[Casa Prudentia] Prudentisch - Duccische - Eheschliessung, Der Komödie erster Teil

  • "In Rom kriffte jeden Feiff." stieg Phelan in das Gespräch ein. Nach dem er runtergeschluckt hatte, nahm er seinen Becher Wein und vergoß standartmäßig den ersten Schluck auf den Boden, das Trankopfer an die Götter. Und wieder erinnerte es ihn an die Taverne in Rom, wo er mit Corvinus, Orestes und diesem komischen Gallier Louan gegessen hatte. Wahnsinn, was in dieser Zeit alles passiert war. Sontje stieß zur Familie in Mogontiacum, danach Rodrik. Lando hatte geheiratet, ebenso jetzt auch Witjon.


    "Hab ich euch eigentlich die Geschichte aus Rom erzählt wo mich ein Gallier unter den Tisch trinken wollte? EIN GALLIER AHAHAH" brach Phelan in schallendes Gelächter aus. Die Germanen gaben den Kelten aufn Sack inner Slacht un jetz tun die dät auch beim Saufen, un so wird det immer bleibn nech?

  • Arbjon, der sich gerade von seiner jüngsten Schwester eine Schale mit Wachteleiern hatte reichen lassen, blickte zu seinem Vetter herüber.


    Besonders ausufernd kann das aber nicht gewesen sein, sonst hätten wir uns bestimmt am Tor der Castra getroffen. Und die Kameraden von den Urbanes haben auch nix erzählt. Viel kann der Gallier also nicht ausgehalten haben.


    Der Praetorianer grinste breit, ihm kam schon wieder Eilas Attacke auf den Praefecten ins Gedächtnis...

  • Callista beobachtete Witjon wie er ernst und gewissenhaft prüfte, ob er das essen konnte, was sie ihm gereicht hatte. Es war herrlich zu beobachten, wie er um Fassung rang, nachdem ihm sein Mund mitteilte wie scharf die Soße wirklich war. Callista konnte nicht anders als schadenfroh grinsen, nur ein bisschen, schließlich sollte er nicht denken sie hätte ihn vorgeführt. Aber es sah einfach zu ulkig aus, wie er das Bier hinunterstürzte. Sie lächelte sowieso durchgehend, vielleicht fiel es also nicht weiter auf. Wobei sie aber sowieso das Gefühl hatte, er hätte es ihr nicht wirklich übel genommen. Schließlich biss er sogar noch mal ab und auch sie schob sie etwas von dem Eibrot in den Mund, allerdings nur eine kleine Ecke, so dass sie schnell kauen und runterschlucken konnte bevor sie ihm antwortete.


    "Ja, eigentlich schon. Es ist üblich die allabendliche cena mit dem Servieren von hartgekochten Eiern zu eröffnen, am häufigsten natürlich Hühner, aber auch Gänse- und Enteneier. Die großen dort sind Straußeneier, manchmal gibt es auch Pfaueneier, aber das ist in erster Linie Ausdruck von Luxus, denn sie sind selten und teuer. Dazu gibt es immer Brot und verschiedene Soßen." Callista nippte an ihrem Wein. "Aber man kann die Eier natürlich auch nur weich kochen oder als Spiegelei oder Omelett zubereiten." Erklärte sie weiter, völlig wertungsfrei und blickte dann zu Marsus. Aßen sie denn abends nicht zusammen? Anscheinend nicht. Oder aber sie aßen nicht auf römische Art, also ohne unterschiedliche Gänge die aufeinander folgten. Das würde noch interessant werden, dachte sie und grinste. "Ist das dein erstes römisches Hochzeitsgelage? Du warst doch bestimmt schon mal bei irgendwem eingeladen? Also, zur Hochzeit [SIZE=7]mein ich. Eingeladen bist du ja [/SIZE][SIZE=6]bestimmt schon mal gewesen. Also..."[/SIZE] Mist. Verhaspelt. Callista blickte beschämt nach unten und sprach immer leiser und leiser. Wie dumm sie sich manchmal anstellen konnte. Dabei dachte sie eigentlich sie würde nicht mehr stottern, jedenfalls nicht in seiner Nähe, in der sie sich doch wohl fühlte.

