Ludi Apollinares

  • Die nächste Wende nahmen die Wettkämpfer noch in unveränderter Reihenfolge: Tolimedes und Kyrios Agoon kämpften um die Führung – Tolimedes innen, der Tylusier außen. Rechts davon und mit kleinem Abstand war Burolix, dann kam ganz außen Alexandros. Mehaf lag dahinter und mit kleinem Abstand folgte Casetorix.


    Doch dann geschah es: in der folgenden Kurve wurde Tolimdes ein wenig aus der Kurve getragen. Sein rechtes Pferd kam dabei dem linken Führungspferd von Kyrios in die Quere. Das erschrak, wich instinktiv aus und brachte die anderen Tiere seines Gespanns aus dem Tritt. Der Tylusier hatte alle Mühe, seine quadriga wieder unter Kontrolle zu bringen. Zwar konnte er das Schlimmste – einen Unfall – vermeiden, aber nur zum Preis einer viel zu weiten Kurvenfahrt.
    Auch Tolimedes musste Tempo heraus nehmen.
    Burolix sah die Lücke. Mit dem Wagemut der Jugend stieß er hinein und lag plötzlich in Führung.
    Tolimdes konnte hinter ihm Platz Zwei retten. Aber Kyrios Agoon musste auch noch den außen fahrenden Alexandros passieren lassen und fand sich danach auf Platz Vier wieder.
    Er konnte von Glück reden, dass er zumindest noch Mehaf und Casetorix hinter sich hielt.


    Sie gingen erneut über die Ziellinie und beendeten die zweite Runde. Burlix jetzt in Führung vor Tolimdes. Dann folgte Alexandros aus Serdica, dann Kyrios Agoon vor Mehaf und Casetorix.


  • Tolimdes sah das Unheil schon bei der Einfahrt in die Wende kommen. Sein rechter Gegner war zu dicht und er selbst hatte die ideale Linie verpasst. Ihre Pferde gerieten aneinander. Er riss an den Zügeln, um das Schlimmste zu vermeiden. Der Widersacher verschwand aus seinem Blickfeld. War er gestürzt oder nur nach außen getragen worden? Tolimdes hatte keine Zeit sich umzusehen. Denn urplötzlich war da ein anderer neben ihm und schon eine halbe Pferdelänge in Front. Tolimdes erkannte das goldgelbe Trikot des Mannes von der Aurata und stieß einen ärgerlichen Fluch aus.

  • Gespannt verfolgte Ursus den Verlauf des Rennens. Er ließ Burolix kaum aus den Augen, denn hier mußte der junge Fahrer beweisen, ob er sein Geld wert war oder nicht. Der Aurelier saß am Rand des Aurata-Blockes, kein besonders gesunder Platz, denn gerade an solchen Randbereichen kam es gerne mal zu Prügeleien mit den direkt dabei sitzenden Fans anderer Factiones. Doch das gehörte eben zum Spaß dazu. Schon in der ersten Runde konnte sich Burolix einen ganz guten Platz erobern. Nun in der zweiten Runde schob er sich geschickt weiter vor und die Aurata-Fans sprangen von ihren Plätzen auf, um zu jubeln und ihn anzufeuern. Auch Ursus sprang auf und brüllte mit ihnen im Chor:


    "Zieht der Veneta das Seidenhöschen aus,
    Seidenhöschen aus, Seidenhöschen aus!
    Zieht der Veneta das Seidenhöschen aus,
    Seidenhöschen aus, Seidenhöschen aus!"

  • Die dritte Runde.
    Burolix von der Aurata konnte seine Führung verteidigen.
    Aber Tolimedes von der Veneta blieb ihm dicht auf den Fersen.
    Kyrios Agoon aus Tylus, den es in der Runde davor weit nach außen und hinter Alexandros aus Serdica getragen hatte, attackierte diesen. Der Mann von der Praesina war bisher ein sehr besonnenes Rennen gefahren und hatte sich aus allem heraus gehalten. Aber jetzt wollte er sich seinen dritten Platz nicht wieder nehmen lassen. Verbissen trieben beide ihre Pferde an und keiner wollte nachgeben. Sie waren so in ihren Zweikampf verstrickt, dass sie ihre sauberen Linien an den Wendemarken aufgaben. Das machte sich Mehaf zunutze. Er blieb innen und konnte die metae unbedrängt nehmen. Das brachte ihn vor die beiden Streithähne und machte ihn am Ende der Runde zum sprichwörtlich lachenden Dritten.
    Auch Casetorix kam ihnen nun gefährlich nahe, lag am Ende der Runde aber immer noch auf dem letzten Platz.


