Vor dem Capitolium (hier trifft man immer einen Priester...)

  • Licinus hätte sich nciht als sonderlich religiösen Menschen bezeichnet. Sicher hielt er die wichtigsten Festtage ein und kümmerte sich um die üblichen Opfer im Rahmen seines bescheidenen Haushalts und der legio. Aber mehr war da nun auch nicht.


    Dennoch hatte ihn Esquilinas Krankheit dazu bewogen sich am Nachmittag dieses Tages zu den Tempeln zu begeben. Er wollte ein Opfer für Esquilinas Gesundung durchführen, denn auch wenn Susina Alpina ihm großes Zutrauen einflößte, mit der Hilfe der Götter standen ihre Chancen sicher besser.


    Als er sich dem Tempel des Apollo näherte, der seiens Wissens ja auch für die Heilkunst zuständig war, erkannte er das vor dem Kapitolium eine Sänfte stand, die eindeutig zum Haushalt des Statthalters gehörte. Suchend sah er sich um und in jenem Moment trat eine Frau aus dem Tempel, die zwar schön, ihm aber nicht unbedingt unmäßig sympathisch war. Dennoch hatte er das Gefühl, er müsse mit ihr reden. Er trat neben die Sänfte und wartete, bis sie dort angekommen war. Dann sprach er sie an:
    "Tiberia Lucia, wenn du einen Moment für mich hättest," ganz anders klang seine befehlsgewohnte Stimme, nach zwei sorgenvoll durchwachten Nächten. Viel wenig fest und sicherlich nicht annähernd so laut, wie die Tiberia sie in erinnerung hatte. Dazu waren Licinus Augen ganz klein und blutunterlaufen. Wenn man genau hinsah, konnte man feststellen, dass sie nicht ganz steht auf einen blickten, sondern imemr wieder leicht zuckten.

  • Nach der Wärme im Tempel biss die Kälte draußen noch unbarmherziger in Lucias Haut. Im Gehen legte sie sich das Kopftuch um, zog es sich vor das Gesicht und tat ihr Bestes sich bis zu den Wangen im Fell um ihre Schultern zu vergraben. Arsinoe eilte neben ihrer Herrin her und reichte ihr die Handschuhe, während Sekunda Mühe hatte mit der Geschwindigkeit, die Lucia vorlegte, mitzuhalten.
    Gerade wollte Lucia in die Sänfte steigen, als sie von einer bekannten Stimme angesprochen wurde. Da verließ sie einmal das Haus und traf gleich zwei Bekannte. Mogontiacum musste wirklich so viel kleiner sein als Rom!
    "Iulius", sprach sie zunächst kurz angebunden. Hatte der Mann vor ihr doch nun wirklich nichts getan um ihre Zuneigung zu erlangen. Wie konnte so ein ... Soldat jemanden so liebenswürdiges wie Esqulina großziehen? Das fragte sich Lucia nicht zum ersten Mal. Dann dämmerte es ihr so langsam, dass Iulius irgendwie anders klang als sonst. Er wirkte auch anders, müde, abgespannt. Sein ganzes Gebaren flößte Lucia ein so ungutes Gefühl ein, dass sie die Kälte für den Moment vergaß und sich voll ihrem Gegenüber zuwendete: "Für alte Freunde hab ich doch immer einen Augenblick Zeit." Ohne darüber nachzudenken tog sie sich die Handschuhe über die ohnehin schon kalten Finger, während sie Iulius fragend ansah: "Was kann ich für dich tun?" Irgendwie ging sie doch stark davon aus, dass der Mann irgendeinen Gefallen von ihr erbitten wollte. Waren er und Esqulina irgendwie in Schwierigkeiten geraten? Wehe, wenn er das Mädchen irgendwo mit hineingezogen hatte!

  • Alte Freunde war nun wirklich ein gnadenloser Euphemismus für ihr Verhältnis, war doch das einzige, was beide verband die Zuneigung zu dem kleinen Mädchen. Aber darüber machte Licinus sich gerade keine Gedanken, sondern versuchte mühevoll die richtigen Worte zu finden.


