, Caelyn, sagte ich zu mir selbst. Es kann nichts Schlimmes passieren.
    "Und? Was jetzt?", flüsterte ich Linos zu.

  • Jetzt beim Einkaufen, konnte ich gut erkennen wie viel Caelyn mir voraushatte. Sie war es im Gegensatz zu ihm gewohnt Einkäufe zu tätige, Ware zu überprüfen, zu handeln und feilschen, sie kannte sich aus. Er der verwöhnte Kaufmannssohn, brauchte sich bisher nur um seine Bildung und sein Vergnügen zu kümmern.
    Bin ich überhaupt in der Lage mich um mich selber zu kümmern, überlegte er sich.
    Kann ich wenn ich weglaufe für mich sorgen? Vielleicht sollte ich meine Flucht nochmals überdenken? Doch die Vorstellung zurück zum Castellum zu müssen hielt ihn davon ab. Nein er wollte weg, nichts und niemand würde ihn davon abhalten.


    Caelyn war fertig und wies die Richtung zum Tempel. Auf den Treppenstufen spürte ich ihre Aufregung noch ehe sie ihre Frage stellte. Zögernd griff ich ihre Hand, sie würde es schon als Hilfe verstehen, beruhigte ich mich selber und zog sie leicht mit ins Innere. „Wenn du daran glaubst, dass die Götter dir helfen und darum bist du doch hier, dann werden sie dir auch weiter beistehen. Alles wird sich finden.“

  • Hostia Helia


    Mit langsamen beinahe meditativen Bewegung kehrte eine ältere Priesterin mit bereits ergrautem Haar die marmornen Fliesen. Jede Bewegung wurde bedächtig ausgeführt. Mit Hingabe und Leidenschaft diente sie diesem Tempel. Natürlich bemerkte sie nach einer Weile dann auch die beiden Besucher. Eine schwangere Frau und ihr Begleiter. Der Vater des Kindes womöglich? Noch unschlüssig standen die Beiden unter dem Vordach und redeten auf einander ein. Der Mann ergriff die Initiative und führte dann die junge Frau in den Halbschatten.


    "Salve oder wie man hier in Germanien auch sagt: Heilsa! Willkommen im Tempel der Isis und der Mater Magna!" richtete sie eine kleine Begrüßung an das Pärchen. "Kann ich euch behilflich sein?" fragte sie freundlich nach und zeigte ein sanftes Lächeln.


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  • Ich hatte die Priesterin, zunächst nicht bemerkt, gerade als mein Blick auf sie fiel, sprach sie uns auch schon an. „Na siehst du, da kommt doch schon Hilfe“, flüsterte ich Caelyn zu, bevor ich der Priesterin antwortete. „ Ja meine Begleitung möchte etwas Opfern und hat eine Frage zu einem besonderen Anliegen.“ Mit meiner Antwort lies ich offen wie wir zueinander standen, schließlich konnte jeder der uns beide zusammen sah vermuten ich wäre der Kindsvater. Bei diesem Gedanken fiel mir etwas ein, ein Name den ich von Caelyn hörte. Ich setzte dies auf meinen gedanklichen Merkzettel, es sollte für unterwegs eine Frage sein.
    Nun betrachtete ich die Frau, welche wie ich annahm eine Priesterin war, etwas näher. Sie war schon älter bestimmt hatte sie eine große Lebenserfahrung gesammelt und ihr war kaum ein Anliegen fremd. Sie würde Caelyn bestimmt verstehen und unterstützen.