  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio



    Es waren tatsächlich Blumen gewesen, die Serapio ihr da schenkte und zusätzlich noch ein Begrüßungskuss. Wie kam sie denn zu dem? Sie nahm etwas überrascht die Blumen und versuchte sich schnell wieder zu fassen. Sicher lag diese überschwängliche Begrüßung an seiner Freude auf das Rennen. Er hatte ja schon die ganzen Tage vorher ganz aufgeregt davon gesprochen und es ihr die ganze Zeit schmackhaft gemacht. Hier war sie ja nun und alles andere hatte sicher mit dieser kindlichen Freude zu tun. So kam er ihr die ganze Zeit vor. Ein kleines Kind, dass sich riesig darüber freute endlich ein Spielzeug sehen zu dürfen woraus es sich gefreut hatte. Seit langer Zeit. Die Blumen waren dennoch sehr schön. Kurz steckte sie ihre Nase hinein, zog den Duft ein und atmete genießerisch aus. Sie rochen sogar sehr schön.
    "Vielen Dank für dein Kompliment. Es freut mich sehr, dass dir mein Aufzug gefällt. Ich war noch auf keinem Rennen und wusste daher nicht was man so trägt. Aber nein, von Ducetius und Glaucides ist es nicht. Kennst du Hirpinus und Mutulus? Ein wirklich gutes Geschäft und viele gute Sachen zu einem guten Preis."
    Auch wenn Celeste viel Geld hatte und es auch stehlen konnte um genug da zu haben, kaufte sie lieber dort ein als bei ganz teuren Geschäften.


    Dann gings weiter und direkt zum Renngeschehen.
    "Ich denke, dass die Plätze gehen und habe keine Angst. Etwas Staub macht mir nichts aus. In der Stadt staubt es auch gern viel und oft."
    Da saßen sie nun und sahen zu wie die Wagen entsprechend der Verlosung die Aufstellung nahmen und dann nur wenige Augenblicke weiter das Rennen gestartet wurde und die Wagen schon losrasten um den Platz ganz vorn an der Spitze zu erreichen oder zu halten. Zumindest wusste sie nun wer gewinnen sollte, aber es war nur ein Name und wusste nicht welcher Wagen es war, der gewinnen sollte. Die erste Runde war erstaunlich schnell zu ende und schon gings in die Zweite. Scheinbar lief es für die Facto der Serapio so zugeneigt war recht gut. Bürolix war auf dem ersten Platz. Zumindest meinte sie das rausgehört zu haben.

  • Die vierte Runde.
    In seinem Bemühen, Burolix nicht ziehen zu lassen und mit ihm mitzuhalten, übertrieb es Tolimdes. Er kam zu schnell in die zweite Wende, sein Wagen drohte zu schleudern und er musste dem rasenden Lauf seiner Pferde mit Gewalt Einhalt gebieten. Die Folge davon war eine wenig harmonische Kurvenfahrt, die ihn viel Zeit kostete.
    Zu viel, wie sich zeigte. Denn denn der Abstand zu Burolix wurde nicht geringer, nein, er vergrößerte sich. Aber noch schlimmer war, dass sein factio-Kollege Mehaf die Schwäche nutzte, an ihm vorbei ging und sich an seiner statt auf den Zweiten Platz setzte.
    Dahinter geschah, was sich bereits in der Vorrunde angekündigt hatte. Weiterhin ließen Alexandros und Kyrios Agoon in ihrem Zweikampf nämlich nicht nach. Sie verloren Zeit. Casetorix hatte bereits in der dritten Runde viel Boden auf sie gut gemacht. Jetzt, in der vierten, überholte er sie.