  • Zitat

    Original von Duccia Flamma
    "Aristoteles?" fragte Eila dann fast rhetorisch und vor lauter Begeisterung beinahe etwas zu laut. "Das ist ja wunderbar! Ich würde unglaublich gerne mal einen Blick hineinwerfen." Sie hatte bisher noch keines von Aristoteles Büchern in die Hände bekommen, aber schon so viel davon gehört, dass sie es kaum erwarten konnte. Voller Vorfreude hätte sie sich beinahe die Hände gerieben, aber unterdrückte dies gerade noch.
    Dann musste Eila auf einmal aus vollem Halse lachen, und musste sich sehr bemühen auch dabei nicht allzu laut zu sein. "Das lass aber Marga besser nicht hören..." prustete sie dann. Nicht, dass sie Rufus nicht recht gegeben hätte, aber ziemlich gemein klang das schon und gerade bei Marga sollte man mit solchen Aussagen sehr vorsichtig sein. Sie war immer dort zur Stelle, wo man sie am wenigsten erwartete.
    Bei der Vorstellung von geschminkten Männern, ging Eilas Grinsen direkt weiter. Welch eine absurde Vorstellung! "Die Idee ist nicht schlecht... Stell dir mal Lokis Gesicht vor, wenn er dan wieder nüchtern wird und in einen Spiegel schaut."


    Ragin freute sich, dass Eila solches Interesse zeigte, dann schaute er sich aber argwöhnisch um, ob Marga nicht doch mit einer teigwalze hinter ihm stand.

    "Kannst du die Sprachen der Griechen? Nikolaos hat es mir in dieser Sprache geschenkt, weil er ja Grieche ist und daher die Bücher natürlich nicht in Latein hatte. Also wenn du sie nicht kannst dann kann ich sie dir vielleicht vorlesen und dabei übersetzen. Vielleicht können wir das dann ja auch in deinem Buchladen verkaufen! Also eine übersetzte Version."


    Das war eine gute idee. Damit würde Eila sicher ein gutes Geschäft machen. Und wenn nicht, dann hatte Ragin halt immernoch den Vorteil des Wissens auf seiner Seite.

    "Loki in weiß geschminkt? Das musst aber wirklich du machen. Ich glaube mich würde er sofort im Gartenteich versenken!"

  • “Auf jeden Fall müssen das riesige Viecher sein.“ Elfleda hatte ein Bild vor Augen von einem gewaltig großen Adler, wie es ihn in manchen Geschichten gab. Einige Riesen sollten sich ja in Adler verwandeln können, auch wenn das wohl Märchen waren. Aber angesichts dieser Eier mochte man gerne daran glauben.


    Sie selbst nahm sich mehr Brot, dazu etwas Bier. Auch wenn das nicht so kräftig war wie der Met und nicht so edel wie der Wein, davon konnte sie gut trinken, ohne betrunken zu werden. Außerdem wollte sie nicht so viel von dem unbekannten Essen verspeisen. Wenn man schon den dekadenten Luxus einmal hatte, beim Essen wählerisch zu sein, konnte man das ja auch mal ausnutzen. Es gab genug Zeiten, wo man es nicht ausnutzen konnte.
    “Was ist das, Arbjon, diese Castra? Eine Trinkhalle?“ Sie hatte gedacht, das Wort bedeutete sowas wie Heerlager, aber so sicher war ihr Latein noch nicht. Und Elfleda verstand nicht, warum man Phelan dorthin hätte bringen sollen, wenn er viel getrunken hatte? Er würde sich schon nicht bis zur Besinnungslosigkeit saufen, soviel Verstand traute sie jedem Mann zu. Was also sollte er dort?
    Auf die Idee, dass bei den Römern anders mit betrunkenen umgegangen wurde als bei ihnen zuhause, kam Elfleda gleich gar nicht. Bei ihr im Dorf kannten sich alle, die meisten ihr Leben lang. Warum also sollte man da dritte einschalten, wenn zwei ein Wetttrinken veranstalteten? Selbst, wenn sie sich im Suff stritten, hielt man sie einfach auseinander, wenn es zu arg wurde, um an nächsten Tag vertrug man sich wieder. Und passierte sowas auf einem Thing, zahlte man zur Not etwas Wehrgeld, und die Sache war aus der Welt.

