tablinum | Flöhe hüten ist leichter

  • Daß dies alles die Phantasie seiner Cousine nur noch mehr angekurbelt hatte, konnte Ursus wahrhaftig nicht ahnen. Er ging einfach davon aus, daß noble junge Damen sich gedanklich nicht so viel, eigentlich gar nicht, mit derartigen Gedanken befaßten wie das bei jungen Männern der Fall war. Hätte man ihn gefragt, warum eigentlich, dann hätte er diese Frage sicher nicht beantworten können.


    So füllte er, zufrieden mit sich, zwei Becher. Zwar verdünnte er den Wein, aber etwas weniger stark als sonst üblich. Bei einem Becher schadete das bestimmt nicht. Er reichte ihr einen der Becher und trank selbst einen Schluck aus dem anderen. "Nunja, der Abend hatte gerade erst begonnen. Schade ist es schon, die Mädchen waren sehr schön, sie hatten gerade anfangen wollen, für uns zu tanzen." Warum erzählter er ihr das eigentlich? Ursus verstummte recht plötzlich und lächelte dann entschuldigend. "Das ist kein Problem. Wirklich nicht. So etwas läßt sich schließlich nachholen." Er hüstelte etwas verlegen. Dieses Thema sollten sie wirklich fallen lassen.


    "Sag mal, Du bist doch nun schon so lange in Rom. Sicher hast Du unzählige Freundinnen. Nur gesehen haben wir die hier noch nie. Magst Du sie nicht mal einladen? Wir haben dank Marcus so einen schönen Garten, daran hättet ihr doch sicher viel Freude." Es war ja nur so eine Idee, denn er hatte den Eindruck, daß seine Cousine deutlich unterbeschäftigt war.

  • Oh, da hatte Prisca mit ihrer Frage den Cousin anscheinend etwas in Verlegenheit gebracht - und mit ihm sich selbst. Das war wirklich kein Gesprächsthema für sie beide! Prisca spürte wie ihre Wangen zu glühen begannen und etwas betreten nahm sie seine Antwort zur Kenntnis. Schnell setzte sie den Becher mit Wein an ihre Lippen und nahm einen tiefen Schluck während sie den Blick unsicher umher schweifen ließ . Puh! … kommt mir das nur so vor, oder schmeckt heute der Wein heute viel besser als sonst?


    Zum Glück wechselte Ursus das Thema und so konnte auch Prisca ihm wieder in die Augen sehen. Unzählige Freundinnen und noch nie hier gesehen? Naja weder das Eine noch das Andere stimmte so, was sicher mit daran lag, dass man sich innerhalb der Familie einfach zu selten über den Weg lief um zu wissen, was der oder die Andere den ganzen Tag über so trieb.


    Aber der Vorschlag von Ursus gefiel Prisca sofort! Wobei die Frage die war, ob Marcus auch seine Freude daran hätte wenn sein Heiligtum, der Garten, für ein ausgelassenes Fest her halten müsste. "Hm, meinst du wirklich der Garten wäre der richtige Ort für ein Fest? Du weißt doch wie eigen Marcus bezüglich seiner Blumen ist" Erst kürzlich beim Ballspielen mussten wieder etliche der edlen Orchideen ihr zartes Pflanzenleben lassen, was ihm hoffentlich noch nicht aufgefallen war."Aber ich würde wirklich gerne einmal all meine Freundinnen hierher einladen, wenn du nichts dagegen hast?!" Allein der Gedanke was die für Augen machen würden. Oh ja da fällt mir sicher noch etwas Nettes ein um sie alle zu beeindrucken...



    edits: TippEx *sfz*

  • "Ihr seid keine Kinder mehr. Ich denke doch, daß die kostbaren Pflanzen von euch nicht so entsetzlich viel zu befürchten haben. Außerdem: Was nützt der prächtigste Garten, wenn man nicht hin und wieder damit prahlen kann?" Außerdem ging es Marcus viel zu schlecht, um Einspruch zu erheben. Ursus konnte sich auch nicht vorstellen, daß der etwas dagegen hätte. Es war doch gut, wenn Prisca Freundschaften schloß und mal auf andere Gedanken kam. Sie hockte viel zu viel ihm Haus, da mußte man ja vereinsamen - oder auf dumme Gedanken kommen.


    "Ich habe auf jeden Fall nichts dagegen, Prisca. Ganz im Gegenteil. Dies ist ein so großes Haus! Was hier fehlt, ist Leben. Du bist erwachsen und.. nunja, meistens vernünftig. Es wird bestimmt eine schöne Feier. Wenn Du Geld dafür benötigst, dann sag es bitte." Er hatte zwar keinen Zugriff aufs Familienvermögen und sein eigenes war eher nicht so groß. Aber für diese kleine Feier mochte es wohl reichen.

