Elfledas und Landos Zimmer

  • Sontje stand im Flur bereit alle möglichen Dinge zu holen, die für die Geburt des Kindes benötigt wurden, betrat das Mutter-Kind-Zimmer aber nicht mehr, weil sie gesehen hatte, dass Eila und Callista Elfleda der werdenden Mutter Gesellschaft leisteten. Als sie Bescheid bekam, dass es nun geschafft war, blieb sie eine Weile noch ganz still hocken. Es war ein Mädchen! Wie es wohl heissen würde? Die junge Frau lauschte den Geräuschen die von drinnen kamen. Es wurde immer stiller drinnen... und die Tür ging auch nicht mehr auf. Dann wurde sie demnach nicht mehr gebraucht... ein komisches Gefühl nach all der Aufregung.


    Die kalt gewordenen Schultern reibend ging sie die Treppe runter und betrat das Zimmer der Zwillinge. Phelan war also doch aufgestanden... wo er wohl war? Marga war oben beschäftigt.. irgendjemand musste ja die Küche machen. Sontje seufzte leise und legte sich ein Schultertuch um die immer noch kalten Schultern.


    Ein Stockwerk tiefer betrat sie schliesslich die Küche und entdeckte die Männer am Tisch.. sie tranken Bier! Große Augen machend aber nichts sagend blieb sie im Türrahmen stehen und betrachtete das sich darbietende Bild trinkender Männer. Bei dem Anblick spürte sie die eigene trockene Kehle und schluckte.. sie sollte etwas sagen.. aber was nur? "Es ist vorbei.. es ist ein Mädchen..." murmelte sie sich räuspernd und fügte etwas lauter sprechend hinzu. "Marga, Callista und Eila sind bei ihnen im Turmzimmer..."

  • Der Graben, den Lando in das Atrium gelaufen hatte, weil er die meiste Zeit damit zugebracht hatte, nervös und krank vor Sorge in demselben herumzutigern, war gefühlte zehn Meter tief. Egal was man auch über den Mann sagte: er litt mit. Zwar war er der Hauptverursacher der Geburtsagonie, andererseits war er, wenn er nicht vollkommen gefühlskalt war, stark in den Schmerz und das enorme Risiko mit einbezogen. Was nicht selten zu Herzinfarkten seitens der werdenden Vaterschaft führte.


    Einige Versuche, doch irgendwie nach oben zu kommen, wurden von Albin abgeblockt, der Lando väterlich nach unten verwies und ihm gebot, zu warten, eben weil einem Mann in solch einer Situation nichts anderes übrig blieb. Und vielleicht gerade deshalb war die Tortur, die Lando dort unten durchstand auch nicht zu verachten, musste er doch mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, dass entweder Mutter oder Kind, und vielleicht sogar beide die Geburt nicht überlebten. Die Schreie gingen durch Mark und Bein, und als es dann irgendwann still wurde, dachte Lando, sein Herz würde stehen bleiben. Und dann... glaubte er etwas zu hören. Aber vielleicht bildete er es sich nur ein. Oder vielleicht doch nicht? Sontje kam herunter, lief prompt an ihm vorbei in Richtung Küche, in der sich die drei anderen Männer verkrochen hatten, als sie bemerkt hatten, dass Lando nicht zu Würfelpartien und noch einem Guten-Morgen-Bier zu überreden war, und schließlich tauchte Lanthilda auf, und winkte den gestressten Ehemann nach oben.


    "Was denn? Was ist denn?", jappste er gehetzt, als er nach oben hechtete, und als er schließlich die Treppe zu ihrer Unterkunft erklomm, und sich noch gehetzter im Zimmer umsah, in dem die anderen Frauen gerade alles säuberten, und ein Blick auf seine Frau ließ ihn erstarren: sie rührte sich nicht, und sah mehr tot als lebendig aus. Erst als Marga seinen Arm tätschelte (was für die Ausnahmesituation sprach, normalerweise würde sie ihm diesen brechen) und ihm flüsternd erklärte, dass Elfleda nun schlafe. Seine Schwester reichte ihm schließlich mit einem undeutbaren Blick ein in Leinen gehülltes Bündel, und Lando traute sich erst garnicht, sein Kind entgegen zu nehmen.


    "Ein Mädchen.", wurde ihm gesagt. Lando ließ sich auf dem Bett nieder, auf dem seine entkräftete Frau schlief, und spürte plötzlich die gesamte Last der Welt von ihm abfallen. Und auch wenn das in Stoff gehüllte Ding seltsam verquollen und irgendwie nicht menschlich aussah, wusste er: das war seins. Sein Kind. Seine Tochter.

  • Marga:
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    Marga, die irgendwie aufgewühlt von der Tatsache war, auch nach mehreren Jahren Pause immernoch den Nachkommen Wolfriks auf die Welt helfen zu können, hatte das Neugeborene gesäubert und nach Malen untersucht, aber es schien soweit alles in Ordnung zu sein. Während Sveija das Zimmer putzte und Räucherwerk die Luft reinigte, hetzte auch schon der gewordene Vater nach oben, der alleine durch die schiere Existenz des Kindes perplex zu sein schien.


    Das Kind war da. Und es war ein Mädchen, zumindest augenscheinlich gesund. Als die Geburt und das Nachwerk geschafft war, wurden Lanthilda und Sveija darauf angesetzt, abwechselnd auf die Mutter und ihre Brut aufzupassen, während Albin und Marga sich dem Tagesgeschehen in der Casa zuwandten.