  • Der Gelbe war schnell. Aber Tolimedes gönnte ihm die Führung nicht, obwohl bei diesem Rennen doch auch der dritte Platz zum Weiterkommen reichte. Er wollte ein Zeichen setzen und schon bei seinem ersten Rennen hier im Circus zeigen, dass die Veneta mit ihm eine gute Wahl getroffen hatte. Er wollte siegen!


    Aber wie so oft, reicht das Wollen alleine nicht aus.
    Und Tolimdes wollte an der zweiten Wende der vierten Runde zu viel. Er war schnell. Zu schnell für die enge Kurve, die er, noch immer auf der Innenbahn liegend, fahren wollte.
    Er spürte genau, wie sein Wagen unter ihm zu schleudern begann, weg rutschte und die Pferde durch sein nach außen drängendes Gewicht aus dem Tritt brachte.
    Rasch lehnte er sich schwer nach hinten, um die Pferde wieder einzufangen und die Fahrt zu verlangsamen.
    Es war nur eine kurze Korrektur und nach der Wende beschleunigte seine quadriga wieder. Doch Mehaf war vorbei. Aus dem Augenwinkel hatte er das hämische Grinsen des Aegypters gesehen. Tolimedes machte sich nichts vor: er fuhr hier nicht nur gegen die aurigae der anderen factiones, er fuhr auch gegen die seines eigenen Rennstalls. Denn Casetorix und vor allem Mehaf wollten sich von ihm, dem Neuling, nicht verdrängen lassen.

  • Die fünfte Runde.
    Zu Beginn dieser Runde lag Burolix noch knapp in Führung. Aber sein Nachteil war, dass er nicht innen, direkt an der spina fuhr, sondern nur in zweiter Linie. Innen und in Schlagdistanz war jetzt Mehaf und der profitierte von den engeren Radien seiner Wenden. Der Aegypter von der factio Veneta hatte seine Pferde in der ersten Rennhäfte zudem geschont und beides zusammen zahlte sich aus. Stück für Stück zog er vorbei und am Ende der Runde war er schon deutlich vor Burolix und in Führung.
    Tolimedes, Casetorix und Alexandros aus Serdica waren dahinter und dicht beieinander. Alexandros hatte sich in den letzten Runden einen erbitterten Zweikampf mit Kyrios Agoon geliefert. Doch jetzt gelangen ihm mehrere sehr gute Wenden und er löste sich von ihm, während die Pferde des Tylusiers sichtbar ermüdeten und dieser mehr und mehr zurück fiel.
    Der Fahrer der Praesina holte auf und als sie die Runde beendeten, hatte er einen minimalen Vorsprung vor den beiden Fahrern von der Veneta. Casetorix lag seinerseits ganz leicht vor Tolimedes. Aber die Abstände waren äußerst gering und Tolimedes fuhr ganz innen, neben ihm sein Kollege Casetorix und noch immer ganz außen Alexandros.
    Zu dritt, Seite an Seite, jagten sie über die Rennbahn und trieben sich gegenseitig an. Schon kamen sie dem Zweitplatzierten Burolix gefährlich nahe. Die beiden letzten Runden versprachen spannend zu werden.
    Nur Kyrios Agoon konnte da nicht mehr mithalten.


  • Tolimedes blieb auf der Innenbahn. Aber er sah, wie sich seine Pferde immer schwerer damit taten, die engsten Kurven zu gehen. Er hatte ihnen zu Beginn des Rennens viel zugemutet und er fürchtete, dass es zu viel gewesen war.
    Casetorix, sein factio-Kollege, lag direkt neben ihm. Bei den Wenden holte er auf, obwohl er den weiteren Weg gehen musste. Noch schneller war dieser Grüne, der die ganze Zeit außen blieb.
    Tolimedes sah sich in Bedrängnis.
    Ein Blick nach vorne. Dort ging Mehaf an dem Führenden mit dem goldgelben Trikot vorbei.


    “Fulmen flieeeeg! Hey! Hey!“, trieb er sein Führungspferd beherzt an.