    "Es ist ... Sie ist ... " präzisierte er ein wenig, auch wenn das immer noch nicht hilfreich war. "Also Esquilina ... hat im Schnee gespielt und sich erkältet. Meine Sklaven haben die Legionsärzte geholt, ich selbst war nicht da. Die haben keien AHnugn von Kindern ..." ein unbestimmter unterdrückter Zorn lag in seiner Stimme. Auf ihn selbst, der er nicht da war. Die hilflosen Ärzte und die armen Sklaven, die nicht sofort jemand richtiges geholt hatten. "Sie ist noch kränker geworden, Lungenentzündung. Ich hab sie zu einer Obestrix gebracht, die kümmert sich um sie. Ich glaube, es geht ihr besser, ja. Will noch ein Opfer bringen für sie."
    Jetzt sah er sie direkt an.
    "Wir wissen beide, zwischen wir beide ... naja, zu unterschiedlich ... aber ich glaube, Esquilina würde wollen, dass ich dir Bescheid sage. Sie verehrt dich." Ein schweres Eingeständnis für den alten Soldaten. Aber Esquilina hatte ihr ihre Freundschaft geschenkt, dass konnte er nicht ignorieren, gerade jetzt nicht. Auch wenn er sie noch so aufgeblasen fand.

  • Oh nein! Er hatte Esquilina in Schwierigkeiten gebracht! In grässliche Schwierigkeiten! Sie hatte ihm doch gesagt, dass ein Mädchen nicht in ein Legionslager gehört! Das durfte doch nicht wahr sein! Eine Lungenentzündung?! Lucias sonst so beherrschtes Gesicht spiegelte wilde Emotionen , die bei Unglaube begannen, dann Überraschung streiften, in Wut, Entsetzen und einem Hauch Enttäuschung überging und dann nur noch tiefe Sorge ausdrückten. Es ging ihr besser? Irgendeine germanische Wilde, die sich Obestrix schimpfte behauptete sie könne einem armen Mädchen mit Lungenentzündung helfen? Das musste Lucia selbst sehen!


    „Hast du… Bring mich… Sie ist…?“, Lucia räusperte sich, straffte unter ihrem Pelz die Schultern und verlangte: „Beeil dich mit deinem Opfer und dann bring mich zu ihr!“ Kurz zögerte sie. „Nein, noch besser, ich komme gleich mit und bringe ebenfalls ein Opfer für sie!“ Sie nickte sich selbst bestätigend zu. „Und komm mir jetzt nicht damit, dass sie Ruhe bräuchte. Die werde ich ihr nicht nehmen!“, versuchte sie einem weiteren möglichen Einwand zuvor zukommen.

  • Für einen Moment, sah er seine eigenen Sorgen in Tiberia Lucias Gesicht gespiegelt, aber dann gewann ihre übliche Arroganz sofort wieder die Oberhand, so empfand es Licinus und sie trieb ihn zur Eile bei einem Opfer an. Selbst ohne ein sonderlich zeremonialsicherer Mensch zu sein, war ihm klar das das ein absolutes Geht-Nicht war.


    Auch ob sie ihr nicht die Ruhe nehmen würde, war sich Licinus nicht so gar sicher, aber "Ich glaube, sie würde sich freuen, wenn du sie besuchst. Und wenn du auch für sie Opferst, das ist großzügig von dir." fügte er in seiner üblichen Steifheit hinzu. "Ich würde zum Apollon-Tempel gehen, wenn du keien bessere Idee hast?" fragte Licinus udn klang dabei vielleicht schärfer, als er vielleicht beabsichtigt hatte.