  • Das hatte ja schon was ungemein beruhigendes! Das musste man schon sagen. In der einen Hand hielt mich Linos, in der anderen hielt ich eine kleine Tonfigur in Form eines Vogels. Die hatte ich noch schnell bei einem der fliegenden Händlern vor dem Tempel gekauft, der seine Massenware, bestehend aus Figuren von einschlägigen Opfertieren, an Geizkragen, die kein Opfertier kaufen wollten oder Leute wie mich, die sich kein echtes Blutopfer leisten konnten, verkaufte. Der hatte mich so lange bequatscht, bis ich den Geldbeutel gezückt hatte. Sicher ist sicher! Die Magna Mater steht auf so Flattermänner, hatte er mir gesagt. Na schön, wenn sie Geflügel mochte. Alles für die Göttin, alles für die Göttin!
    Als dann die Priesterin vor uns auftauchte, übernahm erst mal Linos das Reden. Er hatte gemerkt, wie aufgeregt ich war. Die Priesterin, reich an Jahren und sicher auch an Erfahrung, hatte garantiert schon eine Menge gesehen. Wahrscheinlich hielt sie uns für ein Pärchen, so hädchenhaltend, wie wir daher kamen.
    "Öhm, ja genau! Ich möchte die große Mutter um eine glückliche Geburt bitten und dass sie ihre schützende Hand über mein Kind hält, wenn es da ist." Dann zögerte ich, aber man sah mir an, dass ich noch was auf der Zunge liegen hatte. Kurzer Hand ließ ich Linos Hand los und griff nach dem Geldbeutel. "Und dann gibt es noch eine andere Sache, die ich erledigen muss." Doch das musste im Verborgenen geschehen, da wo es außer der Priesterin, mir und vielleicht noch Linos niemand sonst mitbekam.

  • Caelyn war noch immer sehr aufgeregt, ich spürte es an der Feuchtigkeit ihrer Hand. Doch dann gab sie sich einen inneren Ruck und brachte ihr Anliegen vor.
    Ich hatte versprochen ihr zu helfen, dazu würde ich auch stehen. Bei dem Fluch wollte ich aber nicht wirklich dabei sein. Das stand im Gegensatz zu der Lehre Christi. Ich würde auch nur mitgehen wenn es unbedingt erforderlich wäre. Deshalb fügte ich hinzu und Caelyn würde bestimmt verstehen wieso. „Ich warte auch gerne hier oder im inneren des Tempels, falls ich dabei nicht gebraucht werde oder erwünscht bin.“ Ich würde mich dem Wunsch der Priesterin fügen.

  • Hostia Helia


    Noch etwas unschlüssig stand das Pärchen im Tempel und schien dann sehr erleichtert zu sein, als sie dazu kam und ihre Hilfe anbot. Hier in Germanien wurde ihre Hilfe viel öfter benötigt, als wie in Italia. Viele der Familien waren germanisch stämmig und kannten die Riten der Römer kaum. "Ich helfe wo ich kann“, sagte sie sanft und wartete darauf, dass die junge schwangere Frau ihre Bitte vortrug. „Deine Bitte ist nicht ungewöhnlich“, lächelte sie Caelyn zu und wartete darauf, dass diese das aussprach, was sie noch sagen wollte. „Was für eine Sache?“ fragte sie nach. Wenn sie nicht wusste um was es sich handelte, konnte sie auch nicht helfen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. An Linos gewandt: „Warum solltest du stören? Mater Magna freut sich, wenn der Kindsvater ebenfalls um das Wohl des Kindes und der Mutter bittet!“ erklärte sie und ging einfach einmal davon aus, dass die Beiden zusammen gehörten.



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  • Oje hatte ich es mir doch gedacht, die Priesterin hielt mich für den Kindvater. Bis vor kurzem hätte ich überhaupt nicht in Erwägung gezogen überhaupt jemals Kindsvater zu werden. Doch seit Corona, unwillkürlich seufzte ich bei dem Gedanken an sie. Nur Gott konnte wissen was die Zukunft bringen würde. Schon war ich bei dem Punkt, warum ich meine Bedenken wegen der Störung eingeworfen hatte. Ich wollte Caelyn doch nichts verderben, aber wie hatte sie schon vorher gesagt, egal zu welchem Gott man betet, trotzdem hatte ich meine Zweifel.
    „Nein, ich bin nicht der Kindsvater,“ antwortete ich, schnell fügte ich dann noch hinzu: „aber ein sehr besorgter guter Freund:“ War ich das wirklich schon, fragte ich mich nachdem ich es ausgesprochen hatte. Ja bestimmt, dafür habe ich mich schon zuviel eingebracht, Caelyn wird es bestimmt auch so sehen.

