[Domus] Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus

  • Er rieb sich die Augen, er schüttelte den Kopf, er sah Bashir fassungslos an. Und Reatinus wurde sich bewusst, dass er gerade nicht träumte. Nein, es war tatsächlich sein Sohn Rusticus, der dort stand, mit Leib und Seele. Was sollte Reatinus jetzt sagen? Soll er lieber gar nichts sagen? Er wusste nicht einmal, was er fühlen sollte. Wiedersehensfreude, Erstaunen, Neugierde, Sorgen. Irgendwie war es von allem ein bischen und diese wilde Mischung brachte ein Gefühl hervor, dass keinen Namen trug.
    Er konnte nicht anders. Reatinus wusste, dass gerade Mamercus ein sehr ruhiger und zurückhaltender Sohn war, obwohl er nicht einmal so erzogen hatte. Und obwohl er dies wusste, musste er ihn in einem Akt der väterlichen Zuwendung um den Hals fallen. "Mein Sohn, mein Sohn", rief er freudig.


    Er ließ wieder los, um seinen Sohn nicht vollkommen in Verlegenheit zu bringen. "Sei willkommen, Mamercus. Es ist schon so lange her. Erzähl, was hast du so lange gemacht?"

  • Etwas überrascht war Mamercus schon als sich sein Vater zu einer solchen Gefühlsregung hinreißen lies. Dennoch erwiderte er die Umarmung ehe Reatinus ihn aus dieser wieder entließ. Augenscheinlich hatte er nicht damit gerechnet seinen Erstgeborenen so plötzlich wiederzusehen. Wie hätte er das auch ahnen können? War es doch dieser Sohn, der in der Regel den geringsten Bewegungsradius aufwies. Dass ihn das Schicksal also direkt bis Mantua verschlagen würde war doch recht ungewöhnlich.
    Mamercus war von seiner Seite nicht weniger von Wiedersehensfreude und den übrigen, damit zusammenhängenden Gefühlen betroffen wie sein Vater, auch wenn er es weit weniger zeigte.


    Natürlich wollte Reatinus wissen, was sein Sohn getrieben hatte die letzten Jahre und erstaunlich bereitwillig gab dieser Auskunft: "Danke. Meine Lehre habe ich abgeschlossen und danach für Aulus gearbeitet. Eigentlich wollte ich nur Cnaeus' Eifer zügeln, aber ich habe mich mittlerweile entschieden, auch mein Heil in der Pflicht zu suchen."

  • Die Begrüßung zwischen Vater und Sohn war sehr herzlich, wie Bashir erleichtert bemerkte. Für einen Moment war ihm doch etwas flau im Magen gewesen, da sein Herr erst so zornig darauf reagiert hatte, daß Bashir jemanden mitgebracht hatte. Nun schienen Vater und Sohn miteinander beschäftigt. Der Sklave zog sich lächelnd ein wenig zurück, um nicht zu stören, und wartete einfach ab, ob sein Herr noch Aufträge für ihn hatte oder nicht.

  • Es war in der Tat ungewöhnlich, dass Rusticus nun auf einmal hier stand. Dieser Rusticus, der sonst nicht für Reisen zu begeistern war und sich immer mit dem Ort begnügte, auf dem er sich gerade befand! Nun war er hier, Reatinus´ Erstgeborener Sohn! Immer hatte sich Reatinus damit abfinden müssen, dass Mamercus den einfachen Beruf eines Zimmermannes eingeschlagen hatte. Er war anfangs nicht begeistert. Doch nur Überzeugungskraft von seinem sonst so ruhigen Sohn und der Wille, seinem Sohn diesen Wunsch erfüllen zu können und erst später zu wollen, waren es, dass Reatinus letzten Endes zufrieden mit dem Lebensweg von Rusticus war. Er konnte nicht erwarten, dass seine Söhne den Weg gehen würden, den er einst ging.
    Nach der Auskunft seines Sohnes stutze Reatinus. Hieß das etwa, dass er doch in die Fußstapfen seines Vaters treten wolle? Etwas, was Reatinus begrüßte und wiederum bereute. Denn er konnte Rusticus letzten Endes nicht die Hürden nehmen, die Reatinus selbst zu bewältigen hatte, und er wollte es auch nicht. Seine eigenen Kinder waren alles, was ihm nach dem tragischen Ableben eines Großteils der artorianischen Linie blieben. Und er wollte keine Schwächlinge als Söhne, die alles in den Rachen bekommen. Überhaupt war die Gens Artoria eine Familie, die sich ihren Ruhm erarbeitete und sich dessen mehr als nur würdig erwies.