  • Eigentlich hatte Caerellia vorgehabt ein bisschen zu warten, bevor sie diesen Schritt machte. Sie wollte sich hier im Mogontiacum erst eingewöhnen und sich Zeit lassen, bevor sie hierher kommen würde. Doch jetzt stand sie hier auf dem Tempelvorplatz. Artemon, ein Sklave Senecas war zum Schutz der Iunia mitgekommen. Er wartetet aber vor dem Tempelplatz neben einer Kutsche, die die beiden in die Stadt gefahren hatte. Doch ließ er die junge Frau nicht aus den Augen.
    Caerellia war fasziniert von der Mogontiacum, doch die Stadt würde sie an einem anderen Tag erkunden. Nun war sie hier, weil es um ihre Zukunft ging. Sie wollte Priesterin werden. Sie hoffte, dass sie das richtige tat. Das sie sich als würdig erweisen würde. Eine gewisse Unsicherheit war natürlich in ihr, doch der Wunsch diesen Weg einzuschlagen, war doch immer stärker.
    So stand sie nun also ein bisschen aufgeregt auf dem Tempelvorplatz, gekleidet in eine blaue Tunika mit einer fliederfarbenen Palla und sah sich nach einem Priester um.

  • http://www.imperiumromanum.net…_galerie/Aristoteles1.jpg Tiberius Talius Theomnastus
    Gerade kam Theomnastus aus dem Tempel der capitolinischen Trias, da sprang ihm die schöne junge Frau ins Auge, die sich anscheinend nach etwas suchte. Er zupfte kurz seine Kleidung zurecht und strich sich durch den Bart, bevor er schließlich auf sie zuging.


    "Kann ich dir helfen, junge Frau?" fragte er neugierig und ließ seine Hände gefaltet vor seinem Schoß hängen.



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  • Caerellia sah zu Artemon, der sich mit dem Kutscher zu unterhalten schien. Er genoss den Ausflug sichtlich. Immerhin waren sie nicht zum Einkaufen hier und so musste er nicht einmal mögliche Einkäufe schleppen. Er musste also nur auf sie aufpassen.
    Dann dreht sich Caerellia wieder um und sah das ein Mann auf sie zuging. Er fragte sie ob er ihr helfen könnte.
    "Salve! Ich bin Iunia Caerellia und bin hier da ich gerne Priesterin werden möchte.", verriet sie dem Mann und lächelte ihn an. "Kannst du mir da weiterhelfen?"

  • http://www.imperiumromanum.net…_galerie/Aristoteles1.jpg Tiberius Talius Theomnastus
    Eine Iunia. Der Name war mittlerweile in Mogontiacum nicht ganz unbekannt, wofür vor allem der "neue" Praefecte der ALA II Numidia, Iunius Seneca, verantwortlich war. "Eine Iunia? Soso... vermutlich eine Verwandte von Iunius Seneca, nehme ich an?" Der alte Aedituus freute sich darüber, dass auch bekanntere Familien ihren Nachwuchs in den Reigen des Cultus Deorum wissen wollten. "Ich bin Aedituus Tiberius Talius Theomnastus. Komm, mein Kind. Setzen wir uns dort vorne auf die Bank, ja?" Er deutete auf eine Bank aus Stein unweit des Capitoliums.


    Dort angekommen bat er die Iunia Platz zu nehmen und setzte sich anschließend ebenso. "Dann erzähle mir, wieso du gerne Priesterin werden möchtest." Damit leitete er das kleine "Bewerbungsgespräch" ein. Die Informationen über die Iunia würde er dann einem der Pontifices vorlegen, welcher dann darüber entscheidet, ob sie ihre Ausbildung im Cultus Deorum antreten darf und wer ihr Ausbilder sein wird.



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  • "Ja, so ist es. Er ist mein Cousin.", bestätigte sie dem Aedituus. Genau diesem Seneca. Seneca dem sie es zu verdanken hatte nun hier leben zu dürfen. Durch seine Gastfreundlichkeit war ihr auch möglich hier in Mogontiacum eine Ausbildung aus Priesterin beginnen zu können. Dieser Mann war zu gütig zu ihr. Sie wusste es und auch ihre Mutter hatte ihr das jeden Tag eingetrichtert.
    Der ältere Herr stellte sich vor und bat die Iunia auf einer steinernen Bank Platz zu nehmen. Sie nahmen dort Platz und das Bewerbungsgespräch begann.
    "Ich komme aus einer Familie, in der jeder seinen Teil dazu beiträgt unsere Familie würdevoll zu repräsentieren. Viele meiner Verwandte sind Soldaten. Eigentlich entstammte ich aus einer reinen Soldatenfamilie. ich glaube es ist meine Pflicht in den Dienst der Götter zu treten. Ein Leben als Soldat ist so gefährlich. Unsere Familie hatte schon so viel Glück. Ich will diesen Weg gehen, da ich glaube nur so meinen Familiengliedern helfen zu können. Was passiert, wenn die Götter sich gegen uns wenden. " Sie seufzte und hoffte er würde sie verstehen.
    "Ich selbt kann nie in den Krieg in ziehen.", meinte sie und lächelte ironisch. "Aber als Priesterin kann ich meine Lieben schützen und somit etwas für ihren Erfolg beitragen."