  • Die Priesterin schaffte es tatsächlich, mir meine Nervosität zu nehmen. Einen Teil jedenfalls. Denn da stand ja immer noch etwas im Raum. Der Fluch! Ob sie dann immer noch so freundlich war, wenn ich ihr gesagt hatte, was ich noch zu erledigen hatte?
    Im Moment jedenfalls, glaubte sie, eine kleine junge Familie vor sich zu haben, die bald ihr erstes Kind erwartete. Linos aber räumte damit gleich mal gründlich auf und stellte klar, dass er nicht der Kindsvater war. Naja, konnte man ihm ja auch nicht verdenken. Er kannte mich ja gerade mal ein paar Stunden. Und außerdem kannte ich ja jetzt sein Geheimnis.
    "Ist schon gut, Linos. Ich glaube, ich komme zurecht,wenn du nicht dabei sein willst", sagte ich ihm lächelnd. Er hatte mir ja schon mehr als genug geholfen!


    Ich trat noch etwas näher an die Priesterin heran, so dass ich ihr etwas zuflüstern konnte. Denn nicht nur ich, auch sie konnte da ganz schön große Schwierigkeiten kriegen, wenn raus kam, was ich sonst noch wollte.
    "Es gibt da noch einen Mann, der meinem Kind und mir böses will. Ich möchte den Herr Attis bitten, ihn dafür zu strafen. Eine defixio…" Gleichzeitig holte ich einige Münzen aus dem Beutel und drückte sie der Priesterin unauffällig in die Hand. Ich war garantiert nicht die einzige mit diesem Anliegen und sie würde bestimmt verstehen, wie wichtig es für mich war.

  • Hostia Helia


    Eindringlich musterte die Priesterin den Mann an der Seite der jungen schwangeren Frau. Ein Freund, nichts weiter. Nicht der Kindsvater. So konnte man sich irren. „Selbst wenn du nur ein guter Freund bist, kannst du bleiben und um das Wohl des Kindes bitten. Die Götter freuen sich über jede Anteilnahme!“ erklärte sie, immer noch sanft lächelnd. Es machte fast den Anschein, als wolle er eigentlich nicht dabei sein, wenn seine Freundin ein kleines Opfer dar brachte. Nun es lag an ihm. Sie würde sich an seiner Anwesenheit sicherlich nicht stören und die Göttin auch nicht. So oft fanden Männer ihren Weg nicht in diesen Tempel. Der Kult der Mater Magna war schon immer ein Kult der Frauen gewesen.
    Ob er nun bleiben würde oder nicht, war nicht wichtig, zumindest für einen Augenblick nicht, denn die junge Frau äußerte einen brisanten Wunsch, als sie vertrauensvoll sich an sie wandte. Noch immer lächelte Helia, noch immer waren ihre Züge sanft und verständnisvoll, nur in ihren Augen blitzte es kurz verstehend auf. Ganz langsam und bedächtig nickte sie und steckte die Münzen dann ein. „Ich verstehe…“, meinte sie schlicht. „Dies lässt sich sicher einrichten“, erklärte sie ohne eine Miene zu verziehen. Auch eine Priesterin war bestechlich und gegen einen kleinen oder auch größeren Obulus erfüllte sie auch etwas ungewöhnlichere Wünsche. „Was genau wünscht du denn diesem Mann?“ fragte sie mit gesenkter Stimme nach. Es war im Grunde ein alltägliches Geschäft dem sie nachging, auch wenn es dem Gesetz nach verboten war. Doch sah man über diesen kleinen Verstoß meist großzügig hinweg.