    "Das hat ja gut angefangen...", murmelte die alte Frau seltsam glücklich, und ließ das Elternpaar, die schlafende Mutter, den verwirrten Vater und das dösende Kind alleine, während sie nach unten stapfte, sich umzog und schließlich in ihr heiliges Domizil einzog: die Küche.


    Dort saß die restliche Männerschaft der Familie, und in Marga flammte weiblicher Zorn auf: "WAS IST DAS DENN??? DA OBEN WIRD EIN KIND GEBOREN, DIE MUTTER RINGT MIT DEM TOD, UND IHR SITZT HIER UND SAUFT!!! MACHT, DASS IHR RAUSKOMMT!! GRATULIERT GEFÄLLIGST, UND DANN AB MIT EUCH ZUR ARBEIT!!! WIE DIE LUMPEN HOCKEN SIE HIER, UND WARTEN DARAUF DASS DAS LEBEN IHNEN ZUFLIEGT!!! LOS!!! AB!!! RAUS!!! HOPP!!!!"


    Mit einigen scharfen Worten verscheuchte sie so die Männer aus der Küche, und machte sich gleich daran ein geordnetes Frühstück für alle zu kredenzen... :D

  • Keine Antwort... nicht mal von ihrem Bruder! Sontje machte sich eine kalte Milch mit Honig und stellte sich an den kalten Herd. Es dauerte nicht lange und Marga platzte in sauberer Kleidung in die Küche. Sontje leistete ihrer Aufforderung Folge und flüchtete zurück in die Eingangshalle. Dort verzog sie sich in den Sessel, der zur Sitzgruppe gehörte. Genüßlich trank sie die Milch aus und schlief anschliessend beinahe prompt ein. Es war aber auch zu gemütlich im Sessel! Ihre Nase registrierte den Geruch des Frühstücks, aber er reichte nicht aus, um sie auf zu wecken. Das musste jemand anders tun...

  • Irgendwann waren Elfleda, das Neugeborene und Lando alleine. Naja, fast. In regelmäßigen Abständen kamen Lanthilda und Sveija vorbei, und sahen nach dem Rechten. Bzw. nach dem Kind und der Mutter. Keiner traute Lando ernsthaft zu, selbst nach dem Wohl von Frau und Tochter zu schauen. Männer galten als postnatale Chaoten, und Lando war in dieser Hinsicht ihr König.


    Lando selbst hatte sich auf den schmalen Platz im Bett gequetscht, auf dem noch Platz für ihn war. Zwischen ihm und der immernoch tief schlummernden Elfleda lag das Neugeborene, ebenfalls erschöpft schlafend. Lando betrachtete ihr Werk mit unverhohlener Neugier, und fragte sich insgeheim, ob alle Kinder so runzlig auf die Welt kamen. Fast war er versucht, zu denken, das kleine Ding wäre noch garnicht fertig, so klein und winzig erschienen die Hände, die Nase, die geschlossenen Augen und sowieso und generell.
    Er war jetzt Vater, und mit dem Willen der Götter würde er das auch bleiben.


    Eine Welle der Euphorie schwappte durch seinen Körper, und plötzlich konnte er kaum an sich halten, sein Glück laut in die Welt hinauszubrüllen. Einen Moment später war er aber auf einmal aber auch verdammt müde, dann wieder euphorisch, und dann wieder müde... bis die Müdigkeit schließlich Überhand gewann, und Lando neben Frau und Tochter schließlich einschlief.

  • Da saßen sie nun und schlugen die Zeit tot. Lando wurde ganz verrückt vor Warterei und quälte den Fußboden, während die anderen jungen Duccii gedankenverloren herumsaßen und Bier tranken. Witjon wollte den Würfelbecher auspacken, doch der werdende Vater hatte keine Lust aufs Spiel und dann war Witjon auch die Laune vergangen. Und irgendwann fing Elfleda an zu schreien. Die Vettern sahen sich besorgt an und fieberten dem Ende der Geburt ebenso gespannt entgegen wie Lando, der immer noch ruhelos umhermarschierte. Eine weitere Runde Bier wurde eingeschenkt und Witjon organisierte ein paar Käsebrote, die mehr oder weniger begeistert verputzt wurden.


    Und dann wurde es still. Lando erstarrte, ebenso die anderen Männer. Witjon wagte nicht sich zu rühren, bis auf einmal Sontje hereingestürzt kam und wenig später auch Lanthilda folgte. "Ein Mädchen!" platzte Witjon heraus und schaute erst ungläubig, nur um wenig später breit zu grinsen. Lando war bereits heraufgestürmt, als seine Vettern auf das Kind anstießen. "Auf Landos Brut! Mögen die Götter ihnen gewogen sein!" Plötzlich war die Stimmung ausgelassen. Erleichterung beschwingte die jungen Männer, die auch schon Geburten erlebt hatten, die weniger glimpflich ausgegangen waren. Aber heute war ein gesundes Kind zur Welt gekommen, dessen Mutter obendrein unbeschadet geblieben war. Das musste gefeiert werden.