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    Mit einem lächeln quittierte der alte Theomnastus ihre Erläuterung und zeigte damit auch ein wenig, dass er sich über seine fabelhafte Kombinationsgabe als Hobbydetektiv freute. Jaja, alte Männer konnten eitel sein - vor allem die, die in der Gunst der Götter standen!


    Gespannt lauschte er den Worten Caerellias und spielte ihre Begründungen in Kurzform in seinem Kopf noch einmal durch, damit er sich diese besser merken konnte, immerhin musste er später ein Protokoll anfertigen. Zu Beginn kam das Argument, was alle jungen Frauen, die sich in den Dienst des Cultus stellen wollten, anführten: Sie wollte ihre Familie repräsentieren und nicht nur als Option für die Vertiefung politischer Beziehungen dienen. Das ging für den alten Aedituus natürlich in Ordnung, allerdings wartete er noch auf die etwas persönlicheren Beweggründe, wieso sie gerade PRIESTERN werden wollte. Weiterhin führte sie aus, dass sie es als ihre Pflicht sah, den Dienst der Götter anzutreten - löblich löblich! Unabhängig davon, ob man sich in den Dienst der Götter stellen wollte, sollte jeder Mensch im Imperium Romanum seinen Dienst vor den Göttern tun, um den pax deorum zu wahren!
    Über die Bemerkung bzgl. des Soldatenlebens schmunzelte er, das wäre ja noch schöner, wenn Rom darauf angewiesen sein müsste, dass seine Frauen zusammen mit ihren Männern in den Krieg ziehen. So etwas gab es nur bei den Barbaren jenseits des Limes und da sollte diese Unart auch bleiben. Allmählich kam sie zu der - für sie anscheinend - hauptsächlichen Begründung für ihre Berufung. Talius stutzte, sie wollte Priestern werden, um ihrer Familie zu dienen, indem sie... für sie betete und Opfer brachte? "Nun, die Götter sind hin und wieder gegen uns Menschen." formulierte er als erste Lektion gratis im Voraus, um danach etwas blasiert zu kritisieren "Also die Aufgabe einer Aeditua liegt mit Sicherheit nicht darin, den Segen der Götter ausschließlich für ihre eigene Familie zu erbitten." Er wartete gespannt, wie sie sich da wieder rausreden wollte.



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  • Natürlich musste sie damit rechnen, dass sie hier einen gerissenen alten und erfahrenen Mann neben sich sitzen hatte. Sie hoffte nur, dass er sich kein allzu schnelles Bild von ihr machte. Nur weil sie ihm Antworten gab, die sie für richtig befand und ihn nicht so gefielen.
    "Das sind sie. Und dann fällt es einem noch schwerer die Götter zu verstehen.", gab sie ehrlich zu. Sie wollte manche Dinge, die die Götter entschieden haben nicht einfach so hinnehmen. Sie fragte sich, warum das Schicksal manchmal einen Weg einschlug, der von Leid und Trauer gepflastert war.
    "Ist es falsch, nicht mit allen einverstanden zu sein, wie es die Götter für richtig befinden?", fragte sie dann zögerlich.
    Sollte es sich bei ihrem Gespräch doch um ein Bewerbungsgespräch handeln, suchte sie jetzt schon Antworten auf Fragen, die sie beschäftigten.
    Ihre Antwort schien den Aedtiuus nicht ganz zufrieden zu stellen und das versuchte sie zu korrigieren.
    "Ich dachte du fragst mich nach meinen Beweggründen. Bitte glaube nicht das ich so eitel bin und nur an das Wohlbefinden meiner Familie denke. Ich werde all den mir aufgelegten Aufgaben nachkommen zum Wohle aller. Ich möchte die Götter auf keinen Fall verärgern." , verbesserte sie sich und sah den Aedituus unsicher an.
    "Und natürlich will ich keinen der Priester verärgern.", fügte sie dann auch noch schüchtern hinzu.