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  • Mir wurde bei der eingehenden Musterung, durch die Priesterin, schon etwas unwohl, warum wusste ich selber nicht. Schließlich hatte ich doch die Wahrheit gesagt, ich war nicht der Kindsvater. Oder war hatte sie sonst einen Grund dazu. Für das Wohl des Kindes konnte ich schon beten, doch hier?
    Ich kam zu dem Entschluss zu bleiben, sei es aus Neugierde oder weil ich nach wie vor glaubte, ich könne überall zu dem einzig wahren Gott beten. Es kam auf das Gebet an, nicht auf den Ort.
    Nun betrachtete ich sie eingehend während sie mit Corona sprach. Sie hatte wie ich fand etwas Mütterliches an sich. Ihr waren die vielfältigen Probleme der Menschen bestimmt nicht fremd. Mit ihrer Hilfe würde für Corona bestimmt das Beste erreicht.
    Langsam trat ich näher zu den Beiden und nickte Corona zu, sie würde schon verstehen das ich weiter bei ihr bleiben möchte.

  • Linos entschied sich dann doch, bei mir zu bleiben. Ehrlich gesagt, war mir das auch viel lieber. Die Priesterin war ja wirklich sehr nett, trotzdem hatte ich aber irgendwie Angst, was falsch zu machen. Und auch wenn Linos nun mal Christ war, hatte er garantiert mehr Ahnung, als ich.

    Die Pristerin war auch noch freundlich, als ich ihr sagte, was ich vorhatte. Sie nahm die Münzen und nickte bedächtig. Als sie mich schließlich fragte, was ich Sermo wünschte, fielen mir spontan tausend Sachen ein: die Krätze, faule Zähne, Fußpilz, dicke fette eiternde Pusteln, Dünnschiss, Flöhe, Fieber, Kopfweh, dass er nie wieder einen hoch kriegt, und und und... meine Fantasie kannte keine Grenzen. Aber Vorsicht! Am besten ich wünschte ihm nichts, was ansteckend war. Am Ende rottete ich damit noch halb Mogontiacum aus. Nein, es sollte etwas sein, was nur ihn betraf. Und auch nur dann, wenn er an mich dachte. Mal ehrlich, wenn der rauskriegte, dass ich geflitzt war, dann würde er ziemlich oft an mich denken! Komisch, gerade jetzt taten mir wieder die Fußsohlen weh. Ausgerechnet die Fußsohlen! Es war gerade mal ein paar Wochen her, seitdem er mir mit dem Rohrstock die Füße blutig geschlagen hatte. Die Wunden waren zwar fast schon wieder verheilt, aber manchmal tat´s doch noch richtig weh! Ein gehässiges, doch ungemein befriedigendes Lächeln legte sich um meine Mundwinkel. "Er soll fiese Schmerzen haben, wann immer er an mich denkt! Seine Füße sollen dann wie Feuer brennen, bei jedem Schritt und die Schmerzen in seinem Kopf sollen ihn an den Rand des Wahnsinns treiben... wann immer er an mich denkt!", flüsterte ich ihr leise zu, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass kein neugieriges Ohr mithörte. Wenn das kein schöner Fluch war!

  • Ich war echt gespannt wie ein Flitzebogen auf Caelyns Fluch. Doch was sie jetzt von sich gab fand ich zunächst recht lustig bis merkwürdig. Sie würde aber bestimmt einen Grund dafür haben. Aber ehrlich, ich hätte mir etwas anderes gewünscht, wer auch immer dieser er war.
    Wollte sie ihn nur bestrafen und nicht für immer loswerden oder mit dem Fluch nicht ihr Kind und sich selber schützen?
    Fragen über Fragen taten sich mir auf. Unsere Flucht würde bestimmt nicht nur abenteuerlich, sondern recht interessant werden.
    Nun war ich nur noch neugierig auf die Reaktion der Priesterin. Ob sie solch einen Fluch schon einmal gehört hatte, ob sie es so akzeptierte. Plötzlich musste ich grinsen bei dem Gedanken, dass es da wen gab, der wie aus heiterem Himmel anfing herum zu hüpfen und vor schmerzen jaulte, weil ihm seine Füße wehtaten, wenn er an Caelyn dachte. Erschrocken über mein grinsen bemühte ich mich schnell ernsthaft zu wirken.
    Ein Problem hatte ich allerdings bei dem Ganzen, dafür beten konnte ich wirklich nicht. Ich wollte lieber um den Schutz für Caelyn und ihr Kind beten.