  • Zitat

    Original von Elfleda
    “Was ist das, Arbjon, diese Castra? Eine Trinkhalle?“


    Die Castra ist das befestigte Lager, das wir Praetorianer – das ist die Leibgarde des Imperators – mit den Cohortes Urbanes teilen. Die Urbanes sind für Ruhe und Ordnung in Rom zuständig und würden beispielsweise bei einer Schlägerei erst einmal alle Beteiligten einsammeln und in ihren Teil des Carcers sperren. Dann würden sie die Sachlage klären und die Verantwortlichen den Gerichten zuführen.


    Arbjon hatte absichtlich germanisch gesprochen, damit Elfleda auch alles verstand. Landos Frau würde jedoch Latein lernen müssen, damit sie hier in Mogontiacum in jeder Situation zurecht kam...

  • Also kannte sie das Wort doch richtig, oder zumindest fast. Allerdings verstand sie nicht ganz, was Arbjon damit sagen wollte und schaute dementsprechend verwirrt drein.
    “Gerichte? Was für Gerichte? Für was?“
    Elfleda war in einer Welt aufgewachsen, in denen es wirkliche Gerichte nicht gab. Natürlich war Germania kein rechtsfreier Raum, aber Verbrechen innerhalb der Sippe regelte die Sippe, und zwischen zwei Sippen verhandelten dann die Anführer der Sippen miteinander. Und bei noch größeren Streitigkeiten gab es ein Thing. Aber so etwas wie ein Gericht, dass ein einzelner Mensch über Recht und Unrecht bei Leuten urteilte, die er nichtmal kannte, das kannte Elfleda nicht. Zumindest nicht, wenn es sich um einen freien Mann handelte, und Phelan war ja einer. Ebenso wie das Strafmaß, wurde in ihrer Welt doch selbst Totschlag mit Bezahlung eines Wehrgeldes abgegolten – oder eben Blutrache, aber das war noch einmal ein anderes Thema. Aber das ein Mensch einen anderen richtete, vor allem bei so etwas profanem wie betrunken zu sein, das kannte sie nicht.
    “Betrinken sich Römer denn nicht manchmal? Oder sind das so schlimme Raufbolde, dass man sie zur Sicherheit dann gleich einsperren muss?“
    Der Zusammenhang erschloss sich Elfleda nun wirklich nicht.

  • Die erste Frage würde Arbjon ihr sicher erklären. Phelan hatte viel mehr Lust auf die letztere zu Antworten.


    In brutalstem germanisch haute er raus "Die Römer trinken und fressen so viel wie sie kotzen können .. nur das es in ihren Augen Stil hat, weil sie den teuersten Wein trinken und die feinsten Gerichte fressen."


    Herzhaft lachend verschlang er einen weiteren Bissen Brot, mann war das toll hier. Man konnte sich einfach mal in der Öffentlichkeit gewagter geben, wenn man Germanisch sprach, was allerdings nicht zur guten Sitte gehörte, da die Römer ja nichts verstehen konnten, dennoch ließ sich Phelan das beim Essen mit seiner Familie nicht nehmen :D.

  • Als Phelan Elfleda so derb antwortete, fiel Arbjon das hartgekochte Wachtelei, das er gerade pellte aus der Hand und sprang vom Tisch herunter. Er räusperte sich hörbar und sah sich verstohlen um. Wer konnte schon wissen, welcher der anwesenden Römer vielleicht doch ein paar Brocken der lokalen Sprache beherrschte.
    Er nahm einen Schluck Wein und beantwortete dann Elfledas andere Frage.


    Ein Gericht ist sowas Ähnliches wie ein Thing, kann man wohl sagen. Zwei Seiten tragen einen Streit vor und der Vorsitzende, Richter genannt, entscheidet, wer Recht hat und wer nicht. Er geht dabei nach strengen Richtlinien vor, die von den Gesetzen der Römer bestimmt werden. Wenn sich jetzt also zwei Römer arg betrinken und es zu einer Rauferei kommt, bei der unter Umständen auch noch das Gasthaus Schaden nimmt, werden diese Römer normalerweise verhaftet und vor Gericht gestellt. Der Richter entscheidet dann, wie die beiden bestraft werden.

  • "Wobei natürlich die Strafen das schlimmere Übel sind.." fügte Phelan seinem Vetter bei. "Das Gericht beschämt dich und die Strafe peinigt dich. Am Besten man verhält sich ruhig in Rom, vor allem als Nichtrömer sollte man sich bedeckt halten, um jedem Ärger zu entgehen." hatte er sich ja genauso zu seinem Romaufenthalt dort verhalten. Nichts war passiert, nur die eine Situation auf dem Marktplatz bei der Sklavenversteigerung, aber das war eher privater Natur und schnell geklärt.