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    "Führ wahr." bestätigte der alte Mann die Feststellung der jungen Frau und beantwortete ihre berechtigte Frage. "Durchaus nicht. Ausschlaggebend ist nicht deine Meinung, sondern dein Tun und Handeln. Solange wir die Weisungen und Warnungen der Götter als solche – egal ob wir sie für gut oder schlecht befinden – akzeptieren und unsere Taten danach ausrichten, werden wir nicht ihren Zorn auf uns ziehen. Der pax deorum, der Friedenszustand zwischen dem römischen Volk bzw. Staat und den Göttern, muss gewahrt bleiben und wir im Cultus Deorum sind dafür verantwortlich, dass das auch so bleibt." Theomnastus gefiel es, dass sich der Iunia jetzt schon derartige Fragen eröffneten.


    Da hatte sie ja noch einmal die Kurve gekriegt. Sie hatte ihren Gedankengang erläutert und so konnte sich der Alte auch damit arrangieren, was er mit einem zufriedenen Nicken quittierte.


    "Na das hört sich doch schon eher nach einer Frau an, die sich in den Dienst der Götter stellen will. Du sprichst von den dir 'aufgelegten Aufgaben' als Aeditua. Kannst du dir vorstellen, welche das sein werden? Was musst du also als gewissenhafte Aeditua tun, um eben keinen der Priester zu 'verärgern'?" fragte er mit einem verschmitzten Lächeln. Wenn sie aufgepasst hatte, als er vom pax deorum und der Verantwortung des Cultus deorum gesprochen hatte, hätte sie damit schon einmal einen guten Ansatzpunkt in der Theorie. Er war gespannt, welche Ideen sie für die Praxis der Aeditui hatte, aber sicher hatte sie sich schon vorab darüber informiert. ;)



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  • Die Iunia hörte Theomnastus aufmerksam zu. Doch dann runzelte sie bei seinen Worte die Stirn.
    "Aber wenn ich alles von ihnen akzeptiere, dann fürchte ich kalt und unmenschlich zu sein. Und ich belüge mich dann selbst. Und doch befinde ich mich in einem Zwiespalt. Denn ich werde mich wohl nie gegen die Götter stellen. Ist doch meine Angst den Zorn der Götter auf mich zu ziehen viel zu groß.", antwortete sie ihm betroffen. Sie hatte keine andere Wahl, als das zu akzeptieren, was sie ihr vorgaben.


    Sie hatte sich noch mal herausreden können und dem Alten schien die Antwort zufriedengestellt zu haben. Sie atmete erleichtert durch.
    "Ich glaube es wäre wohl eines der größten Vergehen, wenn ich ein Heiligtum verunreinigen würde. Aber ich glaube ein Priester wäre wohl sehr schockiert von mir, wenn ich den Tempel der Iuno mit dem Tempel des Mars verwechseln würde.", antwortete sie ihm kichernd und bekam dabei rote Bäckchen. Der Aedituus machte sie schon ein bisschen nervös, denn sie wollte sich nicht vor ihm blamieren.