    Und so fand Marga die Küche bald als Ort der Festlichkeit wieder. Witjon und Phelan lachten und tranken weiter Bier, während Sontje sich irgendwohin ins Haus verkroch. Die beiden Vettern zuckten zusammen, als der Hausdrachen sie so arg zusammenschiss und aus ihrer Domäne verscheuchte. Wie geprügelte Hunde huschten die beiden Männer aus dem Raum - nicht ohne ihr Bier mitzunehmen - und stiegen die Treppe hinauf. Vorbei an Sveija und Lanthilda, die Wäschebündel und dreckige Lappen wegbrachten kamen sie letztendlich vor der Tür des glücklichen Paares an. Unsicher schaute Witjon zu Phelan. Er gab sich einen Ruck, klopfte zaghaft an und steckte dann den Kopf zur Tür herein, wo er ein friedliches Bild vorfand, das ihn beinahe neidisch machte. Mit einem breiten Lächeln traten die beiden Duccii ins Zimmer und kamen auf leisen Sohlen näher. Witjon räusperte sich zögernd und riskierte einen Blick auf das Bündel, das dort in Landos Armen lag. Beide Eltern waren eingeschlafen. Witjon runzelte die Stirn und flüsterte Phelan zu: "Komm, wir sollten sie erst einmal schlafen lassen..." Mit diesen Worten drehte er sich um und drängte den Vetter langsam zurück zur Tür. Nicht, dass Loki plötzlich wach würde und vor lauter Schreck die beiden Männer in seinem Zimmer erschlug.

  • Sontje wachte von unangenehm ziehenden Nackenschmerzen auf.. und wachte zugleich auch davon, dass sie glaubte, dass jemand an ihr vorbeigegangen war ohne sie zu wecken. Ächzend manovrierte sie sich aus dem Sessel und schleppte sich die Treppe hinauf. Sie würde das Frühstück später nachholen.. jetzt wollte sie nur noch schlafen.

  • Rodrik hatte eigentlich nicht vor, die Küche zu verlassen und sich das kleine Bündel Mensch anzusehen. Das war sicher voll eklig. Seine Mutter hatte zu ihm immer gesagt, dass er, als er auf die Welt kam, wohl eines der hässlichsten Geschöpfe unter der Sonne war. Und generell seien Neugeborene hässlich. Völlig zerknautscht und unförmig. Erst nach ein paar Tagen ähneln sie einem Menschen, hatte seine Mutter gesagt und die musste es ja wissen. Daher hatte Rodrik nie das Bedürfnis gehabt, sich Neugeborene anzusehen. Da er allerdings ebenso wie die anderen von Marga aus der Küche gescheucht wurde und er irgendwie nichts zu tun hatte (er wollte erst in ein paar Augenblicken zur Goldschmiede gehen), ging er mit den anderen mit. Und während er so mitging, und in das Zimmer hinein sah und dann auch wieder wegging, hängte er seinen eigenen komischen Gedanken nach. Zurück in der Küche angekommen, nahm er sich nun doch auch einen Krug Bier und etwas zu futtern. Und zwischendurch ließ er ein "Ein Mädchen, hm?.... Nuja, das nächste Mal klappt es besser." fallen.

  • Die Wochen vergingen, und Nahe blieb am Leben. Jeden Tag schien sie ein kleines bisschen kräftiger zu werden, mehr zu wachsen. Bald schon wendete sie den Kopf, um die Leute um sich herum zu sehen. Anfangs erkannte sie noch niemanden, nur Elfleda und wahrscheinlich auch Lando, weil sie bei ihren Eltern immer sehr schnell ruhig wurde. Aber interessiert schaute sie auch alle anderen an. Und dann, eines Tages, lächelte sie so herzerwärmend, dass Elfleda den ganzen Tag nur herumgelaufen war und das eigene Kind angelächelt hatte, nur, um es weiter am Lächeln zu halten. Die Schlafphasen des kleinen Kindes wurden länger, sie wachte nicht mehr so oft auf und weinte. Und so konnte Elfleda sich auch mehr und mehr erholen, Kräfte tanken und zu einem geregelten Leben zurückfinden.


    Die letzten Wochen hatte sie Lando immer abgehalten, mehr als nur zu schmusen. Sie war einfach zu müde und zu erschöpft, und ihr Unterleib fühlte sich ihrer Meinung nach noch immer weich und wund an, auch wenn alles eigentlich abgeheilt war. Dennoch waren die ersten zwei, drei Monate auch in dieser Beziehung sehr belastend für das junge Ehepaar, was sich mit zunehmendem Schlaf des Kindes aber auch wieder besserte. Anfangs nur durch etwas mehr schmusen, ein wenig sanfte Liebkosung, mehr nicht. Aber heute fühlte sich Elfleda gut. Naha schlief tief und fest und würde wohl auch einige Stunden wie ein Bär weiterschlafen. Diese Eigenschaft hatte sie zum Glück vom Vater, der ebenfalls schon schlief und leise vor sich hinschnarchte. Aber Elfleda war wach und beobachtete ihren Mann eine Weile beim schlafen, ehe sie sich schließlich enger an ihn drängte und schmuste, bis er aufwachte. Als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck sah, gab sie ihm einfach nur still einen kurzen Kuss, und direkt darauf einen längeren, intensiveren.
    “Heute wäre gut“, meinte sie nur leise und fuhr dann mit ihren Zuneigungsbekundungen fort. Und diese Nacht schlief sie einmal etwas weniger, obwohl ihr Kind nicht weinte und Aufmerksamkeit forderte.