  • Lando, der schon einige römische Gärten gesehen hatte, nahm den Hortus der Casa Prudentia kurz mit bedauernder Miene zur Kenntnis, und reagierte ebenso überrascht auf das angerichtete Mahl. Eier?


    Tatsächlich, Eier über Eier. Lando ließ sich neben seiner Frau nieder, und betrachtete eine Weile lang die dargebotenen Eier. Er seufzte unmerklich auf, selbst Jahre nach seiner Einkehr ins Reich hatte der Kulturschock immernoch neue Überraschungen für ihn in Petto hatte. Er schaufelte sich drei Eier verschiedener Größe und Farbe auf den Teller, einfach nur um nett zu sein, und diesselbe Menge an Brot. Die Auswahl der Sauce fiel ihm da schon schwerer, wer konnte schon sagen was da nun alles drin war?
    Letztendlich schloss Lando die Augen, zählte stumm die Reihe ab und hielt willkürlich an... und verzog schmerzhaft eine Miene, als sein Finger auf eine Schale mit verdächtig grüner Füllung zeigte.


    "Verdammte Axt... aber was soll's..", grummelte Lando in sich hinein, während die anderen sich schon eifrig miteinander unterhielten, patschte sich eine Ladung von dem Zeug auf den Teller, machte sich an einem Ei zu schaffen und kaute irgendwann vorsichtig darauf herum, "Schmefft ganifft mal fo flefft..."

  • Skeptisch blickte Elfleda zwischen Phelan und Arbjon hin und her.
    “Ihr wollt mich aufziehen, oder?“ fragte sie schließlich etwas unsicher. Doch entweder waren die beiden im Veralbern wirklich gut, oder sie meinten es tatsächlich ernst. Da war keine Spur von Belustigung über sie in ihren Augen erkennbar.
    Aber das konnte doch nicht sein, was sie erzählten! Wie vermessen war denn bitte das? Man konnte doch nicht über einen freien Menschen einfach so richten?
    “Und warum zahlen sie nicht einfach das Wehrgeld? Und was machen ihre Adeligen? Lassen die das einfach so geschehen?“
    Elfleda war sich sicher, dass Rodewini schon einen verdammt guten Grund gebraucht hätte, indem er ein Urteil über einen seiner Untergebenen einfach so von einem Fremden hätte sprechen lassen. Adel hieß ja nicht nur, dass man es geschafft hatte, dass andere einem folgten und zu einem aufblickten, sondern auch, dass man eben jene Untergebenen schützen musste. Wenn es etwas gab, was kleinere Sippen, die einem Gefolgschaft leisteten, nicht selbst regeln konnten, dann war der Adel dazu da, gerechte Urteile zu fällen und gegebenenfalls zu verhandeln. Aber im Grunde bestimmte sich ohnehin alles über das Wehrgeld. Und wenn das gezahlt wurde, war man zufrieden. Manche Feinheiten galt es nur zu regeln, wenn das Geld nicht gezahlt werden konnte oder sich gar einer weigerte. Doch Phelan sah ihr nicht aus wie einer, der sich drücken würde, und ihre neue Sippe war nach allem, was sie bislang gesehen hatte, wirklich verdammt wohlhabend, so dass Wehrgeld auch kein Problem sein sollte.
    Nun, Arbjon hatte das sicherlich auch im Scherz vorhin gesagt, aber dennoch musste ja etwas dran sein, sonst wäre es ja auch kein Scherz. Und Elfleda verstand es wirklich nicht, wie das funktionieren sollte.
    “Oder sind diese Richter aus dem Adel ihrer Sippen?“


    Lando neben ihr hatte auch angefangen zu Essen. Nun bekam auch er diesen verständnislos fragenden Blick, der fast schon ein Hilferuf war. Elfleda kam sich im Moment vor, als hätte sie bislang irgendwo in einem Erdloch fernab der Menschenwelt gewohnt, so wenig wie sie scheinbar über ihre neue Welt wusste. Ein ganz klein wenig bekam sie bei diesem Gespräch Heimweh. Dort verstand sie wenigstens alles, was geschah und was gesprochen wurde, und es gab keine seltsamen Gerichte, die freie Männer bestraften fürs Trinken.