    "Du möchtest zur Legion, mein Sohn", sprach der Vater, "Und ich werde es dir nicht verbieten. Doch ich möchte dir nicht die Hürden nehmen, die mir selbst aufgelastet wurden. Durch sie bin ich erst zum Mann geworden und nur weil ich dich liebe, werde ich dir nicht die Herausforderungen des Lebens nehmen."

  • Zwar überwogen noch immer die positiven Gefühle des Wiedersehens, doch die Ermahnungen seines Vaters verärgerten ihn und verletzten seinen Stolz. Wie konnte sein Vater nur derart schlecht von ihm denken? Lange musste Reatinus nicht auf eine Entgegnung warten.
    "Der Wunsch meine Pflicht am Imperium zu leisten drängt mich schon seit einiger Zeit zur Legion. Wie gesagt war es Gnaeus' überstürzter Aufbruch, der den Ausschlag gab und nicht etwa die Chance mit dem Vater als Tribun schneller aufzusteigen. Was wäre ich für ein Artorier, ja was für ein Römer würde ich aus solchen Motiven handeln? So hast du mich nicht erzogen und so bin ich nicht, wie du wissen dürftest."


    Schon lange hatte er nicht mehr so viel am stück gesagt und er winke Bashir zu etwas zu trinken zu bringen. Anschließend blickte er seinem Vater wieder offen ins Gesicht und um noch etwas Versönlicheres zu sagen und nicht eingeschnappt zu wirken, was er nicht war, fügte er hinzu: "Ins Peristylum?!" Wobei er etwas zurück trat um seinem Vater direkt den Weg freizugeben.

  • Dass der Sohn sich zu solch langen Worten hinreißen ließ, erstaunte selbst seinen Vater. Für Rusticus waren so viele Worte am Stück schon selten, denn obwohl Reatinus und zu Lebzeiten auch Calusidia nicht so schweigsam waren, musste sich Reatinus fragen, vom wem Rusticus diese Eigenschaft wohl geerbt haben könnte. Vielleicht kam er nach seinem Großvater. Der war auch nie der Gesprächigste. Und unerwartet verärgert zeigte sich sein Sohnemann, obwohl Reatinus ihn nicht verletzen wollte. Es war nur eine alte Angewohnheit, Neuankömmlingen in der Legion naive Träume zu zerstören. Und doch musste Reatinus grinsen, nicht aus Schadenfreude, sondern weil er sich gerade selbst in jungen Jahren sah.
    "Das will ich hoffen, sonst hätte ich doch auf ganzer Linie versagt", sprach Pater Familias augenzwinkernd. "Ich bin stolz auf dich, Sohn, dass du in meine Fußstapfen trittst." Etwas, das selbstverständlich war, aber er wollte es noch einmal erwähnt haben.


    Kaum, dass Reatinus Bashir zur Bestätigung zugenickt hatte, wollte Mamercus ins Peristylum. Wenn es nach Reatinus ging, gerne, was er mit einem kurzen und knappen Nicken zum Ausdruck brachte.

  • Ah, der junge Herr wollte also etwas zu trinken haben. Bashir schaute nur kurz zu seinem Herrn, der aber keine weiteren Wünsche hinzufügte, sondern nur nickte. Bashir holte also Becher, Wasser und Wein und folgte den beiden ins Peristylum. "Soll ich vielleicht auch einen kleinen Imbiß bringen, Herr? Oder wollt ihr bis zur Cena warten?", fragte Bashir höflich während einer Gesprächspause, nachdem er die Becher nach den Wünschen der Herren gefüllt hatte.

  • Nach der Begrüßung wieder im Schatten des Säulenganges machte es sich Mamercus auf einer Kline bequem. Allerdings verschwendete er keinen Gedanken an das angenehme Leben das er hätte führen können. Ein solches Leben wäre ein Angriff auf das Andenken seiner Ahnen uns auf seine Selbstachtung gewesen. Wahre Ehre und wahrer Ruhm war für einen Artorier eben nur in er Kunst des Krieges zu ernten und das von der Hasta auf. Allerdings war er sich dessen bewusst, dass er sich an ziemlich große Fußstapfen wagte. Nicht nur sein Vater hatte sich mühsam durch alle Mannschaftsdienstgrade hochgearbeitet, nein auch in seiner etwas weiteren Familie gab es eine ganze Reihe Männer, die im Militär ihre Erfüllung gefunden hatten.


    Was eine kleine Zwischenmahlzeit anging würde eher auf die Cena warten, überließ es jedoch gänzlich seinem Vater.