  • Das Vatersein hatte Lando eine neue Seite der männlichen Existenz gezeigt: die der kontinuierlichen Übermüdung. Zwar hatte die klassische Rollenverteilung etwas für sich, so stand in sechs von sieben Fällen Elfleda auf, wenn Naha sich spätnachts elterliche Aufmerksamkeit einforderte, doch wach wurde Lando beinahe jedes Mal. Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, das schlauchte ihn ganz schön. Die Auswirkungen waren schlechte, schlechtere und schlechteste Laune, die sowohl seine Familie als auch seine Untergebenen beim Cursus Publicus abbekamen.
    Dazu kam der Liebesentzug, mit dem seine postnatal depressive Frau ihn dafür strafte, dass er ihr ein Ding in den Leib gepflanzt hatte das sie nur unter größter Kraftanstrengung wieder herausbekommen hatte. Frauen waren sicherlich die rachsüchtigsten Wesen auf dem Planeten. Lando hatte Pferde groß gezogen die selbst Jahre nach dem Setzen des Brandzeichens noch nach ihm bissen, aber diese Frau war da eine Liga der er sich nicht gewachsen sah.


    Bis vor kurzem... das Kind wurde mit zunehmender Größe immer ruhiger, und brachte die Eltern immer öfter zum Lachen denn zur Verzweiflung. Elfleda hatte sich darauf spezialisiert dem Kind ihr bezauberndes Lächeln beizubringen, Lando in seiner Rolle als Vater betrachtete es als notwendig, ihr die unmöglichsten Grimassen beizubringen. Was normalerweise dafür sorgte, dass das Kind herzhafter lachte als bei Elfleda und damit automatisch eine kleine Beziehungskrise nach dem Motto 'Bei mir lacht sie viel doller als bei dir!' auslöste. Generell aber wandte sich das Leben in der Casa wieder normaleren Zuständen zu.


    In der heutigen Nacht wurde Lando wieder aus seinem Bärenschlaf geweckt, und er hatte nicht die geringste Ahnung was los war. Schreckstarr horchte er in die Nacht hinein und wartete darauf, dass die Kleine wieder anfing zu brüllen, doch es tat sich nichts. Anstellte dessen wurde er von der Seite angerempelt, und als er verwirrt zur Seite blickte, sah er ins Nichts, in dem seine Frau steckte.
    "Was'n los?", fragte er müde, erntete als Antwort jedoch nur einen Kuss. Als er dann einen längeren bekam, dämmerte es seinem Schlaftrunkenen Hirn, was gerade ablief, und als er ihre Worte hörte, übernahm seine Männlichkeit automatisch mit einem stillen "Achsoooooooo, sag das doch gleich! Auf geht's!" das Kommando.


    Sowieso, was das initiieren des Paarungsakts anging waren Frauen generell etwas sehr viel subtiler. Überhaupt subtil. Ansatzweise subtil. Lando war da eher der Kerl, ein Blick reichte, und Elfleda wusste was lief. Mehr brauchte es auch garnicht. Ankuscheln war normalerweise der letzte Wink mit dem... nunja... Zaun....dings. Dass Frauen immer auf diese subtile Art kommen mussten, und damit genauso lange brauchten wie für den Akt an sich wollte Lando einfach nicht einleuchten. Andererseits würde es schon befremdend wirken wenn Elfleda die Klappe zur Treppe zuwerfen würde und ihn mit einem "Sattel schon mal auf, Baby, die Kavallerie kommt." ins Bett kommandieren würde. Wahrscheinlich MUSSTE es einfach so sein.


    Lando war ausgehungert, ohne Frage. Und deswegen war mit Zärtlichkeit auch nicht wirklich viel. Also, er gab sich schon eine gewisse Mühe sich nicht zu plump zu nehmen was er wollte, aber die Befriedigung der weiblichen Gelüste verschob er auf die kommende Nacht. Oder noch später. Wenn überhaupt. Heute war Männernacht! Landonacht! Natürlich war der Akt von der Vorsicht geprägt, bloß nicht zu laut zu werden, aber Hannibal war sowas von ante portas, dass er nichtmehr abziehen konnte ohne den Römern wenigstens die Schrebergärten zu zertrampeln. Und in diesem zugegebenermaßen historisch nicht ganz akuraten Fall gab Hannibal auch nicht eher auf bis er sich die römischen Hügel einmal genauer angesehen und die Katakomben in Besitz genommen hatte.


    Nachdem Rom also brannte, was man nicht zu sprichwörtlich verstehen sollte, wälzte der stark atmende Lando sich wieder auf seine Seite, zog wortlos seine ebenfalls stark inhalierende Frau zu sich herüber und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.


    "Du hattest Recht."

  • Die letzten Tage waren besonders schlimm gewesen. Elfleda hatte das Gefühl, jeden Moment zu platzen. Wie immer waren die letzten Wochen einer Schwangerschaft die härtesten, da das Gewicht des Kindes ständig auf die Blase drückte und jegliche Anstrengung dreimal so schwer fiel. Was Elfledas Laune, die seit dem Tod ihres Mannes mit eisig noch euphemistisch beschrieben wäre, nochmal verschlechterte. Und dann kamen auch noch die Vorwehen dazu, jeden Tag ein wenig Ziehen hier, ein wenig Drücken da, aber nie so wirklich dieser Drang und Schmerz, der die Geburt letztendlich einleitete.


