• „Wen soll ich gesehen haben?“ Pina sah ihre Schwester etwas verwirrt an. „Ach so“, da begriff sie erst was ihre Schwester meinte. Lachend stieß sie Sila in die Seite, „du jetzt wieder. Nein da muss ich dich enttäuschen, die sah ich nicht.“
    Pina lächelte ihr Tantchen an, „du musst dir keine Sorgen machen, alles ist gut.“ Sehnsüchtig schaute sie auf den Tisch, wieso hatte sie gerade jetzt so einen Hunger? Seufzend griff sie in die Obstschale, nahm sich einem Apfel und biss herzhaft hinein. Ihren Mund noch nicht ganz leer gegessen nuschelte sie, „entschuldigt bitte aber ich habe wirklich großen Hunger und etwas zu trinken wäre auch nicht schlecht. Da ich euch aber nicht leiden sehen kann, fange ich gleich an.“
    Etwas Hühnchen wäre jetzt das Richtige für mich, kaum ausgedacht biss noch einmal in den Apfel und kaute schnell ihren Mund leer. „Also, was ich euch jetzt erzähle darf den Raum nicht verlassen. Ich weiß, ich weiß ihr beide seit keine Tratschtanten, ich wollte es sicherheitshalber nur erwähnt haben. Zuerst brachte Trogus mich in die Principia zum Tribun. Ich hatte mich schon auf allerlei eingerichtet und sah mich auch schon wieder unverrichteter Dinge gehen aber dann war alles ganz anders. Er schickte Trogus raus und da wurde es mir doch etwas mulmig. Aber was soll ich euch sagen?“ Der angebissene Apfel schaute mich an, dachte Pina und konnte nicht anders, sie musste hinein beißen.

  • Mittlerweile hatte es sich Valentina liegend auf der Kline bequem gemacht und blickte erwartungsvoll zu ihrer Nichte. Die Aussage, dass sie sich keine Sorgen machen sollte ließ die Quintilia leicht lächeln. Valentina wusste nicht wie es ist eine Mutter zu sein aber sie fühlte sich für die beiden Mädchen vor ihr mehr als verantwortlich und das kam dem wohl dann doch recht nahe. Sorgen würde sie sich also bis ins hohe Alter machen. Aber das verschwieg sie natürlich und wollte statt dessen hören was passiert war.
    Auf die Aussage, dass Pina hungrig war und der Tatsache, dass sie sich gleich einen Apfel griff, sah Valentina über die Schultern hinweg zu ihrem schweigsamen Diener. Dieser stand wie meistens irgendwo in der Nähe. Obwohl der Gute nicht mehr sprechen konnte war er doch immer irgendwie da um seinen Dienst zu leisten. So auch jetzt. Er hatte verstanden, nickte und verließ dann den Raum.
    Gerade als Pina weitererzählte blickte Valentina wieder zu ihr.
    "Du warst mit dem Tribun alleine in dessen Büro?"
    Da war sie wieder die Sorge. Ihre zierliche kleine Pina alleine mit einem ausgewachsenen, kriegserfahrenen Mann ohne jemanden der auf sie aufpasste?
    Aber sie saß unversehrt vor ihr, also versuchte sich Valentina wieder zu beruhigen und fragte nach. "Du warst also allein mit ihm?"

  • Den Blick ihrer Tante zu dem Diener nahm Pina dankbar wahr, schaute diese dann aber verwundert an. „Sicher war ich mit dem Tribun alleine in seinem Officium. Es ging doch nicht anders. Was hätte Trogus denn sonst von ihm denken sollen? Sind wir doch mal ehrlich, keiner von uns hätte sich diese Blöße in aller Öffentlichkeit gegeben. Noch dazu so einem jungen Ding, wie ich es bin, solch eine Frage zu stellen. Er muss schon arg verzweifelt sein der Ärmste, eher noch in großen Nöten. Da konnte ich nicht anders, ich antwortete ihm so gut ich konnte und sagte ihm zu..... Aa sehr schön, etwas zu Essen, danke Tantchen.... Ihr würdet ihm doch auch an meiner Stelle helfen, oder?“
    Erwartungsvoll schaute Pina ihre Zwillingsschwester Sila und ihre Tante an.

  • Immer noch größtenteils schweigend blickte Valentina zu ihrer Nichte hinüber. Sie wusste nicht ob es der Hunger oder die Folge der Aufregung waren, doch sie konnte Pinas Worten einfach nicht folgen.
    Deswegen wartete sie, bis ihr stummer Diener ein Tablett hereintrug auf dem leckeres Obst und ein paar belegte Brote lagen. Dieses stellte er auf den Tisch zwischen den Damen ab, versicherte sich mit einem Blick, dass alles in Ordnung war und verschwand dann wieder in den Hintergrund. Valentina ließ Pina noch die Gelegenheit zuzugreifen und wenigstens ihren gröbsten Hunger zu stillen, dann nahm sie einen Schluck aus ihrem Becher und sah zu der Jüngeren hinüber.
    "Du warst also mit dem Tribun alleine. Um welche Hilfe genau hat er dich denn gebeten?" Und etwas an der Art wie die Quintilia diese Frage stellte, machte deutlich, dass Valentina immer noch nicht ganz überzeugt war.