  • Arbjon hob die Augenbraue. Sollte Elfleda tatsächlich nicht wissen, wie die römische Gesellschaft funktionierte? Dann würde sie es aber schnell lernen müssen, wollte sie nicht von einem Fettnapf in den nächsten treten...


    Die Gesellschaft der Römer funktioniert nicht ganz so wie die germanische. Grundlegend sind bei den Römern alle, entsprechend ihres Standes, vor den Gesetzen gleich. Es gibt auch bei den Römern Freie und Unfrei und auch Adlige und Nichtadlige, aber das sagt recht wenig über die Möglichkeiten aus, die man als einzelner Mensch hat. Mit einem guten Herrn kann auch ein Sklave zu Ansehen und Einfluss kommen. Und es kann sein, dass ein Spross aus patrizischem Hause seine letzten Sesterzen auf Wagenrennen verwettet oder versäuft.


    Er nahm einen Schluck Wein.


    Römer leben in ihren Sippen nicht isoliert, sondern mit anderen Sippen zusammen. Damit jeder zu gleichem Recht kommt, setzen sie per Wahl Beamte ein, darunter auch die Richter, die dann nach den Regelungen der Gesetze alle gleich behandeln, ob arm oder reich, Sklave oder Adel. Natürlich gibt es für jene mit Einfluss, Macht und dem nötigen Kleingeld immer einen Weg, sich auch frei zu kaufen, selbst wenn das Gesetz dies eigentlich nicht vorsieht.


    Er wusste nicht, wie er es anders erklären sollte, schließlich kannte er sich ja auch nicht so ganz genau mit alledem aus. Er hatte zum Beispiel keine Ahnung, wie die Bürokratie des Imperiums so von innen aussah. Aber eigentlich musste Lando so etwas doch wissen... Ein wenig Hilfe suchend sah Arbjon zu seinem Vetter herüber...

  • Lando, vollkommen obsolet zu den aktuell am Tisch laufenden Gesprächen, begutachtete gerade ein winziges Wachtelei. Die Dinger waren schon als ausgewachsenes Federvieh zu klein zum Essen, und vom Knochenbau noch fast gefährlicher als Fische, und jetzt wurden auch noch die Eier serviert, halb so groß waren wie Landos großer Zeh.
    Plötzlich meldete sich Landos siebter Sinn, und ein Seitenblick auf seine Frau zeigte ihm, dass diese ihn fragend anblickte. Unauffällig wandte Lando den Blick ab, nur um Arbjon anzusehen, der ihn auch fragend anblickte.


    Lando sah sich ungewollt mit der vollen Aufmerksamkeit der Tischgemeinschaft konfrontiert. Lando überlegte fieberhaft, was von ihm erwartet wurde, hatte er doch mit keinem Ohr mitbekommen, worum sich die Tischgespräche drehten. Und jetzt das!


    Normalerweise wollten die Leute einen Witz von ihm hören, einfach weil sich sein lokischer Ruf nicht abtragen ließ, egal wie ernst er die Sachen anging. Also denn...


    "Ach, jetzt wo ihr es erwähnt...", sprang Lando in die Bresche, "Wie ist der Stamm der Friesen entstanden??? Na??? Ist doch ganz einfach... als die Römer auf ihre Schiffe sind, um Britannia zu erobern, ließen sie die ganzen Idioten und Kranken zurück!"
    Souverän aus der Bredouille gerettet, wartete Lando zufrieden nickend auf den Applaus, der da kommen möge... :D

  • Aufmerksam verfolgte Elfleda Arbjons Erklärung und verstand nicht, was daran nun wirklich großartig unterschiedlich sein sollte. Schließlich konnten auch im freien Germanien Menschen mehr werden als das, was ihre Väter waren. Nicht erst ein Kunningaz hatte sich scheinbar aus dem nichts erhoben, und immer wieder erlangte ein Unfreier seine Freiheit. Und isoliert lebten ihre Sippen ja auch nicht. Man stelle sich allein die Inzucht vor, wenn das so wäre. Man hatte natürlich Kontakt zu anderen Sippen. Was daran hier im römischen Riech nun großartig anders war, verstand Elfleda nicht gleich. Nur dann wurde Arbjons Erklärung etwas genauer, und so langsam begann es Elfleda zu dämmern, was anders sein könnte.
    Auch Arbjon schaute nun Lando an, und als dieser von seinem Wachtelei aufblickte, stutzte ihr Mann kurz und machte einen Witz über die Friesen, der gar nichts mit dem eben gesprochenen zu tun gehabt hatte und Elfleda etwas ratlos zurückließ. Nach der ersten Sekunde, in der der einzige Gedanke ein verblüfftes Aha war, lächelte sie ihm dann etwas schief zu. Ein wenig lustig war der Witz ja durchaus gewesen.