    Es war warm dieser Tage, und Elfleda lag wach in ihrem Bett. Neben ihr schlief Naha ruhig und selig, und gedankenverloren streichelte Elfleda ihrer Tochter durch das rote Haar. Noch war es dunkel draußen, aber die Sonne ging dieser Tage früh auf. Die ersten Vögel fingen schon ganz zaghaft an, in den Bäumen zu zirpen, während der Himmel sich langsam aber sicher bleigrau verfärbte. Aber sicher waren es noch zwei oder drei Stunden, bis das Haus letztendlich wirklich erwachen würde.
    Elfleda lag einfach auf dem Rücken und konnte nicht mehr schlafen. So vieles ging ihr im Kopf herum. Sie hatte einen Boten in ihr Heimatdorf geschickt, zu Rodewini, und ihm ausrichten lassen, dass Lando tot war. Sie konnte sich die Reaktion ihres Onkels vorstellen, der alles andere als erbaut sein würde. Vermutlich würde er sie bitten, zu ihrer Sippe zurückzukehren. Sie hatte auch darüber nachgedacht. Lange, und viel. In ihrem Dorf war sie die unangefochtene Königin, und Rodewini würde sie sicher recht rasch wieder verheiraten. Ihr Vater würde sich um sie kümmern wie noch nie zuvor in seinem Leben – und er war so schon ein guter Vater gewesen.
    Und dennoch, ihr Platz war jetzt hier. Hier waren ihre Kinder sicherer als rechts des Flusses. Hier hatten sie einen Platz in der römischen Gesellschaft, und Elfleda machte sich darüber keine Illusionen: Momentan war diese weit mächtiger als alles, was die germanischen Stämme aufzubieten hatten. Vor allem mit ihrer Struktur und Ordnung konnten weder Chauken noch Chatten noch Cherusker noch sonstwer mithalten. Und hier hatten ihre Kinder die Chance auf Bildung. Selbst wenn Elfleda nach wie vor nicht alles verstand, wie die römische Faszination für das geschriebene Wort, sie erkannte die Möglichkeiten. Ihre Kinder konnten in beiden Welten zu großen Persönlichkeiten heranwachsen. Aber dafür musste sie hier bleiben.
    Der andere Grund war gänzlich monetärer Natur. Sie war die reichste Frau der Stadt, Witwe des ehemals mächtigsten Mannes. Sie musste nur dafür sorgen, dass dies auch so blieb, und die Macht, die sie hier dadurch hatte, war nicht zu vergleichen mit der, die sie hätte, wenn Rodewini sie an irgendeinen Stammesfürsten verheiratete.


    Sie lag da und streichelte ihrer schlafenden Tochter durchs Haar, lauschte dem gleichmäßigen Atem. Mit ihren drei Jahren war sie nun schon alt genug, dass dieser nicht einfach mehr aussetzte wie manchmal bei Säuglingen. Dennoch war die Angst nie so ganz weg, dass etwas geschah. Vermutlich würde die auch nie ganz weg gehen, selbst wenn sie zehn war und damit wirklich aus der größten Gefahr heraus. Wahrscheinlich würde sich Elfleda selbst dann noch um sie sorgen, wenn sie einmal vierzig Jahre alt werden sollte – sofern sie selbst so alt werden würde.
    Ihre Gedanken schweiften ohne Sinn hierhin und dahin, während sie einfach auf dem Rücken lag. Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere auch in den letzten Wochen. Das Ziehen setzte wieder ein, wie die letzten drei Tage schon. Sie spannte ihren Körper leicht an, um Naha nicht zu wecken, und wollte es einfach wie sonst auch wieder abwarten. Nach nun so vielen Vorwehen glaubte sie schon fast nicht mehr daran, dass es etwas anderes sein konnte. Doch diesmal blieb das Ziehen, verstärkte sich, verhärtete sich. Elfleda kam mit ihrem Oberkörper hoch, als sich ihre Eingeweide immer weiter verkrampften. Naha rutschte von ihr herunter und sah sie verschlafen an.
    Es dauerte einen Moment des Hechelns und Atmens, bis der Schmerz wieder weg war und Elfleda sich zurücksinken ließ. Sie nahm Nahe wieder in den Arm und küsste ihr Kind auf die Stirn. “Heut kommt dein Geschwisterchen, Naha. Aber es dauert noch ein wenig. Aber du kannst dann Marga und Lanthilda Bescheid geben. Willst du das machen?“

  • Marga:
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    Naha tat wie geheißen und bald ging alles den altbekannten Gang. Elfleda hatte nun ja schon Erfahrung im Gebären und so war die Lage wesentlich entspannter, als Marga und Lathilda die nötigen Vorbereitungen trafen. Naha hatte man zu Ida geschickt, die sich seit Audaods Geburt um Witjons Sohn genauso liebevoll kümmerte wie um ihre eigenen Kinder. Die Männer waren teils noch gar nicht auf den Beinen, was Albin jedoch änderte. Witjon wurde aus dem Bett getreten und auch alle anderen Zimmertüren erfuhren kräftiges Klopfen durch die Rechte des alten Mannes. In Elfledas Zimmer war dann mittlerweile alles so weit.
    "So, das wär's. Kann losgehen," lächelte der duccische Hausdrache die Gebärende an und setzte sich auf die Bettkante, um einen Moment zu verschnaufen. In ihren alten Tagen hatte sie kürzlich des öfteren feststellen müssen, dass nicht mehr alle Bewegungen so gut funktionierten wie noch vor ein paar Jahren.