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    Der Alte hörte sich in aller Ruhe die Sorgen Caerellias an. Er erinnerte sich dabei zurück an seine Jugend, wo er noch genauso naiv war. Als junger Aedituus war er so gottesfürchtig bzw. gläubig wie eh und je, er war sehr darauf bedacht, es den Göttern recht zu machen. Mit den Jahren hatte er gelernt, dass die Götter gar nicht so göttlich waren, wie es die Menschen dachten. Oft genug hatte er mitbekommen, wie wichtige Staatsopfer beeinflusst wurden, um sich den Segen der Götter "zu sichern". In der Geschichte des Imperiums hatten hochrangige Politiker die Macht der Götter und die Furcht der Menschen vor eben jenen ausgenutzt, um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Aber das war kein Gespräch für heute, wer war er auch, darüber urteilen zu können, geschahen hin und wieder eben doch Dinge, wo wirklich nur die Götter ihre Finger im Spiel haben konnten. So war das eben mit dem Glauben.. Glauben war nicht Wissen.


    "Für derartige Philosophierereien wird in der Ausbildung genug Platz sein." wiegelte er sie freundlich ab und versuchte sie zu bremsen. Ihre Antwort auf seine Frage nach den Aufgaben einer Aeditua stellte ihn insgesamt zufrieden, auch wenn er hier und da Ergänzungen vornehmen musste, was aber gar nicht schlimm war, immerhin wusste sie ungefähr, was sie erwartete. "Richtig, du bist für einen Tempel und dessen Erhaltung, also Sauberkeit, Ordnung, Reinheit und so weiter, verantwortlich. Außerdem unterstützt du die Pontifices bei größeren Opferzeremonien." dann kam er zu zwei weiterführenden Fragen, das lief ja wie eingestielt! "Tempel und Pontifices stehen auf der einen Seite, aber wem musst du als Aeditua auf der anderen Seite noch zur Seite stehen?" und die zweite Frage folgte zugleich "Als Aedituus ist man vorrangig einem Tempel bzw. einer Gottheit zugeteilt, worauf man in der Ausbildung im Speziellen vorbereitet wird. Weißt du schon, welcher Gottheit du dich in den Dienst stellen möchtest?"



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  • Caerellias Furcht vor den Göttern war groß und das war auch gut so. Sie hatte ihnen so viel zu verdanken und viel Leid musste sie in ihren Leben auch noch nicht erfahren. Was das Leben in Mogontiacum ihr bringen würde, das wusste sie nicht. Sie war noch jung und naiv, da war es wohl besser den Segen der Götter zu haben. Was würde ihr alles in ihren Leben widerfahren, was ihren Glauben an die Göttern schmälern könnte? Vielleicht würde sie irgendwann so denken wie er. Doch der Aedituus hatte recht. Sie hatte in ihrer Ausbildung genug Zeit sich darüber Gedanken zu machen und dabei ihren Weg des Glaubens zu finden.


    "Das hoffe ich doch.", ergänzte sie höflich und Theomnastus setzte das Bewerbungsgespräch fort. Sie lauschte seinen Ergänzungen und versuchte seine Frage zufriedenstellend zu beantworten.
    "Meinst du die Besucher des Tempels? Ihnen muss man zur Seite stehen.", antwortete sie dem Aedituus, wusste aber nicht ob sie mit ihrer Antwort richtig lag.
    "Ist es möglich als Frau Mars zu dienen?", fragte sie dann und sah in erwartungsvoll an.

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    "Ganz richtig, ganz richtig." bestätigte er Caerellias Vermutungen und nickte einmal langsam, während er ihr antwortete. "Viele Gläubige werden dich aufsuchen, die du beraten musst. Sie brauchen neben deinen Ratschlägen auch deine helfende Hand bei Opfern. Außerdem bist du auch dafür verantwortlich, dass in dem dir zugeteilten Tempel regelmäßig geopfert wird." ergänzte er, um ihre Vermutung mit Informationen zu komplettieren, damit sie im Bilde war, was sie erwartete.


    Auf ihre Frage antwortete er mit einem Lächeln "Gewiss, mein Kind. Die Götter sind um jeden ihrer Diener dankbar, egal ob Mann oder Frau. Die Tochter des Flamen Divi Augusti Decimus Duccius Verus, Duccia Silvana, leistet ihren Dienst im Tempel der capitolonischen Trias für Iuppiter, den Göttervater." Ihr Frage rührte vermutlich daher, dass ihre männlichen Verwandten hauptsächlich Soldaten war. "Demnach möchtest würdest du gerne eine Aeditua im Dienste des Kriegsgottes Mars werden?" versicherte er sich für die Unterlagen noch einmal, bevor er dann die finale Frage stellte.