  • Ts …natürlich sind wir keine kleinen Kinder mehr!, zog Prisca gespielt grimmig eine Schnute zu dieser Bemerkung und grinste sogleich wieder verschmitzt.Na dann ... wenn Ursus der Meinung war, dass der Garten eine "kleine Feier" ruhig vertragen könnte, würde sie selbstverständlich nicht nein sagen. Zumal Marcus ohnehin keinen Einspruch einlegen konnte und es auch noch ein wenig dauern würde, bis er wieder auf den Beinen wäre. … Und bis dahin wären längst wieder Gras und neue Blüten über die Sache - oder besser gesagt - den Garten gewachsen . :D


    "Danke Ursus. Das ist wirklich sehr nett von dir. Celerina hatte erst letztens in den Thermen auch die Idee für ein Fest geäußert. Vielleicht sollte ich mich mit ihr zusammen tun, was meinst du?", strahlte Prisca ihren Cousin glücklich an, wobei sie gedanklich schon die nötigen Vorbereitungen für das Fest durch ging. Ein einfaches kleines Fest?? Nee nee!. Natürlich musste das Ereignis so pompös wie möglich ausfallen, denn als Patrizier konnten sie sich keine halben Sachen erlauben. Und das würde zwangsläufig auch einige Umbau- und Umgestaltungsmaßnahmen, im Haus so wie im Garten, mit beinhalten. Hmm, Natürlich lade ich ALLE ein die ich kenne und die sollen ruhig mitbringen wen sie wollen. … Platz?! Oh den werden wir brauchen. Am besten sollen die Sklaven einige von den Hecken um schneiden, damit die Grünfläche etwas größer wird. …Das impluvium gestalten wir in ein Blumenmeer um und die Wege? Die auch .. Ja und dann brauchen wir … und und Das war nur ein Auszug aus Priscas Gedanken, die darüber fast die letzten Worte ihres Cousins überhört hätte.


    Geld? Ja das bräuchte sie sicher auch, aber vieles gab es hier in der villa ohnehin in solchem Überfluss, dass Prisca über mögliche Kosten noch gar nicht nach dachte. "Das ist sehr lieb von dir. Ich werde mich melden, sobald ich etwas brauche. " Mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange dankte die Aurelia ihrem Cousin für seine Großzügigkeit und plapperte voller Begeisterung gleich weiter: "Ach ja …vor allem aber, bräuchte ich die Hilfe der Sklaven und zwischendurch vielleicht mal deinen Rat und … auf alle Fälle musst du bei dem Fest mit dabei sein!! Wann ist denn dein Tribunat endlich abgeleistet?" Mantua war zwar nicht aus der Welt, aber es wäre trotzdem schade wenn Ursus genau zu dem Zeitpunkt dort wäre ...

  • Sim-Off:

    Zeitlich befinden wir uns leider noch vor dem Tribunat ;)



    Ihre Miene sprach Bände. Ursus konnte Prisca nicht nur ihre Freude ansehen, sondern auch, daß sie bereits in Gedanken plante. Vermutlich stellte sie die Gästeliste und Speisefolge zusammen. Er mußte unwillkürlich schmunzeln. Es war ihm egal, ob das Haus nach der Feier in ein Trümmerfeld verwandelt war. Die Cousine glücklich und freudig beschäftigt zu sehen, war so ziemlich alles wert.


    "Ja, wenn Celerina ohnehin auch schon derartige Pläne geäußert hat, solltet ihr euch wirklich zusammen tun. Ich hoffe, ihr versteht euch gut? Es gibt doch keine Probleme zwischen euch, oder?" Eine gute Gelegenheit, auch das einmal abzufragen. Es war das eine, sich hin und wieder zu treffen, da war es leicht, sich gut zu verstehen. Aber unter einem Dach zu wohnen, das war schon etwas anderes. Bisher hatte sich Prisca so ziemlich als Hausherrin fühlen können, da sie von allen anwesenden Frauen am längsten im Haus war. Und nun, nach Corvinus' Hochzeit, hatte jemand von außen diese Stelle eingenommen. Es konnte leicht sein, daß es da zu Reibereien kam.