    Doch dann wandte sie sich ziemlich schnell dem etwas hilflosen Arbjon zu. Elfleda wollte das jetzt wissen, es interessierte sie wirklich. Sie wusste zwar einiges durch ihren Vater und ihren Onkel, aber das römische Rechtssystem fiel da nun mal nicht drunter. Allerdings wäre es besser, das kennen zu lernen, vor allem, wenn sie hier länger leben würde. Je eher sie mögliche Stolperfallen kannte, umso eher konnte sie sich damit arrangieren. Und nochmal bekam sie Arbjon wohl nicht in eine solche Lage, dass er ihr antworten musste und sich nicht rausreden konnte. Chancen musste man nutzen, wenn sie sich ergaben.
    “Heißt das, dass die Römer einen Fürsten von Adel ebenso hängen würden wie einen gemeinen Viehdieb?“
    Das war so ziemlich das eindringlichste Bild, was ihr einfiel. Es kam zwar reichlich selten vor, dass ein Mann von Adel wirklich zum Tode verurteilt wurde, allerdings hatte er Anrecht darauf, entsprechend seinem Stand geköpft zu werden und nicht hingerichtet wie ein unfreier Geächteter. Man mochte vielleicht argumentieren, dass Tod gleich Tod sei, doch für Elfleda machte das schon einen ganz gewaltigen Unterschied.
    “Und innerhalb einer Sippe ist es dann auch anders?“ Arbjon hatte das zwar nicht gesagt, aber Elfleda las es zwischen den Zeilen heraus. “Sie halten nicht so zusammen, wie es bei uns brauch ist? Ihre Fürsten kümmern sich nicht so um die, die ihnen folgen?“
    Was musste das für eine trostlose Einsamkeit sein, in der die Römer aufwuchsen.

  • Balbus mochte Eier nicht unbedingt, aber man war ja Römer und der Tradition verpflichtet und so verspeiste er natürlich auch das eine oder andere Ei, wobei er sich besonders an die ungewöhnlichen Varianten hielt, da er selbst sie auch noch nicht alle kannte.
    Auch etwas Brot fand den Weg in seinen Magen, während er interessiert den Tischgesprächen lauschte.

  • Nach dem ersten Gang, folgte der zweite. Wobei 'nach' ein sehr variabler Begriff war, denn als sie vom Tisch getragen wurden, waren die meisten Platten noch fast zur Hälfte gefüllt. Doch ein untrübliches Zeichen von Luxus war die Tatsache, dass ein Essen große Mengen an Resten produzierte, die allerdings nicht weggeschmissen wurden, sondern am Seiteneingang des Hauses an die Armen der Stadt verteilt wurden.


    Der zweite Gang bestand zum Großteil aus Fisch und wurde wiederum von Brot ergänzt. Als erstes wurde eine Platte aufgetragen, auf der mehrere junge Thunfische angeordnet waren, die von eher mäßiger Größe waren. Sie waren mit einer Salzkruste gebacken und zur Dekoration waren Austern, Seeigel und Kalmare um die Fische herum drappiert.
    Um es nicht notwendig zu machen, die Dekoration zu essen, folgte dann als zweites eine große Meeresfrüchteplatte, die neben den Meeresfrüchten, die auf der anderen Platte nur als Dekoration dienten (von dieser zweiten aber durchaus gegessen werden sollten), noch zusätzlich Garnelen und Krebse enthielt.
    Die dritte Platte enthielt Flussfische, wie Lachse aus dem Rhein, Aale und Karpfen, die um einen großen Wels angeordnet waren.



    Sim-Off:

    edit: hab gerade durch Rufus' Posting gemerkt, dass eine meiner Formulierungen etwas total merkwürdig war... hab das mal ausgebessert, ohne Rufus' Posting total aus dem Konzept zu bringen.