  • Bashir hörte aufs Wort und brachte die gewünschten Dinge zu den beiden Artoriern. Nickend bedankte sich Reatinus für den Eifer des Parthers und nahm sich einen der beiden mit Wein gefüllten Becher. Bashir hatte am Bein eine Verletzung, doch er war für Reatinus nicht weniger fleißig. Im Gegenteil.
    Still, genau so wie sein Sohn, nahm Reatinus neben Rusticus Platz und sah seinen Sohn einfach nur an, nachdem er die Frage nach dem Essen abwinkte. Er würde bis zur Cena warten, um sich seinen Appettit aufzuheben, der jetzt sogar umso größer war. Ein Moment der Stille.
    "Du hast dich sehr verändert, Mamercus. Als ich dich letztes Mal sah, warst du glücklich, deinen Beruf als Zimmermann auszuüben. Das hat mich glücklich gestimmt. Du gedenkst also, einzutreten - gleich morgen?"

  • Mamercus konnte an sich keine Veränderung feststellen, aber er war ja auch stets mit sich selbst zusammen. Für ihn war es nur ein Entschluss der das unabwendbare Ergebnis einer Vielzahl kleinerer Abwägungen und Überlegungen darstellte. All diese vielen Schritte hatten wohl zu der Veränderung seiner Haltung beigetragen. Ja er war glücklich gewesen als Zimmermann, doch betrachtete er diese Zeit nur noch als Vorbereitung auf ein Leben als Legionär. Sicher, er hatte es bequemer gehabt als seine Zukunft zu werden versprach, doch hatte die harte Arbeit Körper und Geist gleicherma0en in Form gebracht und gestählt.
    "Wenn die Pflicht auch heute schon ruft, so folge ich doch erst morgen."


    Mehr als eine Nacht Aufschub wäre wohl in der Tat nicht angebracht, würde man ihm als Rittersohn womöglich die eine ohnehin schon ankreiden.

  • Also kein Imbiß. Bashir eilte humpelnd in die Küche, um dort Entwarnung zu geben und kehrte dann rasch wieder zurück. Still blieb er im Hintergrund und achtete nur darauf, daß die Becher stets rechtzeitig nachgefüllt wurden. Den Herren sollte es an nichts fehlen. Irgendwie tat Rusticus ihm ja leid. Wenn er morgen der Legion beitrat, dann war es mit solchen Annehmlichkeiten vorbei. Ob ihm wirklich bewußt war, wie hart das Soldatenleben war? Bashir jedenfalls wünschte es sich nicht zurück.

  • Sim-Off:

    Da Reatinus ja einige Zeit abwesend sein wird schließe ich das hier mal ab.


    Nachdem sich Vater so ausgiebig ausgetauscht hatten, wie Mamercus' wortkarge Rede dies zuließ. nahmen die beiden eine späte Cena ein und Mamercus ging anschließend früh zu Bett, konnte aber sehr lange in dem ungewohnt weichen Bett des Gästezimmers nicht einschlafen. Unruhig wälzte er sich von der einen auf die andere Seite, denn obwohl er sich seines Entschlusses sicher war, beschlich ihn doch jene Nervosität, die sich vor einem so radikalen Wandel seines Lebens selbstverständlich einstellte.
    Als er jedoch endlich zur Ruhe fand schlief er, ermattet von er für seine Verhältnisse ungewöhnlich langen Reise, unverzüglich ein und erholte sich ausnehmend gut, da er sich eines fast säuglingshaft tiefen Schlafes erfreute.


    Als er wieder erwachte war es noch früher Morgen, doch Mamercus ließ sich und der Legion ausreichend Zeit und stand erst auf, als sein Vater das Haus schon verlassen hatte. Es war dennoch noch immer recht früh, als er sich auf den Weg machte, der Legion endgültig beizutreten.

  • Bashir war gerade dabei, den Boden im Atrium zu wischen, als es klopfte. Ausgerechnet! Hoffentlich war es niemand wichtiges, der ins Atrium geführt werden mußte und am Ende auf der Nässe ausglitt. Außerdem mußte er dann von vorne anfangen.


    Brummelnd stellte er das Putzzeug hinter einer Säule ab, dann wischte er sich die nassen Hände an der Tunika trocken und ging zur Porta, um sie zu öffenen. Sein Blick verriet Erstaunen, als er einen Mann... mit einem Bettgestell auf einem Maultier!... dort stehen sah. "Salve", grüßte der Parther höflich und wandte den Blick nun mit Mühe von dem seltsamten Anblick auf den Mann. "Was kann ich fürr Dich tun, Soldat?" Daß Möbel geliefert werden sollten, davon war Bashir nichts bekannt. Und solch ein Möbel... nein, das konnte er sich schwerlich vorstellen.