    "Mein Tribunat beginnt ja jetzt erst. Und dauert dann ein Jahr. Aber vielleicht kann ich es so einrichten, daß ich für ein paar Tage nach Rom komme. Mantua ist zwar nicht gerade um die Ecke, aber schließlich auch nicht aus der Welt. Die Sklaven stehen Dir selbstverständlich zur Verfügung. Und mein Rat steht Dir ebenfalls zur Verfügung."

  • Bei der Bemerkung ob es Probleme zwischen ihr und der Flavia gäbe, blickte Prisca ihren Cousin ein wenig verwundert an. Hatte er Grund dies an zu nehmen, oder warum fragte er so direkt danach?! "Nein, es gibt keine Probleme zwischen uns. Ich finde Celerina sehr nett und wir werden uns, glaub ich, sehr gut verstehen", erwiderte Prisca soweit sie das - so kurz nach dem Einzug der Flavia in die villa - beurteilen konnte. Mit Sicherheit könnte sie dies natürlich erst dann sagen, wenn ihre Tante sich hier eingelebt hatte und vielleicht die eine oder andere Meinungsverschiedenheit, bezüglich der Führung des Haushaltes und der Sklaven entstünde. In dem Bezug war Prisca es in der Tat gewohnt, ein gewisses Mitspracherecht zu haben. … Nun das wird sich zeigen, wie es künftig sein wird, dachte sich die Aurelia gelassen und nahm einen weiteren Schluck von dem köstlichen Wein.



    Die Verwunderung kehrte noch einmal auf ihr Gesicht zurück, gepaart mit mit ein wenig Verlegenheit bezüglich Ihres Fauxpas . "Ach, dein Tribunat beginnt … erst? Oh, … das das wusste ich ja gar nicht … ", etwas peinlich war es Prisca schon zugeben zu müssen, dass sie über diese wichtige Sache so schlecht informiert gewesen war. Umso ehrlicher klang allerdings der Wunsch, dass der Cousin unbedingt bei dem Fest dabei wäre, auch wenn ihnen noch ein ganzes Jahr bevor stünde:"Oh wie schade. … Dann wird es umso wichtiger sein, dass wir die Feier lange genug im voraus planen, damit du auch sicher hier sein kannst", fügte sie deshalb schnell nickend hinzu. In dem Moment wich allerdings das freudige Lächeln und machte Platz für ein ganz anderes Gefühl da ihr jemand einfiel, den sie sehr gerne hier hätte und der noch dazu ihrem Cousin sehr nahe stand.


    Fast traute sich Prisca die Frage nach seiner Schwester nicht zu stellen, denn erst vor wenigen Tagen hatte die Aurelia - rein zufällig - ein Schreiben über Minervinas Gesundheitszustand gelesen. "Wie … wie geht es eigentlich Minervina? … Glaubst du, sie wird zu der Feier auch kommen können?", fragte Prisca schließlich doch und mit sichtlicher Betroffenheit in ihrer Stimme da sie eine dunkle Vorahnung hatte, wie die Antwort ihres Cousins vielleicht ausfallen könnte.

  • "Das freut mich." Er hatte ja auch nur gefragt, um sicher zu gehen, daß da nicht ein Kummer schlummerte. "Ich finde sie ja auch sehr nett, aber ich bin ihr auch noch nicht oft begegnet. Ihr müßt ja die ganze Zeit miteinander auskommen, das ist eben doch immer etwas anderes. Aber ich finde es wirklich schön, daß ihr euch so gut versteht. Hoffentlich bekomme ich auch so eine nette Frau, wie Corvinus." Er hüstelte ein wenig verlegen.


    "Das wäre sehr schön, wenn ich bei der Feier dabei sein könnte." Wenn er ehrlich war, dann log er jetzt ein wenig. Denn als vermutlich einziger Mann würde er sich doch mehr als verloren vorkommen mitten in so einer Herde von schnatternden jungen Frauen. Da war das Tribunat doch eine gute Ausrede, um sich davor zu drücken. Doch natürlich wollte er Prisca nicht den Spaß verderben, sondern sie lieber in ihrem Plan unterstützen. "Du wirst das sicher hinbekommen, Prisca."


    Doch im nächsten Moment verdüsterte sich seine Miene vor Sorge und Traurigkeit. "Es geht ihr jedenfalls nicht besser. Die letzte Nachricht ist schon wieder eine Weile her. Sie... sie will einfach gar nichts mehr. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, um ihr zu helfen. Hier hat sie sich verkrochen und ließ niemanden mehr an sich heran. Ich dachte, eine andere Umgebung, eine schöne Umgebung... das Meer, das ihr das Lebensfreude geben würde."