  • Naha
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    Wenn ein Vater eine ganz einzigartige Fähigkeit an seinen Nachwuchs vererbte, so hatte Naha von ihrem Vater die Fähigkeit geerbt in den widrigsten Positionen und Momenten einzuschlafen. Und DURCHzuschlafen. Unter allen Umständen, bei jedem Wetter, in jeder Lage. Eine Legion hätte die Casa Duccia stürmen können, es hätte Naha nicht geweckt.
    Was sie aber weckte, war die Aussicht auf Frühstück. Und genau das erwartete sie, als sie von ihrer Mutter auf eine sehr mütterlich-zärtliche Art und Weise geweckt wurde.


    "Schinkenbrot mit kaputtgemanschtem Ei.", entfuhr es ihr, bevor sie so richtig wach wurde (ihre Sprachfähigkeiten machten vor allem auf dem Gebiet des Essens große Fortschritte, in der Casa machte zudem das Gerücht die Runde, Nahas erstes Wort wäre "Hunnnäär!!" gewesen), und als sie enttäuscht erkennen musste, dass es doch nur um ihr Geschwisterchen ging zog sie eine kleine Schnute. Bis sie das mitbekam, das ihr Vater stets ehrfürchtig "Untertext" genannt hatte. Das war keine Bitte. Es ging ihrer Mutter wohl auch am Hintern vorbei, ob Naha wollte oder nicht. Sie MUSSTE.


    "Jawollja.", war die Standard-Antwort ihres Vaters gewesen, und nachdem er nichtmehr da war, um sie parademäßig von sich zu geben hatte Naha das übernommen. Anscheinend gefiel es ihrer Mutter, die Männer der Familie herumschicken zu können wie ein Känturioh seine Lägie-Onärä.
    Also sprang Naha aus dem Bett und rannte, so ihre kurzen Beine es zuließen, nach unten um die gesamte Casa aufzuwecken. Denn sie folgte der Einstellung: je eher alle wach waren desto eher kam ihr Geschwisterchen desto eher bekam Naha ihr Frühstück.
    Es war klar, wo Naha ihre Prioritäten legte.


    Als sie Marga und die anderen geweckt hatte, folgte Naha ersterer wieder nach oben und hockte sich erwartungsvoll ihre Mutter anblickend auf's Bett: "Mama, wie komm das Geschwisdärchen jez?"

  • Naha war eindeutig Landos Tochter. Nicht nur, dass das erste, an das sie beim Aufwachen dachte, Essen war. (Gut, bei Lando war es mitunter auch das zweite gewesen, an dass er gedacht hatte.) Nein, sie hatte auch das perfekte Timing ihres Vaters. So kam sie gerade wieder und stellte völlig unschuldig ihre kindliche Frage, als Elfleda von einer besonders heftigen Wehe erfasst wurde und sich, da sie gerade stand, an dem einzigen Stuhl im Raum festkrallte und ein paar sehr farbenfrohe Flüche loswurde. Und dabei versuchte sie, einigermaßen darauf zu achten, dass Naha das nicht alles hörte. Manche Fragen, die daraufhin folgten, waren nämlich alles andere als einfach zu beantworten.
    Die Wehe ebbte ab, und auch Marga war eingetroffen und wohl bereit für die Geburt. Allerdings ging das doch nicht ganz so schnell, ein wenig dauerte es schon, bis die Presswehen einsetzten und das Kind endlich heraustreiben würden. Solange wollte Elfleda sich wenigstens noch nützlich machen und bei den Vorbereitungen helfen.


    Aber erst einmal galt es, die Frage ihrer Kleinen zu beantworten. “Auf demselben Weg, wie es in meinen Bauch gekommen ist, Schatz. Nur ist es jetzt ein wenig größer.“ Auch wenn Elfleda gerade der Schweiß etwas auf der Stirn stand, sie klang ganz entspannt und ruhig. Fast, als hätte sie nicht gerade eben erst alle Männer verdammt, die nur ihren Spaß hatten, während die Frau zu leiden hatte. Eine kurze Welle der Trauer erfasste sie, als sie daran dachte, wie gern sie Lando diese Dinge jetzt an den Kopf geworfen hätte, aber zum Glück war dafür im Moment eigentlich gar keine Zeit.
    “Aber das dauert noch, Naha. So eine Geburt braucht viel Zeit.“ Und auch wenn Elfleda wusste, dass die Erklärung ihrer Tochter wohl nicht reichen würde, hatte sie die vage Hoffnung, dass es ihr schlicht zu langweilig sein würde, hier zu warten, und sie gleich zu Ida begeben würde.