    Jetzt galt es. Nur noch zwei Runden und er musste wenigstens Dritter werden...

  • “Ein munteres Rennen.“, kommentierte Aelius Quarto das Geschehen auf der Bahn.
    “Die Jugend ist ungestüm, aber sie traut sich was.“


    Als Mehaf an Burolix vorbei ging, rieb er sich vergnügt die Hände.
    Vom Hochgefühl verleitet, rief er etwas voreilig den allseits bekannten Schlachtruf der Blauen: “Veneta victrix! Veneta victrix aeterna!“


    Ein wenig hämisch sah er hinüber, zum Block der Aurata-Anhänger.









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    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

  • “Führen wir?“, fragte Paulina.
    Sie kannte sich zwar mit Ducetius et Glaucides, Versacius oder Castracampus aus, hatte aber so überhaupt keine Ahnung von Wagenrennen.

  • “Oh ja, 'WIR' führen.“, gab Quarto seiner Base zur Antwort.
    “Aber es kommt nicht nur auf den Sieg an. Das ist nur der Vorlauf. Es geht vor allem darum, auf einen der ersten drei Plätze zu kommen. Hoffen wir also, dass unsere beiden anderen Fahrer auch noch nach vorne kommen. Wie schön wäre es, wenn wir alle drei im Finale erleben könnten.“


    Wenn es um Wagenrennen ging, war Quarto offensichtlich Optimist.









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    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

  • Zwei Runden lang konnte Burolix an der Spitze des Feldes über die Ziellinie preschen. Der Junge war nicht schlecht. Zumindest bisher. Der Aurata-Block tobte vor Freude.


    "AURATA VICTRIX! AURATA VICTRIX!"


    Doch das Blatt wendete sich, einer der Venetafahrer konnte Burolix zurückdrängen und auch der zweite Platz konnte von dem jungen Gallier nur sehr knapp gehalten werden. Ursus schaute zum Venetablock herüber und sah den fast hämischen Blick Quartos. Er grinste ihn zuversichtlich an. "Noch ist das Rennen nicht vorbei", rief er den Veneta-Anhängern lauthals zu. Und feuerte dann seinen Fahrer weiter an: "Vorwärts, Burolix! Laß sie Staub schlucken!"

  • Bequem zurückgelehgnt und mit seinen Sitznachbarn plaudernd verfolgte Macer den Vorlauf. Es war ein sehr wechselhaftes Rennen mit zahlreichen Platzierungswechseln, die er so nicht unbedingt erwartet hatte. Bei den zahlreich vorhandenen blauen Fahrern verlor er zwar irgendwie den Überblick, hatte aber den Eindruck dass im bisherigen Lauf des Rennens zwei ihre Positionen von ganz vorne nach ganz hinten und umgekehrt getauscht hatten. Das stimmte wohl etwas mit der Renntaktik nicht, dachte er sich und war gespannt, wie es weiter gehen würde.

  • Die sechste, die vorletzte Runde.
    Mehaf lag nun unbehelligt an der Spitze. Keiner seiner Gegner behinderte ihn länger. So zog er konzentriert seine Bahn und vergrößerte den Abstand zu den Verfolgern.
    Burolix konnte ihm nicht mehr gefährlich werden. Ganz im Gegenteil, brach er regelrecht ein.
    Von hinten näherten sich ihm Alexandros, Casetorix und Tolimedes in breiter Front, Alexandros ganz rechts außen, Casetorix in der Mitte und Tolimdes links und innen liegend.
    Auch Burolix zog nach innen, als er merkte, dass er den davon eilenden Mehaf nicht halten konnte.
    Alexandros ging rechts außen an ihm vorbei.
    Auch Casetorix zog nach rechts, setzte sich neben ihn und hatte nach der zweiten Wende sogar einen hauchdünnen Vorsprung.
    Doch wohin sollte Tolimedes? Links war die spina, vor ihm wurde Burolix langsamer und der Weg rechts an ihm vorbei war durch Casetorix und Alexandros blockiert. Er musste seine Pferde zügeln und verlor an Boden.
    Kyrios Agoon hatte sich noch nicht aufgegeben. Vielleicht hoffte er auf eine Karambolage, von der er profitieren konnte. Er verkürzte den Rückstand, lag aber noch immer deutlich hinter den anderen.