  • Insgeheim hatte Prisca gehofft ihr Cousin würde ihre Sorgen und Bedenken um Minervina, mit einer freudigen Nachricht zerstreuen. Doch seine Miene verfinsterte sich und da ahnte Prisca bereits, dass es keine guten Nachrichten gab. Die Freude über die Feier und sein Versprechen zu kommen waren mit einem Mal nebensächlich, angesichts der Sorge um einen liebgewonnenen Menschen. "Aber noch ist es doch nicht zu spät, oder? Was sagen denn ihre Ärzte?", versuchte Prisca mit ihrer gehauchten Frage zumindest nach einem rettenden Strohhalm zu greifen. Ihre Hand legte sie indes behutsam auf Ursus Arm in der Hoffnung, er würde ihre Verbundenheit spüren und darin ein wenig Trost finden. "Ich weiß jedenfalls, dass du alles Mögliche für sie getan hast Ursus. … ", versuchte Prisca ihrem Cousin zumindest das Schuldbewusstsein zu erleichtern. Ginge das überhaupt? Prisca wurde gerade schmerzlich an etwas erinnert, über das sie allerdings niemals würde sprechen können: Damals, als ich geglaubt habe ich leide an der selben tödlichen Krankheit wie meine Mutter, da bin ich ohne ein Wort des Abschieds abgereist und habe Allen den wahren Grund verschwiegen. Ich habe mich auch verkrochen und wollte nur noch alleine sein mit mir und meinem Schicksal … Ob es bei Minervinva ähnlich war und sie wusste - oder zumindest glaubte - dass sie ...?


    Einen Moment lang stand sie nur da und starrte gedankenverloren in das Nichts, welches das Ende aller Dinge zu sein schien.Nein nein! Hör auf so einen Unsinn zu denken. Das sind nur dumme Vermutungen. Warum hast du ihr nicht schon längst einen Brief geschrieben oder sie besucht?! , schalt Prisca sich selbst aufs schärfste, als sie Ursus wieder ansah: "Soll ich zu ihr reisen und mit ihr reden?" Auch wenn dies vielleicht nichts mehr nützen sollte, würde sie den Versuch sofort unternehmen um Ursus irgendwie bei zu stehen.

  • Noch ist es nicht zu spät. Genau das war ein Punkt, bei dem Ursus sich nicht sicher war. "Die Ärzte sagen, sie muß essen. Und sie muß an die frische Luft. Und unter Leute. Sie vergeht einfach, Prisca. Sie will mich nicht mal sehen..." Seine Hand krallte sich um die Tischkante. So fest, daß die Knöchel weiß hervortraten. "Habe ich das wirklich? Sollte ich besser hinfahren und sie zwingen zu essen? Oder mache es damit nur schlimmer? Vielleicht bin ich zu lieb zu ihr, vielleicht braucht sie Strenge?" Er war einfach am Ende mit seinen Ideen, reine Verzweiflung beherrschte ihn, wenn das Thema auf seine Schwester kam. "Würdest Du das tun? Würdest Du zu ihr fahren und mit ihr sprechen? Wenn Du glaubst, ich sollte auch hinkommen, dann schreibe mir. Egal was sonst ist, ich komme! Der Legat wird es sicher einsehen, wenn es um das Leben meiner Schwester geht." Nicht, daß er den Legaten kennen würde und wissen konnte, ob er solche Gründe anerkannte. "Ich kann einfach nicht verstehen, was in ihr vorgeht. Und weil ich das nicht verstehe, kann ich ihr nicht helfen."

  • Die Verzweiflung stand Ursus buchstäblich ins Gesicht geschrieben und auch Priscas Miene wurde immer sorgenvoller, je mehr sie über Minervinas tatsächlichen Zustand erfuhr. Es scheint schlimmer um sie zu stehen wie ich dachte, erkannte Prisca und es wurde ihr bang bei dem Gedanken, dass vielleicht jede Hilfe zu spät kommen würde. Doch einen Versuch war es allemal Wert - keine Frage: "Natürlich fahre ich zu ihr, Ursus, versprach Prisca ohne zu zögern und sie versuchte so überzeugt wie möglich zu wirken mit dem was sie tat und sagte. "Gleich morgen früh reise ich ab und ich werde dir sofort schreiben, sobald ich mit Minervina gesprochen habe. ... Wärst du so lieb, den Wagen und alle Nötige für mich vorbereiten zu lassen?", bat sie ihn mit einem sanften Lächeln, welches aufmunternd wirken sollte auch wenn es vielleicht ein wenig schief war.