  • Der Soldat erkannte leicht, dass er keinen Kameraden vor sich hatte, der zur Ordonanz eingeteilt war. Also musst das ein Zivilist sein. "Salve", grüßte er daher freundlich und mit wenig militärischem Eifer. "Der Tribun hat mich beauftragt, meine Pritsche hier vorzuführen, sobald sie repariert ist."

  • Sehr soldatisch wirkte der Mann nach seinem Verhalten ja nicht. Aber das konnte natürlich daran liegen, daß er gleich durchblickt hatte, daß er nur einen Sklaven vor sich hatte. Als der Mann sein Anliegen vorbrachte, bekam der Parther kugelrunde Augen. Die spinnen, die Römer, dachte er für sich, bevor er höflich nochmal nachfragte. "Du solltest die Prritsche hierr vorrführren? Err ist gerrade nicht da. Also derr Trribun. Aberr vielleicht genügt es ja, wenn ich sie prrüfe und ihm späterr darrüberr berrichte? Was warr denn damit?" Bashir trat näher an das Möbel heran und schaute es prüfend an. "Wie lautet denn Dein Name, Soldat?" Er mußte seinem Herrn doch wenigstens sagen, wer da vorgesprochen hatte.

  • Der Soldat konnte bestens verstehen, dass der Mann vor ihm mit den Augen rollte. Er fand es ja auch total dämlich vom Tribnen, diese Strafe anzuordnen. Aber er konnte ja nichts dagegen machen. "Ja, ich sollte die Pritsche hier vorführen", antwortete er daher. "Der Tribun fand, das sie kaputt war. Ich habe das eine Bein ausgebessert. Was tut man nicht alles, damit die Offiziere glücklich sind? Lange schlafen können wir ja doch nicht, was stört da ein wackeliges Bein?"


    Dass der Mann die Pritsche selber prüfen wollte fand er zwar nett, fürchtete aber, dass das nicht reichen würde. "Ich muss das dem Tribun schon selber zeigen. Das war ein Befehl. Wenn ich's nicht mache, lässt er mich bestimmt auch noch mehr Zeug reparieren oder so. Damio heiße ich, Aulus Novius Damio. Vierte Centurie der neunten Kohorte."

  • "Errfrreut, Dich kennenzulerrnen, Aulus Novius Damio. Mein Name ist Bashirr." Der Sklave besah sich das Bett und ruckelte mal an allen Beinen. Für ihn sah das ganz in Ordnung aus. "Es wirrd sicherr eine lange Zeit dauerrn, bis mein Herrr nach Hause kommt. Möchtest Du das Bett hierr vielleicht abstellen? Ich könnte Dirr späterr Bescheid sagen, wenn Du es wiederr abholen kannst. Du wirrst sicherr nicht die Zeit haben, hierr zu warrten, oderr?" Natürlich konnte es auch sein, daß der Soldat die Gelegenheit nutzte, sich auf diese Weise vor unangenehmen Pflichten zu drücken. Bashir grinste, er hätte jedenfalls damals solch eine Gelegenheit genutzt.


    Gerne hätte er den Mann hereingebeten. Doch ihn mit Gastfreundschaft belohnen, wo er doch offenbar eine Art Strafe verbüßte? Sein Herr würde das sicher nicht richtig heißen. "Wie lautete denn derr Befehl ganz genau?" Manchmal konnte man einen Befehl wörtlich befolgen und sich so herauswinden ihn so zu befolgen, wie der Offizier sich das gedacht hatte.

  • "Was heißt, dass es lange dauern wird, bis der Tribun zurück ist?", fragte der Soldat zurück. "Ist er nicht im Lager? Ich brauche das Bett ja heute Nacht. Wenn er im Lager ist, dann kann ich es zu ihm bringen. Das war sein Befehl. Ich sollte das Bett zu ihm bringen und es vorzeigen, wenn ich es repariert habe."


    Wenn der Tribun nun allerdings gar nicht im Lager war, konnte die Sache noch umständlich werden, bemerkte der Soldat selber. Laut Befehl müsste er ihm dann wohl sogar hinterher reisen, aber dazu sicher erst seinen Centurio fragen, ob er das Lager verlassen durfte. Er fand das alles viel zu viel Aufwand für ein Bett, was nie wirklich kaputt war.

  • "Nein, err ist nicht im Lagerr. Aberr err wirrd sicherr heute noch zurrückkehrren. Ungewiß ist nurr, wann err zurrückkehrren wirrd." Bashir hob bedauernd die Schultern. Gerne hätte er dem Mann etwas genaueres gesagt, doch sein Herr hatte keine Angaben dazu gemacht, wann er zurückkommen würde. "Wie kann ich Dirr helfen, Damio? Hast Du gerrade Dienst?"

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