    So ging es in die Finalrunde: Mehaf vorneweg und unbedrängt, dahinter außen liegend Alexandros aus Serdica, in der Mitte Casetorix und neben ihm, innen fahrend, sein jüngerer Bruder Burolix. Dahinter, eingeklemmt, Tolimedes, der dringend eine Lücke brauchte, durch die er noch nach vorne stoßen konnte. Am Schluss Kyrios Agoon.


  • Der Mann von der Aurata wurde immer langsamer. Entsetzt sah Tolimedes, wie er nach innen zog und nun direkt vor ihm war.


    Rechts neben ihm lag sein Stallgefährte Casetorix und rechts von dem wiederum der Mann von der Praesina. Die hatten Platz zum Überholen. Aber er, Tolimdes, wohin sollte er?


    “Caso! Hey, Caso, mach mir Platz!“, rief er zu seinem factio-Kollegen hinüber.


    Aber die rasende Fahrt, das wilde Getrappel der Hufe und der Jubel der unzähligen Zuschauer verschluckten seine Worte. Oder wollte er ihn vielleicht auch gar nicht hören?
    Auf jeden Fall setzte er sich neben den Gelben und für Tolimedes gab es kein Durchkommen.


    Er lag auf dem vorletzten Platz und wenn es so bliebe, dann würde er ausscheiden.
    Das durfte nicht sein!
    Er musste da irgendwie vorbei! Viel Zeit hatte er nicht mehr. Er musste eine Lücke finden, schnell.
    Schon war die letzte Runde angebrochen...

  • Die siebte und letzte Runde und der Zieleinlauf.


    Mehaf lag in Front und sein Abstand wurde immer größer. Ein am Ende souverän heraus gefahrener Sieg schien ihm sicher.
    Aber dahinter wurde es eng.
    Alexandros, Casetorix, Burolix und auch noch Tolimedes rangen um die Plätze Zwei und Drei, die ebenfalls noch für den Einzug in das Finale reichten.
    Alexandros lag außen. Eigentlich war das keine günstige Ausgangsposition, weil die innen liegenden Casetorix und Burolix an den Wendemarken kürzere Wege gehen konnten.
    Tolimedes hatte es noch schwerer, denn er war hinter den beiden, zwar nur knapp, aber wie sollte er an ihnen vorbei kommen, selbst wenn er schneller wäre?
    Noch einmal trieb er seine Pferde an und ließ sich an der ersten Wendemarke weit nach außen tragen, so das er erstmals seit dem Start die Innenspur verließ.
    Dort waren nach wie vor Burolix und neben ihm Casetorix. Die beiden Brüder, denn das waren sie, bekämpften sich bitterlich. Die Familie schien ihnen in diesem Augenblick nichts zu gelten, sondern nur das Weiterkommen.
    Kopf an Kopf und in wilder Fahrt kamen sie zur zweiten Wendemarke, der letzten des Rennens. Keiner der Beiden wollte nachgeben. Viel zu spät zügelten sie ihre Pferde, so dass sie über den besten Einlenkpunkt weit hinaus schossen.
    Auf diesen Augenblick hatte Tolimedes gewartet und gehofft. Von außen kommend stieß er erneut nach innen und links neben Burolix, der nun auch endlich die Kurve nahm. Casetorix, der rechts von ihm war, musste einen noch weiteren Weg gehen.
    Fast gleichauf gingen sie auf die letzte Gerade und preschten dem Ziel entgegen.


    Das hatte Mehaf inzwischen erreicht. Mit großzügigem Abstand ging er über die Linie und siegte.
    Alexandros war der Nutznießer des Geplänkels. Er hatte die letzten beiden Kurven ruhig und schnell genommen. Damit rettete er einen knappen Vorsprung bis ins Ziel und kam auf Platz Zwei.
    Doch wer wurde Dritter? Tolimedes, Burolix oder Casetorix?
    Es war Tolimedes!
    Am Schluss war er hauchdünn vor Burolix und der wiederum vor Casetorix. Es war ein denkbar enger Zieleinlauf. Nich jeder im weitläufigen Rund des Circus Maximus konnte sofort erkennen, wer von den Vieren denn nun wirklich vorne gelegen hatte und erst allmählich sprach sich das Ergebnis herum.