  • Lando machte einen eher dümmlichen Witz, der lediglich Arbjons Augenbraue nach oben zucken ließ. Der Praetorianer war verunsichert, aber das konnte er hier unter keinen Umständen zeigen, zumal er aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte, dass sein Patron interessiert herüber blickte. Wie viel Germanisch er wohl verstand...
    Auf die neuerlichen Fragen Elfledas antwortete er daher so gut er es eben wusste... oder zu wissen glaubte.


    Nun, es kommt eher selten vor, dass die Römer jemanden erhängen. Sie kennen andere Strafen, von denen das Kreuzigen wohl die gebräuchlichste Todesstrafe sein dürfte. Ans Kreuz aber schlagen sie, zumindest in der Theorie, jeden, egal welchen Stand er hat. Da kann ein Patrizier neben einem Mörder hängen. Im Allgemeinen, zumindest soweit ich das weiß, wird der Patrizier aber versuchen, sich freizukaufen. Und wenn das nicht gelingt, wird er sich mit ziemlicher Sicherheit selbst töten, um Ansehen und Ehre seiner selbst und seiner Familie nicht zu beschmutzen.


    Arbjon trank erst nochmal was.


    Innerhalb ihrer Sippen ist der Zusammenhalt geringer als bei uns. Der Kern der römischen Gesellschaft ist die direkte Familie, die zusammenhält, also die Eltern und ihre Kinder und deren Ahnen. Vettern und Basen sind zwar willkommene Gäste, aber es kommt nicht selten vor, dass man einander Konkurrent oder gar Feind ist. Ein Mann wird sich aber um seine direkte Familie kümmern. Und außerdem gibt es noch Patrone und ihre Klienten. Mit diesem System schaffen sich die Römer Gefolgsleute. Der Klient folgt seinem Patron, der dafür seinen Klienten bei dessen Bestrebungen unterstützt.


    Arbjon trank erneut einen Schluck.


    Aber insgesamt ist das alles sehr kompliziert. Ich denke, du solltest es dir nach und nach von Lando erklären lassen. Er sollte sich zumindest mit der römischen Bürokratie und im Wesentlichen auch mit der Gesellschaft auskennen.


    Hoffentlich bin ich den Kelch damit losgeworden, dachte er...

  • Witjon hörte seiner Braut zu, während er genüsslich vor sich hinkaute. Hier und da nickte er, griff sich noch ein Ei und verspeiste es. Callista redete und während sie das tat fiel Witjon auf, aus welch wohlhabenden Verhältnissen sie eigentlich stammte. Hoffentlich würde sie nicht vom Lebensstil seiner Sippe nicht enttäuscht sein. Aber das würde er dann ja merken. Und dann überraschte diese Frau ihn. "Wie jetzt?" Mit gerunzelter Stirn und skeptischem Grinsen schaute er seine Angetraute an und ließ den letzten Satz noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen. Also, zur Hochzeit mein ich. Eingeladen bist du ja bestimmt schon mal gewesen. Dann lachte er. Nicht überschwänglich oder bösartig, Witjon musste einfach nur einen lauten Lacher loswerden. Er legte einen Arm um Callista, zog sie zu sich hin und küsste sie. "Natürlich war ich schon bei Römern eingeladen und habe Festessen erlebt. Aber noch kein solches!" Sein Arm schweifte über die Festgesellschaft, über das Mahl und umschloss außerdem die heitere Stimmung. "Aber zu einer römischen Hochzeit war ich bisher noch nie eingeladen gewesen," zwinkerte er Callista zu. Wieder stellte sich ein breites Grinsen ein, während er das neue Sippenmitglied an seiner Seite aufzumuntern versuchte. Offensichtlich gab es da noch eine Menge Selbstbewusstsein aufzubauen...

  • Der zweite Gang stellte Witjon vor eine noch größere Herausforderung als bereits die Eier mit der ultrascharfen Soße. Da gab es Fisch, den er bis dato noch nie zu Gesicht bekommen hatte, ebenso Krustentiere, die den Krebsen aus diversen Flüssen ähnelten. Waren die etwa alle essbar? Zu Witjons Glück wurde dann noch eine umfangreiche Platte mit Flussfischen gereicht. Alsbald hatte er sich also seinen Teller vollgehäuft und kaute fröhlich drauf los, den Blick immer mal wieder auf Callista gerichtet - lächelnd natürlich. (:D)

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