    Es war an der Zeit sich zurück zu ziehen, denn ihrem Versprechen folgend musste Prisca selbst noch viele Vorbereitungen treffen. Wobei sie sich arg einschränken müsste, denn eigentlich war es für die Aurelia undenkbar von heute auf morgen so eine Reise anzutreten. Die Auswahl der vielen Kleider, Schuhe, Schmuck und sonstige Dinge und das Überwachen der Sklaven beim packen der vielen Kisten und und und … das alles stellte Prisca ihrem Cousin zuliebe hinten an. Dieses Mal würde eine einfache Reisekiste reichen (müssen).


    Doch ehe sich Prisca von Ursus verabschiedete, hielt sie noch einmal inne um auf seine vorangegangenen Worte etwas zu erwidern: "Was ich noch sagen wollte, …. suche die Schuld bitte nicht bei dir Ursus, nur weil Minervina dich nicht sehen will. Oft sind es gerade die Menschen die wir am meisten lieben, die wir dann nicht um uns haben wollen wenn es uns selbst schlecht geht. Sie sollen unser Leid nicht sehen und sich darüber grämen, dass sie nichts für uns tun können. … Außerdem denke ich es würde nichts bringen, Minervina mit Strenge zu irgend etwas zu zwingen. Damit würdest du nur erreichen, dass sie sich noch mehr zurück zieht."Warum Prisca das so bestimmt sagen konnte? Weil es zumindest bei ihr so gewesen war und sie glaubte, dass es bei Minervina ähnlich sei. Sicher sagen konnte sie es natürlich nicht, aber bald schon würden sie es wissen …


    "Wenn du mich nun entschuldigen würdest. Wir sehen uns sicher morgen früh noch vor meiner Abreise ..." Mit einem herzlichen, wenngleich etwas traurigem Lächeln wollte sich Prisca von Ursus verabschieden. Allerdings blieb sie stehen bis ihr Cousin das Gespräch, zu dem er sie ursprünglich hierher beordert hatte, ebenfalls als beendet ansähe.

  • Priscas Worte taten Ursus wohl, auch wenn seine Sorge dadurch natürlich nicht schwand. Doch wenn sie sich um Minervina kümmern würde, dann würde es vielleicht noch eine Chance geben, seine Schwester aus diesem tiefen Loch herauszuholen. "Es wird alles für Dich bereit sein, Prisca. Ja, bitte schreibe mir, wenn es etwas Neues gibt. Oder wenn Du glaubst, daß meine Anwesenheit helfen kann. Wie schon gesagt: Ich komme sofort! Ich werde es irgendwie möglich machen!" Für seine Schwester würde er eine Möglichkeit finden.


    Als Prisca weitersprach und ihm erklärte, daß er keine Schuld hatte, hoffte er, das sie Recht hatte. Es klang so logisch, als sie es aussprach. Woher wußte sie das nur alles? Sie war doch selbst noch so jung! Und doch so klug. "Vermutlich hast Du Recht. Mit Strenge würde ich alles nur schlimmer machen. Hab Dank, Prisca. Ich habe das Gefühl, Du verstehst so viel besser, was in ihr vorgeht." Er konnte nicht anders, er mußte seine Cousine in seine Arme nehmen. "Danke, tausend Dank! Für Deine Unterstützung und Hilfe. Ja, natürlich, Du hast zu packen." Er ließ sie wieder los und lächelte. "Mögen die Götter mit Dir sein und euch beide beschützen."

  • Prisca erwiderte die Umarmung ihres Cousins, indem sie sich mit einem leisen Seufzer an ihn schmiegte. So als könne sie dadurch noch etwas Kraft und Hoffnung tanken, obwohl sie eigentlich voller Zuversicht war. Doch da war auch ein seltsames Gefühl in ihr, dass sie nicht zur Ruhe kommen ließ. Was - wenn ich zu spät komme? Ich Minervina nicht mehr helfen kann. Wenn es keine Hoffnung mehr gibt und die Nornen ihr Schicksal bereits besiegelt haben??? Prisca kniff angestrengt die Augen zusammen und versuchte jeden weiteren Zweifel zu unterdrücken, sofern das überhaupt möglich war.


    Nur ein leichtes Lächeln und ein stummes Nicken folgte auf Ursus Wunsch hin, die Götter mögen sie und Minervina beschützen … und auch dich Ursus. Mögen sie uns allen beistehen!, fügte Prisca zum Abschied stumm und mit einem innigen Blick in seine Augen hinzu. Dann verließ sie das tablinum und eilte in ihr cubiculum zurück, um sich dort für die Abreise vorzubereiten …

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