  • Hostia Helia


    Ob der Begleiter nun blieb oder nicht, war für den Moment unwichtiger. Viel wichtiger war, welche Verwünschung die junge Frau hatte. Kurz fragte sich die Priesterin, wer dieser Mann wohl war, den dieser Fluch treffen sollte und warum Caelyn ihn so sehr hasste. Doch das war unwichtig. „Damit dein Wunsch auch sein Ziel findet, musst du mir noch den Namen des Mannes nennen…“, meinte sie leise. Noch immer lächelte sie und für einen unbeteiligten Beobachter sah es so aus, als würde sie der Schwangeren nur mit Rat und Tat zur Seite stehen.

  • Den Namen? Ich sollte den Namen nennen? Plötzlich wurde mir so kribbelig zumute, als ob ich was verbotenes tun würde. Mannomann, ich tat ja auch was verbotenes! Und logisch, damit der Fluch auch funktionieren konnte, musste ich natürlich auch den Adressaten angeben. Das war genauso, als würde ich ´nen Brief schreiben.
    "Den Namen?", fragte ich unsicher und warf Linos einen kurzen Blick zu. Naja, die Priesterin wusste ja, was sie tat. Und garantiert würde sie damit später auch nicht hausieren gehen. Deswegen hatte sie ja die Münzen gekriegt. "Ja sicher, der Name! Also, öhm…" Bekam ich jetzt etwa Skrupel? Waren das etwa echte Schuldgefühle? Also wirklich! Der Kerl hatte mich zig mal vergewaltigt, er hatte mich geschlagen, nutzte mich nach Strich und Faden aus und war mir gegenüber einfach nur gemein. Wenn es einer verdient hatte, dann ja wohl Sermo! "Iullus Quintillius Sermo!", flüsterte ich ihr zu. Dann kramte ich das Täfelchen aus Blei hervor und hielt es der Priesterin entgegen.

  • Jetzt wirkte Caelyn doch etwas verunsichert. Ich merkte ihr an, wie ihre Entschlossenheit einer gewissen Nervosität wich. Irgendwie konnte ich dies nicht ganz nachvollziehen, bestimmt lag es daran, dass ich vielleicht zu den Sklaven gehörte, der noch nie von seinem Herrn körperlich bestraft wurde. Außer das ich von Livineia einmal eine Ohrfeige erhielt, hatte ich auch noch nie einer Bestrafung erlebt. Gehört hatte ich schon manches, aber Hörensagen ist nicht erleben, erfahren. Aus diesem Grunde konnte ich jetzt wohl auch ohne zu zögern Caelyn aufmunternd zunicken.
    Auch wenn man mir eigentlich nachsagen konnte ich wäre neugierig, so war meine Neugierde doch von einer ganz anderen Natur. Sie betraf eher das Politikpodium der Römer. Ihr Verhalten und ihre Intrigenwelt. Hingegen was die Sklaven anging war ich zurückhalten und respektierte sie. Da war ich der Meinung, jeder solle nur so viel von sich preisgeben wie er für richtig hielt. Unser Körper stand hier jedem zur Verfügung, aber unsere Gedankenwelt besaß alle Freiheit und diese Freiheit sollte jeder für sich nutzen, wie es ihm gefiel.
    Um Caelyn zu signalisieren, dass ich nicht zuhörte, drehte ich mich etwas ab. Es sollte ihr Sicherheit geben. So bekam ich auch nur ein flüstern mit.