    "Nun gut, das soll reichen. Iunia Caerellia, du wurdest über deine Verpflichtungen als Mitglied des Cultus Deorum, vornehmlich als Aeditua, aufgeklärt. Besteht noch immer dein Wunsch, die Ausbildung als Aeditua anzutreten und dich in den Dienst der Götter als Mitglied des Cultus Deorum zu stellen?" reine Formsache, er glaubte nicht, dass sich ihre Meinung geändert hatte - aber vergewissern musste er sich ja!



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  • Erleichtert lächelte sie den Aedituus an. Sie hatte recht gehabt mit ihrer Antwort. Dann hörte sie Theomnastus wieder aufmerksam zu. Sie würde als Aeditua große Verantwortungen tragen. Das verunsicherte sie natürlich, aber sie würde fleißig sein während ihrer Ausbildung, damit sie all die Anforderungen dieses Amtes erfüllen konnte.


    Sie nickte glücklich, denn auch die Götterwahl schien für sie möglich zu sein. "Wirklich? Das wusste ich nicht." Caerellia kannte weder den Flamen noch seine Tochter. Aber vielleicht würde sich dies bald ändern. Seneca kannte sicherlich beide. Sie selbst hatte noch wenig Bekanntschaften hier gemacht. "Sehr gerne möchte ich dem Kriegsgott Mars dienen." Da sie aus einer Soldatenfamilie stammte, war es auch nicht verwunderlich, dass sie sich für ihn entschieden hatte.


    Dann vergewisserte sich Theomnastus noch einmal, ob es sich die junge Iunia nicht doch noch anders überlegt hatte. "Ja es ist immernoch mein Wunsch, Tiberius Thalias Theomnastus.", antwortete sie ihm selbstsicherer. Sie war zufrieden und glücklich mit dem Gespräch, denn nun würde sie wirklich in den Dienst der Götter treten dürfen.

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    Theomnastus bekam seine Antworten von Caerellia und somit konnte das Bewerbungsgespräch enden.


    "Gut." konstatierte er und überging dabei, dass sie seinen nomen gentile falsch ausgesprochen hatte. (:P) "Es freut mich, dass dich unser Gespräch und die dadurch gewonnen Erkenntnisse nicht von deinem Wunsch abschrecken. Damit sind wir hier fertig." beendete er den offiziellen Teil des Gesprächs und erhob sich langsam und das Gesicht vor dem Altersschmerz verziehend. "Ich leite dein Gesuch an die Pontifices weiter. Du wirst dann vermutlich in den nächsten Tagen ein Schreiben erhalten, ob und falls ja, wann deine Ausbildung inwiefern beginnen wird." Dann wartete der alte Aedituus noch, ob die junge Iunia noch etwas auf dem Herzen hatte, was sie loswerden wollte.



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  • Es lag wohl an der Aufregung, dass sie seinen nomen gentile falsch ausgesprochen hatte. (Blöde Autokorrektur! :P) Das Gespräch neigte sich dem Ende zu und Caerellia strahlte über das ganze Gesicht, als er ihr die weitere Vorgehensweise näherbrachte. Der Aedituus erhob sich und die Iunia tat es ihm gleich. Die nächsten Tage würden sicherlich nicht leicht für sie werden. Sie würde die Sklaven wohl ständig fragen, ob ein Schreiben abgegeben worden war.
    "Ich danke dir!", antwortete sie ihm lieb. Dann sah sie zu Artemon, der sich noch immer mit dem Kutscher unterhielt. Momentan hatte sie keine weiteren Fragen mehr und somit verabschiedete sie sich von dem Aedituus.
    "Vale, Tiberius Talius Theomnastus!" Dieses Mal sprach sie seinen Namen richtig aus.
    Erleichtert über den Verlauf des Gespräches verließ sie Theomnastus und strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihren Sklaven und den Kutscher erreichte, um den Weg nach Hause anzutreten.

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