    Kyrios Agoon hatte mit all dem nichts mehr zu tun. Zu weit war er zurück. Das konnte er nicht mehr aufholen, konnte nicht mehr eingreifen und wurde Letzter. Manch einer glaubte, ein böser Fluch läge auf den Tylusiern, immer wenn sie im Circus Maximus antraten und Kyrios Agoons Abschneiden schien das zu bestätigen. Andere waren der Meinung, dass für die Tylusier ungewohnte Geläuf war schuld. Vielleicht war es aber auch einfach nur beständiges Pech.


    Das Ergebnis des Vorlaufs stand fest:
    1. Mehaf von der factio Veneta, der sich damit für das Finale qualifiziert hatte
    2. Alexandros aus Serdica von der factio Praesina, auch qualifiziert
    3. Tolimedes von der factio Veneta, der dritte Qualifikant
    4. Burolix von der factio Aurata
    5. Casetorix von der factio Veneta
    6. Kyrios Agoon aus Tylus


  • An der vorletzten Wende ließ Tolimedes die Zügel locker. Seine quadriga wurde nach außen getragen, kam aber mit Schwung auf die Gerade.
    Der Grüne ist schon zu weit weg, schoss es ihm durch den Kopf.
    Aber was war mit dem Gelben und seinem Mannschaftskameraden Casetorix? Sie waren Brüder, hatte ihm Casetorix erzählt und Tolimedes hatte gespürt, dass Casetorix dem jüngeren Bruder dessen Erfolge neidete.


    An der letzten Wende lenkte Burolix, der Gelbe, viel zu spät ein. Casetorix blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls einen weiten Weg zu gehen, denn nach innen konnte er ja nicht.
    Tolimedes sah die Lücke, die sich da auf tat.
    Er legte sich in die Zügel und rief seinem Führungspferd 'Fulmen' etwas aufmunterndes zu. Der Wagen zog wieder nach innen.
    Es wurde eng. Burolix wollte ihm den Weg abschneiden. Aber mit seinem Geschwindigkeitsüberschuss war er schon fast neben ihm. Tolimedes' rechtes Pferd – ein bulliges und aggressives Tier – schnappte nach dem Leitpferd von Burolix. Das wich kurz zurück.
    Jetzt war der Weg frei. Wild feuerte er seine Pferde an und in rasender Fahrt ging es über die Ziellinie.


    Doch welchen Platz hatte er belegt? Tolimedes wusste es nicht. Mehaf hatte gesiegt, dass war klar. Der Grüne war wohl Zweiter geworden, glaubte er. Aber ob er selbst nun Dritter, Vierter oder Fünfter geworden war, dass wusste er nicht zu sagen.
    Erst als sein Stallknecht zu ihm lief und freudestrahlend rief, dass er es geschafft hätte, da wusste er, dass er im Finale stand.

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Bis zur Zieldurchfahrt und sogar noch etwas länger musste Merula zittern, denn er selbst hatte zwar auch sogleich Tolimedes auf dem dritten Rang einfahren sehen, doch galt es zu überprüfen, ob das nicht vielmehr seinem Wunschdenken als dem tatsächlichen Ergebnis entsprach.
    Als ihm dann das erfolgreiche Abschneiden von Mehaf und Tolimedes von einigen Sitznachbarn bestätigt wurde, konnte auch der Iunier seinen Sieg voll auskosten: "Nichts mit Untergang, Piso! Ich würde vielmehr von der Wiedergeburt des erfolgreichen Venetarennstalls sprechen."
    Vielleicht überstrapazierte Merula sein Glück nun, doch zuversichtlich wie er nach dem überzeugenden Auftritt der Blauen war, bot er dem Flavier sogleich eine neue Wette an: "Ich biete noch einmal 100 Sesterzen. Dass ein Blauer heute den Sieg davon trägt."

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