  • Hostia Helia


    Das kurze Zögern konnte Helia durchaus verstehen. Wenn Caelyn denn Namen des Mannes nannte, den sie verwünschen wollte, wurde dieser Wunsch nicht nur real, sondern legte ihr auch eine gewisse Macht in die Hände. Doch sie würde die junge Frau sicherlich nicht verraten. „Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher!“ erklärte sie und nickte dann noch einmal, als sie den Namen erfuhr. Noch immer lächelte sie sanft und nahm das Täfelchen aus Blei entgegen. „Warte kurz hier!“ bat sie Caelyn.


    Nur wenig später kam sie dann auch wieder zurück. Eine kleine eng gerollte Rolle aus Papyrus in den Händen, die sie dann der jungen Frau zeigte.

    Guter, heiliger Attis, Herr, hilf, komme zu Iullus Quintillus Sermo entzürnt. Bei allem bitte ich dich, gib ihm bösen Sinn, böse Schmerzen im Kopf und an den Füßen, wann immer er an mich denkt und dass er sich nicht befreien kann mit keinem Geld und keiner Sache weder von dir noch von irgendeinem Gott, außer ein böses Ende.Dies gewähre, bitte ich dich bei deiner Majestät.


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  • Na hoffentlich, dachte ich, als sie mir das versicherte. Komisch, mir war irgendwie nicht ganz wohl bei der Sache. Vielleicht weil ich diesmal bei Sermo am Drücker war und nicht er. Hoffentlich kriegte er das, was er verdient hatte!
    Die Priesterin nahm mein Plättchen und verschwand damit. Ich schaute verlegen zu Linos rüber, der immer noch tapfer im Tempel verharrte. Vielleicht nutzte er ja die Zeit, um zu seinem gekreuzigten Gott zu beten, jetzt wo er schon mal in einem Tempel war.
    Die Priesterin kam nach einer Weile wieder. Sie hatte den Fluch auf Papyrus geschrieben und zeigte es mir nun. Fast schon zögerlich nahm ich die kleine Rolle und las Wort für Wort. Sie hatte es genauso aufgeschrieben, wie ich es gesagt hatte. Ich sagte nichts. Ich nickte ihr nur stumm zu.

  • Ein wenig abseits vom eigentlichen Geschehen, stand ich da und beobachtete was gerade geschah. Wie viele von solchen Fluchtafeln waren hier wohl schon gelandet. Ob all diese Flüche auch in Erfüllung gegangen waren? Schoß mir durch den Kopf. Ich wusste ja nicht was Caelyn bisher zugestoßen war, was sie erleiden musste, dennoch stellte ich mir gerade die Frage wie ich als Christ reagieren würde, wenn mir Schmerzen oder sonstiges Leid zugefügt würde. Ob ich dann noch immer an die Nächstenliebe festhalten würde oder ob ich nicht aus, Angst, Hass, Wut zu dem alten Götterglauben zurückkehren würde. Ich wusste es nicht, genauso konnte ich jetzt auch nur erahnen wie es in Caelyn aussehen würde.
    Für einen kleinen Augenblick dachte ich so etwas wie Unsicherheit bei ihr bemerkt zu haben, gefolgt von einem verlegenen Blick zu mir. Ich konnte ihr nur ein leichtes Lächeln mit einem aufmunternden zunicken schenken. Einst wollte ich aber noch für sie machen, mit meiner festen Überzeugung, dass man überall zu und mit Gott sprechen konnte, für Caelyn und ihr Kind beten. Ich wollte für die beiden Gottes besonderen Schutz erbitten.
    Es dauerte nicht besonders lange und schon kehrte die Priesterin zurück, reichte Caelyn eine kleine Papyrusrolle. An Caelyns Handbewegung, um diese zu nehmen, erkannte man ein leichtes zögern, ehe sie der Priesterin zu nickte.
    Langsam trat ich einen schritt näher zu ihr. Sie sollte merken, ich würde nach wie vor für sie da sein.

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