  • Nachdem er so unsanft geweckt worden war, stand Witjon wenig später im Türrahmen zu Elfledas Zimmer und schaute vorsichtig herein. Die werdende Mutter war gerade im Gespräch mit Naha. Der junge Ubier liebte dieses Mädchen, das so viele Züge seines verstorbenen Vetter in sich vereinte und Witjon so oft zum lachen brachte. Doch noch immer trübte es ihn, dass das Kind offenbar eine Abneigung gegen ihn hegte, die er sich nicht recht erklären konnte. Natürlich liebte er auch seinen Sohn. Audaod war mittlerweile fast ein Jahr alt und es sah gut aus für ihn. Er war ein kräftiger kleiner Windelscheißer geworden, der Ida oft genug die Ohren klingeln ließ. Krankheiten hatte er noch keinerlei erlitten, was für seine Widerstandskraft sprach. Hoffentlich blieb das so, denn Witjon fürchtete sich derartig vor dem Kindstod des kleinen Geschöpfes, dass es jedem Außenstehenden unvorstellbar sein musste. Praktisch jede Nacht betete er für seinen Sohn und auch für seine verstorbene Frau. In seine Gebete schloss er dann auch Lando mit ein und ebenso dessen Witwe, die nun ein gesundes Kind zur Welt bringen mochte, so es die Götter wollten. Aber bis es zum entscheidenden Augenblick kam, der über Leben und Tod entschied, würde es wohl noch einige Stunden dauern. Und eben dies versuchte Elfleda gerade ihrer Tochter zu erklären, die gewiss eine schlaue Frage dazu äußern würde oder gar eine kindlich-kluge Antwort parat hätte. Naha war nämlich verflucht gerissen und verstand viele Dinge sehr schnell, auch wenn sich ihr Weltbild bisher eher wie ein gewaltes Puzzel gestaltete, das sie erst in vielen Jahrzehnten vernünftig würde zusammensetzen können. Bisher war es wohl eher eine große Box aus Teilen, die nirgendwo so richtig zusammenpassen wollten. In Gedanken versunken stand Witjon also da und betrachtete Mutter und Tochter verträumt, während Marga in einer Zimmerecke ein paar Laken entfaltete und Lanthilda irgendwo in der Küche herumwuselte, um einen mit Wasser zu füllenden Bottich für spätere Notwendigkeiten zu organisieren. Ein bisschen sentimental wurde Witjon ja schon bei diesem Anblick, der ihn ihm plötzlich wieder die Sehnsucht nach Callista hochkommen ließ. Wie ein ekelhafter fetter Kloß setzte sich dieses Gefühl in seinem Hals fest, das ihn manchmal sprachlos machte vor Trauer um Vergangenes.

  • Naha
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    "Aaaaaaha.", machte Naha auf die Art und Weise, wie man jemandem nicht unmissverständlicher klarmachen konnte, dass man das gerade Gehörte für absoluten Schwachfug hielt. Sie runzelte die ihre kindliche Stirn und sah ihre Mutter mit einem Blick an, der die Frage nicht aussprach ob sie denn nun vollkommen übergeschnappt sei.


    "Uuuuund.... wie ist es da reinkommen?", hakte sie in perfekt journalistischer Art und Weise nach. Sie wollte Antworten. Sie würde sie bekommen. Sie hörte etwas hinter sich, drehte sich halb um und erblickte Witjon. Der ihren Vater angezündet hatte. Mit einem Satz war Naha auf den Beinen und krabbelte halb über ihre Mutter auf die andere Seite des Bettes, nur um Witjon einen finsteren Blick zuzuwerfen und sich dann wieder auf Elfleda zu konzentrieren: "Also?"

  • Natürlich hatte die Erklärung nicht gereicht. Wär ja auch zu schön gewesen, wenn sie das hätte. Elfleda stieß einmal schnaubend den Atem aus und konzentrierte sich kurz auf die Signale ihres Körpers, aber die Wehe war wohl vorbei und sie hatte einen Augenblick Verschnaufpause. Wortwörtlich.
    Sie setzte sich kurz aufs Bett, als sie Witjon in der Tür bemerkte und ihn kurz fragend ansah. Naha bemerkte ihn auch und krabbelte gleich auf die andere Seite des Bettes. Natürlich hatte Elfleda schon bemerkt, dass Naha sich in Witjons Gegenwart seltsam benahm. Fast, als hätte sie Angst vor ihm. Und der giftige Blick, den sie ihm zuwarf, der war schon fast unübersehbar, selbst wenn ihr mütterlicher Instinkt ihr nicht schon gesagt hätte, dass etwas im Busch war. Nur was es war, da hatte Elfleda keine Ahnung. Witjon konnte Naha gar nichts getan haben, selbst wenn er der Typ Mann wäre, der zu kleinen Kindern grob gewesen wäre. Was er aber sowieso nicht war. Aber irgendwas hatte Naha, und Elfledas einzige Theorie bestand darin, dass die Kleine es schwer nahm, dass Witjon nun der Führer der Sippe war, weil sie ihren Vater vermisste. Aber das würde sich geben.
    “Wie es hineingekommen ist?“ fragte Elfleda noch einmal nach und wandte ihre Aufmerksamkeit der Tochter zu. Sie hatte eigentlich nicht vor, ihr Kind weltfremd aufwachsen zu lassen und ihr irgendwelche Märchen von Störchen und Bienchen und Blümchen zu erzählen. Aber die Wahrheit würde sie sowieso noch nicht verstehen, und ein bisschen unschuldige Kindheit sollte sie ja doch haben. “Hast du schonmal bei Ragins Hunden zugeschaut, wenn einer auf den anderen springt?“ Gut, die Hunde waren hauptsächlich außerhalb, aber Naha war ja auch nicht nur im Haus hier. “Oder bei den Katzen?“ Immerhin hatten sie hier am Haus ein paar von den Tieren wegen der Mäuse, auch wenn die von den schmusigen Samtpfoten, die man später als Haustier bezeichnen würde, weit entfernt waren. Wehe dem, der eine anfassen wollte, der konnte sich gleich von Teilen seiner Haut verabschieden. “So ähnlich funktioniert das bei Menschen auch.“
    Und da kam auch schon die nächste Wehe, und Elfleda krallte sich in ihre Decke und machte ihrem Schmerz lauthals Luft, gefolgt von einigen neueren Flüchen über die Ungerechtigkeit der Welt und besonders der Männer.