  • Dankbar nickte Pina dem Sklaven zu, als er mit dem Tablett rein kam und vor ihr abstellte. Sie ergriff ein Brot und wollte herzhaft hineinbeißen, stattdessen schaute sie irritiert ihr Tantchen an. Was hatte diese nur? Ständig wiederholte sie die gleich Frage. Ein Blick auf Sila brachte ihr auch keine Klarheit. Erst jetzt drang wirklich die zweite Frage zu ihr vor. Entsetzt riss sie ihre Augen auf und errötete. Sie schämte sich wegen dem Teil kindlicher Naivität, dass ihr wohl noch anhaftete. „Oh du hast doch nicht so etwas von mir und dem Tribun gedacht, dazu noch in seinem Offizium, wo jederzeit jemand rein platzen könnte. Jetzt geriet sie vollends aus der Fassung, den zweiten Teil hätte sie sich besser gespart, der verkomplizierte nur alles. Wer weiß was die beiden nun schon wieder von mir denken, dachte Pina seufzend.
    Um sich zu beruhigen, biss sie nun doch zuerst in ihr Brot und betrachtete es ganz intensiv, fast so als ob sie bisher noch nie ein Stück Brot gesehen haben. Erst als sie noch einen Schluck getrunken hatte begann sie langsam noch mal von vorne, ängstlich darauf bedacht nur ja keine falsche Äußerung zu machen. Sie kam sich fast vor als stände sie vor Gericht.


    „Also, der Tribun wollte von mir wissen ob ich mich mit kleinen Kindern auskennen würde“. Herje ob sich das sich gerade gut an hört, fragte sie eine innere Stimme. Darum redete sie schneller weiter. „Ihr müsst nämlich wissen zur Zeit ist der Tribun mit seinem kleinen Sohn alleine, seine Frau ist nicht da. Der Kleine ist aber scheinbar und verständlicher Weise sehr unglücklich und weint die ganze Zeit. Von mir wollte er nun wissen ob ich keinen gut Rat für ihn hätte. Scheinbar hat er keinen mit dem er über das Thema sprechen kann oder sprechen möchte. Ich erzählte ihm was ich vermutete worüber sich ein Kind freuen würde. Dabei dachte ich dann mehr an meine Vorstellungen die ich immer über meine Eltern hatte.“
    Pina hielt hier innen und trank noch einmal, denn ihr war klar jetzt kam wieder ein Teil wo die Fürsorge und der Argwohn ihrer Tante aufkommen würde.
    „Tja und dann, dann habe ich ihm angeboten ihnen den kleinen für eine kleine Weile abzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich ja noch an seine Frau wäre zu Hause und nur ein wenig überfordert oder indisponiert.“ Leise hatte sie das letzte hinzugefügte ehe sie wieder hastig den Rest ihres Brotes ergriff und hineinbiss.

  • Sila fand die Idee gut.
    „Natürlich...“ Platzte sie heraus. „Natürlich war das eine sehr gute Idee ihm das vorzuschlagen.“ Sie stopfte sie eine Traube in den Mund. „Nun.. es ist sicherlich nicht verkehrt. Jemand wie den Tribun als Freund zu haben. Und wenn du... nein wir ihm helfen können, dann werden wir das natürlich tun. Hat er konkret gesagt was er möchte? Also ob du zu ihm ins Haus oder ob der Kleine stundenweise zu uns kommt? Also ich finde die Idee wirklich gut. Was meinst du Tante?“

  • Die Tante war von der Idee noch nicht ganz so begeistert wie die beiden Zwillinge. Deswegen nippte sie vorerst nur schweigend an ihrem Becher.
    Und obwohl es ihr leid tat der Spielverderber zu sein, wollte sie doch, dass Pina sich der ganzen Tragweite bewusst wurde. Es war nicht nur zu ihrem Vorteil. "Du weißt, dass ich voll und ganz hinter euch stehe und jede Entscheidung die ihr trefft ist für mich insoweit in Ordnung als dass sie euch nicht gefährden. Und was ich von dieser Sache halten soll weiß ich noch nicht so recht. Natürlich spricht es für dich und es ist eine große Ehre. Aber ich hoffe du weißt auch welche Verantwortung du damit übernimmst. Das ist nicht irgend ein Kind. Du hast kein Wissen im Umgang mit Kindern."
    Eindringlich blickte sie zu ihrer Nichte. "Weißt du auf was du dich da einlässt?"
    Alles was Valentina wollte, war das Pina einen Moment darüber nachdachte und sich nicht von ihren Hochgefühlen leiten ließ. Die ganze Zukunft des Mädchens lag noch vor ihr. Sie durfte es sich nicht verderben. Ihre eigene nicht und auch nicht die ihrer Familie.

  • Pina aß zuerst einmal ein paar Trauben. Sie hatte gemerkt ihre Tante machte sich ernstlich Gedanken machte und sie nur vor einer falschen Entscheidung bewahren wollte. Ihr Tantchen, das wussten die Zwillinge aus Erfahrung, war eine herzensgute Frau, sie würde wenn es nötig und möglich war jedem helfen. Ihr Schwester und sie hatte sie aufgenommen obwohl sie selber kaum etwas hatte.
    Ausweichend meinte sie jetzt, „es ist schon spät und ich bin müde. Wenn ich geschlafen habe, sehe ich Morgen klarer. Ich wünsche euch beiden eine gute Nacht“. Sie nahm sich noch einen Apfel und ging zu ihrem Cubiculum.

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