  • Naha
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    Hunde und Katzen also. Naha versuchte sich an ihrem noch unentwickelten Gedächtnis, und fand irgendwo tatsächlich eine Szene wo ein Hund auf den anderen gesprungen war. Herausgekommen war ein Wollknäuel, bei dem der untere Teil des Knäuels ohrenbetäubend gejault hatte. Das hatte Naha so erschreckt, dass sie erst auf das Wollknäuel losgegangen war, weil sie dachte einer der Hunde würde sterben, und dann beinahe von BEIDEN Hunden gebissen worden wäre, weil sich nicht einmal Hunde gerne einen unfreiwilligen Coitus Interuptus unterschieben ließen. Thorgall hatte sie gerettet. Und dann die Sache mit den Katzen. Eines nachts war sie erwacht, weil sie schrilles Kreischen unten im Garten gehört hatte, und aus Angst vor einem Nachtmar hatte sie sich noch ängstlicher an ihre Mutter gepresst. Diese hatte im Halbschlaf dann erklärt, dass eine Katze und ein Kater gerade dabei waren kleine Kätzchen zu produzieren. Aha. So war das also... und anscheinend war es immer mit einer enormen Menge Schmerz verbunden.


    Wie auf das Kommando zeigte ihre Mutter dann auch die gleichen Symptome, biss die Zähne zusammen und warf Sprüche in den Raum die Marga die Stirn runzeln ließen. Mit Schreckensweiten Augen blickte Naha ihre Mutter an: "Warum tut man sowas, wenn das so weh tut?"

  • Die Wehe verklang wieder und Elfleda saß noch ein wenig da und lauschte in ihren Körper hinein. Irgendwas passte da einfach nicht, und sie wusste nicht zu sagen, was es war. Aber sie hatte das Gefühl, als würde das Kind sich gar nicht richtig senken, wenngleich die Wehen schon so regelmäßig kamen, dass es das eigentlich müsste. Aber irgendwas passte einfach nicht.
    “Mach dir keine Sorgen, Schatz. Das verstehst du, wenn du älter bist.“ Ein herrliches Argument, um kindliche Fragen abzuwürgen. Elfleda mühte sich zwar meistens, geduldig zu sein und zu antworten, aber das hier war nun doch ein wenig zu kompliziert, um es so einem kleinen Stöpke zu erklären. Sie würde es sowieso nicht verstehen. Außerdem war es an der Zeit, dass sie den Raum verließ. Wenn die Fruchtblase platzte wollte Elfleda nicht unbedingt noch erklären müssen, was da gerade passierte. “Aber Naha, du solltest jetzt zu Ida gehen. Das hier ist eine Erwachsenen-Sache.“
    Gut, das stimmte nicht ganz. Spätestens, wenn Naha 8 oder 10 wurde, würde sie bei Geburten mithelfen müssen, soviel stand fest. Elfleda würde nicht zulassen, dass diese in eine Ehe ging ohne zu wissen, was denn passierte. Aber mit ihren nicht ganz 3 Jahren war es dazu noch zu früh, sie wollte ihr nicht endlose Albträume bescheren.

  • Und gerade als Elfleda Naha fortschickte, trat Eila durch die Tür, an der ein irgendwie zurückhaltender Witjon lehnte. Seit dem Tod ihres Bruders war noch nicht genug Zeit vergangen, als dass Eila hätte Lächeln können... allerdings wusste nicht, ob es überhaupt so viel Zeit geben konnte. Dennoch schenkte sie der Witwe ihres Bruders einen aufmunternden Blick. Lokis Tod hatte viel verändert und Eilas Einstellung zu dem ein oder anderen ebenfalls. Sie liebte ihr kleine Nichte und fühlte sich durch ihr Leid und ihre Einsamkeit Elfleda näher als man je hätte vermuten dürfen. Keinerlei Groll hegte sie mehr gegen die Schwägerin, auch wenn es sicher noch etwas dauern würde, bis ihr Verhältnis wirklich unbeschwert sein mochte.


    "Komm her, mein Schatz, wir schauen mal in der Küche nach, ob wir nicht noch Kekse von gestern übrig haben." meinte sie daher an Naha gewandt und zwinkerte Elfleda zu während sie die Arme ausstreckte als Aufforderung für das kleine Mädchen hineinzuspringen.
    Sobald sie Naha unten abgesetzte hätte, würde sie zurückkommen und sich um die werdende Mutter kümmern. Es war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, dass ihr toter Bruder ein Kind kriegen würde. Es würde seinen Vater nie kennenlernen.

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